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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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Sprengstoffcn bemchcn, So wurdcn Sprcngungcn mit flüssigcr
Luft am Simplontunncl angcwandt, abcr wiedcr aufgcgebcn,
Ebenso hat sich dcr Vccsuch, Maschincn damit zu trciben, nicht
bcwährt, dagcgcn wird sic noch zur Herstcllung ticfcr Tempera-
turen benutzr, wcnn die hohcn Ausgabcn sich lohucn, wie bei
Chloroform n, ä, Dcn grötztcn Erfolg bcrspricht sic zur Gc-
winnung pon Saucrstoff in Mcngcn, Wcshalb jeht auch bci
Miinchen einc groszartigc Nnlage dazu bon Lindc gcbaut wicd,
Jhrcn Dank für dic mchr als zweistiindige lehrreichc Vorfüh-
rung brachtc dic zahlrcichc Versammlung am Schlusse durch
lebhasten Beifall zum Ausdruck,

h Wieblinae», 24. Febr. Jn den Näumen dcr „Rose" hier-
selbst fand amj23, n. 24d, cine vom Kanarien- und Geflugelzncht-
Vcrein arrangierte Geflügel- und Vogelausstellung
statt, die Beachtung verdient, denn sie zeigt, daß der Gedanke der
R a s s e geflügelzncht auch hier Boden gcfaßt hat. Mit dcm
Geflügel verhält es sich geradc so, wie mit den Schweinen, dem
Rindvieh mid den Hiliiden: Wer derartige Tiere hält, der ist
thöricht, wenn cr irgend welche von hcrmitergekommenem Schlage
füttcrt, wo er doch mit demselben Futter tüchtige, nutzbriilgende
Tiere ciner durchgezüchteten Nasse crnähren kann. Abcr bis
solche Ueberlegung' zur Tliat wird, daucrt es gewöhnlich eiue
längere Weile, deun die Meuschheit ist bequem nud der alte
Schlendrian ihr liebster Freund, Da kanu nur das Beispiel
helfen, Der unmittelbarc Augenschein wirkt am stärksteu, Aus
dicsem Gruude ist die kleine Ausstellung in der Kegelbahn der
„Rose" sehr wlllkoininen zu heißen, Die vornehmlichsten Sports-
und Nutzhühnerrasscn sind gut vertreten, wcnn auch jede nur iu
einem oder in weuigen Stämmen, Ein Pärcheu Riescngänse und
mehrere Stämme vou Enteu zeigcu, wclche prächtige. schwere
Tiere man bei Auswahl der richtigen Rasse crzieleu kann. Tauben
und Ziervögel verschicdcner Art vervollständigen die Ausstellung,
Bei der Prämiierung wurdcu folgende Mitglieder mit Preisen
bedacht: a) für Hühner: Heinrich Retzbach eiuen Ehren- und
eineu 1. Preis, Willielm Damm vier 1. und eiuen 3. Preis,
Konrad Nageldrei 1. und cineu 2, Preis, M,Gerlach(M.S.)
cinen 1. und einen 2. Preis, Mühlcubesitzer Wilhelm Bühler
eineu 1, mid einen 3, Preis, Jakob Treibcr eiiien 1, Preis,
Georg Treiber eiueu 1, Preis, Heiurich Lindner jr, einen
2, Preis, Jakob Maaß cinen 2, und cineii 8, Preis uud Georg
Müller eineu 3. Preis; b) für W a s s e r g e f lü g el:
Häußer-Handschuhsheim einen Ehrenpreis. Mühlenbesitzer
Wilhelm Bühler eiuen 1. und einen 3, Preis, Joseph
Schweinshaut cinen 1. Preis uud Georg Müller emeii
2. Preis; c) für Pfancn: Mühlenbesitzer Wilhelm Bühler
cinen 1, Preis; ä) für Tauben: Mühlenbesitzer Wilhelm
Bühler einen 1. Preis und Martin Gerlach eiuen.3. Prcis;
o) für Brieftanben: Heinrich Retzbach einen 1,, 3,, 7. und
9. Preis, Wilhelm Damm cinen 4,, 6,, 8,, 11. nnd 12, Preis,
Hermann Heiß cinen 2 imd einen 8. Prcis und Fricdrich
Fleck einen 5. Preis.

