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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Kinder, haben in Erfüllung einer von ihrem verstorbenen Vater
der ehemaligen Gemeinde Neuenheim gegebenen mündlichen Zu-
sage das von ihrem Besitztum in die Straße fallende Gelände in
der Größe von 2 Ar 98 Quadratmeter in nneigennützigster
Weise der Stadtgemeinde unentgeltltch znr Verfügimg ge-
siellt, wofür der Stadtrat nochmals öffentlich den Dank der Ge-
meinde ausspricht.

Mannhetm, 14. März. (Stiftnngen des Herrn Geh.
Kom me rzienrats Carl Eckhard.) Außer der 10000Mk.
betragenden Zustiftung für die Carl Eckhard - Stiftung der
Rheinischen Creditbank hat Herr Geh. Kommerzienrat Carl
Eckhard der früher von ihm ins Lcben gerufenen, für die Aus-
stattung junger Bürger nnd Bürgerinnen Mannheims bestimmten
Carl Eckhard - Sttftniig weitere 5000 Mk. zugewendet mit der
Maßgabe, daß dieser Stiftnng der Namc der Gemahlin des
Jubilars beigefügt wird. Anßerdem stiftcte Herr Eckhard 1000 Mk.
für den hiesigen Frauenverein und 1000 Mark für die hiesigen
Armen aller Stände und Konfessionen. Es ist dies ein rühmliches
Zeichen des Wohlthätigkeitssinnes unseres hochverehrten nnd ver-
dienten Mitbürgers Carl Eckhard.

Aus der Stadt des Hrdbeöens.

Schemacha, 17. Febr./2. März.

Vorvorgestern hat ims der Geiieralgoiwerneur Fürst
Golitzyn nninehr verlassen, nin nach Tislis znriickzu-
keyren nnd die Stiinniiini; ist hicr etwas wenigcr ge-
drückt. Erstens einnial hat der Fürst der hiesigen hun-
gernden nnd srierenden Bevölternng cine grosze. Suinnie
Gcldes mitgebracht, die teilweise vonr .ckaiser, teilweise
voni russischcn Roten .Kreuz gespendet worden ist. Zwei-
tens teilte er nüt, das; die Regiernng nichts inwersncht
lassen wird, uin auch für die Ziit'nnft dein hiesigen
Elend zn steuern. Leider herrschen hier noch ininicr ganz
beträchtliche Fröste, und in den Zelten, die den obdach-
los Gewordenen zur Berfügung gestetlt sind, erreicht die
lliälte —10 Grad. Jnzwischen hat das hiesige .Eomitee
das znr Registriernng der Unglücksfälle eingesetzt worden
ist, folgende Daten.festgestellt: Fnsgesamt hat daS Erd-
beben nicht weniger als 126 Dörfer um «chemacha herum
in Mitleidenschaft gezogen. Es sind gegen 8000 Hänser
zusammengestürzt, ferner 1> Kirchen, -11 Moscheen, ,12
Fabriken u. a. m.

Die Lage in Schcmacha selbsr hat sich nnr wenig
veröndcrt. BiS heute sind gegen 8000 Leichen geborgen
worden. Obwohl man die verstünimelten Körpcr vor der
Beerdigung mit nngelöschtem Kalk iibergossen hattq,
herrscht in der ganzen Stadt ein geradezu entsetzlichcr
Leichengernch. Nicht einmal die ziemlich starken Fröste
haben es vermocht, die Luft zn reinigen. Noch ininier
sind dic mohamedaiüschcn Totengräber an dcr Arbeit;
gilt eS doch, noch mindestcnS 1000 Lcichen auszugra-
ben nnd zu beerdigen.

