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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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L>ie Ruhegehalte und die Hinierbliebeneniiersorgung sich er- '
gebenden Folgen teilhafttg werden. Wir halten an dem
Charatrer der Aufbesserung als Dienstzulage im Jnteresfe der
Lehrer in der Erwägung fesl, dah eine jetzt zu bewilligen.de
Gehalisaufbcsserung die Folge habcn tönnte, daf; bci der in
Aussicht genommenen allgemeinen Revision deS Gehallstarifs
unter Umständen auf die bereits vor kurzem erfolgte Ge-
haltscrhöhung hingewiesen beziehungsweise diese in Berück-
sichrigung gezogen werden künnte. Was die Höhe der Dicnst-
zulage betrifft, so kann dem Wunsche, dieselbe auf 200 Mark
zu erhöhen, im Hinblick auf die derzeitige Gestaltung dcr
Fiuanzen nicht entsprochen werdcn, wogegen nach Einholuug
der Zustimmung des Herrn Finanzministers eine Erhohung
auf 160° Mark zugestmrden werdcn soll. Es ist dies die
äußcrste Grenze, bis zu welcher gegangen werden kann und
rnachen wir ausdrücklich darauf aufmerksam. daß ein weiter-
gehender Antrag das Zustandekommen des Gesetzes gefährden
würde. Die Äommission glaubt im Hinblick auf diese Er-
klärung im Jnteresse des Zustandekommens dieses Gesetzcs
auf ihrer Anregung nicht weiter bestehen zu sollen und stellt
deshalb den Anrrag auf Annahme des Arrikels 4, jedoch mit
der Aenderung, datz die Zulage von 100 auf 150 Mark er-
hoht wird.

Die Petitionen des Vorstandes des badischen Lehrerver-
eins hinsichtlich der Frage der Kirchenaufsicht und des
Diätenbezuges bcantragt sie, der Groschcrzoglichen Regie-
rnng cmpfehlend zu überweisen, im übrigen aber für er-
ledigt zu erklären. Bezüglich der Petition dcr israelitischen
unständigen Lehrer wird einfache Uebcrweisnng beantragt.

Präsident Gönner teilt mit, das; zwer Abänderungs-
anträgc eingelanfcn sind: Die Abgeordneten Heimburger
und Genossen bcantragen, die Znlage von 180 Mark auf
LOO Mark zu erhöhen; die Abgeordneten Frühauf und
Senossen beantragen, daß die Zugskostenvergütung rückwir-
kende Kraft bis 1. Jan. 1902 erhält.

Ministerialpräsident Freiherr v. Dusch hat gegen den
Antrag Frühauf nichts einzuwenden, es empfehle sich, eine
entsprechende Aenderung des Paragraph 88 vorzunehmen.

Abg. Wilckens (Natlib.) ist mit der Vorlage, wie
sie aus der Komission hervorgegangen, einverstanden. Die
Nbschaffung des sogenannten Organistenparagraphen wnrde
schon früher von nationalliberaler lseüte als notwendig be-
zeichnct. Auch die Gleichstellung der Lehrer mit den Beam-
ten hinsichtlich der Zugskosten sei durchaus gerech-ffertigt..
Wezüglich der übrigen Vorschläge seien seine politischen
Freunde weit davon enffernt, zu glauben, daß damit den
Wünschen der Lehrer Genüge geleistet wird. Andererseits
dürfe man die Verbesserungen, welche dcr Entwurf bringe,
nichi zu gering anschlagen. Angesichts der Erklärung der
Regierung stand die Kommission vor einer ernsten Situa-
tion: Sie mußte sich die Frage vorlegen, ob nicht durch
weitergehende Forderungen die Vorlage gefährdet würde zum
Schaden der Lehrer. Nachdcm vorerst nichts weiter zu er-
rcichen war, sollten sich die Lehrcr mit dieser Abschlagszah-
lnng znfriedcn geben. Der Verlaus dcr Kommissionsberatung
enkhält nichts, was die Lehrer verstimmen konnte. Sache
der Lehrer ist es, dieses Wohlwollcn, das ihnen von allen
Seiten cntgegengebracht wurde, zu erhalten und die Stan-
desbertretung nicht zu übertreiben. Die Lehrer werden ihre
Znteressen um so erfolgreicher wahren, je mehr sie sich der
Angriffe enthalten. Die Vorlage bcdeutet zweifellos einen
Fortschritt und berdicne die Zustimmung des Hauses.
sBravo!)

