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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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gesorgt wird. Die baldige Erstellung eineZ Badehotels am
Waldessaum in Dürrheim wäre sehr augebracht. Staatsrat
Reinhard erklärt, datz der Situationsplan des Hotels
noch nicht fertiggestellt sei. Der Staat habe einen grotzen
Komplex in unmittelbarer Nähe des Waldes erworbeu nnd
Veabsichtige, Parkanlagen zu errichten.

Sämtliche Anforderungen werdeu genehmigt. Schlutz
der Sitzung: 11 Uhr. Morgen: Wohnungsgeldiiorlage.

L.O. Karlsruhe, 22. April. Nach der „B. Ldz."
hat die Bud getkommission die Regierung um Vor-
lage ersucht über Dctailpläne und Kostenanschläge 1. über
einen Bau des Bahnhofes am Lautersee und zwar
nach dem einfachen Gegenwarts- wie nach dem erweiterten
Zukunftsprojekt; 2. für die Hochlegung des Bahnhofs an
feiner jetzigen Stelle und zugleich, ob dabei die Errichtung
eines Notbahnhofes erforderlich sei und wie hoch sich danu
die Kosten beliefen und endlich 3. für die Erweiterung des
Bahnhofes im jetzigen Niveau und Ueberführung der
Straßen. Die Rückäußerung der Großh. Regierung steht
noch aus. (Unsere Mitteilung, daß in Zentrumskreisen
eine Abneigung gegen das Projekt der Verlegung besteht,
halten wir aufrecht.)

Pxenße«.

Berlin, 19. April. Jn der gestrigen Sitzung der
Kommission des Abgeordnetenhauses für Neuordnung
des juristischen Studiums erklärte der Justiz-
minister, daß im Falle der Annahme des Gesetzentwurfs
die Absicht bestehe, neben der wissenschastlichen Arbeit bei
dcm Referendar-Examen noch zwei Clausurarbeiten ein-
zuführen. Eine derselben soll eine Exegese der Quellen
des römischen Rechts, die andere einen einfachenspraktischen
Fall zum Gegenstande haben. Diese Arbeiten sollten an
zwei Tagen hintereinander unter Aufsicht eincs höheren
Beamten gemacht, als Hülfsmittel sollten nur Gesetzestexte
zugelassen werden. Die Einführung der Clausurarbeiten
wurde von allen Seiten willkommen geheißen und von
einem Mitglied wurde die Frage angeregt, ob man die
wissenschaftliche Arbeit nicht ganz entbehren könne, zumal
in vielen Fällen sich die Examinanden bei Anfertigung
derselben unehrlicher Mittel bedienten, wodurch der Wert
der wissenschaftlichen Arbeit nahezu illusorisch werdc. Der
Justizminister entgegnete darauf, daß auf die wissenschaftliche
Arbeit nicht verzichtet werden könne, daß aber die Einführung
der Clausurarbeiten eine Prüfung, ob die wissenschaftliche
Arbeit selbständig angefertigt wordcn sei, erleichtere. Gegsn
solche Examinanden, welche sich unehrlicher Mittel bedieuen,
werde man mit unnachsichtlicher Strengs vorgeheu. Hierzu
wurde von allen Seiten die Forderung erhoben, daß solche
Kandidaten dauernd von dem Justizdienst ausgeschlossen
würden. Der Abgeordnete Frhr. v. Zedlitz regt an, die
mündliche Prüfung in zwei Teile zu zerlegen; am ersten
Tage solle Privatrecht, Rechtsgeschichte, Zivilprozeß u. s. w.,
am zweiten vor einer besondern Kommission, die aus
Spezialisten in den betreffenden Fächern bestehe, das Staats-
und Verwaltungsrecht sowie Nationalökonomie geprüft
werden. Der Justizminister hält diesen Vorschlag für
uicht ausführbar, da einmal bei einer verschieden zusammen-
gesetzten Prüfungskommission ein Gesamtergebnis sich nicht
feststellen laffe, dann aber auch es schwer sei, die genügende
Anzahl von Examinatoren zu finden. Es bestehe aber
die Abstcht, daß die Materien des Verwaltungsrechts und
der Nationalökonomie fortan mehr als bisher bei der
Prüfung berücksichtigt würden, da der Entwurf zum Regulatio
zur Prüfungsordnung die Bestimmung enthalte, daß alle
in § 2 des Gesetzentwurfs bezeichneten Materien geprüft
werden sollen und daß zu Examinatoren auch höhere Ver-
waltungsbeamte sowie Lehrer der betreffenden Doctrin
berufen werden sollen. Auch solle die zweite Clausurarbeit
uur „in der Regel" einen Rechtsfall behandeln, daher
eine Arbeit über öffentliches Recht und Nationalökonomie
nicht ausgeschlossen sein.

