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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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L. 0. Karl sruhe, 30. Mai. Ueber dieWohnu n g s-
geldvorlage hat uunmehr Geheimerat Freiherr v. N e u-
bronn den Bericht der Bndgetkommission der 1. Kammer
vorgelegt. Darnach teilt die Kommission die Befürchtnng,
die Besserung der Wohnungsgelder werde eine Gehalts-
tarifsrevision in weite Ferne rücken, ebensowenig, als dies
in der II. Kammer der Fall war; sie gibt aber auch ihrer-
seits der bestimmten Hoffnung Ausdruck, daß, sobald die
Gesamtfinanzlage es gestattet, eine Vorlage betreffend die
Revision des GehaltStarifs — wenn irgend möglich auf
dem nächsten Landtag — erfolge. Es sei in hohem Grade
an der Zeit, daß eine Ausgleichung und Anfbessernng der
Gehaltsbezüge auch derjenigen Beamten erfolge, die nicht
zu den unteren Klassen des Gehaltstarifs gehören. Es
möge in der bisherigen Art des Vorgehens eine vorsichtige
Sozialpolitik ihren Ausdruck finden; immerhin dürfe dabei
nicht aus dem Auge gelassen werden, daß es sozialpolitische
Ausgaben nicht nur gegenüber den unteren Bevölkerungs-
und Beamten-Klassen zu lösen gibt. Die Kommission billigt
eS insbesondere, wenn bei Feststellnng der Preise der
Lebenshaltung an den einzelnen Orten der Hauptfaktor
Ler Wohnungsmietpreise zu Grunde gelegt wnrde, wiewohl
ja nicht zu verkennen ist, daß dabei auch andere Faktoren
(wie Lebensmittelpreise, Gemeindeumlagen, Vorhandensein
von höheren Bildungsanstalten für die Erziehung der Kin-
der) in Betracht kommen. Zweifelhaft erschien eS der
Kommission, ob die Einrichtung, daß die Ortszulagen im
Verwaltungsweg festgesetzt werden sollen, eine glückliche ist,
ob es nicht vielleicht besser gewesen würe, die fraglichen
Orte jetzt schon im Gesetze, annähernd wenigstens, den
Orten der betreffenden höheren Ortsklasse beizuzählen, auf
die Gefahr hin, daß dies den thatsächlichen Verhältnissen
bald nicht mehr ganz entspricht. Der gewühlte Ausweg
schaffe zwei Arten von Wohnungsgeld: ein durch Gesetz
festgelegtes und ein bewegliches und es wird nicht aus-
blciben, daß die Gesuche um eine solche ansnahmsweise
Berücksichtigung von Orten der V. Klasse jahraus jahrein
kein Ende nehmen; die Regierung selbst wird darunter am
meisten zu leiden haben, weniger die Volksvertretung. Da
indessen die II. Kammer die Bestimmung nicht beanstandet
hat, sie anch, falls- sie sich nicht bewährt, leicht wieder be-
seitigt werden kann, will die Kommission deren Strich bezw.
entsprechende Ersetzung nicht vorschlagen. Die Bestimmung,
daß den Jnhabern, freier und Dienst-Wohnungen xbenfalls
eine Art Aufbesserung der Wohnnngsgeld- Zuschüsse zuge-
wendet werden soll, in der Weise, daß sie „bis auf Wei-
teres" Dienstzulagen erhalten, aber nur, wenn sie den Ab-
teilungen d.—L. angehören, befriedigt nach Ansicht der
Kommission nicht nach allen Seiten. Es trete eben anch
hier die übrigens ja auch ausdrücklich betonte Tendenz des
Entwurfs zn Tage, vor allem die niederen Beamten zu
begünstigen. ES würde eine befriedigendere Lösung der
hier vorliegenden Frage darstellen, wenn bei einer Revision
des Gehaltstarifs seiner Zeit die Bestimmung des Z 26
B. G. dahin etwa modifiziert würde, daß die freie bezw.
Dienst-Wohnung allen Beamten, aber nur zn einem Teil
auf das Wohnungsgeld angeiechnet wird. Das jetzt zu
thun, stehen wohl finanzielle Bedenken im Wege. Die
Kommission empfiehlt trotzdem die Annahme des Z 3.
Auch der von der II. Kammer beschlossenen Fassung des
Z 4, daß zahlreichen Beamten der Gehaltstarifsklasse O.,
die jetzt nicht mehr mit 6 zu einer Dienstklasse zusammen-
gefaßt sein soll, nach 15 Jahren das Wohnungsgeld von
O bewilligt werden kann auch ohne Aufrücken, will die
Kommission nicht widersprechen, wesentlich aber aus der
Erwägung, daß auch sie nur „bis aus Weiteres" gedacht
ist. Die Kommission kommt sonach zu dem Antrag: die
I. Kammer wolle dem Gesetzentwurs in der Fassung, welche
er durch die Beratung in der II. Kammer erhielt, ihre Zu-
stimmung erteilen und gleichzeitig die diesen Gegenstand be-
treffenden Petitionen für erledigt erklären.

