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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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44. Iabrganz — 54

MNtwoch, 5. Mörz 1S02. Zweitcs Bl«tt.


Durch die Post.bk-

» einttäalich SonntaaS audgenomnien. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellcn abgeholt 40 Pfg.

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

^NzeiaenvreiS: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile odcr dercn Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Änzergen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate aus den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Madischer LandLag.

L.6. Karlsruhe, 3. März. (45. Sitzung der
oweiten Kammer.) Am RegterungStisch: Dic
^inisterialpräsidentcn Schenkel und Frcih. v. Dusch,
^taaisrat Reinhard, Gencraldirckior Eisenlohr und die
^inisteiialräte N^colai und Böhm. Präsident GSnner
^öffnet die Sitzung um Uhr.

Eingegangen: Eine Petition des Vcrbandes selbständiger
?«ufleute unv Gewerbetreibender in Baden betreffcnd Be-
^nerung der Warenhäuser und eine Eingabe der Gemeinde
diaulheim (Engcn) um Errichtung einer Haltestelle.

Vor Eintrilt in die Tagesordnung widmete Präsident
^önner folgenden in der jüngsten Zeit verstorbenen ehe-
^aligen Milgliedern der Zweiten Kammer Nachrufe:
^uftav Breithaupt, Wcinhändler, (vertrat 1867 biS 1868
^n Bezirk Emmendingen), 1. Staatsanwalt v. Gulat
(1869/70 Sladt Baden), Geh. Rat L. v. Slösscr (1871
°is 1880 Wiesloch), Privalier Eglau (1890 bis 1897
Stadt Durlach), Joh. Wolf (1848/49 Stadt Baden),
-lltbürgermeister Blaitmann (1881 bts 1884 und 1893
M 1900 Waldkirch), Apotheker Klein (1887 bis 1895
Aeinheim) und Ministerialrat Dr. Schlusser (1891 bis
1895 Stadt Lahr).

Zur Bcratung stehen die in den Jahren 1900 und 1901
^ieilten A d m i n i st r a t i v k r e d i t e, über welche Gietz-
e r (Centr.) den Bericht der Budgetkommission erstattct. Dic
^ommission hat, wie schon berichtet, keine Beanstandnng cr-
Mben.

. Die Begründuug einzelner Ucberschrcitmigen ist iin Drucke
Esschienen, woranf der Berichterstatter verweist. Bei Position 3
»Erwerbnng des der Stadt Heidelberg gehörigen Museums-
^bäudes 3/5 000 Mk." erwähnt der Berichterstatter, daß in der
rsiiidtagsperiode von 1897 mid 1899 das Mnseiimsgebäiide in
Midelberg erworbcu werden solltc. Die Blidgetkoimnissiou habe
/rhebungen darüber angestellt, ob der geforderte Preis nicht ein
U hoher sei. Mau sei aber zu der Ausicht gekommen, daß der
lireis ein entsprechender sei und zu Beanstandungeu kein Aulaß
»oiliege.

,. Abg. Dr. Wilckeus: Die Rechiiuugeu, die gemacht worden
oud. bezüglich des Preises für das Miiseunisgebäudc, waren
sUtsprechende. Bei der ganzen Haltnng, die die Stadt iu dcr
Miversitätsfrage eingcnommeii, ist es selbstvcrständlich, daß in
miier Weise über das richtige Maß hinausgegangcu wurde. Die
Nadt war weit cntfcrnt, irgend eiu Geschäft zu machcn. Die
^onehmigung des Londtages kounte uicht abgewartet werden,
^eil die Lösung der Festhallenfrage für uns eine dringliche ge-
!0orden ist, namentlich anch mil Rücksicht auf die Universitätsfeicr
M Jahre 1903. Es blieb darnach nichts anderes übrig, als dem
Aerkanf des Museumsgebäudes an den Staat nur unter der
Mingung nähcr zu treten, wenu ein Administrativkredit bcwilligt
§Urde. Die Regierung hat das gethan uud ich kann nur meiner
c'esriedigung Ausdruck geben, daß die Budgetkommission die Be-
^chtigung dieses Schrittes anerkaunt hat.

Die Position wird daranf genehmigt.