Abg. Goldschmit (Natlib.) nimmt Bezug auf einen
Artikel des „Badischen Beobachtcr", worin unter anderem
bcdauert wird, daß die Lchrer ihre politische Stellung von
dcr Erfüllung matcricller Wünsche abhängig machen. Er
glaubc, daß nur ein kleiner Teil der Lehrer dieser Anschau-
ung huldigt. Es bestehe kein Zweifel, daß die badischen
Lehrer erheblich schlechter gestellt sind, als die hessischen, in
dem bezüglichen Artikel der „Reichskorresponbenz" müsse also
ein Jrrtum borliegen. Er würde es außerordentlich begrüßt
haben, wenn die Aufbesserung größer wäre; man müsse sich
aber mit dcm Gebotenen bcgnügen, da sonst die ganze Vor-
lage gefährdct würde. Redner tritt sodann für bessere Vor-
bildung der Lehrer, Vermehrung dcr Stellenzahl und Ein-
schränkung des Lehrstoffes ein. 'Der Jugend das ganze
aeistrge Rüstzeug mit auf den Lebcnswcg geben, scheine ihm
die höchste Pflicht des Staates zu sein. (Brabol)

Abg. Eichhorn (Soz.) beklagt die Ueberfüllung der
Schulen und die dadurch hervorgerufcne Ueberlastung dcr
Lehrer. Jn dieser Hinsicht werden die Volksschulen gegenüber
den Hoch- und Mittelschulen allzu stiefmütterlich behandelt.
Mit bem Hinweis auf die große Steigerung der Ausgaben
für das Volksschulwesen bewcise man nur, daß vor fünfzig
Jahrcn die Zustände noch viel jämmerlicher waren als heute.
Jn Beziehung auf die Volksschule wurden die Grundsätze,
die Bnchenberger in seinem „Jubiläumsbuch" aufstellte, nicht
eingehalten. Wir werden nicht ruhen, bis es auf diesem
Gebiete besser wird. Es gelte vor allcm, den Lehrer zu
entlasten und von matericller Sorge zu befreien. Die
Lehrer sollen standesgemäß leben und in regierungsfreund-
lichen Lokalen zn Mittag spcisen (Heiterkeit), man giebt
ihnen aber nicht die Mittel dazu. Wer mit matcriellen Sor-
gcn zu kämpfen hat, kann unmöglich so viel leisten, wie ein
anderer, der eine sorgenfreie Existenz hat. Die Folgen der
tranrigen Lehrerverhältnisse zeigen sich an der mangelhaften
Schulbildung unserer Jugend. Alles triefe von Wohlwollen
gegen die Lehrer, aber niemand habe dcn ernstlichen Willen
ihnen zu helfen.

Präsident Gönner legt gegen die Aeußerung Eich-
horns, es scheine, daß seine Reden nicht ohne Ordnungsrnf
abgehen sollen, entschieden Verwahrung ein.

Ministerialpräsident Freiherr v. Dnsch glaubt, dah dic
Kommissionsbcschlüsse mit großer Mehrhcit angenommen
werden und daß daran die Eichhornsche Rede nichts ändere.
Die Regierung sei zu ihrem Bedauern nicht in der Lage,
weiter zu gehen, als der Kompromißanirag''der Kommission
vorsieht, den man im übrigen nicht gering anschlagen sollte.
Durch die Ausführungen Eichhorns ivurde die Ansicht nicht
erschüttert, daß die Vertretnng der Lehrerwünsche übertric-
ben wurde. Die Regierung werde sich durch die maßlose Agi-
taffon in ihren Maßnahmen nicht bestimmen lassen. Redner
betont, daß zwischen Oberschulrat und Unterrichtsverwaltung
völlige Uebereinstimmung herrscht. Die jetzt vorgeschlagene
Aufbesserung sei eine namhafte, man könne sie nicht ohne
Weiteres als „Brosamen" bezeichnen. Auch die gewiegte
Finanzkunst Frühaufs werde nicht imstande sein, die Mittel
aufzubringen, um weitergehende Forderungen zu befriedigen.
Eichhorn habe von „Ausreden" gesprochen, als ob die Re-
gierung dic Lehrer prellen wolle. Das sei denn doch stark!
Der Artikel der „Reichskorr." stamme nicht von der Unter-
richtsverwa-ltung, entspeche abev ihren Mffchauungen. Jm
zweiten Teil, der auf Hessen Bezug nimmt, sei anscheinend
ein Jrrtmn unterlaufen. Man könne doch in solchen Fragen
nicht ohne wciteres die Verhältnisse anderer Länder anwen-
den. Hinsichtlich des Organistenparagraphen beziehe er sich
auf die früheren Erklärungen der Regierung. Bezüglich der
vom Abgeordneten Goldschmit angezogenen Simultanschul-
frage erklärt der Minister, daß sich die Regierung niemals
auf eine Aenderung des bestehenden Zustandes einlassen
werde. Eine Vermehrung der Kreisschulratsstellen erachte
die Regiernng ffir geboten. Er bitte, den vorliegenden Ent-
wnrf möglichst einstimmig anzunehmen.

