Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0855

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erschcint tüglich, Sonntags ausgenommen. — PreiS mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebrachr, bei der Expedition und den Zweigstellcn abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ansschließlich Zustellgebühr.

A nzcigcnprcis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeilc 40 Pfg. Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigcn ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen on bcstimwt
vorgeschriebenen Tageu wird keine Lerantwortlichkeit übcrnommcn. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zettmrg nnd den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82


Aai


Jweites Blatt.

44. Jlidrgang. — Ar. 104.

Attramontanismus und Kuttur.

Der Bischof o o u Rottenburg
legte der „.ttölnischen VoUszeitung" zusolge am 30.
April anf einem Festbankett in fcinex Batcrstadt
Schwäbisch-Gmünd die Gründe dar, waruin der Geister-
kampf nnd Glanbenskampf gegen früher sich so beden-
tend vcrschärft nnd erhitzt habe. Man rede von einem
neuen Heidentum, und es liege leider in diesem Worte
keine Uebertreibung, eher ein Unrecht gegen das alte
Heidentum,denn das letztere habeGott immer noch gesucht
und ersehnt, Las moderne stoße ihn zurück. Die moderne
Istultur und Bildung sei größtenteils verdorben und
vergiftet, von den Sckiimmelpilzen der sittlichen Verwe-
sung überdeckt; die Ucberschätzung der Verstandskultur
zum Schaden der Herzensbildung, die Vernachlässigung
der Erziehung, die Geringachtung der Autorität zeitigten
die schlimmsten Früchte. Der gute, alte deutsche Charakter
der christliche Charakter sei in weiten Kreisen im Mark
angefressen; in erschreckendem Maße schwänden Redlich-
keit, Ehrlichkeit, Treue, Wahrhaftigkeit, Edelsinn und
kämen obenan Schwindel, Lüge, Verrat, Gemeinheit unü
Riedertracht. Der Bischof kam nun auf gewisse Bersuche
von katholischer Seite zu sprechen, dem Kamps und
Gegensatz auszuweichen und den Katholizismus mit der
moderneu Welt und .Kultur zu versöhnen, namentlich
auf das bekannte Werk von Ehrhard: „Der Katholizis-
mus nud das 20. Iahrhundert." Er sprach sich darüber
in teilweise scharf kritischen Wendungen aus:

Ein ncuestcr Vermittlungs- und Versöhnungsversuch hat
ja eine gcwisse Berühmtheit erlangt und cin nicht ganz er-
tlärlichcs und nichi ganz begründetcs Aufsehen erregt. Jch
Ivill dicsc Gclcgcnhcit bcnützcn, mich offcn darüber anszu-
sprcchen, namcntlich da meinc Approbation dcs Biichcs, wie
cs scheint, nicht überall richtig aufgefatzt wurde und weil cinc
gcwissc Prcsse fortfährt, sensationclle Mcldungen an sic zu
tnüpfen: ich sci wcgen dieser Approbation mit dcr römischcn
Jnquisition in Konflikt gekommen, und andcren Unsinn mchr.
Jch habe es approbiert, weil der Bischof die Approbation nicht
verweigert, wo kein Vcrstoß gegen Glauben u»d Sitten vor-
licgt. Datz ich meine Bcdenken hattc, habe ich im Wortlaut
der Approbation angedeutet; ich stche auch nicht an, zu cr-
tlärcn, datz dicsc Bedenkcn sich nicht eben nur auf cinzelne
Anfstellungcn und Bchauptungen im Buch bezichen, sondern
auf dcssen Grundlage und Grundeinrichtung. Jch halte diese
für oerfehlt, wiewohl ich die bona fidcs und die gute Absicht
des Vcrfassers nicht bezweifle. Der Grundfchlcr des Buches
licgt nach mciner Ucberzeugung darin, daß es einc Ver-
s ö h n u n g zwischen Katholizis mus und moderner
Knltur, zwischcn Katholizismus und moderncr Wissenschaft
für möglich crklärt, anstrcbt und einleiten will, ohne datz
cs vorhcr mit dicser modernen Kultur und Wisscnschaft
grüpdlich abgcrechnei hat, ohne datz cs all das klar und
bestimmt ansgeschicdcn, znrückgcwiesen, verurteilt hat, was
an diescr Knltur imd Wissenschaft nicht probehaltig, nnüt
lcbensfähig, nicht gesund, nicht haltbar ist, sondern vielmehr
falsch, verlogen, verdorben, vcrgiftet und faul. Diese Wissen-
fchaft, dicsc Knltur hätte Ehrhard vorher abweiscn müsscn;
dann hätte er eine Versöhnung dcs Katholizismus mit Kultnr
und Wisscnschaft gcbcn können. Datz cr das nicht gethan,
war sehr vcrhängnisvoll; cs hat zu vicl Anstotz und Mitzvcr-
ständnis geführt: cs hat den Vcrfasscr in ein ganz schicfes
Licht gcbracht, als ob er liebängelc mit Tcndenzen, gegen
welche zu opponieren unserc Pflicht ist, als ob cr vcrtuschen
Hciligcs fcig prcisgeben wolle, was cr ja gewitz nicht will.
Hofscn wir, daß Ehrhard in scincr Ecwiderungsschrift imd in
ferneren Auflagen seines Bnchcs diesen Fchler gründlich ver-