Abg. Fehrenbach (Zeutr.): Mit der Genehmigmig der
i'Urnme für das Preisaiisschreibcn zu einem neuen Kollegicn-
»obäudc in Freibnrg werde sozusagen der Grundstein zum
Uenen Gebäude gclcgt. Aus diesem Anlaß wirft Rcdner einen
^rzen Rückblick auf die Geschichtc der Universität Freiburg und
"uiikt der Bildgetkommission und der Regierung, namentlich
Ner dcm frühercn Leiter des Unterrichtsministeriums, für ihr
s?ohlmollen. Dcr alte Bau habe grotze Mängel, grotze Hör -

fehlen, so datz manche Vorlcsungen im alten Kaufhausfaal
^ogehalten werden müssen. Ein solcher Zustand sci auf di>
>nvrr nicht haltbar nnd der allgcmeine Wunsch nach baldigc
^vhilfe fxhr begreiflich. Der in Aussicht gcnommene Platz sei
^ dcnkbar günstigste.


Sneewütchen.

^ Roman von A. I. Mordtmauii.

(Fortsetzung.)

13. Kapitel.

Durch Racht zu m L i ch t.

^ Nach Jtalicn hatte Cäcilie Gerard ihre Hochzeitsreise ge-
^uchi, und dort war ihr in Como das Ehcpaar Paul und Anna
mchwillon begegnet. Doch war dies Zusammentreffen nur
Mchlig gewesen, deun Paul hatte bei seiner Frau auf sofortige
°'°reise gcdrungen. Anna nahm daran keinen Anstotz, da sie
begrciflich fand, datz Paul einem längeren Beisammensem
Ai dcr Schwestcr scincr ehemaligen Verlobten gern ans dem
^^ge ging.

x- Dicse Reise an die obcritalienischen Seen war für Anna
«str Cntschädigung für die nicht ausgcführte Hochzcitsreise.
h, sts sie unmiticlbar nach ihrer Vermählnng untcrlassen hatten,
sj/'l sie sich schenten, so grotze Ausgabcn zu machen, führten
^Ms, als der Verlanf des Wintergeschäftes so autzerordentlich
E Sewesen war, datz sie sich daraufhin schon eine kleine
"ravaganz erlauben konntcn.

Hamburg znrückgckehrt, liefen sie wiedcr in den
des Alltagslebens ein. Anna mit der fröhlichen Heiter-
(tiest ihrer anspruchslosen Gemütsart und in der Zu-

kiif°euheit mit ihrem Loose ihre Wurzeln hatte, Paul mit
sti^'" Unbehagen, das nach schönen Tagen und vielfachen Zcr-
^ mingen durch die Einförmigkeit dcr Heimat errcgt wurde.
iih^, ' lrantes Hcim gcwährte ihm keine Befricdigung, wcil cr
8efN>bessen cinfachcn Bau die Luftschlösser, die erchormals auf-
ex nicht vcrgcssen konntc. Jn den Flittcrwochen war
liix, " "ebevoller und aufmcrksamcr Gattc gewesen, aber der
^ie 6"ich 'var schnell verflogen nnd mit jedcm Tage wurde
öas Bedaucrn über das, was hätte sein können
amit geworden nnd über das, was statt dessen gewor-

Ministerialpräsident Frhr. v. Dusch versichert, datz die
Regierung der Beschleunigung des Neubaues ihre volle Auf-
merksamkeit zuwenden werde.

Abg. Fischer (Zentr.) schlietzt sich den Ausführuiigen
Fehrenbachs an. Zu verwundern sei nur, datz im alten Ge-
bäude zur Zeit noch einige Säle renoviert werden.

Staatsrath Frhr. v. Dusch erklärt, datz die Verbesse-
rungen unvenneidlich wären, weil der Neubau einige Jahre
beansprucht. Dieser wcrde deswegen nicht in die Länge ge-
zogen.

Abg. Obkircher (ntl.) ersucht die Regierung, den Neu-
bau möglichst zu beschleunigen und für die Vorarbeiten einc
Anfordernng in den Nachtragsetat einzuftellen.

Staatsrat Frhr. v. Dusch betont, dah davon keine Rede
sein könne. Doch werden sich vielleicht Mittel und Wege fin-
dcn lassen, schon vor dem nächsten Budget mit den Aufräu-
mmigsarbeiten zu begimien.

Abg. Obkircher (natlib.) rügt die grotzen Ueberschrci-
tungen beim Neubau der Freiburger Universitätsbibliothek. Der-
artige Ucberschreitungen führen zu einer Beschränkung des
Budgetrechtes der Kammcr. Der Vorwurf treffe selbstverstäud-
lich nicht die Regierung, sondern die Bauleitung. Jn Freiburg
crzühle man sich gar seltsame Geschichten, wie es bei dieseni
Bau zugegangen sei. Die Rechnungsrevision dauerte unge-
wöhnlich lang, so datz die Geschäftsleute ihr Geld sehr spät
bckamen. Die Ziegel sollen anfänglich aus Norddeutschland
bezogen worden sein. Als die Sendung eintraf, wurde dem
Unternehmer erklärt, datz er keine Zahlung erwarten dürfe,
worauf dieser die Sendung veräutzerte, so datz eine neue Be-
stellung gemacht werden mutzte. Auf diese Weise brauchte der
Bau die exorbitant lange Zeit von acht Jahren. Ein Privat-
mann hätte sich so etwas uicht gefallen lassen. Jn Freiburg
glaube kein Wensch daran, datz der Bau im Frühjahr bezogen
wcrden kömie; die Regieruug sollte unter allen Umständen dar-
auf dringen, datz derselbe wenigstens bis zum Herbst fertig-
gestellt wird.

