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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0444

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Freitag, 7. März 1902.

Aweites Blatt.

44. IahrgMg — ^r. 56.

^rscheiut täglich, SonntagS auSgenommen. — Prcis mit FamMenblättern monatlich 50 Pfg. in's Hau» gebracht bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

, zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

'-nzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder dereu Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — güc die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
^ dorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Aie englische Keeresrekrutierung.

Aus die Psitteilungeii, die der euglische Kriegs-
-stiiiister Brodrick mu ö. ds. im Uuterhaus iiber
Ae Rckrutiernngsverhältnisse nnd -Ergebnissc inachte,
-ohut eS, uoch uäher eiuzugeheu. Brodrick fiihrte aus:

Iiu letzteu Jahre habe die Rekruteuzahl trotz der
^rregung iusolge des KriegeS uud trotz der Herabsetzung
"rr au die Eigeuschaften oer Rekruten gestellten Auforde-
Aiiigen 46 000 uicht iiberstiegeu. Diese Zahlen belviesen,
Atß England die Grenze, die nach dem gegenwärtigeu
sdystem mögiich ist, erreicht habe. Es bestehe keiue Aus-
stcht, die Heeresstärke zu vermindern, da Jndien eher
-llehr als weniger Truppen erfordern werde und Eng-
mnd aus einige Zeit hinauü jede Streitmacht, die sich
-lls uotwendig erweisen werde, in Südafrika werde unter-
stalten miissen. Von jetzt an werde der Dienst bei der
Fahne drei Jahre und die Zugehörigkeit zur Reserve
lleun Zahre dauern. Den für Jndien und die .Kolonien
aiiSgehobenen Mannschnsten solle, soweit sie sich als
tüchtig erwieseu, nach zweijährigerDieustleistung die Wahl
vngeboten werden, slatt dessen acht Jahre bei der Fahne
-ttid vier in der Reserve zu dienen. Die Eöhnnng des
gi'meinen Soldaten solle von zehn Pence täglich auf einen
Echilling erhöht werden. Deujenigen Soldaten, die sich
lür achtjährigen Dienst bei der Fahue entscheiden, solle
bom l. April 1904 an anderthalb Schilling Löhnuug
oezahlt werden. llm daS Heer auf dem geegnwärtigen
Stande zu halten, seien 60 000 Rek'ruten nötig, und
aiiszerdem niiisse man in der Lage sein, eiue Reserve
don 160 000 Mauu bis 176 000 Mann zu unterhalten.
Die Kosten insolge des PlaneL der Regierung seien für
lÄroßbritannien jährlich auf 1 048 000 Pfund Sterling
sind fiir Jizdien aus 786 OOO Pfund Sterling veran-
lchlagt. Es solle eine Reserve für die Niiliz, die Ueo-
Uianry und die BolunteerS geschasfen und Vorsorge ge-
A'offen werden für eine bessere Schulung der Offiziere.
Auch solleu Aenderungen in der Ausbildung der Rt'ann-
lchaften eingefiihrt werden.

Die Leisüing der in Deutschland erworbenen Geschiitze
lei bewnndernngswürdig. Diese Geschütze seien, sowohl
lvas Feuergeschwindigkeit ivie auch Tragweite betreffe,
als ein grofzer Fortschritt auf dem Gebiete des englischen
Geschütztvesens anznseheu. Was die Volunteeres angehe,
1o müsse man im Juteresse dec Sicherung größerer
Schlagfertigkeit des Heeres vorbereitet seiu, eine Ver-
Augerung ihrer Zahl, Iveun nötig, durch anderweitige
Maßregeln auszugleichen. Der Minister schließt: Ob
we Heerespflicht je für die Verteidigung des
Mutterlandes eingesührt wird oder nicht, bezüglich der
Derteidigung Jndiens und der Kolonieu sowie der im
Auslande zu unteruehmenden Feldziige werden wir uns
ltets auf ein Heer zu verlasseu haben, das nicht aus
VZehrpflichtigen zusammengesetzt ist. Aber unsere Er-
tahrung in der Vergaugenheit rechtfertigt die Annahme,
daß unsere Soldaten denen irgend eines festländischen
Heeres gleichstehen.