b) Auf abschüssiger Bahn.

Roman von B. Corony.

(Fortsetzung.)

„So denken Sie sich vielleicht die Geschichte. Abcr so
ist sie doch nicht ganz, alter Freund," erwiderte Orb und
scine Hand lcgtc sich schwcr anf die Schnlter Breuers,
dcr jäh zusammeuknickte. „Nein, so ist es nichtl Jch habe
das junge, unschnldige Mädchcn wirklich lieb. Ein lnstiger
Brndcr bin ich immcr gewesen und werde es wohl anch
blcibcn, denn aus seincr eigcnen Haut kann keiner hcrans.
Aber ich kann nicht leugncn, daß es mir ganz angenchm ist,
daß meinc Brant zu den reichen Erbinnen gehört. Wcnn
aber eincr behaupten, in vollcm Ernst behaupten wollte: ich
hätte mchr nach Ihrem Geldc, als nach ihr selber gcfragt,
so würde ich ihm cin paar ganz gehörige Ohrfeigen vcrab-
solgen und sagen: „Dn bist ein gemcincr Schurke und ich
warne dich, mich auf eine Stufe mit dir zu stellen l" Bittc,
niachen Sie das jedcm klar, der ctwa so denken uud rcden
solltcl"

„Ja, ja, ja — gcwiß — mir wär's ja nicmals eingc-
sallen —"

„Da bcdarf cs keincr Versichcrnng. Wcnn ich auch kein
Heiliger und kein Jdealist bin, so bleibe ich doch immcr ein
ehrlicher Mann. Mein zukünftigcr Schwiegcrvatcr weiß, daß
ich wedcr Geld noch Gut, aber Kenntnisse besitze, mit dcncn
man cs in der Welt doch auch zu ctwas bringcn katin, freilich
in den mcisten Fällen nnr dann, wcnn ein Kapitalist helsend
eingrcist und für den nötigen Klimbim forgt. Nicht jedcr hat
das Glück, einen solchen zu finden. Aber nun setze ich auch
meincn Chrgeiz daran, dem braven Herrn Zu beweisen, daß
er sein Vertrauen an keincn llnwürdigen verschwendcte nnd
daß scin einzigcs Kind wohl geborgen ist. Jch hoffe, datz

