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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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das Datum vom 22. anstatt 21. Mai. Jm Laufe des
Nachmittags gelangte eine neue Einladung, für den Abend
selbst, an den Abgeordneten für Saargemünd-Forbach,
welcher den Expreßzug nahm, dcr Saaralben um 6"^ ver-
läßt und in Metz um 7" eintrifft. Ein Hofwagen erwartete
den kaiserlichen Gast am Bahnhof von Remilly und brachte
ihn nach Urville um 8". Während des Diners, das ganz
im intimen Kreise stattfand und zu dem sonst niemand zu-
gezogen war, saß Baron de Schmid auf der rechten Seite
des Monarchen. Beim Dessert teilte ihm der Kaiser seinc
Ernennung zum Rittmeistcr L 1a suits des 8. Kürassier-
regiments in Deutz mit u»d trank gleichzeitig auf die Ge-
sundheit des neuen Rittmeistcrs. Nach dem Diner führte
der Kaiser den Baron de Schmid in sein Cabinet niid,
während der Abgeordnete eiugeladen wurde, die Neuigkeit
seincr Familie zu telegraphieren, schrieb der Kaiser eigen-
händig eine Depesche an Frau de Schmid, um sie von dem
Gunstbeweis, der ihrem Gatien zuteil geworden, zu benach-
richtigen.

Metz, 24. Mai. Heute Morgen 7,20 Uhr fuhr
der Kaiser von dem hiesigen Bahnhof nach Noveant,
tvo er den Wagen bestieg und sich nach Gorze begab.
Jenseits dieses Ortes stieg der Kaiser zu Pferde und
übernahm das Kommando über eine kombinierte Di-
vision. Nach der Disposition, welche der nunmehr
beginnenden Gefechsübung zu Grunde lag, war die
Veste „Lothringeu" schon früher vom Feinde zu Fall
gebracht, während die Veste „Kronprinz" erst heute
Morgen eingenommen worden war. Nünmehr sollte
die dem Kaiser unterstellte Division in der Stärke von
neun Bataillonen Jnsanterie, 12 Feldgeschützen, acht
fchweren Haubitzen, einer Pionierkompagnie und einer
Eskadron Dragoner gegen die Veste „Kaiserin" vor-
gehen und sie mit stürmender Hand nehmen.

Gegen 11V, Uhr erschien die feindliche Stellung der-
maßen erschüttert, daß der Kaiser bei dem großen numerischen
Uebergewicht seiner Division zum Angriff vorgchen konnte,
der erst auf dem rechten, dann auf dem linken Flügel er-
folgte und als gelungen angenommen wurde. Kurz vor
12 Uhr war die Uebung beendet. Der Kaiser versammclte
die Offiziere zu einer fast einstündigen Besprechung, während
der die Truppen in ihre Quartiere zurückkehrten. Hierauf
unternahm der Kaiser eine Besichtigung der Veste unter
Führung des Architekten Heister. Nachmittags gegen 2 Uhr
traf der Kaiser von Veste „Kaiserin" wieder in Metz ein
und nahm später das Mittagesfen bei dem Kommandeur
der 31. Division Prinz Heinrich XIX Reuß ein. Es
war eine größere Anzahl höherer Militär- und Civilpersonen
dazu geladcn. Um 4 Uhr begab sich der Kaiser nach dem
Bahnhof, von wo er mittels Sonderzuges nach Kurzel
abfuhr.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Hofansage. Wegen dcs am 22. Mai d. I. erfolgten
Ablebens Sciner Hohcit des Prinzen Albert von Sachsen-Al-
tenburg Herzog zu Sachscn, legt der Grotzherzogliche Hof von
heute an die Trauer anf 4 Tage bis zum 28. Mai d. I. ein-
schlietzlich nach der 4. Stufe der Trauerordnung an. Karls-
ruhe, den 25. Mai 1902. Grotzherzogliches Oberstkammer-
Herrnamt. Graf von Berckhcim. Bice-Oberceremonienmeister.

— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
den Reallehrer Johann Brugier an der Realschule in
Bretten landesherrlich angestellt, dem Lehramtspraktikanten
Dr. Friedrich Rösch von Bretlcn unter Ernennung desselben
zum Professor eine etatmätzige Professorenstelle an der Real-
schule in Kenzingcn übertragen, den Professor Heinrich
Braun an der Realschule in Kenzingen in gleicher Eigen-
fchaft an das Gymnasium Lahr bersetzt.

Karlsruhe, 24. Mai. Der Großherzog nahm
heute Vormittag einen längeren Vortrag des Präsidenten
des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts
Geheimerats Freihcrrn von Dusch, entgegen. Hiernack be-
fuchten die Großherzoglichen Herrschaften mit der Kron-
prinzessin Victoria die Herzogin von Cumberland, welche
gestern Abend mit Jhren beiden Töchtern, den Prinzessinnen
Alexandra und Olga, hier eingetroffen und im Palais des Prin-
zen Max abgestiegen ist. Prinz Georg Wilhelm ist heute früh
zum Besuch seiner Mutter aus Heidelberg hierher gekommen.
Nachmittags 3 Uhr besuchte die Herzogin von Cumberland
mit ihren drei Kindern die Großherzoglichen Herrschaften.
Später hörte der Großherzog die Vorträge des Geheime-
rats Freiherrn von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.

Ausland.

Frankreich.

Paris, 24. Mai. Der russische Finanzminister teilte
dem Gouverneur der Bank von Frankreich mit, daß Kaiser
Nikolaus der franzöfischen Regierung für die Notleidenden
anf Martinique 250 000 Franken zur Verfügung stelle.

Türkei.

Jn großer Geldnot ist wieder einmal die Hohe
Pforte. Sie verlangte von der Ottomanischen Bank
150 000 Pfund Vorschuß, um die Monatsgehälter zahlen
zu können. Die Ottomanische Bank gewährte aber nur
100 000 Pfund.

Aus Stadt und Land.

Hetdelb erg, 26. Mai.

Veisetzung. Unter zahlreicher Beteiligung der hiesigen
Einwohnerschaft fand am Samstag Nachmittag die Feuerbestattung
der sterblichen Hülle des Herrn Prof. Dr. Ihne statt. Von den
Vertretern der öffentlichen Behörden gaben u. a. Oberbürger-
meister Dr. Wilckens und Geh. Oberregierungsrat Dr. Pfister
dem Verstorbenen das letzte Geleite. Viele Kollegen erwiesen
ihm die letzte Ehre. Die Leichenpredigt hielt Pfarrer Schneider.
Kränze legten nieder die Herren Prorektor Dr. Bnhl im Namen
der Universität, Prof. Dr. Bezold im Namen der Fakultät, der
Ausschutz der Studentcnschaft, die Verbindung Cheruskia und
ein Studiengenossc des Verstorbenen.

A Beileid ves Kaisers. Aus Aulaß des Ablebcns des
Herrn Prof. Jhne hat der Kaiser aus Metz an den Sohn
des Verblichenen Herrn Geh. Hofbaurat Jhne folgendes
Beileidstelegramm gerichtet:

Geh. Hofbaurat Jhne.

Mit Wehmut erfüllt mich der Heimgang Jhres von mir

sehr verehrten Herrn Vatsrs nnd möchtsn Sie sich bei diesem
sür Sie nnersetzlichen Verlnst meiner anfrichtigen Theilnahmc
versichert halten.

Wilhelni U.

