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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Aus der Karlsruher Zeituug.

^Konigliche Hoh-it der Großherzog haben dem
Konigüch Wurttembergischen Oberbaurat a. D. Klose das
Ritterkr-uz erster Klasse des OrdenS vom Zähringer Löwen
verlichen.

— Hauptamtsgehilfe Karl Boos in Konstanz wurde zuni
Hauptamtsasftstenten daselbst ernannt.

— Betriebsassistent Gebhard von Briel in Brennet a. Rh.
wurde zum Stationsverwalter daselbst ernannt.

Karlsruhe, 28. Febr. Der Großherzog nahm
heute Vormittag von 10 Uhr an den Vortrag des Finanz-
ministers Dr. Buchenberger entgegen und empfing um 12
Uhr den ersten Vizepräsidenten der Ersten Kammer, Freiherrn
Franz von Bodman. Nachmittags hörte Seine Königliche
Hoheit verschiedcne Vorträge. Um 6 Uhr empfing Seine
Königliche Hoheit in Gegenwart des Staatsministers von
Brauer den neuernannten Persischen Gesandten in Berlin,
Hadji Mirza Mahmoud Khan, in feierlicher Audienz. Um
halb 8 Uhr wird der Gesandte von der Großherzogin
empfangen. Hierauf findet um 8 Uhr zu Ehren desselben
größere Hoftafel statt, zu welcher zahlreiche Einladungen
ergangen find, darunter auch an den Begleiter des Persischen
Gesandten, Legationsrat Hoohannös Khan.

Sihung des Mürgerausschusses vom 28. Aeör.

Heidelberg, 1. März.

Oberbürgvrmeister Dr. Wilckens eröffnete die Sitzung
nachmittags 3 Uhr. Anlvescnd sind 88, später 92 Mitglieder
des Ausschusses. Einziger Gegenstand der Tagesordnung ist
die Beratung des Voranschlag e s. Vor Eintritt in die
Tagesordnung widmet der Vorsitzende dem verstorbenen Aus-
schutzmitglied Herrn Albert Klein, Worte freundlichen Geden-
kens Die Versammlung erhebt sich zu Ehren des Dahingeschie-
denen von den Sitzen.

Die Diskussion des Voranschlages leitet dcr Obmann des
Stadtverordnetenvorstandes Rechtsanwalt Leonhard mit
der Bemerkung ein, datz der Vorstand mit dem Voranschlag ein-
verstanden sei und keinen Anlatz zu einer Beanstandung gefun-
den habe, den Wünschen, die er vorgebracht habe, sei teils
Erfüllung zugesagt; teils seien sie in Behandlung gcnommen.
Aüch mit zwei kleinen Nachtragsforderungen sei 'der Vorstand
einverstanden. Es sei hier gleich vorweg bemerkt, datz die
eine Forderung in 600 Mark Zuschutz für den Ruderklub
besteht, der sein Heim auf Betreiben dev Angrenzer verlegcn
mutz, die andere in eincm weiteren Zuschutz von 1000 Mark an
Lie Frauenarbeitsschule, für die ursprünglich nur 700 Mark
vorgesehen waren. Ohne diesen weitcren Zuschutz könnte die
Schule nicht fortbestehen. Der Obmann bespricht dann die
Ilmlagccrhöhungen um zwei Pfennig. Er stellt sest, datz im
Vorstand kcin Widerspruch gegen dieselbe erhoben worden
sei, im Gegenteil es seien Stimmen laut geworden, die gleich
eine Erhöhung um 4 Pfennig vorschlugen. Jn längerer Cr-
örterung lcgt der Obmann dar, datz ciue solche Erhöhung ver-
treten werden könnte. Da indessen cin Antrag nicht gestellt
wird, so ist die Auseinandersetz'ung theoretischer Natur und
kann hier übergegangen werden. Da die Ausgaben mit Sicher-
heit blciben, ja infolge der Zinsen für die aufzubrauchenden An-
leihcrcste und sonstige Aufwendungcn steigen werden, von den
Einnahmen aber nicmand sicher weitz, wie sie sich gestalten
werden, so sei eine spätere Umlagesteigcrung nicht ausgeschlos-
sen. Auch der Aussall, den die Pferdebahn bei ihrer Um-
wandlung in eine elektrische in der ersten Zeit haben werde,
werde in dieser Richtung wirken.