bcssern nnd seinen Reformversuch auf solidcrn Bodcn ftellcn
wird. i

Ter Bischof bekiagte ferner, nach dem BeNcht dir
„Roms-Zeitilng", daß man im Kampf gegen den Un°
glauben, und dic falsche moderne Kultur leider so wenig
auf die an sich doch natürliche Bundesgenossenschaft der
gläiibigen Proteftanten rechnen könne und gelangte da-
mit zu einer Erwähnnng der „nnsäglich jammervollen"
Los von Rom-Bewegung in Oesterreich, die leider in der
Evangelisationsbewegung durch die Gesellfchast für die
Ausbreitung des Evangeliums in Deutschland auch hier-
her gekommen sei. Wenn das so weiter gehe, werde
man sich entschieden znr Wehr setzen müssen. Jm übril-
gen aber würden die Katholiken sich durch diese Angrisfe
nicht beirren lassen, sondern suchen mit den protestan-
tischen Mitbrüdern in Frieden zu leben, wie es gehe.
„Wir werHen Achtnng haben vor ihrem guten Glanben,
ihrer Glaubensüberzeugung und Frömmigkeit nnd christ-
licher Liebe, die wir bei ihnen sehen und finden nnd wir
werden niemals in die Glanbensüberzcugnngen cines
andercn cinzudringen suchen."

Admiral Kwans üker den Mesuch des
Nrinzen Keinrich.

„Figthing Bob", wie der popnläre ainerikanische
Flottenführer aügeinein genannt wird, hat sich bekannt-
lich während der Amerikareise unseres Prinz-Admirals
ständig in dessen Umgebung besunden nnd ihn durch sein
originelles, echt seeinännisches Wesen besonders ange-
zogen. Er verösfentlicht jetzt Erinnerungen an diese
Reise in Mac Clures Monatsschrift. Er nimmt an, daß
der Kaiscr Wilhelm den Prinzen nnd dessen Suite fol-
gendermaßen instruiert habe: Haltet Augen und Ohren
chfen und die LiPPen geschlossen. Beim Millionärlunch
habe der Prinz versucht, die Indnslriekapitäne ausznfra-
gen, nnd alle, Morgan und schwab, mnßten dein Ver-
hörenden bekcnnen, was sie wußten. Ter Prinz nnd
Evans hütten sich während der Tischreden tötlich gclang-
weilt. In Boston wurde eine besonders langc Rede ge-
halten. Der Prinz winkte, mit den Augen scherzhaft
zwinkernd' dem Sicherheitsches Wilkie zu, indem er mit
dem Finger anf die Brusttasche dcutete, in der jener
für Attentatssälle stets einen Revolver bereit trug. Dies
sollte — nach Evans Mcinung — heißen: Wilkie, thun
Sie Ihre Pslicht und schießen Sie den Redner tot.
Evans sagt, der Vollstreckung dieses gerechten Todes-
nrteils wäre mehr Applaus als der Rede gefolgt. —
Evans bewundeftt die dentschcn Qfsizerc;, namentlich
Plessen, daß sie die L-chlachtselder Amerikas so genau
gekannt hätten. Er fthreibt, daß er den Prinzen nach
seiner (Evans) Rücktehr aus China zu einer großen
Jagd im Westen einladen werde und schließt, mit Aanke-
stolz den gastlickien Emviang rühmend, ähnlich, wie im
Gegensatz zn mmicheii mich in Dentschland gedrnckten
hämischen Bemerkiiiig die der Regierung nahestehenden
Amerikancr noch immer iiachdrücklichst versichern, daß
der Zweck der Reise, nämlich die Anknüpsung sreund-
schaftlicher Beziehnngen zwischcn Dentschland nnd Ame-
rika, vollkommen erreicht sei.

er dereinst noch stolz auf seinen Schwiegersohn sein und ihm
das Glück seines Kindes danken wird. So betrachte ich näm-
lich die Sache, Herr Brcuer!"

„llnd jedenfalls von dcr richrigcn Scitc. Also, womit
kann ich diencn? Der Herr wünscht ein Darlchen? Jch bin
Jhrcn Freunden gern gcfällig, Herr Doktor, habe mich abcr
gegenwärtig ziemlich ausgegeben."