Fetzt, wo der erste Schrecken vorüber isl, fängt die
orientalische Phantasie an, Ri'ythen nnd Legenden zu er-
sinnen. Fm tartarischen Stadtteil wird z. B. folgende
ganz mcrkwürdige Erzählung von Zelt zu Zelt, von
Haus zu HauS läszt sich jetzt nicht gnt sagen, kolportiert.
Ein Dcrwisch, so heiszt eS, sei mchrerc Tage vor dem
Erdbeben znm Kreishanptniann von Schemacha gckom-
men, dem cr das bevorsiehende Natnrereignis ankündigte.
Ter Häuptmann babe ^doch dem s.rominen Terwisch nicht
geglaubt, uinsoweniger, als ein von ihni herbeizitierter
rusüscher P,önch direkt erklärt habe, das; der Terwisch
lüge. - Eine andere. weit poetischcre Mythe erzählt, das;,
als nian vor einiger Zeit den Grundstein ,zn einer nenen
rusfischen Kirche in Schemacha legen wollte, die Arbeiter
bei dcn Fnndamentierungsarbeiten anf deu Schädel
eines längst verstorbcnen mohamedanischen Lokalheiligen
stietzen. Kaum hatte der Spaten den Schädel berührt,
als dieser zn stöhnen begann und dann folgendes sprach:
,.Ta ihr ineine Ruhe gestört habt, werdet ihr sclber
bald in eurer Ruhe gestört werden." Tie erschreckten Ar-
beiter zerschlngen daranfhin den ungemütlichen Heiligen-
schädel und hörten dabei die Prophezeinng: „Auch eure
Schädel werden gar bald zerschmcttert werden." Diese
und ähnliche Legenden werden tagtäglich ersonnen nnd
für bare B,ünze gcnommen. Man nms; die hiesige ebcnso
fanatische wie Phantasiereiche tartarisch-armenische Bevöl-
kerung kennen. um zu begreifen, das; von uun ab das un-
glückselige Schemacha das Leitmotiv für cinen ganzen
Mythenkranz abgeben wird.

Uebrigens ist die rnssisch-christliche Bvölkerung hier
nack dieser Richtung hin auch nicht viel anders. Gestern
Abend sprach ich eiiien alten russischen Kleinkaufmaim
aus der „vberen Stadt", die von dem Erdbeben nm
allerwenigsten gelitten hat. Dieser alte Rnsse ver-
sichcrte mich allen Ernstes, das;, als der crste Erdstos;
erfolgte imd die Häuser einzustürzen anfingen. zwischen
den Trümmern drei hölzerne Riesenkreuze sichtbar wnr-

„Wer sollte gegen Sie nicht gut sein, Jnanita? Erinnern
Sie sich nicht, Ivas mir zusammen in Andcrsens Märchen von
dcr Schneekönigin gelcsen haben — wie dic häßliche Finnin
von dcr kleincn Gerda sagtl Menschen und Tiere müssen
ihr dienen, wcil sic ein liebes, unschuldiges Kind ist? Jch
kann mir kanm vorstellen, wie Jcmand, der nicht cin böser
Mensch ist, Jhncn weh thun möchte."

„llnd Mama Gcrard — isk die böse?" fragte Juanita.

Zarnow znckte die Achseln und sagte ausweichend, da er
keine andcre Antwort fand:

„Von Frau Gcrard habe ,ich für Fräulein Winkclmann
cinen Bricf mitbckommcn, der einigcs wieder gut macht. Sie
sollen Mupkunterricht bekommcn und musizieren dnrfcn, und
iiks Theater gchcn wie alle Andern —"

Fuanita sprang jauchzend auf, das; Lco aus dem beschau-
lichen Schlumnicr, dem er sich hingegcben hatte, erschrocken
auffuhr.

„Jch soll wieder musizierenl" rief sie frohlockend. „Lev,
ich soll gcigenl Und Dn sollst winseln, Du gutes Hnndcticr
Dnl Jetzt sollst Du einmal sehen, wie cs Dir gehtl"

Und fie umschlang den Hals des Bernhardiners, als hätte
sie das Bcdiirfnis, irgend jemand in dcm übergnellcndcn Jubel
i'hres Herzens zu liebkosen. Wicdcr losgelasscn, sprang dcr
Hund bellcnd in mächtigcn Sätzen um das schöne Kind herum,
und sie jagtc sich mit ihm, bis beide ganz außer Atem an ihre
Plätze zurückkehrten.

Zarnow hatte lachend zugesehen. Dcr bcrückendc Zaubcr
dicser Sccne nntcrdrückte jeden Groll gegen Cäcilie, der sonst
wohl in ihm aufgcsticgen sein würde. Es ivar ja nun Alles
gut — wozn noch zürncn über das, was rückwärts in nächt-
lichcs Dunkel vcrsank?