Ausland.

England.

London, 30. Mai. Der allgemeine Eindruck der
neuesten mintsteriellen Mitteilung im Unter-
haus über die Friedensfrage gingentschieden weiter
als der Wortinhalt, sodaß nicht nur in ministeriellen
Kreisen, sondern auch unter der sonst einer pessimistischen

„Jch habe die Veilchen hier in unserem Garten gepflückt. Ob
sie ihr Freude machen werden?"

„Wer weiß?"

„Jch werfe sie ihr heimlich ins Zimmer. Das Fenster
ist ja geöffnet. Soll ich?"

„Ja, gewitzl"

Margot führte diesen Vorsatz aus und versteckte sich dann
schnell hinter einem blühenden Strauch.

Sie sah, wie Fräulein von Felsing, das duftende Wurf-
geschoß in der Hand, sich tief über die Brüstung neigte und
eifrig umherspähte. Erst als sie wieder verschwunden war,
schlich das junge Mädchen, leise lichernd wie ein Kind, dem
ein mutwilliger Streich gelungen ist, hinter dcm Gebüsch
hervor und gesellte sich Herbert, Horst und Regina zu.

Später erschieu auch Konstanze, den Strauß im Gürtel
und ein heiteres Lächeln, das ihr einen besonderen Reiz ver-
lieh, um die Lippen.

Sie wußte es so einzurichten, daß sie unauffälligerweise
in Herberts Nähe kam und flüsterte ihm zu: „Jch danke dir."

„Wofür?" fragte er.

„Für diese Blumen."

„Jch war es leider nicht, der sie dir schickte."

„Schickte? Sie flogen durch das geöffnete Fenster in mein
Zimmer, wie ein echter Frühlingsgruß. Jch glaubte, du —"

„Nein — zu meiner Beschämung muß ich gestehen, datz
sie nicht von mir sind. Jch werde aber das versäumte —"

„Ach laß nurl Mir liegt wahrhaftig nichts an den dum-
men Dingernl"

Sie riß das Sträußchen aus dem Gürtel, preßte es in
der Hand zusammen und ließ die zerdrückten Blüten zu
Boden fallen.

Das freundliche Lächeln auf ihren Lippen erstarb plöhlich
und ihre Augen blickten wieder so finster, wie sonst, als sie sich
abwandte und ins Haus zurückging.

Herbert hatte nun täglich Gelegenheit, Margot zu sehen,
Jhre Lieblichkeit und der unbeschreibliche Zauber ihres un-

Aufassung huldigenden Opposition verwichenen Abend der
Friede als gestchert galt. Man nimmt an, daß auch die
Minderheit der in Pretoria versammelten Führer vor der
Rückkehr nach Vereeniging den britischen Bedingungen zu-
gestimmt habe und die Mitteilung hierüber nur vertagt sei,
in Erinuerung an die Erfahruugen, die man früher mit den
Burenminderhciten gemacht hat, und in Erwägung der
Möglichkeit, daß im letzten Augenblicke in Vereenigung
doch noch eine Spaltung eintreten könnte. Zuletzt soll
noch wegen der Pferde- und der Waffenfrage verhandelt
worden sein. Unter den Ministern herrschte, wie allgemein
bemerkt wurde, gestern Abend eine ungewöhnlich an-
geregte Stimmung. Chamberlain war wegen eineS
Gichtanfalls abwesend, hatte aber, wenn auch hinkend, dem
Kabinetsrat mittags beigewohnt.

