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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Monta^ 3 März 1902. Zweites Blatt. 44. ^aüranng — ^ir. 52.

^rscheint täglich, Sonntags auSgenommen. — Prcis mit Familienblättern monatlich SO Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post de-

zogen vierteljährlich 1.3S Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

«lnzeigenprcis:20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
^ vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr 82

Are Landordnuug von Kiautschon.

Jn dcm Bericht über den Vortrag des Vorsitzenden des
Pundes der deutschen Bodenreformer, Herr A. Damaschke
uns Berlin, war die Rede von den Grundbesitzverhältnissen in
Kiautschou, auf die wir zurükommen wollten.

Es ist in der That sehr intercssant, zu sehen, wie in dieser
Kolonie, welche nicht dem Kolonialamt, sondern der Mariim-
derwaltung untersteht, die Seeoffiziere, allerdings wie man
iveitz in Ausführung eines sehr hohcn Willens, bei Regclung
der Grundbesitzverhältnisse bodenreformerischc Grundsätze ange-
ivandt haben.

Kaum war die deutsche Flagge dort im fernen Osten ge-
hitzt, La hatten sich in den ostasiatischen Handelsplätzcn schon
vnternehmende Leute zusammengethan, denen der Boden des
veuen Pachtgebietcs ein vielverheitzcndes Spekulationsobjekt zu
sein schien. Man hatte das Terrain schon in Blöcke eingeteilt
— auf dem Papier — und schon die Namen der künftigen Be-
sitzer festgestcllt, denn beim Bieten wolltcn sie sich gegenseitig
doch nicht die Preise verderben.

Als man aber ins Gouvernement kam, um Land zu for-
dern, da hietz es „Erst abivarten! Wir sind mit der Aus-
arbeitung ciner Landordnung beschäftigt!"

Betrübt zogcn die Herren ab und machten ihrcm Aerger
in der deutfchen Presse, die sich dazu hergab, in lauten Klagen
Über Bureaukratismus Luft.

Auf den 3. Okt. 1898 ward nun die grotze Landaukrion in
Ktautschou angesetzt. Neue Hoffnungen im Herzen, zog die
Spekulantcnschar herbci; doch bevor man anfing, wnrde die
Neue Landesordnung bekannt gegeben.

Die Versuche schon der Chincsen, ihr Grundeigentum zn
zehnmal hohercn Preisen als sie vor der Bcsitzergreifung
bezahlt wurden an die Regierung zu verkaufen, waren durch
Geldgeschenke vcreitelt worden; im übrigen bekamen sie orts-
nbliche Preise. Das nun im Besitz der Negierung befindliche
Land wurde losweise vcrkauft; die Anwenduug bodenreforme-
rischer Gruudsätze crfolgte durch die Art der Besteuerung, in-
dem als einzige Steuer eine Grundsteuer von 6 Prozent des
Wertes crhoben werdcn sollte, den die Erwerber für den Bo-
den bezahlen würden. Schon das war den Händlern bitter;
allein sic hofften auf das Steigcn der Bodenwerte, das sich
durch jede Verkchrsverbesserung einstellen mutzte. Doch auch
dieser schöne Plan ward zu nichte. Nach dem Grundsatz der
Bodenreforuicr, datz dieser vom Bodeneigcntümer unverdiente
Wertzuwachs, die sogeuannte Zuivachsrente nicht dem einzelnen
sondern der Gesamtheit gehöre, schrieb die Landordnung vor;
datz beim Wiederverkauf zwar jede uachweisbare Melioration
des Grundstückes dem Verkäufer angerechnet werde, datz aber
von dem Geivinn, der darüber hinausgeht eine Abgabe von
331h Prozent an das Gouvernement zu entrichten sei, um so
einen Teil dcr Zuwachsrente dem Reich nutzbar zu machen.
„Diese Matzregel ist so klar und gerecht", sprach übrigens
nach eincm Vortxage, den A. Damaschke in Wilhclmshavcn
vor vielen Sceoffizieren über diese Frage hielt, ein bekanuter
Admiral aus, „dah nian nur nicht verstehen kann, ivarum
die Regierung uicht 60 Prozent odcr mehr uimmt!"