Manuheim, 24, Februar, (Aulbach -s.) Dcr verstorbene
Satrlermcistcr Ndam Aulbach wurdc im Jahrc 1836 iir llnter-
frankcn gcboren, Ende der 1860er Iahr kam cr nach cinem
längcrcn Aufenthalte iu Paris nach Mannheim, wo cr spater
ein'Satrlcrgcschäft errichtcte, Durch die rastlose Encrgie, dcn
nie ermüdenden Flciß und die hervorragende Geschicklichkeit
Aulbackis blühtc daS Mschäft rasch empor, so dah es heute
rnir zu den angcsehcnsren und geachtetsten Firmcn unscrer Stadt
zählt, Trotz 'seincr großen gcschäftlichen Erfolgc blieb abcr
Anlbach pcr>öulich der schlichtc, cinfachc Handwcrkcr, dcr cr
vorhcr gewcsen, Er suchte und fand seincn Stolz in dcm cm,i-
gen Bestrcbcn, dcm Handwcrkcrstandc, wclchcm cr mit Herz
und Sccle gehörte, in scincm schwercn Daseinskampfe zu sördern
nud zu schützen, Sciu umfassendcs Wissen, scinc Bercdtsam-
kcit und scine Thatkrafr stclltcn ihn bald au dic Spitze der
Handwerkcrbewegniig in Maimhcim, Er bckleidete langc zzahrc
das Amt ciues Vorstandsmitgliedcs des Gcwerbe- und Judu-
stricvcreius und später dic wichtigc Sielle dcs Voriitzendcn,
Die Schaffung cincr cigenen Vcrtrctung des Handwerks, wic sie
dcr Handclsstand iu 'den Handclskammcrn scbon scit viclen
Iahrzehnten bcsitzt, war Aulbachs Zicl, das cr scit viclcn Jahreu
wettauSschaucnden und zielbewusztcn Sinncs verfolgtc, Als
cudlich scin Strcbcn durch die Errichtimg v'on Handwcrkskam-
mern von Erfolg gckrönt war, wurdc er durch das Vertraucu
dcr Mitglicdcr der'Ätaiiliheimer Handwcrkskammcr an dicSpitzc
dcr crstcrcn gcstellt, Lcidcr wnrcn schon damals die Lcbcns-
kräftc Aulbachs durch cin hcimtückisches, mehrcrc Monate lan-
ges Ncrvciilcidcn gebrochcn, Er erholte sich zwar und wurde
anscheinend wiedcr vollständig hcrgeftcllt, Jm Dezcmber v, I,
hiclr cr im hicsigen Bürgcrausschuß, dem cr seit dcm Jahrc
1888 angehörtc, cine Rcdc für dic Bcibchaltuiig dcs Mittel-
prciSvcrfahrens, Diese sollte seinc letztc öffentlichc That scin,
Sclion wenigc Tagc nach diescr BürgcrauSschußsitzung wurdc
cr von cinem Hirnschlag bctroffcn, dcr ihn crneut auf das
Krankeulagcr warf, Anfang dicser Wochc traf dcn Schwerkran-
ken ein zwcitcr Gchirnschlag, so daß scin Tod stündlich zu er-
warren war, Politisch war Adam Aulbach ein trcuer, eifriger
Anhänger dcr nationallibcralcn Partei, dic in ihm cincs ihrcr
tüchtigsten, opfcrfreudigstcn Mitglicder vcrlicrt, Aulbachs Hin-
schcidcn wird in dcr ganzen Biirgerschaft ticfen Schmerz hcrvor-

hcftiger Windstoß dcn altcn Bau, und prasselnd schlug ciu mit
Hagel vcrmischtcr Rcgcnschaucr an die Fenster,