Die 17. Jahresversammlunl; dcs Bereins akadcmisch
gebildetcr Lehrer an dadischen Mittelschulcir wurde Samstag,
den 24. Mai, hier abgehalten. Es harteu fich ca. 160 Teil-
nchmer eingefunden, darunter als Gäste zwei Oberschulräte,
die Herreu Hofrat Dr. von Sallwürk und Prof. Dr. Waag,
sowic zehn Mitgliedcr des hessischen Bercins akademisch gebil-
deter Lehrer. Um 10 Uhr wurden in der Turnhalle des Gym-
uasiums, wo Herr Ghmnasialdirccror Dr. Böckcl die Er-
schienenen im Namen der hiesigen Kvllegen und der Stadt
Heidelberg willkommen hietz, die Verhandlungen durch den
Borstand des Vereins, Herrn Direkior Keller aus Frei-
burg, eröffnet. Seine Berichterstattung über die auheror-
dentlich erfolgreiche Thätigkeit des Vereins im vcrflossenen
Geschäftsjahr und über dic Unterstützung, wclche der Sache der
akadcmisch gebildeten Lehrer von Vertretern aller Parteien in
deu Kammcrverhandlungen zuteil wurde, Rechenschaftsberichte,
einige Wünsche und Zukunftspläne bildcten den Gegcnstand
der Vormitragssitzimg, in welcher die Bersammluug auch die
Absendung eines Begrützungstelegramms an Se. Kgl. Hoheit
den Großherzog bcschloß und dem verdiemen Vorstandsmit-
gliedc, Herrn Prof. K cim aus Karlsruhe, sür scine auf-
opserndc Thätigkeit eine Ehrung erwies. Grotze Befriedigung
haben bei der akademisch gebildeten Lehrerschaft namentlich
die Ausführungen des Berichterstattcrs der Zweiren Kammer,
Hcrrn Obkircher, hervorgeruscn. Nachdrücklichst wurde be-
tont, datz die n e u e Stelle im Oberschulrat nur mit
einem F a ch m a n n besetzt werden sollte. Sodann begabcn
sich die Theilnchmer, in Philologen und Naturwissenschafter
gcschieden, zu den Vorträgen des Herrn Hofrat Dr. von Duhn
über die französischen Ausgrabungen in Delphi, bezw. des
Herrn Geh. Hofrat Dr. Bütschli über „Zoologische Demon-
strationen mit dem Projcktioiismikroskop". Nach diesen beiden
höchst interessaiiteu Vorführungcn fand man sich nachmittags
wieder im Gymnasium zusammen, wo Herr Prof. Dr. Pfes-
fer aus Karlsruhe die Reformmcthode in den modernen
Fremdsprachen behandelte und Herr Prof. Dr. Sachs aus
Baden über Reiseeindrücke aus der Sahara sprach. Mit der
Neuwahl des Vorstandes schlotz der geschäftliche Teil der Ber-
sammlung. Die Tafelsreuden im städtischen Saalbau waren
nur kurz, denn die Zeit drängte zu dem schönen Schlutz des
Programmcs, einer Besichtignng des Schlosses unter der kun-
digen Führung des Hcrrn Prof. Dr. Pfaff. Der Ort der
nächsten Pfingstversammlung dcs Vereins soll Offeuburg sein.

z. Berichtigung. Zn imserer Notiz in der letzten Nummer
des Blattes, betreffend Besitzwcchse l, teilt uns Herr
Zahuarzt Dietrich mit, datz er allerdings mehrfache
?lngebotc für sein Anwcsen zum gcnannten Kaufpreis erhalten
hat, datz er jedoch seincr Praxis wegen auf einen Verlauf
vcrzichtcn mutz.

Cj Schöffengerichtsfftzung vom 24. Mai. Vorsitzender: Hr.
Oberamtsrichter von La-Roche. 1) Andreas Jos. Eppinger imd
Gg. Hch- Sommer von Petcrsthal wurden von der Anklage
wegen Körperverletzimg freigesprochen; 2) Friedrich Müller von
Petersthal erhielt wegen Körperverletzung 16 Mk. Geldstrafe oder
2 Tage Haft; 3) die Verhandlnng gegen Wilbelm Erhard kner
wegen Ruhestörung wnrde vertagt; 4) Otio Acnold von hier
wurde von der Anklage wegen Rnhestörnng freigcsprochen; 5)
in der Anklagesache gegen Heck nnd Henß von Kirchheim wegen
nnlaiiteren Wettbewerbs erhielt Heck 30 Mk. Geldstrafe; 6) in der
Anklagesachc gegen Heck imd Scharnbach von Mannheim wegen
Beleidigung erhielt Scharnbach 20 Mk. Geldstrafs; 7) Gärtner
imd Simoii von Schönau erhielten wegen Beleidigung 14 Tage
Haft.

