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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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Freitag 9. Müi 1W2.

Zweites Blatt.

44. Jahrgang. — 107.

kch einrtäglich, Sonntags auSgenommen. — Preis mit Fawilienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
^ zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

"öeigenpreis: 20 Pfg. für die Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahmc von Anzeigen an bcstimmt
^^ichriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen- — Anfchlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

den revotutionären Morgängen in Wuß-
kand.

iüi cxP") slavischen Osten scheint üer revolutivnäre Reigen
^ari beginnen". Mit diesen Worten leitet Doktor

tch s. P e t e r s seine Betrachtungen über die „revolu-
are Vewegung in Rußland in der letzten Nummer der
^lNanz-Chronik" ein:

Dch Niederbrennung der Besitzung des Herzogs von
die ^nburg, die Ermordung des Ministers des Jnnern,

g, ^^Iraßenkrawalle in Petersburg, Moskau und vielen

Städten des Reiches, die Streikes der Arbeiter,
-sskotlamationen an den Mauern: das alles erümert
liirv ^ sataler Weise an die Jacqueries, welche die Vor-
bie ^ sranzösischen Revolution waren; und, wenn
"rmee versagen sollte, so würde das herrschende Sy-
Äi, ? Rußland alsbald hinweggesegt werden . . .
Zan Staatsmänner in der Umgebung des

w sreilich sehr verschieden von den Leuten, welche die
Sll, - am Hofe Louis des Sechzehnten machten.
gi^l'achUche Konzessionen werden von der russifchen Re-
e? nicht gemacht werden. Für einen Ausgleich ist
sO?ort überhaupt zu spät. Der Haß und die Erbitterung
tö» öu tief, als daß ein russischer Necker hoffen
Fr> ißu durch halbe Nachgiebigt'eit zu beschwichtigen.
ziii '"oskau werden keine stände zu Reformvorschlägen

h. ^wmenberufen werden . Dort wird man für die revo-
stj lsmäre Erplosion also t'einen natürlichen Mittelpunkt
^ptfen. Faust stebt gegen Faust, Stirn gegen Stirn,
^ Truck auf der einen Leite begegnet brutale Ge-
^i-pthätigkeit auf der anderen. So wird sich nur, ge-

.lnatzen auf „niechanischem" Wege herausstellen kön-
scn^ ^ welcher Partei die größere Kraftmasse sich ange-
g,?lnett hat; und deshalb wird die Katastrophe hier
^.merordentlich hestiger sich vollziehen, als in irgend
der westeuropäischen Länder. Die Orgien der
lvs Ä' Danton und Robespierre dürften kleine harm-
INj tlleckereien sein, gegenüber dem Sturm, welcher im
"che des Zaren aller Reußen heraufzuziehen beginnt."
^-ie^russische Regierung, nieint Dr. Peters, sei von
h bln Standpunkte vüllig im Rechte, wenn sie diesen
hg chturzversuchen nicht einen Fingerbreit nachgebe, son-
c,p?l ihnen das Kommando „Volldampf rückwärts!" ent-
^d'pehe.

"Für den Konstitutionalismus ist dieses Slaventum
bms ^mllich nicht geschaffen und jedensalls zur Zeit
h-ch nicht reif. Der Anarchismus aber, welcher dahinter
h "m, hoheutet nicht nur die Vernichtung der herrschen-
Klassen, sondern wahrscheinlich auch den Ilntergang
"heiligen Rußland" selbst. Ob sreilich Knute und
ly^bannung nach Sibirien dauernd im Stande sein
Zu ^ unten sich regenden Elenrente zu sesseln, und
G ^widigen, das ift eine ganz andere Frage. Gnade
tzj" den Gewaltigen Rußlands, wenn diese andern
lliente die Oberhand gewinnen sollten!"

