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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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Erscheint täglich, SomltagS aasgenommen. — Preis mit FawilienblSttern monatlich SV Pfg. in's HanS gebracht, bei der Expeditton und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Postbe-

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A nzeigenpreis: 20 Pfg. sür die Ispaltige Peritzeile oder deren Raum. Reklamezcilc 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Anfnahme von Anzeigen on btkimm
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernomnien. — Anschlag der Jnscrate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Dimstgg, 22. April 1902.

Zweites Bl«tt.

44. JaUMNg. — M'. 93.

Zu den Uorgängm in Wekgien.

(Von imserm.siorrespondmten.)

si- Antwerpen, 19. April.

Die gewnltige Bewegu n g, nnter der gegen-
wärtig das belgische Llünigreich erzittert, wird in der
Regel ganz allgemein auf das Verlangen des Volkes nach
dem allgemeinen Wahlrecht zurückgeführt,
und das ist ja auch an und für sich durchaus richtig.
Nur wird dabei fast regelmäßig, der Zusaß bergessen', daß
dieses allgemeine Wahlrecht yor Allein ein Mitel zu dem
Zwecke sein soll, um die Einführung von zwei anderen
höchst wichtigen Reformeu in Belgien zu ermöglichen:
allgemeiuc Wehrpflicht und obligatorischer Schulunter-
richt. Wie es hiermit bis auf den heutigen Tag hier zu
Lande damit aussieht, ist ja ziemlich allgemein bekannt.
Nur die Aermsten aus dem Volke, die nicht so viel Geld
besißeu, um eineu Ersatzmanu stellen zu können, sind
znm Dienste in der Armec verpflichtet und irgend ein
Schulzwang besteht hier überhaupt uicht. Ten Eltern
steht es völlig frei, ob sie ihre Kinder nach der Schule
schicken oder sie in totaler Anwissenheit und Zuchtlosig-
keit aufwachsen lassen wollen, und die erstaunlich grotze
Zahl von Analphabeten hier zu Lande sowie von völlig
verwahrlosten Kindern ist denn auch die natürliche Folge
jener beklagenswerten Einrichtung. Wenn die soziali-
stische Partei mit aller Energie eine Aenderung derartiger
Zustände anstrebt, wenn sie die Behauptung aufstellt,
doß anch das Kind des ärmsten Arbeiters eiuen Anspruch
daraus habe, wenigstens lesen und schreiben zu lernen
und wenn sie ferner verlangt, datz der reiche Mann eben-
so gnt wie der arme verpflichtet sein soll, in Zeiten der
Gefahr das Vaterland zu verteidigen, so wird man diesen
Fordernngen als dnrchaus billigen und gerechten nur
beipflichten können. llnd man wird auch schwerlich da-
gegen etwas Ernstliches einzuwenden vermögen, daß von
den Sozialisten gleichcs Stimmrecht für alle gefordert
wird onsiatt des jetzigen, allerdings erst 1893 eingeführ-
ten Wahlsystems, wonach anf eine Person, die freilich
unter keinen llmständen znm Arbeiterstande gehören
darf, drei Stimimen entfallen können.

Was die Leiter der gegenwärtigen Bewegnng im
Grnnde genommen wollen, ist also sehr klar nnd ein-
fach, nämlich die Beseitigung gewisser Vorrechte der
besitzenden Klassen, und diesem Bestreben könnte man-
nur seine volle Sympathie zuwenden, wenn die Erstge-
nannten es sich zur Aufgabe gestellt hätten, jenes Ziel
auf gesetzlichem Wege und mjt gesetzlichen Mitteln zu er-
reichen. Zu diesen gesetzlichen Mitteln zählen die Pro-
Paganda durch Wort und Schrift, Versammlungen nnd
Manifestationen und selbst die Herbeiführnng des allge-
meinen Ansstandes, um durch die Bedrohung der Jndu-
strie mit dem völligen Ruin die besitzenden respektive
regierenden Lllassen zum Nachgeben zu zwingen, hätte
für die Sozialisten noch keineswegs an und für sich das
Abweichen vom legalen Wege bedeutet. Auch in diesem
Falle wäre ihnen zum Beispiel die unbedmgten Sym-
Pathien der Liberalen zweifellos erhalten geblieben und
sicherlich hätten ihnen anch die meisten der in Belgien
ansässigen Fremden im Geheimen durchaus Recht ge-
geben. Aber alle diese, ans dcr Erkenntnis der prinzi-
Piellen Gerechtigkeit der sozialistischen Forderungen her-
vorgegaugeuen Sympathien wurden mit einemmale E

^ Jn Gaunerhänden.