Die Vorauschläge des Kriegsministers fiuden in der
eiiglischen Presse im ganzen eine beifüllige Auf-
üahme und werden besonders von militärischen Fachleu-
ten, die an dem heutigen Sölduershstem festhalten, als
erster ernster Versuch gelvürdigt, die besten unter diesem
System möglichen Ergebnisse zu erzielen. Der neue
Plan sucht, wie ans deu Darlegungen des Miuisters her-
dorgeht, dnrch sehr erhebliche Aufbesseruugen des Solds

bei dreijähriger Dieuflzeit und Erhöhuug um weitere
60 Prozent für die Kapitnlanten gleichzeitig eineu besse-
ren Ersatz heranzuziehen, einen starken Beisatz altgedienter
Leute bei der Fahue zu halteu uud die Reserve auf eine
viel höhere Stärke als bisher zu briugen; damit wird
jedenfalls der größere Teil der militärischen Fachkntik,
die stets an diesen Punkteu eingesetzt nnd auf die nun-
mehrigen Vorschläge gedrungen hatte, entwaffnet und
befriedigt, während andererseits die Fürsprecher der all-
gemeinen Wehrpflicht nicht offen aber in der Stille ein-
räumen, daß ninn eineu derartigen kostsPieligen/Dersuch
machen müsse, ehe aus Grund des offenkundigen Banke-
rotts des alteu Shstems die Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht in einer den Verhältnissen des Landes ent-
sprechenden Form möglich und unvermeidlich erscheineu
könnte.

Deutsches Reich.

Baden.

Obwohl die Zentrumspresse sich alle Mühe giebt, die
Enthiillungen über die .Zustände im Konvikt und Priester-
seniinar der Erzdiözese Freiburg totzuschweigen, so Ivill
üer Fall Bill doch nicht zur Ruhe kommen. Die „Konst.
Zeitung" bespricht den Fall in einem lüngeren Artikel,
deni wir Folgendes entnehmen: „Bill hat schou 1898 bei
der Freiburger theologischen Fakultät Schritte gegen Kon-
vikt und Seminar unternommen. Dieselben fiihrten
damals zu offiziellem Vorgehen der theologischeu Fatül-
tät gegen Konvikt und Seminar, worauf die Vorsteher
vou Konvikt und Seminar den Beschimpfteu Genug-
thuung leisten mutzten. So schrieb Repetitor Witz in
St. Peter zwei Abbittebriefe au Professor Dr. Braig und
Regens Bcutz hatte für Subregens Gihr die Sache bei
Professor Tr. Keppler in Ordnuug zu bringeu. Die
Vorsteher wurden auch vom Weihbischof Knecht lvegen
ihres Hetzeus gegeu die Fakultät gemaßregelt. Dieser
Vorgang bezieht sich teilweise auf die Repetitiouen im
Konvikt. Darin wurde gegen die Uuiversitätsprofessoreu
polemisiert und im zweiten Jahre sogar ein ganz anderes
(scholastisches) Lehrbuch zu Grunde gelegt. So wurde
dem jungen Theologen zuerst an Stelle der Universitäts-
theologie eine scholastische untergeschoben und dann in
St. Petec die erstere gauz iiber den Haufen geworfen.
Das Ungerechte wiirde alsv darin liegen, daß man die
durch das Konkordat festgesetzte Erziehung des Klerus
durch die Universität mit solcheu zweifelhaften Mitteln
annullieren will. Regens Nkutz konnte auch in seiner
öffentlichen Zuschrist an die „Straßburger Post" (Num-
mer 161) nicht bestreiten, daß man in deu Moral- und
Dogmatikrepetitionen andere Bücher zu Grunde legt
und so der Moral uud Dogmatik, welche Professor Braig
und ehemals Prof. KePPler dozierte, eutgegenarbeitete.
Deshalb die sogenaunte „abwartende Haitung" des
„Freiburger Boten" uud deshalb die vom „Badischen
Beobachter" behauptete „nur notgedrungene Einniisch-
ung" in die Sache. Hätte es sich um Kleinigkeitskrämer-
eien gehandelt, so wären ein halbeL Dutzend Kilometer-
artikel diesen beiden Zentimmsblättern nicht zu viel
gewesen.

