Heidelberger Zeitung (44) (1902 (Januar bis Juni))

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, Berlm, 22. Februar. Bei einer Festlichkeit zur Feier
es Geburtstages Washingtons, welche die hiesige ameri-
^">ische Kolonie gestern Abend veranstaltete, hielt der
^erikanische Botschafter Withe eine Rede, in
,elcher er laut „Lokalanzctger" hervorhob, daß Dentsch-
'"llds Stellung im spanisch - amerikanischen
?kiege durch die Mitteilung im „Reichsanzeiger" für
Mrmann völlig klar gestellt sei und daß jetzt, beim
Uuch des Prinzen Heinrich ein neuer Austausch sreund«
Aaftlicher Gesinnung zwischen Dentschland und Amerika
Mfindet.

Wim, 21. Febr. Der bekannte Asrikaforscher Dr.
Ml Holub ist heute Abend nach langer Krankheit im
'o. Lebensjahr gestorbm.

. Triest, 22. Februar. Jn der gestrigen Gemeinderats-
^Ung ieilte der Bnrgermeistcr mit, die Statthalterei habe
Gemeinderatsbeschluß auf Einsetzung eincr Kommijsion
Untersuchung der Vorgänge in Tricst am
'4. und 15. Februar sistiert.

>. Loudon, 21. Febr. Der von dem Vorstand der
?beralen Partei in England gemachte Versuch, die
Merenzm zwischm dm Führern zu übertünchm, ist nicht
^glückt. Die gegnerische Presse konstatiert, daß der
'Eiß sich vertieft habe und, währmd Campbell Banner-
^onn nur bekannt hat, daß er in dm irischen Fragm sich
Gegmsatz zu Rosebery befindet, hebt letzterer selbst nach-
^hcklich seinm „Jmperialismus" auch bezüglich des Vor-
^hens in Südafrika hervor.

, Petersbmg, 20. Februar. Oesterreichische Händler
^ufen in letzter Zeit große Partim Pferde in Süd-
'Ußland auf ; sie wählm nur kräftige sechsjährige Thiere
die klein von Wuchs sind, und nehmm ausschließlich
bflr Bauernpferde. Die Händler zahlm ungewöhnlich hohe
Preise; sie sind beauftragt, im Ganzm 60 000 Pferde
^fzukaufm. Die Thiere werden mit der Eismbahn über
^ russischen Grmzstationm Podwoloczysk, Radziwillow
Wien befördert. Es verlautet, daß die Oesterreicher
Zwischenhändler seien, es dürfte sich um Lieferungm
^ die englische Armee handeln.

, Jalta, 22. Febr. Nachdem im Besinden Tolstois
gestrige Tag sehr unruhig gewesen ist, verlief die
^cht günstig. Das Gesamtbefinden ist heute besser.

. Rom, 21. Februar. (Kammer.) Bei der Präsi-
,kntenwahl wurdm 291 Stimmzettel abgegebm, davon
"2 ftzr den Regierungskandidaten Villa, 17 für dm
^vzialistm Costa; 120 Zettel waren unbeschriebm und 13
Mplittert. Da die absolute Mehrheit 147 ist, so war
t?kichwahl zwischen Villa und Costa nötig. Bei dieser er-
Villa 135 und Costa 25 Stimmen; außerdem wurden
.^2 unbeschriebene und 5 ungültige Stimmzettel abgegebm.
i7"Ug andauernde Bewegung.) Der Ministerpräsidmt
§"nardelli erklürte, infolge dieser Abstimmung behalte
'4 das Ministerium vor, in Beratung zu treten. (Un-
Ae.) Nach kurzer Debatte wurde die Abstimmung über
^ Bildung des PrästdialbureauS unter lebhafter Er-
^gung der Kammer anf morgm vertagt und die Sitzung
""fgehobm.

. Rom, 22. Febr. Die Blütter melden: Nach der
?itzung der Kammer beschloß das Kabinet cinstimmig,
^Ne Demission einzureichm, welche Zanardelli noch
""ends dem Könige unterbrettete.

