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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Montag, 24 März 1902.

Grstes BlaLt.

44. Kavgang. — 70.

1- Koloman Tisza.

Budapest, 23. März. Koloman Tisza
ist heute friih gestorben.

Koloman Tisza, unter den Staatsmänncrn Ungarns
in ncuerer Zeit einer der bedeutendsten, hat ein Alter von
71 Jahren erreicht. Vor wenigen Tagen kam die Nach-
richt von seiner lebensgefährlichen Erkrankung. Sehr schnell
>st die Befürchtung wahr geworden, datz Tisza der Krank-
heit erliegen werde. Mit etwa 30 Jahren kam Tisza in
das ungarische Parlament, Dort lenkte er bald die Blicke
der poli/fschen Kreise Ungarns auf sich. Er übernahm
Uach kurzer Zeit die Führerschaft dcs linken Zentrums,
das damals stark oppositionell war. Jm Jahre 1875 gab
er den oppofltionellen Standpunkt auf, er wurde Minister
und Ministerprästdent. Bis zum Jahre 1890 leitete er
^ie Geschicke Ungarns. Gegen Schluß seiner Minister»
thätigkeit fand er wohl allerlci Widerstand auch bei seinen
Parteigenossen, allein seine Bcgabung und seine zwingende
Persönlichkeit hätten ihn wohl befähigt, sich länger am
Pegjment zu behaupten, wenn er ernstlich gewollt hätte.
«eine Nachfolger haben schnell gcwechselt; erst an ihnen
hat Ungarn so rccht gesehen und erkcnnen könuen, was es
^n T!s;a besessen hat.

Deutsches Reich.

— Tar Raichstanzler Graf Bülow hnt den Ehren-
bvrsitz über das deutsche Zentralkomitee zur Errichtung
bon Heilstätten für Lungenkranke über-
Uommen; das Zentralkomitee hat seine Aufgabe auf dem
^ebiete der Tuberkulosenbetämpsung erweitert und
U>endet seinc Thätigkeit nicht allein der Errichtnng von
^ungenheilstätten, sondern auch anderen der Fürsorge
llir Tuberknlose dienenden Einrichtungen zu.

—- Der Dortmunder „Rheinisch-Westfälischen Nrbei-
ler-Zeitung" zufolge wurden bis jetzt anf 3 5 Zechen
1 8 7 0 BergIente entIassen. Einzelne Zechen
Seben bekannt, daß der Betrieb vom 1. April ab aus ein
Drittel beschränkt werden würde, wobei die Schicht der
P.agesarbeiter eine Berlängerung auf zehn Stnnden er-
Mrt. Zahlreiche Zechen kündigten gleichzeitig zum 1.
^Pril den Arbeitern die Wohnung. Das Blatt fordert
Ae Arbeiter anf, sich zu rüsten, da die Zechenbesitzer an-
lmrgen, mit dem Feuer zn spielen.

Berlin, 22. März. Der Kaiser nnd die K a i-
>erin begaben sich hente früh, als dem Erinnerungs-
iffge der Gebnrt des ersten deutschen Kaisers (22. März
1?97), nach dem Mansoleum in Charlottenbnrg. Hie-
^auf besuchte der Kaiser mit dem Kronprinzen das Palais
^aiser Wilhelms I. Der Kronprinz wohnt heute
Aittag in Rixdorf der Enthnllung des Denkmals Kaiser
^ilhems I. bei.

Bremen. 22. März. Auf der Wcrft dcr
Schiffsbaugesellschaft „Wcser" lief hcute Nachmittag der
^ejneKreuzer „O" glücklich vom Stapcl. Den Taufakt
^ollzog im Auftrage des Kaisers die Gemahlin des Ober-
^äsidcntcn von Haunover, Gräfin Siolberg-Wernigerode,
deu Kreuzer „Frauenlob" tauftc.z EÄ8K.

StadtLHeater.

V Hcidelbcrg, den 24. März.

