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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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Sllwstag, 14. Juni M2. _Zweites Blatt. 44. JaijigMg. — 13k.

^rscheint täglich, Sonntags ausgenoulmen. — Preis mit Familienblättern monailich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition nnd den Zweigstellcn abgeholt 4V Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

^ nz cigen pr ei s: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Ranm. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an desttmmt
^vrgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen- — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zcitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Uoknfrage und Ansiedlungskommisston.

Lehr zeitgemäs; ist soeben ein Werk erschienen, das
och in griinblicher Weise init der Polenfrage nnd
"er Ansiedlnngs - Ä o m m ission Hefaßt/ch
Ter Perfasser, der sich ans dem Gebiete der Aolo-
susation jahrelang praktisch bethätigt hat, zeigt im er-
Ichn, kleineren Teile seiner Arbeit, wie dringend nolmen-
chg es ist, viel umfangreichere Biasznahmen zur Ein-
"eutschung der uationalgesährdeteu östlichen Landes-
Eile zu ergreisen, wenn wir uns nicht auS ihueu gauz
s'erdräugeu lassen wolleu. Interessant ist in diesem Ab-
schnitte auch noch der Blick auf die vergeblichen Russi-
Azieruugsbestrebnngeu in Nussisch-Polen uud auf die
öroßen Fortschritte des Deutschtums daselbst.

To ungeteiltes Lob der Verfasser einerseits den
^rimdimgon der Ansiedlungskommissiou zollt, die er
?ls das Beste ansieht, was auf dem Gebiete der Loloni-
lation geschaffen ish so sehr er die weitgehende Fürsorge
arr Bichörden fiir ihre Llolonien erkennt, so wenig hat
^r andererseits leider Veranlassung gefunden, sich iiber
aen Umfang der Uolonisation und ihre geschäftliche
Handhabung lobend auszusprechen. Es ist zur Ge-
juige bekannt, daß hieriiber iu Presse und Parlament
Ichon seit Jahren geklagt wird, ohne daß in diesen Punk-
rrn eine Aenderung eingetreten wäre.

Es kann daher nnr alS sehr verdienstlich bezeichnet
^'krden, datz der sachverständige Verfasser die schwa-
chen Punkte der staatlichen Kolonisation in den Ostmarken
ichars beleuchtet, da das Erkenneu eines Z-ehlers stets die
Nnerläßliche Vorbedingung siir seine Verbesserung isl.
Mdessen ist die Arbeit nicht nur negativ-kritisch, sondern
. chtet eine Fülle positiver AenderungSvorschläge und
itiitzt sjch vor allein auf ein umsangreicheS statistisches
rchaterial, wpdurch alle Meinungsäußerungen des Ver-
iassers an lleberzeugungskraft erheblich gewinneu.

, Ter Verfasser wendet sich, um die Hauptpuiikte kurz
Wrvorzuheben, schakf gegen die bisherigc Stellenaus-
^gungspraxis, die die Kleinbauern, Handwerker und
Arbeiter zu wenig berücksichkige, wodurch die Koloni-
^tiou außerordentlich verlangsarnt und nur eine uu-
^ollkommeue Eindeutschung erzielt werde, so daß in man-
ncuen deutschen Kolonie (z. B. Lulkan) fast ebenso
^el poluische Arbcitexkindcr als deutsche Kolonistenkinder
^rhmivi-u seien. Die. angelegten Stellen und die An-
driiche an das VLrmögen seien zu groß nnö müszten
,. ^'abgesetzt werden, da man nur durch Masseneinwaude-
"ug has Land gewinneu werde.

