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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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einer angemessencn und zweckdienlichen Weise kaum zu
bcwirken sein. Sclbst wenn der größere Teil der Budget-
posikion hierzn noch derfügbar tväre, würde zudem die
Verschiedenartigkeit der Verhältnisse der einzelnen Kreise
und insbesondere auch des Uinfangs ihrer Belastung
durch Leistungen für Kreisstraßen und Gemeindewege die
Gewinnung eines richtigen Maßstabes für eine solche
Verteilnng außerordentlich erschiveren. Unter -diefen
Umständen halt es das Ministerium des Jnnern für rat-
sam, zunächst noch die bisherige Uebung der Zittvendung
der Staatsbeihilfen an die einzelnen beteiligten Gemeiii-
den uiid dcr Bcwilliginig bon Fall zu Fall beizubehalten.
Tie Budgetkommisson will dagegen kei.ne Einwendung
erheben: sie anerkennt auch das Systematische im Vor-
gehen der Regierung, die Baubediirfnisse und den vor-
aussichtlichen Bauaufwand für eine Reihe bon Jahrcn
schon jetzt festznstellcn. Sie verkennt aber auch nicht,
daß die Befricdigung dieser Baubedürfnisse auf eine
längere Reihe von Iahren vertcilt wird, als wünschens-
wert erscheint, daß eine Mengc weiterer Baubedürfuisse
sich sehr bald geltend machen wird und daß der staatliche
Zuschuß von 40 Prozent noch sehr harte Lasten übrig
läßt. Tie Frage, ob nicht eine weitere Erhöhung nötig
wird. diirfe daher nicht aus dem Augc gelassen werden.

Preußc».

v. Berlin, 5. Piärz. Die Budgetkommisston des Ab»
gcordnetenhauses bewilligte die Regierungsforderung zur
Förderung der Krebsforschung. Ein Regterungs-
vertreter teilte mit, b i dem Charitskrankenhause in Berlin
werde eine Untersuchungsstation eingerichtet wcrden. Ferner
sicherten Private 150000 Mk. zur Errichtung eines Jn-
stitutcs zur Krebsforschung in Frankfurt o. M. zu. Dem
biesigen Krebsforschungskomitee ifi von deutschen Aerzten
cm 12 000 Fälle umfassendes Material zugegangen. aus
dem hervorgeht, daß der Krebs nicht erbltch aber an-
sieckend sei.

Ter Ministerialdirektor im Kultusministeriiim, Dr.
K ügle r ist zum Präsidenten des Obervcrwaltnngs-
gerichts befördert worden. Die wahre Bedeutung dieser
neuen Ernennung liegt nicht auf Seiten des Ober-Ver-
waltungsgerichtes, sondern auf Seiten des Kultnsmini-
steriums. Wenn die Beseitigung der S i m n l-
tan - Schulen in P r e n ß e n noch nicht bis ins
Letzte dnrchgeführt ist, so war dies dem Widerstande zu
danken, den der Akinisterialdirektor Dr. Kügler trotz
Allem, was cr schon hatte zugcben miissen. doch nicht
leistete. Nnd weil er die vollständige Ausliefernng der
Schule an dic Kirche bisher verhinderte. war er auch dcr
b e st g e h a ß t e Fcind des Centrums. Seit
Iahren ist die Centrumspartei im Abgeordnetenhause
gegcn diesen Beamten Sturm gelaufen. Jetzt hat sie ihr
Ziel erreicht. Für Herrn Kügler bedeutet die Ernennung
ein Avancement, sür das Centrum einen Sieg.