Als Juanita freudestrählcnd, mit gerötetcn Wangen und
flicgendcm Atem wicder neben Zarnow saß, überkam es ihn
wic ein großcs Glücksgefühl, daß es ihm beschicden gelvesen
war, dcr Sendbote so großer Freudc für dies holdselige Men-
schonkind zu scin. Jn merkwürdigem Gcgensatz dazu, ünd doch

beii, uüt den Leibern des Gekreuzigten und der bejden
Scksächcr. Jn einer anderen russischen kleinbürgerlichen
Fanülie wird erzählt, man habe im armenischen Stadt-
viertel gar den leibhaftigcn Beelzebub gesehen, der mit
gcllendcm Hohngeschrei die armen Mohamcdaner »nter
die Trümmer dcr zusainmenstürzenden Häuser schleu-
derte.

Zuin Schlnß noch ein paar Wortc über.deu materiel-
len Lchaden, den das Erdbebeu vernrsacht hat. Sekbst-
verständlich läßt sich dieser Schaden noch gar uicht iiber-
sehen; man wird zuerst abwarten nüissen, bis ans dcr
ganzen llmgegend genane Daten über die durch das Na-
tiirereignis entstandenen Verluste an Hab nnd Gnt ein-
gelaiifen sind. Während des.Hierseins des Gencralgon-
vcriienrs hat nian versucht, die einschlägigen Ziffern für
Schemacha selbst annähernd festzustellen und man geht
nicht zu weit, wenn man bchanptet, daß diese Stadt
allein an zersiörten Grundstückcn, Mobilien und sonsti-
gcm Eigentum cinen Gesamtverlust von etwa 20 Millio-
nen Rubel crlittcn hat. Kenner der Verhältnisse behaup-
ten, das; bei der eigentümlichen Art und Weise. in der
die lnesige Bevölt'crung ibre Ersparnisse aufzubewahren
Pflegt (die nicht unbeträchtlichen Spargclder werden fast
ausnahmSlos in irgend cinem Wint'ei des Hauses ver-
borgen) der Verlust an Bargeld allein eine Anzahl vou
Millioneu ausmachen dürfte. Bei den angestellteu Nach-
grabnngen ist man auch wirklich sehr oft auf halbversengte
Banknoteu und eingcschmolzene Goldstücke gestoszcn.
Fch verlasse heute die „Stn.dt des Graueus", nin vor mei-
ner Rückkehr nach Baku noch eine Ruudfährt durch die
um iL-chemacha gelegenen Ortschaften, die ebenfalls durch
das Erdbebeil gelitten haben, zu inack>en.

Heidelberger Vereinsangeleqenbeiten.

j. Vcrcili ker .Hllndefrclinde. Zu dem vorgestrigen Vortrage
des Herrn E. Pröslcr ans Frankfnrt am Main über Dachs-
hnude nnd Schliefcn hattcn sich außer den Mitglicd^rn auch
verschiedenc Gästc im Vercinslokälc cingefundcn. Wie Rcdncr
ansführte, ist der Dachshund diejcnigc Hundeart, Ivclchcr scitcns
der Kvnologcn nnd vieler Spezialvcreinc die größte Bcachtung
geschcnkr wird, nnd dns mit Recht, dcnn der Tachshund ist ber-
mögc seincs ganzcn Körpcrbanes nnd seincr Jnstinktc cin wcrt-
voller Ciebranchshund nnd cignct sich wie kein anderer znr
Fagd. Scin Hauptbcrnf ist dcr Kricg gcgcn das Raubzeug wie
Füchsc, Dachfc nsw., dcncn cr namenrlich unter der Erde
mit Eifcr nnd großer Hartnäckigkeit nachgcht. Daneben besitzt
der Dachshnnd aber anch noch andcre gutc Eigenschaftcn. Er ist
tren, anhänglich, lebhaft, wachsam nnd bci gutcr Erziehnng
nnd Behandtnng schr willig. Wegen seines drolligen Aenßern
dem gedrnngcn, gcstrccktcn KLrperban anf kurzcn Länfen, dem
großen Kopf mit den langcn Ohren ist er dcr crklärtc Licbling
dcr Kinder. Falsch ist, diescn die Erziehung des Dachshnndes
zu übcrlasscn, da die nnzwcckmähige Behandlnng dcs Ticres
es leicht störrig nnd eigensinnig macht. Ilcber die Abstammnng
des Dachshnndes kst nichts Znbcrlässiges bckannt, daß cr aus
Egvptcn oder Spanien tömmen soll, ist unrichtig, sicher ist je-
doch, daß dcr Dachshnnd von dentscher Abstammung und ein
Rasschnnd ist. Redner ging dann anf dic Bcschrcibnng des
Hnndcs dcs nähcren cin, dabci vier Klasscn, bei dcncn Farbe
nnd Bchaarnng (ob knrz odcr lang), die Hanptrollc spiclcn,
charakterisierend. Die Scbi'ldcnmg der Körverteile des Hnn-
des im Einzelnen. Vorder- nnd Hinterlänse, dcrcn Stcllung
und Bedentnng, die erfordcrliche Rückcnlängc nnd Wölbnng,
das Olebiß nsw. geben Vecanlassnng, die mitgcbrachtcn Tiere
daranfhin eincr Ilntersnchnng zu nntcrziehen. Ilebcr die Zucht,
die Abricbtnng dcS Dachshimdes znr Jagd, über dic Iagd
sclbst nnd noch manchcs nndcrc hatten die Ausführnngen des
Hcrrn Prösler vorher schon viele inicrcsiäiUc Emzcthcitcn und
jvcrtvollc Winkc gcbracht. MU großer AufmcrksamkeU wurde
der tehrreiche Vortrag eiUgegengenommen.

