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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Dicnstag. 25. März 1802. _ Zweites Blatt. _44. JahigMg. — Vr. 71.

Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern mouatlich 50 Psg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Dnrch die Post de-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ansschließlich Zustellgebühr.

^ nz eigenpr ei s: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Ranm. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bcstiuim.
borgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung nnd den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschlnß Nr. 82

Aas rufsisch-französtsche Kbkommerr.

Ueber das soebcn veröffentlichte russisch-fran-
? ösische Abkommen wird aus guter Ouette mit-
lleteilt:

Obgleich ein solches Abkommen zwischeu Ruszlnnd
ffnd Frankreich als Gegenschachzug gegen das englisch-
lnpanische Abkommen längst erwartet war, so ist sein
Abschlnß, und mel,r noch seine Berösfentlichnng doä, be-
sonders dnrch die Rückkehr des kaiserlichen Hofes nach Pe-
king beschlennigt worden. Die Ernennnng des Fiirsten
Ching znm Minister des Answärtigen wnrde von dem
Kabinett zn St. Petersbnrg als ein direkt gegen den
rnssischen Einfluß gefiihrter Schlag anfgefaßt, zumal
Mirst Ching wegen des Mantschurei-Vertrages dem
^krasen Langsdorfs nnd dessen Pekinger Vertreter, Herrn
Lessar, große Schwierigkeiten machte. Znnächst schien
die Kaiserin-Witwe mit dem Fürsten Ching Hand in
Hand zu gehen: sehr bald änderte sich jedoch das Bild.
Die jetzt iiber 60 Jahre alte Fürsrin hat infolge ihrer
einstigen Flncht auö Peking alö jnnge Mntter vor den
englischen K'anonen. welche die chinesische Hanptstadt be- >
kanntlich seinerzeit in Brand schossen, ihren Widerwillen ^
gegen alles Britische niemals verwinden können. Außer- ^
dem sieht die Kaiserin-Witwe in den Japanern eine un- -
tergeordnete, ihren asiatischen Gebränchen untreu gC j
lvordene Rasse, ivährend der Aiinister Fiirst Ching in s
Tapan, trotz des letzten chinesisch-japanischen Krieges,
China's besten nnd sichersten Bundesgeiwssen erblickt. s
Das englisch-japanische Bündnis hatte Stellnng nnd ^
Einfluß des Fürsten Ching bei der Kaiserin-Witwe außer- ^
ordentlich gestärkt, Rnßland hielt eS daher sür geboten,
der Kaiserin-Witwe möglichst drastisch eine enge frennd-
Ichaftliche Beziehnng zu Frankreich vor Angen zn führen.

maßgebenden chinesischen Kreisen glaubt man zu
wissen, datz die nenerdings ansgebrochenen Unrnhen in
Südchina auf den Einslnß einer freinden Macht znrück-
Zuführen sind; ja man fürchtet Hmesischerseits ein wei-
leres Vordringen Frankreichs von Süden her in der Rich-
Eung nach der chinesischen Hauptstadt zn. Jn den Kreisen
der chinesischen Diplomatie, welche, soweit sie in Enropa
beglaubigt ist, nähere handelspolitische Beziehungen
Chinas zu Enropa wünscht, wird angenommen, daß, im
Falle es Rußland, mid mit ihm den altkonservativen
Parteigängern am chinesischen Hofe gelingen sollte, den
Äirsten Ching zn beseitigen oder seinen Politischen Ein-
Auß so einzuschränken, daß die Kaiserin-Witwe und deren
Protektore Rnßlands die volle Oberhand gewinnen, eine
Aktion Iapans in naher Zeit niehr als
ivahrscheinli ch ist, wahrscheinlich! anf Kore a.
"Die Entscheidimg über die Ereignisse im fernen Osten
tt'ährend der nächsten Zeit",so änßert sich ein mit der
chinesischen Politik und mit den Verhältnissen außer-
of'dentlich gnt vertrauter Staatsmann, „hängt nicht von
^apan und England und auch nicht von Rnßland und
Erankreich ab, sondern von China. Die größte nnd
^vichtigste Frage im fernen Osten ist die: Wird China in
jfächster Znkniift den Weisungen Rußlands oder denen
Kapans folgen? China's Macht wird unterschätzt. Ob-
chohl China kein modern organisiertes Reich, sondern
^ui Reich ist, etwa, wie das Deutsche Kaiserreich des Mit-
wlalters war, ist es doch schon infolge seines Volksreich-
miiis ein nie zn iibersehender politischer Faktor. Die