Wohl aiifgeschcucht durch dies Gctösc erhob sich iu cincr
Ecke ein andcrer Jnsasse dcs Zimmers, dcn Rudolf bis dahin
bci der trübcn Bclcnchtung ciner ordinärcn Lampe garnicht
wahrgenommcn hattc, Rudolf stand auf, um ihn zu bcgrüßen,
der andcre sah ihn mit lccrem Blick an nnd machte eine
mcchanischc Vcrbcugung, Rudolf crrict, dah cr den irr-
sinnigcn Vatcr Joscphincns vor sich habe, und fühltc, wie ihn
früstclnd cin kalter Schaucr dürchlief, Dic dunkclblauen
Augen criuuertcn ihn an Juanita nnd Joscphinc zugleich,
Auhcrdcm abcr ficl ihm die nngewöhnliche, männliche Schön-
hcit dieses Dcssoudrc auf, dcsscn kraftvollc Gcstalt und glän-
zend schwarzes Haar cincn peinlichcn Gegcnsatz zu der ver-
fallencn Figur uiid dcm Greiscnkopfe scincs Brnders bildeten;
noch schmerzlichcr wurde diescr Gegcnsatz durch die Vorstellung,
daß diese schöne äußcre Erscheinnng nur dic ausgcbrannte
Hülle eines umnachtcten Geistes sei,

„Wo ist Juanita?" fragte der Jrrc. Das Sprecheu wurde
ihm schwcr, und nur mit Mühe waren die uubcholfen dem
Munde sich cntringcndcn Worte zu vcrstehcn, „Wo ist Jua-
nita?? Hört Jhr nicht, wic es stürmt?"

„Sci ruhig, Fraucois", redete Dessoudre ihm zu, „Sie ist
zu Hause, Da kommt sie schon, Setzc Dich,"

Francois nicktc Joscphine zu und lies; sich auf dcm Stuhle
nicder, dcn scin Bruder Anatole ihm hinschob,

Josephinc flüstertc ihrcm Onkel zu: „Herr Williams ist
bcsser, Jetzt schläft cr,"

Das Uiuvcttcr nahm an Stärke noch immer zu, Jn der
Hesrigkcit dcs Windcs schicn das Gcbäude zu wauken, die Thü-
rcn klapptcn in dcn Angcln und die Fcnster klirrten, daß Rudolf
fiirchtete, sie möchten eingeschlagcn wcrden, Der Wind peitschte
den Regcn mit solcher Gcwalt gegen die Scheibcn, dah cs sich
anhörte, alS würdc er mit Eimcrn geschüttet, Plötzlich erhellte
ein sckundcnlanger Blitz das Zimmcr mii bläulich-gelbem
Lichte, und unmittelbar darauf crkrachte cin Donncrschlag mit
lang nachhallcndcm Grollen.

„Ein Gewittcr im Wintcr!" ricf Rudolf, indcm Alle er-
scbrocken aufsprangcn,

„Das ist hier um dicsc Zeit nicht so selten wie im Norden",
versetzte Anatole, „aber so stark , . . ."

^ Er vcrstummic mittcn im Satzc, dcnn plötzlich fing der
^rrc an zn rcden, erst noch mühsam und geqnält, abcr bald

rufen, dcnn er war ein Mann, der wohl politische Gegner, aber
keinc Feindc besaß, Die Beerdigung findet Montag Nach-
mittag statt,