Aüg. Heimbnrger (Dem.) begrützt die Aufhebung
des Organistenparagraphen. Dcn übrigen Teil der Vorlage
möchkL er zwar nichr, wie Eichhorn, als „Brosamen" bezeich-
ncn, aber er genüge den berechrigten Forderungen der Lehrer
durchaus uicht.

Ministerialpräsident Freiherr von Dusch erklärt zu
dcm Antrag Heimburger, daß die Oiegierung nicht weiter-
gchen lönne, sonst würde das Gesctz scheitern.

Um 1 Uhr wird die Sitzung abgebrochen. Fortsetzung:
Frettäg 9 Uhr.

Württemberg.

Stuttgart, 4. Juiii. Bei der Streik -

leitttng lief heute Vormittag ein'Schrchben der
Direktiou ein, in dem sie jedo weiterew Verhand-
lnngen nrit den Ausstättdigen ablehnt, da die auf
samstag Abend versprochene Antwort der Streikenden
nicht eingegangen nnd der Ansstand auch am Sonntag
fortgosetzt worden sei. sie betrachte deshalb die Aus-
ständigen als vertragsbrüchig nnd nicht mehr in ihren
Dienstech stehend. ' Die Streikleitung beschloß, digse
Znschrift zu veröffmtlichen umd dem Ürteil des Publi--
knms zn unterAretten. Die 'Syniipathie de>s Publ-i-
kums ist anf der Seite der Streikenden. Jm Bürger-
ansschuß erklärte der Oberbürgermeister, daß die
Straßenbahndirektion den Streik hätte bemdigen kön-
nen, wenn sie -die Forderung der Koalitions-
freiheit bewilligt hätte. Diese Forderung sei eine
dnrchans berechtigte. Diesen Standpunkt habe die
Stadtberwaltung sowohl als das Ministerium des Jn-
nern zu wiederholtenmalen der Straßenbahndirektion
gegenüber geltend gemacht; die Skadtverwaltnng habe
allerdings das Recht, von der Direktion die Entlassung
des unzuverlässigen Fahrpersonals zu verlangen, doch
habe das Stadtpolizeiamt bisher bei seiner Kontrolle
in dieser Beziehung keine iingünsffge Wahrnehmung ge-
macht. Ob die Skadtverwaltiing berechtigt sei, die für
den Fortbetrieb der Bahn nötigcn Maßregeln auf
Kosten der Gesellschaft ohne gerichtlkche Ermächtignng
vsn sich ans zn treffen, sei eine Rechtsfrage, die den
Gemeinderat in nichtösfetitlicker Sitznng beschäftigen'
müsse.

Prcuße«.

— Nach einer Berliner Meldung d-r „Köln. Volksztg."
soll der Eisenbahnminister v. Thielen sein Absch ieds-
gesuch thatsächlich eingereicht haben. Dasselbe liege zur
Zeit noch unerledigt im Kabinet des Kaisers. Es werde
wohl erst formell erledigt werden, wenn der Nachfolger
bcstimmt ist.

Reuß ä. L.

— Das frühere Verbot einer Sammlung für die Los-
Von-Rombeweaung in Reuß ä. L. wurde ausaehoben.

Aus der Karlsruher Zeitung.