Deutsches Reich

Die Zahl der Süddeutschen, die gegenwärtig
bx,°!suschafien der kaiserlichen Marine angehören,
2764; davon stammen nach der „Straßb. Korr."
E' weniger als 1737 aus Elsaß-Lothringcn, also nahezu
' Drsttel, 477 aus Bayern, 310 aus Baden und

r 240 aus Württemberg. Von den Offizieren und Jn-
r genieuren cntfallen je 24 auf Bayern und Baden, 13
z auf Württemberg und 11 auf das Reichsland. Unter den
Sanilätsoffizieren befinden sich 8 Bayern, 4 Württem-
berger, je 2 Badener und Elsaß-Lothringer; unier den
Feuerwerks- und Torpedo-Offizieren je 2 Bayern und
Badener, 1 Württemberger; unter den höheren Beamten s
14 Bayern, 2 Elsatz-Lothringer und 1 Württemberger.
Die Zahl der Seekadetten, die in den letzten zehn Jahren
aus Süddeutschland in die Marine eingetrcten sind, be-
läuft sich auf 79, die der in dem gleichen Zeitraum aus
Süddeutschland zugegangenen Schiffsjungen auf 293;
unter den ersteren waren je 24 Bayern und Elsaß-Loth-
ringer, 18 Badener und 13 Württemberger, unter den
Letzteren aber 97 Bayern, 94 Elsaß-Lothringer, 61 Ba-
dener und 41 Württemberger.

Hessen.

Gietzen , 2. Mai. Das sür einen TruPpen -
übungsplatz für das 11. und 18. Armeet'ortzs be-
stimmte Getände der Gemeinden Wermerthshausen
(Kreis Marburg) und Rüddingshausen (Großh. Provinz
Oberhessen) wurde in den letzten Tagen von Vertretern
des Kriegsministeriums nnd den Kreisräten von Gießen
und Alsfeld besichtigt und die vorbereitenden Schritte
zur Einleitung des Enteigungsverfahrens gethan. Beide
Dörfer werden niedergelegt. Die in das Uebungs-
gelände führende, bei Lollar von der Main-Weser-Bahn
abzweigende Eisenbahn wird voraussichtlich am 1. Juni
dieses Jahres eröffnet.

Preuße».

— Jm Herrenhans sprach am 5. ds. Reichsgraf
Withetm v. Hoensbroech, der nicht nur das in sei-
nem Katholizismus unangefochtene Hautzt eines alten
tatholischen standesherrlichen HauseS im deutschen Westen
ist, sondern lange Jahre als anerkannter Wortführer
des rheinischen Zentrums im Preußischen Abgeordneten-
hause oft das Wort ergriffen hat. Trotz der Angriffe,
die seine letzte Rede in der tlerikalen Presse gefunden
hat, konstatierte er aufs neue die steigende Bosheit der
großtzolnischen Presse und die Beteilignng Polnischer
Geistlicher an den im Effekt landesverräterischen Bestre-
bnngen der nationalpolnischen Protzaganda. Dieses ,
mannhafte Auftreten dcs Grafen von Hoensbroech, der z
den Polen vorhielt, wie sehr sie die Religion den politi-
schen Zwecken dienstbar machen und wie wenig sie von
ihren staatsbürgerlichen Pflichten zn reden wissen, wird
in den katholischcn Kreisen des preußischen Westens, also
gerade in den Hochbnrgen dcs Zentrums, von anßer-
ordentlichen Nutzen sein, nm den national gesinnten deut-
schen Katholiten ktar zn machen, was ihnen mit der
! soeben von einem Teil des Zentrums und der polnischen
! Abgeordneten vollzogcnen neuen Verbrüderung an na-
tionaler Selbstentäußerung zugemutet wird.

Sachsen-Coburg.

