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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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verdrängung von etwa 38 000 Tonnen nnd eine Ge-
schwindigkeit von 14 Knoten erhalten sollen, sind fnr
den Pacificverkehr von Seattle nach China nnd Japan
bestimmt. Fiir den transatlantischen Dienst sind eben-
falls amerikanischerseits zwei Doppelschraubendampfer
von 13 750 Tonnen im Bau, deren Kiel kürzlich anf der
Werft von Maryland Steel Co. in Baltimore gelegt wor-
den ist. Dieselben werden fiir Rechnung der Atlantic
Transport Co. für den Verkehr zwischen Newyork nnd
London göbaut. Deutschlands Anteil an dem Bau gro-
ßer Schiffe ist ebenfalls ein ganz hervorragender. An
erster Stelle steht der Ststtiner Vulcan mit dem Bau
des nenen Schnelldampfers „Kaiser Wilhelm der Zweite"
für den Norddeutschen Lloyd, von 20 000 Tonnen. Der
Vulcan baut außerdem noch einen Dampfer von 9000,
einen von 8300 nnd einen anderen von (>?0o Tonnen. Zu-
famnien beträgt die Tonnage der vier Schiffe 44 000
Tonnen mit Maschinen von 52 000 indizierten Pferde-
kräften. Jolf. C. Teckkenborg in Geestemünde sfüh-
ren zwei Dampfer von je über 7000 Tonnen auf den
Helgen, sowie ferner ein Segelschiff von nicht weniger
.als 5200 Tonnen, welches zugleich das gröszte Segelschiff
der Welt werden wird. Ebenso gehen auf der Werft
des Bremer Vulcan in Vegesack mehrere 7—8000 To.-
Schiffe ihrer Vollendung entgegen. F. Schichan in Dan-
zig bant zwei Doppelschraubendampfer von je 8600 To.,
ebenfalls fiir den Lloyd. Die Howaldswerke in Kiel ha-
ben unter anderem für russifche Rechnnng einen Trans-
portdampfer von 7600 To. mit 12 0OO Pferdekräften,
sowie ein Segelschiff von 4500 Tonnen in Auftrag.

Sämtliche vorerwähnte Handelsdampfer sind in erster
Reihe für die Passagierfahrt besttmmt, in der sich seit
Lem letzten Jahrzehnt eine außerordentlich bemorkens-
werte Wandlung vollzogen hat. Die Größe der Dam-
pser ist im Vergleich mit den derzeitigen größten Schif-
fen um mehr als das DoPPelte geftiegen. Die Maschinen-
ftärke hat sich verdreifacht, womit dieselbe allerdings ziem-
lich die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht haben
durfte. Besonders erfreulich aber ist der hervorragende
Anteil, den Deutschland an der Entwickelung des Schiffs-
baues zu verzeichnen hat und der auch iin Anslande volle
Wiirdignng findet. ^_

Ausland.

England.

G l a s g o w, 11. März. Gestern hielt Lord
Rosebery bei einem Diner eine Rede, in der er
bestritt, daß er persönlich irgenwie nach der Führerschaft
der liberalen Partei strebe, oder darauf gerichtete Pläne
verfolge. Aber nach Bannermans Rede in Leicester habe
man nur zwei Wege, man müsse entweder Bannermans
Führerschaft aufgeben oder seine eigene Politik. Er ha.be
sich natürlich ohne Zögern für ersteres entschieden. Er
sei gegen die Abberufung Milnors und dagegen, dem
Feinde Friedensanerbietungen zu machen. Er weise die
Beschuldigungen von Barbarismus von sich, die gleichviel,
ob auf Truppen, deren Offiziere, oder die Regierung
welche die Offiziere instruiere, gemünzt, gleich gehässig
nnd grundlos seien, ober er sei dafür, daß der Krieg
durch eine loyale Anerkcnnnng oder Regelung der Ver-
hältnisse sein Ende finde. Nichts sei verächtlicher, als
wenn man die Buren als Räilberbande behandeln wollte.
Andererseits würde aber auch keine Regelnng der Dinge
für die Zukunft Südafrikas günstige Aussichten eröffnen,
wenn nicht die Burenführer selber sich in cnner llrkunde
zn der Einhaltung des Vertrages verpflichteten.