„Na, na —"

„Ja, was glaubcn Sie wohl? Diese Rcisen, dieje An-
käufc — alles mußte bar üczahlt werden, da ist der Profit
verschwindenb gering."

„Ja, ja, lieber Breuer, die alten, bckannten Redensartenl
llebrigens handelt es sich um gar kcinc hohe Summe. Sie
sollcn Herrn von Werther auf cin halbes Jahr fünfhundert
Mark leihen, die er Jhnen mit sechs Prozent verzinsen
wird."

„Mit sechs Prozent?"

„Die Bcmk bezahlt Jhnen höchstens vicr oder viereinhalb."

„Da bin ich abcr meines Geldes sicher."

„Das sind Sie hier auch. Mein Frcund ist der Sohn
des schr wohl bcmittelten Oberförsters von Werther in G."

„Kann sich aber nicht an den Herrn Papa wenden, denn
sonst würde er mciner Hilfe nicht bedürfen!"

„Donnerwetter. machen Sie keine Geschichtenl Jch über-
nehme natürlich die Bürgschaft, wenn es dcssen bedarf. Jn
einem halben Jahre bin ich verheiratet."

„Soba'ld Sie Bürge sind, Herr Doktor — es ist ja nur
dcr Ordnung wegen —"

„Schon gut! Bringen Sie die paar hundert Mark nnd
lassen Sie uns mit den alberncn Förmalitätcn fertig
wcrden!"

„Gleich!"

„Jch bitte dich, gehen wir lieber. Es gelingt Mir schon,
die Snmmc noch andcrswo anfzutrciben," fiel Herbert cin,
den die Nrt und Wcise des altcn Breuer anwidcrte.

„Ah, bah, nun sind wir mal hicr uud werden doch nicht

Deutsches Reich

— Eiiw Versöhmmg zwischen Zent'rum nnd
Poten scheint auf dem Festmahi der Zentrumssraktion
zu Stande getommen zu sein. Der bayerische Abgeord-
nete Dr. Pichler gcdachte der polnischen Gäste, die stets
mit dem Zentrum die Grundsätze sür „Wahrheit, Frei-
heit und Recht" vertreten hätten. Der Pole Fü>rst
Radziwill dankte sür die herzlrche Begrüßung nnd sührte
dann in seiner Erwiderung aus, daß kein Ereignis
ihn in seiner langen parlamentarischen Thätigkeit mehr
betrübt habe, als die Wahrnehmung der Entfreindung
zwischen Zentrnm und Polenfraktion; er hoffe aber,
daß das „verderbliche" Beginnen, einen Keil zwischen
beide Parteicn zn treiben, keinen Ersolg finde und daß
die traditionelle Freundschaft zwischen Zentrum und Po-
len gewahrt bleibe. Man dars wohl einigermaßen neu-
gicrig sein, was die schlesischen Polen, die es kürzlich
als „nationale Ehrensache" erklärten, dem Präsidenten
Graf Ballestrem nicht wieder ihre Stimme zu geben,
zn dieser Versöhming sagen.

Baden.

Karlsruhe, 1. Mai. Das Großh. Eisenbahn-
ministerimn erläßt eine Verordnung, -die Ausbildung für
den Eisenbahnverwaltungsdienstbetr., wonach die
Abhaltung der Gehilfenprüfung für die Folge nicht
regelmäßig, sondern nur dann staitfindet, wenn ein Bedarf
an Kandidaten vorhanden ist. lSoll die Prüfung vor-
gcnommen werden, so wird sie eine entsprechende Zeit vor-
her in der Karlsruhcr Zeitung angekündigt. Die Abhal-
tung erfolgt durch eine Kommission, die aus den von der
Generaldtrektion dazu ernanvten Beamten und Lehrkräften
besteht. — Eine weitere Verordnung des gleichen Mini-
steriums bestimmt, datz bei den persönlichen Vorbereitungen
zum öffentlichen Dienst im Jchgenieurfache aus den
Zeugnissen hervorgchen muß, daß dcr Kandidat seit dem
Bestehen dcr naturwissenschaftlich-matbematischen Prüfung
während mindesiens 4 Halbjahren dem?H ochschulstudium
im Bauingcnieurfach sich gewidmet hat.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 2. Mai. Der Erzherzog-Thronfolger
wird auf seiner Reise nach England von je einem deut-
schen, ungarischen, tschechischen und polnischen Cavalier aus-
gesprochen konservativ-klerikaler Richtung beglei-
tet sein, und zwar vom Prinzen Heinrich von Lichtenstein,
Grasen Tassilo Festetics, Grafen Bucquoy und Fürsten Paul
Sapieha.