Kleine Zeitung.

— Die Versnche, den Dampf bei de» schweiz. Bundes-
bahnen durch Elektrizität zu ersetzen. werdeck rüstig wüter-
gefübrt. So crfährt man, daß die bekonnts Maichinen-
fabrik Oerlikon bei Zürich der Generaldirektion der Bundes-
babnen das Ancrbieten gemacht hat. auf eiwr etwa 20
Kilometer langen Strecke den clcktrischen Bctrieb nach
Oerlikoner Systcm auf ihre eigene Reckuiun; und Gefahr
bersuchsweise cinznrichten und unter aewisscn Bedinoungen
auch den Betrieb sclbst zn übernehmen- Die Gesellschaft
will damit den Beweis erbnngen, daß diese neuere Art
des Betriebs auch bei Noimübahnen auf dem ganz°n
Netz obne Gefahr nnd Mebrkosten, dagegen unter großer
Annehwlichkeit für dis Reisenden nnd mit größerer Ge-
schwindiakeit möalich sei.

— Ilcber VcgetariSmus »nd Ernährung sprach Pro-
fessor Dr. Ewald unläiigft inv Vereine für Volkshygiene
in Berlin. Einem Berichte der „Vossischen Zeitung"

infotge einer nahelicgcnden Jdeenverbindnng, kchrte ihm ge-
rade in dicsem Augcnblick die Erinnernng an die Nacht zurück,
da er nahc daran gewesen war, mit dicsem Leben abzu-
schließcn. Wie thöricht war er gcwesen! Dann hätte er den
heutigcn Tag nicht mchr crlebtl Und wie würde Juanita
zugleich mit der Freudenbotschaft von ihrem Glück die Kunde
von seinem Tode aufgenommen habcn? Zarnow war nicht
eitel, aber cr fühltc, daß die Tranerknnde einen schwarzen
Schleier über ihr ncugcgründctes Glück geworfen nnd es ihr
für alle Zciten bergällt haüen würdc.

So fiel ihm wicder cin, weshatb cr eigentlich hergekommen
war, und was er während seiner bishcrigen Unterredung mit
Juanita ganz bergessen hatte.

Er crfaßte die Hand dcs Mädchcns und begann. etwas
unsichcr nach cincr Einleitung für das Folgende suchend:
„Nun muß ich Jhncn noch zu cinem großen Glück gratnlieren,
das Sie betroffen hat ..."

Sie verstand ihn nicht nnd sah ihn aus großen glänzen-
den Angen stauncnd an.

„Mich hat ein großcs Glück betroffcn?" fragte sie.
„Welches? Dabon weiß ich nichts."

„Nein, Sic wissen cs nicht, aber ich weiß cs; imd ich bin
gckommcn, nm es Jhncn mitzutcilcn. ^Hören Sie mir auf-
merksam zu."

Nnn crzählte er bon dem großen Vermögen, das ihr zu-
gefallcn war, und wie er auf dem einsamen Abrolhos-Leucht-
turm an der brasilianischen Küste diese Entdeckung gemacht.
Juanita hatte dic Hände in den Schotz gelegt; keinc Seknndc
verließcn ihre Augen sein Gesicht.