Mehrzahl der Chineseii glaubt, daß die Kaiserin-Witwe
die „fremden Teufel" ans dem Lande gejagt nnd daß
China aus der letzten .Krisis nicht nur nicht als Besiegter,
sondern als Sieger hervorgegangen. Rian muß nie ver-
gessen, daß kaum ein Fünftel des chinesischen Reiches
von der letzten Krisis betroffen wurde. Hnnderte Biil-
lionen von Chinesen erblicken in der Kaiserin-Witwe die
Beschützerin altchinesischer Knltnr nnd altchincsischer Ge-
bräuche. Sie werden dieser Fiirstin folgen, wohin im-
mer sie ihr Volk siihren wird. Darin liegt die große
Gefahr für die Znkunft, denn die Kaiserin-Mntter ist
nnd bleibt, sie möge änßerlich sich noch so freundlich zei-
gen, dem europäischen Elemente seindlich." Während
der letzten Wochen ist der stets wachsende Einfluß der
Kaiserin nnd Rnßlands in Peking bis in die Vertretnngen
Chinas an den europäischen Höfen zu spüren.

Deutsches Neich.

— Der K a i s e r hat befohlen, daß zur Ehrnng der
Tochter des Präsidenten der Vereinigten Staaten, die
kürzlich in Newhork die Taufe der neuen kaiserlichen
Segelhacht „Meteor" vollzog, die Stationsyacht „D 2"
den Ncimen „Alice Noosevelt" erhalten soll. Die Besatznng
der Uacht sandte an die Präsidententochter eine Ergeben-
heitskniidgebung.

— Daß der Gesetzentwnrf wegen A e n d e r n n g
des f l i e g e n d e n G e r i ch ts st a n d e s der
Presse dem Reichstage alsbald nach Beendigung der
Ostervertagung werde ziigehen können, wird in Bundes-
ratskreisen als sicher angenominen. Die Meinnngsver-
schiedenheiten, welche innerhalb des Bnndesrats noch be-
standen, sollen sich nnr anf nntergeordnete Piomente be-
zogen haben.

dniigtzgesetzes ist vollständig sein Werk nnd hat ihm den
theologifchen Doktortitel der Universität Marbnrg ein-
getragen. Jn kirchenpolitischer Beziehnng steht er der
evangelischen Orthodoxie sehr nahe; mit dem ehema-
ligen Hofprediger L> t ö ck e r i st er e n g befreu n-
d e t, und die Folge davon war, daß die Kirchenpolitik
Prcnßens in den letzten 10 Fahren innner mehr sich von
einer freieren Auffassung eiitfernte, wie sie nnter Falk
geherrscht hatte, und daß das Entgegenkoinmen gegen die
katholische Kirche vielfach ein bedenkliches Maß angenom-
men hat. Der Personenwechsel ist im gegenwärtigen
Angenblick von nm so größcrer Bedentnng, als die Rege-
liing wichtiger Schnlfragen in Angriff genommen worden
ist. Seit Jahren wird voni Parlament verlangt, daß in
die Frage der Schnlnnterhaltnngspflicht Ordnnng hinein-
gebracht wird; es bestehen in dieser Beziehnng znin Leil
noch so veraltete Vorschriften, daß darans die größten
Mißstände erwachsen sind. Nnn liegt die Sache aber fo/
daß die konservativi-klerikale ONehrheit des Landtags
eine besondere Regelnng dieser Frage nicht zulassen, son-
dern eine allgemeine Regelnng des'gesainten Volksschnl-
wesens damit verbinden will, zn der das berüchtigte Bolks-
schnlgesetz des Herrn v. Zedlitz das Nsiister gegeben hat.
Wird nun die Regiernng die Kraft besitzen, dieses An-
sinnen der Konservativen nnd llltramontanen abzn-
wehren? Der nene Leiter des Volksschnlwesens stimmt
nnzweifelhaft mit den Anschannngen dieser Mehrheit in
vieh wcnterem Ni'aße überein, als sein Vorgänger. nnd
große Sorge erregt es daher, ob die Schnlpolitik in
Prentzcn die bisher eingehaltene Richtung festhalten wird.
Es wäre tief zn beklagen, wenn die Grnndlagen der
prenßischen Volt'Sschnlgesetzgebnng v e r l a s s e n werden
sollten.

