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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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Samstag, 19. April 1902. Drittes Bl«rtt. 44. IMgang. — 1'r. 91.

Hrscheinttäglich, Sonntags ausgtnommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Po,t bc-

. zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

«nzeigenpreis:20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Ausnahme von Anzeigen an bestimmt
dorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnscrale auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Die Keier des 50jährigen Aegiermigs-
Auviläums des Kroßherzogs

ivird sich nach dem nunmehr veräffentlichten, ini Auszng
schon initgeteilten Programni iu K a r l s r u h e wie
folgt vollziehen:

Samstlig, den 19. Upril. Abends 8 Uhr: Fest-
konzert ües Gesangvereins „Liederhalle" im grotzen
Saale der Festhalle.

Svnntag, den 20. April. Nachmittags 4 Uhr: F e st-
k i r ch e n k o n z e r t des Vereins für evangelische Ktr-
cheninusik iu der Stadtkirche.

Frritag, den 26. April. Vormittags 10 Uhr (nicht
H Uhr, wie ursprünglich festgesetzt): Eröffnung der
K u n st a u s st e l l u n g. Vormittags halb 11 Uhr
(nicht 12 Uhr, wie ursprmiglich festgesetzt): Eröffnung
der G a r t e n b a u a u s st e I l u n g. Abends halb 9
ilhr: Festbankett im grotzen Saale der Festhalle.

Samstag, den 26. April. Vormittags 10 llhr (nicht
9 Uhr, wie ursprünglich festgesetzt): Gesangsständchen der
bereinigten Ptünnergesangvereine vor dem Grotzherzogl.
Ichlotz. Mittags halb 1 llhr: Grotze Pa r a d e der
Wruppen der Garnison auf dein Schlotzplatze. Salnt-
schietzen auf dem „Engländerplatz". Nachnüttags 4 Uhr:
Eestkonzert im Ltadtgarten und Luftballonausfahrt
baselbst. Abends 8 Uhr: Fackelzug der Studenten-
slliaft der Hochschulen des Landes, daran anschließend
Festkommers im grotzen Saale der Festhalle. Abeuds
^ Uhr (nickst halb 9 Uhr, wie ursprünglich festgesetzt):
Eeierliches Einlüuteu des Festes mit allen Glocken.
Äbends von 9 Uhr an (nicht halb 9 Uhr, wie ursprüuglich
iestgesetzt): Festliche Beleuchtnng dec Stadt und
liundfahrt Seiner Königlichen Hoheit des Grotzherzogs
wirch die Stadt.

Sonntag, den 27. April. Morgens 7 Uhr: Läuten
bller Glocken, Abgabe von 101 Kanouenschüssen vom
^auterberg, Choralmusik vom Turme des Rathauses.
Morgens 8 Uhr: Militärisches Wecken vor dem Grotz-
berzoglichen Schloß. Morgens 9 bis 11 Uhr: F e st-
9 o t t e s d i e u st e in den Krchen der verschiedenen
llvnfessionen. BUttags 12 Uhr (nicht halb 1 Uhr, wie
brsprünglich festgesetzt): Ueberreichung der
stu b i l ä u m sg a b e an den Großherzog durch das
^ammluugskomitee. Nachmittags halb 2 Uhr: F est-
s s e n der Mitglieder des Sammlungskomitees und der
Arigen Ehrengäste der Stadt im Saale des Museums.
Aachnüttags 4 Uhr: Aufstellnng der Karlsruher und
skr Vertreter auswärtiger Vereine in den geschmückten
^tratzen der Stadt. Rundfahrt des Grotzherzogs.
llbends 8 Uhr: F e st s P i e l im großen Saale der Fest-
Mlle „Des Landes Hnldigung", Dichtung von Albert
^erzog, Musik von Stephan Krehl. Daran anschlietzend
st>tadtgartenfest mit Beleuchtung des Stadtgartens und

Lauterberges.

. Montag, dcn 28. April. Vormittags 11 Uhr: Festakt
?kr städtischene VoIksschuIen im großen Festhalle-
^al. Nachmittags 4 Uhr Festkonzert im Stadt-
^rten nud Luftballonauffahrt daselbst. Abends 7 Uhr:
vestvorstellung im Großherzoglichen Hoftheater.

