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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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Kinweihung des Karksruher WheinHafens. I

80 jiarlsruhe, 27. Mai. Die feierliche E i n-
weihung des Lkarlsruher Rheinhafens ging, begün-
stigt von herrlichem Wetter, programmgemäf; von ftarten. Ge-
geu 10 Uhr sammelien sich auf dem Hauptbahnhof die Feft-
gäste, darunter die Spitzen der staatliclien und städtischen Be-
hörden, die bürgerlichen 5!ollegien, fast sämtliche Mitglieder
der 1. und 2. Kammer und Vertreter der badischen Handels-
kammern und besetzten den bereitstehenden Extrazug, der sie
rrach Maxau brachte, Die G r o tz h, Herrschaften fuh-
ren in Begleitung der Prinzen Max und Karl in offenen
Zweispännern nach Mühlburg, Bei der Ehrenpforte begrüstte
Stadtrat Ganser an der Spitze des Festkomitees die hohen
Herrschaften und entbot dem Jubilar die herzlichsten Glück-
wünsche, Der Großherzog dankte mit frcundlichen Worten
und fuhr dann, von brausenden Hochrufen begrüßt, durch die
festlich dckorierten Siraßen der Vorstadt nacki Maxau, !vo
mittlerweile der Extrazug eingetroffen war, Die Festteilneh-
mer bestiegen alsbald die drei prächtig geschmücktcn, unter-
halb der Schiffbrücke verankerten Festschiffe „Badenia IX
zfMannheim), „Gebr, Fendel XII" (Mannheim) und „Math.
Stines" lMühlheim a, Ruhr), Auf dem ersten Schiff nahm
das Großherzogspaar, auf dem zwciten Prinz Max, auf dem
dritten Prinz Karl Platz, Unter Böllersalven und den Klän-
gen der Musikkapellen setzte sich dcmn der Festzug in Bewe-
gung, Voran das Dampfboot „Baden" der Großh, Rhein-
bauinspektion Karlsruhe, welches die Fahrrichtung und Fahr-
geschwindigkeit angab; dann folgten in Abständen von je
,120 Metcrn §ie Festschiffc, Die Fahrt ging vorüber an deu
oben- und uuterhalb der Maxaucr Brücke am bayerischen Ufer
in Parade liegendcn 17 Dampfbooten, welche sich nach einan-
der den Festschiffen anschlossen. Sämtliche Schiffe, sowie die
beiden Ufer warcn von ciner festesfrohen Menge dicht besetzt,
welche die Festschiffe mit brausenden Hochrufen begrüßten,
Während der Fahrt ließen sich die Festteilnehmer das vortreff-
liche kalte Buffct, das Traiteurs Glaßner im Auftrag der
Stadt Karlsruhe auf Deck serviert hatte, wohl schmecken,
Die Fahrt ging rheinaufwärts in der Richtung des Thalwegs
bis badisch Kilometerstein 191, sodann durch die Nebenrinne
in den Borhafen und durch den Stichkanal bis zu den An-
landestellen im Rheinhafen an der Kaimauer bei der Werft-
halle, Punkt 12 Uhr trafen die Festschiffe im fcstlich ge-
schmückten Hafen ein, dessen Anlagen sodann eingehend be-
sichtigt wurden, An die Festfahrt schlotz sich ein Mittag-
essen mit nahezu 400 Gedecken an, Den ersten Toast
brachte dcr Präsident der hiesigen Hcmdelskammer, Geh.
Kommerzieurat Kölle auf den Grotzherzog aus, Als-
bald erhob sich dcr L a n d e s f ü r st, dankte für die freund-
liche Begrüßung und fuhr dann fort:

„Wenn ich diesen Fortschritt näher betrachte, so mutz
ich auf die Vergangenheit zurückblicken, und da kann ich
nicht umhin, eine Erinnerung hier zur Sprache zu bringen,
die wohl nur Wenige unter Fhnen miterlebt haben. Das
Bedürfnis des Verkehrs und eines ausgedehnteren Verkehrs
hat sich schon in den 80er Jahren beihätigt, und wenn ich
mich nicht täusche, war es im Jahre 1836, datz in dem
Dörfchen Leopoldshafen die Hafeneröffnung durch meinen
seligen Vater stattfand, Sie war verbundcn mit ciner
Feier, damals von grotzer Bedeutung: Das erste Dampf-
schiff wurde getauft. Sonst gab es ja keinen Verkehr, auher
auf der Sträße. Wenn wir das vergleichen mit dem jetzigen
Zustcmde, dann werden wir erst eigentlich ganz und gar
davon überzeugt, welch große Fortschritte wir erreicht haben,
Was wir alles der Wissenschaft verdanken und den For-
schungen auf diesem Gebiete und was uns noch bevorstehen
kann, Alles das ist erreicht worden dadurch, daß alles auf
dem einen Wege geleitet worden ist, der für die Stadt
Karlsruhe von großer Bedeutung ist und den Sie soeben
selbst hervorgehoben haben, Gerne folge ich Jhren Aus-
führungen mit dem Wunsche, daß insbesondere dem Han-
delsstande hier Wege eröffnet werden, die ihn zu größerem
Blühen und Ausdehnung bringen möchten. Sie erwähnten
auch vorhin, daß es eine Verminderung geben könnte; nun,
-ie Zeit wird das lehren, Aber ich kann nicht umhin, zu
sagen: Nirgends wird man feste Grundsätze finden für den
Abschluß des Verkehrs. Wir müssen trachten, den Verkehr
möglichst zu erweitern, auszudehncn und so zu entwickeln,
datz man der Zukunft ruhig ins Auge schauen kann. Das
ist eine Pflicht und mehr nicht. Jm Anschlusse daran sage
ich: Möge es der Regierung und ihren Absichten gelingen,
allenthalben, nicht nur hier, sondern im Lande den Wün-
schen entgegenzukommen, die heutzutage unumgänglich sind:
die Verbindung auch kleinerer Orte mit dem grotzen Ver-
kehr herzustellen. fBravol) Die Ausgaben, die da ge-
macht werden, bewirken die Schaffung von steuerfähigen
Leuten, somit ist es nur ein Austausch; was hier ausgegeben
wird, wird wieder eingenommen im Staatc. (Bravol)
Auf dieser Grundlage hoffe ich, datz wir weiter kommen
werden und in dieser Hoffnung, meine Herren, werden Sie
gerne mit mir übereinstimmen wollen, wenn wir zunächst
der Stadt Karlsruhe gedenken und dieser widme ich mcin
Glas. Auß das Gedeihen, Aufblühen und die Weiter-
entwicklung der Stadt -Karlsruhe Hochl Hochl Hochl"

Weitere Toaste brachten aus: Stadtverordneter Cttlinger
auf den Oberbiirgermeister, dieser auf Handel und Verkehr;
ferner hielten Ansprachen Fabrikdirektor Sinner und zwei
auswürtige Gäste. Während des Mahls wurde auch ein Be-
grüßungstelegramm an den früheren Minister Eisenlohr ge-
richtet, Dre schöne Feier wird allen Teilnehmern in ange-
nehmer Erinnerung bleiben.

Bandes gteich in drei Auflagen. Diese drei Auflagen
sind jetzt schon vergriffen, so datz die vierte Auflage, die
in Voraussicht der starken Nachfrage gleich mitgedruckt
war, ausgegeben worden ist.

— Wir lesen im „Luz. Tagebl.": Bei einer Wagen-
fahrt vernnglückten am Samstag Vormittag zwischen
Florenz und Fiesole Frau und Frl. Böcklin. Frl. Böck-
lin wurde schwer verwundet nach der Villa Böcklin ver-
bracht; Frau Böcklin erlitt leichtere Verletzungen.