— Fn die neue Reife-Prüfungsordnung für die höhc-
ren Lehranstalten ist die früher giltige Bestimnmng. nach
welcher bei nichtgenügeiiden G e s a m t l e i st n n g c n
im Deutschen das Reifezeugnis zu versagen war,
nicht aufgenoinmen. Nach einer regierungsseitigcü Er-
klärnng ist dannt nicht etwa die hervorragende Stellung
des Deutschen herabzndrücken boabsichtigt, im Gegentcil
ist bei dieser Ucnderung gerade auf die Hebung deS deut-
schen Unterrichts Bedacht genommen worden. Es war
nämlich vielfach die Beobachtung gcmacht worden , daß
jene Besümmnng der früher geltenden Prüfungsordnung
zu einer recht bedenklichen Milde in der Beurteilung der
Leisrungcn ini Dentschen führte, unter welcher der Betrieb
dieses Hochwichtigen Lehrfaches zn leiden hatte. Es giebt
Fällel in denen es nnbillig erscheinen kann, das Reife-
zeugnis zn versagen, ivenn anch die im Deutschen zu
stellenden Anfordcrungen, z. B. wegen jugendlichen Al-
ters des Prüflings, noch nicht im vollen Umfange er-
füllt werden. Zweifcllos cntspricht es dann aber allein
der crziehlichen Anfgabe der Schnle, wenn solche Leist-
nngen rückhaltlos „nicht genügend" genannt, nicht aber
als noch „genügend" bezeichnet wcrden, nni die im üb-
rigen etwa für angängig erachtets Erteilung des Reife-
zeugnisses zu ermögtichen. Die gemessencn Bestim-
mungen üüer den Ausgleich nicht genügender Leistnngen
in verbindlichen Lchrgegenständen durch gute in anderen
leisten anch in dieser Hinsicht sichere Gewähr dafiir, daß
bei der Feststellimg des Gesamtergebnisses nicht unter
dasjenige Maß allgemeiner Schulbildung herabgagangen
wird, welches dem Lehrziel der Schulgattung entspricht,

Uiid wie wie hattc^r vcrgolten?"Wieder"räng"sickchäiis'
seincin Jnnern der schnsüchtige Wunsch cmpor, wenn er doch
nur einige Wochen, ja wenn cr nur noch einige Tage hätte,
um gut zu macheul Wäre doch alles ein Traum und sähc
er beim Erwachcn das licbe Gcsicht wiederl

Grübelnd und unruhevoll warf sich Paul auf eineu Divan.
Es war ein peinigcnder Gedankc, das; Anna in diesen schwcrcn
Srundcn nicht ihu an ihrcr Scite haben sollte, dcr ihr am
Altare Treue bis in den Tod gelobt. Sie mochtc freilich in
scinem Fortblciben nichts Unnatürlichcs sehen und vsn ihm
nichts anderes erwarten. Jn ihm hatte sie wahrlich keine
Stütze bci dcm Ringen um ein Lcben, das ihr doch f.ür die
Zukunst nichts anderes als cin liebeleercs Dasein bot.

Jhm fiel ein, daß er cinmal gelesen hatte, der starkc Wille
Zum Leben sei cine mächtige Waffe gegen den Tod und vicl
mehr Kranke konnten gerettct werdcn, wenn ihnen nicht bei
geschwächtcr körpcrlichcr Energie auch die gcistige Willenskraft
zu solchem Entschlusse abhanden käme. Wenn er doch Anna
diese Cnergie einflötzcn könntc!

Er hing dem Gedanken nach, der ihn immer lebendiger
crfaßte Wle ware es, wenn er nwrgen zn Anna bineinginge,
und ihr so recht zärtlich und liebevoll zuredcte? Freilich —
die Ansteckung . . . . er hätte sich impfen lassen sollen . . .
jetzt war die Sache nicht ungefährlich . . . aber auch umso
verdienstvoller. Paul maltc sich aus, was er sagen wollte, was
Auna erwidern ivürde — cs waren erfreuliche Phantasien,
in die er sich vertieste nnd bei denen er die gegenwärtige Gcfahr
beinahe vergaß.

Die Augen fielen ihm zu: !m Moment, da er handeln sollte,
machtc ihn die Freude übcr die bcabsichtigte Handlung zum
Handeln unfähig.

