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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0689

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Cinmal glaubt sie an der Gcivährung eines Zuschusses zur
Eisenbahnschuldenrilgungstasse aus allgemeinen Lraaismirreln
zunächft noch festhalten zu sollcn, worauf ja spärer bei der Ber-
handlung des Bndgets des Finanzminisreriums zurückzu'kom-
mcn sein wird. Jm wciteren scheim ihr äber auch geradc im
gegenwärtigen Augenblick, in Lcm die ivirtschaftliche Deprcssiou
zwar nachzulassen beginnt, aber doch vsfenbar noch nicht übcr-
wunden ist, inBezug auf wcircreTarifherabsetzungen, namcnrlich
auf dcmGebiete derPersonentarifc,einigeZuruckhalrung amPlatze
zu sein. Wenn auch die Kommisiiori prinzipiell auf ihrem seit-
herigen Standpunkte beharrt, das; nicht nur eine Vereinfach-
ung, sondern auch eine Verbilligung unserer Personentarife
zu cmpfehlcn ist, und dasz der Weg, wclcher in letzterer Rich-
tung am ehesten zum Zielc führen dürfte, der scin ivird, das;
die jetzt bci uns für die drei Wagenklassen bestehenden Kilo-
mcterheftsätze bon 6, 4 und 2,k? Pfcnnig verallgemeinert wer-
den, und zwar, wenn irgend thunlich, untcr Herabsetzung des
Satzes für die drittc .Klasse bon 2,6 auf 2 Pfcnnig, so kaun
sie es ebcn doch für nichi unbcdenklich anschen, die Regicrung
zur Durchführung eincr solchen Refvrm, so lange dic jetzige
wenig günstigc Wirtschaftslagc noch andauert, zu drängeu.

Äuf dic Frage cincr Eisenbahnbetriebs- und Finanzge-
meinfchaft mit anderen deutschen Staaten und insbesondere
mit Preutzen glaubte die Kommission nicht näher eintreten zu
sollen. Dic Bcrhältnisse liegen hier unseres Dafürhaltcns zur
Zeit so, datz zu einer Beschränküng oder gar zu eincr Aufgabe
unsercr Eisenbahnselbständigkeit namcntlich wenn letzterc nicht
etwa dem Reich, sondern Prcutzen zu opfern wärc, ein Anlatz
nicht gegebcn ist, und es war uns erfreulich, datz auch der
Herr Staatsministcr als diesc Frage gclegentlich eines Zu-
sammentritts dcr Grotzhcrzvglichen Regierung mit dcr Kom-
mission gestrcift ivurdc, den gleicheu Standpunkt eingcnommen
hat.

Abg. Hug (Zentr.) halt dic Vorwürfe, die aus Anlatz der
Eisenbahnunfülle in Hegne und Heidelbcrg anf unsere Eisen-
bahnverwaltung gerichtet wurden, für unbegründct. Die Ver-
waltung habe für Erncuerung und Bcrstärküng dcr Schic-
ncn und' Schwellen, Vcrbcssrungen der Stellwerksanlagen und
Einführung der elcktrischcn Streckenblockicrung, grohe Aufwen-
dungen gemacht. Der Jahresaufwand betrug bei uns 8170 M.
pro .Kilometer, bci dcn übrigcn deutschen Eisenbahnverwal-
tungcn nur 4076 Mark. Das Gesamtcinkommen unserer
Eisenüahnbeamten und Arbeitcr steigere sich bon 16 400 000
Mark im Jahrc 1800 auf 2'6 Millionen Mark im Jahre 1000,
der Durchschnikt bezrffere sich auf 1462 Mark, bei den übrigcn
Staatcn aber auf nur 1236 Mark. Weiter ist unscre Berwal-
tung bemüht, die Fahrplänc fortgesctzt nach volkswirtschaft-
lichen Grunbsätzen, nicht nach fiskalischen Rücksichten auszu-
statten. Bon einer Herabsctzung der Tarife könne in Zeiten
wirtschaftlicher Dcvrcssion kcine Redc icin. Zum Schlusse
wünscht Redner, dah der von Fricdrichshafcn abgchcnde Abend-
zug in Mimmcnhausen anhält.