„D a s v c r l o r n e Paradie s." Schanspicl von Fulda.
Aianche Leute, schcn sie sich cinmal eine Zicge mit zwei
lichpfen an oder cin Schaf mit eincm Kopf, das hintcn abcr
-Pf- vorne zwei Beine hat, so haben sie das unerschüttcrliche
-?cfühl: das ist eiue Absonderlichkeit, ein Naturwunder, sitzen
aber im Theater und bckommen auf der Bühne ein Lebcns-
entrollt, in dem Thatsächlichcs und Verzerrtes, Thpisches

ganz Unmögliches gcmischt sind, so geratcn sic meist iu dcu
<^?Un des klugen Maniics, dcs Autors, uub folgeu ihm durch
nnd Dünn, und dcr Ausdruck ihrer größtcn Lcfriedigmig
die Ouittuvg für dcu „künstlerischen Geiiuh", sind die
^Zlagenden Worte: „Ja, so ist das Lebenl" Nach dem starken
zu schlieheu, gab ^s viele im Theatcr, die Fuldas An-
, Aicn über den Rückweg zum verlorenen Paradies vollkommen
s^.stii. Es ist vielleicht iiicht allgemein bekaniit, daß dcr Ver-
m.r ^ Pfade, die cr mit diescm Stücke betrllt, nicht wieder
h^mcsucht hat, sich vielmehr in dem Lande viel wohler fiihlt,
dem dic Soniie Molicrcs steht, oder in den Märchen-
st^iten des „Talisman" oder in dcm berühmten Rcich, wo
A-Zwillingsschwestern zum Verwechscln ähnlich sind.
ii„-^ülischc und Ansichicn, die lange in vielen jungen Gemütern
zZ.fior Zeit lebten, siud, in gewisser Weise umgemvdelt und
ih.faitgcschnitten, zum treibendcn Puls dieses Stückcs ge-
^ ein Fabrikaill durch cincn Streik bcdroht wird,
Pkrlobung in die Brüche geht, und cinc rechtc Drohne
^ir >?^om Fräulein Tochter durch die erstmnligc Bcrührung
Ti-.-Zai „rcalen Lebcn" von ihrem Pessimismus gehcilt wird.
bildungsmüde Wcltdame hat mit ihrem Verlobten cin
ünglück. Der berühmte Naturforscher Ottcndorf war,
tzx,. st'in Sohn klagt, ein Pedant, uud so hat sich nnn der juuge
Ottendorf anf dcm Umwegc cines fiinssemestrigcn
llstchen Stndiums, einer Volontärthätigkeit in eincm cng-

Baden.

L.6. Freiburg, 22. März. Der Verein nat.-
lib. junger Männer veranstaltet in Gcmeinschaft mit
dem liberalen Verein aus Anlaß des 50jährigen Regie-
rungs-Ju biläums dcs Großherzogs in der
„Harmonie" eincn Festakt in Form etnes großen
Banketts, zu dem auch Einladungen an befreundete Ver-
cine ergehen werden. Die Mitgliedcrzahl dcs jungliberalen
Vereins ist der „Breisg. Ztg." zufolge auf etwa 400 ge-
stiegen.

Madischer Landtag.

L. O. Karlsruhe, 22. März. 8. Sitzuug dcr
Ersten Kammcr. Vizepiäsident Frhr. v. Bodina»
cröffnet die Sitzung um 10 Ui>r.

Der Staatsvertrag zwischen Baden und Bayern betr. die
Fortsctzung Ler Bahn Miltenberg-Stadtprozel-
ten nach Wertheim (Berichterstatter Graf H e n n i n)
wird ohne Debatte angenommen.

Sodann berichtet Freiherr v. Göler über die in dcn
Jahren 1900 und 1901 erteilten Admrnstrativkredite.
Die Budgetkommission wünscht in Uebereinstimmung mit dcr
2. Kammer, daß die Projekte für Staatsbauten, nanicntlich
der Eisenbahnen, sorgfältiger ausgcarbeitet und die Technikcr
strammcr überwacht werden.

Geh. Hofrat Rümelin dankt der Regierung, datz sie bei
dcm Preisausschreiben für das Kollegiengebäudc rir Freiburg
auf die Wünsche der Universität Rücksicht genommen hat.

Dre Kredrte werden genehmigt, ebenso ohne Debatte, ernige
Positionen aris dem autzcrordentlichen Etat des Ministeriums
des Jnnern.

Es folgt die Beratung des K u l t u s b u d g e t s, über
welches Geh. Rat Lewald dcir Kommissionsberrcht erstattet.
Das Bndget lasse erkcnncn, datz dcr Staat den grotzcn kirch-
lichen Korporationcn wohlwollend gcgciiübcrsteht nnd auf ihre
Mitarbeit in dcr kulinrellen Hebung des Volkes den grötzten
Wert legt.