0E, Karlsruhc, 23, Februar, (K o h l e n c i n k a u f s g c-
n o s s e n s ch a f t.) Mit ciniger Spannung sah man der hcu-
tigen Gcneralversammlung der Karlsruher Kohlcncinkaufsgc-
nosscnschaft entgcgen, Warcn doch scit längerer Zcit in dcr
Stadt Gcrüchte über den angeblich ungünstigen Stand dcs
kinternchmens im Ilmlauf, dic dcr Aufklärung dringend bedurf-
tcn, Die Vcrsammlung hat gezcigt, daß jenc Gerüchtc lediglich
cinc Mache böswilligcr Fcinde dcr Genossenschaft warcn, Dcnn
der Bcricht über das am 1, Oktober vorigen Jahrcs abgclaufenc
crste Gcschäftsjahr licß erkcnncu, datz die Leitung dcs Unter-
nchmcns in den richtigcn Händen liegt und dieses in kräftigcr
Entwickclung bcgriffen ist, Die Mitgliedcrzahl, die bci dcr
Gründung 82 bctrug, ist auf 420 gestiegen, Dcr Gesamtum-
satz bcziffcrtc sich auf über 70 000 Zcntner; derselbc,wärc
noch wcit größer geweseu, wciiu nicht cin grotzer Tcil der Mit-
glieder aus verschiedenen GründcN bislang ähren Bedatf
an Kohlen noch bci den Händlern gedeckt hättc, Das erste
(Äcschäftsjahr wurde autzerdcni ungünstig beeinflutzt durch dic
sckiarfe 51oukurrenz der Kohlenhändlcr, die allgemcinc Gcschäfts-
krisis und das Verhalien der Bcrgwerksdircktion in Saarbriickcn,
Fm städtischcn Rhcinhafcn wurde ein Lagerplatz von 1500
Ouadratmetcr gemictet und mit eincr Einfricdigung vcrsehcn,
was crhcbliche Kosken vcrnrsachtc, Trotzdcm schlotz das erske
Betricbsjahr nur mit eincm geringcn Dcfizit ab, Dic nm-
sickitigc Gcschäfkslcitung des Hcrrn Stv, Beuchert und die sclbst-
losc Thätigkcit des Anfsichtsrats, dcr für daS jungc Unter-
nchmcn bci dcr Karlsrnhcr Vcrcinsbank cincn Krcdii von
30 000 Mark erwirkr hat, fnnd allscitige Ancrkcnnung, Für
das lanfendc Betriebsjahr stehcn die Aussichtcn nnglcich günski-
gcr, als im crsten, Die Genosscnschaft ruht auf solidcr, sichcrer
Grundlagc und hat mit erstklassigen Firmen GcschäfkSvcrbin-
dnngcn angcknüpft, so datz den Mitgliedern das bcstc Matcrial
zn billigstcn Tagespreiscn gcbotcn wcrdcn kann, Durch die
Bcnüünng dcs neuen Rlicinhafens ermätzigt sich dic Fracht für
200 Zentncr um 15 Mark, Es ist dahcr bcgreiflich, wenn
dic Gcnosscnschaft ncucrdings namcntlich ans Geschäftskrciscn
cincn siarkcn Zugang aufzuwcisen hat,

VE, Karlsruhc, 28, Fcbruar, (E r f i n d u u g.) Assisicur
Dr, Kroustein; dcr sich mit der chemischen Untcrsuchnng dcr
Harze bcschäftigt, hat ein V'erfahren entdeckt, nm Plattcn mid
Gcfäße wie Papierstoff mit Harz zn imprägnicrcn, so dasz
sic ä^nlich wie dic japanischcn Lackarbciten nicht nur wasscr-
dicht sind, sondcrn auch Tcmperatnren von 400 Grad Celsius
aushaltcu und den schärfsteu chemischcn Agenzicn widerskchen,
Da die Auwcndbarkeit derartig imprägnierlcr Gegcnstäude für
dic chcmischc Jndustrie sehr ausgcdehnt ist, hat der Erfinder
bercits in allen Kulturstaaten Patente angcmeldct,

8E, Karlsruhe, 23, Fcbruar, (Eduard Pou Ha r t-
mann.) Zum 60, Geburtstage empfing dcr Philosoph aus
Karlsruhe zwci geistig hcrvorrageude Huldiguugcn, Professor
Drcus widmcle dcin Jubilar scin neiicstes Wcrk, dic crstc
cingchendc Darstellnng des Spstcms Hartmann imd cin jim-
gcr, bcgabkcr Stndicrendcr dcr hicsigcn Hochschulc, Lcopold
Zicglcr, schrieb zu Ehren Hartmanns eine geiskvolle Skndie
„Znr Methaphhsik des Tragischcn", Der jngcndliche Philosoph,
cin Abitnricnt dcr Karlsruhcr Obcrrcalschulc, crhiclt von
dcm Altmcister cin 20 Scikcn »mfasscndcs Ancrkcnnnngs-
schrcibcn,

