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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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Dienstgg, 17. Jmn 1902.

Iweites Blatt.

44. JahMNg. — 138.

rscheint täglich, Sonntags ausgenommen.

Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in'S Haus gebracht, bei dcr Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post bc-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausfchließlich Zustellgebühr.

^Zeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltigs Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiestge Geschäfts- und Privatanzeigen crmäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bcstimmt
^orgcschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Nnschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fcrnsprech-Anschluß Nr. 82

Kine Lücke im englischeu Kesetz.

Lo 0 don, 12. Juni.

Als im Iahre 1893 vom Parlament ein Gesetz an-
^nommen wnrde, das den Polizeirichtern in England
Recht verlciht, F rane n, die von ihren Ehemän-
s^rn wiederhalt in g r a u s a m e r W eise g e m i ß -
andeIt werden, von diesen zeitweise zu trenne n,
Wrd die Männer zur Unterhaltling der Frauen heranzu-
^hen, füllten sich plötzlich die Polizeigerichte mit sol-
Ren nnglücklichen Subjektcn, die bis dahin schweigend
^se Roheitcn ihres Gatten hatten erdulden müssen und
rse von diesem Gesetz wenigstens eine Erleichternng ihres
jastveren Loses erhosften. Hunderte vo» Faulpelzen und
chrunkenbolden lernten die Wirkungen dieses Gesetzes
^ recht fühlbarer Weise kenncn und wicder andere waren
^orsichUg genug, ihr Benehmen zn ändern, bevor sie
^ch vor den Richter geführt wurden. Das englische
^arlament hatte somit wenigstens einmal eincm „tief
öchühlten Bedürfnis" abgeholfen, aber es hatte doch nnr
balbe Arbeit gethan. Jn keiner Ltadt der Welt giebt
o.-' bekanntlich so viel betrnnkene Franen, als wie in
?-c>ndon. Wer znm erstenmale die englische Metropolc
r^tritt, ist stets darüber erstaunt und erschrocken. Sie
Usrquentieren Zn gewissen Tageszeiten die Restaiirationen
Narker wic die Männer, und die Wirkungen des Alkohols
'Ngen sich bci ihnen in bedeutend abschreckenderer Weise,
Ps bei deni stärkeren Geschlecht, wenn man anch daraus
N'cht bchaupten kann, daß ein betrnnkener Mann zn
Annehmlichkeiten des Lebens gehörte. Man kann
uch aber kaum einen ekelerregenderen Anblick vorstellen,
Ps eine Frau, die in sinnlos betrunkcnem Zustande von
oder mehr Schutzleuten auf die Polizeiwache ge-
Mafft wird, während vielleicht zu Hanse'eine Schar
hvngriger, unordentlich bekleideter Kinder in einem vor
^chnmtz slarrenden Raume anf die Riickknnft der Mutter
psNgeblich warten. Wenn pine Frau sich eininal dem
^Ninke ergiebt, so bedeutet das unfehlbar das Ende
f'hs Familienlebens. sparsamkeit, Ordnung und Rein-
Mkeit sind verbannt nnd wenn der Mann abends von
^r Urbeit kommt, findet er seine Wohnung schmutziger
>o>', nls er sie am Morgen verlassen hat. Miide und
chungrig wie er ist, geht er auf eine Suche-nach seiner
sZ'au, die er dann gewöhnlich auf cincr Polizeistation
ußdet, wenn er sich nicht, was meistens geschicht, einfach
chit den Kindern ins Bett legt und die Frau ihrem Schick-
lal überläßt.