Einige Minuten lag er schlaftrunken da —plötzlich fuhr
cr auf, von einem jener plötzlichen, unerklärlichen Schreckens-
anfälle crfatzt, die auf der schmalen Trennungslinie zwischcn
Schlafen und Wachen nicht seltcn sind. Er starrte in das Zim-
mer hinein und bemühte sich. seine Gedanken zu sammeln, welche
die Berührung mit dcn Vcrhältnissen der Autzenwclt ver-
loren baitcn. War es nicht Annas Stimme gewesen, durch
deren Ruf „Paull" er aufgeschcucht wurde?

Ja, das war es gewescn, jetzt besann cr sich ganz dcutlich

ivw auch ottdersrseits die Prüfmrgskommissiott iir die
Lage setzeii, wo es angebracht erschernt, die zulässige Milde
ivalten zu lassen.

Ausland.

England.

Loudon, 4. März. Jn einer Besprechung der gestrigen
Rede des Reichskanzlers Grastn Bülow bemerkt der
„Standard", die Rede beweise klar, daß das Yangtse-
thal ebenso sehr als deutsches wie als englisches
Jnteressengebiet angesehen wird. Die „Morning
Post" schreibt, es sei eine überaus klare Darlegung des
Weges, in dessen Einhaltung dic deutsche Regierung ihre
Pflicht sehe. Die Rede sei ein Beispiel für die An-
schauung, die ein gesunder Menschenverstand von der na-
tionalen Politik habe.

Italie».

Rom, 4. Blärz. Der deutsche Militärattachs von
Chelius übermittclte heute dem König als Geschenk
Kaiser Wilhelms vicr chinesische Kanonen aus der
deutschen Kriezsbcute. Der Köuig befahl ihre Aufstellimg
in der Engelsburg.

Aus Stadt und Land.

O> Schoffengerichtssttzulls »om 3. März. 1) Fr'.edrich Ruppert
von Kirchheim erhielt wegc Körperverletzung 3 Monate Gefäng.
nis, während Daniel Madle von da von der gleichen Anklage
freigesprschen wurde; 2, Wilhelm Gerlach von Wieblingen er-
hielt wegen Körperverlctzung 3 Tage GefängniS. Johann Sohn
und Jakob Schwarz von da je 2 Tage Gefängnis. während
Mich. Mutschlerll. von Wieblingen, Albert Eberhard von SchrieS-
beim und Paul Leutbardt hier von der gleichen Anklage freige-
sprocken wurden; 3) Jakob Brod von hier crhielt wegen KSrper-
verletzung 3 Wochen Gesängnis. Narl Brod und Karl Ortlieb von
hter wurden freigesprochen; 4> Philipp Reinhard und Georg
Reinhard von hier wurden ron der Anklage wegen Betruasver-
suchs sreigesprochen; 8) die Verhandlung gegen Josef Pfiiterer
von hier wegen Sachbcschädigung wurde vertagt; 6) Heinrich
Mdi hier erbielt wcgen Körpcrverletzung 10 Mk. Geldstrafe,
während Bertha Rudi Ehefrau hicr von der gletchen Anklage
freigc'prochen wurde; 7) Jakob Friedrich Heß hier erhielt wegen
Beleidigung und Ruhesiöiung 30 Mark Geldstrafe. Heinrich Frey
hier cine solcke von 10 Mk. und Ernst Scherer hier eiue solche
von 8 Mk.; 8) JuliuS Grimm, Georg Gläßgen und Otto Wolf
hier eihielten wegen Ruhestörung, HauSfriedensbruch«. Belcidi-
gung und Uebertrctung bahnpolsteilicher Vorschriften je 1 Woche
G-fängniS, außerdem Grimm eine Geldstrafe von 10 Mk. und
Gläßgen ein solche von 30 Mk.; 9) Friedrich Scherer, in Haft
hier, erhielt wegen Diebstohls 14 Tage Gefänani«.