Das Budget wird ohue Debatte angcnommeii.

Gch. Rat Lewald berichtet wciter über dns Budget
des U u t e r r i ch t sw e s e n s und gedenkt rühmeud der Ver-
dienste Nokk's um unsere Schulen. Dcn Wert der Volkshoch-
schulknrse sollte man nicht zn hoch einschätzen. Ellie Ausländer-
frage existiere für die Nniversitäten, wo die Ansländer nur
etwa 10 Prozent bildcn, nicht; dagegen haben sich an den Tech-
nischen Hochschulen Mitzstände gezeigt, deren Beseitigung Auf-
gabe der Behörden sei. Ein gewisser Teil der Plätze sollte
nnter allen Umständen für die dcutschen Studenten borbe-
haltcn werden. Die Neuregelung des juristischen Studiums
in Preutzeii erwecke Bedcnken verschiedcner Art. Die Pros.
Rosin nnd List habcn mit Rccht davor gewarnt, das Gespenst
dcr Examcnsfurcht schon in das 1. Examen hineinzutragen.
Das Hauptbedenken errege die Bedrohung der akadcmischen
Freizügigkeit. Rcdner ist durch die bezüglichcn Erklärungen
dcr Grotzh. Rcgierung böllig befriedigt.

Ministerialpräsidcnt Freiherr v. Dusch dankt für die
Anerkennung, wclche das Wirken der Regierung auf dcm Ge-
biete des Schulwesens gefunden hat, und äutzert sich zu den
Ausführungen des Bcrichterstatters ähnlich wie in der zwcitcn
Kammer.

Geh .Hofrat Schäfer giebt seiner Befriedignng darüber
Ausdruck. datz nnseren Hochschulen von der Volksvertretniig
und Regierung Wohlwollen entgegengebracht nnd ihren Leist-
imgeii die gröhte Hochachtung gezollt würdc. Die Ausländer-
'rage spiele auch anf dcr Universität, wenigstcns für dic mcdi-
zinisch-natnrwissenschaftliche Fakultät, cinc Rollc; spezicll in
Heidelbcrg kam sie im letzten Semester zur Verhandlniig. Der
Scnai sah sich aber zum Einschreiten nicht vcranlaht; es wnrde

lischcn Bankhause und cincs Pariser Jahres selbständig zu
einem „forschcn ganzen Kerl" entwickeln müssen. Datz seine
Forschheit Berliner Arbeitern, die 15 Prozent Lohnerhöhimg
fordern, nicht iinponiert, ist begrciflich, noch bcgrcislichcr, datz
Ottcndorf sich bci diescr Gelegenheit vor seincr Brnut dcr-
matzen blotzstellt, datz die Verbindnng der Vcrlobtcn gclöst
wevden mntz. Olcspielt ivurde die Sachc nntcr Herrn Ru-
dolphs umsichtiger Regie rccht wirkimgsvoll. Der brave
Fngenicur, dcr Schüler des altcn Ottcndorf, ci» bicdercr
Brummbär, dcr dcr Prinzessin Edith bei jcdcr Gelcgcnheit
die Wahrheit sagt, indcm er sie bclehrt, daß jenseits des Sa-
lons noch eine Welt, dio dcr Arbeit, liegt, war wie vor zwei
Jahrcn Hcrr Rndolph. Wir kenncn nnd schätzcn ihn seit
langcn auch in derartigcn Rollcn. Dem Sohn des gcadcltcn
Gelehrtcn, vor dcm bercits Männer gezittert n»d Weiber anf
den Knien gclegcn habcn, dcr „nicht so schncll klcin zn kricgcn
ist und bereits andcrcn Affairen standgehalten hat", kann man
vielleicht andcrs anffassen, als Hcrr Bcrnan es that, nicht
ganz so als dnmmcn 51crl lcdiglich. Jmmcrhin, dic Darstcllimg
des Herru Bernan, der ein patentes Gigerl anf die Beine
stelltc, fand raiischenden Bcifall. Edith, die als echkc Eva
bishcr imr auf die gknnzeiiden Schanmwagcu dcs Lcbcns gc-
achtet und lln Grnnde so gar nicht anf die Untcrströmimgen imd
stillen Tiefen, wnrde vor zwei Jahrcn bon Frl. H c i n r i ch
mit Klnghcit und Sicherheit gespielt. Heuer trat Frl. M ilde
Lber die wir schon, als sie die Alma i» dcr „Ehrc" !var,
recht Lobcndes sagten, in dieser Rolle cines „modcrncn Wci-
bes" auf. Sie ist sehr sichcr, bcrmcidct jcde Uebertreibimg,
spricht vorzüglich und kveiß anf dcn Ton ihrer Partncr cin-
zugehen. Hier ist cin Talcnt. Das Fabrikantcnpaar wurde
durch Herrn Wiegner und Frl. H o h c n a n in jcder Hin-
sicht angemesscn dargcstellt. Dcr diesjährige Spiclplan war
einem Hervortrcten dcs Hcrrn Wiegncr uicht gcradc gimllig,
was im Jntercssc dcs spmpnthischcn Darstcllers n»d sicherlich
auch lln Jnteressc des Publikiims nnr zn bedcmcrn ist. Herr
Lasscn spieltc dcn Schriftstcllcr, dcr scit zehn Fnhrcn

