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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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großen Ganzen tverden sich die ivirtschastlichen Verhältnisse
Karlsruhe's nicht verschieben.

Abg. Binz (Natlib.) glaubt, daß die Stavt keinen recht-
lichen Anspruch auf eine Enrschädigung erheben und den be-
züglichen Rat im Gutachien des Prof. Baumeistcr nicht be-
folgcn wird. Den Wunsch dcs Abg. bon Srockhorner möchte
er lebhaft unterstützen.

Abg. E i ch h o r n (Soz.) ist r^it der Verlegung nicht ein-
berstanden. Die Hochlcgung käme gar nicht so teuer zu stehen;
auch eine Verunzierung der Sradt wäre nicht zu befürchten.
Man sollte zum mindesten die Entscheidung uoch auf ein Jahr
aufschieben.

Staatsministcr von Brauer freut sich, datz die Budget-
lommission der Verlegung fast einstimmig zugestimmt hat. Vor
bier Jahren habe er allerdings eine andere Ansicht vertreten;
aber seitdem haben sich die Verhältnisse wesentlich geändert.
Nachdem die beste Lösung der Frage, die Ueberführung, hef-
tigen Widerspruch gefunden, haben die Techniker sich an eine
neue Lösung gemacht und die Verlegung vorgeschlagen. Die
Hochlegung wärc technisch wohl möglich ohne Notbahnhof,
aber so gefahrvoll, datz niemand das Risiko übernehmen will.
Die Schmähschrift, die gestern im Landtag verteilt wurdc,
habe ihn kalt gelasscn; der Verfasser habe die Dicke seiner
Epidermis unterschätzt (Heiterkeit). Die Wünsche diK: Stadt
Karlsruhe werden wohlwollend geprüft. Die Verlegung der
Bahn Karlsruhe-Graben zu Gunsten der Hardtgemeindeu
könne man vorerst als eine spätere Sorge bezeichnen. Diese
Frage hänge mit der Verlegung des Mühlburgerthorbahnhofes
zusammen und werde seinerzeit eingehend geprüft. Er sei
überzeugt, datz die Verlegung für die Entwicklung der Stadt
bon günstigem Cinflutz sein werde. (Bravol)

Nach kurzen Ausführungen des Abg. Hergt und einem
Schlutzwort des Berichterstatters wird der Kommissionsantrag,
die angeforderte Budgetsumme von 8 Millionen Mark für
die Verlegung des Karlsruher Bahnhofes zu
genehmigen und die bezüglichen Petitionen damit für erledigt
zu erklären, mii allen gegen 3 Stimmen (der Abgg.
Binz, Eichhorn, Köhler') a n g e n o m m e n. Die Beratung
wird sodann um 113 Uhr abgebrochen.

Fortsctzung morgen.

Auch die Erste Kammer hat heute getagt und das
Budget des Finanzministeriums genehmigt. Ein kurzer
Bericht über die Sitzung folgt in nächster Nummer.

Batzern.

— Bei Beratung des sog. Schuldotationsgesetzes in der
Abgeordnetenkammer sagte der nationalliberale Abgeordnete
Dr. Casselmann: Jch muß namens meiner Fraktion vor
dem ganzen Land erklären, daß das Vertrauen gegen
den Leiter des Kultusministeriums ganz und gar
geschwunden ist.

Preußc».

— Der poInischeAdel beschloß, mit Ausnahme
derer, die Aemter und Würden bekleiden, den Kaisertagen
in Posen fernzubleiben.

— Der L e h re r.in a n g e l macht sich in Preußen
immer stärker geltend. In Oberschlesien gllein fehlen
zur Zeit nahezu 300 Lehrer für cine ordnungsmnßige
Besetzüng aller vorhandenen stellen.

"Aus'der Karlsruher Zeitung. _^

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dem Oberschloßhailptmann Offenfandt von Berck-
holtz in Karlsruhe die Erlaubnis Zur Annahme und zum
Tragen des ihm bon dem Fürsten zu Waldeck und Pyrmont
berliehenen Fürstlichen Verdicnstkreuzes erster Klasse erteilt.