Scrbien.

V s l g r a d, 11. März. Zu der Verlobnng des
Prinzcn Mirko von Montenegro mit Fräulein Constan-
tinowitsch depeschiert man deni „Berl. Lok.-Anz.": Das
ist das Ergebnis sorgfältigster Vorbereitungen. Fräulein
Constantinowitsch besitzt verlockende Vorzüge. Sie ist
eine liebliche Erscheinung; ihr Vater, der Oberst Con-
ftantinowitsch, ist Serbe, obwohl ihm diese Eigenschaft
gelegentlich von Belgrad aus abgestritten und er als
Rumäne charakterisiert wurde und er ist — reich, ein
Ilmstand, den man in Cetinje recht sehr zu schätzen weiß.
Er ist ferner von Mutterseite her ein Vetter des Königs
Alexander, der das Haus Obrenowitsch vorläufig noch
als letzter Ansläufer männlicher Linie repräsentiert. Fürst
Nikolaus von Montenegro hat in Petersburg erf.ahren,.
daß seine eigene Kandidatur in Belgrad keiue Chanceu
hat. Für seinen Schwiegersohn, den Fürsten !larageürge-
witsch, Lesitzt er zu wenig Sympathie, um dessen Ge-

tegenhcit ztvischen zwei Männern I — Sie müssen doch dies und
das wissen, ehe Sie mit mir znm Essen gehen ..."

„Abcr, Herr Gerard, das kann ich doch nicht annehmey.
Es geht doch nicht, dasz ich Jhnen so unversehens . . ."

„UnsinnI", unterbrach ihn Gerard. „Sie kommen natürlich
mit mir zum Essen! — Darauf ist meinc Frau seit gestern
Abend schon gcfaßt, wo wie Sie im Theater gesehcn haben —
wariirn sind Sie nur so gauz urplötzlich davon gelaufen?"

„Jch war stark ermüdet und hatte mir döch wohl zu viel
zugctraut, als ich ins Theater ging."

„Ja, natürlich, und dann gleich in diescn grculichen Sing-
fang und Brimborium hinein! Jch habe es auch mciner Frau
gesagt, um so etwas auszuhalten, muß mau die Nerven
eines borsintflutlichen Dickhäuters haben. Eine einzige schöne
Stelle ist darin — wissen Sie, die, wenn die schwarze Person
unter dem Upas ihr Sterbelied singt — das da . . ."

Und er summte die Melodie der lctzten Aric Selicas, unter-
brach sich aber plötzlich und sagte:

„Na, also, Sic essen bei mir, eineu Löffel Suppe, etivas
Rindfleisch oder Fisch — mit einem Wort, was es gerade giebt
— Sic wisscn ja, daß mau bei Gerard nicht schlecht iht!"

„Jch habe es bon früher her in angcnehmer Erinnerung,"
antwortete Zarnow lächelnd.

„Gut, das wäre also abgemacht und jctzt können wir
vcrnünftig mit einander reden. Sie wissen ja, was die Cilli
für ein schönes Mädchen war, und werdcn sich also nicht wun-
dern, daß sic mir nach und nach ins Herz eingezogcn ist. Sie
nahm mcincii Antrag an und wurde meine Frau. Jch war
gefaßt darauf, daß alle meine Bekannten mich bedaucrn und
über den steinalten Ouadratesel schimpfen würdcn, der sich noch
eme blntjunge Frau nähme — aber es ist mir nichts derartiges
zu Ohren gekommen. Was speziell meinen Schwager Mau-
villon betrifft, so hat er sich so herzlich und aufrichtig gefreut,
daß mir damit ein Stein und zwar ein ganz zentnerschwerer
Felsblock, vom Herzen gefallen ist. Nur ein einziger Mensch

schäfte zu fördern imd so möchte er gern für selnen zwei-
ten Sohn, den Prinzen Mirko, einen Zukunftsthron
zimmern. Durch seinen Minister Mukowitsch hat er die-
ser Tage eine „nationale Verständigung zwischen den
Bruderländern" in Belgrad proklamieren lassen und dem
Königspaar die Versicherung erteilt, daß er nichts gegen
Alexander und Draga Plane. Daraufhin hat er den vom
Oberst Constantinowitsch geforderten Konsens des „Fa-
milienoberhaupts" zur Ehe erlangt und sich beeilt, die
Konseyuenzen zn ziehen. Prinz Mirko ist ein schöner,
lebhafter, junger Mann, wohl geeignet, sich beliebt zu
machen. Ob die Spekulation völlig glückt, wird die
Zeit lehren.

