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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Samstag 22. März 1902.

Zweites Blatt.

44. Jahrgang. — ^ir. 69.

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, °nats bis zum 25. einschließlich. Diese neue Einrich-
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u" eircr unlicbsameu Uulerbrechung in dcr rcgelmäßigen
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1-25 Mark vierteljährlich ohne Post-
'"uelliiligsgebühr.

, eber den Kinffuß der AnzuchL und Mer-
''chnng auf den potitifchen Khurakler einer
Mevökkerunq.
iil.

kiq^'U' h?ben in oer alten Geschichte noch einen Fall
"bnlichen rapiden Veränderung der politischen
^"/nlere in Ivenigen Generationen. Es ist dies die
b,m,.^ration des ronnschen Volkes gegen Ende der Re-
SGn - 'ülch bier mar es hanptsächlich das Blut der
Frengelassenen, anS den bereits degenerierten
'"chlon Llaaten de.'. Ostens, welches nicht nnr die
dj^^vativen Eharakter des Plebs, sondern anch, als
fiel°^"ä.Echchrmchsw zwischene Plebs nnd Aristokratie
'ati Notabilität nnd das Patriziat in wenigen Gene-
zu einer charakterlosen Masse verwandte. Der
der politischen Charakterc wcir hier nnr nm so
i,gs- o^' .bie Wirkung der nngünstigen Blutmischnng
de,,vburch die schädlichen Wirkungen des Reichtums und
^uxus unterstützt wurde. >

ky„^ie Bevölkerung der heutigen europäischen Staaten
dx, " uian anch heute noch in drei Stände einteilen: in
^^Adel, den Mittelstand und Bauernstand, wozn in den

^ Sneewittchen.

Roman von A. I. Mordtmann.

(Fortsetzung.s

Ueesichere Sie bei mciner Seligkcit," beteucrte er,
^Esi,,? ber Marquis uoch ich haben irgeud ivelche feindliche
!°"Uüen gegcn Sie oder Jhren Bruder — im Gegenteil,
beabsichtigen wir. Leben Sie wohl."

'Üloi Francois die Hand nud crwiderte dessen rührend
und flehende Blicke mit ermutigendem Lächeln.

, I-kr er ging. hörte er, wie der Jrre schmerzlich stöhnte.
M N?hrendessen hatte Friedrichscn im cntgegengesetzten Teile
^r^^'"nmers ein leises Gespräch mit Anatole über dessen
iegs^ " gefllhrt. Jhm kam es vor, als sei dieser geistig
ywer als früher und er äuherte es gegen Herrn Dcssoudre.
ncilole bestätigte seine Wahrnehmung und fügte hinzu:
'cin"s-^M Bruder fällt uns schon scit einiger Zeit durch
»'chx?^""bertes Wesen auf. Wir hieltcn es für ein gutes
fragten darüber iinseren Arzt, Dr. Pointillard.
B ^ ^rhielten wir von dem einen sehr niederschlagen-
s>N s/-lNEid. Die gesteigcrte geistige Regsamkeit ist vielmehr
'hq n7>chen, datz es mit ihm zu Ende geht. Nun, es ist für
^Äösung."

k Mn . .nke es mir auch für die llmgebung entsetzlich, einen
^getig^fhbch zu haben, der in vollster geistiger Finsternis dahin

ist nicht erfreulich, aber wir hatten uns daran ge-
"st q°s- Mein Bruder ist sehr harmlos und hat uns niemals
r>» tzn1,"Üike Unbequemlichkeit bereitet. Sein Scheiden reiht doch
L>»htec ^ """ "inh alles ertragen werden. Der Arzt be-
0»de EZ wäre sogar möglich, dah Francois kurz vor seinem
m»te -f" bollen Gebrau'ch seiner Vernunft wieder erlangen

Ed^^^bvürdigl"

bytl entwtzlich! Denken Sie sich nur: für kurze Zeit
m Bewuhtssin zu komen, nur uni inne zu werden, dah