— Amtsregistrator Leopold Schmelzle in Wiesloch
tvurde zum Bezirksamt Bonndorf und Amtsregistrator Jakob
Dörrwächter in Bonndorf zum Bezirksamt Wiesloch
bersetzt.

— Durch Entschlietzuug der Großh. Zolldirektiou wurde
Rebident Georg Fischer auf Ansuchen aus dem badischen
Staatsdienste entlassen.

Karlsruhe, IS.Juni. Der Großherzog nahm
heute Vormittag verschiedene Vorträge entgegen und empfing
den Finanzminister Dr. Bnchenberger zur Vortragserstattung.
Nachmittags 3 Uhr gewährteu der Großherzog und die
Großherzogin dem Königlich Preußischen Gesandten Geh.-
Rat von Eisendecher einen Empfang. Hierauf meldete sich
bei dem Großherzog der Oberschloßhauptmann von Offen-
sandt-Berckholtz, der gestern Seine Königliche Hoheit den
Kronprinzen von Siam nach Heidelberg begleitet hat, von
wo derselbe nach Wiesbaden weitergereist ist. Die Groß-
herzogin hat sich heute Nachmittag nach Baden-Baden zum
Besuch der Prinzessin Wilhelm begeben und gedenkt heute
Abend hierher zurückzukehren. Der Kronprinz von Schwe-
den und Norwegen trifft Sonntag früh halb 10 Uhr hier
ein und verweilt bis zum 21., um dann nach England
zur Krönungsfeier zu reisen, wo derselbe als Vertreter
des Körstgs erscheinen wird. Der Geburtstag des Kron-
prinzen wird Montag, den 16. Juni begangen werden, an
welchem Tage Einschreiblisten im Hauptportal des Groß«
herzogllchen Schlosses aufgelegt sind. Wegen des Erkältungs-
zustaudes der Kronprinzessin von Schweden und Norwegen
ist die beabsichtigte Ueberfiedelung des Großherzoglichen
Hofes nach Schloß Baden verschoben worden. Das Befinden
3hrer Königlichen Hoheit hat sich jedoch in den letzten Tagen
gebessert, so daß vielleicht in der nächsten Woche Schloß
Baden bezogen werden kann. Die Großherzogltchen
Herrschaften begrüßten gestern Abend den Prinzen und dte
Prinzessin Max im Hauptbahnhof und verabschiedeten sich
vor deren Abretse nach Salem. Die Prinzessin Max
erwartet im Laufe des nächsten Monats Jhre
erste Entbindung. Mit Rücksicht hierauf findet schon
jetzt die Uebersiedelung der bohen Herrschaften nach Schloß
Salem statt, wo dem Eretgnis entgegengesehen wird. Ueber
die glückliche Reise und Ankunft sind heute sehr befriedigende
Nachrichten aus Salem hier eingelaufen. Die Prinzesstn
Wilhelm reist Samstag, de» 14. ebenfalls nach Salem.

Arrs Stadt und Land.

Heidelberg, 14. Juni.

Das Heidelberger Schlotz, Bau- und kunstgeschichtlicher
Führer von Adolf von Oechelhäuser. Das unter nebenstehen-
dem Titel soeben in zweiter'Auflage bei I. Hörning hier er-
fichienene Werk des angesehenen, aus der Zeit seiner Wirksam-
keit in Heidelberg hier noch in bester Erinnerung stehenden
Verfassers, ist ein ausgezeichneter Wegweiser für alle die-
jenigen, die das Heidelberger Schloß genau kennen lernen
wollen. Als Architekt und Kunsthistoriker ist Prosessor von