. Madrid, 21. Febr. Wie aus Sevilla verlautet.
""d dort mehrere italienische Anarchisten cinge-
'-"ffen. Die Behörden trafm die mtsprechendm Maß-
^hrnen. Auch in Bilbao stnd Anarchisten eingetroffm,
^ eine Ausstandsbewegung hcrbeizuführen. Die Sozialisten
'rweigern ihnen die Unterstütznng. Der Ausstand in
^stellon ist durch Verständigung zwischm Arbeitern und
^dejtgebern beigelegt. JnSaragossa und Tarra-
^"na wurde der Belagerungszustand verhängt. Jn Sa-
^gossa wurden bei einem Versuch einer Straßenkund-
?^ung mehrere Personen verhaftet. Bei den letztm Ruhe-
^rungen in Barcelona wurdm mehr als 40 Menschen
Ariötet; die Zahl der Verwundeten ist noch nicht fest-
Mellt. Die Ausständigen erhalten große Geldsummen
""s London. Das Gefängnis wurde gestürmt zur Be-

freiung der gefangenen Ausständigen, doch wurbe der An-
griff von dcn Truppen zurückgeschlagen.

Barcelona, 21. Februar. Die Lage ist ruhiger.
Die Fuhrwerksbesttzer crhielten Befehl, den Betrieb wieder
aufzunehmm, widrigmfalls ihnen dte Konzessionen entzogen
werden. Der Generalkapitän ordnete das regelmäßige
Wiedererscheinen der Zeitungen an und ver-
langte die Adressen derjmigen Buchdrucker, welche sich
weigern sollten, zu arbeiten. Der Prüfekt verhandelte mit
mehreren Peisönlichkciten, welche fich erboten, zur Wteder-
herstellung der Ordnung mit beitragen zu helfen.

New-Aork, 21. Febrnar. Die Vorbereitungen sür
den Empfang des Prinzen Heinrich stnd beendet.
Besonders festlich wird das Frühstücksmahl, das die Ver-
treter der Finanzcn, des Handels und der Jndustrie zu
Ehrcn des Prinzm am 26. ds. veranstaltm. An der
Spitze dcs Comites steht Pierpont Morgan. Hmte herrscht
hier Schnee- und Hagelwetter. Für morgen lautet
die Wetterprognose auf ungünstiges, windiges Wetter.
Der Dampfer „Teutonic", der heute früh h!er eintraf,
berichtet, daß er sehr schwere See gehabt habe.

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c, Wiesbaden, 22. Februar. Der Wirkl. Geh. Oberregie-
rungsrat Dr. von Woetke, Präsident des Reichsaufsichtsamts
für Prrvatversicherungen, welcher seit drei Wochen in einer
hiesigen Kuranstalt weilte, ist heute morgen 1 Uhr gestor-
b e n.

I Berlin, 22. Februar. Die Wahl des Generälobersten
von Loe zum Spezialgesandten für das Papftjubiläum er-
folgte aus besonderen Wunsch des Kaisers. Einige andere
Offiziere begleiten ihn.

r. London, 22. Febr. Aus Heilbronn wird ge-
meldet: Jn der Nacht znm 18. versuchte Burenkommandant
Gaabler zu verschiedenm Malm die Eismbahnlinis zu
überschreitm und die Verteidigungslinie des Obersten Gcr-
nct zu durchbrechen, wurde jedoch daran verhindert und
mußte sich tn der Richtung der Blockhausstation von
Wrede zurückziehen.

0 London, 22. Fcbruar. Nach einem Telegramm aus
HeiIbronn soll der frühere General des Oranjefreistaates
Vilonel eine Streitmacht von 600 Burgher zusammenge-
bracht habe, welche die Engländer gegen die Buren unter-
stühen sollen.

k London, 22. Februar. „Standard" meldet aus Pre-
toria vom 21. Februar: Dewet durchbrach inder
Nacht vom 10. Febr. mit 400 Mann die Blockhauslinie 10
Meilen nordwestlich von Lindley und ging nordwärts weiter.
Einige Mann seiner Abteilung durchschnitten in aller Eile
den stachlichten Drahtzaun und machten auf jegliche Weise
den Weg für das Dewetsche Kommando frei.