Reuß.

— Wie die „Greizer Zeitung" meldet, unterliegt die
Bekanntgabe des Testaments des verblichenen Fürsten
Heinrich des Zweiundzwanzigsten noch dem Beschlusse
des Staatsministeriums und erfolgt voraussichtlich am
Mittwoch. Das reußische Staatsministerium prokla-
mierte am Sonntag den Erbprinzen Heinrich den Vier-
undzwanzigsten zum Landesfürsten, doch soll die Regent-
schaft für den geisteskranken Fürsten erst nach Eröffnung
des Testaments des Verstorbenen eingesetzt werden.


A«s der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der G r o tz h e r z o g haben
1. den Landgerichtsrat Raimund Scherer in Mosbach unter
Enthebung von seinem Amte als Untersuchungsrichter beim
Landgericht daselbst in gleicher Eigenschaft nach Karlsruhe
versetzt; 2. den Amtsrichter Ernst Mayer in Freiburg zum
Landrichter in Mosbach und zum Untersuchungsrichter beim
Landgericht daselbst ernannt; 3. den Oberamtsrichter Hernrann
Merkel in Offenburg in gleicher Eigenschaft nach Freiburg
versetzt; ferner den Oberamtsrichter Karl Frey in Bruchsal
auf 1. Mai dieses Jahres auf sein Ansuchen bis zur Wieder-
herstellung seiner Gesundheit in den Ruhestand versetzt; den
Sekretär beim Oberlandesgericht Heinrich Hptt zum
Amtsrichter in Bruchsal und den Referendär Dr. Theodor
Kalchschmidt aus Durlach zum Sekretär beim Ober-
landesgericht Karlsruhe ernannt.

Karlsruhe, 22. April. Der Großherzog empfing
heute Vormittag den Staatsminister von Brauer zu länge-
rem Vortrag. Zur Frühstückstafel kam außer der Kron-

Untersuchung nicht nur von hohem Jnteresse, sondern sie bereichert
auch unsere Erkenntnis auf einem sehr wichtigen Gebiete. Jndem
hier der Versuch gemacht wird, dem Gang der Vererbung geisti-
ger und körperlicher Eigenschaften nachzugehen, wird ein Gebiet
betreten, das noch nahezu unbebaut ist, obgleich es eine reiche
Ernte verspricht. Das Jubiläum des Großherzogs Friedrich,
das den Änstoß zu den genannten Untersuchungen gegeben hat,
erweist sich als öedeutungsvoll nicht nur in der Auslösnng
patriotischer Empfindungen, es hat auch den Anstoß zu wissen-
schaftlichen Lcistungen schätzenswerter Art gegeben, unter denen
der angezogene Aufsatz, als ein entschlossener Schritt in ein neues
Forschungsgebiet, besondere Beachtung verdient. Der Preis des
Werkes ist geheftet 2 Mk., gebnnoen 3 Mk.

prinzessin Victoria und dem Prinzen Gustav von Schweden
die Fürstin Sophie zur Lippe. Jm Laufe des Abends hörte
der Großherzog die Vorträge des Geheimen Legationsrats
Dr. Freiherrn von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.

Ausland.