uwisteu iudustrielleu Slaaten noch eiu vierter Staud —
die Fabritbevült'ermig — tviuuit. Ju Bezug auf die
Blutiuischiiug herrscht iin Groszeu uud Gauzeu iiu Adel
uud Baileriisland vorwiegend Fuzucht uud iiu Mittelstaud
uuö üer F-abritsbevälterung Vermischung. Tieseu Blut-
iiiischuugsverhültnisseu eutspricht auch iu der Regel der
pvlitische Charakter dieser oiuzolneu Bevölkerungszweige.
Tvch geliugk es heute dein Adel weuiger als je, sich her-
uielisch vor.Blutinischungen abzuschtießen, und die Inzucht
ist daher wohl übernll eiue vorwiegende, aber uirgeuds
eiue ertlnsive. Tenn war schou iiu Altertmn der Reich-
tum gewvhulich der gvldeue Lchlüssel, uiit dem sich be-
svuders die weiblichen Liuieu der untereu Stäude die
Inzuchtspfvrten der AdelSkaste erschlossen, so ist dietz heute
mehr al.s je der Fall. Es dürfte heute weuige europäische
adelige Familieu gebeu, welche eine Ahueutasel vou 32,
geschweige denu von 0-t oder 128 echten Iuzuchtahuen
aufzuweiseu haben, was bei der Aristokratie des Mittel-
alters uud des Altertums gewist sehr häufig war uud bei
eiuem Brahmaueu uud orthodoren Iudeu heute uoch eiue
gewöhuliche Sache ist.

Ist also auch die Iuzucht das vorherrschende Prinzip
beim Adet aller europäischeu Läuder uud daher derselbe
demeutsprechend vorwiegeud politisch konservativ, sv siu-
den lvir dvch selten jeuen starreu kvuservatlven Charakter,-
wie er eben uur durch eiue erklusive Iuzucht vou minde-
steus siebeu Geueratiouen oder eiue reiue Ahnentafel von
128 Ahneu und mehr bediugt wird. Itu Gegeuteil, unser
Adel bat iufvlge des uicht selteneu Eiudringens Lürger-
llcheu Blutes imd öer Verbreituug desselbeu durch Ver-
schlvägeruugeu iu viele Linieu häufig eiuen liberaleu
Auflug.

Eiu sehr interessantes Beispiel vvn dem Eiuflusse
der Blutinischuug aus den Pvlitscheu Charakter beiiu
Adel bietet uns Bismarck. Väterlicherseits altes Ari-
strvkrateublut. war seiue Mutter eiue Bürgerliche uud
staminte aus der Leipziger Prosessorenfanülie Meut'en.
Ter pvlitisehe G'ruudzug dieser Familie war, wie Bis-
marck selbst sagt, start liberal. Neigte Bisiuarck ver-
möge seiues vätertichen Erbblutes mehr zu kvnservativeu
Seite, sv brachte das liberale uiütterliche Bürgerblut
deu geuial beweglicheu Zug iu seiueu Politischeu Cbarak-
ter, so daß sich beide Richtuugeu iiu gesunden hariuoni-
scheu Gleichmas; hielteu. Tiese erbliche Mischuug iu sei-
uem Politischeu Charnkter Ivnr auch die llrsache, daß
ihn seiue mehr kouservativen Stamiuesgeuvsseu für eiuen
„Liberaleu" uud die ertrein liberaleu Parteien stets für
eiuen „Iuuker" ausschrieen.

Das vor Vermischungen mit audereu Stäudeu oder
Rasseu reiuste Blut besitzt aber heutziitage nicht mehr der
Adel, svudern das findet mau uur mehr beiru Baueru
uud zlvar am sichersteu bei der Bevölkeruug bvchgelegeuer
Alpenthäler. Das Hochgebirge ist übernll eiu uatürlicher
Schutzwall für die engere Iuzucht. Der Bevölkeruugs-
strviu gelst in den Bergeu iu der Regel, wie seine Bäche,
Vvn vbeu uach uuteu in die größereu Hauptthäler und
vorgelagerteu Ebeueu lstuaus, uud weun eiu Nückströnien
stattfindet, so rst es fast regelmäßig nur dasselbe Blut,
welches aus Heimweh oder anderen Gründen wiedtzr
znrückkehrt. Ju der Regel heiratet eiu Bauerubursche
ein Mädcheu aus seiuem Thale, sehr selten aus eiuem
beuachbarten.

Je stärker die Jnzucht ist, desto wirksainer uiuß die
Fixieruug der Cbarnktere, desto konserbativer wird also
seiue Bevölkerung seiu. Das kaun mau auch regelnräßig

mau lange Jahre seines Lebens wie das Vieh auf dcm Felde
gelebt hat. Das ist surchtbarl"

Die beiden Freunde verabschicdeteu sich, froh eiuer HauS-
lichkeit zu eutrinne», über der die düsteren Fittige der Dämo-
nen des Maugels, der Krankheit und des Wahnsinns zusam-
mcuschlugen. Es war erstaunlich, dah Joscphiiie unter dieseu
trübseligeu Verhälmissen noch uicht alle jugendliche Spaimkraft
uud Freude am Leben verloreu hatte.

Zur verabredeteii Zeit stellte sich am auderen Vormittag
Herr Auatole Dessoudre ein. Er muhte mit den bcidcn Deut-
,chen frühstücken, daim trugcu sie ihr Auliegeu vor.