Holland.

Schloß Loo, 3. Mai. Da die Besserung !m
Befinden dcr Königin anhält, wird Dr. lRössingh stch
nicht mehr ständig hier aufhalten, sondern heute nach dem
Haag zurückkehren. Die Königin verbrachte eine ruhige
Nacht und war in den letzten TagenHfieberfrei. Dre
Nahrungsaufnahme ist andauernd genügend. Die Kräfre
nekmien zu.

nnoerrichteter Sache wicdcr abfahrcn," erwiderte Orb, wäh-
rend der Nltc die Treppe hinauf sticg. „Was willst du
denn? Bei solchen Gelcgenheiten geht es vhnc Acrger nie
ab. Brcuer ist noch langc nicht der schlimmste. Jn cinem
halbcn Jahre bist du ihn los. Da kommt cr schon wieder.
Sei still! Du hast uoch zu wenig Erfahrung in solchen
Dingen, bist überhaupt bei all dcinem oiel gctadclteu Lcicht-
sinn vicl zu schwerfällig, mcin Lieber!"

„Hicr!" sagte dcr Antiquitätenhändler, fünf Hundcrt-
markscheine nebst den zu unterzeichneten Wechscln auf den
Tisch legend. „Es ist nur wegen der Ordnung, Herr Doktor,
nur wcgen der Ordnung. Man mutz doch immer als vor-
sichtiger Geschüftsmann handcln, besonders wcnn man cinen
Sohn hat. Ia, wenn dcr nicht warc! Für mich brauchte
ich so gut wie nichts. Jch könnte mit Kartosfeln und Brot
aus —"

„Aber Jhr Sohn, das ist wohl cin rechtcr Schwercnöter,
dcr weitz, was Icbcn und gcnictzcn heitzt und die Hände be-
ständig in Papas wohlgcspickter Tasche hat? Licber Him-
mel, iocr sollte cs ihm verdeuken? Jch ganz gcwitz nicht.
Wenn ich zufällig dic Ehrc hättc, Sie Vater nennen, zu dür-
fen, würde ich viclleicht nvch ctwas kostspieliger scin,"

„Ach, Herr Doktor, wenn mein Waltcr so lcbcnssroh
und frisch wäre, wie Sic! Aber sehcn Sie, den habe ich, als
er noch ganz klein war, schon Iveit weg in Pflegc zu dem
Landpfarrer Graumann gegcbcn. Nach Iahren wolltc ich.
ihn von dort wegnchmen, aber der Junge kränkcltc beständig
nnd dic Stadtluft hättc ihn wohl vollcnds umgcbracht. So
ließ ich ihn da. Er süldicrte später. Das ging schwer ge-
nug, abcr scin eiserner Fleitz half ihm doch darüber hinweg.
Jeht ist cr Vikar auf dcr klcineu Pfarrc. Er köimtc cs viel
besser habcn — so gut wie wcnige—aber dem steckt mm einmal
im Blut, ivas ihm von frühestcr Kindheit an eingeimpft wurde.
Ich trug mich mit grotzen Pläncn für meinen Sohn, aber damit
ist's jeht vorbei. ^ Aus dem Waltcr wird nichts weiter, alA
 
Annotationen