Oechelhänser in der Lage, beide Momente, die bei der Würdi-
gung des Schlosses zu berücksichtigen sind, das bautechnische
und das ästhetische, gleichmützig darzustellen und zu verwerten.
Er giebt zunächst eine Geschichte des Schlosses, wobci nicht
nur der Fensterfund von 1897 berücksichtigr wird, sondern
auch schon das Wesentliche der neulich veröffentlichten
Hauptschen Forschungen, die ihm durch mündliche Mitteilung
bekannt geworden ivaren. Jm zweiten Teil, der Beschreibung
der Baulichkciten, nimmt der Verfasser den Leser an die
Hand und führt ihn shstematisch durch die einzelnen Schlotz-
teile, auch die verborgeneren, in welche man für gewöhnlich
nicht gelangt, durch unterirdißhe finstere Gänge, in tleine
Höfe, über teilweise vcrfallcne Treppen. Man mntz etwas
aufpassen, mutz sich cin wenig anstrengen, um ihm zu folgen.
Wer aber den „Oechelhäuser" dnrchgearbeitet hat, wer mii
ihm in der Hand die Ruinen dnrchgewandert hat, der kennt
das Heidelberger Schlotz. Eine sehr angcnehme und nützliche
Zugabe zu dem Werk bildet der Anhang, der eine geschichtliche
Tabelle, ein Verzeichnis der Schlotz-Litteratur und einen
siebenfarbigen Plan — dieser nach Koch nnd Seitz — enthält.
Das nahezu 200, Seiten Oktav umfassendc, 27 Abbildungen
enthaltende nnd hübsch ausgcstattete Buch kostet uur 1 Mark.
Es ergänzt sich in schönster Weise,mit dem Pfaffschen Pracht-
werk üöer das Schloh. Beide Werke sollten in keiner Heidel-
berger Bücherei fehlcn. Die Verlagsbuchhandlung har sich
mir ihrcr Herausgabe ein Verdienst erworben. Je näher
man das Schlotz kennen lernt, desto mehr muß man es
lieben. Das Schlotz und Heidelberg aber gchören untrennbar
zusammen.

b Kunstoerein. Die Sonderausstellung der 250 Repro-
duktionen der florentinischen Plastik des 18. Jahrhunderts
nach den Werken der Hauptmeister Ghiberti, Donatello, Della
Robbia, erste Abteilung, ist am Sonntag, den 15. Juni und
Uttttwoch, den 18- Juni zum letztenmal ausgestellt. Es wird
wohl nie wieder Gelegenheit geboten sein, eine so wohlgeordnete,
übersichtliche Ausstellung zu veranstalten. Die Ausstelluug der
zweiten Abteilung kann erst in der zweiten Hälfte des Monats
Fuli erfolgcn, weil inzwischen eine sehr grotze Anzahl von
Aquarcllen und Oelgcmälden eingcsandt sind, welchc diese
Unterbrcchung notwendig machen. Die Ausstellung hat bis
heute schr bielen Besuchern einen höhen Genuß gewährt, hof-
fen wir, datz dcr letzte Sonntag recht lcbhaften Besuch bringt.
Auch dcr grötzte Teil der Oelgemälde ist sür morgen lehtmals
ausgestellt.

— Odenwaldklub. Die H a u p t v e r s a m m l u n g des
Gesamtvereins fand am Sonntag unter dem Vorsitz des
Herrn Stadtrechners Daub in Hetzbach statt. Trotz des
ungünstigen Wettcrs waren etwa 197 Personen erschienen;
33 Sektionen waren vertreten. Aus den geschäftlichen Ver-
handlungen sei hier nur erwähnt, datz der Klub jetzt 5062
Mitglieder nnd 33 Sektionen zählt. Der Voranschlag fur
1gg2—ift03 fand mit 8750 Mark in Einnahme und Aus-
gabe en bloc Annahme. Die nächste Hauptversammlung fin-
det am 14. Jnni 1903 in Schönau, der nächstjährige Ge-
samtausflug nach Auerbach statt.

X Bcsibwechsel. Frau Benckendorff berkaufte ihr Haus
in Nenenheim, Bergstrahe 41, an den technischen Assistenten
am Tiefbauamt Herrn Hermann Schmitt um den Preis von
90 000 Mark.

** Unfrill. Einem beim Ncubau der Universitätsbibliothek
beschäftigten Arbeiter von GZnberg fiel gestern ein etwa 15
Zentner schwerer eiserner Träger auf die grotze Zehe des
rechten Futzes. Das berletzte Glied wurde in der Universitäts-
klinik amputiert.

v Rncheakt. Ein mit Sand hausierender neunjähriger
Volksschülcr zündete gester'n einen im Flur eines Hauses der
Bergheimerstrahe stehcnden künstlichen Palmbaum an und zwar
aus Rache dafür, datz ihm in dcm betreffenden Hause kein
Sand abgekauft wurde.

