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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Kautelen tvill und nur eine Bedingung, die allerdings eine
unerläßlich ift, daran gekniipfr, datz nämlich die grotzcn Städre
in Wahlbezirke eingetcilt werden, Die Reform der Ersten
Karnmer werde nur als ivünschenswert bezeichnet, sie solle eine
Brücke darstellen, auf der einc Verständigung mit der Regie-
rung möglich ist. Auf alle Fälle sollte in der Volksvertretung
eine Einigung erzielt werden, damit die Regierung auf dem
nächsten ltandtage eincm fait accompli gegenüüer steht. Es
ist wirklich an der Zeit, datz endlich diesem Volkswunsch Rech-
nung getragen wird. (Lebhafter Beifall.)

Abg. Köhler (Zcntr.) beschwert sich über die Handhabung
der Bauordnung im Bczirk Tauberbischofsheim.

Abg. Goldschmirt (Zentr.) lvünscht einen Staats-
beitrag siir die Wasserlcitung in Welschingen und ersucht die
Regierung, die Jntercssen der an der Aach liegenden Gemein-
den bci der Donauregulierung zu lvahren.

Ministerialrat Straub betont, datz an der geschmälerten
Erhaltung des Wasscrs dcr Aach ein grotzcs öffentliches Jn-
teressc bcsteht. Die württcmbergische Regicrnng habe cin Pro-
jekt für die Donaureguliernng ausgcarbeitet, nach welchcm cinc
Wasscrmenge von 280 Sekundenliter oberhalb der Versicke-
rungsstelle bei Möhringen durch einen Kanal abgelcitet u»d
weiter unten der Donau lvieder zugeführt werden soll. Die
in Betracht kommenden Verhältnisse lvurden in einer Kon-
ferenz im Oktober eingehend geprüft und es sei zu hoffen,
dah sich ein Weg findct, der den bciderseitigen Jnteressen dient.
Er könne versichern, datz die Jnteressen der bad. Wcrk- und
Wiesenbesitzer energisch lvahrgenommen lverdcn. Dic Aufgabe
der Regierung werdc erleichtert durch die Rcchtslage, Lie für
die badischcn Jnteresscnten sehr günstig sei.

Abg. Hennig (Zentr.) bringt Beschwcrden über die
Baukontroüe im Bezirk Wolfach vor.

Abg. Oberamtmann Nieser ertlärt, datz die Regicrung
bereits eine 1,r,iersucl.rna eingeleitet hat.

Abg. Dietcrle (Zentr.) unterstiitzt die Wünsche bctr.
der Einquartierungslasten und- Flurschäden. Die Erklärrnig
des Ministers, datz anch ein kirchentrcuer Katholik in die Ver-
waltung kommen kann, acceptiere er gerne; allein im Lande
drautzen glaube man nicht daran. Daher hätte er gelvünscht,
datz der Miuister seiner Erklärung die Aufforderung an die
Beamten beigefügt hätte, sie sollen mit gutcm Beispiel voran-
gehen. (Oho! Gelächter.) Redner kommt nochmals auf den
Erlatz dcs Waldshuter Bezirksamts zu sprechen.

Ministerialpräsident Schenkel lvill den Abg. Dieterle,
der ihm in der Casuistik übcrlegen sei, nicht überzeugen; er
begnüge sich damit, zu konstatieren, datz dcr Angriff vom Zen-
trum ausgegaugen sci ilnd datz er nur den schlver angegriffenen
Oberamtmann in Schutz genommen habc, was seine Pflicht sei
und was er immer thun lverde, wenn solch unbegründete Au-
griffe erfolgen. Die Lobeserhebungen Dieterles auf den
Pfarrer von Göhrlvihl scien ihm aus dem Herzen gesprochen;
er wünsche nur, datz auch die anderen Pfarrer etwas weniger
Politik und mehr Vvlkswirtschaft treiben.

Abg. Grüninger (Zentr.) bitet um Beschlcunigung
der Verhandlungen wegen Errichtung eines Truppenübungs-
platzes bei Villingen und um Erhöhung des Staatsbeitrags
für die Korrektion der stillen Musel in Dürrheim.