' Abg. Frühauf (Freis.) bctont. datz es den Eiscnbahn-
reformern bci ihren Bcstrcbungcn nicht um Angriffe auf cin-
zelne Personcn zu tbun sei. Erftreulich-rwcn'e sci dcr Stein ins
Rollen gekommcn, immer weitcre Krcisc bcschaftigen sich mit
den Eisenbahnfragen. Das Eisenbahnbctricbsbudget könnc nur
im Zusammcnhang mit dcr allgcmcincn finanzvolitischcn Lage
erörtert wcrdcn. Dic grotzc Mehrheit des Hauses sei der Mci-
nung, datz nur in Zeiten cincr wirtschaftlichen Hochkonsunktur
an erheblichc Bcrbcsscrungcn und Bcrkehrserleichterungen gc-
dacht werden könnc. Dieser Gedankcngang sci logisch und
volkswirtschaftlich absolut verfehlt. Gcradc, wenn irgcndwo
ein Schwächczustand im volkswirtschaftlichen Leben sich zeigt,
sei Veranlassung acgebcn, möglichst schncll energisch einzugrei-
fen. Es handle sich doch nur um die Ucbernahme gcringfügiger
Risiken. die selbst von dcn grötzten Schwarzsehern nicht hoch
angeschlagcn werden. WirEisenbahnreformcr stehen durchaus
nicht auf dem Standpnnkt, datz jeder Pfcnnig, der in die
Eisenbahn gcsteckt wird, s!K rentiercn mutz, wir sind vielmehr
ebenfalls für die grötzte Sparsamkcit. nur mutz diese am reL-
tcn Platz angcwendct wcrden. Bei richtigcm Umtricb des
Riescnkapitals, das in unscren B'ahncn steckt, müsse eine ent-
sprechcnde Rente crziclt werden; Boranssctzung sei vor allem,
datz wir hinter anderen Staatcn in der fortschrittlichen Ausge-
staltung dcs Eiscnbahnwesens nicht znrückbleiben. Ein klas-
sisches ' Beispiel vcrkehrtcr Eiscnbahnpoltzik bictet zur Zcit
Sachscn. Dort wcrdcn die billigen Tarifsätze an den Sonn-
tagen autzcr Kraft gesetzt, so datz der Berkehr anstatt gcfördert,
gehemmt wird und in Drcsdcn hat man auf dem teuersten Platz
tzcr Stadt einen Bahnhof mit eincm Anfwand von 60 Mill.
Mark erstcllt. Mit der Einführung dcs S Pfennig-Tarifs für
die dritte Klasse würdcn wir nicht nur einen materiellen, son-
dern auch einen gcwaltigcü moralischen Erfolg erringen und
zualeich den Nachweis lrefcrn, datz wir auf eigenen Fützcn
stehen können. Preutzen mütztc wohl oder übel nachfolgcn, wie
es auch mit der Berlängcrung dcr Giltigkcitsdauer dcr Fahr-
karten nicht länger zurückhalten konnte. Dic gcwaltigc Stci-
gerung des Gikter- und Personenberkchrs ist nur auf dic Vcr-
billigung der Tarifc zurückzuführen. Fm Iahre 1840 stellte
sich der Tarif pro Tonne und .Kilomcter auf 40 Pfcnnig, nach
Einfuhrung dcr Bahnfracht im Iahre 1844 aber nur noch auf
16 Pfcnni'g und im Iahre 1800 auf 3,8 Pfcnnig. Die Ein-
stellung der dritten Klasse in alle Schncllzüge bringc wie in dcr
Wurttcmbergischen Tarifkommission festgestcllt wurde, allein
einen Ueberschutz, während die Züge mit nur erster und zweitcr
Klassc eincn Zuschutz erfordcrn. An der Beseitigung des un-
haltbaren Zustandes, datz die Schncllzüge mit nur erster und
2. .Klassc aus allgemeinen Staatsmitteln unterhalten werdcn,
müsse dic Volksvertrctung encrgisch mitwirken, ebcnso un-
moralisch sci der Zustand, datz der Schnellzugszuschlag sür allc
Klassen gleich hoch ist. Dic Schuld an dem Hcidelberger
Eisenbahnunglück habc cr nicmals ausschlietzlich dcr Cisen-
bahnvcrwaltung in dic SÄuhc geschoben; vielmcbr sei er hcutc,
wie früher dcr Ansicbt, datz die Kesamthcit für die Folgen
ciner mangelhaften Einrichtung einzutretcn hat. Dadurch
werdc aber die Eisenbahnverwaltung nur teilwcise cntlastet,
-enn sie sei in erster Linie für die Betricbssicherheit vcrant-
wortlich. Sie durfte nntcr den obwaltenden tlmständcn keinen
neuen Zug auf jener Strecke einlegen. Das Halten des Zuges
zwecks Fahrkartenabgabe anf offener Strecke wurde auf einer
Konfercnz der deutfchen Eisenbahnverwaltungen mit allen gc-
gegen eine Stimmc — wclche, brauche er nicht zu sagen —
für ungchörig crklärt. Wenn dic Bcrwaltung, dic doch nicht
nnfchlbar sei, den Febler eingcstche, so sci dies bicl beifcr,
als wenn immerfort scdc Seluild abgelehnt wird, Er geniere
sich nicbt, seine Anschannng offen anszusprechen, wenn er anch
allein stehe. Dieses Schicksal halie schon L'st gehabt, dcr dic
Hanvtgrundsätzc dcr Eiscnbahnrcfarmcr schon in dcn 40cr
Iahrcn entwickclt nnd für dic Schaffung eincs einhcitlichen
dcutschcn Efsenbalmnetzcs Provaganda gemacht habe. Hätte
man damals seinem Rate gefolgt, sa hätte das dentsche Volk
an den Ausgaben für seine Eisenbahnen 4 Milliarden sparen
'können,