Aer Werlmg öclr. die Mllin-Weckar-Kal)n.

Wie schon gestern erwähnt, hat die Kommission der
zweiten Kammer den Antrag betreffend die Main-Neckar-
bahn, genehmigt.

Der Regierungsvertreter erklärte in der Kommissions-
sitzung, daß eine Aenderung der Verhältnisse der Main-
Neckarbahn für Baden in besonderem Maße erwünscht
sein mutzte, nachdem infolge des Staatsvertrages zwischen
Preußen und Hessen vom 23. Juni 1896 anzunehmen
war, daß in Hinkunft das badische Mitglied der Bkain-
Neckarbahn-Direktion sich stets der Verbindung der beiden
anderen Mitgliedern gegenüber in der Minderheit befin-
den werdo. Es seien min zu einer gründlichen Besserung
der Verhältnisse zwei Wege möglich gewesen:

1. Der Eintritt der Main-Neckarbahn in die Preußisch-
hessische Betriebs- und Finanzgemeinschaft. Obwohl die-
ser Weg fiir Baden erhebliche Vorteile durch weiter-
gehende Teilnahme an den günstigen Betriebsergebnissen
der preußisch-hessischen Gemeinschaft gebracht hätte, so
habe ihu die Großh. Regierung doch nicht zu betreten
gewünscht, weil ein solcher Schritt einer mißverständ-
lichen Auffassung über die dernialige Stellung der
Großh. Regierimg zur Wahrmig der Selbständigkeit der
badischen Eisenbahnverwaltung hätte begegnen köiinen.

2. Der Anschluß an die preußisch-hessische (Äemein-
schaft in solcher Weise, daß nur die Preußischen imd hessi-
schen Anteile an der Atain-Neckarbahn in die Betriebs-
und Finanzgemeinschast einbezogen werden, während
Baden mit seinem Anteil nur an der Betriebsgemein-
schaft, nicht auch an der Finanzgenieinschaft sich beteiligt.
Dieser Weg crschien der Großh. Regierung gangbar,
wenn dabei der bisherige Blodus der Verteilung des
Reinertrags nach Verhältnis dos Baukapitals aufgegeben
und Baden einfach die Einnahme der L-trecke innerhalb
seines Gebietes iiberwieseu würde. Diesem. sowie auch
dem weiteren Verlangen der badifchen Regierung, nach
Einrämmmg selbständiger Tarifbildung innerhalb seines
Gebietes, wnrde von den beiden anderen beteiligten
Staaten entsprochen und da ferner auch für die Berech-
mmg des badischen Anteils an den Betriobsausgaben
eine vorteilhafte Grundlage vereinbart, sowis zur Fest-
stellung des Personenzugsfahrplanes fiir die badischen
Strecken die Zustimimmg der badischcn Regierung vorbe-
halten ist, so hat sich die Kommissioii der Änschanung der
Großh. Regierimg angeschlossen, daß durch die im vor-
liegenden Staatsvertrag vereinbarte Neuordnung der
Verhältnisse der tNain-Neckarbahn für Baden in verschie-
denen wichtigen Pnnkten e r h e b l i ch e V o r t e i l e ge-
wonnen werden, während früher erworbene Rechte n i ch t
aufgegeben werden, da in allen, durch den neuen
Vertrag nicht ausdriicklich gcänderten Beziehungen der
Staatsvertrag von >843 in Kraft bleibt.