Ober-Abtstcinach, 4. März. (H o l z p r e i s e.) Die
ersten Horzversteigerungen, welche dieses Jahr in hiesiger Ge-
gend stattfanden, liefertcn bekanntlich gegen die Vorjahre be-
dcutcnd geringere Preisc. Dcmgegenüber sind dic Holzpreise
anf den in den lctzten vicrzehn Tagen erfolgten Versteigerun-
gen wicder merklich gestiegcn.

8O. Mannheim, 4. März. (Eine Heizerschnle)
soll hier im Anschlutz an die städtische Gewerbehalle unter
Mitwirknng dcs Bezirksvorstandes deutscher Jngenieure sowie
dcr Gcsellschaft zur Ucberwachuug von Dampfkesscln errichtet
werden mit dcm Zweck. Dampfkesselheizer zu belehren und
praktisch auszubilden, damit sic befähigt sind, als Heizer
beziehungswcisc Obcrheizer in grötzeren Dampfkesselbetrieben
thätig zu sein. Der Unterricht soll in vierwöchentlichen Lehr-
türsen, deren jährlich zwei gcplant sind, erfolgen und soll nm-
fassen: Brennmaterialienkundc, Wärmelehre, Wasserverdampf-
ung, Kcssclspstemc, Kesselausrüstnng, Fencrungcn, Inbetrieb-
sctzung, Wartung nnd Betrieb, Untersuchung und Reinigung
dcs Kessels, Wasserreiniguiigsmethodeii, Betriebsvorschriften
und gefstzliche Bestimmungen, Wärmeisolierung nnd Rohrlei-
tungen usw. Autzer dem thcoretischen Untcrricht, der durch die
Lchrer der Gewerbeschnle nnd Mitglieder dcs Jngenieurvereines
erteilt werden soll, sind auch praktische Uiiterweisnngen am
Kcssel durch einen Lehrheizer der Dampfkesselüberivachungs-
gcsellschaft vorgcsehen. Die sachlichen Kosten sollcn von der
Stadtgemeinde Mannheim und eventuell von der letzteren
Gesellschaft üdcrnommen werden, während zur Bestreitung
des pcrsönlichen Anflvandes (Honorare der Lehrer) ein Staats-
beitrag in Anssicht gestellt wurdc. Je nach deu Ergebnissen
der Mamiheimer Knrse sollen solchc auch in Karlsruhe nntcr
Mitlvirkung des Bezirksverbandcs deutscher Jngenicure da-

selbst eingcführt werden.

KarlSrnhc, 5. März. (D e r Karlsruher H a f e n)
hat im erstcn Jahre seines Betrckvbcs Glück gchabt, da der
Wasserstand immer für die Schiffahrt günstig war. Der Ge-
samtverkehr war in den acht Monaten seit der Eröffnnng so
groß, wie vorher in Maxan in eincm ganzen Jahre und dabei
ist zu berücksichtigen, datz dcr Eigcnverkehr der Maxancr Fabri-
kanten, der dort mitgerechnet war, nicht mit nach Karlsrnhe
gegangen ist. Das Jahr 1902 schernt noch bcsscr tverdcn zu

darauf. Eine Sinnestäuschung — ctwas anderes konnte
es nicht sein. Er horchte angestrengt, aber im Hause herrschte
Totenstille. Auch das Geräusch auf der Stratze tvar verstummt.
Es war nicht wcit von Mittcrnacht. ,

Paul war fieberhaft erregt; die gcheimmsvollcn Schauer
dcr Nacht erfatzten ihn und machten seine Pulse klopfen und
scine Nerven zittern. War dcr Ruf, den er vernommen, nicht
doch mehr als eine Vorspicgelung seiner Sinne? Er hatte
von Fernwirkmig gehört — wie wenn Annas schmerzliche Sehn-
sucht nach ihm den Weg zu seinen Simiesorganen gefunden
hätte? Es waren thörichte Einbildungen einer aufgercgten
Phantasie, das sagte er sich selbst, aber dennoch konnte er sich
ihnen nicht entziehen.