Abg. Vorderer (Dem.) bringt eidliche Protokolle über
den Bürgermeister von Berghausen zur Vcrlesung, wird aüer
vom Vizepräsidenten Lauck unterbrochen.

Ministerialpräsident Schenkel legt energisch dagegen
Verwahrung ein, datz die Persönlichen und üienstlichen Ver-
hältnisse einzelner Personen unter dem Schutz der Redefreiheit
zum Gegcustand öffcntlicher Erörterungen im Hause gemacht
Werden. Vordcrcr hätte sich ans Ministerium lvenden kön-
nen, das sicher für Abhilfe sorgen lverde, lvenn Mitzstände
vorliegen.

Abg. Dr. Binz (natl.) lveist den Vorwurf des Abg.
Geitz, datz die Wählerlisten bei der Karlsruher Stadtverord-
rietenwahl nicht ordnungsgemätz aufgestellt lvurden, als un-
begründet zurück. Redner wcijpet sich scharf gegen das Vor-
gehen VordererP, durch welches das Niveau der Kammcr
heraügedrückt werde, und stimmt den Ausführungen des Abg.
Wilckens über das Wahlrecht zu.

Abg. Dreesbach (Soz.) polcmisiert in längeren Aus-
führungen gegen chen Minister, insbesondere gegen dessen Be-
merkung, datz die Sozialdemokratie die staatliche und sittliche
Ordnung untergrabe.

Minister Schenkel betont, datz er nicht sagen ivollte:
alle Sozialdemokraten sind unsittliche Leute; seine Bemerkung
habe den Sinn gehabt, daß die Sozialdemorkatie die rcligiös-
sittlichen Ansc^auungen untergraben wollen, was deutlich aus
Bebel's Buch uber die Frau hervorgehe. Dah auch unter den
Weamten sozialistische Jdcen herrschen, wisse cr wohl, aber es
fei cin Unterschied zwischen Gedanken und der Zugehörigkeit
zur sozialistischen Partei, deren Endzicl ein revolutionärcS sei.

Abg. Hergt (Zentr.) cmpfiehlt nochmals bessere Be-
rücksichtigung ber Bezirksbauinspektoren.

Abg. Hofman n (Dem.) und Ministerialrat Glockner
äutzern sich zum Spitalbau in Bruchsal.

Abg. F e n dr ich (Soz.) weist den Vorwurf des Ministcrs,
datz die Sozialdcmokratic die Sittlichkeit untergrabe, cntschic-
den zEück.

?lbg. Obkirchcr (natl.) nimmt den Abg. Wittum gcgen
einen Vorwurf Drcesbachs in Schutz.

Die allgcmeine Beratung ist damit beendigt.

?lbg. Vorderer (dem.) bemerkt pcrsönlich: Die Schul-
meisterei, die mir Abg. Binz vorgeworfen hat . . . Vize-
präsidcnt Heimburger: Der Vorwurf Schulmeistcrci
darf hier nicht erhoben werden. (Grotze Heitcrkeit.) Bericht-
erstatter Fehrenbach will dem Haus eine Freude machen
und vcrzichtet auf das Schlutzwort. (Bravo!)

Schlutz der Sitzung 149 Uhr. Morgen: Spezialberatung.

L.Is. Karlsruhe, 20. März. Die Budgetkommission
der Zweiten Kammer beantragte bezüglich der Vorstellung
des Verbandes badischer Getyerbeschulmänner um
finanzielle Besserstellung derselben bei der Großh. Regie-
rung, welche beabsichtigt, die Wünsche der Petenten bei der

Newyork am 13. März nach Bremerhaven abgegangenen
Dampfers „Dresden". Nach der Ankunft wird er in das
hiesige Landgerichtsgefängnis gebracht.

— Gumbinnen, 18. März. Zu dem Krosigk-Prozeß
in Gumbinnen berichtet die „Ostd. Volksztg." noch, daß
der Angeklagte SergeantHickel als dauernd ganzinvalide
mit dem Zivilversorgungsschein und einer monatlichen Pension
von 15 Mk. aus dem Militärverhältnis entlassen
worden ist.