Abg. Klcin (Natlib,) beklagt das Fehlen von Schirm-
hallen auf den Stationen an zweigleisigen Linien und bittet,
tns Budgct eine Position aufzunehmen zur Errichtung von
Schrrmhallen.

Staatsminister von Brauer bezeichnet die gegenwärtige
finanzielle Lage unseres Eisenbahnwesens als eine höchst un-
günstige. Die Reineinnahme ist von 24 Millionen im Jahre
1800 auf 17 im Jahre 1900 und auf 13,9 im Jahre 1901
zurückgegangen. Die Roheinnahmen fielen im Jahre 1901
bou 78 Millionen im Vorjahre auf 74 MMouen Mark. Die

Ausgabcu blicbeu im vcrgangeneu Jahre mit ca. 60 Millioucn
auf dcr Höhe des Vorjahres. Der Reinertrag des Jahres
1001 reicht gerade noch hin zur Verzinsung der Eiscnbahnschuld,
für AmorrisarionSzwecke bleibt jcdoch nichrs mehr übrig, was
scit 1887 nicht mchr dcr Fall war. Glücklichcrmcrsc ifr dicsc
ernste Situatian nicht die Folge gcringerer Einnahmen, dcc
Kaupigruud liegt vielmehr in der enormen Steigerung dcr
Ausgaben. Der Betriebskoefftzient, der im Jahre 1000 noch
7 r Prozent betrug (der Herr Staatsminisrer lätzt wiedcrum dcn
bekanntcn „Rechenfehler" autzer Betrachtl) ist im Jahre 1901
auf 80 Prozcnt gestiegen, hauptsächlich deslvegen, weil dic
Verwaltimg stets bemüht war, dcn Wünfchen des Pnblikums
nach besscrer Ansgestaltüug der Fahrpläne Rechnung zu rra
gcn. Fcrncr ivnren erhebliche Mittcl für Verbessrungen des
Oberbaus, des rollenden Materials usw. aufgewendet, was
den Bctriebskoeffizienten ungünstig beernflutzt hat. Durch dic
Erhöhung des Wohnungsgeldes der Bcamtcn, dic Lohncrhöhun-
gen dcr Arbciter und Verminderung der Arbeitszeit werden
sich die Ansgabcn noch wciter dauernd stcigern, einerlci, ob die
Einnahmcn wachsen oder nicht. Es liegt ihm fcrnc, mit scincn
Ausführungcn grauen zu machcn, er wolle nur einc Pflicht
erfüllcn, wenn er auf dcn Ernst der Lagc hinweifc. Wcnn
es nämlich so weiter gehe, würden wir bald die Eisenbahn-
schuld uicht mehr vcrzinsen können, wodurch unserc Eisenbahn-
sclbständigkeit bedroht würde. Daher müssen wir uns hütcn,
die Ansgabcn ohne Not noch weiter zu steigern. Jm Einver-
ständnis mir den übrigen Staaten halte dic Regierrmg im gegen-
wärtigcn Zeitvunkt die Herabsetzung des Personentarifs nicht
für angängig. Man müsse schon ein weitgehender Optimist
scin, nm nicht einsehen zu köunen, datz in eincm solchen Moment
von cincr Berbilligung der Tarifsätzc keine Rcde scin karm.