Bclgien.

B r ü s s e l, 22. April. Der Brüsseler H a n-
delskammer ist auf ihr Gesuch an deu König um
Jntervention in der Krisis nunmehr eine vom Sekretär
des Monarchen, Carton Dewiart, gezeichnete Antwort
zugeangen, in der es heißt: „Se. Majestät weiß sehr
wohl, wie sehr die Unruhen, die wir beklagen, Han-
del, Jndustrie und allen Klassen der Gesellschaft geschadet
haben. Ordnung ist die Grundlage nicht nur der öffent-
lichen Freihsiten, sondern auch des nationalen Wohler-
gehens. Ein Land, welches dies vergäße und sich der
Anarchie überließe, hörte auf, ein zivilisiertes Land zu
sein. Die Regierung des Königs richtet ihr Auge feft
auf die Gegenwart wie auf die Zukunft, beobachtet streng
die konstitutionellen Regeln und hat die Pflicht, die
Politik zu befolgen, welche sie für die nützlichste für das
Wohl und die Ruhe des Vaterlandes hält."

Rußland.

— Zu den Vorgängen in Helsingfors fchreibt
die „Frankfurter Zeitung": Wenn schon das sonst so
besonnene und ruhige Volk Finnlands sich zu Ausschrei-
tungen hinreißen läßt, dann kann man sich sagen, daß
die Zustände unerträglich sind. Der Straßenkamipf,
welcher am 18. April in Helsingfors, der Hauptstadt
Finlands, stattgefunden hat, steht zwar in keinem Zu-
jammenhange mit den Ruhestörungen in den russischen
Städten, allsin die Ursache ist doch dieselbe: Willkür
der Regierungsorgane und Rechtlosigkeit der Regierten.
Finland hat eine geschriebene Verfassung, allein seit
Jahren ist dieselbe gebrochen worden und so ist auch das
Wehrpflichtgesetz ohne die Zustimmung der nach der
Verfassung allein zur Entscheidung berechtigten Körper-
schaften erlassen worden: daher braucht man sich nicht
zn wundern, daß die Finländer, denen nichts heiliger
ist als der Eid, sich gegen das verfassungswidrige Wehr-
pslichtgesetz anflehnen. Die Finländer sind durch die
Hetzereien der russischen Chauvinisten, denen die Regie-
rung in schwächlicher Weise nachgegeben hat, förmlich in
die Opposition gedrängt worden. Weil die Russen selbst
nicht stark genug waren, um dem Selbstherrschertum
Zugeständnisse zu entreißen, darum mutzte die Selbstver-
waitung in den deutschen Ostseeprovinzen und in Fin-
land vernichtet werden, damit auch diese vor den eigent-
lichen Russen nichts mehr voraus haben. So hat man
selbst da, wo früher strenge Loyalität herrschte, den
Geist der Rebellion geweckt, ohne datz das Russentum
davon irgend einen Vorteil hätte. Die Entscheidung
über die zukünftige Entwickelung Rutzlands liegt natür-
lich nicht in seinen Grenzprovinzen, sondern in seinem
Zentrum und dort scheint es augenblicklich stark zu gäh-
ren. Der Petersburger Verichterstatter der „Times"
behauptet anf Grund glaubwürdiger Mitteilnngen, datz
in den Gouvernements Poltawa und Charkow Ruhestö-
rungen ernstester Art stattgefunden haben, die vor etwa
zwöls Tagen auf dem Gute des Herzogs von Mecklen-
burg in Karlow begonnen haben sollen. Anfangs sei
es gelungen, die Ruhestörer mit Leichtigkeit auseinan-
derzujagen, am zweiten Tage strömten ihnen aber zahl-
reiche Bauern zu nnd die Lage sei so beunruhigend
geworden, datz das'persönliche Eingreifen des Gouver-
neurs von Poltawa geboten erschien. ZNit Hilfe des
Militärs sei die Ordnung wieder hergestellt worden,
aber erst dann, als das Haus des Herzogs von der Menge
geplündert worden war. Die Unruhen hätten sich seit-
dem weithin verbreitet und augenblicklich seien große
Distrikte der beiden Gouvernements in ofsenem Aufruhr.
Wenn es auch der russischen Regierung bald gelingen
mag, durch Anwendung von Gewalt im Jnnern wie in
der' Grenzprovinz Finland die Rühe äußerlich wieder-
herzustellen, so sollte sie doch die Bedeutung der SymP-
tome, welche in den allerorten ausbrechenden Ruhe-
störungen zu finden sind, nicht verkennen und durch un-
zweideutige Zugeständnisse an das nach größerer Be-
wegungsfreiheit strebende Volk die Gemüter schnell
beruhigen.