Gotha, 2. Ptai. Der üem Landtag unlerdrcitete
D o mäne nteilun gspl an ist das Ergebnis sehr ein-
gchender und schwieriger Erörterungen und Berechnungen,
die wit großer Sorgfalt ausgeführt wurden. Aus dem
umsassenden, bis ins Kleine durchgeführte Werk wird ein
Ergebnis erzielt, nach welchem der Jahrescrtrag aus dem
Anteil des Hcrzogs rund 717 000 oder 56 pCt., der

des .Staates 570000 oder 44 pEt. beträgt. Jn
nahezu dem gleichen Verhältnis beträgt der Grundfiächen-
gehalt für den Herzog 15 239, für den Staat 13 486 Ha.
Die Verzinsung und Tilgung der Kammerschuld hat das
Domänenfideicommiß ausschlteßlich zu übernehmen und
dem Staale noch jährlich 36 000 herauszuzahlen. Die
Regierung erklärt, daß nach Verabschiednng des Teilungs-
planes noch Gesetze über die Regelung der Rechte und
Vergünstigungen am Domäaenwald und über Forstschutz
eingcbrachi werden sollen.

Aus Stadt und Land.

X LuiscnheUnnstalt. Der vor kurzem erschienene Jahres-
bericht üer Luisenheilanstalt, erstattet oon dem Herrn Hofrat
Bierordt und Fritz Landfried, giebt cin anschauliches Bild oon
dem starken Anwachsen dieses gemcinnützigen Jnstituts. Jn
der Unstalt find im Berichtsjahr verpflegt worden 1007
Kranke (1891—1892 waren es 5001) und in der Sprech-
ftunde holten sich ärztlichen Rat 2274. Der Kreis und
vor allem die Stadt Heidelberg sind an diesen Zahlen natür-
licherwcise am ftürksten beteiligt. Verhältnismätzig grotz war
wieder die Zahl dcr ansteckenden Kranken. Diphteric, Schar-
lach und Masern waren mit 219 Fällen vertreten. Jn dem
Bericht wird mit Recht hervorgehoben, von welch grotzer Be-
deutung für die Cindämmung dieser Krankheiten es ist, datz
durch die Krankenhauspflege die erkraukten Kinder gleich iso-
liert wcrden. Bedauerlich ist jedoch die Erwägung, Latz der
im Jahre 1895 gebaute Pavillon diesem starken Andrang
von Kranken kaum Genüge leisten konnte. Besonders unan-
genehm sühlbar machte sich im Bcrichtsjahre der Mangcl ciner
Station für den blauen Hustcn. Die gesamte Mortalität be-
trug 11 Prozent, die der Diphtherie und der Croup vierzehn
Prozent. Das Resultat darf als cin glänzendes bezeichnet
wcrdcn, besonders wcnn man überlegt, datz von auswärts nur
dic allcrschwerstcn Fälle von Crvup zur Aufnahme gebracht
werden. Das im Berichtsjahrc erbaute Ambulanzgebäude be-
währt fich bei stürkster Benutzung ausgezeichnet. Das Haupt-
gebäude der Anstalt ist nun durch den Neubau ües Ambulanz-
gebäudes vor jeder Jnfektionsgefahr durch ansteckende Krank-
hcllen geschützt. Der rechuerischc Bericht zeigt, datz der An-
stcilt wieder erhebliche Zuwendungen zugeflosscn find. Jn erster
Linie ist dic hohe Protektorin Jhre Königliche Hoheit üie Frau
Großherzogin auzuführcu, die der Anstalt unausgesetzr ihr
Jnteresse zuwendet. Unter den im Jahresbericht angefuhrten
Wohlthätern sind Professor Buhl, Familie Klingel, Holzbach,
B. Kahn, Zündorff, Frau Gehm-Rat Kuno Fischer und Herr
Dr. Sillib zu zieunen. Trotz diescr thatkräftigen, hochhcrzigen
Hilfc ist das finanzielle Ergebnis des Berichtsjahres bei dcn
starken Anforderungen nud niedrigcn Vcrpfleguugspreisen ein
fehr ungünstiges. Der Berwaltuugsrat hat fich dahcr genötigl
gesehen, die Verpflcgungsgeldcr um ciu Gcringes zu stcigern,
und dic Stadt Heidelberg hat ihren Jahresbeitrag erhöht.
Mit Bedauern crwähnt der Bericht, datz diesc finanziellen
Verhältnissc der Anstalt den längst gehegten Plau ciner Vcr-
pflegungsstätte für krank'e Säuglingc cinzurichten wiederum
zunichtc machcn werdcn. Derartige Säuglingsstationen sind
in den verschiedensten Teilen Deutschlands Lereits entstanden
und haben sich als äutzerst wohlthätig erwiesen. Nicht nur
dienen sic als Jnstitute für die Heilung der Krankcn, sondern
als Schulcn für die Ausbildung gewissenhafter Kinderpflcger-
innen nnd die Answahl brauchbarer Ammen für Wohlhaben-
dere. Wenn der Bericht dcn Versuch macht, das Jnteresse
der Wohlhabendcn auf diesen Plau der Direktion zu lenken,
so muß zugegeben werden, datz cs sich um eine Sache des
öffentlichen Jntcreffes uud von großem Segen für das gcmeine
Wohl handclt. Jn dieser Erkenntnis hat denn auch neuerdings
die Stadt Heidelberg 800 Mark Jahreszuschuß für dieses
Unteruehmcn zugesagt. Wir halten es für unscre Pflicht,