—- Polizeibericht. Cin Taglöhner wurde wegen Bettelns
verhaftet.

Schwctiingen, 12. Juni. (Nachträgliche Leichen-
schau.) Auf Beranlassung der Staatsanwaltschaft begab sich
heute früh die Gerichtsbehörde nach P l a n k st a d t, nm daselbst
ein vor einigen Tagcn verstorbenes Kind wieder ausgraben
zu lassen und Leichcnschau vorzimehmen, das Kind, das einer
dortigen Frau in Pflege gegeben wurde, soll, wie nach der
„Schwetz. Ztg." gerüchtweise verlautet, verhungert sein.

UL. Mannheim, 12. Juli. (D i e l a n d w i r t s ch a f t-
liche Ausstellnng) wird, wie in einem Rückblick des
ofsiziellen Ausstellungsorgans mitgeteilt wird, einen grötze-
ren Zuschutz erfordern, als dic Landwirtschaftsgesellschaft bor-
gesehen hatte. Man spricht von 150 000 Mark.

Ldi KarlSruhe, 13. Juni. (Verurteilter Erpres-
s e r.) Die hiesige Strafkammcr verurtcilte den Agenten Karl
Ricgel ausHeidelberg wegeu Erpressungsversuch zu
10 Monaten Gefängnis. Der verheiratete Angeklagte, der
jetzt geschieden, hatte im Jahre 1899 mit einer jungen Dame
ein Verhältnis angefangen und als diesclbe sich 1900 verhei-
ratete, dasselbe benutzt, um in der schmutzigsten Weise Er-
pressungen vorzunehmen. Dieselben wurden zuerst nicht beach-
tet, als die Briefe aber nicht aüfhörten, Anzeige erstattet, wo-
rauf die obengenannte Verurteilung erfolgte.

817 Pforzhcim, 13. Juni. (S ch a d e n f e u e r.) Diese
Nacht brannte der Dachstock des „Stuttgarter Hof" sast voll-
ständig nieder.' Das Feuer war im Schlafzimmcr der Kell-
nerin ausgebrochen. Die Nachbargebäude waren sehr gefähr-
det. Der im Dachstock wohnende Gypser Egender ist schwer
geschädigt, da er noch nicht versichert war. Die Kellnerin Ba-
bette Möderl wurde unter dem Verdachte der fahrlässigen
Brandstiftnng verhaftet.

817 Hansach, 13. Juni. (Neue Zeitung.) Von mor-
gen ab werden Probeblätter einer neuen Zeitung mit dem Titel
„Schwarzwälder Tageblatt" ausgegeben werden. Dasselbe
wird eine täglich crscheinende Zeitung grötzeren Umfangs sein
und vorläufig in Achern erscheinen. Drucker und Verleger ist
Herr Karl Eitler in Hausach.

SluS Baden. Dienstag Nacht verschwand aus Pforz-
heim der Wirt F. unter Zurücklassuug einer grötzeren An-
zahl von Verbindlichkeiten. Seine „Abreise" scheiut er schon
längere Zeit geplant zu haben. — Der etwa 50 Jahre alte
Schlosser Christian Schwemmle von Pforzheim und sein
12jähriger Sohn erster Ehe wurden im Wald beim Schlitt-
schuhteich erhängt aufgefunden. Es stellte sich heraus, datz
Schwemmle dem Knaben, der etwas schwachsinnig war, mit
eigener Hand den Tod gegeben und dann selbst zum Strick ge-
griffen hattc, und zwar, wie man man aunimmt, wegen häus-
licher Zerwürfnissc. — Altgemeinderechner Feist in Münch-
weicr ist am 12. d. M., nachmittags, auf eine schreckliche
Art ums Leben gekommen. Beim Aufladen von ge-
dörrtem Futter auf dem sogenannten Frostberg geriet der Wa-
gen auf dem steilen Abhang in schnellen Gang und fuhr über
den 71jährigen Mann hinweg. Der Tod des Unglücklichen
trot sofort ein. _