Ansaugs hörte Dessondre mit höflicher aber glcichgiltiger
Aufmerksa'mkeit zu, bald jedoch geriet er in fieberhafie Span-
nuug. Seiue Hände krampften sich in einander, und seiue
Erregung machte sich in deu iviederholtcu Ausrufungen: „Mciu
Gott! Mcin Gott! Ut cs möglichl" Luft. Als Zarnow den
lehten Teil seiues Berichtes abgeschlosseu hatte, stürzte Dessoudre
selner sclbst nicht mächtig, auf die Kuie und ricf patheiisch:
„O mein Gott, du bist gerecht! Du züchtigst den Missethäter
uud lüht den Gerechteu uie verderbenl" Danu wieder aufsprin-
gend, schritt er, die Anwesenheit der Frcmden gar nicht be-
achtend, mit stürmendeu, lauten Tritteu im Zimmer auf
und ab, indem er die Lippcn wie im Selbstgespräch bewcgte
und nur hin und wieder eineu imartikulierten Laut ausstieh.

Zarnow und Friedrichseu hielteu es sür das Beste, ihu
uicht zu stören und seine Aufreguiig, die ihnen oollkommeu
begreiflich war, austoben zu lasseu. Allmählich wurde er
auch ruhiger, eudlich lieh er sich erfchöpst auf eiuen Stuhl nie-
der, berbarg, um sich zu sammetn, das Gesicht in beide Händc
uud berharrte ciuige Zeit iu dieser Stellung. Als cr dcn
beiden Freundeu sein Antlitz wiedcr zuwandte, sah mau ihm die
ebeu crlebte Aufrüttclung seiucs gauzeu Wescns uicht mchr
au. Auch seiue Stimme ktaug ruhig, als er sagte:

„Verzeiheu Sie, meine Herreu, dah ich mich so sonderbar
benchme. Weim man das Gcfühl hat, als ob ringsum die
Erde wanke, so denkt mau nicht an die Vorschriftcn dcs gutcn
Geschmacks. Aber uun ist cs oorbei. Sie haben mir das

beobachteu, ob inan hierzn die Schlveiz, Tirol. Schott-
lmid, Nvrwogeu oder die HochgebirgSthäier vou Spanieu
uud Italieu wälstt. lleberall findet iiian die Bewohuer
der ain höchst gelegeutsten, deui Blutverkehr am schwersten
ziigänglicheu Thäler aui kvnservativsteu; je größer die
Thüler siud, je mehr Blutverkehr dieselbeu habeu. desto
weuiger tonservativ siud sie, weuu auch sast überall im
Gebirge der Bauer wegeu der vvrherrscheudeu Iuzucht
uvch t'ouservatv bteibt.

Es isl gewiß zuiu Beispiel t'eiu Zufalt, daß zur Zeit
der Resoruiation iu der Schweiz die tlrkautone, ivelche
daS reiuste aleiuanuische Blut hatteu und wo uur Bau-
eru uud keine Städter waren, kouservativ bei ihrer
angestaiuuiten Religivu bliebeu stvähreud die großeu iiu
Iüueru uud au den Greuzeu gelegeuen Städte uud
.stautoue mit ver'chiedeu sprecheuder Bevölkerung, Ivelche
also am meisteu auch gemischtes Blut euthielteu, der
liberaleu Refvrmatiousbeweguiig sich am frühesteu uud
inteusivsten auschlvsscu.

Gewöhnlich wird der hervorragcnd kvuservative Cha-
rakter der bnuerischeu Bevölkeruug dem Einslutz uud
der Erziehung ihrer Priester zugeschriebeu. Terselbe
ist zwelfellos vvrhaudeu, aber er ist nur dort wirksam,
wo er auf eiueu eutsprecheudeu Resvuanzlwdeu trifft,
uämlich auf infolge vieler Generatiouen daueruden Iu-
zucht fest firierte uud vererbte religiöse Gesühle. Der
Eiufliiß der Erziehuug uud des Milieus Ivird iu der
Regel übers-chätzt.

Ter Nitttelstaud ist heute der Stand, wo die stärtste
Blutmischung stattfindet und wird derselbe uur lsteriu vou
dem sogeuannten vierteu Staud übertrvffen. Iu deu Mit-
telstaud sinkeu regelmäßig die weiblicheu Liuien des si-
nauziell zu Grunde gegangeuen Adels zurück uud stei-
geu die talentierteu uiäunlicheu .stöpfe aus dem Baueru-
uud Fabritarbeiterstande auf. Tazu kommt, daß heute
durch die riesige Zuuahme des Nert'ehres und die Leich-
tigt'eit der Freizügigkeit, feruer durch Aushebung aller
jener Schraist'en, welche fricher uicht uur Handel uud
Waudel, sonderu auch deu Blutverl'ehr hemmteu, alle
künstlicheu uud uatürlichen Iuzuchtschrauken sür diese
Bevölkeriiugssstife weggefalleu siud.