, Mittwoch, den 30. April. Abends halb 9 Uhr: Fest-
^Nkett des M i l i t ü r v e r e i n s und der Waffenvereine
^llrlsruhes im grotzen saale der Festhalle.

, Freitag, den 25. bis Mvntag, den 28. April. V o l k s-

Mvntag, den 28. April bis Svnntag, den 4. Mai:
F estschie ß e n der Schützengesellschaft.

Samstng, den 3. Mai. Abends 8 Uhr: Festba n-
kett der Vereine der Eisenbahnbeamten nnd -Bedienste-
ten des Badischen Landes im grotzen Festhallesaal.

Svnntag, den 4. Mai. R adfahrerfest der Gaue
6, 6, 7 unö 8 des Allgemeinen Deutschen Nadfahrer-
bundes.

Mittwoch, deu 21. Mai bis einschließlich Tonncrstag,
den 29. Mai: A u s st e l l n n g der gewerblichen Unter-
richtsanslalten des Landes, einschließlich der Knnstge-
werbeschulen in Karlsruhe und in Pforzheim, der Bau-
gewerkschule in Karlsruhe und der beiden Fachschulen in
Fnrtwangen, in den Rüumen der Festhalle. Jn Verbin-
dung damit 14. Wanderversammlung des Verbandes
deutscher Gewerbeschulniänuer.

An einem noch zu bestimmenden Tage im Mai: Feier
der Eröffnung des Städtischen R heinhafe n s.

Dem Festprogramm der Iubi l äumS - Garte m
banausstell n n g entnehmen wir Folgendes: Frei-
tag, den 26. April, feierliche Ausstellungseröffnnng,
Festxssen zn Ehren der Preisrichter im Restaurationssaale
des Stadtgartens, Festbeleuchtnng deS Ausstellungsplatzes
uebst Bkilitärkonzert. Samstag, den 26. April, 4 bis
6 Uhr Konzert in der Ausstellung. Montag, den 28.
April, Abends 8 Uhr, in der Festhalle Tanznnterhaltung
mit Frühlingsfest. Autzerdem jeden Abend elektrische
Leuchtfoutaiue auf dem Ausstellungsplatz.

Wie der Stadtrat mitteilt, sind die Zutrittskarten für
die anläßlich des RegierungslJubiläums des Grotzher-
zogs von der Stadt nnternommenen Festveranstaltungen
sämtlich ausgegebeu und es kann daher Gesuchen um
Ueberlassung weiterer Karten nicht entsprochen werden.

Wie wir hören, lvird au dem, Freitag, den 26. April,
Abends halb 9 Uhr, von der Stadt gegcbenen Bankett
Herr Professor Dr. von O e ch e l h a e u s e r die Fest-
rede auf den Grotzherzog halten.

Wadischer LandLag.

be. Karlsruhe, 17. April.

^onderkom-

mission der Zweitcn Kammer für den Gesetzentwurf iiber
die L a n d w i r t s ch a f ts k a m m c r beantragt, wie
schon knrz gemeldet, den Entwurf nüt einigen Aenderun-
gen anzunehmen. Nach der Regierungsvorlage soll die
LandwirtschaftSkammer errickstet werden lediglich zur
Vertretung der Jnteressen der Landwirtschaft; die Forst-
wirtschaft ist daneben nicht erwähnt. Jn der Kommission
wnrde jedoch der Antrag gestellt, der Landwirtschafts-
kammer ausdrücklich auch die Vertretung der Jnter-
essen der Forstwirtschaft zuzuweisen. Ter Antrag wurde
mit grotzer lNehrheit angenommen.

Die Regieruugsvorlage stellt weiter keine ausdrück-
liche Verpflichtung der Behörden auf, geeigneten Falles
das Gutachten der Kammer einzuholcn. Jn der Konr-
mission wurde daher der Antrag gestellt, in Paragraph
2 den Absatz beizufügen:

„Bor gesetzlicher oder behördlicher Regelung von
wichtigeren, die Fnteressen del Land- odor Forst-
wirtschast uunüttelbar betreffenden Angelegenheiten
soll die Kanimer, soweit thunlich, mit ihrer gutacht-
lichen Aeußerung gehört werden."