Abg. Fischer (Zentr.) ist der Ansicht, datz Obkircher
die Farben etwas grell aufgetragen habe, wenn er auch zugeben
müsse, datz leidcr vieles wahr sei. Die Gewerbetreibenden
mühten teilweise klagcn, um Geld zu bekommen; man habe
ihncn gesagt: Ja, das ist ein .Wnstlcr, der lätzt nicht mit fich
handeln, wie die anderen (Heiterkeit). Er glaube, dah auch
die jetzige Summc noch einmal überschritten wirdl (Ohol)

Abg. Feudrich (Soz.) wünscht Auskunft darüber, ob
an der Ueberschreitung wirklich, wie es im Publikum heitze, der
Konflikt zwischen dem Architekten nnd dem Baumcister Schuld
sei.

Abg. Zehnter (Zentr.) mcint, das Haus habe allen
Grund, endlich cinmal cin kräftiges Wort zu sprechcn, anstatt
wie Fischer, den Mantel der christlichcn Barmherzigkeit über
die Angelegenheit zu breiten. Wer so wirtschafte, mag biel-
lcicht ein tüchtiger Künstler sein, aber jedensalls kein richiiger
Bauleiter. Es ist eine Energielosigkeit der Rcgierung, wcmi
sie dcrartiges duldet, ohne ein energisches Wort zu sprechen.
Auch die Büdgetkommission habe einc so schwachmütige Sprache
geführt, datz sie niemand imponieren wird.

Ministerialpräsidcnt Freiherr von Dus ch will den bau-
leitenden Architetten nicht gegen dic Vorwürfe in Schutz neh-
mcn, weil er thatsächlich zum grotzen Teil an der Verzögernng
die Schuld trage und die Regierung trptz wiederholter Auf-
forderung ohne Aufklärung gelassen hat. Es wäre jedoch
höchst bedenklich gewesen, den Architetten währcnd der Bau-
zeit zu cntlassen. Auch sei zu bedenken, datz sich beim Vor-
anschlag cin Bau nicmals ganz überblicken läht und datz
mit Zustimmung dcs Hauses verschiedenc Aenderungen borge-
nommen wurden, so datz die Schuld an den Ueberschreitnngen
den Architekten nicht ausschlictzlich triftt. Er werde den Archi-
tckten, der leider mit seiner Begabung nicht eine gleich große
Lrdmmgsliebe verbinde, veranlassen, dix endgültigc Abrechnung
voriülcgcn. Von der Ziegellieferungsgeschichtc sei der Rc-
gieriüig niciits bckannt, sonst wäre sie cingeschrittcn.

Äcinisierialrat Böhm betont, datz die Uebcrschreitungcn

den war, in Paul mächtigcr, als die guten Entschlüssc, mit
dcnen er sich aiifünglich in das Unvermeidliche gefügt hattc.

Nicht, als ob Paul sich nun licblos und unfreundlich
gegen Anna gezeigt hätte; seinc Gleichgültigkeit war nicht
mit Abneigung gleichbedeutend; aber das Verhälttiis zwischen
beiden Gatten hatte schon jetzt jene gleichmütige Kühle an-
gcnommcn, die i» anderen korrektcn, weder glücklichen noch
imglücklichen Ehcn im Laufc langcr Jahrc und namentlich dann
cinzutreten pflcgt, wenn Kinder die Zärtlichkeit auf sich ab-
lenken. Was sich da im Laufe der Monate und Jahre ent-
wickelt, das war in der Mauvillonschen Ehe das Werk von
Tagen und Wochcn. Einc zärtliche Gcwohnheit nach der an-
dcrn ward sclterier oder hörte auf, eine Liebkosung nach dcr
andcrn wurdc kühlcr und mechanischer; in nnmcrklichen Ab-
stufungcn schwächtc sich Pauls Entgegenkommen gegen die Be-
weise inniger Anhänglichkeit seiner Frau ab. Er verriet Un-
gcduld, wenn sie beim Abschied seine Hand zu lange festhielt,
nnd dcr Kutz, lvomit sie dcn Hcimkehrcnden cmpfing, ward
so zcrstrcut crwidcrt, als handlc es sich um cine offizielle
Zercmonie, dic man als einc Pflicht erfüllt, abcr nicht mehr
als eine Freudc betrachtet.