Entspreche^id dieser starkeu Blutuiischuug iu deu
heutigeu Skädten, lvv uicht uur das Blut aller Stäude,
souderu auch das der verschiedeusteu Natiouen unter eiu-
ander gewirbelt wird, ist der liberale politische Charakter
der Städter überall vorherrschend. Ia, in deu Groß-
städteu und Fabrikstädteu, Ivo der Blutwechsel imd dar-
um auch die Blutmischuug eiue ungeheure ist, ist der
politische Charakter der Bevölkeruug nicht uur radlkal
liberal, souderu diese Bevölkeruug kann in ihrer Majori-
tät geradezu als politisch charakterlos bezeichuet werdeu.

Somit glaube i-ch geuug Belege für meiue Behaup-
tuug, daß der Politische Charat'ter eiuer Bevötkerung seiue
Wurzelu im Blute hat uud die Mischung desselbeu bei
den letzten Ahueurecheu der maßgebcude Faktor ist, beige-
brachl zu habeu. Jedermaun kauu diese Beweise be
liebig bermehreu, da mau iu der Geschichte der 'Meuschheit
und im täglichen Lebeu sorstvähreud auf Belege hiersür
stößt. Selbst für eiueu Auhäuger der erakten Forschuug,
dem uur das Experimeut impouiert. hat die Natur iu
Bezug auf diese Frage mit eiuem solcheu gesorgt. Ieder-
maun stellt nämlich bezüglich seiues politischen Charak-
ters im Lebeu selbst ein solches Erperimeut da'r. >

Ende einer Kette ins Haus gebracht, wozu ich deu Aufaug
besitze iu dem unuenubar schwercu Geheimuis meiues Lebens.
Jch bin schuldig, es Jhueu zu crzählen, wcuu es Sie inreres-
siert."

„Wir würdeu es Jhueu geru erspareu," crwiderre Zarnow,
„weun es augiuge. Aber Sie begreifeu, dah wir über jeucs
Gcld nicht verfügeu köuueu, ohue im Besitze allcr Tharsachen
zu seiuch

„Sclbsrverstäudlich. Alsv hvreu Sie. Sie wisseu ja, wel-
cher Art die Geschäfte wareu, die meiii Bruder uud ich beirieben.
Jm Jahre 1848 uud 1840 hatteu wir eine schwere Krisis
dnrchzumachen, die uusere Firuia hart mitnahm, aber doch
nicht iu dem Grade erschütterte, ivie mau iu der Fvlgezeit
allgemein angeuommeu hat. Uusere Verluste waren allerdiiigs
sehr grvh, und wir atmeteu crst wieder auf, als in Spaiiieu
cinc Partei aus Ruder kam, vou der wir hoffen durfreu, dah
sie gewisseu Ausprüchen vou uus gerecht werdeu würde."

Mein Bruder Fraucois ist des Spanischen kundig, er unter-
nahm es daher, diese Ausprüche am Madrider Hofe persöulich
zu vcrtreteu. Seiue Bcrichte vou dvrt lauteien güustig mid
wir gabeu uns der Hoffuuug hiu, dah alles wieder gut werden
würde, als uus ein furchtbarcr Schlag traf, Meiu Bruder ver-
schwaud. Mit ihm verschioaudeu die Papiere, auf die wir uu-
sere Fordei-ungen begrüudeteii. Spätere Erkmidiguugeii hatten
das Ergebnis, daß sie gar uicht Vvrgezeigt worden ioareu. Wir
begriffeu uicht, ivas ineineu Bruder zu seiueu falscheu Berichten
veraulaht habcn köunte, uud vermutcieu läugere Zeir, er müsse
geistesverwirrt geweseu sei uud sich iu diesem Zustaudc ein
Leids angethau habcn. Wie dem auch selu mvchte, uusere
Fordermigen wareu mit ciuem Schlage ivcrtlos gewvrden.
Aber das Schlimmste sollte uoch kommeu.

Eiu halbes Jahr später meldete sich bci uus eiu Marquis
de Vclez-Rubio uud legte uus jeue Papiere mir einer von
Fraucois namens der Firma miterschriebcneii Bescheinigung
vor, worin Gebrüder Dessoudre erklärteu, daraus 275 000
Frauks bar erhalten zu habeu, uud sich verpflichteten. sie jeder-
zeit gegcu dieselbe Smnme wieder einzulöseu. Der traurige
 
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