— Paris, 26. Mai. Der „Temps" meldet aus Lille,
wie verlaute, habe die Staatsanwaltschaft infolge der
Enthüllungen über den Fall Humbert neuerdings eine
strafgerichtliche Untersuchung über die 1899 erfolgte E r-
rn ö r d u n g des Fabrikanten Schotsmans eingeleitet,
der einer der H a u P t g l ä u b i g e r der Frau Hum-
bert war und der von bisher unentdeckten Verbrechern
im Eisenbahnwagen ermordet worden ist.

— London, 27. Mai. Das „New-Zjork Journal"
meldet, der Kammerdiener von Friedrich Humbert sei
gestern in Jersy Citp verhaftet worden. E)r gestand
sofort seine Jdentität und sagte, Humbert und seine
Frau befänden sich auf eigener Zjacht auf der Fahrt nach
Argentinien. Die anderen Mitglieder der Fa-
milie hätten einzeln Frankreich auf verschiedenen Wegen
verlassen und würden binnen Kurzem in den Vereinig-
ten Staaten erwartet.

Aus Stadt und Land.

Hridelberg, 28. Mai.

ß Geb.-Rat Kußmaul Eine schmerzliche Kunde durcheilte
heute die Stadt. Unser hochgsschätzter Ehrenbürger Geh.Rat K u ß-
maul, der noch ganz kürzlich bei dem 25jährigen Jubilänm
seines Schwiegersohnes des Herrn Geh.-Rat Czerny sich rüstig
und voller Hnmor gezeigt yatte und gestern Abend noch wohlauf
in der Familie Czerny weilte, ist hente früh um halb 6 Uhr,
ohne daß irgendwelche Todesanzeichen vorhergegangen wären, sanft
verschieden. Geh.-Rat Kußmanl wurde am 22. Februar 1822
in Graben geboren, er hat also seinen 80. Geburtstag feiern
dürfen. Diese über das gewöhnliche Maß hinausgehende Lebens-
kraft gehört auch zn den reichen Gaben, mit denen die Natur den Ver-
blichenen ausgestattet hatte. Kußmanl hat hier in Heidelberg
studiert; die Erinnerungen, die er an seinem Lebensabend schrieb,
geben ein außerordentlich interessantes Bild von dem studentischen
Leben hier in der Mitte der vierziger Jahre des vorigen Jahr-
hnnderts. Erst Militärarzt, dann praktischer Arzt in Kandern,
habilitierte sich Kußmanl hier im Jahre 1865, 1857 wnrde er hier
außerordentlicher Professor, 1859 kam er -als Professor der innern
Medizin nach Erlangen, 1863 nach Freibnrg, 1876 nach Straß-
burg. Seit 1889 lebte er im Rnhestand in Heidelbcrg. Seine Verdienste
um die medizinische Wissenschaft können hier nnr gestreifc werden.
Eines der größten hat sich der Verblicbene durch die Einführung
verschiedener mechanischer Behandlungsmethoden in die Medizin
erworben. Jn zahlreichen Schriften legte er die Resultate seiner
Untersnchungen dar. Geh. Rat Kußmanl galt als das Jdeal
eines Arztes; in allen Kreisen der Bevölkerung. sowohl hier,
wie an den Stälten seiner früheren Wirksamkeit, genoß er die
größte Hochachtnng und allgemeine Verehrung. Mit der scharfen
Beobachtnngsgabe des kritisch geschnlten Gelehrten verband er ein
hohes Maß jener praktischen Geschicklichkeit, die man so recht
eigentlich die ärztliche Kunst nennt. Dazu kam bei Kußmaul ein
tiefes Gemüt, ein liebevolles Herz, das ihn antrieb, seinen
Patienten so recht aus dem Grunde seiner Seele mit seiner Kunst
und seiner Wissenschaft zu dienen. Das hat den nun Verblichenen
bei Jung nnd Alt außerordentlich beliebt gemacht; cr war nicht
nur ein bedeutender, er war anch ein guter Mann. Anf dem
Grunde seines goldencn Herzens rnhte der prächtige Humor, der
Kußmaul auszeichnete, und der allc gefangen nahm, die in seinen
Bannkreis kamen. Nnn ist der beredte, fein geschnittene Mnnd
verstummt, die freundlichen Augen sind geschlossen. Nach reicher,
gesegneter Thättgkeit hat der Verblichene noch einen schönen
Lebensabend genießen dürfen. So hat er erreicht nnd gehabt,
was diese Welt dem strebenden Menschen zu bieten vermag. Anch
sein Hinscheiden ist ein glückliches gewesen. Heidelberg hat seinen
Ehrenbürger Kußmaul schon zu dessen Lebzeiten dadnrch ansge-
zeichnet, daß es eine Straße nach ihm benannte. Die Heidel-
berger Bürgerschaft wird dem Verblichensn ein dauerndes, treues
Gedenken bewahren.