„So, Juanita, das ist Alles," schloß er. „Sie sind nun
frei und unabhängig, nnd wemi Sie die Schule berlassen,
dürfen Sie mit sich sclbst anfangen, was Sie wollen."

„Darf ich Alles thun, was ich will?" fragte sie.

„Alles — aber mit einer kleinen Einschränkung. Bei uns
kömicn Francn nicht ganz selbständig über ihr Vermögen ver-

übei: den interesscmteu Vortrag entirehmeu wir ^
bes: Ein Vergleich der Zusammensetzung der FkeisckstV
nnd der gemischten Kost einerseits und der reinen vea
tabilischen Köst andererseits ergiebt: bei rcin vegetabu,
scher Kost werden die Verdannngsorgane überlaftet, ^
Magen wird überdehnt, durch das Uebermaß der Kohlev
hydrate werden die Gährungserscheinungen im Mag^
gesteigert. Die vegetabilische Köst ist minderwertig. Trob
dem ist nach vielfältiger Erfahrnng sicher, das; das Nu»
riingsbcdürfnis znr Not dnrch vegetabilische Kösi gedra
werden kann. Dabei ist zn nnterscheiden, ob dic
ansschließtich vegetarisch ist oder nicht, das heißt ob uebs
dcr Pflanzentöst noch Tierprodnkte, wie Milch, ^!^
Eier genossen werden oder nicht. Danach spricht man ve
strenger oder mildcr Observanz. Wcnn die vegetarOv!
Diät anch eine'Reihe von Jahren hindurch gut vertrag^„
wird, so tritt doch oft Plötzlich dabci ein Schwächezustaü
ein. Tas hat znr Folge, das; mancher, der lange yst
Vegetarismiis gehnldigt hat, znr Fleischkost znrückkelU')
Ein Schaden der vegetarischen Kost ist, daß Vegetaru
gegen ansieckende Krankheiten weniger widerstandsfäy"
sind. Hingegen tommt ihncn dabei zn Gnte, daß ^
znmeist den Altöhol vcrschmähen nnd das steigert wicde'^
iim die Widerstandst'raft. Halten Personen an der vegst
tarischen Kost sest. obwoht ihrc Ernährnng darunter E
det, so t'aim es bei ihnen zur volltömmenen Enttea'
tnng kommen. Es sind Fällc bekannt, wo standhast
Vegetaricr Opser ihres Prinzips wurdcii. DiirchauD -
bewiesen ist die Vchauptung, das; Vegetarier iin,,
mehr zu leisten Permögen als anderc. FnSgesamt ist va
der vegetarischen Lebensweisc zn sagen, das; sie ,
lvertig ist. Fn: Vergleiche hcißt sich vegetarisch crnälstH
so viel wie eine Maschine anstatt mit Kohle mit Stroh m-
zen. Aber cs darf anch nicht vergessen werden, HT
übermäßiger Fleischgenns; gleichfalls schädlich ist. Es wst ^
damit das Eiitsteheii von Gicht in Zusammcnhang
bracht. Dem Arzte ist unverkcimbar, daß bei uns ^
Fleischgenus; vielfach zu weit gegangen wird. Der übe,
mäßige Fleischgenuß hat aber nvch eincn anderen No»
teil; es geht ihm dic Neignng, Altöhol zn geniessth)
Parallel. Der Ältöholinitzbraiich ist aber eine der schw^^
sten Plagen dcr Mcnschheit. Es wäre falsch, wolltc »w
allcn Plenschcn Eutyallsaiiilcit von Alkohol ollfcrlegst''
Der Alkohol gehört zn den Anregungsmitteln, und vw
diesen wcis; man, dasz sie im Grunde unentbehrlls?
sind. Ieder, der Altohol genießt, soll sich vergegenwcstst
gen, daß er ihn nur als Anregungsmittel bctrackst^
darf. Tann wird er bei den kleinen Älkoholmengcn blc'st
ben, dic unschädlich sind. Wer den Alkohol ganz entbelst'^
t'ann. versage. ihn sich. Am erspricßlichsten ist z>sst,
mäßige Eriiährung mit rationell zubereiteten Spei>V''
bei Vermeidnng des übermätzigen Trinkens.

