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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0865

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^elände sci ferner, falls die von dcn Sachverständigen ver-
langten Herstellungen zur Ausftihrung kämen, cine Bevauung
»röglich, welche nach allen Seiten hin genügendc Verbindnng
habe, und lvie ein genaucres Studium der Pläne ergebe,
sogar gewisse Vorzüge aufweise, Die Störung des Fried-
hofsthales werdc durch die Tieferlegung der Bahnlinie bedeu-
tend herabgcmindert, wobei besonders auch der Umstand ins
Gewicht falle, datz infolge der Besserung der Nivcauvcrhält-
Nissc der Bahnlinie beim Passieren jener Gegend eine stärkere
Rauchcntwickelnng lvegfalle, Vor allem aber wurde von
Unserer Kommission begrützt, datz die Kreuzungen der grohen
Strahenzuge durch das Bahnhofsgcbiet nicht mehr in der Form
langer Tunncls ausgeführt werden mützten, sondern als
schöne, luftige Ueberbrückungen hcrgestcllt werden könnten,
tvas dem zukünftigcn Stadtbilde ein viel freundlicheres Aus-
sehen geben werde.

Diesc lehtercn Vorzüge, welche sich aus dcr Tiefenlage des
Projektes 1 a ergeben, könnten zwar bei cincr Tieferlegung
auch für das Projckt 3 wohl erreicht werdcn, bci desscn Aus-
sührung wiirdc aber das Aufnahmcgebäudc, wclches um 290
Meter nachSüdwesten verschoben wcrden mütztck.so weit hinaus-
rücken, das; eine ernstliche Gefährdung wichtigcr Jnteressen
der Allgemeinheit zu besorgen sei, Dazu kommc, datz hier
die Bahnlinie um 880 Meter verlängert werdc und datz eiu
Mehraufwand von einer Million Mark entstehe,

Ob es gelingcn würde, die Ueberwalzung dicscr Last auf
die Gemeinde zu vcrhindern, sei zum mindesten fraglich,

Bei der Wahl des äuheren Projektcs wären auf allc
Fälle weitcre laugwierige Verhandlungen mit den zuständigen
Behördcn erforderlich, Ein endgiltiger Mschlutz der Bahn-
hofsfrage auf dicsem Landtage sei dann unmöglich, Die daraus
sich crgcbende Verzögerung bedeute aber für die Stadt, dcren
bauliche Entwickelung in den betreffendcn Bczirken nun schon
so langc gehemmi oder doch störend beeinfluht sei, eine tief-
gehcnde Schädigung, welche zu verhüten einc dringendc Not-
wendigkeit sci,

Der Stadtrat teilt diese Auffassung dcr Kommission für
städftsche Bauten und cmvfjehlt dcm Biirgerausschuh, sich im
gleichen Sinn auszusprechen, Dcr Neubau eincr, den An-
forderungcn der Gcgenwart lentsprechcnden Bahnhofanlage
ist für Hcidclberg eine Sache von solcher Wichtigkeit und Dring-
lichkeit, dah die Stadt die Hand dazu bieten sollte, datz dicsc
Fragc in thunlichster Bälde einer entsprechenden Regelung
zugeführt tverdcn kann, Die von der Grotzherzoglichcn Eisen-
bahnverwaltung nunmehr in Aussicht genommene Lösung der
Frage ist abcr eine solche, die unseres Erachtens nicht nur den
Fntcressen dcs Eisenbahnbetriebs, sondern auch jencn der
weiteren baulichen Entwickelung der Stadt thunlichst gerecht
zu werden sucht,

Indem wir uns Weiteres für die mündliche Verhandlung
vorbehalten, stcllen wir den Antrag:

Verehrlicher BLrgeraussKuh wolle einer Lösung der hie-
sigen Bahnhofsfrage durch die Grohherzogliche Rcgierung
auf Grund des von der Generaldirektion der Staatseisen-
bahncn gefertigten Projektes 1 a zustimmcn,

Ein Plan mit der erwähnten roten und gelben Linic ist in
unserem Schaukasten, Untere Neckarstrahe 21, ausgehängt.

Deutsches Reich.