1 Tnrin, 22. Februar. An Straßenecken und Bäumen wur-
den heute Nacht hunderte von Plakaten angeschlagen, die in
leidenschaftlicher Sprache den Generalstreik fordern. Ueber
3000 Arbeiter haben heute im Laufe des Tages ihre Werkstätten
verlassen. Sämtliche Bäckergesellen streiken. Jn den Gas-
cmstalten ruhen alle Oefen. Die Stadt ist ohne Beleuchtung.
Aufständige durchzichen die Straßen, ihre Zahl wächst von
Minute zu Minute. Die Gahrung in der Bevölkerung läßt
das Schlimmste befürchten. Das Militär ist in den Kasernen
konzentriert.

n Rom, 22. Februar. Die Demission desKabinetts
hat in allen Bevölkerungsschichten einen guten Eindruck gemacht.
Allgemein wird erwartet, daß der König die Demission nicht

annehmen tvird, sondern daß eine Rekonstruktion des KabinetkS
durch den Eintritt von Fortis in das Ministerium erfolgt.

V Rom, 22. Februar. Die Neubildung desKa-«
binetts wird gleichfalls wieder von Zanardelli vorgetzom--
men werden.

Verautwortlich für den redaktionellen Teil 8. Mo«t«a, für dm

_Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide m Heidelberg._

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Nslltagbsi sillksucksr Ismpsratur sllzsmsms L.llküsitsrallg
brivgsll.

Amts- ««- Kreis-Gerkün-igungsblatt.

Bktalliilmachmig.

Den ordentlichen Ge-
richtstag in Neckarge-
münd betr.

„Rr. 6300. Die ordentlichen Ge-
Utstage in Neckargemüud werden vom
Ä«rz ds. Js. an nur noch einmal im
^'onat abgehalten und zwar:
DonnerStag, 20, März,

Mittwoch, 16. April,

,. 21. Mai.

, 18, Juni,

^ 16. Juli,

„ 20. August,

17. September,

„ 15. Oktober,

„ 19. November,

„ 17. Dezembcr.

Heidelberg. 19. Februar 1902.

Kroßh. Amtsgericht.

Mittermaier.

^kffentttche Schöffengerichtsfihung

Tagesordnung

Montag. den 24. Februar 1802.
-o Vorm. 8^ Uhr. Ludwtg Endlich
von Leimen wegen Sachbeschädi-

2) Äorm. 8V, Uhr. Magdalena Zick,
graf Ehefrau hter wegen Unter-
n, schlagung. ^ ^

2) Vorm. 8'/. Uhr. Franz Rohr-
Mann in Letmen wegen Körper-

verletzung und Werfens harter

Köiper anf Menschen.

4) Vorm. 9 Uhr. Karl Müller von
Dilrbera wegen Unterschlagung.

5) Vorm. 9'/« Uhr. Josef Oberdörfcr
von Zweiorücken wegen Körper-
verletzung.

6) Vorm. 9V- Uhr. Heinrich Rupp
und Johann Georg Rupp von
Dilsberg wegen Diebstahls.

7) Vorm. 9°/« Uhr. Bruno Holtz,
Oskar Bodenburg und Rudolf
Marx h er wegen Nuhestörung
und Beleidigung.

8) Vorm. 10 Uhr. Fidel Musch aus
Biberach wegen Diebstahls.

9) Vorm. 10 Uhr. Karl Sutter hier
wegen Ruhestörung und Beleidi-
gung.

10) Vorm. 10Vs Uhr. Christof Zeh
von Kirchhetm wegen Bedrohung.

Zwängs-Versteigerung.

Am Dicnstag, 25. Februar d. Js.,
vormittags 10 Uhr, werde ich in
Peterstbal beim Rathaus 1 Fahrrad
gegen Barzahlung im Vollstreckungs-
wege öffentlich verstetgern.

Heidelberg. den 22, Februar 1902.

Ritter, Gerichlsvollzieher.

HLauplätze an der Handschuhs-
heimer Landstraße, eventuell
ohne Anzahlung zu verkaufen.

Zu erfrageu im Verlag dieser
Zeitung.

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-II.

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