Der Vorsitzende spricht seine Bcfriedigung über die
Benrtcilung des Voranschlags durch tzen Stadtverordnetcnvor-
stand aus; er glaubc, datz wie dicser so auch die Bürger-
schaft mit der Geschäftsführung der Vcrwaltnng einvcrstanden
sei. Es komme mehr auf die nachdrückliche Entwickelung
ber Stadt an, als auf eine Verhinderung einer geringen
Steigerung der Umlage, wobei man notwendige Hcrstellungen
untcrlassen mützte. Äuch der Stadtrat habe erwogen, ob mit
der Umlage höher hinauf gcgangen werdcn sollte. Aber er sei
doch zur Meinung gelangt, datz man nicht mehr fordern solle,
als nötig sci. Bei dcr vorgeschlagenen Umlagehohe wurden.
wie der VoransSlag zeige, verschiedcne Reserven znrückgestellt,
auch scien die Einnahmcn sehr vorsichtig emgestellt, gerade
damit ein sprungweiscs Steigen der Umlage vermieden werde.
Die Rückgänge bei der Stratzenbahn würden sicher nur ganz
vorübergchende sein. Der Saalbau würde am 1. August 1908
schon etivas eintragen. Ein dunkler Punkt sei der Zuschutz^ziir
Abfuhranstalt; es wäre sehr unerwünscht, wenn dcr noch
steigen sollte. Ein Lichtpunkt dagegen sei, datz dic Emnahmen
des Elekrizitätswcrkcs steigen, doch komme das nicht vom An-
Mutz Privater, sondern von dem des Bahnhofes her. Spater
werde auch die Stratzenbahn das Elektrizitätswerk alimcntrcren.
Redner versichert zum Schlutz, dasz der Stadtrat alles tyue,
nm die städtische Finanzwirtschaft in geordnetcn Bahnen zu
erhalten.

Stadtverordneter Mittermaier weist darauf hm, datz
ldie Kehrichtabfuhr 18 000 Mark erfordere, so datz der eigent-
liche Zuschutz zur Fäkalienabsuhr nur 16 000 bis 17 000 Mark
betrage, pro Kopf dcr Bevölkerung nur 40 Pfennig, was
nicht zu viel sei. .

Der Vorsitzende bemerkt ergänzend, datz dic Leistun-
gen der Hausbesitzer für Tonnenabfuhr und Grubencntleerung
äuch mitgerechnet wcrden mützten. Sie seien doch recht erheb-

^ Stadtverordnetcr Ullrich erklärt, er wolle nicht gegen
die Umlageerhöhung stimmen, hofft aber, datz es bei dcrsclben
verblcibeii wcrde. Uebrigens sei der Geldmarkt augenblicklich
sehr günstig. ^

Der Vorsitzende bestätigt dies, meint abcr nicht, datz
man dadurch ssch zu Kapitalaufnahmen ohne Not verführen
lassen solltc.

Stadtverordneter Dr. Holzberg bringt die Magen
der Neuenheimer über unzureichende Ouantität und Quälität
des Gabholzes zur Sprache und empfiehlt eine wohlwollende
Prüfung diescr Beschwerde. Sodann fragt er, was hinsicht-
lich einer Verbindung zwischen Neuenheim und der Altstadt
geplant werde, nachdem die Omnibusgesellschaft ihren Betrieb
eingestellt habe. Wohl habe der Stadtrat einen Zuschutz von
2600 Mark angeboten, aber bei einem Defizit bon 12 000 M.
habe die Gesellschaft den Weiterbetrieb nicht riskieren köunen.