^ Vor allem müsse die. Ansiedelungskouimission auf
so michtigen Gebiete der Arbeiteransiedelung, auf
fhre Bemiihungen sasi ergebnisloS gewesen seien,
p)Nz andere Maßnahmen crgrcifen, um diese Frage be-
^'tedigend zu lösen. Auch Pachtstellen miisse sie viel
)llhr bauen uud begebeu als bisher. Ferner befür-
!)°rtet der Versasscr eiue zahlreichere Ausiedeluug von
st.ntholiken unter eingehender Würdiguug aller Griinde
Ich^iind wider und nntcr genaiier Besprechung der bis-

ch *) Polenfrage und Ansiedeluugs-Kommissioii. — Davstel-
der staatkichcu Kolouisation iu Poscii-Westprcliizcu und
^Nischc Bctrachtuugcn übcr ihrc Erfolgc. Von Dr. .E.
ti)umpfe. Mit ciucr Uebcrsichtskartc übcr das neuc Na-
tzulitätcnberhältuis sowic iiber die Vertcilung der neuen
z„U>nien. Bcrlin 1902. Dictrich Rcimcr fErnst Vohsen).
Teiten.

Auf abschüssiger Gahn.

Roman von B. Corony.

(Fortsetzung.)

v>u >hm auf dcm Schrcibtisch, an welchcn cr sich sctzte,
by, N°ch zu arbcitcn, lag das Diamantkreuz. Wie ein Magnet
h>e st>»e Blicke. Unwillkürlich nahm er es wicder in

»tclssNud- Wie würden sich morgen Konstauze und Frau von
hciil ^ freuenl War es eigentlich ein Unrccht, datz cr sie
uvch in solchcr Angst und Sorge lictz'k Margot, das
8eth' herzcnsgutc Mädchen, würde das nie und nimmermehr
huz u habcnl Wenn cr jehoch an die stürmischen Dankes-
ih,, Aärtlichkeitsäuszcrungen sciner Brautz dachtc, überfiel
dc,A ^ln uuübcrwindlicher Widcrwille. Dcr Vater konnte ja
kz sMeinvd' dcn beidcn Frauen morgeu auslicfcrn. Er wollte
dNi vgx dem beabsichtigten frühcn Aufbruch übcrgcben.
li„l,„ nstr dcm mittlcren Stein sollte sich eine Reliquic be-
sib^ 's Herbcrt versuchte, dicsen beiseite zu schiebcn, fand
- li>e ch" richtige Stelle nicht, auf dic man drücken mutztc. Jn
rff», ststtrachtuug vertieft, überhörte er, datz jcmand die Thur
st» Nlid auf dem teppichbelcgtcn Bodcn mit leisen Schrit-
»Mrr kam.

tzlich schvecktc ihn ein markerschütternder Schrei auf.
rberr sprang cmpor und stand seiner Braut gegcnübcr,
Nchx„ str'it geöffncte Augen mit dem Ausdruck unbeschreib-
,,, litsctzens das Kreuz anstarrten.

"q,n Gottcswillen, was ist Dir?" fragte der junge Maun.
"psio doch — Du — Du!" stammelte sic.

Was denu?"

)§,)> hast ihn crmordet und beraubtl"
e wahnsinnig geworden?"

nre ich es pvchl Ach, mein Kopf — mein armer
nun, grotzer Gott? So ist es wahr? Wcitzt Du,
üeiden jetzt noch übrig bleibt?"

herigeii Entwickelurig der Katholikeiiansiedeluiig. Nöti-
genfalls uiüsse inau auch beiuüht sein, uichtdeutsche
Älusläuder (Lettcn,F-inuländer, Schwedcu, Zkiederlän-
der) heranzuziehen, eiue Maßnahine, der Miqucl freund-
lich gegeniiber gestaicheu haben soll.

Hinsichtlich der Organisatiou der Ansiedelnngskoin-
inission werden viele Abändernngsvorschläge geniachk,
insbesondere der häufige Wechsel der Dezernenten, viel-
fach jüngere Asscssoren, imd die Znrückdrängung des
landwirtschaftlichen Elements geriigt, das Tax- nnd An-
kanfswesen als abändcrnngsbedürftig bezeichnet.

Die Verwaltung nnd Besiedelnngszeit der Giiter
dauere zn lange, was ans die Rentabilität der Koloni-
sation ungünstig einwirkte. Sie sei leider wenig befriedi-
gend, was an der amtlichen Abrechnnng für 52 Koloni-
sationsgüter eingehend gezeigt wird.

