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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0638

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SaNstkg, 5. Apll! 1902.

iKrstes Blait.

L4. Jkhrgang. — ^ 79.

Merzichl der Sozialdemokratie aufdas Arauen-
stimmrecht.

r Auf dcr Tagesmdnung dcs Kongrcsses der belgischen
Sozialdemokratie stand u. A. auch die Frage desFrauen-
Stimmrechts. Die betreffende Resolution des Partei-
vorstandes lautete: Jn Erwägung: daß für einen günstigen
Abschluß dicser Wahlrechts-Bewegung die Einigkeit aller
Revisionsfreunde notwendig ist; daß die liberale Partei
und die christlichen Demokraten ihre Zuftimmung und Teil-
nahme an dem Wahlrcchtskampfe von der konstitutionellen
Festlegung der proportionellen Vertretung und von der
Ausscheidung des Frauenwahlrechts abhängig machen —
beschließt der Kongreß: Das Prinzip der proportionellen
Veitretung wird in die Verfassung eingeschriebcn, wenn
dieses für die Erringung des Allgemeinen Wahlrechls un-
erläßlich ist. Die Verfassungsrcvision bezieht sich nur auf
das allgemeine Männer-Stimmrecht, und im Falle
die klerikale Partei das Fraucn-Stimmrecht in die Debatte
einführt, verläßt sich dcr Kongreß auf das Geschick seiner
Abgcordneten, dieses Manöver zum Scheitern zu bringen
und die Vereinigung der Wahlrechtsfreunde aufrecht
Zu erhalten.

Die Resolution wurde fast einstimmig angenommen,
nachdcm von verschiedenen Seiten gcltend gemacht worden
war, diese große sozialistische Frage kömie vertagt, aber
niemals von der Tagesordnung abgesetzt werdcn: im Jnteresse
der Partei nehme man vorläufig von dieser Forderung
Abstand. Die sozialdemokratische Partei im deutschen
Reichstage giebt bei allen möglichen Gelegcnheiten zu
erkennen, daß sie opportunistischer Anwandlungen nicht fähig
>ei; in Brüssel hat die belgischc Sozialdemokratie gezeigt,
daß sie den veränderten Verhältnissen Rechnung zu tragen
angebrachtermatzen für angezeigt erachte.

Deutsches Reich.

— Tns „Nlilitärivochenblatt" ineldet, dnß der koin-
vrnndierende Genernl des 17. Armeekorps, v. L e n tz e,
3ur Disposition gestellt nnd gleichzeitig zum Chef des Jn-
iai,terie-Rgts. Nr. 1-11 ernnnnt, nnd datz der Genernllent-
stant nnd Kommnndenr der 10. Tivision v. B r a n n-
lchweig mit der Führung des 17. Armeekorps bennf-
trngt worden ist.

Bade».

L. 0. Karlsruhe, 4. April. Der „Bad. Beob/,
der kürzlich über den Fall Böhtlingk eine durchaus un-
tvahre Darstellung aufgenommen hatte, muß heute einer
Berichtigung Raum geben, aus welcher hervorgeht, daß
Hr. Böhtlingk den Rektor der Technischen Hochschule um
dolizeilichen Schutz gegen die Ruhestörer angehen mußte.
Auf eine Disziplinlerung hat Hr. Böhtlingk nicht gedrungen,
^>ohl aber hat er bei dieser Gelegenheit nachdrücklich da-
väuf aufmerksam gemacht, daß die katholischen Ver-
vindungen an unseren Hochschulen, zumal an einer
^chnischen ohne theologische Fakultät, eine unleid-
iiche H era usforderung und Friedensstörung
derkörpern und obendrein als politische Verbindungen,
°ie vgn der Z e n tr II m s fr a kt i on rescrtieren, nicht ae-

duldet werden sollten. Daß die Ruhestörer im vor-
liegenden Falle durch die unqualifizierbaren Auslassungen
über Prof. Böhtlingk in der Fraktionspresse zu ihrer
Demonstration angeregt worden sind, haben dieselben übri-
gens selbst eingestanden.