Eine Äriminalerzählung nach üer Wirklichkeit.

Von A. Oskar Klausmann.

^gorrjetzung.i

Jn leicht begreiflicher Erregung verürachte Frau Cheesman
einige Stunden in diesem finsteren Gemache. Dann wurde die
Thür geöffnet, und es wurüe vorsichtig durch die Thürspalte
ein tlcines Tischcheu hereingeschoben, aus dem sich einige Spei-
sen und auch ein Krng mit Wasser befanden. Ein kleines
Stümpfchcn Licht war hereingebracht worden und dicnte da-
SU, solange Licht zu geben, biS die Jnsassiii des Gefängnisses
die Speisen zu sich genommeu hatte. Jn ihrer Erregung
derzichtete Frau Cheesmau aus jedes Essen und benutzte den
Ltchtschein nur, nm sich davon zu überzengen, datz es ein
Enttommen aus dem Naume nicht gab. Sie stellte sich au
lie Thür, durch welche das Tischchen hereingetömmeii war und
bat flehenttich, wenn Lcute draußen seien, ihr zn sagen, weshalb
wlan sie gefangen halte und was mit ihr geschehen solle. Aber
Niemand antwortete ihr. Vor Erschöpfnng sank Frau Chees-
Uian in Schlaf, und als sie erwachte, war eben wieder die Thür
öeöffnet worden, das Tischchen mit den Speiscn war herausge-
zogen und ein nenes Tischchen mit eincm tleinen Licht war
llüeder hereingestcllt. Frau Cheesmau kam schließlich zu der
Üeberzeugung, datz ihr selbst kein Leid gescheheu solle, sondern
oah man darauf ausging, sie gefangen zu halten, nnd sie ivar
-ilmerikanerin genug, um sich zu sagen, daß die ganze Sache
eine Erpressnng gegen ihrcn Gatten abgesehen sein ivürde.
ün ihrer Ansicht wurde sie noch dadurch bestürkt, daß man
durch cinen Zettel, der auf dem kleinen Tische mit den
Acisen lag, ihren Brillantriug abforderte. Sie legte den
Aing auf den Tisch und wuhte, dah er ihrem Gatten als
strichen zugestellt werdcn würde. Die Zeitrechnung ging ihr
bollständig verlorcn. Sie wußte uicht, oü es Tag oder Nacht
iei. Sie hörte fast zu allen Stunden Geransche draußcn anf