ri)

Auf abschüssiger Bahn.

Roman von B. Corony.

(Fortsetzung.)

Aii Riegel flog zurück und der zerlumpte Wanderer tappte
P'ßcheren Schrilten herein und fragte scheu:

"^tzer ift denn der da mit dem finsteren Gesicht?"

Rchj, "s ist mein Mann", erklärte Trude. Wer fürchte i

ihni. Der gönnt's dir schon, datz du dich satt itzt und
. Nicht wahr, Just?"

'l'stns gönn' ich ihrn und ein paar Mark auch, aber dann
^wicder weiter ziehen."

brauchst du nicht gleich zu scrgeu", berwies ihn
ePZ 'vge FEi gekränkt. „Wenn er so lange da bleibt, bis
lliiqs9"vere Unterkunft für ihn gcfunden ist, wird's auch keiu
sein."

^A^.ööufte Suppe und Fleisch auf einen Teller, legte
Stück Bbot danebcn und gotz Bier in ein Glas,
(Ad Marburg gierig leerte. Dann tätschelte er ihre Hand
>eig ^gte in kläglichem Tone: „Bist ein gutes Kind, das
, armen, alten Vater nicht verlätzt."
ü)lll ^ fah zu, wie cr Speise und Brot eifrig vcrschlang, legte
"vx jstochinals vor, schenkte abermals ein und satz dann
idit das Kinn in die Hände gestützt, unwillkürlich leise
Afuen^ Kopf schüttelnd und die Augen groh und erstaunt
- chm?' ^ater, der vor länger als zwölf Jahren die

Mex P^Aieß, hatte sie sich ganz anders vorgestellt. Ju
Scin^alaren Erinnerung stand er immer noch als kräftiger
^iichs >)>>i kühnen, blitzenden Augen, der des Abends, die
?>>s j,P>ver der Schultcr, den Hut tief in die Stirne gedrückt,
Hausc schlüpfte und den cinsamsten Pfad hinauf-
xasst o- llnd sctzt? --- Der matte, verschwommene Blick, das
Gesicht, das blöde Lachen und das gcmze
wloste Aussehen-— aber leid that er ihr doch und

so sagte sie immer wieder: „Jtz, Vater, latz' dir's schmcckenl"
Sie war auch die einzige, die sich um ihu kümmerte.
Just klemmte die Lippen zwischen dic Zähne und sprach kein
Wort; Lore wusch in der Küche das Geschirr ab. Dabei stellte
sie die Teller und Töpfe so hart hin, als wolle sie ihren Zorn
an ihneu auslassen und rief endlich: „Was willst denn eigent-
lich, Mathias? Warum bist nicht drüben geblieben?"

„Weil ich verhungert wär'."

„Bist doch zwölf Jahre lang nicht verhungert?"

„War abcr oft genug nahe darcm."