llE, Breisach, 23, Febrnar, (Fund,) Bci dcm Wasscr-
imd Gasleitimgsarbcitcn wurde in dcr Iudengasse ein Kugcl-
lagcr cntdeckt, Dutzcnde ciseruer Stückkugclu für grobcs
Geschütz fandeii sich ctwa ciueu Mcter unter dem Straßcnbodcn
vor und warcn dcm Anschcinc nach ursprünglich durch Holzwerk
umrahmt uud zusammciigehaltcu, Dic Kugeln dürften wahr-
sckicinlich der Zeit dcs drcißigjährigcn Krieges nngchörcn, Man
nimmt an, daß ein Vcrstcck vorlicgt, das möglichcrwcisc vor
dcr am 10, Dezcmber 1638 erfolgtcn Uebergabc der Fcstung
vorgcnommcn wurdc, Grötzc u»d Gcwicht wiirdcn ohnchin
mit lialben Karthauuenkugcln bczichungswcisc dcn uoch lcichtc-
rcn Schlaugcn- und Falkonenkugcln übereiustimmcu.

Heidelberger Vereindanqelegenbeiten.

o, Tcr Vcrcin Württcmbergili veraustalkete gester» Nach-
mittag als Vorfcicr des Gcburtskages des Königs von Würtccm-
bcrg ciucn Ausflug uach Ncckargemüud, Die sehr grotze An-
zahl Teiluchmer vcrguiigte sich dort am Tanzcu imd belohute
die gebotcncu komischeu Borträge mit lautem Bcisall, Dcr
2, Vorstand Herr Kliugler hielt ciuc schwuugvolle Ansprachc,
in dcr er dcs Königs Wilhelm von Würitembcrg gcdachtc, dcsscn
Gcburtstag am Dicnstag ist, Uin 8 llhr rüstcte man sich zur
Heimfahrt mit dem Wnnschc, bald wicdcr solch vcrgnügtc
Stundcn zn vcrlcben,

y, Dcr Bcrcin baherischer StnatSangchöriger beging gcstcrn
Abend im Restaurant „Znr Reichskrone" den 70, Gebnrkstag
ihres Landsmannes, dcs Schriststellers Maximilian Schmidt,
mit cincr wiirdigen Feier, Nachdem der 1, Vorsitzende Hcrr

rascher und fließeudcr, als hättc dcr heftige Douncr ihu aus der
dumpfcn Erstarrung seines Geistes crlvcckt,

„Fürchtct nichtsl" sagte er, „Der Glancur ist cin gutcs
Schiff, Es hat nichts zu sagen, Wir siud auf offencm
Atecre, und das Schiff hat schon schlimmere Stürmc ausge-
haltcu, Aber wir wolleu uus bcreit machcu — das grotze
Boot wird für alle Fällc fertig gehaltcn — mau kanu uicht
wissc», Vleib iu mcincr Nähc, Juauita — und nünm Du die
Diamantcn iu Acht — ich wcrdc das Gold uehmcn — es miissen
zwanzig Säckchcn sein — zwanzig , . .

Er fing an, in verwirrender Weise mit uncndlichcn Zahlen
zu rechnen; dann folgten wiedcr abgerissene Sätze übcr einen
furchtbarcn Sturm, etn uiitcrgehendcs Schiff, cin hin nnd her
gcworfenes Boot, das Allcs nntcrmischt mit lautcn Klagen und
schcltcnden Worten,

Rudolf hätte sich durch dicsen unheimlichen Auftritt in die
größte Vcrlcgenheit nnd Bestürzung versetzt gesehcn, ivenn
nicht zngleich durch die Rcdcn Francois Dessoudrcs scin ge-
spanntcstes Jnteresse erregt wordcn wärc, Er crinnerte sich,
datz „Le Glancur" der Namc jenes Vollschiffcs gcwescn sei,
von dem Ivährend eincs mchrtägigen Sturmcs die Bemaiiiiung
tcilweise auf den spanischen Schooner „Donna Loisa" gcrcttet
wnrdc, Hier war cr auf eine Fährte gcstoßen, die zur Lösung
des Nätsels, das sich undurchdringlich um Juanita gelagert,
zn haben schicn, beitragen konnte, tvenn sie niir nicht glcich
wicdcr im kabhrinthischen Wirrsal des Wahiisinns vcrsagtc,
Aiigestrcngt lauschte er den Worten des Phantasierenden, um
viellcicht noch irgendwo cincn ziisammenhängendcn Satz zu er-
haschcn, lange Zeit vergeblich, Mehr und mehr ging das Sclbst-
gespräch Francois in unklarcs Gemnrmcl über,