Je mehr sich dieses Verhältnis entwickelte, desto stiller
lvnrdc Anna. Das sröhliche Licht in ihren Augen erstarh, ihr
vormals nnmtercs Gcplauder ging in ein gesetztes, nüchternes
Gcspräch übcr, und dcr Gcsang, womit sie sonst ihrem über-
quellcnbcn Glücksgefühl Luft gcmacht hattc, vcrstummte. Wohl
gab sie Paul noch die Hand, wenn er ging, aber sie lietz ihm
iiicht mehr Zcit, ungeduldig zu werden, wohl bot sie ihm den
Mund zum Kussc, wenn er kam, aber sie trat dazu gelasscn
an ihn heran nnd flog ihm nicht mchr glückstrahlend entgcgcn.
Er schien den Untcrschied kaum zu bemerkcn.

So gingen Paul und Anna Mauvillon einträchtig neben-
cinander her, aber nicht auf den blumigen Waldpfaden
dcs Glücks, sondcrn auf der solid langweiligcn Landstratze
der Gewohnheit.

Anna fuhlte, daß sie ihren Gatten nicht glücklich machte,

hauptsächlich daher rühren, datz der Baugrund nicht gehörig
untersucht wurdc, ferner eine Ueberwölbung des Gewerbeöachs
und Vergröherung der Fenster vorgenommen wurde. Die
Klagen über die verspätete Auszahlung seien vollauf berech-
tigt, doch habe das Ministerium, sobald es Kenntnis erlangte,
die Leute befriedigt. Dem bauleitenden Architekten wurde
ein weiterer Architekt beigegeben, der endlich Zug hineinbrachte,
so datz der Neubau bis 1. August sicher bezogen werden kann.

Freiherr von Stockhorner: Den Herren müsse end-
lich einmal zu Gemüte geführt werden, dah sie die Verant-
wortung zu tragen haben.

Abg. Hofmann (Dem.) wünscht, daß die Budgetkom-
missiou bei der Prüfung der Voranschläge vorsichtiger zu Wcrk
gcht.

Abg. Geck (Soz.) stimmt Zehnter bei und hält die vour
Regierungsvertretcr vorgebrachten Gründe nicht für stichhaltig.
Die Erfahrung, die man in Freiburg mit dem Gymnasialbau
gemacht habe, hätte dic Bauleitung veranlassen sollcn, die
Untersuchung des Baugrundes mit aller Energie vorzunehmen.
Die Sünden, die bei Staatsbauten vorkommen, wirken zurück
auf die Gemeindcn, schon aus diesem Grunde müsse mau
sich sagen: Landgraf werde hartl

Abg. Fehrenbach (Zentr.) legt für den Architekteu
ein gutes Wort cin. Auf die ursprüngliche Voranschlagsziffer
dürfc man nicht zurückkommen; die Hauptsache sei, datz etwas
Schönes dasteht. Man müsse zugestehen, datz der Künstlerr
etwas Hervorragcndes geschaffen hat.

Abg. D r. Wilckens (natlib.) glaubt, datz die Budget«
kommission dcn Vorwnrf Zehnters nicht verdient hat. Sie
lietz übcr ihre Ansicht nie cinen Zweifel imd hielt die richtige
Mittc ein; auch die Voranschläge hat sie genau geprüst, doch
war sie außer Stande, in Details einzudringen. Er sei der
letztc, dcr Mißstände in Schutz nehmc, abcr man müsse
das Endziel, den schönen Bau, im Auge behalten.

Die Forderung wird nicht beanstandet.

Zum Kredit der Kunstausstellung erklärt

Abg. Fendrich (Soz.), datz seine Fraktion für diese
Position stimmen werde. Die Regierung möge die Ausstellung
auch den niederen Schichten des Volkes zugänglich machen.

Staatsrai Freiherr von Dusch erwidert, daß für gewisse
Tage Ausnahmepreise in Aussicht genommen sind. Die Be-
schickung sei namentlich von ausländischen Künstlern so zahl-
rcich, daß, wcnn die einhcimischen Berücksichtigung finden
sollcn, cin kleiner Anbau erstellt werden mutz. Der Aufwand
hiefür mit 10 000 Mark werde im Nachtrag angefordert.