Der Vorsitzende legt die Vcrhandlungcn mit den
Neuenheimer Gabholzbcrechtigten dar. Unter andcren habe man
ihnen angeboten, ihr Holz zu versteigern und ihnen 10 Mark
Mindestcrlös für das Los garantiert. Sie seicn nicht darauf
eingegangen, haben vielmehr andere Vorschläge gcmacht. Es
solle ein Gutachten der Domänendirektion erhoben werden.
Man wolle durchaus lohal verfahren, aber auch die Gabholz-
berechtigten sollten sich sagey, datz über ein gewiffes vernünf-
tiges Matz mit den Forderungen nicht hinausgegangen werden
dürfe. Was den zwciten Punkt anlange, so könne er Details
noch nicht mitteilen. Vermutlich wcrde die neue Brücke ver-
breitert wcrden müffen.

Bürgermcister Dr. Walz führt aus, datz die Nebenbahn-
Gesellschaft nicht das Entgegenkommen zeige, das notwendig sei
M einer Vereinbarung. So wolle sie ihre Gcleise für die

elektrische Personenbefordcrung bis zum Bahnhof berlängern,
benutzcn, aber die Einnahmen in ihre
Kassen leiten. Den Beirieb am Bahnhof wolle sie dirigieren,

«uf der gcmeinschaftlichen Strecke, in ihrcm Betrieb wolle
Iie ,ich nicht nach dem städtischen richten. Das städtische Personal
chlle auf dcr gcmeinsamen Streckc unter ihr steheu usw. Der
<madtrat habe vor sechs Wochen eine Eingabe an das Mini-
Iierium gemacht. Die Gemeinden an der Bergstratze seien ein-
stnnmig der Ansicht, datz die gegenwärtigen Zustände nicht so
blciben kömien. Am Samstag hätten die Bürgermeister ein-
mutig eine Cingabe an die Regierung dieser wcgcn beschloffen.
A»f der rechren Seite des Neckars werden nach
dem 1. ^anuar 1903 10 000 Heidelbcrger wohnen, da müffe
fur eine entsprechende Ncrkehrsgclegenheit gesorgt werden. Die-
selbe Gesellschaft, die die neue Brücke gebaut hat, arbeite jeht
Pläne zu ihrer Verbreiterung aus. Die Brücke soll auf 13
Mcter verbreitert werden. Das werde 180 000 bis 180 000
Mark kosten. Doch handlc es sich um eine Laudstratze und der
Staat würde dcn Hauptteil der Kosten zu tragen haben.

Der Vorsitzende fügt hinzu, datz der Stadtrat wegen
einer Vollbahn nach Weinheim sich schon vor einem Jahre und
dann später noch einmal an die Regierung gcwendet habe. Bor
scchs Wochen dann zum drittenmalc. Hoffentlich gelinge es,
einen alten Fehler gut zu machen.

Stadtverordneter Goos beklagt die unerträglichen Zu-
stände, welchc die Nebenbahn geschaffen habe und fragt an, ob
sie die Berechtigung habe, Züge von zwanzig Wagcn laufen
zu lassen. Sodann fragt er, wie es mit der Bahnhofverlegung
stche.

Der Vorsitzende erwidert in letzterer Beziehung, datz
dic Generaldirektion einen neiien Plan habc. Der Bahnhof
solle an die ursprünglich geplante Stelle bei der Kriegskurve
vcrlegt wcrden; er und die Zufahrtslinien aber sollen tief ge-
legt wcvden, so datz also der Damm wegfiele. Die Entwässer-
rungsfrage habe Schwierigkeiten gemacht, doch sei sie ge-
löst. Das Projekt werde zunächst dem Ministerium vorgelegt
werden und dann auch an den Stadtrat und dcn Ausschutz ge-
langen. Er hoffe auf eine gute Lösung der Bahnhofsfrage.
(Bravol)

Bürgermeister Dr. Walz erwidert auf Anfrage 1 des
Herrn Goos, datz die Ncbenbahn den Stratzenverkehr nicht be-
lästigcn und nicht erheblich beeinträchtigen würde. Wer
man wisse, wie das gehc. Der eigentliche Fehler liege im
Prinzip. Eine solche Bahn dürfe nicht durch die schönsten
Stratzcn einer Stadt wie Heidelberg gehen. Man müsse
allcs thun, um die matzgcbcnden Faktoren, hievon zu über-
zeugen.