Der Satz, datz jede Verbilligung Mehreinnahmen bringt, sei
nicht richtig, es' trcte mir nach und nach eine Steigernng ein,
welche dic Mindercinnähme wieder ansglcicht. (? Kilometcr-
heftl) Man müssc also bessere Zciten abwarten, was man um
so lcichter thuu könue, als wir keinc unvcrständig hohen Fähr-
prcise habcn. Wir sind heute schon an dcr Grcnze dcr Selbst-
kostcu angckommcn, uuter welche man unter keinen llmstnnden
hcrabgehen darf. Auch der Vorwurf ist nicht gercchtfertigt, das;
im dentschen Eisenbahnwesen eine Stagnation besteht. Es geht
im Gegentcil rüstig varwärts. Der beste Bctricb nnd dic
besten Einrichtungen auf dem ganzen Kontincnt sind zwcifel-
los in Dcutschland zu findcn; ja, wir könncn auch cincn Bcr-
gleich mit England wohl aushalten. Auf dcm Gebictc dcs
Personcntarifs sind wir allcrdings von dcr Einhcitlichkeit
noch sehr weit entfernt, aber hinsichtlich der Billigkeit dcs
Fahrprcises können !vir einen Vergleich mit andercn Län-
hern !vohl anshalten. Auch hier geht es rüstig vorlvärts. Er
erinnere nur an die Verlängernng dcr Giltigkcitsdaucr, dic
Cinführung dcr Kilomctcrheftc, dic Vcrmchrnng deS Lilligcn
LokalzugSverkehrs nsw. Bezüglich der Heidclbergcr Eiscnbahu-
kataftrophc wicderholt der Ministcr seinc frühcrcn Erklärun-
gen, wonach dic Schuld ausschlictzlich Wcipcrt und nicht die
ikcrwaltnng trcffc.

Abg. Kist (Natlib.) wünscht Vcrbilligung dcr Bodcn-
scctarifc und bcsserc Zugsverbindnngen auf den Strcckcn
Koustauz-Bascl und Konstanz-Sigmaringcu.

Geueraldircktor Eiscnlohr glaubt kaum, datz -dic
Liuic uach Sigmaringcn als Vollbahn bctricbcn und mitSchncll-
zügcn ausgestattct wcrden kanu. Dic Wünschc bctreffcnd Tar-
verbilligimg auf den Bodenseedamvfern seien im Wescntlichcn
durch dic Einführung der Mormementsbilletc erfüllt wor-
deni weitcre Tarifändcrungen können nur im EinberstäudniS
mit den übrigen Bodensecuferstaaten vorgenommen wcrdcn. Dcr
Gcncraldircktor giebt sodaun dic genancn Ziffcrn dcs Eiscn-
bahnbudgcts für 1901 'bekannt, dic indcsscn auf dcr Tribüne
unvcrständlich blicbcn.

11m 1 llhr wird d!c Sitzung abgcbrochcn. Fortsctzung
morgcn.

lange nicht mehr. Ein U-Sel sei die Frechh it der Kaffern,
doch hoffen die Buren binnen Jahresirist nach dem Kriege
die Kaffern wieder kirre gemacht zu haben. Der Berichl
des Frankfurter Blaites ist nicht datiert, vermutlich ist er
einige Wochen alt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 12. April.