Preußc«.

— Die V o r g än g e >in Wresche n haben eiue
Folge gehabt, welche deren llrheber nicht vorausgesehen

haben durfteu. Die «taatsregieruug ist iufolgederselben
Zur Ueberzeugnng gelangt, daß die dortigen Schulver-
haltmsse eiuer intenfiven Besser'ung bediirfen und daß
die schulunterhaltungSpflichtigen demzufolge zu erheb-
Uch Itnrkeren Leistungen für ihre Schule anzuhalteu sind.
chie Zahl der Lehrkräfte an der katholischen Stadtschule
in Wreschen ist beträchtlich vermehrt, damit ein besseres
Verhältnis zwischen Lehrec- uud Schülerzahl hergestellt
nnd eine intensivere Gestaltunq des Unterrichts ermöglicht
wird. Ebenso soll durch den Neubau des Schulgebaudes
den Bedürfnissen nach eiuer sachgemäßen Gestaltung des
Volksschulunlarrichts Rechnung getragen werden. jZu
diesem Schulhausban gewährt der Staat eine nicht un-
beträchtliche Beihülfe, aber auch die katholische Schul-
gemeinde in Wreschen wird dafür nicht unbeträchiliche
Aufwenduugeu zu macheu haben. Diese Maßnahmen
dürfteu sich aber nicht auf die eiuzelne Schulgemeinds
beschränken, sondern es liegen Ansichten dafür vor, daß
auch anderwärts in den zweisprachigen Landesteilen
namentlich iu der Proviuz Posen mit der Vermehrung
der Lehrkärfte planmäßig und nach Maßgabe der zur
Verfiigung stehenden Lehrer kräftigst vorgegangen werden
wird. _

Ausland.

England.

— „Zwei Bewegungen", sagt die „Westmiiistcr Ga-
zctte", „die am Ende nicht gauz ohne innerlichen Zusam-
meuhaug siud, machen sich jetzt von Tag zu Tag bemerk-
barer. Die eine ist, Mr. C h a m berla.in immer deut-
licher — und dieS auch von Seiten derer, die ihm früher
feindselig gegeuüberstanden — als den künftigen
P r e m ier - M i u i st e r zu bezeichnen und zu em-
pfehlen. Wir werden noch oft Gelegeuheit haben, die Wir-
kung dieses Verlangens auf die Parteien und das öffent-
liche Juteresse zu erörtern, weuu es wachsen und schließlich
Erfolg haben sollte. Vorlänfig genügt es, diese That-
sache zu verzeichnen. Jnzwischen ist eine andere, ernstere
Bewegung eingetreten, die der größten Beachtung wert
ist. Es ist dieö ein organisierter A u g r i f f gegen
d e n Freihand e l, der gleichzeitig von verschi'edenen
Seiten ausgeht. Sir Robert Giffeu hat seine alten
Freunde nicht weuig rnit e'iner L-eite vou Artikeln über-
rascht, die sich mit der Frage des Schutzzolles befaßten
und von der „Times" gutgeheißen worden waren. Jetzt
fiuden wir in den Monatsschrifteu gleichzeitig nicht we-
niger als.vier Artikel, die der Wiedereinführung des
Schutzzolles das Wort reden. Herr Hobson fpricht in
„Fortuightly" bereits von der bevorstehenden Preisgabe
des Freihaudels, als ob dies eiue schon ausgemachte
Thatsache wäre. Herr Greenwood belehrt in der „Mon-
tbly Review" die liberalen Jmperialisten, daß sie den frei-
händlerischen Aberglauben abschütteln müßten, und die
„Contemporary Review" skimmt ebenfalls in deu schutz-
zöllnerischen Ehorgesang ein. Dazwischen taucht das Bild
Bir. Chnmberlains auf, wie er den kaiserlichen Zoll-
verein vorwärts bugsiert, der das Gebäude seiner Kolo-
nialpolitik krönen, den englischen Finanzen aufhelfen
und die englische Jndustrie vor dcr ihnen von Deutsch-
laud und Ämerika droheuden Gefahr schützen soll. „Äkit
ihm alS Preiuierminister — so sieht er sich als Leitmotiv
— würden wir dann eiue Regieruug haben, die, von