Falls die Verkäufer versuchen sollten, die Zuwachsrente
sich in andcrer Form zu sichern, um die Abgabe zu umgehen und

Srieewittchen.

87) Roman von A. I. Mordtmann.

(Fortsetzung.)

12. Kapitel.

S ch n e e w i t t ch e n.

Zarnow hatte, während sich daheim die Dinge entwickelten,
die dem Liebestraum seiner Jugcnd ein so unerwartetes Ende
berciten sollten, sein Amt in Brasilien angetreten. Der
zähen Thatkraft sciner Natur war es gelungen, im Kampfe
Mst der Jndolcnz eincs Teiles seiner Landsleute, sowie der
feindseligcn Gehässigkeit der einhciiiiischeu Behörden, daS Schul-.
tvesen der deutschcn Kolonisten einigermatzen einheitlich zu
vrganisieren. Er war kein Freund beschaulicher Ruhe und
das rhätige, aufrcibende Leben, das er zu führen hatte, würde
ihm zugesagt haben, wenn nicht ein Ilmstand geivesen wäre,
der ihm die Freude an seincr neuen Beschäftigung gründlich
dergällte.

Seitdem cr in Rio gelandet war, hatte cr ein einzigesmal
eiiien Brief von Cäcilie erhalten, und dieser eine Brics, so zärt-
nch und hingebcnd er auch im allgemeinen lautete, hatte doch
durch einige unbcstimmte Wendungen von Ausfichtslosigkeit der
Zukunft, Notwendigkcit der Entsagung und ähnlicheu Redens-
arten, die in vollstcm Gegensatz zu seiner hosfnungsfreudigen
^timmung standen, Unbehagen und Mitzvergnügen in ihm
erweckt. Jn seiner Antwort hatte cr dicser Verstimmung Aus-
druck gegeben und vcrsucht, in beredten Worten die Gclicbte
SU seinen eigenen optiniistischen Anschauungen zu bekehren. Aus
diesen Brief war cr ohne Antwort geblieben. Er ersann
ulle möglichen Ursachen, um für die verlängerte Uutcrbrechung
d-s Briefwcchsels eine Erklärung zu finden; nachdem aber
der Termin für das Eintreffen der Antwort verstrichen ivar
bnd darübcr hinaus drei der in vierzehntügigen Zwischenräumen
degelmätzig einlaufenden europäischen Postcn uoch immer kein
'-ebenszeichcn von Cäcilie gebracht hatten, schrieb er, zum

eincn sehr niederen Preis angiebt, so steht dcm Gouvernemcnt
jederzeit das Verkaufsrecht zu.

Bei dcu Grundstücken, die ihren Besitzer nicht wechseln, soll
die Zwvachssteuer von 331h Prozent alle 25 Jahre einmal er-
hoben werden, ein Vorgehen, was in der Befteuerung des
Grundeigcntums der Totcn Hand zum Bhispiel in Bayern und
in Elsatz-Lothringen einen Präcedenzfall hat.

So erscheint durch die Anwendung dieser höchst einfachen,
von den Bodenreformern läugst verlangten Matzregel auf dem
neueiüGrund uud Boden einmal übermätzige Spekulation aus-
geschlosscn; bis jetzt sind noch nicht viele Grundstücke weiter
verkaufh worden. Andererscits wird künftig wenigstens ein
Teil der Zuwachsrente statt Privatleuten der Nllgemeinheit
zugeführt, welche die Wertsteigerungen ja auch veranlatzt.
Wahrlich, diese Verhältnisse bilden ein schöneres Bild, als
der bcrüchtigte Südkamernnvertrag, welchcn dcr ehemalige
Kolonialdirektor von Buchka mit eiuer Kapitalistengruppe ab-
schlotz, wonach dieser ein Gebiet zur Spekulation überlassen
wurde, das fünfmal so groh als Sachsen ist, gegen eine Netto-
Gewinnbeteiligung von 10 Prozent.

