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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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Dicnstaa, 29. April 1902. iKrstes BlaLt. 44. Jahrqanq. — ^ 99.

E rschcint tüglich, Sonntags ansgcnovmien. Preis vüt Familienblüttcrn monotlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei dir Expedition nnd den Zweigstellcn abgeholt 46 Psg. Durch die Post bc-

zogen vierteljührlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: 10 Psg. für dic Ispaltige Petitzcilc oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiestge Geschüfts- und Privatanzeigen ermützigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebcnen Tagen wird keine Veranlwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den stüdt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Mom Wegierungsjuviläum des Kroßyerzogs.

Dic vou der Heidelberger Studentenschaft
dem Groszherzog überreichte künstlcrisch ausgestattete Adre s se
har folgendcn Jnhalt: „Allerdurchlauchtigstcr Großhcrzog!
Gncidigster Fürst und Herr! Am Gcdenktage fünfzigjährigen
landeshcrrlichen Waltcns jubeln Eurcr ziöniglichcn Hohcit die
juugcn Bürger dcr Ruperto Carola bewegten Hcrzcns zu.
Gleichwie die Hoehschulc dcn Hörern ohne llnterschied ihrer
Beheimatung dic Lehren der Wissenfchaft austeilt, so sind anch
>vir Studicrcnden, Landcskinder und Söhne des grötzeren
Vaterlandcs oder der fremden Nationen, unterschiedslos ver-
cint in der Freude und Gesinnung des heutigcn Tages. Den
gchäusten Segcn dcr Regierung, welche soebcn ihr halbes
Säculum vollendet hat, in den Blick der Gcschichte fassen
zu wolleu, geziemt dcr Jugend unserer Jahre nicht. Wir brin-
gen unscren ausrichtigen Dank dem güngen und erlauchten
Rector magnisicentissimus entgcgen-, lvir erhcbeu unsre Fahnen
Und Schlägcr zu dcm weltgeschichtlichen Fürsten, der vor ein-
Unddreitzig Jahrcn als Erstcr das dcutsche Reich und den
Kaiser begrützt hat, zu dem verdienstvollen Eckpfeilcr der
grotzen Thatenzeit, welchen in seiner Kraft geschaut zu haben,
dic grotze Erinnerung unseres eigencn Altcrs bildcn wird.
stnd in Ehrfurcht und herzlicher Liebe bringcn wir mit den
Uinigsten Grützen unscre redlichsten Wünschc für Eure König-
!iche Hohcit dar. Eurer Königlichen Hoheü getreueste Heidcl-
berger Studentenschaft. R. 8., am 26. April 1902." — Die
Ädressc, welche Professor Dr. Hcyck zum Verfasser hat, be-
Iteht aus zlvei von dem Heidelberger Maler H. Hoffmann
ungefertiglen Kunstblättebn, deren crstes das Schloh in Früh-
nngslandschaft darstcllt und das zwcite den Wortlaut enthält.
wic bazu gehörige Mappc ist von dunkelbrauuem Lcder und
Rif der Vorderscile reich mit kunstvollem Lederschnitt (Hand-
^rbeit) verzicrt. Fn dcr Mittc ist ein junger Scholast dar-
^estellt, der knieeud ein Dokument überreicht. Ucber dieser
'tigur sind in schöner Schrift dic Worte angebracht: „Huldi-
Vlng der Hcidelberger Stiidcutenschaft", unter der Figur dic
stahreszahlcu 1852—!902. Am Kopfe der Mappe befindet
!A in dcr Mtte das badischc Wappen, unten das Wappen der
^tadt Heidelbcrg, links dcr Zirkel der Ruperto-Carola. Das
Aanze ist von Eichenlaub und Lorbeer umrahmt und durch
iftiie rciche und prachtvolle Ausstattung, ohne indes übcrladcn
sein, ein wirkungsvolles Kunstiverk.

Der Sonutag Vormittag ivar wic schon kurz gemeldct,
^Nipfängcn politischen Charakters gcwidmet.