. Tas ist aber noch nicht das schliinmste. Oft genug
-.awint es vor, daß solche Frauen, wenn die Mittel des
'Aannes nicht mehr zur Befriedigung ihrer Gelüste aus-
^lchen, alles, svas in der Wohnung noch irgend welchen
K-ert besitzt, zum Trüdler tragen, und den Erlös ver-
sswken. Ter Mann findet, wenn er ahnungslos uach
wanse kommt, die Wohnung leer, die Kinder hnngrig
wid die Frau wer weiß wo. Nur die auf dem Fußboden
Unherliegenden Pfandscheine deuten an, was in der
mvischenzcit geschehen ist. Er findet kcinen Schutz bei
Richter. Tas Gesetz hat für solchc fast täglich vor-
chUnmende Fälle kcinen Paragraphen in Bereitschast.

bleibt ihm nichts übrig, als die Wohmmg von neuem
Lszurichten, die Arbeit von neuem zu beginnen, oder die
''übel, die vielleicht noch nicht einmal ganz abgezahlt
.vren,' voni Pfandleiher wieder auszulösen, wozu fast
^chnials die Mittel vorhanden sind.

Der Forstmeifter.

Eine Geschichte bom Walchenscc.

Bon F r i e d r i ch D o l ch (f).

(Nachdruck verboten.)

^ 'ÄZie flüssigcs Gedicht mclancholischer Einsamkcit licgt
^ s riesdunkle Walchcnsee zu Fühen der ernsten Bergriesen
bayerischen Hochlandes, ein Liebling der Gebirgsbewohner,
doch wieder gcfürchtet wegen seiner Uncrgründlichkcit und
s»Aw. Seit biclen, vielen Jahrcn will der Sce alljährlich
hW? Opfer, und nie hat man erlcbt, daß er je wiedergegeben
was cr einmal verschlungen.

tz- ckm fröhli<Wi Sonnenglanzc ist freilich von diescn düsteren
^Wvschaften des Wildsees nichts zn merken. Die Flut selbst
ii>,> ßch sonncndurchlcuchtet in sattem Grün, die Spitzen
k>la 8acken der Bergriescn grüßen und winken herüber aus
Fernc, es singt und klingt der Wald, dcr Sce, das
farbenprächtige Bild.

ech l>n einem Hochsommernachmittag schritten zwei Personen,
H'^Jer Mann und ein junges Müdchcn, auf dcm Secsträß-
!tzj '' das sich am Fuße des Herzogcnstandes hinzieht und von
tzjPwensee nach Urfeld führt, dahin. Es war zweifellos ein
^baar, aber eins, das sich vor Kurzem erst gezankt zu ha-
tz»Pchien. Dcr junge Man» wenigstcns, cs war ein hübscher
ßdp.M in Jägerkleidung — hatte dcn grüncn, mit Spielhahn-
svn/ nnd Gemsbart geschmückten Hut tief in die Augen ge-
lichiseine Blicke streiften oft zürnend das hübschc Ge-
leiner Begleiterin.

Üch 'l^immelelcmcnt noch amal," murmclte er ingrimmig vor
Av, als seinc Begleiterin einmal, mit dem Richten ihres
iz >>'avgspuhes beschäftigt, einige Schritte zurückblieb, „cs
Ecick ^ ll'rad' znm ans dcr Hautfahr'nl Schier kcin Geld im
und heui' Tanzmnsik drent' in Kochel im Postwirtshaus I

Vor dom North London Polizeigericht stand vor eini-
gen Wochen ein alter Mann unter der Anklage, seine
Frau gemißhandelt zu haben. Vier Wochen hatte er in
Untersuchungshaft gesessen, während deren sein Weib iin
Hospital zwischen Leben und Tod schwcbte. Endlich war
sie so weit wiederhergestellt, daß sie vor Gericht aussagen
konnte. „Jch weiß nicht, wie es kam," sagte sie, „ich will
nicht, daß er bestraft wird. Wenn er es gethan hat, war
es meine Schuld, ich war sinnlos betrunken." Die Wirtin
der beiden Leute innßte ebenfalls aussagen: „Eincn
besseren Mann und eine schlechtere Frau," erklärte sie,
„kann man sich nicht vorstellen. Einmal über das andere
hat sie alle seine isachen verkauft oder verpfändet. Ein-
mal iiber das andere ist sie im Gefängnis gewesen. so
manche Zkacht hat der Gesangene seine Frau auf der
Straße suchen müssen, und einmal brachte er sie aus
einer zweiräderigen Karre heimgefahren. Er hatte sie
in einer Schmutztonne gefunden. Das letztemal hat sie
zwei Monate im Gefängnis gesessen, und während der
Zeit hat der Gefangene sein Heim wieder schö» aus-
möbliert und als sie nach Hause kam, versprach sie ihm,
nie wieder zu trinken. AIs er am folgenden Sonnabcnd
in seine Wohnung trat, lag sie sinnlos bctrunken auf dem
Fußboden, um sie her ein halbes Tutzend Pfandscheine.
Da geschah das Schreckliche."