-i- Polizeibcricht. Ve.rhaftet wurde eine Mannsper-
sou wegen Beleidigung, Iinhestörnng nnd Angabe cines fal-
schen Namens, ^wei Frauenzimmer wegen Umherziehcns und
ein Fuhrmann wegen Ruhestörum; und Sachbeschädigung.
Wegen Unfugs kamen 10 Personen zur Anzeige.

ft. Kirchheim, 25. Mai. (Versammlung von
Landwirten.) Eine gut besuchte Versammlung hiesiger
Landwirte fand heute Nachmiltag im Saale des Gasthauses
„Zum Ochsen" hier statt. Landragsabgeordneter Mampel
erösfnete dieselbe mit einer dlnsprache, in welcher er den Wert
der Raifeisen'schen laiidwirtschaftlichen Vereine zu beleuchten
suchte und ganz besonders die Notwendigteit eines Anschlusses
au deren im Jahre 1899 gegründtetc Tabaksverkaufsgerios-
senschaft betonte. Er führte aus, datz dic Ilngriffe gegen die
Raifeisenvereine hauptsächlich auf Rivalität und Konkurrcnz-
neid zurückzuführen seicn. Verbandsrevisor Strobel ans
Ludwigshafen beleuchtcte dcmn in längerer Ausführung dic
Zwecke und Ziele, sowic die Orgcmisation dicser Bereine nnd
ganz besonders der Tabaksverkaufgenossenschaft, deren Zweck
sei, den Mitgliedern nrcht nur einen besseren Preis für rhrcn
Tabak zu erzielen, sondern auch dieselben, dadurch datz der
Tabat in vier Klassen eingeteilt und danach bezahlt werde, zu
vcranlassen, die Tabakkultur und die Behandlungsweise deS-
selben zu verbessern. Eine längere Dcbatte wurde vcranlatzt
durch eine Anfrage des Hcrrn G r i e s e r, wie es sich mit der
Haftpflicht verhalte. Herr Strobel führte aus, datz die
Hastpflicht für die einzclnen Mitglieder dem Ortsverein ge-
genüber eine unbeschränkte sei, datz aber dcr Ortsverein nur
mit einer bestimmten Summe und zwar sür je 10 Zentner
mit 10 Marl dcm Verbandc gegenüber haftet. Seine Aus-
führungen, die Manchcm nicht recht klar wären, riefen noch
mchrere Anfragen hcrvor, namentlich auch bezüglich der zu
zahlenden Stammcmtheile. Herr Grieser führte aus, datz
es sehr wünschenswerth wäre, wenn sich die Landwirte zu
Genoffenschaftcn, seicn es Einkaufs- oder Verkaufsgenoffen-
schaften zusammenschlietzen würden, um ihre Jnteressen besser
wahren zu könneu, und datz dadurch namentlich dem so schäd-
lichen Dachlaufe ein Ende gemacht würdc. Datz man aber auch
vorsichtig sein müsse und nur durch Einsicht der Statutcn und
Geschäftsberichte einen klaren Einblick gewinnen könne über
die Pflichten und Rechte, die man mit dem Eintritt in die
pfälzer Verkaufsgenoffenschaft übernehme. Herr Mampel
gab noch die Erklärung ab, dah die Genossenschaft nicht be-
absichtige, eine neue Kulturart des Tabaks einzuführen, sondcrn
uur die Landwirte zu veranlaffen, die seitherige Kulturart
zu verbessern, um bessere Qualitäten zu erzieleu. Da in
Kirchheim bereits eine Kreditgenossenschaft und ein Konsum-
vereni bestehe, so soll von Gründung solcher abgesehen und nur
eine Tabaksverkaufsgenossenschaft ins Auge gefatzt ivcrden.
Herr Mampel schlotz die Versammlung mit einigen Dankes-
worten an die beiden erschienenen Vertreter der Genossenschaft.