— Der frühere Botschafter in Rom, Wirkl. Geh.
Rat v. Keudell, der als Major der Kavallerie bei der
Landwehr 2. Aufgebots in Berlin, Landwehrbezirk IV, steht,
hat, der „Voss. Ztg." zufolge, am 1. d. M. sein sechszig-
jähriges militärisches Dien stjubiläum begehen
können. Als Königsberger Student war er 1842,
18 Jahre alt, als Einjährig-freiwilliger beim 3. Kürassier-
regiment eingetreten, wurde aber erst 1851 Offizier, als
er bereits Kammcrgerichtsassessor war. 1866 machte er
den Feldzug in Böhmen als vortragender Rat des Aus-
wärtigen Amtes bei Bismarck mit. Auch im Kriege
gegen Frankreich war er mit dcm Ministerpräsidenten
Grafen Bismarck in diplomatischer Thätigkeit im Haupt-
quartier und erwarb stch das Eiserne Kreuz 2. Klasse.
Erst 1871 wurde er Oberleutnant und 1878, als er schon
lüngere Zeit Gesandter in Rom war, Rittmeister. Den
Charakter als Major erhielt er 1888.

— Nach der „Germania" lautet die Stelle in der
Ansprache des Papstes an die deutschen Pilger, in
der von der kathol. Reformbewegung gesprochen wird, wie
folgt: „Mit Recht habt ihr gesagt, daß die Wohlfahrt
«ures deutschen Vaterlandes Unserm Gedächtnis immer tief
eingeprägt sei; daß ?s auch jetzt noch und fürderhin, so
lange Wir leben, der Fall sein wird, das thun Wir gern
kund und geben Unser Wort darauf. Und cs fehlt für-
wahr nicht an Grund, daß Wir um euch besorgt sind.
Wenn wir nämlich die katholischen Völker in eurem Lande
betrachten, so sehen wir, wie ihr selbst auch bekennt, daß
ste noch von alten Spaltungen bedrängt und beunruhigt
werden; und es fehlt selbst unter den Katholiken nicht an
Leuten, welche neuen Anschauungen allzusehr ergeben sind
und dadurch Uneinigkeit unter den Gemütern anrichten.
Jedoch gcliebte Söhne, besteht die Hoffnung und Zuver-
stcht, daß sowohl die Spaltungen der früheren Zeiten,
welche noch andauern, als auch die Voreingenommenheit
der Meinungen, die Wir erwähnten, mit Htlfe der Zeit
und durch den Gang der Dinge beseitigt werden."

Ausland.

Oesterreich-Uvsilim.

Budapest, 3. Mai. Die Thalsache, daß der Thron-
folger Erzhcrzog Franz Ferdinand bei der Krönungs-
feier in London und in Madrid von je einem ungarischen,
deutschen, czechischen und polnischen Ehrenkavalier begleitet
werden solle, hat in einem Teile der hiesigcn politischen
Kreise große Erregung verursacht. Nian findet darin eine
Kundgebung gegen die Zweiteiligkeit der österreichisch'Ungar.
Monarchie und zu Gunsten des Föderalismus. Jm Ab-
gcordnetenhause kam die Sache durch eine Jnterpellation
des Abg. Pichler zur Sprache. Die Jnterpellation lautete,
ob dem Ministerpräsidenten bekannt set, daß Graf Tassilo
Festetich als Vertreter Ungarns den Erzhcrzog-Thron-
folger mit dem österreichischen, polnischen uud tschechischen
Cavalier nach London zur KrönungSfeier begleite. Der

Ministerpräsidenr erklärte, es sei völlig ausgeschlossen, daß
Graf Tassilo Festetich mit den anderen Persönlichkeiten in
einer Gruppe zusammengefaßt werde, und wies Pichlers
Behauptung zurück, daß der Erzherzog durch die Zusam-
mensetzung seines Gefolges gegen Ungarn und sür dcn
Föderalismus habe demonstrieren wollen. Die Antwort
des Ministerpräsidenten hat die opposttionellen Kreise nicht
befriedigt, da klar ersichtlich ist, daß er keine Kenntnis bc-
sitzt, wer seitens Oesterreichs delegiert wird. Auch die in
Form einer Vermutung ausgesprochene Voraussetzung, der
Thronfolger könne nicht die Abstcht gehabt haben, für den
Föderalismus und gegen Ungarn zu demonstrieren, wirkte
nicht beruhigend. Die Sache dürfte im Parlament noch
zu Weiteruugen führen.

Aus Stadt und Land.

Am letzten Sonntag fand im Gasthaus zum Löwen eine Ver-
sammlung statt, um einen Turnverein zu gründen. Nachdem
eine schöne Anzahl Aktive sowie Passive sich als Mitglieder dek
neuen Turnvercins unterzeichnet hatten, wurde zu der Wahk
des Vorstandes gcschritten und wurde als erster Vorstand
Herr Dr. Barth, als zwciter Vorstand Herr Franz Jmhoff
und als Schriftführer und Kassier Herr Rathschreiber Simon
gewählt. Als erster Tunwart wurde Herr Martin Reinstein
inid als Stellvertretcr Herr Friedrich Schmitt bcstellt. Die
Gewählten haben die Wahl angenommen. Gut Heill

— Dienstnachrichten. Aus dem Bereiche deS MinisteriumS
der Justiz, des KultuS und UnterrichtS. Beurlaubt wurde auf
ein Jahr behufs UebertrittS in Gemeindedienste: Wilhelm
Burck, Aktuar beim AmtSgericht Eppingen. Versetzt wurden
die Aktuare: Wilhelm Zaiß betm Amtsgericht Emmendingen
zu jenem in Eppingen; Ferdinand Braun beim Amtsgericht
KarlSruhe zu jenem in SmSheim.