— Plauen i. Bogtl., 20. März. Wie der „Vogtl.
Anzeiger" aus Eger berichtet, erschlug in vergangener
Nacht ein Lokomotivführer in einem Anfall von Wahn-
sinn seine zwei Töchter im Alter von 15 und
16 Jahren mit einem Beile. Beide Opfer wurden im
Schlaf ermordet. Der Thäter, dem vor etwa 4 Wochen
seine Frau gestorben ist, stellte sich selbst.

— Jnnsbruck, 20. März. Heute Nacht um 12 und
2,46 Uhr wurden hier zwei Erdstöße wahrgenommen.

bevorstehenden Revision des Gehaltstarifs thunlichst z l be-
rückstchtigen, empfehlend der U-berw.-isung.

Karlsruhe, 20. März. Nach dem vom Abgeordneten
Obkircher erstattelen Bericht der Budgetkommission und dem
Budget dcs Ministers der Justiz rc. wird zunächst die Stellc
eines vorsitzenden Rats im Oberschulrat nen
angcfordert. Die Kommission glaubt, daß die jetzt gegebene
Gelegenheit einer Vermehrung der Zahl der Kollegialmitglieder
im Oberschulrate benützt werden sollte, um dcm fach-
männischen Elemente durch Heranztehung etnes weiteren
Schulmannes eine stärkere Vertretung zu gewähren und
beschloß dem Wunsche Ausdruck zu geben, daß dieses Element
künftighin auch thunlichst an einer der bciden leitenden
Stellen zur Geltung kommen sollte. Die Frequenz-Zahlen
auf den Mittelschulen ergeben, daß die Klassen und einzelnen
Parallel-Abteilungen der Klassen in den Schulen dcr größeren
Städte vor allem in den Knabenschulen vielfach übersetzt
stnd, so daß eine Ueberanstrengung der Lehrkräfte und
eine Erschwerung der Unterrichtserteilung cntstehen muß.
Für akademisch gebildete Lehrer waren am 1. Dezember
1901 on ständigen Lehrstellen vorhanden: an Gymnasien
und Progymnasien für etatmäßig angestellte 176, für nicht
etatmäßige 53. an Realmittelschulen 220 bezw. 81, zu-
sammen also 390 bezw. 134. Auch nach Vollziehung des
gegenwärtigen Budgets würde das schon früher als zu-
nächst erstrebenswert onerkannte Verhältnis von 4:1 nicht
erreicht, vor allem bliebe an den Realgymnasien und Ober-
realschulen das Verhältnis ein äußerst ungünstiges. Lie
Kommission war einmütig barin, daß der gegenwärtige
Zustand sehr unerwünscht ist und dringend der Abhilfe be-
darf, welchs durch die vorgeschlagenen Bewilligungen für
die beiden folgenden Jahre indesscn wieder nicht im rich-
tigen Maße erreicht werden kann. Dies umsoweniger, als
ja nach den bisherigen Erfahrungen mit Beginn der Schul-
jahre 1902/03 und 1903/04 beim weiteren Anwachsen
der Schülerzahl wiedcr weitere Parallelabteilungen einzelner
Klassen und damit eine weitere Vermehrung der Lehrkcäfte
nötig fallen wird, was bis zur budgetmäßigcn Genehmi-
gung der dann erforderlichen Professorenstellen wieder nur
durch Schaffung nicht etatmäßiger Lehrstellen und somit
wiede: durch Verschlechterunq der Verhültniszahl möglich
ist. Um das Verhältnis 4:1 herzustellen, müßten an
den Gymnasicn und Progymnasien 184 etatmäßig und 46
nicht etatmäßig, an den Realmittelschulen 241 be-
ziehungsweise 60 angestellt werden, also insgesamt
14 mehr als im Budget angefordert sind. Von
den in den Jahren 1892 bis 1901 rezipierten Lehr-
amtspraktikanten sind 228 noch nicht etatmäßig an-
gestellt. Jn den letzten 4 Jahren haben 18 den bad.
Schuldienst behufs Uebertritts in einen andern deutschen
Staat endgiltig verlassen. Zurzeit befinden sich niir 10 als
Stellvertreter uud 7 als Volontäre in nicht stäiidigen Lehr-
stellen, so daß das Bedürfnis kaum mehr gedeckt werden
kann, was um so bedenklicher ist, als der Zngang nicht
stark ist und noch Uebertritte weiterer Praktikanten für die
nächste Zeit bevorstehen.