Namens des Ministcriums hiclt Staatsministcr von
^rauer folgende Ansprachc au dcu Grohherzog:

„Eurc Köuigliche Hoheit wolleu mir gnädigst gestattcu, im
naiuen des Staatsministcriums und dcr gesaintcu Beamten-
''haft nnscrc uuterthäuigsten treugehorsamsten Glückwünsche
E» dem bcdcutungsvolleu Tage des goldenen Hcrrschcrjubilänms
? Chrfurcht darzubringen. Tiefbewegt steheu wir vor Eurcr
^iiiglichen Hoheit, eiugcdenk dcssen, was Allerhöchstdieselben
50 Jahreu ciner gottbeguadetcu, reichgcseguetcn Regie-
L»ig für Badcn gethau habcu, eingedcnk auch dcsscn, was
dUr'c Königliche Hohei^in eiuer grohen Zeit als Mitbegrüuder
Reichcs und scitdem als dcssen weiser Berater für unscr
^saintes deutsches Vatcrland gcleistct habcn. Vieles hättcu
i'ü auf dcm Hcrzen, was heute mächtig uach Aussprache
.!-Äigt — auch vou uusercr Seite, die wir dic seltene Rc-
?!irungskünst Eurer Königlichen Hoheit als lcuchtendes Vor-
Vd täglich vor Augcn haben. Aber dcn Rätcn der Kronc
?^wt cs. nicht zu vergesscn, welche Fülle von Liebe und treucr
?UIdigung Eure Königliche Hoheit in den solgendcu Stnnden
?d Tageu cntgcgennehmen zu wollen. Wir Ministcr haben
heutc zu bescheiden und die Zeit und das Wort dem Lande
^ lassen, das in zahlrcichen Abordnungen freudig zur Hul-
ZUng hierher gceilt ist. Wir legen daher kurz und schlicht
was uns bewegt, in das eiue Wort: Gott erhalte und
l-Hr-me auch fernerhin Eure Königliche Hoheit und Aller-
^lstdero Erlauchte Gemahlin und das Grotzherzogliche Haus.
j Die Erwidcrnug des Grohherzogs auf die Ansprache
^ Staatsministers v. Brauer lautete:

„Jch dankc Jhncn von gauzem Herzen, ich darf sagcu sür
üdes Wort, das Sic im Namen dcs Staatsmiuisteriums
^sprochcn habcu. Jch kann sagen, Sie haben mir ein
T»tes Zcngnis ausgestellt, uich darauf lege ich grohcn Wert,
°e>m Sic bringen das zur ^-prache, was ja cigentlich das
^chwcrste in diescr Thätigkeit ist; eiuigermahcn zu befric-
"igen. Jch dauke Jhncn alleu aus dem tiefsteu Gruud
^eines Herzens, für Jhreu Beistand, für Jhre Hilfc, die
.»riu bestcht, datz Sie mir bei allen Gclcgenheitcn das
!?gen, was Sie für das Richtigc, das Wahre, das Nüb-
Me haltcn, ohne Rücksicht baraus, ob eine vollc Ucbercin-
erwartet werden kann oder nicht. Und darauf
°ge ich'den grötzten Wert. Jch schliehc auch darmi die
; eberzcugung, datz eiue volle Ucbcreinstimmung durch eiuc
Nche Aussprache meist erreicht wird, und diesc Ucberein-
n^nnung beruht immer darin, datz ich durch meine §r--
fthruiig tief überzeugt biu, was es heiht, mit geivisscn-
l'llteii'Mäuuern cs zu thun zu haben, die uur der Pflicht
!i>en, nur des Wohls dcs Laudes eiugedenk siud, »ur das
Allii, woraus eine rechte Entwickelung des Laudcs eut-
s.Üiigt. Dah ich Jhucu dies alles danken darf, ist ein
erhebendcs und wohlthuendes Gcfühl. Es liegt mir
?»an, datz Sie diese Sümmung teilcn nnd dic Uebcr-
k'lguug haben, dah cs mir gelungen ist, dieses Verhältnis
? crhalten. Sic wisscu, datz dies uur immcr vom Ver-
stRicn abhängt und ich halte naeh mciner laugjährigcn Er-
s?Rung darau fest, datz dicses versönliche Veistrauen die
^Undlagc unseres Vcrhältnisscs bildet. während dasjenige,
in dcr Ocffentlichkeit ausgesprocheu wird, was man die
^fentlichkcit neunt, mit Vorsicht aufzunchmen ist, darum
die endgiltigc Entscheidung doch iu dcm liegeu, was
2,.eben ausgesprochen habc und das wollen wir festhalien.
^fzcpräsident Graf Bodman verlas die Adresse der
g!) Kammer.