An der Briisscler Börse wurde schon nach fünf Monaten
das Geschäft gemacht, welches den Herren nur 16 Millionen
Franken Gewinn auf ein eingezahltes Aktienkapital von
500 000 Mark brachte. Hofsentlich erleben wir so etwas nicht
wiedcrl

Deutsches Reich. '

— Eine behkrzigenswerte Mahnung an die Arbeitnehmer
und ihre Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie ver-
öffentlicht Dr. Richard Freuud in der „Sozialen Praxis":
Hunderttausende von Arbeitern wählen sozialdemokratisch,
nicht weil sie die politischen Ziele dieser Partei zu dcn
ihrigeii machen, sondcrn weil die sozialdemokratische Partei
die höchsten Forderungeu sür die Arbeiter stellt, For-
derungen, deren Unerfüllbarkeit vielfach von vornherein
feststeht. Werden aber wiiklich dadurch die Jnteressen der
Arbeiter gewahrt? Nein, ganz im Gegenteil! Gerade diese
utopistische, radikale Arbeiteipolitik schädigt aufs schwcrste
die gesunde Arbeiterbewegung. Die übertriebenen sozial-
demokratischen Forderungen verfolgen vielfach nur den
Zwcck, den Arbeitern die Ohnmacht von Staat und Gesell-
schaft zu zeigen oder ihnen den Widerstand der herrschen-
den Klassen gegen die verlangten Reformen vor Augen zu
führen; andererseits schrccken sie aber die Anhänger einer
besonnenen arbeiterfrcundlichen Sozialpolitik zurück und
liefern den Gegnern dieser Sozialpolitik willkommene
Waffen zur Bekümpfung und Niederhaltung jeglicher Re-
formen. Die Sozialdemokratie diskceditiert die Arbeiter-
bewegung. Die Arbeiter werden dies allmählich begreifen,
sie werden begreifen, daß die Verquickung ihrer berechtigien
Bestrebungen zur Hebung ihrer wirtschastlichen Lage mit
unfruchtbaren utopistischen Parteibestrebnngen sie von der
Erreichung ihres Zieles weit abtreibt. Die Arbeiter müssen
aber auch begreifen, daß die Verfolgung ihrer Jnteresien
nicht identisch sein kann mit dem rücksichtslosen Kampf
gegen die Arbeitgeber und deren Jnleressen. ES tst wider-
sinnig und selbstmörderisch, Forderungcu aufzustellen,
welche unerfüllbar sind, welche den Arbeitgeber an der

erstenmale nach seincr Abrcise, an ihren Bruder und bestürmte
ihn um Anfklärnng über das nnbegreifliche Schweigen Cäci-
liens, da jcde, auch die schlimmste Nachricht besscr sci, als die
tötende klngewihheit.

Bevor jedoch eine Antwort anf das Schreiben einlief, ward
ihm von anderer Seite die ersehnte Aufklärung in ungeahnter
Weise zu Teil. Die nächste Post brachte ihm einen Brief mit
ungelenker wciblicher Handschrift ans Bergedorf. Er betrach-
tete nachdcnklich die Adresse: dicse sorgsam gezogcneu grotzen
Buchstaben kamen ihm doch so bekannt vor —- wo hatte er
sie nur gesehen? Es wollte ihm nicht einfallen, er öffnete den
Brief, blickte hastig nach der Unterfchrift und mutzte
iiun sclbst über seine Gedüchtnisschwäche lachen — ja, es
war Jnanita Mitena, die ihm doch schon einmal geschrieben
hatte, deren Handschrift er doch aus so manchem von ihm
korrigierten deutschen Aufsatz oder franzöfischen Thema kennen
mutzte! Wie war denn das Kind nach Bergedorf, dem zwei
Meilcn von Hamburg cntfernten stillen Hauptorte der frucht-
baren Vierlande gekommen?