Sneewittchen.

41) Roman von A. I. Mordtmann.

(Fortsetzung.)

Würde sie in diesem Dunkel die Schwelle Zwischen Diesscits
fsnd dem großen ungekannten Lande nberschreiten? Oder würde
be noch einmal zum Leben nnd zum Bewutztsein erwachen?
Geschahe dies auch nur zu kurzem Aufschub vor dcm Ende,
Raul fühlte, datz er auch für das Wcnige den unerbittlichen
^chicksalsgöttinnen danken würde, deren düstere Gestalten sich
w seinem Heim niedergelassen: in seinem trauten Heim, dessen
wstliches Glück er bis dahin mit so blinder Thorheit vcrkannt
hatte.

' Er beugte stein Gesicht über Annas fiebernde Hände. Ein
Aitzer Tropfen fiel darauf, datz die Kranke zusammenzuckte.
4ber sie erwachte nicht uud schlief in seiner Hut dem allmählig
°ufdämmernden neuen Tage cntgegen.

Als der grauliche Lichtschimmer des anbreehendcn Morgcns
Zimmer zm erhellen begann, ward Annas Schlaf ruhiger.
"egelmätziger und leichter hob nnd senkte sich ihre Brnst,
Dcht mehr, als wenn eine schwere Last darauf ruhte. Die
stUrmnhren schlugen sechs, die Dienstboten wurden drantzen
But, und nun erwachte endlich auch die Wärterin.

. „O du mein Gottl" jammerte sie. „Wie bin ich nur
^UigesLlafen! Und der Herr hierl"

. „Still, Sie gewisscnlose Personl" sagte Panl lerse," aber
lE'eng. „Wäre ich nicht gckommen, meine arme Frau wäre
f'vr Dnrst verschmachtet. Nun halten Sie Jhren Mund nnd
wnimeln Sie sichl Schaffen Sie uns etwas Kaffeel"

^ Die Wärterin beeilte sich, diesem Befehl nachznkommen.
^er heitze Trank that Panl gut, bei dem die beiden schlaflosen
mchte doch ihre Wirkung anszuüben begannen.

. Gleich darauf erschien der Arzt. Er war überrascht, Paul
dem jlrankenzimmer zu finden und machte ihm Vorwürfe,
Uber seine Unvorsichtigkeit.

„Reden Sie nur zu, Doktor," sagte Paul gleichmütig. „Jch
konnte meine Frau nicht allein sterben lassen!"

„Ach was, stcrbenl" bcmerkte der Arzt, indem cr sich neben
die ununterbroche» schlafende Anna setzte. „Wer spricht da-
von?" Er beobachtete die Kranke sorgsam nnd stand dann wieder
auf. „Es ist fast ein Wnnder, datz Jhre Frau die 'Nacht noch
überlebt hat — abcr sie hat's nnd nnn schläft sie wie ein
Engcl im Paradicse. Was wollen Sie mehr?"

„Jst sie autzer Gefahr, Doktor?" fragte Paul. Seine
Stimme klang ranh und nnsicher.