Grohherzoq erwiderte:

^.Sehr daukbar für dic Verlesung der Adresse, mutz ich
Ren herzlichstcu, wärmsten Dank ausdrückeu, ziiuachst

sür die Worrc, die du (zu Priuz Karl gcwcudet) im Namen
der Kammer an mich gerichtet haft. Mochtc es dir noch lange
möglich sein, das Präsidium zu führen. Jhncu. ineine
Herren, sage ich noch gauz besonderen Dank für allcs, was
dic Erste Kammer untcr dem Präsidium meines Bruders
an liebevoller Gesinnung, an ircuer Anhänglichkeit nnd mi
allem dem, was dazu führt, gcgensciriges Vertrauen zu
stärken, mir heute ausspricht. Jch dars lvohl sagen, die
Adresse enthält viel zu viel Lob sür das, Ivas von meiner
Seite hat geschehcn können. Jch möchte es dahin ergänzen,
dah nur durch ein festes Zusammcnwirkcn aller jlraftc im
Staat es möglich isl, das Gure was mmi wünscht, durchzu-
führen. Datz das bei mir und bei der Ersten Kammer der
Fall war und ist, ist für das Land von grotzer Bedeutung.
Sie haben immer nur daS Jnteresse des Landes im Auge
gehabt. Dieses Jnteresse stcht Jhnen höher als alles. Mein
herzlichster Wunsch ist, dah es Jhneu möglich werden möge,
in Jhrer Thätigkeit in der Kammcr diejeuige Besricdigung
zu erlangen, die sich immer wicder ergiebt, lvenn man, lvenn
Sic mir den Ausdruck zu Gute hallcn ivollen, treu seinen
Pflichten lebt. Pflichten sage ich, dcnn alles, lvas mir auf-
erlcgt wird, ist uach meiner Auffassung nur treue Pficht-
erfüllung. Trachten lvir darnach, in dieser Weise auch ferner
zu wirken. Jch sage den Rcpräsemanten der Ersten
Kammer meinen wäriusten Dank sür dcn Ausdruck Jhrer
wertvollen Gesinnung.

Hieran schloh sich der Empfang ciner Deputation
dcr 2. Kammcr, deren Präsident, Herr Oberbürgermeister
Gönner-Baden-Badcii, unter Darbringung der Glück- und
Segenswünschc der 2. Kammer cine Adressc der letzteren
verlas:

„Durchlauchtigstcr Grotzherzog! Guädigster Fürst und
Hcrr! Euerer Königlichcn Hohcit ist das hohe Glück be-
schiedeu, in dieseu Tagen auf 50 Jahre einer ruhmvollen
und reich gesegncten Regicruug in unsercr teuren Hciniat
zurückzublicken.