A Dienstjubiläum. Stadtpfarrer v. Hönig begeht am
1. Juni das 40jährige Dienstjubiläum als protestantischer Geist-
licher. 39 Jahre hat der allseitig beliebte und geachtete Seel-
sorger hier in Heidelberg gewirkt. Anläßlich der Jnbelfeier sind
verschiedene Ehrungen geplant. Am Abend des 2. Juni ver-
einigen sich die Mitglieder des Kirchengemeinderats nnd der
Kirchengemeindeversammlnng sowie sonstige Freunde des Jubilars
mit diesem zuLgemeinschaftlichem Abendessen im Gartensaal der
Harmonie.

O Jhren 80. Geburtstag begeht am 30. d. M. Fräulein
Eleonore Wallot, eine eifrige Förderin der Steno-
graphie „Gabclsberger". Fräulein Wallot ist Vorsteherin des
hiesigen Gabelsberger Stenographen-Damcn-Vcreins und
Ehrcnmirglied des Herren-Vereins. Sie begeht ihren Ge-
burtstag in völliger geistiger Frische und pflegt trotz ihres
Alters in keiner Versammlnng ihres Vereins zu fehlen.

5 Odeuwald-Klub. Wie aus nnserem gestrigen Jnserat her-
vorgeht, veranstaltet der Odenwald-Klnb morgen, am Fronleich-
namsfest, seinen zweiten diesjährigen AuSflug, zn dem wir
ihm, znmal nach den unfreundlichen Wochen, gntes Wetter und
eine gnte Beteiligung wünschen. Denn der geplante Ansflng nach
derMinneburg verspricht allen Teilnehmern hohe Genüsse.

