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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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keitsgründen einen Beitrag zu gewährein Die Erzbischöflichen
Fonds seicn bercits derarr angegrifscin datz ohne staarliches
Eingreifen eine vollige Aufzehrung zu erwarten steht. Der
Nachweis wurde erbracht, dah die kirchlichen Mittel nicht aus-
reichen zur Bekämpfung dcr Notlage. Es könne nicht geleugnet
werden, datz die Zahl der Alumnen zugenommcn, die Lebens-
bedürfnisse sich gesteigert haben und die baulichen Zustände un-
haltbar gewordcn sind. Es sprechen daher wirkliche Billigkeits-
gründe dafür, daß öer Itotlage abgeholfen wird. Auch in an-
deren Staaten werden für solche Zweck staatliche Beiträge ge-
leistet. Jn WLttemberg z. B. werden für das Priesterseminar
und die Konbikte erhebliche Summen ins Budget eingestellt.
Der badischc Staat leiste also nichts außerordentliches, wenn
er in ähnlichcr Weise einen Beitrag giebt. Was das Verhält-
nis von Baden und Hohenzollern betrifft, so wurden bis jetzt
von Preutzen nur jährlich 274 M. (Ohol Heiterkeit.) für die
Bedürfnisse des Erzbischöflichen Stuhls bezählt. Die Regie-
rnng habc Berhandlungen eingeleitet, um eine Besscrung dieses
Verhältnisses herbeizuführen.

Abg. Dreesbach (Soz.) erklärt namens der Sozial-
demokratie, daß sie gegen diese Position stimmen werde. Jn
einer Zeit, wo man sich über eine Zulage von 60 M. an die
Volksschullehrer herumstreite und sämtliche Petitionen der Ei-
senbahnbediensteten um Besserstellung unter den Tisch fallen
lasse, weil keine Mittel vorhanden sind, sollte man nicht mit
solchen Anforderungen kommen.

Abg. Heimburger (Dem.) erklärt sich aus den glei-
chen Gründen ebenfalls gegen die Anforderungen.

Abg. Obkircher (Natlib.) bedauert gleichfalls, datz
dringende Forderungen zurückgestellt wurden; allein, wenn die
Regierung eine wohlbegründete Anforderung stellt, sollte man
sie nicht deswegen ablehnen, weil andere Forderungen nicht be-
sriedigt wurden. Vielmehr müsse man das nehmen, was man
bekommt, ivenn man auch bedauere, dasz die andern Wünsche
nicht erfüllt werden.

Die Anforderungen für das Seminar und Konvikt, für
die Fonds und das Kanzleigebäude werdeu sodann mit allen
gegen 8 Stimmen (Soz., Dem. und Freis.), die übrigen mit
allen gegen 4 Stimmen (Soz.) a n g e n o m m e n.

Abg. Obkircher (Natlib.) berichtet weiter über den
Nachtrag zum Budget der Unterrichtsverwaltung.
Die Petition des Gemeinderats Donaueschingen, betreffend
die Erweiterung des Progymnasiums Donaueschingen in ein
Vollgymnasium, welche Kirsner (Natlib.), Köhler (Zentr.),
Heimburger (Dem.) und Wacker (Zentr.) befürworten, wird
der Regierung empfehlend überwiesen. Oberschulratsdirektor
Arnsperger sagt wohlwollende Prüfung der Petition zu.

Abg. Kriechle (Natlib.) befürwortet die Errichtung
einer Jrrenanstalt in Stühlingen.

Abg. Klein (Natlib.) ist der Ansicht, dah dic Regierung
Nicht auf dem richtigen Wege sich befindet, wenn sie alle derar-
tigen Anstalten in die großen Städte oder in deren Nähe ver-
legt. Jn gleichem Siune spricht sich Abg. Köhler (Zentr.)
aus.

Abg. Wacker (Zentr.) beiont, datz nur die Frage aus-
schlaggebend sein darf, wo die Anstalt ihren Zweck am besten
erfüllt.

Abg. Wilckens (Natlib.) bedauert, seinen Fräktions-
genossen Kriechle und Klein widersprechen zu müssen. Er habe
schon früher betont, daß Lehrerseminare in die Hochschulstädte
gehören. (Bravol) Er vertrete hier nicht die Jnteressen
der Stadt Heidelberg, sondern die des Lehrerstandes.