Der Arbeitgeber des Angeklagten, der ihn von Fu-
gend auf gckannt, stellte ihm daS beste Zengnis ans.
Die Liebe und Ergebenheit, die der alte Mann sciner
lasterhaften, hernntergekommenen Frau gegenüber be-
wies, sagte er, wäre allen wie ein Wunder vorgekominen.
llnd die beiden Söhne deS Angeklagten traten vor deu
Richter und erzählten, wie der Vater des Abends, wenn
die Mutter im Wirtshaus oder ous der Straße betrnnken
war, Essen gekocht, die Kleider geflickt und die Schul-
arbeite» mit ihnen gemacht habe, und sic baten mit
Thränen in den Augen, daß ihr Vater nicht bestraft
werden möge. sie wollten Bürgschaft für ihn lcisten,
ihn mit sich heimnehinen und für ihn sorgen. Athem-
loses Schweigen herrschte, als der Polizeirichter sich an-
schickte, sein klrteil zu verkündigen, und über manches
wetterharte Gesicht stahl sich eine Thräne. „Gefangener,"
sagte der Magistrat ernst, „das war eine schreckliche That.
Nur Gottes Barmherzigkeit hat Sie davor bewahrt, daß
Sie heute hier iinter der Anklage des Mordes stehen.
Sie hätten diese elende Frau längst verlassen svllen.
Jch kann Jhnen nicht weniger alS sechs Monate Gefäng-
nis geben." klnd die alte Frau ging ins Armenhaus,
die Söhne zuriick zu ihren Familien, und der alte Mann
ins Gefängnis. Nach sechs Monaten wurde er an der
Thüre des Gefängnisses von seinen Söhnen erwartet,
die ihn mit in ihr HauS nahmeii. E§ war ihm nicht be-
schieden, die Früchte seiner unaussprechlichen Geduld zu
ernten. llnd alle vier Wochen wurde eine alte Frau
aus dem Armeiibause wegen Trunkenheit eingesperrt und
erhielt auf demselben Platze, wo einst der weißhaarige
Mann gestanden, ihre übliche kurze Gefängnisstrafe zu-
diktiert.

„Sie hätten diese Frau längst verlassen sollen," sagte
der Richter zu dem unglücklichen Mann auf der Anklage-
bank. Das geschieht auch zu Zeiten. Hunderte von
sMännern tragen ihr schwereS Los, bis es ihnen nner-
träglich wird. Dann verlassen sie ihre Familien und die
Gemeinde ist gezwungen, sür sie zu sorgen. Aber die !

Da soll ich wieder auftischcn lassen nnd d' Musikanten sind
anch dal" Er kratzte sich hinterm Ohr nnd snmmte halblaut
vor sich hin:

„Hcnt' bin ich fnchswild
llnd da wollt' ich doch glei',

Es schneibet von Markeln
Ein' schuhtiefcn Neul*)

Und i wollt' und i wünschet,

I hätt' nix dagcg'n in mein' Zor»,

Wär' i statt cin'm Gehilfen
A Forstmcister wor'nl"

Jnzwischcn hatte das junge Mädchen den Jäger wicder
eingeholt und die lctztcn Wortc des Gesangcs vernommen.
Einen Augenblick betrachtete sie dcn mürrisch Dahinschreitcnden
spöttisch vom Kopfe bis zu den Füßen und brach dann plötzlich
in lautes Lachen aus.