Mit inngem Dank gcgen Gott, dessen Gnade während
so langer Zeit über dem geliebteu Haupte unseres Landcs-
sürsten sichtbar gewaltct hat, sciern wir Badener dieses
wichtige Ereignis im Leben unseres durchlauchtigiten Grotz-
herzogs und es ist der Vertietung des badischeu Volkes eiu
lvahres Herzeusbedürsnis, bei solch hocheri-cnl'ichem Anlatz
Zeugnis von dcn Gefühlcn unwandelbärer Licbe uud
Trcne abzulcgen, die jeder Badcncr Euer Königlichen Hoheit
aus warmen Herzen entgegenbringt. Es wurzeln diese Ge-
fühle nicht allcin in der Anhänglichkeit mi unser ange-
stamnites erlauckstcs Herrschcrhaus, sondcrn auch in der fest-
bcgründeten lleberzcugung, dah wir in Eurer Königlichen
Hohcit eincu der vcrehrungswürdigstcn Fürsten besitzeu, die
jc eiuen deutschen Throu gcziert habcn. Jn ernster Zeit zm
Regieruug des Landes bcrufcu, haben Allerhöchstdiesclben
desseu Entwickelung in glücklichc Bahncn zu lenken gewuht.
Vicle der Errungeuschafte», dic das letzte halbe Jahr-
hundcrt uuserem Volke auf geistigcm wie auf wirtschast-
lichcm Gebiete gebrackst hat, haben wir der verstäudnis-
vollen und thatkräftigen Jnitiativc Eurer Königlicheu Hohcit
zu verdanken. . Eine ganze Rcihe bedeutsamer Vorgänge
in dcr Gesetzgebung wie iu der Vcrwaltung des Landes,
wie sich solche in dcu letzreu Fahrzehnten vollzogen habcn,
hat zur Hebuug der Wohlfahrt dcs Bolkes krastvoll bcige-
tragen und iveir über die Grcnzen dcs Badencr Laudes
hinaus Beackituug uud Nachahmung gefundcn. Das herr-
lichste Ruhmesblatt iu dcr kleschichte der Regicrung Curer
Königlichen Hoheir wird abcr alle Zeit das unvergänglichc
Verdienst sein, welches sich Allcrhöchstdiesclben iu lang-
jähriger, unermüdlicher Arbcit uud in selbstloser, opfer-
williger Hingabc an den nationalen Gedanken um die po-
litische Einigung unseres grotzen Vaterlaudcs und um die
feste Eiufügung Badens in das deutsche Reich ccworben
habeu. Dem weiscn uud gerechten Herrscher, der jedem
seincr UuterthauP. ciu gläuzendes Beispicl rastloscr und
gcwisscnhafter PDchtcrfülluug giebt, dem treucn Schirm-
herru vou Recht uud Gcsetz, der die verfassungsmätzigen
Rcchtc seines Volkes hochhält, dem hochherzigen Fürsten,
der im Verein mit sciner cdlen Gemählin alle wohlthätigen
uud gcmeinnützigen Bestrebuugcn beschützt und fördert, dem
vielgeliebtcu Vater des Vaterlandes huldigt Badcns Volk
und dcssen Vertrciuug auf's Ncue. Ju nie erlöschcnder
Dankbarkeit uud Treue verciuigt uns Alle der herzliche
Wunsch: Gon erhalte Eure Königliche Hoheit noch lange
in Kraft und Gesundheit dcm Vatcrland!

Jm Namcn dcr unterthänigst, trcugehorsamstcu Zweiten
Kammer dcr Ständcvcrsammlung der Präsidcut, die beiden
Vizcpräsideuten und Sekretärc.

Karlsruhc, dcu 25. April 1902.

Der Grotzherzog erwiderte:

„Zunächst empfangen Sie meinen Dank für die in Jhrer
Ausprache uud iu Jhrcr -ldresfc mir entgegengebrachten
freuudlichen Gesinnuugen. Jch erkenne dariu dic Dankbar-
keit, Treuc und Hingebung, die Sic mir in so vielen Fällen
kund gegebcn habeu uud dcr Sie hicr eiueu so schöneu uud
warmen Ausdruck verlieheu habcu. Sie haben iu Jhrer
Adresse eiuen Rückblick gethau auf die Zeit dcs Begiuns
meiner Regieruug. Jch folge diesem Gcdankengang gcrn,
umsomehr, als es ciue Zeit war, die mir die Möglichkcit
gab, dcn Staat wicder auf seiue eigentlichen Grundlagen
zu stellen, mit Hülse scines Laudtags. Jch erkcnne das
mit besonderer Dankbarkcit au, weil iu dcr That dic da-
malige Zeit derart war, datz uur durch eiu fcstes Zusam-
menwirkeu aller Tcile dicjcnigc Ordnung uud Gestaltung
dcr Verhältnisse errcicht wcrdcn kounte, die zum Scgcn
des Laudes werdeu sollte. Datz dann lauge Jahre ver-
gangen sind, in dcnen dicse Ileberzeuguug immer wiedcr
von neucm zum Ausdruck kam, und dabci doch fortschreitcndc
Gedanken ihreu rcchten Platz gcfunden haben, das sagt die
Gcschickitc. Jch. brauchc das nicht näher darzulcgeu. Aber
ich crwähne es aus dcm Grunde gcrne, weil wir auch heute
in fast der Lage sind, immcr wieder sageu zu müsscn,
trachtcu wir, die Gruudlagcn des Staates auf der richtigcu
Basis zn erbaueu uud HLteu wir uns vor Allem, was