—^ Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den Ilotar Benedikt M üller in Görwihl in den Amtsge-
richtsbezirk Diüllheim und deu Notar Otto Stuber iu
Rothweil in dsn Amtsgerichtsbezirk Waldshul versetzt. Das
Fustizmiuisterium hat dem Notar Benedikt Müller das
Nvtariat Schliengeii, dem Ilotar Otto Stuber das No-
tariat Gorwihl zugewiesen.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzogh haben
bem Bahnverwalter, Bähnhofinspekior Georg Marggraf
bei der Generaldirektiou der Staatseisenbahnen dic etat-
mäßige Amtsstelle des Betriebsinspektors in Baden übertra-
gen nnd den Bahnbauinspektor, Baurat Josef Hilpert in
Maniiheim auf sein Ansucheu unter Anerkennung seiner
langjährlgen treuen Dienste und unter Verleihung des
Titels „Oberbaurat" in den Ruhcstand versetzt. Bahnver-
Malter, Bahninspektor Gnstav Iordan in Heidelberg wurde
nach Karlsruhe versetzt und der Großherzoglichen Gencral-
direktion dcr Staatseisenbahncn zur Diönstleistung zuge-
tcilt, dem Betriebsvertrmlter Konstantin Hol ch beim Groß-
herzoglichen Betriebsinspektor in Offenburg wucde das
Stationsamt Heidelberg übertragen; dem Obertelegraphen-
assistenten Franz Fischer in Heidelberg wurbe der Titel
Tclegraphensekretär verliehen.

Karlsruhe, 4. Juni. Der Großherzog nahm
heute Vormittag verschiedene Vorträge entgegen und empfing
den Obersten von Seydewitz, Kommandeur des Jnfanterie-
Regiments Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Badisches)
Nr. 111. Nachmittags 3 Uhr erhielten der Großherzog
und die Großherzogin den Besuch des Prinzen Karl und
seiner Gemahlin der Frau Gräfin von Rhena. Um 4 Uhr
fuhren die Großherzoglichen Herrschaften an den Rheinhafen
bei Mühlburg und verließen denselben um halb 5 Uhr
zur Fahrt nach Mannhcim mit dem gleichen Dampfschiff,
auf dem dieselben die Festfahrt zur Eröffnung des Rhein-
hafens unternommen haben. Prinz Max begleitet dle höchsten
Herrschaftcn.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 6. Jnnl.

— Die Südwestdeutsche Konferenz für Fnnere Miffion

hielt gestern hier im grohen Saale dcr Harmonie ihre 38.
Jahresversammlung. Der Besuch aus' allen Konferenzge-
bieten: Baden, Elsatz-Lothringen, Hessen, Rheinpfalz und
Franlfurt-Wiesbaden war ein sehr zahlreicher, und auch die
Teilnahme von hier war eine rege. Der derzeitige Vor-
sitzende, Freiherr E. A. v. Göler-Sulzfeld, eröffnete mit
warmen Worten der Begrüßung die Tagung und brachte ein
huldvolles Handschreiben dcs Großherzogs zur Verlesung, das
die Konferenz der regen Antcilnahme Sr. Kgl. Hoheit an
ihrcn Bestrebungen versicherte. Die Grüße des badischen
Obcrkirchenrats überbrachte Herr Oberkirchenrat Oehler-
Karlsruhe, des hessischen Oberkonsistoriums Herr Oberkonsi-
storialrat Walz, Darmstadt, des Wiesbadener Konsistoriums
Hcrr Konsistorialrat Iaeg e'r, der theol. Fakultät Heidelberg
Herr Kirchenrat 10. Bassermann, des Kirchengemeinde-
rates Heidelberg Herr Stadtpfarrer v Hönig, der Ev. Ge-
sellschaft Sffittgart Herr Pfarrer Wurm. Das erste Re-
ferat hiclt hierauf Herr Pfarrer G e o r g i-Franffurt a. M.
über: „W as fordert die Gegenwart von der Jn-
neren Mission?" Aus der FLlle der Gedanken seien
nur folgende hervorgehobcn: Die Gcgenwart fordert von der
Jnneren Mission: die Anfweisung an Notständen nnd Ge-
fahren (Unzucht, Trunksucht, soziale Schwierigkeiten, Zer-
rüttelung des Familienlebens, widergöttliche geistige Strö-
mungen) nnd dadurch die Weckung des Volksgewissens. Die
Bekümpfung dieser Gefahren, soweit durch Gesetze Abhilfe ge-
schaffcn werden kann, durch eine planmäßige Einwirkung anf
die Gesetzgebung. Bei der Bedeuffing der Gebildeten für