„Ja, Franzl, das glaub' ich, daß dir das tang'n thät',"
rief sic. „Und mir auch, g'wiß nnd wahrhaftig! Ein Forst-
meistcr wär' mir als Schatz schon licber, als fo a armcr Tcufel
bou Jagdg'hilf, dcr jeden Pfcuuig zwauzigmal umdrah'u mutz,
eh' er ihu ausgiebtl"

„Das hab' ich schou lang' g'merkt," erwidcrtc giftig dcr
Jägcr. „So laß mich halt laufcu und schäu' dir um ein'
andcru Schatz, weun ich dir zu armselig uud zu notig biul
Du hast ja schou lang' eiu' audcru auf'm Korn. Ja, mci'
liebe Marci, ich weiß's schou, daß unser Herr Forstmeister
dir iu die Augen sticht, und wcil er a paarmal schön gethan hat
mit dir, weißt' du vor lauter Hochmut schon gar uimmer, was
d' alles cmfaugeu sollstl"

„O du Erzlugner," sagte das Mädchen uumutig, abcr
doch etwas verlcgeu. „Was? Dcr Hcrr Forstmcister, der
Herr von Rüdhcim, thät' schön mit mir? Grüßen thut er
mich, wenn er mir diemal begegnet, aber sonst hab' ich noch
keiue zehn Wort' mit ihm gered't."

^) Neuschnee.

Polizei sucht sie anf nnd sie werden donn ohne Gnade
bestrast. So will es das Gesetz. Wenn eine Frau von
ibrein Manne schlecht behandelt wird, so dars sie ihn ver-
klagen, aber der Mann dars die Frau nicht verklagen.
Lebenslängliche Trnnksucht, sinnlose Verschwendung,
völlige Vernachlüssignng nnd schrecklicher Schmutz nnd
Licderlichkeit geben deni Richter keine lirsache, gegen
eine solche Fran einzuschreiten.

Deutsches Reich.

Baden.

— Redakteur Goldschmidt von dcr „Bad. Schuk-
zeitnng" tritt ans Gesnndheitsrücksichten von öer Redak-
tion deS Blattes znrnck. So meldet die „Nene Bad.
schulzeitnng". _

Ausland.

England.

L o II d o II, 13. Funi. Die zur Beratnng der E i n-
iv a nder n n g S s r a g e eingesetzte königiiche Kommis-
sion hielt am Donnerslag eine weitere Sitzung ab,
bei der anch Aisred Walmer, ein geborcner Täne, ein-
vernonimen wurde. Er trat im Jahre 1865 in den
Dienst der städtischen Polizei, lvnrde dann Tetektiv nnd
war wiederholt anch bei der Nolkszählung beschäftigt.
Das Gebiet seiner verschiedentlichen, mehr als 30jährigen
Thätigkeit war ausschließlich das Ostende Lon-
d o ii s niid er ist daher der „Sachverständigste der sach-
verständigeii", die bisher vorgerufen wurden. Seiiie Aus-
sage ging dahiri, daß während der letzten zehn Jahre
Whitechapel, Stepney nnd Mile End so gut wie ganz
„v e r a u s l ä n d e r t" wurde. Die früher stark über-
wicgende englische Bevölkerung wurde von den einge-
wanderten Fremden, vorwiegend Jüden, sast ganz ver-
drängt. Dadurch sei ein bitteres Gefühl unter den Ein-
geborenen hervorgerusen worden, „das wie ein Vult'an
schlummert", Der ganze Handel und die Gewerbe seien
in die Hände dieser Einwanderer gerate» nnd thatsäch-
lich sei „kein Engländer übrig geblieben". Die jüdischen
Einwanderer kauftcn nur bei ihren Glaiibensgenossen
imd das zwang die englischen Kauflente nnd K'rämer,
ilmen den Platz zn räumen. sollte die Zuwanderung
nicht eingedämmt werden, so seien bald schwere A u s-
s ch r e i t u n g e ii gegen die Freindeii zn befürchten,
denn der Engländer sei wie cin Bulldog, nnd wenn er
einmal einbeißt, dann bedürfe es eines Brecheisens, nm
seine Zähne zu lockern.