Abg. Gictzler (Zentr.) fragt an, wie wcit die Versuche
mit dem elektrischen Betriebe auf der Strecke Karlsruhe-Graben
gediehen sind.

Generaldircktor Eisenlohr erwidert, datz bereits
Probefahrten unternommen wurden, zu dem die Abgeordneten
eingeladcn seien. Die elektrischen Wagen könncn auch für
öen Gütcrverkchr vcrwendet werdcn.

Abg. Frühauf (Freis.) bittet, den elektrischen Vctrieb
auch auf dcr Strecke Karlsruhe-Maxau einzuführen.

Abg. Freiherr vo n Sto ckh orne r (Kons.) wünscht,
datz dcr Motprenbetrieb auf dcr Linie nach Graben schon im
Sommer aufgenommen wird.

tung der Position 'für die Bahn Donaileschingcn-Neustadt und
singt ein Loblied auf dieses grotzartige „Eisenbahnbauwerk"; cr
wünscht Beschleunigung dcs Bahnbaues Koppel-Bonndorf, für
den jedoch, wie Staatsrat Eisenlohr erklärte, bis jetzt weder
Grund und Boden erworben, noch Pläne fertig gestellt sind.
Der Gcneraldirektor legte cingehend die Gründe dar, welche
dic Regierung veranlatzten, dcm Bauunternehmer Balke nach-
träglich eine Aufbesserung bon 800 000 Mark zu gewähren.

Abg. Geck (Soz.) ersucht die Regierung aus Billigkeits-
gründen auch dem Unternehmer, der die Bahn von Hausach
nach Schiltach erstcllt und dabei ohne Verfchulden grotze Ver-
luste crlitten hat, cine Entschädigung zu gewährcn, was Staats-
rat Eisenlvhr ablehnt, da jener Fall ganz anders liegc.

nnd der Kninmer darübcr vcrtiefte sich mit jedcm Tage, jv
mehr sie sich bewußt war, datz sie selbst erst dann in dcr Ehe
ihr volles Glück findcn würdc, wenn nur Paul das seinige
darin finden wollte. Sie liebte ihn so innig und warm wie
am ersten Tage ihres Brautstandes und mutzte hilflos zu-
sehen, wie seine Liebe mehr und mehr abnahm.

Unter bitteren Seclenkämpfen für die arme junge Frau
vcrflotz ihr der Sommcr; sie verschlotz ihr Leid in sich —
was sollte sie auch sagen, da es ihr doch an greifbaren Anlässen
zu Klagen fehlte? Paul war ein fleitziger Geschäftsmann,
er spielte nicht, war solide, er gewährte seiner Frau jeden
Wunsch, dcr mit Geld crkauft werden konnte. Sein häusliches
Leben hätte nach jeder Richtung als ein.Muster gelten^können.
Wo durfte also Anna erwarten, ein sympathisches Ohr für
ihr Leid zu findcn? Würde nicht jcde Vcrtraute gelacht haben,
der sie geklagt hätte, cs schmcrze sic, daß Pauls musterhaftes
Bcnehmen dcm Pflichtgefühl nnd nicht der Liebe entspringe?

Es war ja wirklich nur cine Kleinigkeit, aber freilich eine
Kleinigkcit, die aus Annas Dasein jedc Lebenssreude wcg-
nahm und sie traurig machte, als lebte sie in der denkbar un-
glücklichsten Ehe. ^

Wäre Anna cine Frau von geringcrer Gemütstiefe ge-
wesen, oder hättc sie Paul weniger geliebt, sie hätte vielleicht
Gleiches mit Glcichcm vergolten oder im Leben auherhalb des
Hauses Ersatz für das gesucht, was ihr dort fehlte. Paul
würde sie darin nicht gehindert haben. Seine Einnahmen
warcn gut, und er mitzgönnte seiner Fran kein Vergnügen,
das sie sich hättc verschaffen mögcn. Abcr sie wutzte, wie
lieb ihm seine Häuslichkeit war, und wie ungcrn er die zahl-
losen Kleinigkeiten vcrmihte, womit Anna sie ihm gcmütlich
und angenehm zu gestalten wutzte. Er hatte sie gern bei sich,
wcil sie allc seine Gewohnheitcn kännte und ihm jeden Wunsch
an dcn Augen absah; auch in Gcsellschaftcn hattc cr am lieb-
stcn sie bci sich, weil keine andcre es wic sie vcrstand, ihn
mit asleni, was, unv so, wie cr es liebte, zn versorgen.

Dieser Aufgabe nun widmele sich Anna mit eincr Hinge-
bung, wie es nnr die liebcnde Frau vcrmag; konnte sie ihm
 
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