6 Uhr 55 Min. solls vom Hauptbahnhof losgehen, damit der
Marsch 7 Uhr 56 Min. vom Bahnhof in Eberbach beginnen kann.
Der Weg über die Marienhöhe znm sogen. Kirchel nnd von da
weiter zur Minnebnrg bietet anfangs schöne Aussichten, führt
dann durch schattigen, hochstämmigen Wald, der nur noch einzelne
freie Durchblicke läßt. Um 12 Uhr etwa ist die Minneb u r g
erreicht, wo die mitgebrachten Vorräte verzehrt werden. Die
Minneburg liegt sehr poctisch im Walde, hoch über dem Neckar,
und hat von jeher die Anfmerksamkeit ganz besonders auf sich
gcrichtet: knüpfen sich an sie doch mehrere Sagen, ist sie doch
von verschiedenen Dichtern besungen, hat JntiuS Wolff sie doch in
feiner bekannten anmutigen Novelle zum Schauplatz der Hand-
lung gewählt nnd daniit weiten Kreisen bekannt gemacht. 'Diese
spielt im 14. Iahrhnndert, aber die vom Dichter angenommenen
Besitzer, die Rüdt von Collenberg, haben die Burg nnr wenige
Jahre innegehabt, und der dort so anschaulich geschilderte, drei-
stöckige Giebelerker mit dem prächtigen Blick auf das Thal stammt
erst ans dem 16. Jahrhundert. Die Bnrg mag um 1200 ent-
standen sein, der viereckige Bergfried hat öie Erbauer wohl noch
gesehen, aber wir wissen nicht, wer es gewesen ist. 1349 verkauf-
ten die Rüdt von Collenberg die Bnrg an Kurpfalz, das 1614
den unternehmenden Ritter Wilhelm von Habern -damit belehnte.
Dieser hat sie sowohl innerlich mit dem neuen Pallas versehen
wie ringsum mit den vier mächtigen, rnnden Batterietürmen.
Auf diese Weise erhielt die Burg eine Wehrhaftigkeit. wie wenige
andere der Umgebung. Nur der Breuberg übertrifft sie noch. Ob
die trotziyen Wehrtürme je ihre Widerstandskraft erprobt haben,
wiffen wir nicht, auch nicht, wann die Burg zur Ruine wuroe,
vielleicht im dreißigjährigen Kriege Jm Anfang des 19. Jahr-
hunderts hanste anf ihr ein einsamer Sonderling, der die Ruinen
mit seinen Blumen schmückte; die Markgrafen von Baden wandten
ihr von dem nahen Zwingenberg aus ihr Jntereffe zu, und spä-
ter wurden die von ihnen geschaffenen Anlagen wieder erneuert:
Tische und Bänke, sowie ein Aussichtspavillon sind in ihnen an-
gelegt: und dort rastet man gerne im stillen Frieden des Waldes,
umgeben von der Romantik der herrlichen Burg, für die ihr lieb-
licher Name eigens ersonnen zu sein scheint. Nach längerer Rast
soll von dem am Fuße der Burg gelegenen Neckargerach aus ein
Boot die Teilnehmcr auf dem Neckar nach Eberbach zurückführen-
Es ist eine wundervolle Strecke, in großartiger Pracht erhebt sich
rechts die Bnrg Zwingenberg, das Thal verengt sich stark, links
oben erscheint dann die Ruine Stolzeneck, endlich erweitert sich
das Thal zn einem Kessel, in dem Eberbach liegt. Dort soll in
der „Krone" das Mittagessen etwa halb 4 Uhr eingenommen
werden. Rückkunft in Heidelberg 7 Uhr 26 Min. Die Tour ist
bequem eingerichtet, sodaß sich Damen daran leicht beteiligen
können. Sie sollen gerne willkommen sein.

Ir Mai-Ausflüge machen heute unter Führung ihrer Klas-
senlehrer die unteren und mittleren Klassen der Ober-Real-
schule. Bei dem prächtigen Wetter werden die jnngen Leut-
chen in unseren herrlichen Wäldern sicherlich hohen Genutz und
große Freude haben.

** Der Verein selbstiindiger HanLelsgärtner Vadens ist
unausgesetzt bestrebt, die Kinder Floras zu hegen und zn pflegen
und denselben nberall den gebührenden Platz zu verschaffen. Ganz
besonders findet ein neuer Vorschlag zur Fördcrung der Garten-
bauinteressen besondere Beachtung. Der Bezirk Heidelberg hat
nämlich in seiner letzten Monatsvcrsammlung beschlossen, eine An-
zahl Preise für oas gesamte interessierte Publikum für die
schönsten Vorgarten- und Balkonbepflanzungen
zu stiftcn und zwar wird im Monat Juli eine Kommission die
Preise unter hiesige Gartenliebhaber, welche sich besonders durch
schöne und gute Leistungen hervorgcthan haben, verteilen. Bis
jetzt haben oie htesigen Handelsgärtner eine Anzahl Preise im

Wertbetrage von 5 bis 30 Mk. gestiftet; es steht noch eine groösst
Anzahl aus, über welche in nüchster Zeit eine genaue Verofst».
lichung vorgesehen ist. Es bleibt zu wünschen, daß unser
so kunstsinniges Publiknm stch recht rege deteiligen möge.