Ladenburg, 13. Mai. (Betreffs des Selbstmordes)
des Herrn Pfetzer sei nachgctragcn, datz sich Pfetzer mit Wasser-
ladung erschoffen hat, sodaß der Kopf vollständig zersplittert war.
Jn der Familie des Verstorbenen soll erbliche Belastung vor-
handen sein. Derselbe war nicht Besitzer, sondern Pächter der
Ladenburger Leimhütte.

Weinheim, 25. Mai. (Zum Mord Reinhard.)
Der Ehemann der ermordeten Frau Reinhard in Hohensach-
sen hat gestern Abend e i n g e st a n d e n, seine Frau ermordet
zu haben. Nach boraufgcgangenem Wortwechsel habe er ihr
mit seinem Taschenmesser einen Stich in den Hals versctzt,
der die Schlagader durchschnitt; er flüchtete nach der That in
den Wald, kehrte aber schlietzlich nach Hause zurück, als tvenn
nichts geschehen wäre.

Mannheim, 24. Mai. (Die letzte Kanne Phos-
phor.) Der „Gen.-Anz." schreibt: Stetig schreitet Wissen-

schaft und Techuik weiter zum Hcile der Menschheit. Neben
dem Streben, alles Wissen zum fiiianzieüen Nutzen auszu-
beuren, steht auch der Wunsch, das Lcben des einzelnen
arbeiters zu sichern, ihm nicht nur Arbeit zu geben, sondevu
auch dasür zu sorgen, üaß üiese Arbeit gefahrlos werde.
den Betrieben, dic der Ilrbeiter Gcsundheir gefährden, gehörrV
auch bisher die Zündholzfabrikation, weil sie mit eineni.
äutzerft gifligen Sloff, üem weitzen Phosphor zu thun harie-
Darum hat die Regierung sehr strenge Vorschrisren sür dch
Herftcllung der Zündhölzer erlassen müssen, um nichi die
Zahl der Kranken noch größer werdeu zu lassen, als sie ohne-
hin schon der Sachlage nach sein mutz. Vor allem wurdeu
durch das Eiliathmeii der Posphordämpfe neben der Lunge
auch die Zähne aiigegriffen. Jnfolge dessen suchre die Chemie
Mittel und Wege zu finden, den Phosphor bei der HerstelliMg
der uiientbehrlichen Zündhölzcr, wre früher schou den Schwe-
ä'l, auszuscheiden. Nach langen Versuchcn ist daS nnn aucti
glücklich gelungen. Gestern beging dic „Diamant
Deutsche Z ü n d h o l z f a b r i k A. - G. Rheinau
(Badeu)" dcn denkwürdigen Tag, an dcm die letzte Kannt
Phosphor berwcndet wurde. Von hcute ab wird kein AioM
Phosphor mchr für die Zündhölzer dieser Fabrik benutzt wer-
den. Damit hat die Gesellschaft als erste in Deurschlcnm
eincn Forlschritt bon hoher kiilturellcr Bedcutung erzielü
Iltlc Gefahr, die der Phosphor scither für die Älrbeiter heraus-
beschwoc, ist damit mit einem Schtagc beseitigt und es ivar'
dahcr auch die Rcgierung in der Lage, die Vorschrifteu aus-
zuhebeu, die gesonderie Räume verlangen je für die Zube-'
reitung der Zündmasse, für die Köpfchcnbildung, das Ab-
mllen nnd Trocknen der Hölzchcn. Jetzt sind Maschinen er-
laubt, die setbstthätig alle diese Ilrbeiten in cinem Zuge vem
richten.

