Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0788

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
srLLIt ä!s LLLus rsiv, vslss vvä Zssuvä.

KLeine Zeitung.

— Wilhelm Busch hat jetzt an seine Verehrer und
Freunde, die ihm zum 70. Geburtstag gratulierten,
solgenden Dank gerichtet:

„Für die vielen Zeichen der Teilnahme bei Gelegenheit
Meines siebzigsten Geburtstages spreche ich hier meinen ver-
bindlichsten Dank aus — nicht ohne Verlegenheit; denn wenn
ich'zurückdenke an das, was ich war, so kommt es mir
fast vor, als ob ich es gar nicht gewesen wäre. Die Art,
!vie ich über die Peinlichkeiten der Welt ein wenig zu
triumphieren versuchte, ist nicht durchweg gebilligt worden.
Non Leuten, die den prüfenden Tugendblick lieber nach auhen
als innen richten, bin ich strengstens verurteilt. Man hat
Mich sogar, freilich, ohne daß ich bis jetzt was davon merke,
zur Berbützung meiner zahlreichen Fehler ins Kloster geschickt.
Äkanche dagegen wollten behaupten, ich sei zu schwach, um
die bösen Geschichteu allein zu machen. Solche aber, denen
ich längst zu lange gelebt, haben mich stotzweise seit fünfund-
zwanzig Jahren bereits tot gesagt. Wer mit seinen Kunst-
tindern bei Sonnenschein im Freien spazieren geht, mutz eben
erwarten, datz ihm allerlei neckisches Zeug um die Ohren
schwirrt —

Fortuna lächelt, doch sie mag
Nur ungern voll beglücken;

Schenkt sie uns einen Sommertag,

So schenkt sie uns auch Mücken.

Was thut's? Mir wenigstens hat die Verfertigung meiner
Sachen nicht blotz an sich schon Vergnügen bereitet, sondern
ich fand mehr als genug Beifall obendrein. Wilhelm Busch."

— Der „klciuc Cohn" ist tot! Man schreibt der
„Frankfurter Zeitung" aus Berlin, 22. April: Eine
heitere Frühlingskunde liegt in dieser Todesnachricht,
ünd von rechtswegen müßte die ganze Stadt sie dankbar
'begrüßen. Ein günsüges Omem das wir gern acceptie-
ren wollen! Nun ist es besiegelt, daß es mit dem Groß-
stadtwinter zu Ends gegangen: Der „kleine Cohn" ist ge-
storben. Jch brauche niemandem zu sagen, wer er
svar. Er war ein Berliner Sprößling, nehmt alles nur
'in allem. Er war der Straßenwitz der abgelaufenen
^ahreszeit. Ein Zufall hat, wie man mir diskret
rnitteilt, ihn auf dem Gesellschaftsabend einer sonst
durchaus guten Familie zur Welt kommen lassen, ein
Äoupletdichter hat ihn in seine Jndustrie übernommen,
Und Herr Thielscher im Thaliatheater war zum Kleinver-
schleiß, zu einer Art von kleinem Cohn-Hausierhandel
derurteilt, indem er allabendlich, wie man weiß, zum
Parkett hinabächzen mußte: „Haben Sie nicht den kleinen
Cohn gesehen?" Der Widerhall dieser Frage in der
Stadt war enorm. Die Heiterkeitsindustrie, dis iitz
Berlin so sehr entwickelt ist, nahm sich des Bermißten
tveiterhin an und vervielfältigte sich. Konkurrenzvorstel-
lungen entstanden in anderen Theatern, man stellte den
Gesuchten als endlich gefunden vor und die Postkarten-
händler der Friedrichstraße, die in den letzten Jahren zu
ben Kolporteuren des Volkswitzes geworden sind, sis
lvaren überhaupt nur mehr für Freunde des kleinenCohn
Zu sprechen. Eben diese Postkartenmänner haben jetzt
^en Trumpf aller Trümpfe gefunden, wie sie überhaupt
sich in der ganzen witzhascherigen Campagne als die
Tindigsten bewährten. Sie konstatieren den Tod unseres
urmen kleinen Freundes. Bei der großen Wassersnot,
w versichern sie mit Worten und dementsprechend illu-
nrierten Karten, kam er ums Leben. Was ist da zu
thun? Es hat keinen Sinn, ihn weiter zu suchen . . . .

— Tie Genosscnschaft „Deutscher Kellncrbund",
Union Ganymed, deren Geschäftsbericht pro 1901 uns
borliegt, besteht gegenwärtig aus 76 Sektionen mit 6098
Äkitgliedern. Die Gesamt-Einnahme an Beiträgen betrug
86 347,10 M. (mehr gegen das Vorjahr 14 870,71 M.).