Stadtrat Ditteney weist auf den starken Besuch der
Versammlung in der Westendhalle hin und auf die dort ge-
führte Diskuffion.

Der Vorsitzende schlietzt aus den zustimmcnden Aeuhc-
rungcn der Versammlung, datz sie mit dem Vorgehen in dieser
Sache einverstandcn sei. Die Versamlung bestätigt dies.

Es entspinnt sich nunmehr eine ausgedehnte Walddiskus-
sion.

Stadtverordneter Erb, cin bewährter Freund und Kenner
unscres Waldes stellt sich als Sohni und als Bruder eines
Forstmannes vor und spricht eindringlich für aiigemcffene
Rücksichtnahmc auf den Reiz und die Schönheit des Waldes
bci seiner forstwirtschaftlichcn Ausnützung. Jm einzclnen mo-
uiert er, datz der Pfad von den drei Trögen zur Kühruh
zum Teil gelichtet worden sei, datz zwischen der Linde und dem
Rondell ein Kahlhieb stattgefunden habe, ebenso weiter oben.
Auch bei der Sprunghöhe sei einer vorgekammcn; man sähe
ihn schon vom Philosophenweg aus. Am Weg nach den drei
Eichen scicn.links und rechts kahle Stellen. Das schlimmste sei
die Ausholzung der Kastanicn unterhalb der Molkenkur. Es
sci nicht wahr, datz es sich um morsche Bäume handle. Ilnter
97 Bäumen habe er nur 26 morsche. gefunden. Einige der
gefällten Bäumc seien noch ganz jung gewescn. Es scheine,
das; Itadelholz an Stelle der Kastanien tretcn solle. Redner
fragt, ob keine Oberaufsicht da sei. Die Kastanien wechseln
siebenmal im Jahre ihreFarbc^ sie scien eine ganz hervorragende
Zicrde des Waldcs Es gäbe in Deutschland Werhaupt nur
wenige Orte, wo sie als Wald gedeihen. Seine Mindestforderung
sei, datz der Wald bis zur Molkenkur und zum Rindenhäus-
chen ausschlietzlich nach Lsthetischen Rücksichtcn bewirtschaftct
werde. Ilnd zweitens, daß die Hauptwege nach den Ausflugs-
pnnkten schattig erhalten wcrdcn. Sodann wünscht der Redner
eineii Pfad von der Kühruh nach der Kehre, ferner datz die
alte Kohlhöfer Steige in einem menschenwürdigcn Zustand ver-
sctzt werde, sodann die Herrichtung eines Wasserbaffins am
Wasserfall am Klingenteich und datz man einzelnen schöne
Bäume möglichst lange erhaltc. An den Hauptaussichtspunktcn
sollten Durchblicke durchgehauen werdcn, wo solche wieder zu-
gewachsen sind. Eine Liste seiner Wünsche wird Redner dem
Stadtrat überreichen. Für dcn Schlutz hatte der Herr Stadt-
verordnete sicb sein Spezialthema, die Middelkampschen Verwu-
stungen vorbehalten. Er behandelte es diesmal so kurz wic
klassisch, indem er ansrief: estsrum esnsso NsäiumeLmpum
ssss äslsnäum. (Heiterkeit.)