Jn der Kommisfion wurde u. a. auch die Befürch-
tung ausgesprochen, daß der Einfluß des einen badischen
Mitgliedes in dcr Direktion nur ein sehr geringer sein
werde. Dies wurde von der Großh. Regierung zwar zu-
gegeben, aber dabei betont, daß ja alle wichtigen und
grimdsätzlichen Fragen dnrch den Vertrag genau geregelt
seien, so daß Entschließungen von größerer Bedeutimg,
welche die badischen Jnteressen berühren, von der Direk-
tion wohl kaum zu treffen sein werden. Ferner wurde
die Frage erörtert, wie es zu halten sein wird, wenn
etwa auf badischem Gebiet das Bedürfnis einer neuen
Haltestelle oder eines neuen Nebenbahnanschlusses hervo-r-
treten sollte. Nach der Erklärmig des Regierungsver-
treters käme für den Anschluß neuer Seitenbahnen der
in Geltung bleibende Artikel 8 des Staatsvertrages von
1843 in Anwendung, während für Errichtung neuer
Haltestellen, wie auch bisher, eine besondere Verein-
barung zwischen den Regierungen erforderlich wäre.

>«> ....

hat, Gott mag wissen welchc Bedenken gehabt — ein Bonzel"

„Ein Bonze?"

„Na, ja, ich meine einen Pastor. Der weigerte sich abso->
lut, mich zu trauen, obglcich es cin alter Schnlfreund von
mir ist, dcr Hauptpastor Ritzau."

„Ah — Rltzaul" murmelte Zarnow. Es wällte wie eine
Flut warmcr Dcmkbarkeit in seinem Jnncrn auf. Er erinnerte
sich, daß Ritzau um scin Berlöbnis mit Cäcilie gewußt habe.

„Ja, dcr Ritzau. Nun, cs gicbt ja mehrere Millionen
andere Pastorcn in der Wclt, und wir sind darum nicht in
Verlegenheit gekommen. Was der Mann gegen die Hochzeit
gehabt hat, weiß ich nicht. Na, cs ist auch einerlei. Wir,
Cäcilic und ich, lebcn sehr glücklich zusammen, und es giebt
nur eiu Thema, ivorüber wir nicht allcmal ganz cinig sind.
Das ist Juanita."

„Jch habe es mir gedacht," sagte Zarnow ehrlich.

„Nicht währ, es ist so natürlich, daß da ctwas weibliche
Eifcrsucht in s Spiel gekommen ist? Daraus erklärt sich ja
so viel. Cilli yat ein Vorurteil gegen Juanita, das ich trotz-
dcm nicht bcgreifc. Wenn ich es auch mit aller Macht be-
kämpfe, so habe ich doch cingesehen, daß es nicht gut thun
würde, zwischen zwei Fraucn zu stchcn, dic man beide gleich
lieb hat. So kommt es, daß Sie das Mädchen nicht bei
uns sehen werden. Sie ist in Bergedorf."

„Däs wußte ich schon. Jch habe in Brasilien cin paar
Mäl Briefe von ihr aus Bergcdorf bekommen."

„Sieh, sieh!" Gcrard lächelte etwas gezwungen. „Die
kleine Hexel Hat sie nicht geschricben, daß sie sich da wohl
fühlt?"

„Offen gestanden, nein, Hcrr Gcrard. Sie fühlt, was
sie verloren hat, seitdem sie nicht mchr Jhr Cello auf der
Violine begleiten dars."

„Als ob mir das nicht auch fehlte!" rief Gerard. „Aber
Juanita kann sich doch leicht entschädigen. Jn der Pension
fehlt es nicht an Gelegenheit, Ductte, Ouartette und alles
Teufelszeug zu spielen."