Hiervon wurden der Hauptverwaltung in Leipzig
68 573,77 M. abgeliefert. Dem Bilanz-Abschlusse ent-
nehmen wir, daß ein Vermögen von 214 299,03 M.
vorhanden ist, wovon 94 361,33 M. auf das Spar-
einlage - Konto entfallen. Krank'engelder wurden
7066,34 M. und Begräbnisgelder 1150 M. ausgezahlt.
Der Verein besitzt ein eigenes Klubhaus in London, das
zur Heranbildung des Nachwuchses bestimmt ist, er un-
terhält ferner 32 Stellennachweise, die über den ganzen
Kontinent verbreitet sind. Me Statistiken der letzteren
geben ein interes.santes Bild über deren Thätigkeit. Der
Bericht betrachtet die am 23. Januar d. Js. erlassene
Bundesratsverordnnng zur Regelung der Arbeitsver-
hältnisse im Gastwirtsgewerbe nur als eine Abschlags-
zahlung, da diese weit hinter dem bekannten Gutachten
des Reichsgesundheitsamtes zuriickbleibe. Die Durch-
führbarkeit der von dem Kellnerbund aufgestellten For-
derungen sei nicht zu bezweifeln.

Lttrerarisches.

—8 Die neuerlichen Studentenunruhen in Rutzland und
die Ermordung des russischen Ministers des Jnnern durch
einen Studenten giebi uns Veranlassung, auf eine Schrift
hinzuweisen, die die Zustände in der russischen Studenten-
schaft, das Leben und Treiben in derselben und damit zu-
gleich das Lebcn der russischen gebildeten Welt höchst anschau-
lich und spannend schildert. Es ist von einem Mann ge-
schrieben, der selbst Deutsch-Russe ist, in Dorpat und Moskau
studiert hat und die russischen Verhältnisse aus eigener An-
schauung kennt und meist Selbsterlebtes, nicht aus zweiter
Hand Berichtetes, schildert. Der Titel lautet: „Russische
Studenten." Ein Beitrag zur Geschichte der revolutio-
nären Bewegung in Rutzland von Erwin Bauer. Ver-
lag der Graser'schen Buchhandlung, Annaberg. Preis 2 Mk.
Der Verfasser schildert das wachsende Wlerden der Studenten-
bewegung, seine Auswüchse und Jrrtümer, wie die Mittel,
mit denen die Bewegung bekämpft werden soll. Das Buch
enthält ferner eine Lbersichtliche Zusammenstellung der Tol-
stoischen Angelegenheit.

—Z „Das alte Schlotz", Gedicht, von Fr. Tra u tz, für
Männerchor von K. Göpfart, op. 85. — Zu den Er-
scheinungen, welche auf dem Gebiete der Kunst in den Fest-
tagen der Grotzherzogfeier veröffentlicht wurden, gehört auch
obengenannter im Verlag von R. Neumann in Pforzheim
herausgegebener Männerchor. Das „Schlotz Baden" ver-
herrlichende Gedicht hat in dem/bekannten Tonsetzer einen vor-
irefflichen Bertoner gefunden, der zicmlich schwierige Chor
klingt wirkungsvoll und ist geschickt gesetzt, wenn er auch
rhythmisch und harmonisch etwas bunt ausgefallen ist. Doch
dürfte er in seiner stimmmungsvollen Fassung und seiner er-
hebenden Tonsprache bald anspruchsvolleren MLnnerchüren
eine willkommene Programmnummer/ werden.

—K Eine herzliche Würdigung des Grotzherzogs Friedrich
von Baden zu seinem Jubiläum bringt die soeben erschienene
Nummer von „lleberLand und Mee r", begleitet von
dem neuesten Porträt des erlauchten Jubilars nach einer
Spezialausnahme für die beliebte Familienzeitschrift. Auch
sonst ist diese Nummer reich an Erinnerungen aus dem
badischen Lande. Wir finden ein künstlerisches Tableau,
das die Residenzschlösier des Grotzherzogs und Ansichten daraus
wirkungsvoll vorführt, ferner einen von vielen Jllustrationen
begleiteten Artikel über die Elzthalbahn, die dem Touristen,
und' denen, die eine lauschige Sommerfrische suchen, eine Reihe
bisher wenig bekannter Schönhciten erschlietzt, ferner — nach
Georg Schöbels Gemälde — ein humorvolles Jdyll aus dem
badischen Schwarzwald. So ist ein grotzer Teil dieser Num-
mer dem Lande Baden und seinem ritterlichen Grotzherzog
gewidmet, dem ein so ruhmreicher Anteil an der Neugestaltung
unseres deutschen Vaterlandes gebührt.