Oberförster Krutina konstatiert, datz sein Grotzvater,
sein Vater, deffenBruder und erForstleute warcn bezw. pnd und
ist im Prinzip in dcr Behandlung des Heidelbeger Waldes gcmz
mit dcm Borredner einverstandcn. Der einzige, der uber Forjt-
ästhetik geschricben habe, sei Salis; er habe ihn studieill und er
bcfinde 'sich im Einverständnis mit ihm, wie er auch wahr-
nehme, datz sein Vorgänger, Herr Obermayer nach Salis ge-
handclt habe. Am Rondell seien einige Bäume gefallt wmden
wcgcn des Durchblicks, den dcr Vorredner wunscht. Beim
Sprung habe man Platz geschaffen für exotische Baume aus
der Saatschule, die herangewachsen seien und versetzt werden
müssen. Es werde dort in einigen Jahren sehr schon aussehen.
Bcim Gaiberger Weg seien Eicheln gesäet und auch gut aus-
geqaugen. Äuch Rotzkastanien und Edelkastanien wurdeii dort
qezogen. Von den gefällten Kastcknien unterhalb der Molken-
kur sei kaum einer gesund gewesen. Einige muszten Maur
werden. weil sic ein Haus gefährdeten. Eine grotzere Flache
sei nicht kahl. Obere Aufsicht sei vorhanden So habc ein
Mitqlied der Domänendirektion vierzehn Tage lang den Wakd
begangen. Wrnn man den Beschluh faffe, datz der Wald bi^
zuni Rindenhäuschen hinauf ausschlietzlich nach asthetisihen
Rücksichten bewirtschaftet werden solle, so wurde ihm das

^^^Stadtrat Eisenlohr. Vorsitzender der Wald-
kommission, bcstätigt die Ausführungen des Vorredners. Die
Kommission habe das Recht des Einspruchs und ste kummere
sich um den Wald. . . „

Stadtbcrordneter Brechter konstatiert, daß Herr Krutma
willig auf die Anregungeu des gemeinnützigen Vereincs, zum
Beispiel in Bezug auf Äushauen von Durchblicken eingehe. Er
möqe sich nicht mitzmutig machen lassen. , ^ ^

Der Vorsitzende konstatiert, daß in der Theorie alles
einig sei. Wie wenig nach fiskalischer Auffassung verfahren
wcrde, das zeige sich daran, datz die gcfällten Kastamen
kaum den Aufmacherlohn bringen werden. Aus fiskalischen
Gründen hätte man sie also stehen lassen können. Den Wün-
schen des Herrn Erb sagt er eingehende Prüfung zu.

Stadtverordneter Buhl unterstützt die Ausführungen des
Herrn Erb.

Auf eine Anfrage des Stadwerordneten Ebert erwidert
der Vorsitzende, datz'die städtische Häuser an der unteren Neckar-
stratze beim Jubiläumsplatz nicht bis 1907 stehen würden. Der
Pächterin der Wirtschaft „zum Neckarthal" könne halbjährig
gekündigt werden.

?^^.^Eärt Stadtv. B l u ni, daß er einen Antragl
^ Echng der Verzehrssteuer auf Mehl und Brot nicht
stellen ivolle, obgleich er ein Gegner derselben sei. Es ent-
Diskussion, an der autzer Herrn BluM
sich der ^orptzende und die Herren Mittermaier, Brechter und
Äckermann bereiligen. Dabei wird auch auf die Beschlüsse
^uriftommiffion des Reichstages Bezug genommen. Eine
liegt ^oedeutung hat dieselbe nicht, da kein Antrag vor-

^udann kommt die Laubstreufrage zur Besprechung, woran
jjch f'U'öe siadtverordnete, der Oberförster und der Vorsitzende
beteiligen Dre Neisigstreu wird als wertlos, Stroh, das
die stadt im Großen beziehen will, als zu teuer bezeichnet.
Der Vorptzende ,agt weitere Prüfung der Wünsche der Land-
wirte beziehungsweise die Einholung eines Gutachtens der Do-
manendirektwn zu.

mBergheimerstraße beklagt Stadtverordneter
^"lluv Wols. Er wuipcht sür sie eine feste Decke. Von
emer Pflasterung wird mdessen von verschiedenen Seitcn abge-
rattn, da das Gerumpel dann noch stärker scin würde. Ber
diefer Gelcgenheit teilt Bürgermeister Dr. Walz mit, datz
mit der Asphaltierung der Hauptstraße am 1. April begonnen
werden wird, batz sie bis Pfingsten beendet sein soll. Es
und Nacht gearbeitet werden. Jm Juni soll sie
eleitrisch befahren werdcn, inzwischen würden sich dic Schaff-
ner auf der Strecke der Rohrbacher Stratze schon vorher ein-
uben Die Asphaltierung vom Darmstädtcr Hof bis zum Bahn-
un Stadtrat schon beschloffen worden. Man müsse
allmahlich vorgehen, denn die Sache koste Geld.