gründlich hiittveggefegt durch die Kunde Vvn den bruta-
len und schändlichen Auvschreitungen, die sich das anfge-
hetzte Volk, resp. der Pöbel zn Schulden kommen ließ,
ohne daß von den Anführern der ernste Versuch gemacht
morden wäre, dem rasendeu Treiben Einhalt zu gebieten.
Tem Anscheine uach wurdeu ja allerdings derartige Ver-
suche gemacht, aber wie es hiermit in Wirklichkeit ge-
meiut war, das beweist zum Beispiet der Fall des Geuter
SozialistenführerS Anseele, der, währeud Lr in den Ver-
sammlungen die Arbeiter zur Ruhe ermahnte, es ruhig
geschehen ließ, daß seiu Organ „Boruit" iu spal-
teulangen Llrtikeln klnterricht in der Anfer-
tigung von Dynamit erteilte. Auch sah es im
klebrigen genan so aus, als seien derartrge
Ermahuungeu zur Besonnenheit erst dauu erfolgt, als
vou den Arbeitern hie und da sehr energisch der Wunsch
ausgedrückt worden wa.r, daß bei den Straßendemon-
strationen 'sich die Herren Führer an die Spitze stellen
sollten. Tieser Vorschlag sand jedoch ersichtlich nicht
den Beifall der letzteren. Ter Millionär Vandervelde,
der Hauptsozialistensührer in Brüssel,'ertlärte anf eine
höchst deutliche Anspielung, sein Arzt hätte ihni ver-
boten, sich auf der Straße anfzuhalten nnd der Antwer-
Pener iL-ozialistenchef Dr. Terwagne zieht eS mit eiserner
Konsequenz noch inimer vor, die Berichte über die all-
abenölichen Skandale am Zentralbahnhofe in seinem
prächtigen Hause in der Rne Ommegante einfach zu lesen,
anstatt bei diesen gegenwärtig zn sein und hierbei seinen
180 Kilo schweren Leib eventnell in Gefahr zn bringen.
llnd doch tann darüber kein Zweifel bestehen, daß diese
Leute dnrch ihre Anwesenheit nnd' bei einigem guten
Willen gar manche Ausschreitung und mancheL Blut-
vergießen hätten verhindern können. Aber sreilich, etwas
derartiges snllt nicht in ihr Programm, sie hetzen nur
auf, während sie die mit denr Befolgm ihrer Natschläge
verbnndenen Gefahren für Leben nnd Freiheit der nn-
wissenden, bvthörten Bdenge überlalssen. ES ist lün
mehr alS naives Annnnen. daß sich die Regiernng durch
die Drohungen diescr Persönlichkeiten nnd die dnrch sie
hervargerufenen oder noch zn erwartenden Straßen-
tumnlte bestimmen lassen solle, nun ohne weiteres die
Forderungen der Minorität im Lande zn erfüllen. Das
wäre nicht mehr und nicht weniger als das Zugestöndnis,
daß die eigentlichen Herren in Belgien diejenigen wären,
die jeder ihrer Fordernng mit der Drohung der allge-
meinen Arbeitererhebung einen unwiderstehlichen Nach-
druck zu geben vermöchten, es wäre ein Zeichen der
Schwäche, das die Dreistigkeit der Sozialistensührer
geradezu herausfordern müßte und schwerlich dazu dte-
nen könnte, dem hartgeprüften Lande endlich eine längere
Zeit der Ruhe zn verschaffen. Ai'an muß vielnrehr der
Regiernng nnd der Regiernngspartei nnbedingt darin
beipflichten, wenn sie erklären, wir wollen im Parlament
absolnt frei nnd unabhängig und nicht nnter dem Ein-
flusse der von den Straßen her ertönenden Drohnngcn
verhandeln. Eine Verhandlnng über das allgemeine
Stimmrecht könnte evcntuell erst dann stattfinden, nach-
dem der nnsere freie Entschließung bedrohende Aufrnhr
niedergeschlagm nnd die öfsentliche Ordnnng wiederher-
gestellt wöre, daß das letztere aber derRegiernng gelingm
wird, und zwar wahrscheinlich schon sehr bald, daran ist
im Ernste wohl kanni zn zweifeln. Außer der Polizei, der
Gendarmerie, der Bürgerwehr nnd den Pompiers, die
znsammen völlig genügm, um mit den Rnhestörern in

dem Hofe imd iuuerhalb des Hauses. Aber inemand amivortere
auf ihr Rufen oder Fleheu. Endlich rasselte der Schlüssel
im Schloß der Thür, heller Lichtschein drang in das Zimmer
und Frau Cheesman sah in der Thür ihrcn Gatten stehen
und iieben ihm die schlvarz getleidete Frau, die sie bci ihrer
Ankunft auf dem Gehöft cmpfangeii hatte.

Cheesman rief scine Frau mit den zürtlichsten Namcn,
und sie sank ohnmächtig in seinc Arme. Es dauerte lange
Zeit, ehe Cheesman seine Frau wieder zum Lebeu gebracht
uud sie soweit beruhigt hatte, daß sie mit ihm nach ihrer
Wohmuig zurückfahren tonnte. Der Mietswageu wartete
noch draußeii.

Als Chcesman seine Beglciterin zu dcm cinsameu Gehvft
gebracht hatte, stellte es sich heraus, daß nur ein taubstummer
Hüter des ganzen Gehvftes vorhandeii Ivar. Er gehorchte
den Anordnnngen dcr schwarz geklcideten Dame nnd widersetzte
sich dcm Eintreten der beiden Personen nicht. Der Taub-
stumme saß auch jetzt stumpfsiiuiig in eincm der Zinimer,
als eine rührende Begrühungsszeiie zwischeu Cheesmau uud
der Gattin stattfaud.