uns Alle bedroht. Zu dcm, was erhalten werden mutz.
zähle ich in crster Reihe dasjenige, was lange Jahre vor
nicincr Regierungszeit gcschaffen wurde: die zur rechten
Zeit gegebene Verfassung des Landes. Dicse Grundlage
ist es, welche ich crhalten möchre, dah es nötig ist, die
Grundzügc dcrselbcn nicht anzugreifen, das ist, glaube ich»
unscre gemciusamc Aufgabe, und ich glaube und weiß, datz
wir uuL iu Uebereinstimmuug befinden, wemi ich mich
Zhrcr Niitwirukng bei dieser Ausgabe versichert IMe. Möchte
es Jhnen vcrgönnt sein, meine Herren, dah Sie stets die
Jntcresscn des Landes hoch halten, diesen Jnteressen ent-
sprechend Jhre Thätigkcit durchsühren und dic Rcgierung,
soweit es möglich ist, iu ihrem Streben untcrstützcn. Jch
vertraue darauf, datz das der Fall sein wird und bitte der
.itammer meinen hcrzlichcn Dank für den schönen Ausdruck
ihrcr Gesimiungen zu übermitteln mit den trcuestcn Wün-
schen für das Wohl Aller, die an dem Landtag teilnehmen»
um die Jntcrcssen dcs Landes richtig zu bertreten.

Gleich darauf empfing Seine Königl. Hoheit der Grotz-
hcrzog dcn Erzbischof v o n F r c i b u r g, dcr in Beglei-
tung der Domkapitulare Dr. Otto uud Schenkh erschieu. Der
Erzbischos sagtc Folgcndes:

„Jm Namen dcr Kirchcnbehördeu und dcs ganzcn Klerus
habe tch dic Ehre, die Glückwünsche auszusprcchen, dic das
ganze Laub erftillen. Wir dankcn Eurer Königlichen Hoheit
)ur ,o autzcrordcntlich vieles Gute, was uns im vcrflossenen
halben Jahrhundert zu Tcil geworden ist. Wir dankcn sür
die vätcrliche Licbe, die Sic unseren kirchlichen Angelegenheiten
gcwidniet haben. Wir haben heute Früh vom' Altarc der
Kirchen noch dcn liebcn Gott inbrünstig gcbeten, was wir
nicht vergclten können, das wolle Gottes Allmackst vollenden
Es giebt Niemaud, dcr Eure Königliche Hohcit trcucr, und'
mit größerer Licbe, mit größerer Ehrfurcht crgcbcn ist, als
die Kircheubehördcn, dcr Klerus. Wir wünschen von Herzeu,
datz Gottcs Weishcit uud rciche Güte uns noch viele Jahre ge-
statten möge, Eure Königliche Hoheit als unseren Fürstcn zu
besitzen. Dauu dankc ich für dic Dekoration, dic Eurc König-
liche Hohcit dem Erzbischof und damit dem ganzcn Bistum
zuerkännt haben und ganz besonders dafür, batz ich dicse Ge-
sinnungen heute persönlich ausdrücken darf."

Der Großherzog antwortete:

„Vou gauzcm Hcrzcn bin ich dankbar, datz Sie hierher
gckommeu sind, um hier so licbebolle Gesinnungeii auszn
sprechcii. Jch kann uur wünschen, datz Jhre Thatigkeit auch
küuftig eine rccht gesegncle sein möge, daß es Jhncn mehr
und mchr gclingt, dic rcligiöse Gesinnung in dcr Bevölke-
rimg zu stärkcn und zu bcfesftgen, um dadurch die schönste.
tiefste und festeste Grnndlage zu schaffcn für das Staats-
lcbeu. Persönlich danke ich Jhneii für allc frcundliche Ge-
sinuung, die Sie mir allc Zcit dargebracht haben und
hoffe, datz wir auch küuftig in guter Harmonic wciter ar-
beitcn werdeu. Vermitteln Sie mciiieu Dank dem qanzen
Klerns.