unser Volksleben hat sie ihr Bestreben darauf zu richten, dav
die Gebildeteu für das Evangelium und zur Mitarbeit
wonnen werdcn. Jnsbesondere hat sie mitzMvffken, datz u""'
serem ganzen deutschen evaiigclischen Volke seine Bibel lvie-
dcr verständlich und lieb ivird. Eine lebendige Disfflssiv"
ließ deutlich erkennen, wie verhältnismätzig wenig noch er-
reicht, wie viel also noch zu arbeiten. — Das zweite Referaf
am Nachmittag hielt der bekannte Pastor Keller auö
Düsseldorf über „Das Evangelium und die juiige Männer-
welt." Er hatte die Ausführuugcn in folgende Thesen ge^
faßt: 1. Es ist nicht zu lcugnen, daß die junge INänneriven
Vvn heute dem Evangelinm ablehnend gegenüber steht. --
Es wird das hauptsüchlich als Nachivirffmg des wissenschafrlich
schon überwundenen, praktisch aber noch herrschenden Materia-
nsmns anzusehen sein. 3. Man darf nicht durch Milderung
der Forderungen dcs Evangeliums die jungen Männer ge-°
wimicii wollen. 4. Wohl abcr kommt es aus die Art der
Anbietung des Eangelinms ckespektive auf die Persönlichkeit
des Aiibietenden an. 5. Dabci ist auf die eigcntümlichen Be-
dnrfnisse der Jugend einzngehen, die gern frisch, froh u"d
frei sein möchre. Auch an diese Ausführungen schloß sfäl
eine lebhafte, dnrchans zustimmende Diskussion an. Jm Fesff
gottesdienste, welcher nach Schluß der nachmittägigen Ver-
sammffmg in dcr Peterskirche stattfand, sprach Herr Stadr-
pfarrer Cordes aus. Franffurt a. M. auf Grnnd votz
Josua 24, 14 und 16 ernst und eindringlich über „Dä
Mämierfrage der Gegenwart, eine Gewissensfrage an Zo
Männerwelt nnd an das Christenvolk." Abends halb 9 llhr
fand im großen Saale dcr Harmonie noch ein gut besuchtrr'
Familienabend staff, in dem verschiedene Redner durch die
Geschichte der Südwestdeutschen Konferenz und verschiedein'
Arbeitsgebiete der Jnneren Mission in kurzen Anspraäie"
hindurchführten. Dazwischen erfreute der Kirchenchor duräi
mehrere gnt borgctragene Lieder, so daß der reiche Tag erne"
würdigen Abschluß fand. Heute Vormittag fand imch eino
Spezialversammlung statt, in der Pastor Limsa-Halle
über „Die Rettung der Trinker" referierte.

** Ttudententrekk. Gestern Ncichmittag bei großer Hitz^
trekkte eine studentische Verbindiing anf zwei mit Kiihen bespann^
ten Wagen dnrch die Hanptstraße mit Gesang westwärts. Das
Ziel der eigenartigen Expedition dürfte eine kühle Bierguelle ist-
wesen sein.

O Der Circus Lobe traf heute Morgen 7 Uhr mittels Extra'
zugs hier ein und'hat sein wasserdichtes Zelt Ecke Handschuhs'
hetmer Landstraße und Kuno Fischerstraße aufzeschlagen. Dec
Beginn der heutigen Eröffnungsvorstellung ist auf 8 Uhr fest''
gesetzt.

tz Gewitter. Jn der Nacht zwischen 1 und 2 Uhr kam ein
heftiges Gewltter, verbunden mit starkem Regen, zu>N
Ausbruch. Die Temperatur hat dadurch die erwünschte Nb-
kühlung erfahren und der Regen war den von der großsn Hitz^
der letzten Toge ausgedörrten Feldern sehr nötlg.

X Betriebseinstcllung. Jnfolge eines Vlitzschlages in d>^
Fernleitung der Straßenbahn Heidelberg-Wiesloch bei den>
Elektrizitätswerk Wiesloch hat die Bahn bis zur AnsbessernN.S
des Schadens dcn Betrieb eingestellc. Äuch wurde das Geleffc
von einem wolkenbruchartigen Regen stark mitgenoinnien. D^
elektrische Betrieb anf der Heidelberger Straßenbahnstrecke in be»
Rohrbacherstraße. innßte ebenfalls ansgesetzt werden.

— Polizetvericht. Zwei Taglöhner wnrden wegen Betrng'-
verhaftet. Wegen Unfugs kamen 8 Personen znr Anzeigc-

L -öandschuhsheim. (Die Kirschen) gehen immer schnellej
der Reife entgegen nnd hie und da kann nian schon recht scho»e
rote Früchte erblicken. Wenn anch der Ertrag der Bäunie >N
diesem Jahre, infolge des Maifrostes gegen voriges Jahr be-
> dentend zurncksteht, so können die Kirschenziichter znm größteN
Teil doch noch rccht zufrieden sein. Was die Frucht anbelang>-
so wird ste dieses Jahr fleischiger und süßer als in frllhere»
Jahren.