Anf deni Gebiete deS Banwesens wiinscht der Ver-
fasser eine größere Thätigkeit nnd inöglichste Ansnützung
der Gefangenenarbeit. ^vodann gelangt eine. ganze
Reihe kleinerer Maßnahmen znr Besprechung, bei denen
gleichfalls vielfach Verbesserungen erwünscht seien.

Vor allein müsse aber die hochwichtige Werbethätig-
keit völlig unigestaktig nnd mit siedericianischer Encrgie
betrieben werden, wobei der Versasser einen Vergkeich
zwischen der neuzeitlichen Kolviiisation und der unter
Friedrich dein Groszen zieht, der sür die Gegenwart wc-
nig günstig ausfällt.

Znm Schlnsz wünscht er niit überzeugender Bcgrün-
dnng eine Aenderung der AnkaufSpolitik, dahingehend,
dasz inan mit der Kolvnisation viel mehr in den national-
geinischten als in den rein polnischen 5kreisen vvrgehe,
da sie hier viel schwieriger nnd weniger erfvlareich zei.
Ganz besonders wertvoll ist die vorzügliche Karte, ans
welcher sich entnehmen läßt, sowohl die Verteilnng der
Drntschen wie Polen (nach Melirheiten), als auch die der
nenen Kolonien, deren Besiedelung nüt Evangelischen
vder Katholiken dnrch verschiedene Farben bezeichnet
ist. — Tas Werk zeichnet sich ans durch eine klare,
lichlvolle Tarstellung und dars überhanpt als eine ver-
dienstvolle That angesehen werden, nin so mehr, als
nnsere Koloiüsationslitteratnr noch recht wenig gesördert
ist. __

Kine Kaserne mit SpiritusöeleuchLung.

Zwischen der Reichsmilitärverwaltung und der
Zentrale für Spiritusverwertung schweben dcn
„Berl. Pol. Nachr." zufolge gegenwärtig Verhandlungen
darüber, daß der Zentrale eine Kaserne zur Verfügung
gestellt wird, welche sie auf ihrs Kosten zur Beleuchtung
mit Spiritus cinrichten und in der sie cin halbes Jahr
lang probeweise diese Beleuchtung durchführen soll. Nach
dem Versuche wird die Militärverwaltung über die Brauch-
barkeit und Preiswürdigkeit der Spiritusbeleuchtung ent-
scheiden. Empfiehlt das Ergebnis die Einführung dieser
Bcleuchtung für militärische Gebäude als zweckmäßig, so
soll die Militärverwaltung eine größere Anzahl anderer
Kasernen für Spiritusbeleuchtung einrichten; andernfalls
trägt die Zentrale für Spiritusverwertung allein die
sämtlichcn Kostcn des Versuchs. Die Ersetzung des
Petroleums durch das Erzeugnis der Kartoffel, die Ver-
legung des Schwerpunkts der Spiritusindustrie von der
Erzeugung des Trinkbranutweins auf die Herstellung von

Beleuchtungssloff hat eme große volkswirtschaftliche und
moralische Tragweite. Man muß also dem Versuch mit
sympathischem Jnteresse gegenüberstchen.

Deutsches Reich.

--- Die Zentralleitung der natio n all iberalen
Partei hat für den Herbst die Zusammenberufung eines
allgemeinen nationalliberalen Delegierten-Tages in
Ausstcht genommen.

Preuße».

— Aus eiiie Anregimg des Mgeordneteir Gamp hat
der Minister der öfseittlicheii Arbeiten zugesagt, zu prü-
sen, ob imd iinvieweit iiiem durch Verlegung von Werk-
släkten vder anderen größeren Anstalten der Eisenbahn-
verwaltimg nüt zahlreichem BeamtenPersoMl zur Stär-
kimg des D e n t s ch t n ms i n den O st m a r k e n
beitragen tönne. Tiese Prüfimg dürfte den „Bertiner
Pol. Rachr." znsvlge voraussichtlich in naher Zeit zu
dein Ergebnis führen, dasz nach P vsen selbst eine
Eisenbahnbehörde init einein Personal bon niehr als
100 Köpsen verlegt wird. Tie große Mehrzahl dec
Beantten ist verheiratel, so daß dem Dentschtuni sowohl
zahleimiäßig als wirlschastlich eine nicht nnerhebtiche
Verstärtimg zugeführt werden wird, und zwar eine Ver-
stürtnng durch Elemeitte, die der Gefahr der Polünisie-
rnng in teiner Weise ansgesetzt sind.