Preuße«.

— Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Ernennung
deS Ministerialdirektors Dr. Kuegler zum Präsidenten
des Oberverwaltungsgerichts. Der Nachfolger Kueglers als
Respizient für die Volksschule im Unterrichtsministerium ist
noch nicht bekannt.

— Der in der Ausarbeitung nahezu fertiggestellte
Gesetzentwurf wegen Reform der Vorbereitung zum
höheren Verwaltuugsdienst sieht ein sieben-
semestriges Studium und eine dreieinhalbjährige praktische
Dienstzeit vor.

Ans der Karlsruher Zeitung.

Karlsruhe, 20. März. Der Großherzog empfing
heute Vormittag den Präsidenten des Ministeriums des
Jnnern, Geheimerat Dr. Schenkel zur Vortragserstattung.
Nachmittags hörte Seine Königliche Hoheit verschiedene
Vorträge. Abends besuchten der Großherzog und die
Großherzogin die Vorstellung der französischen Gesellschaft
des Theaters äs ls. koits St. Martin unter Mitwirkung
von Coquelin ams im Großherzoglichen Hoftheater.

Ausland.

Afrika.

— Aus eineni von der englischen Regiernng ver-
öffentlichten Bericht über die K o n z e n j r a t i o n s-
lager geht hervor, daß die Sterblichkeit ini Monat
Februar bedeutend zurückgegangen ist. Während die
Sterblichkeit irn Oktober vorigen Jahres noch 394
auf Tausend betrng, ist die Zifser im Januar
auf 189 und im Februar auf 67 gefallen. Von
113 906 Weißen, die sich im Febrnar in säintlichen Kon-
zentrationslagern befanden, starben 68 Männer, 179
Frauen nnd 391 Kinder. Zusammen 638. Seit dem
Jannar 1901 sind in den Lagern 19 228 Personen ge-
storben, darnnter 14 685 Kinder.

Amcrika.

New-Iork, 20. März. Der demokratische Cau-
cus beschloß, im ^kongreß S y m P a t h i e b e s ch l ü s s e
sür die Buren dnrchzusetzen, indessen verwarf die
Versammlung einen schärferen Antrag, dec auf Vermitt-
lungsversuche Bezug hatte.

— Dem Korrespondenten des „Berliner Lokalanz."
gegenüber hat sich Präsident Roosevelt sehr anfge-
räumt und gut gelaunt, in einer Rede, die wohl vier
Minuten dauerte, im Laufe deren der Präsident auch
einige Fragen stellte und sich bezaubernd liebenswürdig
gab, geschildert, welch 'vorzüglichen, unvergeßlichen und
bleibenden Eindruck der Prinzenbesuch auf ihn
gemacht habe. Ausdrücke, wie „delighted" und „char-
ming" waren hänfig. Man fühlte an jedem Wort, daß
ein offenherziger, impulsiv warmer und vornehmer Cha-
rakter sich änßerte, der sür den Kaiser, den Prinzen
Heinrich und Deutschland ehrliche Frenndschaft empfindet.

Der Korrefpondent solle nicht vergessen zu sagen, daß
der Ritr des Prinzen mit deni Präsidenten diesem beson-
deres Vergnügen gemacht habe. Von Roosevelt ging
der Berichtersratter zu Hollcben, der ihm folgende
,^ragen beantwortete: „Versprechen sich Ercellenz dauernd
guiptigs Politische Nachwirkungen von der Prinzenreise?"
Ilntwort: „Ja!" „Ist zn Eurer Excellenz schon von ame-
ritanischer Seite geänßert worden, daß solche sich geltend
machen werdcn?" Aiitwort: „Von allen Seiten." —'
„Also kann ich bezüglich der Aeußerungen des „Heralö",
dag die Reise resnltatlos verlanfen sei, sagen, daß die
Botschaft gewichtige Gründe habe, das Gegenteil anzu-
nehmen?" Der Botschafter antwortete „ja" nnd fügte
hinzn, die Reise nnd der Ausenthalt hätten nicht günsngec
verlanfen können.

Aus Ltadt und Land.