„Jch danke Jhncn," sagte Checsman zu der schwarz gekleidc-
ten Dame, „obgleich ich immer noch nicht weih, wem ich die
Rettung meiner Frau verdankc. Jeh werde jetzt meine Frau
uach Hausc bringen."

„Jch werde mit ihnen fahren," sagte die schwarzgctteidete
Dame. „Jch bin nämlich vou jetzt ab meines Lebens hier
nicht mehr sicher. Sie müssen mir für einige Tage Unfcmhalt
bei sich gewähren."

„Sclbstverständlichl" erklürte Cheesman. „Es soll alles
geschehen, was in meinen Kräftcn steht, um Jhncn meinc
Dankbarkeit zu üeivcisen."

Danii schritt er mit sciner Fra» hcraus nnd setzte sich mit
ihr in den Wagen. Er bot der unbekanntcn Helferin den
Platz ueben seiner Fran auf dem Vordersitz des Wagens
an; aber die Helferin schiittelte den Kopf, sic setzte sich anf
den Rücksitz. Jch will das Gchöfte, das wir verlassen, im
Äuge behalten," sagte sie.

den größeren Städten fertig zn werden, hat sie jetzt
34 000 Soldaten, zn denen demnächst noch einige weitere
Tansend treten werden, zur Verfügnng und hiergegen
könnten die 150 000 Mann starken Ansstandigen in den
Bezirken von Charleroi, im Borinage nnd im Zentrnm
nnter keinen llmständen etwas anSrichten. Daß die
Armee im entscheiömden Momente ernstlich 'versagen
köimte, davon kann keine Rede sein. DiSziplinlosigkeiten
nnd Ausschreitnngen der einbernfenen Reservisten sind
ja allerüingS in der letzten Zeit mehrfach vorgetömmen,
aber derartige vereinzelte Vortomiimisse, die meistens
auf den Genever zurückzusühren sind, berechtigen doch
noch lange nicht zu dem Schlnsse, daß ein großer Teil
der Soldaten vielleicht oder wahrscheinlich ihren Vorge-
setzten den Gehorsam verweigern oder gar niit den Anf-
rührern gemeinsame Sache machen t'önnte. Während der
sehr ernsten Revolte deS Iahres 1886, deren einzelne
Phasen der Schreiber dieses in Charleroi, Bions nsw.
ans allernächster Nähe geyan verfolgt hat, haben die
vorher ajls jehr nnzuverlüssig geschilderten belgischckn
Soldaten in vollem Maße ihre Pflicht erfüllt. und sie
würden sicher anch heute nicht zandern, die Dynamit-
helden, Brandstifter nnd die übrigen Excedenten wieder-
nm ebenso rücksichtslos zur Benmnft zu bringen. S>o-
bald aber das mißleitete Volk, dem man hente wiederum
wie im Aahre 1886 den Gtauben beigebracht hat, daß
das Militär imd die Bürgerwehr höchstens in die Lnst
schicßen würden, sehen wird. daß die «oldaten nnter
lllltständen sehr energisch von der Waffe Gebrm
machen, dann wird anch der stNut zu weiteren Aufleh-
mmgen gegen die Staatsgewalt sehr rasch erlahmen, die
Ansständigen werden nacheinander die Arbeit wieder
anfnehmen und damit geoxdnete Zustände sich schnell
wieder einstellen. ^o sind alle Nevolten der letzten Fahr-
zehnte in Belgien verlanfen nnd eS ist nicht einznjehen,
w'eshath gerade der jctzige Anfruhr, von dessen Teilneh-
mern sicher noch nicht der sünfzigste Teil weiß, um was
es sich eigentlich handelt, mit mehr Bi'ut nnd größerer
Ansdaner fortgesetzt lverden sollte. Tas Endresnltat
der nnseligen sozialistischen Hetzereien aber wird nach
Beendigung der Bewegung in nichts anderem bestehen
als darin, daß eine Änzahl von stNenschen getötel, 'zn
Krüppeln gemacht oder zu FreiheitSstrafen vernrteilt
wurdcn, ferner in einem taum wicder gnt zu machenden
der Jndustrie nnd daniit anch den Arbeitern zngesüg-
ten Schaden imd endlich in der Thatsache, daß man in
Belgien allen Forderungen der Sozialisten oder Arbei-
tcr noch feindlicher als bisher gegLnüberstehen wird nnd
diese also von der Verwirklichung der Reformen, die
sie mit dcr offenen Empörung hatten erzwiinzen wollen,
weiter entfernt sein werden, als je zuvor.