London, 16. Funi. Das „Court Circular" teilt
mit, der König diirfte infolge eines Anfalls von
Hüftweh, das von einer Erkältung herrühre, das Zim-
nier nicht verlasscn. „Daily Graphic" mcldet, der König
müsse den ganzen Tag tiegen. Die Blätter schreiben
das llnwohlsein deni schlechten Wetter zu. Der König
habe im Regen auf seinen Wagen gewartet, der ihn zur
Nachtparade bringen sollte, und sich dabei erkältet. Die
lctzten iNachrichten lanten günstiger.

Rnßland.

- - dtach einer Meldnng der „Times" auS P e t e r s-
b n r g hat der neue Minister des Jnnerii, Herr von
Ptehwe, gleich zu Anfang seiner Amtsthätigkeit eine

„Jeht kann ich dir deine Titel wieder z'ruckgeb'n und dich
cinc Erzlugncrin hcißcn," stieß der Jäger zornig hcrvor. Willst
mir viellcicht ans'm Gesicht herauslangnen, was ich selbst mit
eigenc Augen gcseh'n hab'? Macht der Herr Forstmcister,
der gnädige Herr von Rüdheim, net alleweil ein' klein' Um-
Iveg, wcnn er auf den Herzogstand hinaufgcht, nur g'rad',
damit cr bei dcm Häusl deiuer Mutter vorbeikommt und a
paar Augcublick' mit dir plauschen kann? Und bringt cr dir
nct sogar alleweil a paar Bleamerln mit, Nagcrln (Nelken),
oder was er sunst g'rad' bei der Hand hat?"

„Jc, da schan her," untcrbrach jetzt das Mädchen ärgcrlich
dcn Redeflnß des Jägers. „Wie genau der Herr Jagdg'hilf,
dcr Herr Franz Hornegger, das alles weiß! Der verstcht stch
ja ganz ausgezeichnet aufs Ausspionieren, und mich wundert's
nnr g'rad', daß er noch net 'raus'bracht hat, wie oft ich alle
Tag' an den Herrn Forstmeistcr denk'."

„Spott' nnr zn, aber pasf' auf, dah d' mich net wild
machstl Jch sag' dir's jeht im vollen Ernst, daß ich die
Tandlerei mit'm Herrn Forstmeister net längcr mehr leid'.
Du bist mcin Schatz, nnd wenn d' nct thun willst, was ich
hab'n will —"

„No, ivas is's nachher?" rief das Mädchen belcidigt.
„Willst mir nachhcr vielleicht gar die Lieb' aufsag'n? Das
kannst thun von mir aus, aber das sag' ich dir gleich — deine
Gcschlafin (Sklavin) bin ich noch lang net, u»d vorschreiben
lass' ich mir von Dir nct, mit wem ich red'n oder net red'n
soll."

„Das woll'n wir sch'n," stieß der Jäger, der sich inzwischcn
einige Male nmgeblickt, hciser hervor. „Schau amal um —
siehst dns Blitzen nnd Lenchten da hinten anf der Straß'n?
Hintcr nns d'rcin kommt der Herr Forstmcister I Der wird
wohl anch hinübcr woll'n nach Kochel. Wir abcr branchen
feinc Gesellschaft nct.nnd d'rnm woll'n ivir ein bisl g'schwinder
geh'n, damit er nns net einholt."

Er faßte das Mädchen bei der Hand und machte den Ver-
 
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