8Karlsruhe, 25. Mai. Parlamentarischer
A b e n d.) Generalintendant Exc. Dr. Bürkli n veraM
'taltete vorgestern einen parlamentarischen Abend, zu welchew
Se. Groszh. Hoheit Prinz 5karl, die Mitgliedcr der Erstem
Präsident Gönner, Vizepräsident Lauck und zahlreiche Av-
gcordnete der Zwciten Kammer erschienen waren. Weitec
waren anwesend samtliche Mitglieder dcs Staatsministeriums'
Vize-Oberzercmonienmeister Graf Berckheim, GeiieraladjutaM
Generalleutnant von Müller, Geheimrat Freiherr von Babm
der Gesandte von Eisendecher, Generalmusikdirekror Motw
u. A.

L.i4. Karlsruhe, 28. Mai. (Nennen.) Bei siemlich guteu>
Wetter nnd unter starker Beteiligung des Publikums beganü
heute Mittag 3 Uhr anf dem Karlsruher Exerzierplatz das ReM
nen des Karlsruher Reitervereins. 1. Offizi er-Jagd-ReN-
neu: 1. Lt. Willmcr, 3. Chev.-R.. 2. Lt. Thomas, 8. Cbev.-R--
3. Oberlt. Dunckleiiberg, D.-R. 22. 2. Versuchs-Jagm
Rennen. 1. Lt. Jahrmarkt, 3. Chev.-N., 2. Lt. GorniermaUN,
5. Chev.--R., 3. Oberlt. Dmicklenberg, D.-R. 22. 3. Verkaufk-
Jagdrenneu. 1. Lt. Dumrath, L.-D.-R. 20, 2. Lt. Gonuer-
iiiann, 5. Chev.-R., 3. Lt. Keller, 8. Chev.-R. 4. Grotzhe.r-
zog Friedrich-Rennen. Ehrenpreis S. K. H. des Grotz-
herzogs dem Ersten und 1300 Mk., chavon 1000 Mk. dem ErsteN,
200 Mk. dem Zweiten, 100 Mk. dem Dritten. 1. Lt. Frhr. v-
Stein, 2. Lt. Frhr. v. Seldcneck, 3. Lt. Frhr. v. Eichthm-
8. Karlsruher Jagd-Rennen. Ehrenvreis der Stam
Karlsruhe. 1. Lt. Graf v. Helmstatt, D.-R. 21. 2. Lt. Gonner-
mann, 3. Lt. Frhr. von Reitzenstein. .

LI4 Schlost Haus Baden, 25. Mai. (Abgereip^
ie Prinzen August, Wilhclm und Oskar sind gestern AbenV
bon hier wieder abgereist, um nach Ploen zurückzukehren.

Vaden, 22. Mai. Wie das „Badener Blatt" hört, wareN
die Herrcn Prof. Dr. Brauer nnd Dr. Magnus, die gesterN
mit einer Anzahl junger Mediziner anS Heidelberg bier aM
kamen, um die hiesigen Badanstalten nnd sanitären EinrichtunE
zu besichtigen, von ibrem Besnche anßerordeutlich befricdigt. D^
Herren habeu die Bäder und sonstigen Heilmittel des Großv-
Friedrichsbadcs mid des Großh. Landesbades unter Leitmig der
Herren Hofrath Obkircher nnd Medizinalrat NeumaNN
gründlich keimen gelernt und im Großh. Friedrichsbad )das gau^
Badverfahren an sich selbst erprobt. Anßerdem w irden da-
Großh- Jnhalatorinm, die Trinkhalle, di: PrivatheilanstalteN'
soweit dies möglicb war, sowie die städtische Kanalisatton uv"
Kläranstalt besichtigt. Gestern Mittag wanderten die Söhne der
Hlma mator in fröhlichster Stimmmig nnd unter den Klängen
des Liedes „Alt-Heidelberg du feine" von hier weiter, um den
Renchthalbädern einen Besuch abznstatten. ,