„Nach mcnschlichcm Erniessen nicht. Es ivird alles gut
werden." Er nahm seinen Rezeptierblock und schrieb. „So —-
das lassen Sie machen, es ist nnr zur Stärknng, die beste
Medizin haben Sic ihr heute Nacht gebracht — gegen meine
Vorschrift." Er sah Panl mit einem sektsamcn Blick an, der
nnwillig sein sollte nnd das Gegenteil war. „Heute Abend
komme ich wiedcr. Dann wird's wohl Zeit sein, datz ich den
Herrn Lauvillon in die Knr nehme. Wenn die Menschen
sich mit Gewalt krauk machen, so müsscn sie ihren Willen
haben." ^

Und ivieder mnsterte er Paul mit jcucm seltsamen Blick.

Paul lachte und bemerkte, er fühle, datz die tückische
Krankheit übcr ihn keine Gewalt habe. Und er bchielt Recht.

Die Sonne sticg höher, nnd als ihre ersten Strahlen in
das Krankenzimmer fielen, crwachte Anna. Die Wärterin,
die durch verdoppelten Cifer ihren Fehler gut machcn wollte,
war sofort znr Hand nnd sorgte für die Behaglichekit der
Kranken. Sie erzählte, datz derj Arzt da gcwesen sei und sich
äutzerst zufrieden ausgesprochen habe.

Anna hörte kaum hin.

„Mir hat geträumt, mcin Mann war hier", sagte sic trau-
rig. „So lebhaft, als wäre es wirllichl"

„Der Herr Maubillon war die ganze Nacht da", antwortete
die Wärterin. „Feht ist er müde und schläft dort in meinem
Lehnstnhl."

Es war so. Die Natnr behauptete ihr Recht und Paul

war erschöpft dnrch die Spannung der lctztcn Stundcn nnd
beruhigt übcr die Zukunft eingeschkafeu.

Auna lnchelte glückselig und sank wieder in ihr Ktssen
znrück.

Drautzen slutete und ebbte das lärmende Treiben der
Grotzstadt. Jn dem Krankenzimmer aber herrschte friedliche
Ruhe und lichter Son'nenschein — Sonnenschein, der durch die
Fenster fiel nnd das Gemach mit lcuchtcndcm Goldglanz er-
füllte, Sonnenschcin, dcr in den Gcmütern neue Lebensfrcude
crwcckte, Soiinenschcin, der dic Eisrinde der Entfremdnng von
den Herzen wegschmolz. . .

Panl war bald wieder munter gewordcn. Nun tatz er
am Bctte Aunas nnd ihr Hanpt rnhte an seincr Brust. Sie
haticn sich uueudlich viel gesagt: merkwürdig, datz sich die
unendliche Fülle des Gesprächs in sv iocmg Worte pressen
lictz! ^

„Mir war's, als hättcst dn mich gcrnfen , ,o beanttvortete
Paul eine Frage Annas. „Darum kam rch herüberl"

„Jch sehnte mich nach dir, abcr ..."

Ilnd da sie verstummte, fuhr Panl fort:

„Aber du wolltest es mir nicht sagen lassen, weil du
ja nicht wutztest, wie mir zu Mute. war . . . Weitzt du es
demi jeht?"

„Sage cs mirl"

„Jch dachte, mcin Aennchen könnte vergessen, wie notwcndig
sic in meinem Lebcn ist, und sie könnte ..." seine Stimme
ward so cigentümlich bewegt, dah Anna sich fester an ihn
schmiegte. „Da hielt ich cs nicht länger aus nnd ich kam zu
dir, nm dich festzuhalten, wenn du — fortwolltest!"

„O ich will nicht fortl" flüsterte Anna. „Jeht mcyt
mehrl"

Das war ihre kurze llnterrcdung, von der es beide bedün-
ken wollte, sie würde, wäre sie niedergeschrieben, einige Bände
füllen.

Dr. Eberhardt konnte am Abend erklären, datz wirklich
jede Gefahr vorüber sei, nnr die Besvrgnis nm Nimas Augen
 
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