Afrika.

— Die Genesung Lord Methuens macht, wie
aus Johannesburg berichtet wird, tagtäglich bessere Fort-
schritte. Die Verwundung scheint nach den jetzt eingetroffenen
Nachrichten angesichts der inzwischen vertriebenen Spanne
Zeit weit schwerer gewesen zu sein, als angenommen wer-
den konnte. Der General ist in diesen Tagen von bem
Militärhospital nach seiner Privat-Residenz in Johannes-
burg überführt worden, wo er durch die liebevolle Pflege
seiner Gattin bald völlig wieder hergestellt sein dürfte.
Zur Zeit geht er immer noch auf Krücken. Sein ver-
letztes Bein, das ursprünglich vier Zoll kürzer war, als
das andere, ist durch die ärztliche Knnst dermaßen gestreckt
worden, daß die Differenz bis auf einen Zoll aus-
geglichen ist.

Asien.

— Eine Meldung der „Daily Mail" aus Shanghai
vom 30. Mai besagt: Jn der Provinz Sz'tschwan,
westlich an der Grenze von Tibet treten die auf-
rührerischen Boxer thätig auf. Sie hatten den
Beamten in Janghsien die Warnung zugehen lassen, daß
sie alle Fremden umbringen wollen. Bereits
seien katholische und protestantische Kirchen von
den Aufständischen zerstört, viele Personen getötet
und beraubt und aus allen Dörfern Anhängerschaften
herbeigezogen worden. Truppen zur Unterdrückung des
Aufruhrs seien abgegangen.

Zum Kesehentwurf öetr. die Lehrer.

SL jiarlsruhe, 30: Mai. Der Vericht der Kommis-
sion der Zweiten Kammer für den Gesetzentwurf, be-
treffend Acnderrmgen des Gcsetzes über den Elementarrmter-
richt, erstattet vom Abgeordneten Dr. Weygold liegt nun-
mehr gedruckt vor. Die Kommission beantragt einige wesent-
liche Aenderungen.

Die nichtetatmäßigen Lehrer bezogen bis jetzt rund 800
Ntark und nach der Dienstprüfuug 900 Mark. Alten Schul-
verwaltern tonnten ausnahmsweise 1100 Mark gegeben wer-
deu. Die Großherzogliche Regierung schlägt nuii für den
Änfang 900 Mark und für die Zcit nach der Dienstprüfung
1000 Mark vor, ferner 1100 Mark, die „aus üesondereu
Gründen, namentlich bei schon vorgerücktcm /Lebensalter"
zugebilligt werdcn können. Auf Anreguug der Kommission
erklärte sie sich damit einverstanden, daß Nbsatz 2 des Para-
graph 44 gestrichen unb statt der in demselben enthaltenen
Bestimmung eine weitere Einkommensverbesserung in ider
Art in Aussicht genommen wird, daß uach Äblauf von drei
Jahren, bon Ablegung dcr Dienstprüfung gercchnet, ieine
weitere Zulage von 100 Mark bewilligt wird.

Die Kommission hat ferner an die Großherzogliche Re-
gierung die Anfrage gerichtet, ob es, da eine beträchtliche
Erhöhung des Gehaltcs der Hauptlehrer auf diesem Land-
tage nicht durchzuführen ist, vielleicht möglich sei, die Dienst-
zulags von 100 auf 200 Mark zu erhöhen und uicht als
Dienstzulage, sondern als Gehalt zu behandeln. Die Ant-
wort lautet:

„Die Gesetzesnobelle bezwcckt hauptsächlich die Einwei-
sung der etatmäßigcn Volksschullehrer in das sogcnannte
Tarif-Soll, das heißt in denjenigen Gehaltsbezug, den sie
vermöge ihres> etatmäßigen Dienstalters nach Paragraph 39
des Elementarunterrichtsgcsetzes vom 17. September 1898
zu erhalten haben. Diese nachträglichc Einweisuug wird
einer recht erheblichen Zahl von Lehrern eine wesentliche
Erhöhung ihrer Einkommcnsbezüge bringen und ist in dieser
eine Mahnahme zu erblicken, wie sie zugunsten der übrigen
Beamten grundsätzlich ausgeschlossen war. Eine eigentliche
weitere Gehaltserhöhung beziehnngsweise eine Neurcgelung
der Gehaltsverhältnisse der Volkssihullehrer soll erst anläh-
lich der allgemeinen Revision des Gehaltstarifs der Beamten
stattfinden. 17m den Lehrern jedoch cine Ausglcichung für
bie den übrigen Beamten durch die Erhöhung dcs Wohnungs-

schuldsvollen Wesens nahmen ihn mehr und mehr gefangen.
Wcnn er in ihre blauen Augen sah, war es ihm, als schaue
cr iu einen klaren, sonnig glänzenden Gebirgssee, in welchem
sein Herz Erfrischung und Erquickung finden könne.

Das junge Mädchen war noch viel zu naiv und aufrichtig,
um seine Empfindungen verbergen zu können. Wenn der
junge Baron tam, färbte stets ein feines Rot ihre Wangen
und das schöne Gesicht strahlte förmlich. Jn ihrer ganzen
Art zu sprechen und sich zu bewegen, lag dann etwas weiches,
anschmiegendes — etwas, das an die Leuzessonne erinnerte,
die noch nicht brennt und bersengt, aber doch mit wohlthuender
Wärme die ganze Natur aus dem Winterschlaf erweckt.

Die beiden Väter sahen langsam ihre Lieblingswünsche
reifen, da auch Horst und Regina sich für einander zu inter-
essieren schienen.

„Siehst du, wir werden in Zukunft eine einzige Familie
bilden," sagte der Oberst eines Tages zu seinem alten
Freunde. „Aber so unbefangen fröhlich, wie ein junger Mann
scin soll, ist dcin Sohn eigentlich nicht. Woran mag das nur
liegen? Mr kommt er immer vor, als sei er entweder
überarbeitet oder als drücke ihn eine geheime Befürchtnng."

„Ilcberarbeitet? Das glaube ich nicht! Er lernt ja so
leicht. Und eine geheime Befürchtung? Welcher Art sollte
sie sein, wenn er es nicht wagen würde, sich an mich zu
wenden? Jch will hoffen, Lah cr keine Thorheiten begangen
hat.^

„Dcmn müßte man eben seine Jugend in Betracht ziehen
nnd ihm die Mittel in die Hand geben, sich frei zu machen."

„Bist du so duldsam? Jch nicht!"

„Wir waren auch einmal jung, mein Lieberl"

„Allerdings. Aber meine Jugend bestand in Entbeh-
rnngen und im Vorwärtsstreben. Jch hätte mich geschämt,
meinen Eltern, die schon so viel für mich thaten, neue Sorgen
aufzubürden!"

„Deine Eltern waren verarmte Edelleute, Gregor, du
aber bist wohlhabend!"