Baden.

— Kanm haben die Zentrumsabgeordneten den Amt-
mann Wild von Waldshnt wegen seines Auftretens
gegen das Verhalten der Krankenschwestern getadelt,
so kommt dessen Ernennung znm Ministerialrat an Stelle
des verstorbeiien Schlusser heraus. Dr. Schcnkel hat in
der Kammer gesagt, daß diese Eriiennnng schon v o r
jenen Angriffen erfolgt sei, aber dies hilft nichts, ini
Zentrum empfindet inan die Beförderung Wilds als
eine gegen die Partei gerichtete Kundgebnng, oder, wie
der „Landsm." sagt, als einen „Fnßtritt". Man ist also
in jenen Kreisen der Meinnng, daß die bereits erfolgte
Eriiennung eines fähigen Veamten zu einem höheren
Posten rückgängig gemacht werden sollte, wenn es dem
Zeiitrum beliebt, ihn für mißliebig zn erklüren.

Preußc«.

— Ncit dem Präsidenten Dr. Kügler ist, wie man
dem „Schw. Merk." schreibt, wohl einer der letzten libe-
ralen Beamten aus dem Kultnsnnnisteriuin ausgeschie-
den und dieses ist nun dnrchweg mit Älngehörigen der
k o n s e r v a t i v e n Richtung besetzt, wie ja anch der
Minister Dr. Stndt selbst Politisch znr ä u ß e r st e n
R e ch t e n zählt. Der nene Leiter des Volksschulwesens,
Dr. S ch w a r tz k o P f f, ist ein noch verhältnismäßig
sehr jnnger Beamter, der im Laufe von 10 Jähren vom
Negiernngsassessor bis zum Ministerialdirektor befördert
worden ist. Schon diese nngewöhnliche Schnelligkeit
seiner Lanfbahn beweist, daß er ein hervorragend tüch-
tiger Beamter ist: das Znstandekommen des Pfarrerbesol-

Ausland.

Ocstcrreich-Ungarn.

BndaPest, 24. März. Das Abgeordnetenhaus
veranstaltete hente eine große Trauerfeier siir
Koloman Tisza. Der Präsident des Abgeordneten-
hanses, Graf Albert Apponhi, der im Lebeii sters der
entschiedene politische Gegner des Verblichenen gewesen
ift, hielt einen ergreifenden Nachrnf, in welchem er die
Thätigkeit Tiszas als stärksten Kämpfer in den Debatten
vor nnd nach der Wiederherstellnng der Verfassnng, so-
wie als Führer des Hauses würdigte. Turch die glühende
Liebe zn sciner Nation, dnrch seine schwärmerische Liebe
znm ltngartnm hat er sich im öffentlichen Bewußtsein
llngarns ein ewiges Denkmal gesetzt. Sodann gedachte
der Ministerpräses Szell der glänzenden staatsniänni-
schen Eigenschaften des Verstorbenen, der seine Nation nnd
sein Vaterland über alles liebte. Das Abgeordnetenhans
beschloß darauf, der morgigen Einsegnnng der Leiche
Tiszas, sowie anch der Beisetznng i,i Geszt anf dem
Faniiliengnte Tiszas, korporativ beizuwohnen nnd das
Undenken an Tisza im Protokoll zu verewigen. — Der
Reichskanzler Graf B i'i l o w kondolierte dem Minister-
Präses in folgenden Worten: „Nachdem Koloman Tisza
die Augen für immer geschlossen hat, bitte ich, nbcrzeugt
zn sein, daß ich den Schmerz über das Hinscheiden dieses
verdienstvollen Staatsmannes nnd Sohnes Ungarns
teile." — Der österreichische Kaiser richtete aii den
Grafen Stefan Tisza anläßlich des Ablebens seineS Va-

5g)

Sneewütchen.