Afrika.

— Der „Birmingham Post" zufolge haben sich die
Bnrendelegierten in Holland in den letzten
Tagen bemüht, zu verhindern, datz ohne ihre Zustim-
mung der Frieden geschlossen wird. Sie haben sich an
Kuyper und Delcasse gewendet und haben versucht, vom
Haag aus an Steijn zu telegraphieren. Als alles dies
mißlang, schickten sie einen eigenen Emissär eiligst nach
Südafrika ab. — Diese Nachricht klingt wenig glaub-
würdig!

— Reuters Bureau meldet aus Standerton
vom 19. ds.: Louis Botha passierte an diesem Tage
Standerton auf dem Wege nach Vryheid, von wo aus er
sich weiter begiebt, um mit den Burendelegierten über
dic Ergebnisse der Zusammenkunst in Pretoria zu be-
raten.

AürMche Kochzeit in Keidelberg.

** Heidelberg, 23. April. Von den Feierlichkeiten an-
lätzlich der gestern hier vollzogenen Vermählung des
Prinzen Leopold von Jsenburg-Birstein
mit der Prinzessin Olga von S a ch s e n - W e i m a r ist nur
die kirchliche Trauung dem Publikum sichtbar geworden. Die-
ser anzuwohnen, hat sich die Damenlvelt, soviel die Jesuiteu-
kirche davon fassen konnte, nicht nehmen lassen. Manche Kir-
chenbesucherinnen blieben gleich nach dem Gottesdienst des
Morgens in der Kirche, andere begnügten sich, nur ein paar
Stunden vor derTrauungszeremonie in dem Gotteshaus zu er-
scheinen. Gegen halb 12 Uhr war nicht nur die ganze grotze
Kirche, die wohl gegen 3000 Personen fatzt, bis auf den letzten
Platz besetzt; auch vor ihr drängte sich eine zahlreiche Menge,
um sich die Auffahrt der Hochzeitsgäste anzusehen. Das
Fuhrwerk für die Hochzeit Ivar von Droschkenanstaltsbesitzer
Jakob Bentner geliefert.

Die Kirche hatten die Herren Atzler und Scheurer
schön geschmückt. Ueber dem Haupteingang war ein Baldachin
mit dem Spruch: „Die Liebe höret nimmer aufl" angebracht.
Kostbare orientakische Teppiche waren am Eingang und ebenso

im Chor vor dem Altar ausgebreitet. Auch der Weg, den dev
Hochzeitszug durch die Ktrche hiirdurch zurückzulegen hatte,
war mit einem Teppich belegt. Guirlairden aus Tannengrnn
mit lebenden Hhazinthen und Magnolien schwangen sich von
Pfeiler zu Pfeiler. Die Seiten des Chores waren in einen
Hain von Blattpflanzen verwandelt, die an den Altar gren-
zende Hälfte des Chores war durch die Kommunionbank,
welche mit Tulpenbeeten üesetzt war, abgeschlossen. Am Altar
brannten auf vergoldeten Leuchtern vierzig grotze Wachskerzen.
Wenn sie hell brennen, so bedeutet das Glück für- die Braut-
leute. Nun, es mag hier gleich gesagt werden, datz alle vierzig
tadellos funktionierten.