Bavern.

Pf ünche n, 3. April. Jn einer von Tausenden von
männlichen nnd weiblichen Angestellten des hiesigen
Handelsgewerbes besuchten Versammlnng auf
dem Münchener Kindlkeller wurde fast einstimmig fol-
gende Nesolntion angenommen:

„Die Versammlung fordert für das Handelsgewerbe
vollständige Sonntagsruhe — nüt ein-
zelnen Ausnahmen sür den Kleinhandel der Nahrungs-
und Genußmittelbranche — im Jnteresse der Gesund-
heit, der Erfüllnng religiöser Pflichten und der Fort-
bildung sowohl der Angestellten wie der Geschäfts-
inhaber. Nach sechs Tagen Arbeit ein Tag vollstän-
diger Ruhe ist zu einem menschenwürdigen Dasein un-
bedingt notweudig. Die Versamnilung stellt daher an
die städtischen Kollegien das Verlangen, diesem berech-
tigten Wunsche durch Erlaß eines entsprechenden
O rtsstatuts unter Anwendung des § 105b Abs. 2
zu willfahren. Die Versammlung weiß sich hierin eins
mit der gesamten einsichtigen Bevölkerung Münchens
nnd mit allen Politischen und wirtschaftlichen Rich-
tnngen."

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hobeit derGroßherzog haben den
Privatdozenten an der Universität in Wien Dr. v on Zwie dineck-
Südenhorst znm etatmäßigen außcrordentlichen Professor der
Volkswirtschaftslehre nn der Technischen Hochschule in Karlsruhe
ernannt.

Karlsruhe, 4. April. Der Großherzog empfing
heute Vormittag 10 Uhr Staatsmiaister von Brauer,
um 11 Uhr den Finanzminister Dr. Buchen-

berger und um 12 Uhr den Generalleutnant und General-
adjutanten von Müller zur Vortragserstattung. Um

N^l Uhr traf Prinz Albrecht von Preußen, Regent des
Herzogtums Braunschweig, aus Baden-Baden zum Besuch
der höchsten Herrschaften hier ein. Dcr Prinz wurde von
dem Erbgroßherzog am Bahnhof empfangen und in das
Großherzogliche Schloß geleitet. Hier wurde derselbe von
dem Großherzog begrüßt und zu der Großherzogin ge-

führt. Sodann fand für den Prinzen Albrecht sowie die

Großherzoglichen und Erbgroßherzoglichen Herrschaften
Frühstückstafel statt. Nachmittags zeigten die höchsten
Herrschaften dem Prinzen die Pflanzenhäuser des botanischen
Gartens. Danach machte Seine Königliche Hoheit Besuche
bei der Prinzessin Wilhelm, dem Prinzen und der Prin-
zessin Max. Die Abreise des Prinzen nach Baden erfolgte
um halb 5 Uhr. Zur Verabschiedung war der Erb-
großherzog am Bahnhof anwesend. Der Großherzog hörte
sodann um 5 Uhr den Vortrag des Prästdenten Dr. Nicolai.

Ausland.

Rußland.

— Dcr französische Minister Dclcasse hatte
mif eino Fnterpellation des Abgeordneten Firmin Faure

wegen der Beteiligung französischen Kapitals an der Bag-
dadbahn in der Kammer erklärt, däß er eine solche Be-
teiligung sür sehr nützlich halte. Mese Bemerkung hat
die „Nowoje Wremja" in großen Zorn versetzt
und das Blatt greift nun den französischen Minister des
Aeußeren in heftiger Weise an, indem es u. A. schreibt:

„Die Bagdad-Bahn ist ein rein Politi-
sch es Unternehmen und wurde von den Deut -
s ch e n schon beschlossen, bevor sie die wirtschastliche Vor-
teilhastigkeit der Bahn berechnet hatten. Wer sie besitzt,
erhebt hiermit den Anspruch auf die Politische Vorherr-
schaft in Kleinasien und diese kann Rußland natürlicher-
weise niemals irgend Zemandem abtreten. Das muß
in der Politik Jedem klar sein. Bis jetzt hat Frank-
reichin Kleinasien keinen Widerstand von Seiten Ruß-
lands erfahren, im Gegenteil, Rutzland hat ihm, wie die
Affaire Lorando zeigte, in einem kritischen Augenblicke
aktive nnd entscheidende Hilfe erwiesen. Wir sind auf
die Erfolge Frankreichs nicht im Geringsten eifersüchtig,
ini Gegenteil, wir helfen ihm, aber nur so lange Frank-
reich ein rein frcmzösisches Frankreich ist. Wird aber
nnser srüheres Verhalten zu ihm möglich sein, wenn es
sich in ein französisch-deutsches Frankreich verwandelt?
Natürlich nicht, denn das hieße gegen sich selbst arbeiten,
was Niemand von uns verlangen kann.

Aus Stadt und Land.

Heidelbcrg, 5. Aiuil.

I Ehrnng des Herrn Dr. Blum- Jn der gestrigen Sitzung
der Kreisversammlung erklärte Dr. Blum, der sein 70. Lcbens-
jahr erreicht hat, daß er eine Wiederwahl in den Kreisausschuß
seines Alters wegen nicht mehr annehme. Der Kreis ist Herrn
Dr. Blum für seine langjährige ersprießliche Arbeit in dcr Kreis-
verwaltung den größtcn Dank schuld. Die Herren Oberbürger-
meister Dr. Wilckens, der Vorsitzende dcr Kreisversammlung,
und Landeskommissär Pfisterer ehrten Herrn Dr. Blum, in-
dem sie den Gesühlen des Dankes und der Anerkennung in be-
rcdten lebhasten Worten Ausdruck gaben.

Dr. Wilckens: Wir haben soeben gehört, daß Herr Dr. Blum
nicht in der Lage ist, dem Kreisausschuß noch länger anzugehören.
Jch darf gewiß sagen, daß wir alle diese Erklärung mit lebhaftem
Bedauern vernommen haben. Herr Dr. Blum hat im Kreis-
ausschuß 34 Jahre lang den Vorsitz geführt. Unter seiner
kundigen Leitung ist der Kreis aus verhältnismäßig kleinen und
bescheidenen Anfängen zu einer großen, lebens- und leistungs-
fäbigen Organisation herausgewachsen, welche den Jnteressen vow
Stadt und Land gleichmäßig gerecht zu werden sucht und im
Laufe der Jahre eine ganze Reihe wichtiger, kultureller und
wirthschaftlicher Aufgaben in dcn Bereich ihrer Wirksamkeit gc-
zogen hat. Mit unermüdlichem Eifer, mit gcwissenhaftem Ein-
gehen auf die in Betracht kommenden besonderen Bedürfnisse,
mit klarem Verständnis für die Bedeutung der modernen Selbst-
verwaltung hat Herr Dr. Blum diese erfreuliche Entwicklung in
die richtigen Wege zu lenken gewußt. Unter seinem bewährten
Präsidium hat der Kreisausschuß Jahrzehnte hindurch eine er-
sprießliche und gedeihliche Verwaltungsthätigkeit entfaltet. Die
trefflichen persönlichen Eigenschaften seines Vorsitzenden haben
aber anch in hervorragendem Maße dazu beigetragen, daß die
Beziehungen zwischen Kreisausschuß und Kreisversammlung stets
die besten gewesen uud daß dem Kreis Heidelberg scharfe Jnteressen-

SLadttHeater.

Heidelberg, 5. April.

„Emilia Galotti", Trauerspiel von Lesslng.