8. Wiebltugen, S. Junt. (U nglücks fal l) Gestern Vo>
mittag ereignete sich in unserem Orte ein bedauerlicher Unglücks-
foll. Ein lljährigcs Mädchen des Zlmmsrmanns Valenttn BeN>-
welches bei Ludwig Treiber, da dessen Ehefrau krank ist, kleim
bäusltche Arbeiten verrichtet, goß Petroleum auf bo«

Feuer, um es schneller in Brand zu bringen. Hierbei explodier"
das Petroleumkännchen und ini Nu stand das MädchE
ganz in Flammen. Es sprang sofort ins Freie, mo »>.
seinen Hilferuf in dcr Nähe beschäftigte Maurer herbeieilte»-
zwei von ihnen trugen bei dem Bemühen, b,

Feuer zn ersticken, an den Händen Brandwunden dav»>,'
Das Mädchen wurde in's Akademtsche Kraukenhaus nach Hetde>'
berg verbracht, woselbst es bald dacauf seinen Brandwnnden
legen ist. Die Eltern werden allgemein bedauert. Wieder e>»
Warnung, das Petroleum beim Feuermachen betseite zu laffeN-

8.6. Ettlingen. 4. Jnni. (Httzschlag.) Die große Hrtze dch
letzten Tage verursachte im Bataillon der hiesigen Unteroffi»>^
schule verschiedene Hitzschläge, die aber alle ungefährlich
liefen. Heute Abend ging ein kühlendes Gewitter über ">
Gegend nieder.

Heidelberger Vereinsangelegenbeiten-

* Museum. Jupiter Regenspender hat die Zlbhaltung
hentigen Konzerts im Garten vereitelt. Es findet das Kon Z
daher im großen Saale (mit Restanration) statt. Em
und Trinken nach Belieben. Der Abend mit daranf folgelu.,
ganz zwangloser Tanznnterhaltnng verspricht ein sehr gemütlräü
zu werden.

Die Aestlichkeiten in Wannyeim.

I.

Die G r o h h e r z o g l i ch e >r Herrschaften ^
ben sich gestern, Mittwoch, zu Schisf von Karlsruhe
Mannheim begeben. Um halb 6 Uhr nachmiffags gingc» > z
im Karltzrnher Rheinhafen zu Schiff. Auf Wunsch
Großherzogs haffe die Mannheimer Lagerhausgesellschaft
vom Landcsfürsten bererts bei der Einweihung des r
ruher Rheinhafens benutzten Dampfer „Badenra 9",
der größten Rheindampfer, zur Verfügung gestellt bfo
nach dem Karlsruher Rheinhaferr gesandt und zu EistffZ
der hohen Gäfte in geschmackvoller Weise ausgeschmückt, ,
Begleitschiff diente der prächtig ausgestattete Schrauvfl ^
dampfer „Äadenia 10", auf dem im Mai 1900 der
der vom Franffurter Regattaverein veranstalteten RE,.-
bei Bieberich beiwohnte. Jn der Begleitung der GrolEj,,
zoglichen Herrschaften befanden sich autzer der Kronprinze» ,
von Schweden und dcm Prinzen Max der Chef des
kabinets Geh. Legationsrat von Babo, Oberhofmarschall o
von Andlaw, der preußische Gesanjdte von Eiserrdem^Z
Staatsminister von Brauer, Generalleutnant von Müller
Graf von Sponek. Während dre Sonne „brcnnende
len" herniedersandte, erfrischte erne augenehme, kühle.p
die Reisendcn und brachte Erquickung nach der seit >»
Tagen so übergroßen Hrtze. Frisch ging die Fahrt von 1'^
ten, die sich zu einer Huldigungsfahrt für das »r>a>^
Fürstenpaar gestaltete. Als das kleine „Geschwader",- .^,
Hafenboot an der Spitze, die Maxauer Schrffbrücke PP!
wurden von beiden Ufern Böllerschüsse gelöst und
begrüßte das am Ufer versammelte Publiffrm das ge>
Fürstenpaar. Jn glercher Weise brachte während dc»

Zen Fahrt die Bcbölkerung der einzelnen Ortschaften,
dis Schiffe passierten, dem erlaüchten Herrscher >h»e
gung dar. Bei Germersheim begrüßten eine Anzcchl
rischer Offiziere rmd weiter den Rhein hinab Schüle»
 
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