Kopfschüttelnd bcgann er dcn Brief zu lesen, aber schon
nach den ersten Zeilen lietz er ihn fallen und starrte wie geistes-
abwesend vor fich hin. War es möglichl Es konnte nicht seinl
llnd doch — es mutzte scin —> das erklürt ja allcsl Das
heitzt . . . . es war ja eigentlich unerklärlich, unmöglich —
aber anders konnte es nicht sein —

Plötzlich lachte Zarnow laut auf, nahm seincu Strohhut
herab und lief hinaus. Verwundert blickten ihm die Nachbarn
nach, wie er in die Rcgenflutcn eines beginnendcn llnwetters
hineineilte. Mit stürmenden Schritten wandcrte er ziellos
im Freien nmher, unbekllmmert um das Krachcn und Toben
und erst als die Beine ihm den Dienst zu versagen drohten,
mätzigte er seine Cile.

Der biedere Theophilus Müllcr, seines Zeichens ein Stell-
macher, dcr am äuhersten Ende der Kolonie Blnmenau wohnte,
wo die bebaute Rodung der Ortschaft an Wildnis und llrwald
grenzte, sah mit unbeschreiblichem Erstaunen, wie mitten dnrch

Fortführung und Weiterentwicklung seines Betriebes auf
das empfindlichste zu schädigen gecignet stnd: Die Jn-
teressen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind hier
identisch.

Berlin, 28. Fcbr. Nachdem der prenßische Minister
des Jnnern im Abgeordnetenhause es als ziemlich belanglos
erklärt hat, daß in der Generalversammlung des Bundes
der Landwirte Frauen als Zuhörerinnen anwesend
gewesen sind, haben die Sozialdemokraten gleich die
Probe auf's Exempel gemacht. Sie haben in einer gestern
abgehaltenen Vcrsammlung Frauen auf den Tribünen zn-
gelassen, die Polizei erzwang jedoch die Rüumung der
Tribünen seitens der Frauen. Es wurde beschlossen,
Beschwerde bei dem Polizeipräsidenten zu führen.

— Nach einer in Berlin eingetroffenen Belgrader Depesche
der „Morgenpost" waren die Attentatsgerüchte doch
nicht ganz ungerechtfcrtigt. Zu den allgemeinen Audienzen
beim König hatte ein Unteroffizier unter einem Vorwande
Zutritt erlangt, der dann vom König schreiend scinen rück-
ständigen Lohn begehrte und sagte, es sei eine Schande,
daß die Soldaten hungern müßten, während der König
und seine Minister im Ueberfluß lebien. Gardisten stürzten
infolge des Geschrcies herbei und überwältigten deu Sol-
daten, der sich lebhalt zur Wehre setzte. Dcr König brach
nach diesem Zwischenfall die Audienzen ab.

Keutscher Weichstag.

Berlin, 1. März.

Präsident Ballestrem eröffnet die Sitzung um
1 Uhr 20 Minutcn. Das Haus ist schwach besucht.

Eingegangen ist dcr Nachtragsetat. Ferner ist ein-
gegangcn ein Schreiben des Reichskanzlers, worin er mit-
teilt, daß die Fürstin von Hohenzollern sür das zum Bau
eines Kolonialamtes ausersehcne Grundstück, dessen Ankauf
die Budgetkommission wegen zu hoher Forderung ablehnte,
jetzt uur 2'/s Millionen fordert. (Hört, hört.)

Daim wird mit dcr Etatsberatung bei Verbrauchssteuern
fortgefahren. Zuiiächst Titel Z u ck e r st e u e r.

Abg. Richter berichtet über die Kommissioiisverhand-
lungen.