Aus der Kommissiün wurden Bedenken gegen den
Zusatz nicht geltend gemacht.

Einverstandeu ist die Koinmission damit, daß die vcr-
waltende Thätigkeit im Gebiete der Landivirtschasts-
pflege, die Verwendnng der bndgetmäßigen Mittel sür
landwirtschaftliche Schulen, landwirtschastliche Versuchs-
uud Musteranstalteu, landwirtschaftliche Pränüierungen
und Unterstütznngen usw., gruudsätzlich den staatlichen
Organen vorbehalten bleibt und der Landwirtschafts-
kammer dabei bis auf Weiteres nur eine begutachtende,
beratende und anregende Aufgabe und m geeigueten
Fällen eine gewisse Biitwirknng eingeräumt wird. Biei-
nungsverschiedenheit ergab sich über die Frage, ob der
Kanimer zu solchen Zwecken, wie der Entwurf vorschlägt,
auch das Recht der Beitragerhebung von der zur Kam-
mer wahlberechtigteu landwirtschaftlichen Bevölkerung
eingeräumt werden solle. Es wurde schließlich der An-
trag, in Priragraph 2, Abs. 1. Nr. 3 die Worte: „oder
aus Beitragsumlegung" zu streichen, bei allerdings nicht
ganz vollzähliger Kommiffion, nüt allen gegen eine
Stimme angenommen.

Nach dem Entwurf wären nur Laudwirte nüt einein
Grundsteuerkapital von mindestens 3000 Mark wahlbe-
rechtigt. Da ein Grundsteuerkapital von 3000 Bkark im
Durchschnitt des Landes einen Besitz von 2 Hektar land-
wirtschaftlichen Geläudes darstellt, so wäreu von im
Ganzen 236 169 landwirtschaftlicheu Betrieben nur
108 139 wahlberechtigt, während 128 920, weil sie nur
eiuen Besitz von weniger als 2 Hektar ausweiseu, ohne
Wahlrecht wärcu. Die 108 139 Betriebe repräsentie-
ren dabei allerdings eine Gesamtfläche von 881 63l>
Hektar, während die nickst berechtigten 128 920 uur einen
Besitz von 130 219 Hektar darstellen. Die Kommission
war nun der Meinung, datz es an sich schou unerwüuscht
W'i, wemi eiue so grotze, mehr als die Hälfte betragende
Zahl landwirtschaftlicher Betriebe ohne Wahlrecht bleibe.
Sie war aber auch weiter der Meinung, daß in vielen
Fällen schon ein Besitz von weniger als 2 Hekiar die
hauptsächliche Eristenzgrundlage des Besitzers bilde, so
daß bei Festhaltung eines Minimums von 3000 M. in
der That viele Besitzer von der Wählbackeit und vom
aktiven Wahlrecht ausgeschloffen würden, dcneii auch
nach der Jntention der Regierungsvorlage cin Wablrecht
znkommen müßte. Die Grenze wurde daher auf 1600
Mark herabgesetzt.

Der Paragraph 9, welcher von der Wahl und Er-
nennung der stimmführcnden Bkitglieder handelr, soll
nach dem Komnüssionsbeschluß solgende Fassung erhal-«
ten:

Die Gesamtzahl der in den Wahlbezirken unmittel-
bar durch die land- und forstwirtschaftliche Bevölkeruug
zu wühlenden Mitglieder beträgt 32. Wahlbezirke
sind die elf Kreise. Es habeu zu wählen der Kreis
Konstanz 3, Villingen 2, Waldshut 2, Freibnrg 4,
Lörrach 2, Ofsenburg 3, Baden 3, Karlsruhe 4,
Mannheim 2, Heidelberg 3, Mosbach 4 Mitglieder.
Die Wahl erfolgt in geheimer Abstimmung nüt ein-
sacher Stimmenmehrheit der Wählenden.