„Wenn einer arbeiten will —"

„Als ob die Arbeit auch immer bei der Hcmd wär' und
nicht schon so und so viele drauf lauern thäten. Bei den
Goldwäschern war ich, in den Kncipcn hab' ich bedient, Haus-
knecht, Kohlenträger, Packträger, kurz: alles mögliche bin ich
nach und nach gewesen, aber endlich hat mich das elendc Leben
ganz runter gebracht und da hab' ich mir das Geld zur

Rückfahrt zusammengebettelt — und — und-"

„tlnd jetzt bist wieder da. Aber was soll denn nun weiter
werden? Denkst du vielleicht, du kannst dich hier ruhig ins
Nest setzen? Das giebt's nichtl Die Gertrud hab' ich mit
Muhe und Not aufgezogen: was so ein faules, putzsüchtiges
Ding kostet, das weitz der liebe Himmel! Aber datz ich dich
ernähren sollte — nee — fällt mir gar nicht ein!"

„Ja, Mathias Marburg, datz Jhr's nur gleich witzt, hier
ist Eures Bleibens nicht", stimmte Reiner bei. „Jch bin mit
Leib und Scele Jäger gewesen und war nahe darcm, Förster
zu werden. Der Trude zu Liebe, weil ich sie sonst nicht hätte
heiraten künnen, mußte ich meinen Bcruf aufgeben. Jhr habt
schou zweimal wegen Wilddieberei gesessen und deshalb kcmn
ich Euch nicht untcr meinem Dach behalten. Heute mögt
Jhr Euch ausschlafen und morgen gebe ich Euch so vicl, datz
Jhr ein paar Wochen davon leben könnt. Dann wandert Jhr
aber weiter und sucht cmderswo eiu Unterkommen."

„Ja, ja, ich läim auch lieber gleich gehen uud mich im

Wald irgendwo hiulegen. Hab' ja schon oft umer freiem
Himinel genächtigt."

Schwcrfällig tappteMarburg uach derThür zu, aber Gertrud
sprang ihm nach, packte ihn beim Arm und rief trotzig: „Du
bleibst, oder ich gehe mitl Wo ich daheim bin, da wird auch
für meincu Vcher noch Platz und was zu essen sein. Du
thust mir's nicht an, Just, datz du ihn aus dem Hause schickst
— oder doch?"

Jetzt funkelte imd gleitzte in ihrem Blick wicder ctwas, das
au dic im Dunkcl phosphoreszierenden Angen einer Wildkatze
oder eines Wolfes erinnerte.

„Für heute habe ich ihm weder Speise und Trank, noch
ein Nachtlager verweigert," erwiderte Reiner ausweichend.

„Also komm, geh' schlafenl Jn dcr Bodenkammcr steht
ein Bett."

Sie führte ihn die knarrcndc, leiterartige Stiege empor,
schüttelte dcn Strohsack und die Mssen auf, und als sie sah,
daß er schwcr wie cin Holzklotz auf das Lager ficl, sagte sic:
„Gute Nacht, Bätcrl Das Licht nehm' ich mit. Du körmtest
es sonst nmwerfen, hier oben liegen zu viel Tcmnenzapfen
uud Reisigbündel aufgeschichtet.

Er hörte sie kaum mehr und murmclte nur etwas Nnver-
ständliches.

Mit der kleiucn unattbrcnnenden Lampe in der Hcmd ging
Trude wieder hinab.

„Hol' seine Pfeife runterl" hcrrschte Lore sie an.

„Er hat ja gar keine."

„Dochl Jch hab' sie in dcr Rocktasche stecken gesehen. Dcr ist
imstande und zündet uns die alte Braracke übcr dcm Kopf
an. Den hat der Satan zurückgeführtl"

Krachcnd schlug sie dic Thüre ihrer Kammer hintcr sich
zu.

Gertrud stieg wicdcr hinauf imd nahm die Pfeife nebst
cincm daneben steckcnden Schächtelchcn Schwefelhölzer
an sich.

Mathias schlief so fest, datz er es gar nicht merkte, wälzte
 
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