Verlosmigcn.

Stadt Lüttich IVO Fr.-Lose vom Iahre 1897. Ziehung
am 19. April. Auszablung am 1. September 1802. Gezogene
Serien: Nr. 2885, 4877, 4967, 8582, 10 658, 12 474, 19 907,
22 317, 22676, 26 513, 26 840, 28 305, 30 880. tzauptpreise:
Serie 26 840 Nr. 14 100 000 Fr., Serie 22 676 Nc. 8 2500 Fr.,
Serie 8582 Nr. 16 1000 Fr., Serie 22 676 Nr. 16. Ser. 26 513
Nr. 23 L 500 Fr.. Serie 2885 Nr. 1. 5, 6. 21, 24, Serie 4967
Nr. 3, Ser. 8582 Nr. 7. Ser. 12474 Nr. 4, 10, Ser. 19 907
Nr. 2, 6, 10, 19, Ser. 22 317 Nr. 3, Ser. 22 676 Nr. 2, 6,
Ser. 26 840 Nr. 4, 6, S. 28 305 Nr. 15, Ser. 30880 Nr. 16 L
150 Fr._

Verantwortlich für den redaktionellen Teil K. Montua, fm den
Jnseratenteil Th. Berkenbusch beide in Heidelberg._

Gegen Schnupfen htlft Forman.

HstnUÖdeLksLirilL u.
LiiLslsolirsiLvrsl von

in

LtLblisssillent sllereisteii Rsrixes.

8ro,»Il. Nesslsclivr Lslserl. Nasslselivr No0ioe«r»nt.

e »<»» ^>>»»>eell:i»rieri>,i»>ce».

tVuiiscli Iisstsiilose Iliitsrdreituiiß uisiuer Iluupteolieetiou.

LtovIrkSLiL«, slilvoLLv

Linrioiitungsn.

L4m.t«»Liii>ix8 nnostKeverliem»^»»!»

smMstüt:

^ckls Hsulisibsn nuk cksm 6sdl>its clsr> InnsncksllorLtjon.

llrössts Ilustvabl in

llosd^eits-, iilick llbrsu^sssiisnlro».

Liiligs, absr kssts Lrsiss. 4.llkmsrLsalng Lsckisnllng.

M. kkr. k»«8, LvlläitorvL, ÜMpt8tr. M,

Hiiaisn: 8opklsnsti-as8s >3 nnck koki'daohsesti'asss 2,

näoiist cksm Illltinüok nnck cksn LiinlLsn.

üussoliank von Xafso, Ilioo, Okooolsllon, Oavao. 8ül!«oins.

lüngl. Lnobsn. — kaststoüsn. — Lrlrisoüungsn.

ILvnsvvvslovivti«» «Lvv

üsiäsibsrg, lüsstsrstrasss 7.

Vollstänckigs LllsbUänng ia ailsn tüsorstisobon nnck praküsoitso
Läoüorll cksr Uusüc. Orsmatisobsr klntsrrioüt nnck itslisnisoks
Lpraobo. Obsr-, Nittol- rmck VorbsrsitlloMbiasssll.

Orvbsstsrübllngsll, Oborgssslls kür Oamsn uock Ullsücgssobiobts.
I'rospsbts kranko ckurob ckis Oirsktion

Otlo SosIlA. Hsloi-Iott rLool.

Olrr^Z^LirrLkirrr

Lsuptstr. 146 Islspbon 538 Llauptstr. 14g

Hrsts8 linä ZrÖ88t68 Lps^ial-Osseliäkt:.

XonteIrtion8kLU8 Lül- vamon unü Mäüoksn.

tirösstv ^lll.-nrabi m «sagnsttss, Oapes, Vameu-, Llncker» nnck
Lexenmbntsln, Oostllmes, Aorxsnröoken, Oostllmesröokoil,
Hlltsrrövkoll unck Lloussll.

'rLso r

7r>Lool

Haupl8tl'L886 116 — Islspkov 3.

smpLsbit ssinsll ckirskt kocogsnsll

OIrrWG8r!8GLrGLr Vlrv«

nsllsstor Ilrnto, voo vorrügliob rsinsm Ossobmaok.

Weingroßhandlimg,

Heidelderg,

- Telephon401. -

Vortetlhafte Bezugsquelle für
fälzer, Rhein-, Mosel-, und bad. Weine, weiß und rot,
Schaumweine - Südweine.