_ Einqesandt.__

Heidelberg, 14. Juli. Die Kohlen-Einkaufs-Genos-

senschaft hier versendet eben ihren Geschäftsbericht des 2. Ge-
schäftsjahres, welcher unter anderen interessanten Aus führungen
auf einen Punkt aufmerksam macht, welcher auch in weiteren
Kreisen Beachtung verdient, Der Passus lautet: „Der Kohlen-
hcmdel hier ist namentlich durch das unlantere Verfahren beim
Hausierwesen in Mißkredit gekommen. Die Behörde sollte, wie

dies anderwärts zum Segen besonders der ärmeren Bevölkeruna
»eschieht, nur richtig plombierte SScke von 50 und 1Ö8
Pfund Netto-Jnhalt zum Hausieren znlassen, die jederzeit der
Kontrolle der Polizei unterworfen wären." Man hat seinerzeit
hier verfügt, daß die Hausierer stets eine Waagschale mitzuführen
hatten. Diese Verfügnng wnrde jedoch anfgehoben, da sie sich
unpraktisch erwies, dagegen scheint mir die Kontrolle der Behörden
in der von der Kohleiieinkaufsgenossenschaft vorgeschlagenen Weise
leicht ausführbar nn d sehr angebracht. Hoffentltch trifft
die Anregimg ein geneigtes Ohr der zuständigen Behörde!

Kandel und Werkehr.

Heidelberg, 14. Juni. (Marktpreise.) Heu der Zentner

4.20 bis 4.50, Korn-Stroh der Ztr. X. 3.50 bis 3.80, gem.

3.20 bis 0.00, gelbe Kartoffeln der Zentner 2.60 bis 2.80,

Salatkartoffeln „kL 4.20-4.50, Butter in Ballen 1.00 bis
1.05, in Pfd. 1.10 -1.20, Spargeln das Pfund 40-45
Kirschen das Pfund 30-35 Zwiebeln 12-15 Knoblauch
35 Bohnen das Pfund 60-70 Erbsen das Pfd. 20-25
Gebund Gelbrüben 5—6^, Eier das Stück 5—6 das Hundert

5.50—5.80 „Ä, Erdbeeren der Topf 25—30 Blumenkobl

das Stück 30-40 Weißkraut 30-35 Wirpng 15—20
Kohlrabi 3—5 Bodenkohlrabib—8<A Sellerie 10—15 Lauch

3—ö --j, Rettich 3 -6 Meerrettich 20—25^, Gurken das Stück

20—25 Rote Rüben das Stück 6—8 Kopfsalat 3—5
Endivien 16—20 Gebund Petersilie 1—2 Gebund Schnit:-
lauch 1—2 Radteschen 2-3 Tomathen d. Pfd. 50—60

Wiesloch, 13. Junt. Der heutige Schweinemarkt war
mit 73 Stück Mtlchschweinen befahren. Preis für das Paar
25 bis 35 _

WasserstandSnachrichten

N e ck a r.

Heidelberg, 14., 1,50, gef. 0,01m
heilbroun, 13„ 0,80, gef. 0.00m
Mannheim, 13,4,80, gef. 0,06m

Rhein.

Lanterbnrg, 12,5,00, gef. 0,05w
Maxa«, 13., 5,05, gef. 0,05w
Mannheim, 13.. 4,92, gef. O.OSw

UMLerlilLGetzvo! «I LtMFMM

Lsuptotrasso 120, 2 Irsppsii.

lastitut rum 2«vol<s clss 8tulliums kromljsi' LprLüstsB,

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velltssb ltir -luslllucksr. Uetirsr cksr dstrsSslläsn Xntios
Oonvsrsation ^ OorrssponckonL 4^ lüttsrstnr.

S 4S LrospsLw grgris nuck krsniio. G D

Aas Wefirrden des Königs von Sachsen.