Noch ein sekundenlangcs Schwanken, dann gmg er ent-
schlossen auf die Thüre zu. Mochte kommen, was da wollte,
in seiiien Armcn ncuen Mnt zum Leben schöpfen odcr —
wenn's denn nicht anders war — in seinen Armen sterben.

Er ging mit leisen Schritten, aber ohne Zögern, den
Korridor hinunter, wandte sich dann rechts und stand nun vor
der Thür des Fremdenzimmers. Hier lausche er einige Augen-
blicke: es war auch da drinnen so still, datz ihn eine furchtbare,
unnennbare Angst eroriff, ein leises Stöhnen, das er zu hören
glanbte, cntritz ihm einen Seufzer der Erleichterung. Gott
sei Dankl Noch lebte siel

Er drückte behutsam anf die Kliicke nnd trat cin. Das
erstc, was cr sah, war die Wärterin, die zurückgelehnt m ihrem
Stuhle lag und mit tiefen regelmätzigen Atemzügen den
Schlaf des Gerecksten schlief. Auf dem Krankenlager aber warf
sich Anna unruhig und fieberhaft hin und her, von Zeit zn
Zeit ein leises Stöhnen ausstotzend.

Jn einem Augenblicke war Paul an ihrer Seiw; sie bemerkte
cs nicht, denn ihre Augen waren geschlossen. Er lanschte born-
über gebeugt und dann kam wiedcr das Stöhnen und der ge-
flüstertc Laut: „Bitte — zu trmken l" Paul empfand etwas
wie einen andächtigen Iubel. „Herr Gott im Himmell Gerade
zur rechten Zeitl" rief es in ihm.

Er umschland Anna mit der Ltnken um sie aufzurichten,
ergrifs das Glas mit eisgekühlter Limonade, das dort auf dem
Tische stand, und führte es an ihren Mund.

Sie trank in gierigen Zügen, und dann erst fragte sie:

tvollen. Namentlich entwickelr sich ein Umschlag i» öst
aus Mitelbaden und aus Württemberg. das als Rückst^
sehr villkommen ist. Jn den zwei Monaten dicses JahrcZ.
schon beinahe so viel Holz umgeschlagen worden, wic im
vorigen Jahre. Hoffcntlich wird mm ernstlich daran gcgavSst
noch einige Krahncn anfzustellen. Das Silogebäude ist bece^
in Angriff genommen; soeben werden dic Fundanientc bs'
niert. Wenn es fertig ist, wird cs dem einheimischcn GetrcE.
bau gute Dienste leisten, da bisher sckon vicl Getreide aus ^
Kraichgan über dcn Karlsrnher Hafen versendet wurdc. ^
AuS Badcn. Das Anwescn des Landwirts Friccst
Keller von Ochsenbach, Gemeindc Burgweiler, branntc?.
auf den Grund nieder. Nur das Vieh, die Pferde und cra ,.
minderwertige Fahrnisse konntcn gcrettet wcrdcn; alles aE
wurde ein Rauh der Flmnmen. ^

Ist ein Schnupfen Heitöar?