Die übrigen Aenderungeu siud redaktioneller
Natur. _

Deutsches Reich.

— Tie Z o l l t a r i s - K o m m i s s i o n nahm
gestern die Positionen 124—128 (Schmalz, tierische

Maudereierr vom Schloßöerg.

(?) Heidelberg, 18. April.
Aeltere auswärts wohncnde Besucher des Schloßbcrges,
in Heidelberg das Licht der Welt erblickten odcr in ihrer
^gcndzeit einige Jahre hier Veriveilt haben, zeigen immer
?v unverhohlenes Erstaunen, wenn sie nach längerer Abwe-
B'heit zum erstenmal wieder den Schlohberg betreten. Mit
^snahnv desjenigen Teils, welcher die Schloßruine trägt,
sich der Berg in seinem Aussehen vollständig veründert.
M der Stelle, wo früher gmize Trupps alter kleiner Hüus-
An standcn, sind schönc gärtnerische Anlagen mit Rasenplätzen,
und Zierpflanzen oder auch einzelne prächtige
illen entstanden. Die neue Schlohstrahe, sowie die Draht-
zübahn mit ihrem groteslen Mauerwerk, wclche ücide zur
^Riemen Erreichung des Schloßberges erstellt wurden, haben
nichi wenig dazu beigetragen, dem Berg ein anderes
^sehcn zu geben.

js, Diese Veränderung in der Bebauung des Schloßberges
H.sast ausschliehlich nur den besser situierten Bewohnern
^^idelbcrgs zugute gekommen. Währcnd die früher auf dem
EZe existierenden kleincn schmucklosen Hüuser die Wohn-
lli v " fürMinderbemittelte bildeten, ist durch derenEntfernung
das Erbaucn von Villen das Gegcnteil eingetreten, die
hw(n und Steinpaläste bergen jetzt nnr Bewohner aus der
'^sse der Höchstbesteuerten, sodaß man wohl sagcn kann:
Auf dem Bergi und vor deui Thor
Wohnen Leut', Respekt davor!

Damit soll aber nicht gesagt sein, daß man nur diejenigcn
ij^ger, die zur Klasse der Höchstbesteuerten gehörcn, respek-
tz könne nnd solle; auch die minderbcmitteltcn früheren
^ohner des Schloßberges wuhten sich Rcspekt zu verschaffen,
^MHe durch bcsonders große Körperkraft; das Bergfteigen, die
ch,kräftigende Berg- und Waldluft bewirkten auch bei einer
h, cheren, einfachen Kost cin vorzüglichcs Wachsen und
^viheu der Jugcnd und teilwcise auch ein hohes Alter der

Bewohner dcs Schloßbergrs. Die Männer, vergleichbar mit
einem guten Kern in eirier rauhen Schale, warcn von der
Art wie diejenigcn, welche dem berühmten Preuhenkönig
dem alten Fritz, die siegreichcn Schlachtcn schlugen. Jm
gewöhnlichen täglichen Leben waren sie die Tanftmur selber,
sie thaten den ilnscheinbarsten Gcschöpfen bcileibe nichts zu-
leide. Satzen sie aber in der Schänke und hatten etwas Brühe
im Leib, dann that jedcrmann gut, ja kein unrcchtes oder
zweideutiges Wort fallen zu lasscn, denn in einem solchen
Falle kamen Angen ins Rollen, Fäuste ballten sich, und wo
diese aufschlugen, hinterließen fie blaue Flccken, so daß der
Unvorsichtige nach acht Tagen noch den Empfang der Faust-
schläge bestätigen konnte. Man darf sich deshalb anch nicht dar-
über wundern, daß während der 1848—49er Wirren einmal
ein in der Wirtschaft zur „Diemerei" auf cinem Bicrfah
stehender „Volksbcglücker" seine revolutionäre Brandrcde mit
den Worten begann: „Jhr Männer vom Berg und von Schlier-
stadt (dah der Redner „Schlierbach" sagen wollte, ist selbst-
verständlich) ganz Dentschland sicht auf euch!" Schwächlinge
oder Feiglinge warcn cs gewih nicht, zu denen eine Rede
mit solchcr Einleitung gehalten wurde. Ein Beweis für diese
Behauptung mag durch die Erzählung der Leistungen von zwei
vom Schlohberg stammenden Brüdern gegeben werdcn.