Ein Orgelspiel ging dem Eintritt dcs Hochzeitszuges
voraus. Als die Hochzeitsgäste beim Portal ausgestiegen
waren, ertönte, von einem Trompeter-Korps geblasen: „Gro-
tzer Gott, wir loben dich." Unter den erhebenden Klängen
dieses Chorals schritt der Hochzeitszng durch die Kirche zum
Altar hin.

Der Bräutigam, in der Uniform der 4. Kürassiere»
ging zwischen seiner Mutter, der Fürstin-Witwe bon Jsenburg,
Kaiscrliche Hoheit, und der Prinzessin Wilhelm von Sachsen-
Weimar. Die Brant wurde geleiter von dem Fürsten Jsen-
burg und dem Prinzen Wilhclm von Weimar. Es folgten:
Se. Hoh. Prinz Ernst von Weimar, mit Jhrer Durchl. der
Fürstin bon Jsenburg; Se. Exz. der Staatsminister Dr. Rothe,
als Vertreter Sr. Kgl. Hoh. des Grotzherzogs von Sachsen, mit
Jhrer Durchl. Prinzessin Karl von Jsenbnrg; Se. Durchl.
Prinz Karl von Jsenburg mit I. D. Prinzessin Alfons von
Jsenburg; Se. Durchl. Prinz Biktor von Jsenburg mit Jhrer
Durchl. Prinzessin Antoinette von Jsenburg; Se. Durchl. Prinz
Alfons von Jsenburg mit Jhrer Hoh. Prinzessin Sophia von
Weimar; Se. Durchl. Prinz Ferdinand von Jsenburg usw.

Die hohe Braut war in weißen Atlas gekleidet, das Braut-
kleid mit kostbaren Spitzen garnicrt. Der Brautschleier aus
glattem, weißem Tüll, bildete eine verhältnismätzig nicht
lange Schleppe, ein Myrthenkranz schmückte das Haupt; in
der Hand hielt Jhre Hoheit einc Bonquet aus Myrthen,
Orangeblüten und weitzen Kaiserin Augusta-Rosen.

Die Fürstin Mutter hatte ein taubengraues Seidenkleid
und ein schwarzes Cape angelegt, die Prinzessin Wilhelm von
Weimar ein Kleid von duftiger, hellblancr Seide, reich mit
Gold und Spitzen garniert.

Die Trauung wurde von Stadtpsarrer Wilms unter Assi-
stenz zweier Kapläne vorgenommen. Vor Beginn der Zere-
monie scmg die „CLcilia" das Lied: „Nun jauchzet dem
Herrn". Jn seiner Ansprache wies der Geistliche auf die Be-
deutung und auf die Pflichten der Ehe hin und sprach die
Hoffnnng aus, daß die Brautleute in ihrem hohen Stande
eine vorbildliche Ehe sühren würden. Beim Wechscl der Ringe
sprctch der Brantigam sein „Ja" kräftig und laut, das
der Braut war schüchtern und kanm vernehmlich. Zum Schlusse
der Zeremonie sang die „Cäcilia": „Die Himmel rühmen
des Ewigen Ehre", dann setzte sich der Hochzeitszug, diesmal
das junge Ehepaar voran, wieder in Bewegung, um die Kirche
zu verlassen.

Die hohen Herrschaften begaben stch nach öem Hause des
Prinzen Wilhelm zurück. Dort hatte am Abend vorher eine
Soiree stattgefunden, zu der die hiesigen Bekannten öes Palais
Weimar emgeladen wordcn warcn; ein kaltcs Buffet war gegen
11 Uhr serviert worden; die Mnsik hatten die 26. Dragoner
aus Ludwigsburg gestellt. Nach der Trauung war für die
Hochzeitsgäste eine Frühstückstafel bereitet. Jm Etzzimmer
stand eine Tafel von 12 Gedecken. Jn der Mitte der einen
Seite satzen die Neuvermählten, neben ihnen rechts der
König von Württemberg und die Fürstinwitwe von Jsenburg,
links die Königin von Württemberg und Prinz Wilhelm von
Weimar. Auf der anderen Seite, von links nach rechts ge-
rechnet, hatten Platz genommcn: die Fürstin von Jsenburg,
Prinz Ernst von Sachsen-Weimar, Prinzessin Wilhelm von
Sachsen-Weimar, der Fürst von Jsenburg, Prinzessin Kark von
Jsenburg, und der Statsminister von Rothe. Die Tafel war
mit weitzen Rosen und Maiglöckchen geschmückt. Das Serbice
bestand aus silbernen Tcllern. Die anderen Hochzeitsgäste
satzen an zwei Tafeln, die ebenso geschmückt waren. Die
Speisenfolge lautete:

6»viar 8t. llsiav- Non88sux ross

6oosowms

bsnris^powmss^tsrrs ^93 lluusotllulsr Lsrg ^nslsss

Mst äs bosuk L I'mllmts

6üuuä kroiä äs poulsts
8sIIs äs eüsvrsuil ivti
Luluäs — oowpots
Lspsrgss sn brsuolies
6Isoes aux kruits

1881.6bswbert!n
kowwsr^ et Ersno

krowsgs

vssssrt.

(Für Leser, die im Französischen nicht bewandert sind, be-
merken wir, daß Iruitss Forellen, 8sIIs äs obsvrsnii Rehrückeii
und ^.sxsrZss Spargeln sind. Das andere wird sich jeder leicht
zurechtreimen können.)

Jm Verlaufe des Mahles erhob sich Seine Majestät der
König von Württemberg und brachte einen Trinkspruch auf
das neuvermählte Paar. Die Tafelmusik wurde wiederuM
von dem Trompetercorps des 25. Dragonerregiments ausge-
führt.

Kurz nach 2 Uhr verließen die wnrttembergischcn Maje-
stäten sowie das neuvcrmählte Paar die Hochzeitstafcl und
Heidelberg.

Aus Stadt und Land.

Heidelbcrg, 23. Avril.

b. Der König und die Königin von Wiirttemberg empfingen
gestern bei ihrer Abreisc vor Abgang des Zuges am.Bahnhos
um 3 Uhr die Vorstandschaft des hiesigen Vereines „W ü rt^
tembergia" und unterhielten sich mit den Herren in
leutseligster Weise. Der erste Vorstand Herr Wilhelm Zeeb
hielt eine Ansprache und übermittelte Jhrer Majestät det
Königin ein prächtiges Bouquet, welches diesclbe huldvollst
dankend entgegennahm. Das Bouqet war in den Lippe^
Schaumburgschen Farben blau-rot-weitz gehalten, mit schwarz^
rotseidener Schleife, die cine Jnschrift trug. Der Schriftführe^
der „Württcmbergia", Herr E. Sünderhauf; der den beidest
Majestäten von früher bekannt ist, überreichte dem König die
Statuten des Vereins und einen Vereinsbericht, die Sein^
Majestät dankend entgegennahm. Bei der Abfahrt der Maj^
stäten brachte Herr Sünderhaus auf die Majestäten ein Zow
aus, wofür diese dankenö aus dem Wagen winkten.

** Anerkennung. Herr Musikdirektor Radig erhielt voü
Sr. Hoheit dem Prinzen Wilhelm von Weimar als Anerkei^
nung für das am Montag von dem städtischen Orchester de-
Hochzeitsgesellschaft im Palais des Prinzen Wilhelm dargee
brachte Ständchen eine goldene mit Brillanten besetzte Buse^
nadel mit dem Namenszug des Gebers.

** Französischer Bortrag. Der Verein badische^
Lehrerinnen wird Mitte nächster Woche den Freund^
der französischen Sprache und Litteratur Gelegenheit gebe0>
einen Redner zu hören, der hier vor etwa anderthalb Jahr^
mit dem grötzten Erfolge vor einem engeren Kreise über
vosts „Bierges fortes" gesprochen hat: Herr Professor B o o
 
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