Heidelberg, 21. Märi.

i. FrülstingSlinfailg. Nach dem Kalender beginnt hcute
E Lenz, dic schönste Zeit des Jahres. Gewöhnlich lätzr
sreilich der Frnhlmg anf sich warten, in diesem Jahre hat er
aber pünkrlich seine Regierung anqetreten und damit des
Winters Regiment, dcr heuer rccht schwächlich anftrar, ein
frühes Ende bcreitet. Die Natur zeigt bereits eine präch-°
trgc Entwicklung, nberaü schaut das erste zarte Grün hervor,
Baume und Sträucher haben vielfach schon Blätter getrieben
und Knospen angesetzt und die Blrimcn-Erstlinge entbicten
rhren schönsten Willkommengruß. Ja, man siehr schou die
Slprrkosenbäumc und Mandclbäume sowie manche klcinere Zicr-
sträucher ihre Mütenpracht entfalteu, für Auge uud Herz eine
willkommene Labung. Mit Hilfe der Sonne und bei vor-
herrschcnd warmer Tcmperatur wird es jetzt rasch mir der
Natur vorwärts gehcn und bald wird sie in ihrer ganzen
Pracht dastchen. Wie es drautzen in der Natur isr, so ist
es nun auch mit dem Menschen. Lluch er wird rnit dcm er-
wachenden Frühling wieder jung und in ihm regt sich der
Trieb, hinauszuwandern in die schöne Welt, um hier Erholuug
uud Zerstreuung zu suchen und anszuruhen von mancherlei
Arbcit. Die Toilerte des Frühlings bringt aber auch in der
Modcwelt wieder ein auderes ncues Bild hcrvor und überall
hcitzt es jetzt, dieser Richtung sich rnöglichft rasch anznpassen-
Wir wollen hoffen, daß kein Rückschlag rn der Witterung ein-
tritt, dcr eincn Reif auf die Frühlingspracht legen könnte,
und die Entwicklung hintanhalten würde, !vir wollen vielmehr
wiinschen, datz die warmc angenehme Temperatur anhält,
auf datz uns schönc uud frohe Ostertage beschert werden,

* Aus den Rcisc-Erillncrilnfteii eincs Schiffsarztes. Jn
der „Frankf. Ztg." erzählt cin Schiffsarzt seine Erinnerungen
an Sansibar. Er beschreibt cincn Bcsuch im japanischen und
im italienischcn Cafee nnd sagt darin: Meine Neugierde war
befriedigt und da ich bon all dem, was ich am Tage geschen,
recht müde war, so verzichtete ich anf den Besuch der russi-
schcn, türkischcn, persischen, indischen und Neger-Cafees, an
dcnen unser Weg vorbeiführte. „Aber trete Se doch näher,
Herr Doktor" rief mich plötzlich in unverkennbarem Pfälzer
Dialekt eine ivürdige Mätrone an, die in dcr Thür des rn-
mänischen Cafee stand. „Aber lvoher kennen Sie mich denn?"
war natürlich meine erstaunte Antwort. „Aber stelle Se sich doch
net so. Erinnern Se sich dcnn net, datz Se in Jhrem ersten Se-
mester in He i d e l b e r g an mcinem Serbice Mittag gegessen
habe?" Herr Gottl — richtig — das lvar ja dic alte Frieda aus
dcm „Perkeo". Datz ich die aber auch nicht erkannt hatte!
Jch hoffe, man lvird es mir verzeihen. Wie sollte ich auckl
darauf kommen, daß eine Heidelberger Kellnerin Rumänin in
SansiLar werden künnte. Jetzt machte mir aber das Wieder-
schen eine aufrichtige Freude nnd erinncrte mich wieder mit
Riihrung, lvie sie nns den duftenden Schellfisch mit dcn glit-
schigen Klößen auftischte und lvic unser lieber Fuchsmajor
auf ein Haar daran erstickt wäre, weil unversehens ein Marm
mit rotem Stürmer und dem dreifarbigen Band herantrat
und ihm durch scharnierartige Bcugebewegungen seines unteren
Rückgrats eine Forderung überbrachtc, just in dem Moment,
als er den unzerkleinerten Kloß zwischen die schlvammigen
Lrppen schob, der nun durch den plötzlichen Schreck in die falsche
Kehle gerict. Natürlich hatte ihr Bräntigain sie in Sansibar
sitzcn lassen. Sie war aber mit ihrcm Schicksal ganz zufrie-
den. Denn obwohl sie jetzt auch über die zweite Blüte lange
hinaus war, so lvar sie hier doch als Europäerin ein reckst
geschätzter Artikel und hatte auch bereits so viel verdient, daß
sie in einem Jahr nach Hause zurückkehren wollte, um dort
selbst einen Ilusschank aufzumachen.