Die Anforderung für die Errichtung einer Lehrerbildungs-
anstalt wird mit allen gegen 2 Stimmen angenommen.

llm U2 llhr wird die Sitzung abUbrochen. Fortsetzung
morgen. _

L. 0. Karlsrnhe, 19. Juni. Die Kommissionen
beider Häuser des Landtags arbeiten gegenwärtig mit
Volldampf, um bor Ablauf des Monats Juni mit dem
noch vorhandenen Beratungsstoff aufzuränmen. Man hofft
in Abgeordnetenkreisen wie daS letzte Mal in der ersten
Juliwoche mit dem Pensnm fertig zu werden, so daß
der Land tagsschlnß am 5. Jnli erfolgen könnte.
Um dies zu ermöglichen, sollcn die Parteien übereingekommen
sein, die Debatten thunlichst abznkürzen. Bei den demnächst
zur Verhandlung kommenden Jnitiativanträgen betr. die
Znlassung der Männerorden und die Einführung des direkten
Wahlrechts wollen sich die Parteiführer, wie verlautet, anf
programmatische Erklärungen beschrünken.

Bayern.

Ludwigshafen, 19. Juni. Der Bürgermelster von
Ludwigshafen giebt die bedenkliche Stells in der Rede des
Prinzen Ludwig in anderer Fassung wieder. Danach hätte
der Prinz etwa gesagt:

Nachdem am Anfang des vorigen Jahrhnnderts, veranlaßt
durch den Wandel der Geschichte, eine Aenderung in dem Besitz-
stand beider Gebietsteile eingetreten ist, hat Wetland König Lud-
wig in richtiger Voraussicht der günstigen Lage den Grundstein
gelegt zu dieser heute so sehr entwickelten und aufgeblühten Stadt.

Die Sache sieht indessen sehr nach einer nachträglichen
Einrenkung aus und wird auch von den andern Blättern
so aufgefaßt.

Heffen.

Darmstadt, 19. Iuni. Am Schluß der heu-
tigen Sitzung kam es bei der ersten Lesung der>W a h l-
rechtsvorlage zur namentlichen Abstimmung über
Artikel 3, die Vermehrung der städtischen Abgeordneten
betrefsend. Die Regierungsvorlage wurde mit 22 gegen
19 Stimmen abgelehnt. Abgelehnt wurde ser-
ner dcr Ltompromißantrag Wolff mit 27 gegen 13 Stim-
men, sowie der Antrag Köhler-Langsdorf, der dahin geht.

Schubert, Schumann, Brahms, Jensen und Koschat! Unser
vaterländischer Komponist ift demnach der einzig lebende unter
den Lieblingskomponisten des deutschen Kaisers, die in solcher
Weise ausgezeichnet ivurden."

Aer Wrozeß gegen die LeiLer der Leipziger
Wank.

Leipzig, 19. Juni. Die Vernehmung des zweiten Haupt-
angeklagten Dr. Gentzsch am heutigen vierten Verhandlnngs-
tag ergiebt zunächst nichts Neues. Gentzsch verteidigt sich ener-
üffch gegen die Vorwürfe, die in der Darstellung Exners für
ihn lagen. Er habe das Vertrauen zur Bauk gehabt, daß
nicht gegen die Fundamente kaufmännischer Buchführung ver-
ftoßen werden könne. Er sei juristischer Direktor gewesen,
Sachverständiger in rechtlichen Fragen, nicht kaufmännischer
Sachberständiger. Dann kritisiert Kommerzienrat Sieskind die
Geschäftsführung im Sekretäriat der Leipziger Bank. Dort
hätten bei großen Unternehmungen lediglich die vorbereiten-
den Schritte unternommen werden dürfen. Die Buchung hättc
aber im großen Kontor erfolgen müssen; dann hätten sehr viele
Mitzstcmde nicht statfinden können, wie z. B. die Verpfändung
der Konsortialeffekten ohne Vorwissen des Besitzers.

die bisherige Bestimmung beizubehalten, also die städti-
schen Abgeorduetensitze uicht zu vermehren, mit 23 gegen
16 Stimmen.

Württembcrg.

Stuttgart, 19. Iuni. Jn der Kammer e»
klärt Minister Freiherr v. Soden im Auftrage der
StaatSregierung, daß, was die Selbständigkett
der w ü r t t e m b e r g i s ch e n Eisenbahnve r-
waltnng bstrefse, die königliche Staatsregierung
den von der Kammer szt. niedergelegten Standpunkt
durchweg teile; ebenso sei die Regierung bereit, auf die
Durchführung des Art. 42 der Reichsperfassung hinzu-
wirken; dagegen sei die Regierung nicht in der Lage, auf
das weiter gestellte Gesuch, darauf hinzuwirken, daß
dem entsprechend ansznbauenden Reichseisenbahnamt ein
erhohter Einflnß anf die einzelnen Verwaltungen be-
hufs Beseitignng dgr schwebenden Bkißstände einge-
räumt werde, eine weitere Folge zu geben, da hierzu
eine Aendernng der Reichsversassnng notwendig wäre.