Weiter wurde hier die Großh. Regierung um Äus«
kuiist ersucht, ob uicht durch Aufhebuug der selbstäudigeu
Verwaltuug der Ataiu-Neckcirbahn eiue BeeiuträchtiguW
des Güterverkehrs auf dieser Bahn uud auch für die bm
dische Staatsbahu zu gewärtigeu sei. Die Großh.
gieruug erklärte hierauf, daß durch den Anschluß de
Maiu-Neckarbahn au die preußisch-hessische Eiseubahs/
geiucinschaft keiuerlei Aenderungen der Jnstradieruug-s
vorschriften eiutrete uud daß die Vereinbarungeu dc.
Güterverkehrsverbände bezüglich der Güterleituug nM
vou deu Direktiouen geändert werden könueu: daß üb> .
gens das Juteresse der Preußisch-Hessischen Gemeinschnü
au giinstigeii Betriebsergebnisseu der Maiii-Neckarbnl^
künftig jedeufalls eiu größeres sei als bisher und daw
wenn je der Versuch geinacht werden sollte, deu von Nv^
dcn komiueuden Giiterverkehr von der badischen Stam^
bahn abzulenken, diese auch in der Lage sei, ihrerstü^
den nach Nordeu gerichteten Güterverkehr von den L>E,,
dcr Preußisch-Hessischen Gemeinschaft abzulenken.
dessen hält die Regierung ein derartiges Vorgehen >
Preußisch-Hessischen Gemeinschaft für durchaus' unwä?,,
scheinlich, ja ganz ausgeschlossen, und die KommiI>>o>
war in ihrer Mehrhest der gleichen Ansicht. n,

Schließlich wurde noch die Frage aufgeworfen,
nicht ein Kündigungsrecht im Vertrag hätte vorbehall
werden sollen. Dazu erklärte die Regierung, daß
ßen die Beschränknng der Vertragsgültigkcit auf .
gewisse Zeitdauer vorgeschlagen, aber dcm Wunsche
badischen Negierung, den Vertrag auf unbestimmte 1-A
abzuschließen, nachgegeben habe. Lollten dic Verhn./,
nisse, welche zum VertragSabschluß geführt haben,
so wcsentlich ändern, daß die VertragSbestinimungen n> ^
mehr entsprechen, so werden dio beteiligten Staaten a>
ohne Kündigungsvorbehalt oder Beschränkungsfrist >
einor neuen, den veränderten Verhältnissen entsprecb^
den Vereinbarung gelangen. ^

Aus SLadt und Laud.


Mnnnheim, 1t. März. E i n v e r g e s s c n e r R e s c r '
p o st c n — u n d kein kleiner. Dcr „Mannh.
schreibt: Unsere städtische Verwaltung- ist ängstlich ^,i
bedacht, daß von unseren Werken ja kein Pfennig zu »ie> ^
die Stadtkasse abgeliefert wird. Man kargt nicht mit den - §
schreibungcn, und wenn sich der Ueberschuß nachträglich n>ed>>>
herausrechncu läszt, als er im Voranschlag cingestellt >> ,,
dann wird schlcunigst der Rückersatz angeordnet. So^f>»^,
wir Seite 08 des Budgets einen Posten von 51 770
dcr an die Gaswerkskasse bezahlt werden soll, als „Rückc>1,,
des pro 1900 zuviel äbgeführten Ueberschnsscs." — ÄNstscö
im März 1900 wurde dcr Ueberschusz des Gaswerks fist ?»j^i
Jahr auf 408 662 M. verauschlagt, während er späte» .
Rechnungsberichte pro 1900 nur auf 854 891 M. bercw ^
wurde. Aücr wie steht es denn eigentlich mit dem Ucberlw^.
des Gaswerks pro 1. Juli 1898 bis 31. Dezember 1899- .^
Jm Jahre 1899 wurde laut Rechenschaftsbcricht S. 18o ts,;,
Reingcwinn pro 1. Juli 1897 bis dahin 1898 mit 388 9cw
abgeliefert; im Jahre 1900 der Reingewinn pro 1. Jau»^,,-a>-
31. Dezember 1900 mit 406 662 im „Soll" gebucht. A -,-j
S. 215 des Rechenschaftsberichtes. Jm Budget pro 1» 0,-
dcr Ueberschuß pro 1901 und im Budgct pro 1902 dc» .
schuß pro 1902 eiugestellt. Der Reingewimi pro 1. Juli
bis 31. Dezember 1899 mit 686 302 M. wurde abcr'
jetzt der Stadtkasse vorenthaltenI — Warum? — DaruM'^,--
Diesen etwas sehr in Vergessenheit gcratenen Reingewiu»
statten wir uns hiermit für die Umlagezahler zu reklaM»^
— Man kann sich vielleicht auf dcn Standpunkt stellcn,
ein Teil dieses Ueberschusses als Betriebsfond dcm
zu verbleiben hätte; in der Hauptsache sollte er aber i» ^jt
Budget eiugesctzt uud der Stadtkasse abgeliefert werden.
Umlage könnte man dann um acht bis zehn Pfennigc
mäßigen!