Roiuan von A. I. Mordtmann.

(Fortsetzung.)

.. An Bord der „Doima Loisa" fandcn wir gastliche Aufnahmc.
Zr nicht lcdiglich der Menschenfrenndlichkeit entsprang; wir
^aren der'spanischen Besatzung sehr willkommeii, da sie nur
?ns wcnigen Matrosen bestand und von den unablässigen An-
üstngimgen dcr stürmischen Reise schon äuszerst ermattet war.
Afe flöhte mir geringes Zutrauen ein, und mcine schlechte
^Aeinung sollte mir zu bald gerechtfertigt werden.

Der Stimn hiclt jene ganze Nachf und, den folgcnden
Fsfg an; gegen Abend ward er schwächer, nahm aber nm
. sttternacht wieder zu, bis er mit der Stärke eincs Orkans
Zies. Nnd nun eiä.stand auf dem Schiffe plötzlrch elue entsetz-
^fche Panik, hervorgerufen durch cine heftigc Erschütterung,
Ze bon bcn Matroscn dem Zusammcnstotz mit einem gröheren
Mhrzeuge zugcschrieben wnrde. Es war, wie ich jetzt weitz,
vcht FM — was es aber gewesen sein mag, ist mir nnbc-
Mint."

.- . »Kanri es nicht das grotze Boot vom „Glaneur" gewesen
>e>n?" fi-agw Friedrichsen. „Es trieb ja noch auf dem Meere
ZNHer nnd wnrde am Tage darauf von Kapitün Lorenzen
nblehen."

ist nicht unmöglich, jedenfalls weih ich keine andere
^ "larung. Damit mag es sich aber verhalteu wie es will,
Schrecken raubte der ohnehin erschöpften und mutloscii
-chffrwunmg den letzten Rcst von Besinimng und zerstörte alle
Fp^ziMn. Der Kapitän konnte sich kcin Gehör mehr ver-
l ^Pstn, dcr Mann am Steucr verlietz seinen Postcn, mm
8te sich tzns stenerlos gewordcne Schiff qucr vor die Wellen,
so nnf dic Seiie, dasz wir glaubten, es' würde sich nicht
n'frer aufrichten. Die Boote wurden zu Wasser gelassen
m k- alles sprang hinein. Jch war bei dem ersten Lärm
ns Verdcck geeilt und stürzte iiun in die Kajüte zurllck, nm

die Fraucn zu holen. Jch weckte Juanita und ricf ihr zu:
„Schnell hinaufl Wir sinken!"

Dami nahm ich meiiieii Koffer — er war mir zn schwer
— ich sprengte ihn, warf das Gold hinaus nnd rief wic wahn-
siniiig: „So helft dochl" Aber niemand hörte mich — ich
wollte wcnigstens einiges von dcm Gelde rettcn, aber der
Kapitä», der einzige Mensch nn Bord, der seinen Verstand bc-
wahrte, riß mich vom Boden in die Höhe nnd schlcppte mich
fast init.Gewalt die Kajütcntrcppe hinauf: „Sie sind ja
verrücktl" schrie er mir zu, „lassen Sie das verd— Goldl" Er
hatte wohl Recht; schon damals mnsz die düstere Nacht hcrauf-
gezogen scin, öie mich uachher cmgehüllt hat.

Als ich anf das Verdeck kam, lag Juanita besinmmgslos
da; ich hob sie mit der Kraft der Verzweiflung anf und trug
sie an die Seite des Schifses, wo das Boot in der schänmcnden
See anf und nicder tanzte; sie ward himmtergelassen mid
dann sprang ich selbst nach; mir folgte als letzter dcr Kapitan.
Das Kind sei in dem anderen Boot, das schon abgestotzen war,
sagte man mir, als ich noch einrnal auf den Schooner zurück
wollte, mn es zu holen.