Proben und Preislisten frei.

i. F. SHMlKklt,

P

Jn Herren- und Damenkleidevstoffen,

vom einfachsten bis zum elegantesten Genre, unterhalten stets
großeS Lagsr

Welier L Langeneckert,

I3S

smpLsblt ssin löagsr ill

Oislslölllsr t-sinsn llllck NaibisillSll kür Iisib- Ullck Lsttiväsobs»

kielöfelller lasollvnlüolior kür vam 6 ll Ullck 8 6 rr 6 ll,
Oielokelller lisvkiüolior, 8orviotten uwL «ancltüotlsr

2n Origillai-Iüstsllprsissll.

vamast-, kiseli- unck Ilu-e^eilecüe, karbigs liseinieeken unck
lisebiänker; sbsnso LüsttsnvväsQtts gsclsi' TVr-t.

I'ril llr. 8o!!mi«It

M tlie Leser!

Beschwerden über nnpünktliche Zustellung des

Blattes bitten wir sofort unmittelbar an uns richten zu
wollen.

Expedition der Heidelberger Zeitung.

Kohlkiüilfttmg bkir.

DieLieferung von 10000 Zentnern
AwaschenerRuhrflawmnnßkohlen bester
^-lualität Nuß I Korngröße 60/80 mm
wll im Submissionswege vergeben
^erden.

Die Lieferung hat mit lOOO Zentnern
^bl 15. Mai, mit 1000 Zentnern
Km 1. Juni d. I., im Uebrigen auf
^bruf frei Schlachthof veidelberg zu
Kfolgen und muß längstens bis
April 1903 beendet sein.

^Angebole sind unter Angabe der
^eche bis zum 1. Mat d. I. anher
^Nzureichen.

Heidelberg. den 15. April 1902.

- Die Berwaltung

städt. Schlacht- u. Biehhofes
_Zahn._

Z« verkaufen

halbe Stunde von hier an
Bergstraße und Haltestelle ge-
Egen, cine Villa mit 6 Zimmern
^d Küche, Vorgarten mit Spring-
?Unnen und 5 Ar Obst- und
^emüsegarten um den Preis von
>2 500 sehr günstige Zahlungs-
°Edingungen. Zu erfragen bei
^vseph Böhl, Uferstr. Nr. 7,
Heidelberg-Neuenheim.

Aunges Mädchen

Fxau aus Neuenheim oder
Midschuhsheim für häusliche Ar-
unter Tags gesucht.
Neuenheim, Bergstr. 58.

Reiche Auswahl in

Büffets, Vertikows, Pfeiler-
schränken, Bücherschränken,
Spiegelschränken.
Gallerieschränke, Chiffoniere,
Nähtische, Schrcibsekretaire,
Schreibtische u. Schreibpulte,
Bücher- u. Noten - Etagere.

Gebr. Vreitwieser,

Möbelmagazin,

Schloßberg 2, Klingenthor.

Prima

Rin-steisch,

das Pfund 64 Pfg., empfiehlt

Chr. Frank, Metzgermeister,
Bahnhofstraße 9.

Wenn SLe

Jhre Stiefel oder Schuhe in feinstem
Stile fchnell, dauerhaft und zu deri
billigsten Preisen gesohlt und gefleckt
haben wollen, so tragen Sie dieselben
nur in die Schnellsohlerei von

Ernft Lüllig,

Ingrimstr. 18.

« eonum-llsckre«

nousstsr ^orm

svsrägll ulltsr Osralltis sllssksrtigt

Vut«rv8tr»88« tl, II. 8t.


-^üksrtiAiiilA urlä IiaZsr moäsrnsr

Möbel u. vekoralionen.

kügsns fabrilc, löiolign-öul'oau, 8olii'oinoi'-, lll'ölioi'-, llllllllauoi'
unä k'olstov-V/ol'Icstäkto.

8tots hisuüvitoii.

In^rtmstrsss« 8—10.

lebrt Hllgl m 2 Larssll L 35 Ltllackgll.
—- kralrt. Nstboäs. — Oollvsrs. v. ck.
3. 8tllllcks. — l?rima-ksksrsllrsll rmä
Lrkolgs. LIK. 1. nklastse«, 2vckllgsrstr. 6.

tliitsrrioüt naosi siorvübrtor
Uotboäs. Lonvsrs., Xorrssp.,
I>ittorutur. Rasoüsr DrkolA in
kürrsstsr 2sit. kiima 2suA-
uisss. Nir. 1.— pro 8tuucis.
Or. pbil, Z. 0. L.,
Hlltsro Hevbarstrassv 96 II.

Die vorgeschriebenen

Nechnungsformulare

für die Großh. Bad. Eisenbahn-Verwaltung

sind wieder vorrätig in der

Kkidtldtt-tt Verligsmliilt«. Akilckttti

Wrniug L Kerkenbusch).
 
Annotationen