nur dnrch Anschlag am schwarzen Breit betamit gemacht, daß
die Reichsangchörigen beim Belegen der Plätze ein Vorzngs-
recht habcn. Eine weitere Steigerung der Ansordernngen und
Spezmlisierung der Prüfungsfächer für die Kandidaten des
hoheren Lchramts hält Redner für sehr gefährlich. Den Ver-
snchen, Nachprüfungen für die Juristen einzuführen, sollte die
Regicrung mit Nachdruck entgegentreten. Redner ersucht die
Regierung, dcr Centralbibliothek das Hauptangenmcrk zuzu-
wendcn, die übrigen Bibliotheken brauchen über den Wert guter
Handbibliotheken nicht hinauszugehen.

Geh. Hofrat Rnmmelin wendet sich gegen die höhere
Bemessung dcr Gehalte der Heidelberger Professoren gegenüber
den Freiburgern, die durchaus nicht gerechtfertigt sei. Die
Büdgets der beiden Hochschulen sollten streng auseinander-
gehalten werden, damit man klar sieht, wie hoch die einzclnen
Gehälter sind. Der Freiburger Universitätsnenban müßte
allcn andern Forderungeii vorgehen; durch die bisherigen Ver-
fügimgcn wnrdcn immcr nur Hoffnungen erweckt, dcncn jedes
Fahr Eiittäuschmigen folgten, weil immer noch nicht Ernst/ge-
macht wird. Rcder ist befriedigt, datz der Minister ellier cin-
heitlichen Regelimg der juristischen Vorbildung freundlich gegen-
übersteht. Datz das Zentrum im anderen hohcn Hause für die
Voraussetzungslosigkeit, richtiger für die Freiheit der Wissen-
schaft nndForschnng eingetreten ist, scheine ihm von außerordent-
licher Bedcutung im Hinblick auf die Worte Kraus', dah cinem
wcltlichcn katholischen Gelehrten auch nicht das bescheidenste
Maß von frcier Bewegung innerhalb der Kirche eingeräumt
sei. Wenn das Zentrum auf dem neuen Prinzip bcrharre,
so könne das für dic Entwickelung der Wissenschaft nur för-
derlich sein.

Staatsrat Freihcrr v. Dus ch bersichert, datz die Jmeressen
der Hochschnlen nnd ihrcr Lehrer von der Rcgicrung stcts ge-
wahrt werdcn.

Um 1 Uhr wird die Beratung abgcbrochen.