geldes zuflieszendc Vcrbesserung ihrer Eiiikommensvcrhälinnst
zu gcwähren, schlägt der Entwurf dic Bewilligung ciner
Dienstzulage vor, welche allen bereits etarmäßig angestellu'v
uud späterhin zur etatniäßigen Anstellung gelangenden Leh-'
rern zutcil werden söll. Die Behandlung dieser Tiemr-
zulage als Gehalr und drc Erhöhung aus 200 Mark crschejut
bci dcr jetzigcn Finanzlage unannehmbar; dieselbe kann nicht
iii Aussichr genommcu wcrdcn, weil die Volksschullchrer durai
dic Gewährnng des Wohnungsgeldes der Tarifklaffe G cincr
Einkommensanschlagserhöhung von 250 Mark mir den hier^
aus für die Ruhcgehalte und dic Hinterbliebenversorgung
sich ergcbendcn Folgen teilhaftig werden. Wir halten an dech
Charakter der Aufbefferung als Dienstzulage im Jnrercist
der Lehrer in der Erwägung fcst, daß cinc jctzt zu bewill^
gende Gehaltsaufbessermig die Folge habcn könntc, dah bei der
in Aussicht genommeneu allgemeinen Rcvision des Gchalw-
tarifs untcr llmstünden auf die bereits bor kurzem erfolgi^
Gehaltser'HLHung hingewiesen bcziehuiigsweise diese in LK'"
rücksichrigung gezogeu werden könnte. Was dic Höhe dcr
Dienstzulagc bctrifft, so kann dem Wunsche, dieselbe auf 200
Mark zu erhöhen, im Hinbick auf die derzcitige Gestaltung
der Fiuanzen uicht cntsprocheu werdeu, wogegen nach Ein-
Holung der Zustimmung des Herrn Finanzministers eine Em
höhung auf 150 Mark zugestandcii wcrdcn soll. Es ist dic-
dic äuszcrsre Grenze, bis zu welchcr gegangcn werden kM"'
und machen wir ausdrücklich darauf aufmerksam, dasz ci"
weitergeheuder Antrag das Zustandekommen des Gesetzcs gr-
fährdcn würde."

Die Llommiffion glaubt im Hinülick auf diese Erklärung ""
Juteresse des Zustandekommcns dieses Gesetzes auf ihrer Äi"
regung nicht wciter bestehen zu sollen und stellt deshalb de>i
Antrag auf Annahme des Artikels IV, jedoch mit der Äen^
derung, dasz die Zulage von 100 auf 150 M. erhöht wird. .

Die Abändcrungsanträge dcr Abgg. Dreesbach und
Gen. (1. für die Hanptlehrer einen Änfangsgehalt von 1800
Mark und einen Hüchstgehalt von 2800 M., letzterer errciÄs
bar mit 17 Jahren; 2. für Hauptlehrerinnen einen Anfaug^.
gehalt von 1200 M. und eineu Höchstgehalt vou 2000.

3. Vergütung der Umzugskostcn wie bei den Beamten ds''
Abieiluug G des Gehaltstarifs; 4. Einreihung in das Tarm
Soll) hült die Regierung bei der derzeitigen Lage des Staats"
haushaltes nicht für erörterungsfähig; auch scheine die Fragü-
ob und in wclchem Maße bei einer künftigen Jnangrisfnahis^
der Gehaltsregelung der Lehrer eine Gehaltsverbesserung
Bctracht zu ziehen ist, berfrüht.

Die Kommission hält den dermaligen Anfangs- Uiw
Höchstgehalt der Hauptlehrer nicht für entsprechend und gici"
der festen Hoffnuug Ansdruck, dah eine angemesscut
Erhöhung anläßlich der Revision des Gehaltstarifs sichct
eintreten wird. Da jedoch schon die Durchführung der jE
gcn Vorlage cinen Mehraufwand von jährlich 788 710 Äff
bedingt, da ferncr der Antrag Dreesbach im Falle der Än-
nahme einen weitcren jährlichen Mchrauswcm von 1 362 600
Mark erfordern würde, und da endlich die Grohh. RegierunS
untcr dem nicht unberechtigten Hinweis auf die dermalig'''
wenig günstige Finanzlage des Staates cs ablehnt, übeV
haupt in eine näherc Erörterung einzutreten, glaubte d>c
Kommission die Augelegenheit im jetzigen Augenblick nich'
weiter verfolgen zu sollen. Sie kam demgemäß zu dem Dc-
schlusz, den Antrag Dreesbach durch die Annahme des vo»
der Großh. Regierung vorgelegten Gesetzentwnrfes im jctzi^
gen Zeitpunkt für erledigt zu erklären.

Die Petitionen des Vorstandes des badischen Lehrervet"
cins hinsichtlich der Frage der Kirchenaufsicht und des Diäteu^
bezuges bccmtragt sie, der Großh. Regierung empfehlend Z»
überweisen, im Lbrigen aber für erledigt zu crklären.

Bezüglich der Petition der israelitischen unständigen Lel3
rer wird einfache Neberweisung beantragt.

Areie national-soziale Mereinigung.