Veranuvolltic» >ui ec», icoallwn.Uen Lelt F. Montua mr oeu
Fnseratmteil Th. Bcrkenbusch. ''eide i» Deid'lverg_

lll Schöffevgerichtsfitzung vom 3. Mai. 1) Karl Hornung
und Johann Groß, betde Maurer hier. wurden von der Anklag!
wegen Forstdiebstahls fretgesprochen; 2) Wendeliu Weiß, Drehei
in Petersthal, erhielt wegen Sachbeschädigung 10 Mk. Geld
strafe; 3) Anton.Caub Ehefrau in Pelerslhal erhielt wegen Be-
amtenbeleidigung in zwet Fällen 10 Tage Gefängnis; 4) Heinrich
Karl Schulz, Taglöhner hicr, wurde oon der Anklage wegkii
Uebertretung des 8 361 Ziff. 10 R.St.G.B. und 5) Aug. Noe,
Geflügelhändler hier, von der Anklage wcgen Tierqnälerei frei-
gesprochen; 6) Lorenz Bucher, Schretner tn Rohrvach, erhiilt
wegen groben UnfugS und Ruhestörung 10 Mk. Geldstrase;
7) die Anklagesache gegen Johann Eder Ehefrau in Handschuhs.
heim wegen Beleidigung des Josef Sttel, Taglöhners allda,
wurde durch Vergleii'i r-ledigk.

Ncckargemünd, 4. Mai. (I u b i l ä u ms f e i e r.) Auch
unser Städtchen stand bei der Feier des goldenen Regierungs-
jubiläumS unsereD allverehrten Landesfürsten nicht hinter au-
deren zurück und legte schon am Douuerstag durch eine schöne
Schulfeier und Gabenverteiluug an die Kinder Zeugnis dafllr
ab, datz es darauf bedacht ist, in den Herzen der heranwachsen-
den Jugcud die Liebe zu dem fürstlichcn Jubilar zu wecken
und die Eriiincruug an seine hoheu vorbildlichen Eigeuschaften
wach zu erhalten. Jn deu Stratzen, die durch den Kanalbau
unpassierbar waren, wurde mit fieberhafter Thätigkeit gear-
beitet, um sie für den Festzug zu ebnen und aufzuräumen und
so bot schon der Samstag plötzlich ein ganz anderes Bild.
Ncckargemünd hatte sein Feiertagskleid angelegt und alles,
was an Werktagsprosa unschön erinnert, beseitigt. Der Fest-
zug fand eine zahlreichc Beteiligung, eS war Gottesdienst
in beiden Kirchen, darnach musikalifcher Frühschoppen im
Gasthaus zum Hirsch, nachmittags Festkonzert im Gasthaus
zum Anker und am Abend bildete das Fcstbaiikett in dem ge-
schmackvoll und sinnig geschmückten Saal des Gasthauses zum
Pflug einen würdigen Abschlutz. Die Stimmung war eiue
sehr heitere und augeregte und die Festreden fanden begeisterte
Aufuahme, wie dies ja bei der allgemeinen, freudigen Teil-
nahmen an Badcns stolzcm Feste nur zu natürlich war. Jn
begeistertcr Rede gab Herr Bürgermeister Wittmann seiner
Vcrehrung für den Landesfürsten Ausdruck, Herr Stadtpfarrer
Janzer gedachte in trefflicher Weise dcr gcliebteu Grotz-
herzogiu. Das Kaiserhoch brachte Herr Rittmeister Stcusch
aus und Herr KLhner widmete dem deutschen Heere Worte
der Anerkeiinung. Der Licderkranz, die Gesellschaft Humor,
die Musik boten mit ihren schönen Vorträgen reiche Abwechse-
lung. Das goldene Jubelfest, das von der Residenz bis
ins kleinste Dörfchen unseres Landes herunter seine würdige
Feier fand, wird in dem Herzen eines jeden Badeners noch
lange seinen wohlthuenden Nachklang finden.

X Hciligkreuzsteinach, 8. Mai. (T u r n v e r e i n.)

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