* Jn Bezug nnf dic Errichtmig von Handelskursen an
iinseren Hochschulen hat die Regierung in der Budget-Korn-
mission erklärt: Der Frage des Hochschnlunterrichts für Äaus-
leute hat die Grohh. Regierung fortgesetzt ihre Aufmerksam-
keit geschenkt, die andcrlvärts gemachten Erfahrungen gestatteri
aber auch jetzt noch kein abschlietzendes Urteil. Man glaubte
dcshalb von einem Vorgehen in dieser Richtnng vorerst um sv
mehr absehen zu können, als im Grotzherzogtum ein Bediirs-
nis noch nicht zn Tage getreten ist, lvenn auch anerkanm
werdcn mutz, datz die in Mannheim und neuerdings auch iv
Freiburg in lveiterem Umfange von Hochschullehrern vcram
stalteten Vorlesnngskurse einen erfreulichen Besuch aus kauf-
müuuischen Kreisen haben. Voraussichtlich wird aber die Stadt
Mannheim, die eben die Neueinrichtuug ihres kaufmännischtM
Unterrichts in die Hand genommen hat, in nicht zu ferner Ze»
anch an die Prüfung der Frage, ob eine dritte akademische StnM
dieses Unterrichts einzurichten sei, her-ntreten und sie wird
dabei, solveit notig, auch seitens der Grohh. Regierung be-
reitwillige Unterstützung finden.

O Fußball. Mii einer fast vollständtg neugestellten aber be^
bentend verbesserten Mannschaft siegte am Mittwoch der Akade-
mische Sport-Clnb nber eine aus Schülern der beiden
Colleges zusammeugesetzte Mannschaft mit 24 : 0 Pnnkten. Dcm
Spiel der ersten Hälfte war etwas verworren, denn beide ManN-
schaften waren nicht znsammen eingespielt. Wiederholt bedrolsteN
die Engländer dnrch gntes Einzelspiel, besonders des linken JnneN-
dreivicrtels die Linie der Stndenten, schlietzlich gelang es aber
den Studenten dnrch gntes Znsammenspiel zwei Versuche zn er»
zielen, die beide erhöht wurden. Anch in der zweiten Hälfte sav
es auf beiden Seiten oft sehr gefährlich ans und erst gegen Schlnv
konnte der Akad. Sport-Club noch Erfolge erringen, tndem an
vier Dreiviertel je eimnal einen Versnch erzielten, von denen eine
zum Treffer erhöht wurde. Bei der Beurteilnng des Resultm»
muß berllcksichtigt werden, datz bei den Colleges inehrere der besten
Spieler fehlten. .

-r- Polizeibericht» Vcrhaftet wurden sechs Arbeite>-
lvegen Bettelns, cin Metzgerbursche, der von der Behörde n'
Saarbrücken ivegen Diebstahls perfolgt wird, drei Taga-^
löhner wegen Hansfriedensbruchs, eine Kellnerin wegen PrN-
herziehens und ein Reisender wegen Betrugs. Vier Persone
kameu wegen Unfugs und eine weitere Person lvegen KörPa t
verletzung zur Anzeige. ,»

.ch Waldmichelbach, 20. März. (Plötzlicher TodesfaUO
Der ledige 32jährige Metzgcr Peter Egner beschäftigte sich gesietn
Mittag mit den Klndern seiner Geschwister, denen er die hau».
lichen Schulanfgaben fertigen half. Da Plötzlich stieg er auf, rn'
Adieu und stürzte tot zu Boden. Ein Herzschlag hatte seine>
Leben ganz nnerwartet ein Ziel gesetzt.

Bruchsal, 20. März. (S o m m e r t a g s z u g.) -O
„Breisg. Ztg." schreibt: Selren wohl dürste eine Beransm
 
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