Deutsches Reich.

— Ueber die Ermordung eincr Deutschen in
Neu-Pommern durch Eingeboiene wird dcm „Beil.
Lokalanz." gemeldet:

Matupi (Neu-Pommern), 8. April. Am 3. d. Mts.
wurde Frau Hedwig Wolff mit ihrcm Säügling
in ihrem Hause in Papararava von den Eingeborenen Lurch
Axthicbe e r m o r d e t, während Wolfs sich von Hause cnt-
fernt hatte. Fränleiii Coe, die zu Besnch bci Wolff weilte,
floh in die Küche, wo din' Koch sich die Eiiigcboreiien durch
Drohuiigen fern hiclt. Nach Abzng der Mörder rcrtete sich

Die Pferde zogen an, iim die Insasseii des Wagens nach
dcr Villa Cheesmaiis zu bringen. Fast in demselben üugenvlick
crschien vor dein Gehöfte Superinreiident Dntton. Mir einem
trinmphierenden Blick zeigte Cheesman auf die neven ihm
sitzende Gattin. Wenn er aber glanbtc, daß Dutton Freude
über üiesen Anblick cmpfiiideii würde, so irrte cr sich. Er
sah, wie Dutton crbleichte und crschrak. Jm nächsten
Augenblick aber ritz der Vorstehcr der Detekriv - Filiale
cinen Revolver aus seiner Tasche, stürzte ans den Wagcn
zu nnd seuerte rasch hintereinander drei Schüsse auf bie
Uiibekanntc, die anf dem Rücksitz saß, ab. Die Schüsse rrasen
nnd blutüberströmt sank die verschleierte Dame anf dcm
Nncksitz zusanimen. Durch dic Schüsse erschreckt, rasten die
Pfcrde davon, iind der vierte Schnß, dcn Duttvn abfeuerte,
verfehlte das Ziel.

Cheesman iimschlang mit dcm liiiken Arm seinc Gattin,
welche vor Schreck cbensalls halü bewußtlos war und die
bei dcr rascnden Fahrt fast aus dem Wagen geschlendert
ivnrde. Vergebcns rief cr dem Kntscher zu, zu halten. Der
Führcr des Wagcns töimte die Pferde nicht beruhigen. Der
blntüberströmten Frau, die wohl tot war, tömite Cheesman
keine Hilfe bringen. Erst kurz vor der Villa, nach seiner Fahrt,
bei welcher das Leben dcr Wagciiiiisassen imr an einein Haarc
hmg, gclang es dem Kiirscher, die Pferde zn bändigen nnd
sie vor der Vitla Checsinan zum Stchen zu bringen.

Es gab kein kteines Anfschen im Hnuse, als Cheesman
mit sciner soiidcrbaren Fracht ankam, die ohiiinächtige Hansfraii
und die bliitüberströmte, sterbende Fremde. Rasch wnrdc ein
Arzt aus der Nachbarschaft geholt nnd diescr stelltc fest, daß
dic Verlctzimgen der Freniden nicht lebcnsgefährliäi waren.
Aüer vorlänfig war Bewiihtlosigkcit bei ihr vorhanden, da sie
eincn Streifschuß am Kopfe erhalten hatte.

Frau Cheesman wnr auch wiedcr znr Bcsiniiiing geköm-
mcn und die ganze Anfregimg machte sich in heftigen Wein-
krämpfen Luft.

Checsman hatte sich nm das Befinden dcr bciden Frauen
zu kümmern nnd dabei gingen ihm die Gedantcii ivie ein
 
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