Bor einiger Zeit ging mcker der vorstehcnden Spitzw?!!,
cine Notiz durch die Zcilnngen, in der gesagt jvar, datz der TA
wo ein sicherivirkendes Schnupfenheilmittcl gcfnndcn wc^
würdc, als ein Weltfeiertag bcgangen werden sollte, nnd m
sich cinc solche Nachricht wic ein Lanfscner durch dic gas«.
Welt vcrbrcitcn müßte. Die Wclt ohne Schnnpfen, das >ast,
ein Zustand, dcr zn den grötzten Errungenschaften des nc>'ß
Jahrhnnderts gerechnct wcrden sollte. Jst es anch nicht ges^,
nötig, in cin solches Paihos mit cinzustimmeii, so darf aiidcl'st
scits nicht vcrkaimt werdcn, datz dcr Schnnpfen in der That st
stebel ist, das vielfach in seiner Gcfäbrlichkeit mitcrschätzt wn,
Mmi übertrcibt nichi, wemi man sagt, datz dcr Schnupfcn ni'st
Umständcn lcbensgefährlich werdcn kaim. Wie nncmgebra.
die Gcringschähnng ist, mit dcr in den meisten Fällen von c>'
Erkältung gcsprockjcn wird, lehren die zahlreichcn schwcn,
Krankheits- nnd Todesfälle, dic durcki eine Erkältnng vctt',
sachi wordcn sind. Es gicbt zahlreiche Personen, bei dc» .
ein Schnupfcn oft sckiwere Lungenkatarrhe u. a. im Gefc's,,
hat, die mcker güiistigcn Umständen zu lcbcnsgcfährliast
Komvlikationen führen. Deshalb mutz jcder Katarrh, und ",
sonders der ani weitesten verbrcitctc, dcr Schnupfcii, d",,,
crsten Tage an sorgfältig bchandclt werden. Das nach ms
borerwähntcn pathetischen Wortcn so ersehnte Schnupfcnnrw,
ist in aller Stille thatsächlich gcfunden worden. Anf „j,
letztcn (73. i Persammlmig dcutscher Naturforscher nnd Äcr's
in Hamburg wnrde es dcn anwescnden Professoren nnd AeE
vorgeführt und als gcradezu ideales Schmipfenmittcl sst
zeichnet, weil cs bei zweijährigen klinischen Versuchen >st
glänzcnd bewährt hat. Das -Mittel heitzt „Forman" ss-
ist ein Kondcnsationsprodukt aus Formaldehhd nnd Mcnth^,
Seine Anwendung ist eine sehr einfachc. Bei leichtem Schi'st
pfen genügt die Formaiiwatte, die in kleinen wohlfeilen D"?,,
verkanft wird, bei schwerem Schimpfen wird der Format»
mittels eines klcinen Glasröhrchens inhaliert. Das Eig^
artigc seincr WirkungSwcise ist, datz das Mittek fast monic'^
tan eme Erleichtcrung im Kopfe nnd in iwn NasengäE
verschafft. Die Wirkimg soll geradezu frappant scin.

Kaudet und WerLegr.

Zablungöeinstellungen. Die Firma Gebr. Hof»ia>'!H
Häute- und Fellhandlung in Dinglingen (Baden) A
Konkurs geraten. Die Passiva beziffern sich auf ca.

230 000; die Firma soll bei der Lederfabrik Pasing cn .
70 000 Mark zu fordern haben. Die beiden Jnhaber s .
Firma, Hch. imd Jak. Hofmann, sind flüchtig. Vicle ksti'
Händler in Baden und in der Schweiz sind in Mitleidcnsäl'ch
gezogen. Eine Lahrcr Vereinigung soll ca. 100 000 A»
zi^orderi^abcn^be^rößtenleils^edccktscii^^^^^^^

Berlosungcu. ,,

Augsbura, 3. März. 78. Prämienziehung der AugSbiE
7 Gulden Loose: 7000 Gulden gewinnt Serie 1161, Nr. A
1000 Gulden S. 1630, Nr. 2; 100 Gulden S- 293. Nr. »'
98; S. 374. Nr. 10; S. 1243. Nr. 14, 16; 78 Gulden S. A
Nr. 99; S. 303. Nr. 88; S. 476. Nr. 34; S. 862. Nr. 3 k, ^
81. 64; S. 1181. Nr. 83; S. 1768, Nr. 63. 86 ; 30 Guld's
S. 61. Nr. 27 69. 78. 83; S. 118. Nr. 19. 69; S. 293. Nr-s
18. 81. 88. 99; S. 803. Nr. 3. 36, 48 k3; S. 374, Nr. «
96; S. 487 Nr. 19. 78; S. 469. Nr. 4. 3k. 44; S. 476 A