Bci Herstellnng der Einfriedignng derjenigen Anlagcn,
die südlich vom Bäcker Neuerschcn Hause auf dem Schlohbcrg
liegen, wurde das Kellergewölbe eines schon längst vorher
abgerissenen Hauses beseitigt, dessen einstiger Besitzer, ein
Mann, namens A., zwei Söhnc hinterließ. Mathaus, dcr
älteste davon — und welcher Hcidelberger kennt den drolligeü
Alten nichtl — trug, wenn es sein muhte, in seincn jüngeren
Jahren einen mit Früchten gefüllten Sack im Gcwichte von
fünf Zentliern zwci Stiegen hoch. Er ist nun schon 05 Jahre
alt und ernährt sich in der Hauptsache immcr noch durch schwere
Arbeit. Sein nm cinige Jahre jüngerer Brndcr Karl, der
stch seine Existcnzmittel als Dicnstmann erwirbt und mit seincr
roten Dienstmannsmützc gewöhnlich auf dcm Marktplatzc Auf-

stcllung nimmt, machtc dic Feldzüge von 1866 und 1870—71
mit und zwar den ersten im 5., den zwellcn im 2. badischen
Jnfanterie-Regiment. Vom 1866er Feldzug mag unser
Schloßbergcr freilich nicht vicl erzählen, unü wenn er wirk-
lich einmal davon spricht, geschieht cs mit eincm gewissen
Grimm. Das ewige Hin- unü Hermarschicrcn ohne in einen
Kampf zu kommen, war ihm damals so verleider, dah er
cines Tages in seinem Unmut äußcrte, er wcrde bald das
ganze Kriegshandwerkszeug wegwerfen, wenn es so wcirergchc.
Er wnrde dafür zur Nechenschaft gczogen, aber von seinem
Borgcsetzten, der den Sinn seiner Aeuherung wohl besser zu
dcuten wuhte, wie diejcnigcn, ivelche ihn denunzierten, nicht
bestraft. Sein Wunsch, mit dem Feinde in Fühlung zu
kommen, sollte aber knrz darauf in Erfüllung gehen. Bei
Hundheim, wo die badischen Truppen in ein ernstlickies Gc-
fccht niit den Preußen kamen, Vcrlor das fünfte Regiment eine
Anzahl Lcute. Anfangs an einem Waldessaum auf einern
Hügel in Stellung, schwärmte im Verlauf dcs Gefeckies der
Schützenzug, dem A. angehörte, aus und kam in ein im Thale
gelegenes Kornfeld. Dort erhiclt die Mannschaft aber von
zwci Scitcn so wirksames Fcuer, daß vom ganzen Schützenzug
nur noch sieben oder acht Diann mit hciler Haut das Korn-
feld verließen. Die Lagc war umso kritischcr, als sic anch noch
ein Regiment feindlichcr Husarcn auf dcn Hals gehetzt bckamcn.
Auher diesem Gefechte ivnrde, wie schon erwähnt, die ganze
übrige Zeit dieses Fcldzugcs nur dnrch Märsche anSgefüllt,
nnd es ist lcicht begreiflich, dah jeder froh war, als die Sache
ein Ende nahm.

Dee 70er Feldzng, den niiser Schloßbcrgcr beim ziveiten
Regiment mitmachte spielte sich mehr nach feinem Gcschmack
ab. Es sei von den vielen Episodcn, die hentc noch von scincn
Ncgimcntskamcraden übcr scin Auftrctcn bci diescm Fcldzuge
erzühlt werdcn, nnd dic alle zeigen, dah es ein Mann war,
der kcine Furcht kannie, nur eine erwähnt. Bci dcm dcnk-
würdigen Gefccht von Nnits, spieltc sich bekanntlich dcr blntigste
Teil desselbcn längs eincr Eisenbahnlinie ab. Das Gefccht
 
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