- Jubiläumsmünzen, die aus Anlaß des RegierungS-
lubilaums unjeres Großherzogs geprägt werden, sind denjenigen.
die aus Anlatz des 200;ährigen Bestehens des Königreichs Prenßen
gepragt worden find. ganz ähnlich. Die Vorderseite zeigt das
Brnstbild des Großherzogs, das vorzüglich ausqeführt ist, unter
demselben beftnden sich die Jahreszahlen 1852 und 1902 und
zwischen beiden Zahlen ein Lorbeerzweig,

Vom Schlotz. Die vom Finanzminister bernfene Koinmission,
welche den Zustand des Otto Heinrichsbaus prüfen soll, tritt am
17. April hier znsammen.

6 Konzert. Mit dem morgigen Sonntag beginnen im Hotel
Adler wieder die beliebten Konzerte des Heidelberger Orchester-
Vereins. Bei den anerkannt guten Darbietungen der bcwährten
Kapelle möchten wir an dieser Stelle noch besonders auf das
Konzert, dessen Anfang auf 8 Uhr abends festgesetzt ist, hinweisen.

)( Militärisches. Der neue Kommandeur des XIV. Armee-
corps, General von Bock und Pollach, hat gestern das
Bataillon und die Kasernements hier besichtigt.

üj Schöffengerichtssttzung vom 10. Aprtl. 1) Auguste Kalt-
schmitt Eqefran von rltohrbach erhielt weqen Vergehens gegen
das Nahrungsmittelgesetz 20 Mk. Geldstrafe, während 2) Adam
Elfner von Handschuhsheim von der gleichen Anklage freigespro-
chen wuide; 3) Ludwig Rensch von Nußloch erbielt wegen Körper-
verletzung und Sacdbeschädiguug 10 Mk. Geldstrafe; 4) Anton
Wickorto von Leimen wurde vou der Anklage wegen Körperoer-
letzung freigesprochen; 5) PHIlipp Gottfried von Kirchhetm erhielt
wegen Hausfrtedensbruchs, Sachbeschädigung und Körververletzung
1 Woche Gefängnts. Franz Ztmmermann. Luüwig Nagel, Phil.
Weber und Anton Wickenhänser von Kirchheim wnrden von deN
gletchen Anklagen freigesprocken; 6! Phtlipp Jakob Hordt von
Baiertbal -rhielt wegen Sachveschädigung 12 Mk. Geldstrafe;
7) Philipp Mllller von Sp-chbach wegen Beleidignng 20 Mark
Geldstrafe; 8) Emil Adolf Seng von Kirchhofen wegen Betrugs
10 Tage Gesängnis; 9) Michael Gärtner hier erhielt wegeN
Betrugs 4 Tage Gefängnis; 10) Ludwig Georg Schmidt von
Rohrbach wegen Bedrohung und Körperoecletznng 7 Tage
fängnis; 11) Leopold Kern von Weinheim wegen Unterschlagung
1 Woche Gefängnis.

-st Wegen Amtsunterschlagnngen wurde ein Justizaktuar
verhaftet.

— Polizeibericht. Ein Dienstmädchen wurde wegen Trunken-
heit verhaftet. Wegen Unfugs kamen 4 Personen zur
A n z e i g e.

Mannlieim, 11. April. (Sommerkarten nach Heidel-
berg.) Nach einer Mitteilung der Großh. Generaldirektion
werden auch für diesen Sommer wieder vom 1. Mai bis
30. September Rückfahrkarten znm ermäßigten Preise von
Mk. 0,65 in 3., Mk. 1,10 in 2. und Mk. 1,60 in 1. Klasse aus-
gegeben und zwar wie bisher an Sonntagen, Himmelfahrt und
Pfingstmontag für den ganzen Tag, an den übrigen Tagen für
die nach 12 Uhr mittags verkehrendcn Züge.

Hheater- und Kunflnachrichten.