26, 48 89; S. 362. Nr. 9. 16 68. 81; S. 942, Nr. 38

S. 1181. Nc. 18, 38; S. 1243 Nr. 72. 77, 83. 89; S. E

Nr. 32. 63 73 93, 98; S. 1474. Nr. 36. 77. 96; S. E

Nr. 1. 32, 68 86; S. 1673. Nr. 42; S. 1788, Nr. 16. 80. A
S. 1768, Nr. 3. 8. 7. 33 34. 48. 90. 98; S. 1987. Nr.

S. 2068, Nr. 86.

Kleine Zeitung.

Sarmbcck, 26. Febr. E e n g o d S ch w i. e n f r > ^
alles. Einem Geflügelzüchter waren kürzlich zl^
feine Rassehühner abhanden gekommen. Es wurde E
den Tieren gesucht. doch fand man nicht die geringw
Spur. auch konnke man keinen Anhalt iiber den Ms,
bleib der Tiere finden, sodaß man Verdacht anf Di^,
stahl schöpste. Einige Tage später wurde abermals emj

OSmd^"Sie'sFHerr Doktorl"

„Nein, ich bin's!"

„ Du, Paul I Du hier? " ,

„Jch hatte solche Angst um dich, daß ich cs nicht längß
aushaltcn konnte. Dic Wärterin schläft — die armc Perff
mag cmch. müde sein mm cs schadet nichts."

„Nein, nun nicht, nun du da bist." »

Anna führte Pauls Hand zärtlich anZhre Wangen uä
Lippen — dann sank sie zurück und lag mit verklärten om
sichtszügen da. Die Krankheit hatte ihr Gesicht fast
sreigelaffen. so daß es kaum entstellt ausgesehen hätte, wcr
nicht die Augen zugeschwollen gewesen wären. .ii

„Jch kann dich nicht sehen, Paul", flüsterte sie, „denn '
kann die Augen nicht aufmachen!" ,

„Sollst du auch mcht, mein Herz," antwortete Pa"'(
„Schlafen sollst du — nicht reden und nicht schauen. Warte-
Er ordnete ihr das Kopfkiffen begnemer, dann legte er
sanft den Kopf zurück; sie lächelte unsaglich zufrieden
bewegte die Lippen zu Dankesworten, doch so leise, datz Pw,
sie nicht hören konnte; er kützte sie ans den Mund, sie umklwA
merte mit beiden fieberhaft glühenden Händen seine Rechte v'
war bald friedlich eingeschlnmmert.

Eine wnndersame, qualvoll und doch wonnige, eine att
Fiebern seines' Wesens aufrüttelnde Krankenwacht war es,
Paul hielt. Drüben die Wärterm schlief wie eine Tote, AW'
aber hatte jenen unheimlichen Schlaf, dessen ergreifendc WE
ung nur kennt, wer ihn selbst beobachtet, wer selbst soN
Nächte am Lager eines schwerkrank'en Teuren durchwacht iP ,
Einige Minuten regelmäßigen Atmens — dann ein beg'K,
nendes Röcheln — darauf knrze heftige Stötze — nnd endtt^
jcnes sekundcnlmige Aussetzen der Atemthätigkeit, das d'
cisernsten Nerven erschüttert — so ging es die tötlich laE
Nacht, während deren Paul nicht eine Sekunde vom Bem
Ivich. Ab und zu benetzte er Annas trockene Lippen .
dem kühlenden Tranke und jedesmal sah er mit zitterrrds
Wonne, wie wohl die Erquickung that. Einmal sagte sie aW
hakb wach geworden: „Paul, machen Sie dir alles behagliatt,
Aber ehe seine Antwort crfolgte, war sie wieder in das b
wußtlose Dunkel des Fieberschlafes zurückgesunken.

(Forftetzung folgt.)
 
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