Mittags wnrde das Komitee cmpfangeu, das die I n b i-
läumsspcnde abgab. Der G r o tz h e r z og dankte für
die Gnbc mit solgcnden Worten:

„Meinc Hcrreu, ich dauke Jhnen vielmals. Sie werden
mit mir empfinden, datz bei ciner Gelegenheit, wie
die, wclchc sich in diescm Augenblick ereignet, vor Allem
eiucs znr Sprache kommcn muß von meincr Seite. Jch
würde kcine genügcndcn Wortc findcn, um den Dank aus-
zusprechen, sür Jhre Gabe, wenn ich nicht damit begin-
nen würde, zu sagen, ich danke Gott vou ganzcm Herzen
und aus ticfster Seelc dafür, datz er mir vergönnt hat.
so langc Zcit thätig zu sein. Nur durch die Hilfe, die
cr mir gewährt hat, ist es mir möglich gewcscu, eiuigeS
zu lcistcu, nnd meiucn Pflichten zu cntsprcchen. Der
Ausdruck desscn, was in der Adresse eifthalten ist, die Sie
alle so freundlich warcn, mir heute zu übcrreicheu, geht
wcit über das hinaus, lvas ich als richtig anerkcnnen
kauu. Jch inöchte es dahin crweiteru, daß, weuu Sic mir
so grotzes Vcrtrauen scheukeu, weuu mir iu dieser Wcise
Lob gewidmet ivird über das Wcnige, was ich zu leisten
vermochte, dics doch nur möglich war, iu dcm Zusammcn-
wirkeu aller Tcilc. Jusofern Sie das ganze Land vcrtrcten,
spreche ich meine bcsondcre Frcude aus, datz mir seiuc Uu-
terstützuug uie vcrsagt worden ist. Mögeu auch porüber-
geheude Meiuuugcu andercr Art vorhanden gcwcsen sein:
immcr uud immer wieder habe ich deu Vorzug gcnossen.
da uiitcrstützt zu werdcu, wo die Zuteressen dcs Landes
deutlich vor Augcn lageu, und dafür bin ich uncndlich
dankbar. Mögc es auch künftig der Fall sein. Jch darf
Sic bitteu, daß Sie als Vcrtretcr der verschicdensten Tcile
des Laudcs diesem mcinen herzlichsten und wärmsteu Dank
übermittelu. Jch darf Jhnen versichern, datz cs mir cine
hohe Pslicht sciu lvird, die mir entgegeugcbrachte Gabc so
zu vcrwcndeu, wie sie gemciut ist. Mit allcr Sorgfalt soll
die Verwalfting iiud Vcrwendung überwackst und orgaiki-
siert wcrdcu. Jch behaltc mir vor, darüber Jhneu ge-
nauerc Mittcilungeii zugchen zu lasscu. Jch danke von
Herzeu dafür, datz Sie der Gabe eiue solche Bestimmuug gc-
gebeu habeu. Jch hoffc, sic lvird rccht Viclen uützlich seiu,
bcsonders solchen, die ungern bitten. Eines möchte ich
noch am heutigen Tage aussprcchen: die 50 Fahre, dic ver-
fkössen sind, haben dem Lande viel Segen gebracht und da
komme ich auf das zurück, mit dem ich begonucn habe: Wir
dürfcu Gott dankcn, daß er uns auch in schwcren Zeitcn
sciue Gnade nicht entzogeu hat und datz wir Manches zum
Abschlntz habeu bringen könncu, was wir, glaube ich, ?llle
ohne Ilnterschied augestrebt haben, vor ?lllem die Eiuigung.
Ilnd diese Kraft wollen wir uns in die Hand versprcchen zu
erhalteu, zu stützen und zu stärken, denn nur durch diese
Kraft werden wir in der Lage sein, das Richtige zu leisten
und teilzunchmcn an dcu grotzen ?lufgaben, die dic Vcr-
bündeteu Regieruugeu zu erfülleu habcu. Es stehcu uns
uoch grotze ?lufgaben bevor und da wollen wir treu und
pflickstmätzig mitwirkcii. ?llles was ich ausgesprochen habe,
das füble ich wohl, ist ganz uugenügend gegenüber dem,
lvas Sie mir eutgcgeugebracht haben, aber Sie glauben
mir wohl gcrue, datz jedes Wort des Dankes wohlgemeint
 
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