Dcr Natur glcichsam den Splegel vorzulegcn: der Tugcnd
eigcncn Züge, der Schmach ihr eigenes Bild, und dem
^hrhunüert und Küppcr dcr Zeir den Abdruck seiner Gestalt
.ch'igcn, wer erfaßte besser diesen Ztveck des Schauspiels, als
ochsiug? Hm er nicht durch diese Emilia Galotti in eincr
grotzartigen Wcise gethan? Und so ergreift uns
"sMrr ein Gefühl dantbarer Frcudigkeit, wenn dcr Geist des
rlotzen Mannes heraufbcschworen wird. Komm, tapferer Les-
klärc nnserc Küpfc, beseitige unscrcn Willen, der sich zcr-
LÜttern will, der abirrt von ewigcn Zielen! Es steht ein
j^vrt i„ dicscm Trauerspiel ncben vielen anderen klugen Wor-
„ das uns so berührt, als wenn es im letzten Jahrzehnt
„stwägt worden wäre. Es ist dcr Ausruf der Gräfin Orsina,
cj? ^>c zertretenc Menschhcit in ihr sich empörl: „Wie kann
> Mann cin Ding lieben, das dcnkcn kann?"

,, . Das wärmstc Jntcresse mutzte gestern vor allem die Szene
j^'schcn Appiani und Marinclli wcckcn im zweilen Akt, dann
Fi vicrtcn das Zusammentreffcn dcr Orsina mit Odoardo Ga-
da „hie ganze schreckliche Geschichtc" offenbar wird, doch
gänzlich, sodatz Odoardo cine Weilc im Zweifck bleibt.
tzchtz cs Meuchclmard ist, das ist offcnbar. Aber ist cs auch
„Rsührung? Odcr ist Emilia mitschuldig und im Einvcrständ-
»,-s dem Entführcr? Abcr die Sache wird ihrcn Ausgang
»incn: So odcr so! Dieser Punkt im Monologe Odoardos
L >ürt z„ dcn prachtbollsten Stcllcn dcs Dramas. Zu imscrcr
jsi^ude fand Herr Wiegner die volle Kraft zur Bcwäl-
Eä dicscr difsizilen Stclle, glcichwie cr allc andcren Schwie-
Acitcn sciner Anfgabe bcmcistcrtc. Der cigentliche Gegenspieler
tz?°ardos ist Marinelli, den Herr Brandt in sehr vornehmcr
tzu Pugsvollcr Art zu fasscn wntztc. Dcr hintcrlistige, vcrlogenc
^stcndiciier in seiner Vollkommenhcit, ohne jemals die Be-

scheidenheit der Natur zu überschreiten! Viclleicht das Feinste
an Darstellung, was dcr Abend üor, war Herrn Rudolphs
Appiani. Er wollte uns den Abschied schwcr machen. Drei
Winter durch immcr zur Stellc, immer der vollcn künstlerischen
Berantwortung sich bewutzt! Glück zu auf den Weg! Dcn Da-
men, die die drei Fraucnrollen des Stückcs übernommcn hatten,
erhielten Lorbeer imd wurden mit dem wärmstcn Beifall bc-
dacht. Frl. Herter hatte als Orsina sehr schwere Momente,
Frl. Iungma n n fand als Emilia im wesentlichen das Rich-
tige und Frl. H 0 h c n a u fahte die Mutter Galotti mit gut
angebrachter Mätzigung. Den Banditcn behandeltc Herr
Gr 0 tzmann gelinde, nnd damit hatte er Erfolg. Dcr Gast,
der den Prinzcn spiclte, hat sich, glaubc ich, damit viel Sym-
pathieen erivorben. Seine Art, fich zu bewcgcn, ist noch nicht
gut, auch gefiel mir die Art, wie er im vierten Akt die Orsina
begrützte und abfcrtigte, nicht. Jm Ucbrigen konntc man mit
Nllem cinverstanden 'sein. Scine Haltung vor dcm Bildc dcr
Orsina, dcr hcftige Ausbruch vor dcm Bilde dcr Emilia, die
kluge Art, das Gespräch mit Marinclli zu führen, scine Bc-
handlung der Sprachc in den lctzten Akten: allcs zeigte: hier
ist ein Darsteller mit gutcm Kopfc, der die Kraft hat, sich auch
so zu geben, wie cr es sich zurechtgelcgt hat borher im Be-
mühen um das Kunsthandwerk. Nach dicscr Darstellung des
Prinzcn durch Herrn Eckhof habcn wir die Ueberzcugng,
datz er den Fehler, in den der andere Gast, Herr H 0 l st e i n,
wie schon gemeldctz, beim ersten Gastspiel versiek, den der don-
nernden Wohlrcdcnheit nämlich, vcrmciden wird. Gestern, wo
wir sein Gesicht bartlos sahen, machte cr anch rcin äutzerlich
einen Eindruck, der schr günstig war. Jm (sianzeii, cs war
doch das Richtigc, datz diesen Winter zu gutcrletzt noch Lessing
zu uns hat reden dürfcn. K. W.