): ( Boii dcr Miirg, 11. Mäcz. (Das M ä r zwet > ,,^i'
ist bis hcutc gewih ein gutes zu uenneii. Jmmer trockem
am Sonntag vorübergehend Regen und Wind. Dic
sind immcr noch kalt, so daß morgens starker Reif u»f
zu finden sind. Man ist gerade in diescm Pnnkte
zufricdcn. Dic Obstbäume stehen nämlich alle schr >x>
sowohl Stein- als Kcrnobst zeigcu reichlich Fruchtkm'-st.i>
Wärcn auch die Nächte warm, so würde bald alles spf
und sogar blühcn und dic Nachfröstc würden uns wicdc>
Hoffnungcn bcräuben. So aber bleiben bei den kalten - -,,il
ten die Tricbe zurück, die Blütenknospen gehen nur kNlstjll!
ihrer Entwicklimg eutgegeu. Daß uns nur cine späte
zeit von Nutzen sein kann, lehrt ja die langjährige ErfaM ^j,1
es müßte denn ein ausnahmsweise günstiger Frühliutz, ,^c>'
trcte». — Gegenwärtig ist auch die beste Zeit des BaM»>>,,jI'
gekomincu, uameutlich für die rauheren Gegendeu. I» ,,'jp>
dcren ist inuner der Herbstsatz vorzuziehen. Nach den ue»,
Erfahrungcu ist es sehr zu empfehlen, weuu man bei 0>>O>>
und Spalierobst auf Wildling veredelte Sorten vorzicht-l^

„Aha, also so ist esl" dachte Zarnow. „Die gnädigc
hat cs vorgczogen, den Herr» Gemahl uichts davo» m j,c>
zu lasscu, daß wegen ihrer Eifcrsucht das arme Mädchc>
Musik bcraübt sein muß."

Aber er sagte nichts'. , ^

Gerard sprach noch viel und immer mit einer starkc>> stl
fangenheit tämpfend, über die Notwendigkeit, im I>»<,jtc>
aller Beteiligten häusliche Konflikte und Unaimehmliw,,,ck'
fern zu halten und deshalb Cäcilie und Juanita zu iEzyE!
Aus scineu Redeu war deutlich herauszuhörcn, dasz er l
wie unrecht dem Mädcheu geschehe, daß er in das jetz>Ej',ll>>!
rangemeiit nur gewilligt habe, um Schlimmcres zu
uud daß er sich sehr anstrenge, um Cäciliens Benehmeu >»-,§(>»
stcns einigermatzen zu cntschuldigen. Je wcniger er c
stichhaltige Gründe anzugeben wußtc, desto eifriger U'

bcmüht, sich sclbst durch Worte zu üetäuben.

Zarnow empfand ein gewisses Mitleid bei diesen '-f.,jgl>,
telungsversuchen des sonst so freimütigen und treuhc^,,p'>
Mannes. Cr bcnutzie die nächste Pause iu dem unget»
Rcdcfluß Gerards, um zu üemerken: ^,„stil>!>

„Es läßt sich hoffentlich für Juanita bald eine
ausfindig machen, die sie der Eifersucht ihrer schönc»
mutter entzieht. Nnser holdseliges Sneewittchen hat.Äj',,i>c>
schaft, zwar nicht auf einen Prinzeu, abcr auf Re>w
die ihr einen Prinzen verschaffen können."

„Wgs der Tausend — was sagen Sie da?"

„Hören Sie mich eiumal an." . >st,if>>'

Zarnow crstattete ausführlichen Bericht über die - ,

dung von Juanitas Erbteil. '!

Staunend hörte Gerard Alles an. Mitunter ivo >
ihm vork'ommen, als phantasiere der Herr Dr. ZaryvM' pü
der Depotschein der englischen Bank über die von >>> ..stm
wahrtcn Diamanten imd die Wechsel der Anglo-^>>
Bank schluqcn jeden Zweifel sieareich nieder.

(Fortsetzung folgt.)
 
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