Ausland.

Nußland.

T i f l i s, 12. Fimi. Sicherem Vernehinen nach wird
ansangs des nächsten Fahres der Bau der Eisen-
b^ahntiiiie in Angrifs genoimnen, welche von der
Station Illnchauly an der Bahnlinie Alexandrinopel-
Eriwan nach Kiwrach an der persischen Grenze nnd dein
Grenzübergangspunkt Schach-Tachty führt. Es wird
bcabsichligt, spälerhin die Bahn von Schach-Tachly über
Ehoi, Urinina nach Tabris weiterziiführen. Der Plan,
die Bahn von Eriwan pach Dschnlfa zn bauen, ist anfge-
geben worden.

Aus Stadt und Land.

öL. Ettliiincn, 12. Juni. (B ü r g c r m e i st c r H ci a s)
iviirde einstimmig wiedergewählt. Der Bürgerausschutz er-
höhre scin Gehalr vo» 4000 auf 5000 Mark.

X Badcn-Bndcn, im Juni. (Z u den kommenden
Rciincu.) Das jetzt endgiltig llorliegendc Ergcbiüs der
letzten Einzahlungen für dc» diesjährigcn Grotzen Preis
v o n B a d e u uud das Fürsteuberg-Memorial
mutz sowohl quamirativ als qualitativ als hervorrageud be-
zeichnet werdcn, da im erstercn Renne» 32 llnterschriftcn,
3 mehr als im Vorjahre, und im letzteren dereu 26, 2 mehr
als im Vorjahrc, stehen geblieben sind und weil von allen
Scitcn nnr das Bcste im Nennen gclassen und »ur das aus-
gcschicdcn wordcn ist, was nicht auf cineu etwaigen Erfolg
rcchnen kann. Jm Großcn Preise stehen die französischc n
Kandidatm als die gefährlichsten Gegner allen anderen gc-
genüber; sie sind vertretcn durch „La Camargo", „Codomau",
„Mons. Amedee", „Saxon", „.Herculanum" und „Khasnador".
Die d e u t s ch e n Ställe habcn u. a. im Trcffen: „Hut-
schachtel", Pfiffikus", „Nikus", „Tuki", „Over Norton",
„Zaunkönig", „lkamete", „slauderer". Die ö st e r r e l ch i-
s ch c n Vcrtreter sind „Kitzme", dic Zweitc aus dcm Dcrby»
und „Midas", des Hcrrn von Pechy's Kandidar für den Ham-

„Nun?"

„Nimm eine von den beiden Pistolen, die Du gekauft hast,
und crschietze erst mich und dann Dich."

„Ja, rascst Du denn? Was fällt Dir ein?"

„Das Kreuz — das Kreuzl Wie kommt es iu Deine
Hände?"

„Was soll die Frage?"

„Ach Gott, sie ist freilich unnötigl Jch hatte es Brcucr
vcrpfändet, um dcn von Dir untcrschricbcncn Wechsel zurück
zu erhalten, nachdcm Du kurz vorher einen schlimmen Auf-
tritt mit Brcuer hattest. Odcr log er?"

„Ncin, wahrhaftig nicht. Weitcr — weiterl"

„Du gabst ihm drei Stunden Bedenkzeit — ivolltest wie-
derkommcn —"

„So sagte ich."

„Jn derselben Nacht wurde er ermordetl"

„Ja."

„Und nun sehe ich das Krcuz in Deiuen Händcn!"