Jn der N a ch m i t t a g s s i tz n n g, die um 5 Uhr be-
gaim, äußerte sich znnächst Ministerialrat Böhm imd Gey.
Hofrat R ü m m e l i n noch einmal zur Gchaltsfrage der
Professorcn lli Heidelberg und Freiburg, sodami ergrcift Geh.
Rat E ii g l e r das Wort nnd dankt der Regicrimg für das
gegcn die Te ch n i sch e H o ch schu le bewicsciic Wohl -
wollcn. Jn letztcr Zeit haben hier Demonstrationen gegen
eincn Professor statigefimden, sodatz der Senat sich gcnötigt
sah, eine Untcrsuchimg einzuleiten. Dabei stellte sich heraus,
datz die bctr. Stndcnten gar n i ch t b e r e ch t i g t ware n,
jeiie V o r l c s u n g e n z n b e s u ch c n imd daß sie dcm
Kollcg nnr miwohiitcn, uin zu dcmonstriercn. Dcr Scnat cr-
tcilte ihnen deshalb eine scharfe Verwarmmg. Die Professorcn
dcr Technischen Hochschnle lcgen den gröhtcii Wert darauf,
daß auch in dicser Hinsicht die volle Lchrfrcihcit zur Geltimg
koinmt. Eincm Maime, der sich zu einer bcstiimnten wissen-
schaftlichen Aiischanimg emporgerungen hat, darf nicht berwehrt
werden, datz cr dicscr Anschammg öffentlich lln Kolleg Ausdrnck
giebt. Hinsichilich der Vorbildung imserer Tcchniker nbe zur
Zcit Preutzcn eincn starkcn Druck aus, datz für das Stndinm
auf den Technischeii tzochschulcn das Abllurinni Voraussctznng
sein soll. Wir lcgcn auch Wert daranf, aber man sollte doch für
die Tcchnischcn Hochschnlen nicht die Schablone dcr Uniber-
sitäten anwenden. Die Mitwirkung an den Volkshochschul-
kurseii mutz den Professorcn freigestellt sein. Die Ansländer-
frage sci nicht so aknt, datz besondere Maßregcln crgriffcn
wcrdcn müssen. Die Verlcgung der Philosophika anf dic Vor-
mitiagsstnndeii lasse sich nicht durchführcn, ivcil dicsc Stim-
den in dcn Laboratorien, Zeichcnsälcn n. s. iv. zngcbracht
ivcrden. Der Wcrt der allgemeincn Bildimg ivcrde auf dcr
Techiiischcn Hochschulc dnrchaus iiicht unterschätzt.

Mlliisterialpräsidcnt Frhr. v. Dus ch will die akademische
Lchifrcihell unter allcn Umständcn gcwahrt wisscn nnd be-
dauert dahcr anch, daß sich Studciiten zn Ausschreitimgcn hin-
reißen licßen; andererscits müssen sich die Hochschikllchrcr ge-
wisse Grenzcn anfcrlcgen.

Eindrncke sammclt, übcrall dabei ist in Berlin W. nnd bei
Diners die Tischkartcn zu erklären Pflegt. Dic Herren
Brandt imd Großmann schiifcn mit dcr Darstellimg
des jungen und altcn Arbciters zwei hübsche Figurcn. Ton,
Haltnng imd Maske ioaren richtig imd ivirkimgsboll. Das
HanS war gnt bcsctzt, das Stnck fn»d lcbhafte Tcilnahmc.

K. W.

Kleine Zeüung.

— Münche», 22. März. Aus dem Postwagen des
heute früh 5 Uhr 40 Min. nach Augsburg abgcgangenen
Zuges wurde ein Postbeutel mit 5500^. entwendet.

— Posen, 22. März. Heute Nachmittag haben drei
Schülcr des hicsigen Marieugymnasiums auf der in der
Nähe bei Posen gelegcnen Lonczmühle Selbstmord ver-
sucht, vermutlich wegen schlechter Zeugnisse. Zwei davon,
Namens Bandurski und Sikorski, fanden ihren Tod; der
Dritte, Driwenski, ist leicht verletzt.

— Präsident Rooscvelt hat eineu Bostoner Ringkämpfer
namens I. I. O'Bricn engagiert, weil er an Leibesumfang
bedenklich zvzunehmen beginnt. Der Athlet tst von etwas
niedrigerer, aber breitschulieriger Gestalt und was er dem
.Prästdenten an Körperkraft nachsteht, das ersetzt er durch
technische Gewandtheit; oft sollen beide in Ringkämpfen so
hart aneinander sein, daß man in der Aufregung glaube,
daß es zum Ernst überginge. Mr. O'Bricn setzt seinen
Fuß zweimal täglich in das Weiße Haus — morgens und
abends, und wenn er den Heimweg antrilt, so sieht er
wahrlich aus, als wenn er sich daS zugebilligte Honorar
sauer verdient habe. Der Präsident war schon als Student
 
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