Wir ruderten fort. Juanita, zu meinen Füßen licgcnd,
kam wieder zn sich mid ihre erste Frage war nach dcm Kind.
Fch beruhigte sie mit der Anskunft, welche die anderen mir
gegebcn hattcn. Da Ivir doch nicht mitrudern konnten, kauer-
ten wir uns im Vordertcil des Bootes nieder und schauten
in die Finsternis hinaus, aus der sich, unhcimlich uub schauer-
lich anzusehcn, mir die weitzen Schaumkroncn der in dnnkel-
grüner Massenhaftigkeit aufsteigenden Wogenberge abhoben.
Juanita brach zuweilen in kaute Klagen nnd Selbstvorwürfe
aus, und ich begriff mit cntsetzlichcr ktlarheit, dasz die Kleiue
zurückgeblicben sein müsse. Jnanita, verwirrt und betäubt von
dem Schrecken, womit sie aus dem tiefen Schlaf crwachte, hatte
an das Kind nicht gedacht. Oben erst war cs ihr in dcn
Sinn gekvmmcn, nnd dort in dicscm unglückseligsten aller
Augenblicke hatte elne Ohnmacht sie Lberfallen. Run, meinte
sie, hätten andere die klcine Jnanita hinanfgerettct.

Zch schtmeg, obgleich ich wntzte, daß es anders war. Meine
Gcdanken fingeii an ssich zu verwirren, ans den Wellen starrten
mich Gesichter mid Szencn der jüngsten Bergangcnheit au;
vft ertappte ich mich dabci, wie ich mit ihnen'llnterredmigen
führte. Gewaltsam kümpfte lch gcgen diese Phantasien 'an,
die mieh mit nnnennbarem Granscn erfülltcn und von allen
Schrecken dieser furchtbaren Nacht die schrecklichstcn waren.

Als dcr Morgcn bleigran heraufdämmerte, sahen wir ivenigc
hmidcrt Schritt vor nns das nndcre Boot im 5kampfe mir Wind
nnd Wellen. Wir strengten unsere Angen an, nm zu ent-
decken, ob die kleine Jnanita dort wäre. Wir ronnten sie
nicht sehe», und mir war es, als goiffe mir eine eislälte
Hand ans Herz; gege» alle Hoffnnng hatte ieh bis dahin
doch noch immer gehofft. Die unglückliche Mutter sah mit
stiercn Blick hinaus .... Die Sceleute machten Zeichen
hinüber, datz jene nnscre Annäherung erivarten möchten. „Das
Kind wird auf dcm Grmide dcs Bootes liegcn," meintc tröstend
der Kapitän.

Wir kämen näher und nmi . . . ."

Der Erzähler schüttclte sich, sein ohnehiu blasses Gesicht
ward bei der Eriiinerung an jenen Angeichlick nocki blcicher.
Seine Stimme sank zu lcisen Töncii herab, indem cr fort-
fuhr:

„Das Kind war nicht in dem Bootc. Als an der schreck-
lichen Gewitzhcit nicht mehr zu zweifeln war, fuhr Iuanita
wie eine Wahnsimiige in die Höhe nnd brach in herzzerreitzendes
Jammern nnd Klagen aus. Sie bcschwor uns, nach dcm
Schooner zurückznkehren, sie bat und flehte kinceiid und mit
gerungenen Händen jeden einzclnen von den Matrosen —
ihre wütende Verzweiflung mntzte das kälteste Hcrz rührcn.
Aber so tiefes Mitleid alle mit der miglücklickien Frau hatten,
hclfen konntcn sic ihr nicht. Es war unmögkich, gegen Wind
und Seegang nach dem Schooner znrückznkehren.

Als Jnanita sich ttbcrzeugt hatte, datz alle ihre Bittcn
frnchtlos blieben, ritz sie sich bon mir los, demi ich bemühte
mich, sie zu bceiihigen, nnd che wir errieten, was sie vorhatre,
 
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