Herbcrt schnellte jäh von seincm Sitz cmpor. „Verstehe
ich Dich recht? Was willst Du damit aussprechen?"

„Nichtsl Nichtsl" stammclte sie, furchtsam vor seinen
flammcnden Augcn zurückweichend.

„Ah — jctzt wird mir alles klar! Du hältst mich für den
Mörder des Alten. Du traust mir eiue so nichtswürdige
That zu!"

„Herbcrt — die Verzweiflnng — die Ratlosigkeit — Du
hast nicht mit Absicht, nicht im vollen Bewutztsein gchandeltl
Ncin, nein, das weitz ich jal Jch kann mir sehr wohl dcnkcn,
wie alles kam. Es ist so begreiflich — so natürlich-"

„Was ist begreiflich und natürlich?"

„Allesl Sich mich nicht so zornig an, Herbertl Jch, ich
will Dir ja helfeu, will die schwcre Bürdc der Schuld mit Dir
teilen — wcil ich dich liebe, weil dcin Wcg dcx meinige ist nnd
wenn er zur ewigen Verdammnis führtcl Was wäre mir
der Himmel ohne Dichl"

„Du sprichst wie eine Wahnsinnige!"

„Mein Kopf ist klar, so sehr er auch schmerzt. Mit ent-
sctzlicher Klarhcit sche ich vor mir, wie Alles gcschah. Du
drohtest wieder zu kommen und Du kamst wicder. Der Alte
rciztc Dich. Es gewährte ihm ein boshaftes Vergnügen, Dich
zn ängstigen und da — da packtcst Dn ihn, Deiner sclbst nicht
mchr machtig, an der Kehle und drücktest sie zu, bis der lctzte,
röchelnde Atemzug erstickt war. Dann erst erblicktest Du das
Diamantkreuz und nahmst es an Dich. — Ja, ja, so mutz cs
gcwesen seinl Es war e.ine That momentcmer Sinnesver-
Ivirrung, kcin vorbedachtes Verbrcchcn — nnd —"

„Wns phantasicrst Du da?" rief Hsrbcrt cntrüstet, sie
hcftig bei beiden Schultcrii.fassend. „Klagst Du mich an, deu
Wuchcrer getötet zu haben?"

„Jch klagc Dich nicht anl Du hörst ja, daß ich nach Ent-
schuldignngsgrüudcn für Dich suche. Ach, Hcrbert, wie licbe
ich Dichl Wie liebe ich Dich, um trotz dicscr grählichen Ent-
dcckung an Deincr Seitc auszuharren I Aber unscr ganzes
Lcben mutz Gebet und Rene sein. wenn wir —"

„Du — Du willst mich jemals geliebt habcn —- Du, die
nnch für ciue» Dicb, eincn Mörder hält?" rief der junge
Asscssor, autzer sich vor Erregung. „Du wagst cs, mir die töt-
lichste Beleidigung ins Gesicht zu schleudern? Du wagst es,
noch von Dciner Liebe zu reden? Ticses Diammitkreuz habe
ich vorhin in dcr Bodcnkammer des Mathias Marburg konfis-
ziert, vor Zengen — vcrstchst Du? — vor Zeugcnl Und jetzt
weitz ich auch, wer Brcuexs Mördcr istl"

„Herbert, ach Herbertl Gott sei Dank, Gott sei Dank!
Nicht Du? Wie soll ich dem Allmächtigen dankcn, für solche
Gnade."

Konstanze wollte ihren Vcrlobtcn leidcnschaftlich umschlin-
gcn, abcr cr wics sic strcng zurück. Sein ganzer, ihn stets
nnbezwinglich fortreitzcndcr Jähzorn war erwacht. „Dic Zeit
der Anssprachc ist gckommenl" sprudelte es ihm unanfhaltsam
über die Lippen. „Dein hätzlicher, bcschimpfendcr Verdacht
nimmt mir das Sicgcl vom Mnnde, sonst härte ich wohl ge-
schwiegcn für immcr und ewig. Jetzt magst Du auch erfahrcn.
 
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