ö. dl. Freiburg, 25. Mai. (Falsche Reichskassenschei N e-t
Dcr Gr. Erste Staatsanwalt, Herr Gciler, giebt Folgendes be)°
kannt: Seit Sommer v. I. wurden in Stnttgart, Cannstat"
Waiblingen, Karlsruhe, Mannheim und Worms falsche ReiD'
kassenscheiiie zn 20 Mk. vom Jahre 1882 angehalten. D'
Fälschnngen sind ziemlich sorgfältig durch Photolithographie h^
gestellt auf der Rückseite sind die Schattierimgslimen mit uE
übter Hand nachgearbeitet nnd die Pnpierfasern durch Pmselhaar
nachgcahmt. Die Nummer 8. Nr. 208137 scheiut doppelt hergs-
stcllt worden zu sein. Ein Herr, der eirien solchen Schein ^
Waiblingen verausgabt hat, wird wie folgt beschrieben: ca. ^
Jahre alt, 1,70 Mtr. groß, von mittlerer Statur, mit dimE
halblangen Haaren, mittelstarkem, dunkelm Schnurrbart, ha>.
vollem Gesichte, gesimder und etwas geüräuuter Gesichtsfarv'
Der Verdächtige trete ruhig auf, sei nicht elegant, aber gut E
kleidet (Mittelstand) und spreche keinen ansgesprocheneri Diaffr'
Die Reichsschuldenverwaltung hat Demjemgen, welcher eiN»
Verfertiger oder wissentlichen Verbreiter solcher Falschstücke zner'
ermittelt mid den Behörden dergestalt nachweist. daß der Ver
brecher zur Untersuchung und Strafe herangezogen werden kaN.^'
eine nach den Umständen vou ihr zu bcmesseiide Belohnung "
zur Höhe von 1000 Mk. zugesichert.

Heidelberger Vereinsangelegenheiteri-

* Die Liedertafel ernannte Hrn. Prof. Scheidt-Karlsrv^
in Anbetracht seiner großen Verdienste um das MusiklebeN
Ehrenmitgliede. Eine Deputation des Vereins begab sich geste).,
nach Karlsruhe, um Hrn. Prof. Scheidt das künstlerisch ansS
fertigte Ehrendiplom zu überreichen.

Vcrein Frauenbildung — Frauenstudium, Abieilu .
Hcidclberg. Die Ausftellung der badischen gewerblichen
terrichtsaustalten wurde, wie bekannt, am Donnerstag
22. Mai in Gegenwart Jhrer Königl. Hoheiten des
herzogs und der Grotzherzogin feierlich in Karlsruhe erofft,„i
Auch der Vorstand der hiesigcn Handelsschule für Frnsi,;e
und Mädchen erhielt von Grotzherzogl. Gewerbeschulrat
Aufforderuiig, derselben beizuwohneu. Jnfolge deffen
schlossen sich zwei Damen des Vereinsvorstandes und die
Lehrerin der Schule, sich dorthin zu begeben, um die
tretung der Auslagen, welche die hiesige Schule ents^e
hattc, zu übernehmen. Den Delegiertinnen wurde die
zuteil, von Jhrer Königl. Hoheit der Frau Grotzherzogin ^
einer Ansprache ausgezeichnet zu werden. Dieselbe erkav^e
mit warmen Worten an, wie nützlich und segenbringend
Einrichtung von Handelsschulen für das weiblich Gesck^^
sei, und wie sie in ihrer nächsten Nähe, in Karlsruhe,
auch in Mannheim an den gleichen Unternehmungen st-
Freude beobachten könne, datz die Entwicklung derselben
vorwärts schreite. Leider hatten es sich die Letzteren an
Tage versagt, Vertreter zu entsenden, die sich dieser
Auerkennmig hätten erfreuen können. Für die Heidelde^
Schule ist es eine Anregung, mit erneuter Lust und ^ .

weiter zu arbeiten.
 
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