Mg. Pachnikc (freis. Vp.) frägt deu Staatssekretär
v. Thielemann, was er über dcu augenblicklicheu Stand uud
das wahrschcinliche Ergebnis der Berhandluiigen der Zucker-
koufereuz mitteilen köuuc.

Staatssekretär v. Thielemanu erklärt, man könne
nach dcm Verlaufe der letzteu Sitzung in Brüssel hoffen, daß
iu allcrnüchster Zeit der Abschlutz eines iuternatioiialeii Ver-
trages crinöglicht werde. Es sci ziitreffend, datz es sich handle
um die Aufhebuiig dcr Prämieu in allen dem Vertrage bei-
tretendcu Läuderu, sowie auch um eiue Vereinbarung der
bctreffenden Länder, datz sie sich gegcn solche Länder, die nicht
beitrcteu, aber "?lusfuhrprämieii zahleu, durch Zuschlagszölle
sichern sollcu. Die Möglichkeit der deutschen Ausfuhr müsse
gegeu alle Beschräiikuiigeu gesichert werdcu. Ernste Pflicht
der Regicrung sei es, dafür zu sorgen, dah dcr deutsche Zucker
uicht ins Hiiitertreffcn kommt uud unverkäuflich wird. Die
Rcgierung glaube, weuii es iu Brüssel zu cincm interuatioualeii
Vertragc komme, dem dentschen Zucker sein Platz im Welt-
markte gesichcrt werdc.

Abg. Rösicke- Kaiserslauteru (fraktiouslos) führt aus:
Wir bedaueni, datz die Regierung dem Vorgchen dcs Aus-
landes'gegeiiüber deu alten deutschen Grundsatz der Offensive

dcu strömcndeii Wassergntz eiues furchtbaren tropischen Ge-
witters ihr allverchrtcr Schulinspektor so laiigsamen Schrittes
vorbeiging, als mache cr einen behaglicheii Spaziergang.

„O Jeminc — Marie!" rief er sciucr Fran zu. „Da
schau den Doktor Zarnowl Was fehlt denu dem? Gcwitz ein
Somiciistich! O dcr arme Herrl"

„Ja — was schaust du dannl" rief sie dagegen. „Da
mach uiid hole ihn hereinl"

llnd Theophilus stürzte barhaupt hinaus, packte dcn Doktor
Zarnvw am Arm und schleppte den nicht Widcrstrcbendcn in
seine Behausung hincin. Zarnow lieh alles mit sich machen,
was die braven Lcnte wollten. Er mutzte alle scine Kleider
wechscln und sich dann entschlietzen, eine Mixtur von Arrak
und Wasscr, so heitz, dah ihm die Augen übcrlicfcn, hinunter
zu schlncken.

„Wie fühlen Sic sich jctzt?" fragte die alte Frau besorgt.

Zarnow schloh die Augen und sank in seinen Stuhl zu-
rück. Bis jetzt hatte er sich willenlos dem rasendcn Schmerze,
dcr in ihm tobte, übcrlasscn; aber nun bot cr seine ganze
gcistige Energic auf, um sich nicht, wie es sein Vater nannte,
„untcrkriegen" zu lassen.

Als er die Augen wicdcr öffncte, war der kurzc, aber mit
wütcnder Kraft geführte Kampf zu Ende.

„Sie dürfen es mir uicht übelnchme», datz ich so daher
gelaufen kam wie ein Jrrsinniger", sagte cr. Der Klang
fcincr Stimme kam ihm selbst fremd vor. „Jch habe bon zu
Hausc eine schlimme Botschaft erhalten — eine — eine Todes-
uachricht — von einer mir sehr lieben Person — wirklich —
cincr mir schr nahestehendcn Person.

Es flimmerte ihm cin wcnig bor dcn Aiigen — er fuhr
sich mit dcr Hand darübcr, dann war auch dies letzte Zeichen
von Schwäche überwundcn.

(Fortsetzung folgt.)
 
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