Heidelberg. 12. April. Wir wollen hiermit nochmals darauf
binweisen. daß die von dem Karlsruher Hoftbeater-Ensemble sür
Sonntag, den 20. April angezelqt gewesene ^lufführung voN
„N ath an der W eis e" bereits nächsten Mitt w o ch. 16 April
ds. Mts., stattfindet.

Batzern.

München, 11. April. Die Kammer der Abgeordneten
hat gestern den Etat der pfälzischcn Eisenbahnen
erledigt und sich hierbei eingehend über die Gestaltung der
Verhältnisse mit Ende des Jahres 1904 unterhalten. Jn
seinem Referate berührte Abg. Dr. Pichler (Zentr.) auch
mit verurteilenden Worten dis von einem pfälzischen Abge-
ordneten im Reichstage erhobene Forderung, die pfälzischen
Bahnen an die Reichseisenbahnen anzugliedern. Minister
v. Crailsheim erklärte mit aller Deutlichkeit, daß von
einer Angltederung an die preußisch-hessische Eisen-
bahngemeinschaft oder an die Reichseisenbahnen gar
keine Rede sein könne und daß alle dahin ziehenden
Bestrebungen vollständig ausfichtslos seien. Wahrscheinlich
wird der Staat von seinem Rechte Gebrauch machen, die
pfälzischen Bahnen zu erwerben, im anderen Falle werden
sie eben Privatbahnen bleiben.

A»s der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königl. Hoheit der Großherzog haben den
Bezirksiteuerinspektor Emil Müller in Schwetzingen znm Vor-
stand des Finanzamts Pforzheim nnd den Bezirkssteuerinspektor
Heinrich Kirsch in Mosbach znm Vorstand dcs Finanzamts
Schwetzingen ernannt, ferner den Finanzassessor Franz Krcmp
in Karlsruhe znm Äorstand des Finanzamts Bnchen und den
Finanzassessor Joseph Mallebrein in Lahr zmn Vorstand des
Finanzamts Mosbach, beide unter Verleihung des Titels Bezirks-
steuerinspektor, ernannt.

— Seine Königl. Hoheit der Großherzog haben den
Regicrnngsbanmeister Ernst Dahlinger in Freibnrg nnter
Verlcihnng des Titels Bezirksbauinspektor zuni Vorstand der
Bezirksbauinspektion Waldshut ernannt.

Karlsruhe, Il.April. Der Großherzog empfing
heute Vormittag den Finanzminister Dr. Buchenberger zn
längerer Vortragserstattung. Danach erteilte Seine König-
liche Hoheit verschiedene Audienzen. Gegen 1 Uhr traf
Prinz Albrecht von Prenßen, Regcnt des Herzogtums
Braunschweig, hier ein. Derselbe wurde im Austrag des
Großherzogs von dem Flügeladjutanten Generalmajor
Freiherrn von Schönau am Bahnhof empfangen und zum
Schloß geleitet, wo Seine Königliche Hoheit ihn begrüßte
und zu der Großherzogin führte. Der Prinz nahm an
der Frühstückstafel dcr Großherzoglichen Herrschaften teil
nnd kehrte im Laufe des Nachmittags nach Baden-Baden
zurück. Später hörte der Großherzog die Vorträge des
Gcheimen Legationsrats Dr. Freiherrn von Babo nnd des
Legationsrats Dr. Seyb.

Ausland.

_ Afrika.

— Ein dem „Frankf. Gen.-Anz." aus Pretoria
zugehender Bericht erzählt, daß die Engländer eigentlich
noch gar nichts erreicht hätten. Das ganze flache Land
sei unsicher. ^ Am Siege der Buren zweifle man schon

Kandcl und Aerßehr.