O Anstchtspostkarte«. Jm Verlage des Herrn 0 t .
Petters, hier, erschieuen soeben 10 herrliche Ansichtsvostkar>.
von Heidelberg. Sie sind Vervielfältigungen der Origch^.
radierungen von W. Rubach und haben einen hohen k»M.
lerischen Wert. Zwei derselben geben das Heidelberger
von dem Philosophenwege aus wieder, zwei zeigen den AusM.
von der Terrasse. Ansichten vom Schloßhof mit seinen Pr»?.„
bauten, vom Altan bei Mondbeleuchtung und vom gesprenU'
Turm führen uns die Einzclheiten des Schlosscs vor.
Ansichtskarte der Universität ergänzt die Serie, die bei eim
Preise von 10 Pfennig sür die Karte sehr preiswert zu ueu»e
ist und jedem Sammler große Freude bereiten wird.

** Eine Motorbootfahrt auf dem Neckar gehört zu ...
größten Reizen, dic Heidelberg und Umgegend zu bieten ^
mögen. Jetzt, dcr das Wetter endlich sommerlich wcrrM
worden ist, kann eine Neckarfahrt, sei es von Heilbronn "
hierher oder von einer der Zwischenstationen, etlva von chvs,
bach bis Heidelberg, nur aufs cmgelegentlichste eMpsE^,
werden. Auch der Abschluß eines Ausflugs dnrch eine
von Neckarsteinach hierher ist mit Recht sehr beliebt. Woü-
des Fahrplans für den morgigen Feiertag verweisen iviv
den Jnseratenteil.

X Anf das Kirchengesangfcst, das morgen Nachmitiag ,
der Peterskirche stattfindet, möchten wir hier noch ganz' best
ders hinweisen. n

* Schöffengericht. (Richtigstellimg.) Von Herrn RechtsauM „
Nenbnrger erhalten wir zwei Zuschriften, in denen Anga°A
unseres Berichts über die Schöffengerichtssitzung vom 24- 7
richtig gestellt werden. Danach war in dem einen Falle
meister nnd Gemeinderat Peter Gärtner II. von Schönau P> ,g>e
kläger und nicht Angcklagter; er konnte schon aus diesem Gr»'.^
keine Haftstrafe von 14 Tagen erhalten. Angeklagt war levV ^
Fabrikarbeiter . Johamr Simon von Schönau wegen Beleivlg'E
des Manrermeisters Peter Gärtner II. nnd Simon erbielt
Haftstrafe von 14 Tagen und wnrde überdies wegen Berva«^
der Verleitnng znm Meineid sofort in Untersuchungshaft,
geführt. Jn dem andcren Falle war Backofenbauer Chrlst„P
Heck in Kirchheim Privatklägcr nnd nicht Angeklagter, er ko>>
schon aus diesem Grunde keine Geldstrafe von 30 Mk. erha» „
Angeklagt war lediglich Backofenbauer Peter Heuft ,;t
Kirchheim wegen unlauteren Wetlbewerbes und He',-.
als Angeklagter erhielt 30 Mk. Geldstrafe wegen Beleidig^-
— Auch die Notiz, daß in einer Anklagesache gegen Heck
Scharnbach von Mannheim wegen Beleidigung verhandelt
ist nicht richtig. Backofenbauer Christoph Heck von KirctE.,,
war Privatkläger und Backofenbauer Karl Scharnbaw
Mannheim war Angeklagter nnd Letzterer erhielt wegen
gung des Hrn. Heck::0 Mk Geldstrafe. — Die Redaktion
dauert die vorgekommenen Unrichtigkeiten, doch ist sie dara»
schnldig; der Jrrtum ist vielmehr dort passiert, wo der
ausgefertigt wnrde.

— Potizeibericht. Drei Frauenzimmer wurden wegen
herziehens nnd ein Taglöhner wegen Ruhestörung und ,c
stands verh a ftet. Wegen Unfngs kamen sechs PersoneU »
Anzeige. ^

m. Dossenheim, 27. Mai. (Unfall) Am verflolE,S
Samstag morgen verunglückte durch das Herabfallen
größeren Steinstückes in dem hiesigen Porphyrsteinbruch ^
hiesige Steinbrecher Karl Pfeifer. Demselben wurde ein ^
abgeschlagen und außerdem erlitt er noch HautabschürfungeN .L
Kopfe. Er wurde am gleichen Tage noch in das Spital "
Heidelbera aebrackt.