Tßeater- und Kunknachrichten.

Heidelberg, 5. April. Jn der morgigen Scklußvor
stellungder diesjöhrigcn Saison, welche das reizende Lust-

sptel oon Schönlhan und Koppel-Eifcld, „Eouireisc Guckerl",
liringt — verabschieden sich verschiedene Mitwirkende vom
Heidelberger Theater-Publikum, so Frau Müller (Titelrolle),
Fräulein Jelly, Milde, Jungwann, die Herren Wiegner und
Lassen. Als „Horst von Neuhofs" tritt Herr Rudolph zum letztcn-
male auf, der unserem Theater vurch drei Jahre eine feste Stütze
war und sich während dieser Zeit zu einem wirklich trefflichen
Schauspieler entwickelt hat.

8.1.ic. Heidelberg, 5. April. Das hier angezeigte Gastsptel der
Mitglieder deS Karlsruher HoftheaterS — Ensemble — wird hcffent-
lich durch recht zahlreichen Besuch der Theatcrfreunde diejenige
Würdigung finden, welche Schauspielkräfte ersten Rangcs bean»
spruchen können. Nicht ohne Mühe tst es gelungen, mit Ge-
nehmigung der Großh. Hoflheaterintendanz dieses Gastsptel zu
ermöglichen, an dem sich mit wentgen AuSnahmen das gesamte
Personal des KarlSiuher Hofschauspiels betetligen wird. Die
Besetzung sämllicher Rollen in den Einzelaufführungen ist dieselbe
wie m Karlsruhe. Jm übrigen wollen wir ntcht verfeblen, da-
rauf aufmerksam zu machen, daß nur bei einer genügen-
den Vorausbestcllung der Logen undParquet-
plätze das G.'.stspiel zur Ausfühiung geian^en wird.

8 Rczitation Bernau. Wiv freuen uns, das Publikum auf
ciucn küustlerischcu Gcnutz aufmerksam machen zu könncn.
Herr Alfred Bcrnau, dcr uns auf der Bühne so viel Schöues
gcboten hat, gcdcukt am nächsten Souutag Vormittag iu der
„Harmoine" eine Vorlesung zu vcraiistaltcu, welche hinsichtlich
dcs Programms die allergrötzte Beachtung verdient. Neben
Stücken von Goet'he soll Kleist wundcrvolles Guiscard-Frag-
menr zu Gehör gcbracht wcrden. Gotrfried Kellers herrliches
Tanzlegeudchcu, das Meisterwcrk uachgoethischer Prosa, wird
sichcrlich seiue Wirkung ebeusowcuig vcrfehlen, wie die stim-
muugsvolle Szene Hugo von Hofmannsthals „Der Thor und
dcr Tod". Diesc Darbiciunge» gelciten deu Hörer durch ein
ganzes Jahrhundert dcutscher Dichtung und werden in dieser
Zusannneiistcllimg sicherlich von tiefer Wirkung sein.

Die heutige Nirmmer besteht ans vier Mättern mit zusammen 16 Seiten
 
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