Gröfii (die auf ihr Gut zurü^

— Schwerer Vergleich cv>c uu, iyc

gekehrt h't): „Nun, Sepv, Jhr seid mc>hl alle recht froh,
wi-der hier ?u sehen?" — „O mci ju! Wenn Ste net da st"'



Examen für Einjährig-Freiwilligest Examinator,!,'
cn Kaivman'): „'Wie heißen die Revuoiiten in

— Jm

einem junqcn »>>.,>.... ^ „
awercka?" — (Ex.iminand schNeigt.i — Examinatar:
wissen Sie dcnn nicht, w-> man d>n Guano herbezieht
Examinand (rasch einfallen'): „Ja. vou Mutzenbecher u. Kvwp-

M äie Leser;

Bcschwerden üker unpünktliche Zustellung

Blattcs bitlen wir sofort unmittelbnr un uns richten )
wollen.

Expedition der Heidelberger Zeitnnll'

Litterarisches.

Ziller, T., E i n l e i t u n g in die allgemcinc P ^
d a g o g i k. Zweiic Auflagc, nach des Verfasscrs Handcxcmw"
hcransgcgcbcn von Otto Zillcr, Pfarrcr a. D. Langensa"
H. Bcycr n. Söhnc. 1901. Preis 1.80 M., geb. 2.80 Nd ^
Vor nunmehr 46 Jahrcn, im Jahre 1856, ist dies M -

in crster Auflage erschicnen. Vcrlohnt es sich Ivirklich,


20 Jahrc nach dem Tode des Verfaffcrs, eine Neuauflagc oz
veranstallen, trotzdcm es zu scincn Lcbzeitcn kernc erlebt hast
So könnte wohl mancher fragcn. Aber diejenigen jedoch, dic O
Bedeutnng Zrllers in der Gcschichte der Pädagogik ertöst^
haben und für dic schon jetzt allcs, was er gcschricben, klwö
schen Wert besitzt, werden dem Heransgeber und dcr Verlag -
buchhandlnng Dank wissen, daß sie diese

fügen; sic müssen einen Vormund habcn. So will es ^

Gesctz."

„Das ist cin dummes Gesetzl" crklärte Juanita mit
sichtsloser Offenheit. „Wenn man nun eincn schlechten
mund hat?" , ,,

„Er kann auch nicht thun, was er will. Aber was WM'0 ,
Sie z. B. thun, wenn Sie ganz nach Bcliebcn mit JlV
biclen Gelde schalten könnten?"

„O ich würdc . . . aber nein — erst sagen Sie mir, v ^
wird wohl mein Vormund sein? Viclleicht darf ich ihn §
selbst wählen?"

„Und wen würden Sie wählen?"

Juanita ergriff, wie von cincr plötzlichcn Eingebung A,,
trieben, seine Hand und legte sie an ihre weiche Wangc.
jähcr Schreck dnrchzuckte ihn übcr die Wonne, die diese U'
Berührnng in ihm berursachte. Auch Juanita fuhr zusaM"
und ließ erschrockeu seine Hand wieder fahren. ,

„Also mich?" fragte er, um rasch über die angcnblick>:
Verlcgenheit hknwegzukömmcn.

Sic nickte ihm zu.

„Jch habe es mir gedacht," fuhr cr fort. „Ein
Anrecht auf dicsen Ehrenposten habe ich ja auch äls der O
dcckcr Jhrcs Glücks." ^

Sie schwicg. Zarnow sah sie berstohlcn von der Seite
Welch' ein merkwürdiges Mädchen sie war! Ausgctassev
Freudc über die Erlaubnis, wieder musizieren zu dürfen,
sic die Nachricht von dem großen Glücksfall, der sie bcst ,
mit einer an Kühle grcnzenden Gleichgiltigkcit aufgenoMM< z
Entwedcr hattc sie alle Fähigkeit, sich zu frcucn, scho»
seincm Wicdersehcn und jener ersten Frcudenbotschaft
ständig vcrausgabt, oder neben ihrcr Leidenschaft für lN'Z
kam alles Andere, was Menschen sonst erregt, nicht in
Sie mochte ihrer Unabhängigkeit froh sein, aber die Fcc" ,,
darüber war nicht intensiver, als wenn man ihr etwa
schulfreien Nachmittag angekündigt hätte.

(Fortsetzung folgt.)
 
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