Plötzlich aber flackcrtc es noch einmal auf,

„JUanital" schrie Francois laut hinaus mit gesträubtcm
Haar uud weitaufgcrisscucn Augcu, „Juauita ist uicht dal
Zuriickl 11m des Blutes Christi willcn, zurück: tlnmöglich,
sagt Jhr? llumöglichl" Er raug die Hände, liesz sich vom
Stuhl auf die Erde fallcn uud kuietc uieder, hiu- und herge-
ivorfcu vou der ivüteudstclk Vcrzweiflung, „Das Kiud!
Rcttet meiu Kiud! Hat deuu vou Euch niemaud eiu Kind,
das; Jhr mich uicht bcgreistl Habt Erbarmcn! Gott im Him-
mel wird Euch in Eurer Todesstuude verlasseu, weim Jhr mich
verlaßtl" Er spraug auf uud gcstikulierte mit den Armeu,
äls crioehrc er sich mehrercr Augreifer, „Laßt michl Laßt
mich! Jch mutz zurück —" Seine Srimme erstarb, nnd
krampfhaftes Schluchzen bewegte seine Brust,

Scheiilcr, die Erschieuenen begrützt uud auf die Bedeutuikg ' '
Tages hiugewicsen hatte, erteilte cr Herrn Heckel das W° T
welcher den Lcbenslanf des Jubilars vorlas. Hieran sckst
sich der hnmoristische Teil, wclcher znm grötzten Teil Borttt d
von Gedichten von Schmidt in baherischer Mundart brackl '
welchc von den Mitgliedern rccht wirkungsvoll deklamiert w" .
den, Zum Schlusse richtcte der Vorstaud herzliche Wortc
die Vcrsammelte», in welchen er sie crrnahnte, treu zur ü'ck",
zu halten und dic Landsmannschaft auch in Heidelberg zu Psw
gen, Hiermit hatte die Feicr ihr Ende erreicht und die Anwcie
dcn trcnnten sich mit dcm Bewutztsein, wieder einmal alsLaiw^
leute beisammengeweilt und einigc frohe Stunden erlebt »
habcn. ^

Verlosungen.

Stadt Freibura iv Fr.-Lose vom Jahre 1878. ZiehiMg

a«!

15. Febr. 1902. Gezogene Serien: Nr.' 59 270 554 860 N
1261 1828 1893 1966 2014 2506 2539 2566 2770 2844 W
3256 3584 4362 4554 4751 4924 5063 5149 5191 5307 W
5552 6586 5631 5839 6006 6081 6478 6570 6617 6931 W
7199 7481 7759 7793 8411 8908 9294 9380 9408 9605
9834 9872 10132 10320, — Die Prämien-Ziehung findet ""
15. März statt. (Ohne Gewährst^

Verantworkttch luc den levakltonellen Le:l F, Montua sur de»

_Jnseraicnteil Th. Berkenbusch, beide tn Heidüderg^^^

<1 :r, 4. Islspkou 1945 Vlikikiilisiil» <1, ir» ^

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sinpksülsll k. Vsrlabllllgsll, klooikrsitsll ll.ckgl. alspaszsllcksSosobso^.

1'skslssrvlos voll ckso skllkaoüstsll bis rn cksu lsiikstso,
ülsLkssssrvIss Ivon 6 unck 12 Lussou' ill rsiotkgr Laskvatki

Slsi», Wsi:r-, V/ssolr Klsrvios.

Kur srstos jcakrikak. — üilligsts Lrsiso,
Leltsstss Vssobäkt cklsser ranvds sm plstrs.

^vli. 0Irl'.Ii«08, kvlliMvrki, Hvupt8ti'.Ä

Vilialsn: 8opklsnstrssss 13 rwck liohrbscbsrstrssss 2,

llsobst ckom liskniiok llnck cksn kiliukksu. ,

Lpsrislität: Ital'in unck Ortzmes xelüllte vssserts, Lüooolacks un°
Loockants, Lr»II»tz, grossts Lllsivsbl,

SoodoolSrss — «Sskrorooss - ^toksLtrs.