FLr die Bestrebungen, die die national-soziale Vereiuij
gung vcrfolgt, war der am Freitag Abend im „Prinz AffE,
von Herrn Medrzinalrat Dr. Kürz über die gesundheit''
liche Seite der Heimarbeit abgehaltene VortraS
von schöner Bedeutung. Die Ausführungen des Vortragcist
den brachten zwar an sich uichts Neues, sie gaben aber iu ihc^
Gesamtheit durch das Hervorheben der Schäden der Heirnat(
beit nicht nur in gesundheitlicher, sondern auch in sozial^
Veziehung, durch ihre sachliche, klare Darstellung von Tha^
sachen, ein anschaunches Bild von der nicht zu unterschätzcndcs
Wichtigkeit der Heimarbeitsfrage. Die Heinmrbcit ift c-'
bei dcr die Hebel zur Verbcsserung der Lage des Arbciicsj
standcs angesetzt werden mutz. Heimarbeit und Hausindustsiib
sind zwei Faktoren, die im heutigen Erwerbsleben eine grvm'
aber auch gcfährliche Rolle spielen, zwei fast gleichbedeutendc
Begriffe, Erscheinungen, die sich aus der Fabrikarbeit heraus^
gebildet haben. Dte sozialen Verhältnisse haben es mit
gebracht, daß zu dcr Heimarbeit auch die Frauen und Kipj
der herangezogen werden, nachdem die Fabrikarbeit durch d»
Gesetzgeüung für letztere wenigstens unmöglich geworden tvast
Die Ärbeit der Frauen uud Kinder hier darf »10«
als das größte Uebel bezeinet werden. Die Schädc^
die für sie aus der Fabrikarbeit entstehen, sind so groh Uiff
bedcutnngsvoll, daß deren Erkenntnis unbcdingt zur ÄUl'
hebung der Frauenarbeit in den Fabriken führen müh"''
Nicht nur wirtschaftliche, auch sittliche Mängel stellen sich ci"'

„Würde ich es jemals geworden sein, wenn ich vc>^
schwenderisch gelebt hätte?"

„Jch bin auch im Grunde kein Verschwender gewcsc>^
aber mein seliger Vater mußte mir doch mehr als einiua
aushelfen. Und siehst du, aus dem jungen Leichtfuß "
dann doch ein ganz solider Ehemann geworden. Hett»I
fühlte sich sehr glücklich an meiner Seite."

„Jch habe nun einmal strengere Ansichten, als du."

„Jm Punkte der Ehre gewitz nicht. Zlber Jugendthvi'.j
heiten sind meiner Ansicht nach zu verzeihen. Du keuU!
doch das Sprichwort: allzuscharf macht schartig!" .

„Bist du deinem Sohne gegenüber jemals in die Lall
gekommen, nach diesem Sprichwort handeln zu müffen?"

„Nein, Horst ist eine etwas spießbürgerliche Landjurrkc^
natur, ganz und gar nach der Mutter und dem GroßvaiK
geraten. Aber so sind wir cben nicht alle, Gregor. Es
eine Zeit, wo auch ich wild ins Leben hineinstürmte, bis pO
Henny in den Weg trat. Jch gewann das liebe, herrlE
Mädchen von ganzem Herzen lieb und es wurde ein g"tz^
anderer Mensch aus mir. Dann und wann passierte es 1
noch ein paarmal, daß ich einen kleinen Seitensprung ruuw '
— was willst bu, ein junges, feuriges Pferd schlägt a» ^
mal Lber die Stränge — aber das hatte nicht mehr viel 0
bedcuten. Und als Horst auf die Welt kam, nahm st,
überhaupt ein Ende. Da machte der Bruder Leichtfuß u.c
glücklichen Gatten und Vater vollständig Platz. Alles hat
Zeit, alter Freund. „Der am wildesten gährende Most g>^. ^
den edelsten Wein", sagt ein erprobtes Sprichwort. Also >
nicht so schrofs und streng. Jch habe das Gefühl, deiuc.
Sohne liegt etwas auf dem Herzen, das ihn nicht 1»"^
werden läßt. Hilf ihm, die Last hinweg wälzen, ich »»
es bir."

(Fortsetzung folgt.)
 
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