Frankfurt, 11. April. Effektensozietät. Abends 6-/. Uhr.
Kreditaktten 212.30 b., Disconto Commandit 189.90 b., Dresdener
Bank 138.80 b. Darmstädter Bank 137.90 b., Berliner Handels-
gesellschaft 153 b„ Banque Ottomane 110.10 b. cpt., Deutsche
Effekt. und Wechsel-Bank 105.70 d„ Lombarden 18.25 b., 4proz.
Jtaltener 100.90 b. cpt., 5proz. amort. Mexikaner 42.50 b-
Gelsenkirchen 164.90 B. 80 G., Harpener 167 b. G, Htbernia
163.50 B. 40 G.. Oberschl. Eisen-Jndustrie 117.60 b., Concordi-
265.80 B. 70 G., Eschweiler 203.75 b. G.. Frtedrichshütte
140.20 b. G.. Röhrenkessel Dürr u. Co. 103.30 b. G. Elektr.
Allgem. (Edison) 182.50 b„ Schuckert 109 b. G., Helios 31.40 b. G-
Ü-/.-6V, Uhr:

Günstige Londoner Notierungen führten auf allen GebieteN
zu fester Haltung.

Heidelberg, 12. April. (Marktpreise.) Heu der Zentner
380 bis 4.00, Korn-Stroh der Ztr. 2.80 bis 3.00. ge«-
2.50 bis 2.80, gelbe Kartoffeln der Zentner 2.00 bis 2.20,
Salatkartoffeln 4.20 bis 4.50, Butter in Ballen 1.00 bis
1.05, in Pfd. 1.05 bts 1.10, Zwiebeln 1>> bis 12 Knobla»»

35 Bohnen d-s Pfund 1.50—1.80, Gedund GelbrübeN

3—4 Roscnkohl das Pfund 12—15 Schwarzwurzel"
40—45 Eier das Stück 5—6 dasHundert 5.50—5.80 »kst

Blumenkoül das Stück 50-60 Rotkraut 25-30 ^z, Weibkraw
20-25 Kohlrabi 20 - 25 Boden-Kohlrabt 8-10 H
Sellerie 6-8 Lauch 2—3 Rettich 15-18 ^z. Meerretti»
20—25 Gurken das Stück 1.50-1.70 Wetße Rüben da»
Stück 1—2 Rote Rüben das Stück 8—10 Kovfsalat 12 bi»
15 ^z, Aepfet daS Stück 4-5 das Pfd. 25-30 Btrnev
das Stück 5-6 das Pfund 30- 35 ^z. Gebund Petersilte
1—2 Gebund Schnittlauch 1 Radteschen4 5^. .

Eppinge«, 11. Avril. Der heuttge Schweinemarll war
besucht, und waren 414 Stück Milchschweine und 22 Läufec Sjt'
geführt. Das Paar Milchschweine kostete 30—45 Läufer
66—80 ^

W asserstandSnachrichten

N eckar.

Heidelberg, 12., 1.92, gef. 0,03m
Heilbronn, 9., 1.42, gef. 0.08m
Mannheim. 11., 4,45, gef.0.2 m

Rhcin.

Lauterburg. 11, 4.50, gef. 0,0»
Maxau. 11.. 4,64, gef. o.W
Mannheim, 11.. 4,52, gef. Ost^

Neueste Nachrichten.

Berlin, 11. April. Jn der Zo llkommission
zu den Fleischzöllen von Camp, Herold, Schwerin-Löw^ '
Sieg und Spahn neue Auträge gestellt worden. st.
Wurst aus Fleisch von Vieh, Fcdervieh und Wild soll ^
Zoll vou 70 Mark erhobeu wcrdeu sür dcn Doppelzentue -
Jn der Positiou 13l sollen für Biilch 3 Mark, Rahru „
Mark eingestellt werden, Buttermilch und Molken blew .
frei. Jn der Vorlage wird Zollfrciheit gewährt.
Bntter soll der Satz des Entwurfs von 30 Mark auf '
Dlark erhöht werden. Für Federvieh und Hühner a -
Art wird auf 16 Mark beantragt, in der Vorlage l
6 Mark angesetzt. -a

Berlm, 12. April. Reichskanzler Graf Bülov
gestern Abend 9 Uhr hier eingetroffen. .. .

Berlin, 12. April. Stadtrat Kauffmann äup^^
gegenüber dem Stadtverordnetenvorsteher Langerhans

hbr Stadt Berstn ^ .

züglich seines Verzichtes, er hoffe
: infaches Mitglied des Wagistratskollegiums noch

laB°
 
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