Auf eine Anfrage teilt der Vorsitzende mit, daß die
Gasbcleuchtung Schlierbachs in Bälde in die Hand gcnommen
tEden solle, und das; sich voraussichtlich auch ZiegelhauseN
anschlicßen ioerde. Ferner daß die Wünsche des Stadtver-
ordneten Maier in Betreff der neuen Schulhäuser, so weit
es gmg, berückftchtigt würden, datz die Anschaffung einer Dampf-
spritzc erwogen werde.

Stadtverordneter Atzler spricht dafür. daß auch die Ruder-
gesellschaft emen Zuschntz erhalte. Es wird erwidert, daß
sie sich um einen solchen bis jctzt nicht beworben habe

Stadtv. Blum wünscht, daß die elektrische Jnstal-
lation auf Verlangen von städtischen Kräften ausgeführt werde.

Der Vorsitzende weist darauf hin, wie es mit der Waffer-
und Gasmstallation gegangen sei. Die städtischen Arbeiter
wurden nur sehr wenig in Anspruch genommen.

Stadtvcrordneter Atzler tadelt, daß die Müllwagen so
gcfullt wurden. das; man die Deckel nicht schließen kömie.

Stadtrat Bohrmann erwidert, wenn man sie weniger
fullen wollte, mützten die Bezirke der einzelnen Wagen kleiner
gemacht imd die Zahl der Wagen bermehrt werden. Die Kosten
würden dann noch größer werden.

Nach weiterer unwesentlicher Diskuffion wird der Voran-
schlag emstimmig genehmigt.

Schlutz der Sitzung 7,16 Uhr.

Aus Stadt und Land.

Heidclbcrg, 1. Mäii.

I Fackelzug. Die Studierenden brachten gestern Abcnd deM
^^joenden iind dem neugewählten Proreklor einen imposanteN
Fackelzug dar. Der Zug bewegte sich mit drei Musikkapellen
vom Karlsplatz durch die Hauptstraße, Sophienstratze und die
Äieuenheimer Landstratze zur Wohnung des Geheimen Kirchen-
rats Profeffor Hausrath, Ziegelhäuserstraße 40. Bor deM
Hau,e machte der Fackelzug Halt, der Studentische Ausschutz
uberbrachte uamens der Studenteiischaft herzlichen Abschieds-
gruß und Dank uud Profcffor Hausrath gab seincm Dank
hiefür in bcredten Worten an die Drautzcnstehenden Ausdruck-
Seine Ausführungen gipfclten in dem Wunsche, daß dic Pflege-
staite, die die Wissenschaft hicr gefunden, und an der cr sich
freue, wirken zu köniieu, daß das hoheJdeal der Studentenschaft'
jtrafte imd Wiffen stcts und überall in den Dienst des Vater-
landes zu stellen und für Kaiser und Reich alles zu opfern,
wie im Jahre 1870, immerdar erhalten bleiben möchte. Das
Vaterlandslieb „Die Wacht am Rheiu" wurde hieraus ange-
stimmt, brausend hallte der Gesang aus hunderten von Kehleff
durch das cnge Thal. Uuter den Klängen der Musik zog die
Schar wieder ab über die alte Neckarbrücke, durch die Haspelgasft
hin zu der Wohnuug des neugewählten Prorektors Professlck-
Buhl. Hauptstraße 234. Gegen halb 9 Uhr kam der Fackel-
zug bort an, worauf alsbald der Ausschutz der Studenten-
schaft m dasHaus ging, um dem neuenProrektor dieGlückwünsch^
der Studcntenschaft darzubringeu. Nach etwa zehn Minuten
brachte der Vorsitzende des Ausschusses cin Hoch auf Herrn
Professor Buhl aus. Hierauf trat Profeffor Buhl aus deM
Hause und begrüßte die Studierendeu mit herzlichen Worteff
und danktc ihnen für Lic Ehre, welche sie ihm durch diesen schd-
nen Fackelzug erwiesen, wobei er betonte, datz auch er vor 6"
Jahren das Gleiche mitmachen durfte, was ihm nie aus dcü>
Sinne cntschwinden lvürde. Gleichzeitig ermahnte er öir
Studenten in echt brüderlicher Treue zusammcnzuhaltcn, k>r>
ja alle nur ein Ziel verfolgten: die Wisfenschäft. Auch möchtr>j
alle iu dem schönen Alt-Heidelberg ihre -Jugend so recht
nicßen, denn die schönsten Jahre im Leben seien doch die Bitt-
schenjahre. Sein Hoch galt der Universität und Alt-Heidelberg-
Nun bewegte sich der Fackclzng durch die Hauptstratzc nach de?
Ludwigsplatze, wo unter Absingung des „Gaudeamus" dn
Fackeln zusammengeworfeii wurden.