80 Karlsruhe, 27. Mai. (Unfall.) Dem ZentrU°,p
abgeordneten G o l d s ch m i e d-Engen ist heute ein beva°
licher Unfall zngestoßen. Er sprang von einem Stratzcn^
wagen ab, käm zu Fall und brach die Hand.

Rastatt. 26. Mai. (Lebensretter.) Ein kleines Kiuo
dieser Tage hier in den Gewerbekanal gefallen. Der als Rest
lentnant eingezogene Rechtspraktikant Gockel von Heidelber8
dies warf den Säbel ab, sprang mit Stiefeln nnd KleiderU
Wasser nnd rettete das Kind. ^

Aie in WannHeim öevorstehenden Ae
keiten.

Mannheim, Ende Maft
Ein gewaltiger Fremdenverkehr, wie ihn die
Mminheim wohl no-ch nie zuvor gesehen hat, wird ^
in den Tagen vom 5. bis 10. Juni dieses Jahres
entwickeln. Bekanntlich sindet in diesen Tagen.,-/
17. Wanderausstellung der deutschen Landwirtschaldi-
sellschaft statt, ein llnternehmen, wie es in gleicheM ,,i
fange und in gleicher Bedeutung seither sowoh^ ,,pl
Mannheim selbst wie im badischen Lande überh^;'
noch nicht veranstaltet wurde. Schon das riesige
rain, welches ein endlvser Bretterzaun umgiebt, ,i>
die überragenden Dächer der zahllosen Zelte, wew1T,x
unglaublich kurzer Zeit aus der Erde geschossen > ^,i-
und eine stattliche Stadt für sich bilden, lassen w
welche grandiose und pompöse Schau sich dem Bjefiock
darbieten wird. Ilnd in der That handelt es stw
um eine ganz eigenartige und einzigartige Vera ,.
/ung, welche, trotzdem sie seit bereits 17 Jahren
lich in einer anderen Großstadt des Reiches
hält, noch nichts von ihrer Anziehungskraft eirE«
hat und immer von neuem ungeheure Mensche>"'M'
anlockt. Jn Mannheim ist schon die außerordea
günstige Lage des bevorzugten AusstellungsplcEMls
der Seckenheimerstraße geeignet, den Besuch der
die sich hier in ihrer ganzen Ausdehnung präckM^m
wirksam zu entfalten vermag, aus Nah und Fer» j>e
vorteilhasteste zu beeinflussen. Das Geländr ^
Ausstellung schließt sich sozusagen unmittelbar vb ßck
städtische Baugebiet an und kann sowohl vom
wie aus der Mitte der Stadt bequem zn Fuß, voN -ck
Stadtteilen aber aus aber leicht und rasch mitt^^ yu
elektrischen Straßenbahn erreicht werden. Bürges'. ,,
hin schon die äußeren Verhältnisse der AussteÜ.u^dck,
sich für einen enormen Fremdenandrang, so
selbe sich no-ch erheblich steigern durch.den für jes^zvr
zu erwartenden Allerhöchsten Besuch der Großd° -c
lichen Herrschasten und die aus diesem Anlassench
Stadt Mannheim geplanten zahlreichen Festlräl
Seit Wochen sind urnfassende Vorbereitung^
Gange, um dem erlauchten Herrs-cherpaare einev F
digen Empfang und festliche Veranstaltungell-E-
schiedenster Art zu bereiten, bei denen vorausll,gi'
noch weitere Mitglieder der Großherzoglichen ^ s i,
hier erscheinen werden. Bekannt ist bereits, ^1»!-
wohl die Stadtgemeinde wie die Bevölkerung
bemüht sind, die Stadt für die bevorstehenden^^ -o
in einen schönen und wirkungsvollen Festschvxästüi
kleiden und aller Voraussicht nach wird das R
der gegenwärtigen Bemühungen alles übertresn"
 
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