Sibyllenort, 12. Juni. Jn gesunden Tagen
hat der König die Gewohnheit, ohne Vermittlung mit den
Behörden zn verkehren. Darauf hat er jetzt natürlich
verzichten müssen. Prinz Georg vertritt ihn in den mei-
sten Regierungsangetegenheiten. Weniger wichtige
Dinge werden von den zuständigen Aemtern einstweilen
selbständig erledigt. Eine Frage hat dem hohen Kran-
ken besonders Sorge geniacht, nämlich die der Gn'aden-
gesuche, soweit deren Berücksichtigung in Aussicht zu neh-
men war. Der König wünscht, daß die Erledigung sol-
cher Gesuche dnrch seine Krankheit unter keinen Umstän/
den sich verzögern soll; er hat deshalb angeordnet, daß
ihm die znr Berücksichtigung empfohlenen Gesuche stets
in erster Linie zur Einholnng seiner Entschließung unter-
breitet werden, sobald er sich irgend imstande fühlt,
gierungsgeschäfte zu erledigen.

Sibyllenort, 12. Jvni. Der König hat heute
weitere 150 Gnadengesuche bewilligt.

S i b y l l e n o r t, 12. Juni. Es steht s ch l e ch t
um den K ö n i g, die Stimmung im Schlosse ist eine
höchst gedrückte, die Kräfte des hohen Kranken schwindett
immer mehr. Alle Fenster des Parterrezimmers att
der Wasserseite des Schlosses, in dem der König leidet,
sind weit geöffnet, um der Luft möglichst ungehinderten
Zutritt zu lassen. Am Krankenbette weilen neben den
Aerzten die Königin, serner der Kammerdiener und dre
beiden Leibjäger des Monarchen, seine alleinigen Pstb'
ger, die nach dem Urteil der kornpetenten HofchargeN
während der letzten Woche eine geradezu unvergleichlich^
Treue und.Aufopferungsfähigkeit bewiesen haben. 2>ok
dem Hauptportal im Schloßpark bewegen sich in ernsterll
Gespräch die Herren und Damen des Hofstaates.
kundigt man sich, wie es stehe, so ist ein trübes Achses'
zucken die Antwort: „Schlecht, leider schlecht," lantet dre
Ausknnft, ein „glücklicherweise noch nicht ganz schlechti
wird hinzugefügt. „

Sibyllenort, 13. Juni. Der gestern Abend 6 M
ausgegebene Krankheitsbericht lautet: Das Befind^
Seiner Majestät des Königs war am heutigen Tage ei
sehr wechselndes. Die Erscheinungen bedenklich^
Schwäche herrschen vor. Selten und nur auf kurze
zeigt der Kranke größere Teilnahme. Der Zustand ist u""
wie vor ein ernster. .

Sibyllenort, 13. Juni. Das Bulletin von he>u°
Morgen 7 Uhr lautet: Die Nacht war allgemein u
ruhig. Erst gegen Morgen trat mehrstündiger Sch^
ein. Das erste Frühstück wurde mit Appetit eingenomw.e^
Sibyllenort, 13. Juni. Der Zustand des Köni.Sl
ist gegen 9 Uhr vormittags unverändert bedrohl^'
Gestern Abend und in den ersten Nachtstunden glaubte ma
das Schlimmste befürchten zu müssen. Nach dem Befinde
um Mittag war zu befürchten, der König werde den heutig
Tag kamn überleben.

Stbyllenort, 13. Juni. Heute Abend wurde, °
in dem Bcfinden des Königs keine Leränderung ^
getreten, kein Bulletin ausgegeben. ,

v Sybillenort, 14. Juni. (Spezialtelegr.) D
gestrige Tag gab insofern zu Besorgnissen Anlaß,
der König auffallend viel schlief, wachte er jedoch
so war er bei klarem Bewußtsein. Der Schlaf krästiö
nach Mitternacht den König wteder so, daß er heute MolS
nach dem ersten Frühstück sofort nach einer Zigarre verlanS
Das Bestnden des Königs ist starkem Wechsel unterworst^
die Gefahr einer Katastrophe ist dadurch beständig.
giebt es Augenblicke in dem Befinden des Königs, wel
den Aerzten sogar eine Ueberführung deS hohen PatieN
nach Dresden möglich erscheinen lassen.

u. Sibyllenort, 14. Juni. (Spezialtelegr.) ^
Kräfte des Königs nehmen langsam ab, troS^,
wurde der gestrige gefürchtete Tag überstanden. MaN
 
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