* Tieferlegung des neuen Valmhofes. Dieienigen Leftk'
welche den ganzen langcn Bcricht über die gestrige Sitznng
Bürgerausschusses nicht lesen, machen wlr anf die interessaE
Mitteilung des Oberbürgermeisters aufmerksam, wonach ° ^
nene Bahnhof und seine Zufahrtslinien tief geleg'
werden sollen. „

(?) Bicrologisches. Jn den gegenwärtigen Strcit E-
das Heidelberger Schloß will nim auch die Edinger Brauer
eingreifcn. Jn Anbetracht des Umstandes, 'daß in dem Schm''
früher cin feuchtfröhliches Leben herrschte und das die g (
plagte Menschheit eigentlich nur in dicsem Zustande sich
einem wirklichen Kunstenthusiasinus cmporschwingt, hat ^
Bicrbrauerei einen Stoff hergestellt, der alles bis jetzt
wesene übcrtreffen uud morgen in dcr Bergbahnwirtschaft
Ausschank kommt. Jm Sonnen- und Mondschein hat ja iE,
jeder Hcidelbcrger das Schloß betvundert, aber in seincr wjw
ren Pracht soll dasselbe dem menschlichen Auge erst im -
schein recht erkennbar sein. Deshalb heißt es morgen:
auf den Schlotzberg, trinket und staunet! — Abcr man soll n> '
sagen, daß auf der Höhe allein die Freiheit und der Kraftvw ^
schlorum zu Hause ist. Wie aus dem heutigen Jnseratern^
zu ersehen ist, kann der Heidelberger Bürger schon unten ^
der Stadt dcn Bierschimmer ertoerben, in dem er das .
zu sehen wünscht. So haben Bockbier angezeigt, der Gru ^
Baum, der Adleo^das Bremeneck, die Harmonie, der Rm
steincr und andere mehr.

O Weltuhr. Ein hervorragendes Kunstwerk, eine
ist in den nächsten Tagen in der Westendhalle ausgestellt. E
Jnserat.) Es ist eine Weltnhr, die nlcht nnr die Zeit mit TG g,
Wochen, Jahren, Festen dnrch entsprechende Handlungen
lerisch geschnitzter Fignern anzeigt, sondern auch ein astronow ^
richtig gestelltes Tellnrinm anfweist. Jm ganzen si»d s»t,

Werk 46 bewegliche, künstlerisch geschnitzte Fignren in TkatE ^
und das Mnsikwerk selbst spielt 16 Stücke. D-m Künstler ^
der in seinem stillen Schwarzwaldorte so autzergewöhliliches,
großartiges und kunstvolles geschaffen hat, wünschen wir
reellen Lohn, damit er kllnftig noch mehr solche Werke, w>e
 
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