Lsstowgsrioktsts Mopsr»»1u?vs:kiLStLtto kur

k^iixcl, kiaiiiini«, ttru'inoniums-

8tiwmllllpön vksrckon gut, rsill sllsgoklltirt.

Vvdr.l'rLN Xaedk. 0. Vuntdvr, HLiiptstr. 10?«

Besonderheit: Bilder-Einrahmung

ctwa 400 Muster in allen Arten und jedem Styl.

Lager gerahmter -Lilder

Figure«, Säulen, Zierschränkchen. Neuvergoldung von Rah«e»,
Spiegeln u. der^l. Bleichen von Kupfersttchen, Herrichte» v»v
Oeigemälden.

Karl Küstner, Vergolder, Spisgellager.

Jn Herren- und Damenkleiderstoffen,

vom einfachsten bis 'zum eiegantesten Genre, unterhalten st lö
großes Lager

Weöer LLangeneckert, WS

Da trat Josephine zu rhni, lcgte schmeichelnd dic Ha»d

auf stinc» Arm »nd flüsterte bcgütigcnd:

„Jch bi» ja gercttct, Vätcrchenl Du hast es nur wicder
vergessen!"

Francois fnhr sich mit dcr Hand Lbcr die Pon Schwciv
fcuchte Stirn und sah sich um, wie ans einem Traume
wachcnd, Endlich schien ctwas Licht in die verglasten Aug<R
zn kommc», cin trübes Lächeln irrte um scine Mundwinket'
nnd er sagtc:

„Richtig — Du bist ja dal Warum ich es nur imnree
wicder vcrgesse? Du bist ja gercttet! Und ich auch, Und dw
andern stnd alle ertrunken! Alle zusammcn! Auch sie!"

Er lietz sich jetzt willig fortführen und zu Bette bringew
„Welch' ein fnrchtbares Schicksal!" sprach Rudolf ticf-
bewegt, „Manchcm Menschen wird doch entsetzlich Schtvcre»
anferlegt!"

„Ach mciik Herr", vcrsctztc Anatole Dessoudre, „Gott
gcrechtl Nicht mir steht es an, zn richten, aber Sie dürfev
die Vorsehung nicht bcschuldigcn, Es ist schwere, unerbittlichv,
aber gercchte Ncmcstsl"

Drautzcn klagte nnd heulte der Wind, und bleich schimmcrte
dcr Mond durch dic Lücken dcr zerrisseneik Wolken, dic in rasen^
dcr Eile über dcn Horizont dahin jagten, Aber dcr Regev
hatte aufgehört und Rndolf vcrabschiedcte sich von der Familn>
Dessoudre,

Anf der Straße atmcte er crlcichtcrt auf,

Jhm Ivar es, als laste in jencm Hause mit unerträglichst''
Schwülc cin unscliges Verhängnis anf einer dem VerdcrbeN
geweihtcn Familie, Er schaudcrte zusammen, wenn er an
all die düskere Hoffnungslosigkcit allcr ihrer innern U»d
äutzercn Verhältnisse dachte.

„Ncmcsisl" murmelte cr vor sich hin, indem er durch dä
menschenlecrc, srurmdurchbrauste Rne de la Garonne dahin^
schritt. „Jch hielt mich für unglücklich — aber was ist mekN
Los ncbcn dem Lose jener? Es wäre Lästerung, wenn ich now
klagen wolltc,"

Auch zu Josephine wandtcn sich seinc Gedanken, Sie haktV
cincn tiefcn Eindrnck auf ihn gemacht, aber diescr verschwano
beinahe in der jammcrvollcn Trnbscligkeit ihrer Umgebnng-
Er schüttcltc sich, Nein — über jcnem Sumpfe schwcbte koM
tröstltcher Stern, sondern ein flackerndes Jrrlicht,

Bis in seine Träume hinein ward Rudolf von den grauen
Gespenstern des Hauses Nr, 125 in dcr Rue de la Garonno
verfolgt,

(Fortsetzung folgt.)

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