Aus der Karlsruher Zeitung

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem General der Jnfanterie, Freiherrn von Bilfinger,
Generaladjutanten des Königs von Württembcrg, das Groß-
kreuz mit Eichenlaub, dem Jntendanten des Kgl. Hoftheaters
in Stuttgart, Gans Edlen Herrn zuPutlitz, das Komman-
deurkreuz erster Klasse und dem Oberstleutnant vonBieber,
Flügeladjutcmten des Königs von Württemberg das Komman-
deurkreuz zweiter Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen
verliehen.

—- Die provisorischen Bezirkstierärzte Emil Görger in
Boxberg, Dr. August Görig in Buchen und Albert H i e r-
holzer in Engen wurden etatmätzig angestellt.

Karlsruhe, 19. Juni. Der Großherzog und di
Großherzogin trafen gestern Nachmittag halb 6 Uhr
in Baden-Baden ein und wurden am Bahnhof von dem
Amtsvorstand Geheimen Regierungsrat Haape, dem Ober-
bürgermeister Gönner und dem Bürgermeister Fieser begrüßt.
Auch die Prinzessin AmÄie zu Fürstenberg war anwesend.
Am Fürstlichen Wartsaat waren versammelt: Die Staats-
beamten, mehrere vormalige badische Offiziere, der gesamte
Stadtrat und Stadtverordneten-Vorstand. Der Ober-
bürgermeister hielt eine Begrüßungsansprache, auf die Seine
Königliche Hoheit der Großherzog antwortete. Hierauf
wurden sämtliche Anwesendcn den Höchsten Herrschaften
vorgestellt und später erfolgte auch die Vorstellung des
Bürgermeisters und der Gemeinderäte von Lichtenthal.
Danach traten Jhre Königlichen Hoheiten auf den großen
Platz vor dem Bahnhof heraus und nahmen die Vorstellung
der Stadtverordneten und städtischen Bediensteten entgegen.
Jhre Königlichen Hoheiten bestiegen sodann den Wagen und
folgten dem vorausfahrenden Oberbürgermcister zunächst
entlang der aufgestellten Feuerwehr, der verschiedenen Vereine
und der Schüler aller Unterrichtsanstalten. Zu beiden Seiten
der Straßen war die Einwohnerschaft in dichten Reihen
aufgestellt, dazwischen mehrere Militärmustkkorps. So
erreichten die Großherzoglichen Herrschaften den Schloßberg,
gefolgt von der gesamten Schuljugend, die dieselben mit
lautem Jubel bis in den Schloßhof begleiteten. Hier ver-
abschiedeten Jhre Königlichen Hoheiten den Amtsvorstand
und Oberbürgermeister mit warmen Dankesäußerungen für
den bereiteten Empfang. Jhre Königlichen Hoheiten fanden
die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen erfreulicher
Weise in besserem Befinden.

Znr HLegntierung des chverrheins.

Die B u d g e t k o m m i s s i o n der Zweiten Kammer
stellt nach dem vom Abg. Hergt erstatteten Bericht folgcnden
Antrag:

Auf Grund der im Bericht dargelegten Erwägungen und
dcr sonstigen mündlichen Erörterungen gelangte die Budget-
kommission zu folgendem, mit groszer Mehrheit angcnommenen
Antrag: „Das hohe Haus wolle die angeforderte 1. Rate von
900 000 M. fnr die Rheinregulierung zwischen Sondernheim
und Straßburg unter folgenden drei Voraussetzungen geneh-
m i g e n:

1. datz durch nachträgliche Abänderung des Artikels I der
Uebereinkunft zwischen Baden, Bayern und Elsaß-Lothringen
vom 28. Novcmber 1901 die Kostenbeteiligung
Badens auf 30 Prozent herabgemindert wird;

2. dah zwischen der badischen Eisenbahnverwaltung und
der Verwaltung der Reichseisenbahnen eine Vereinbarung zu
Staude kommt, durch welche die Tarife der beidersei-
tigeu oberrheinischen Häfen von Mannheim
bis S t r a ß b u r g - K e h l in ein angemessenes Verhältnis
gebracht werden, sodaß denselben im Verkehr mit der Schweiz
der Wettbewerb unter sich ermöglicht ist;

3. daß eine Abänderung der fiir das Reichsland nach 8 6
des Reichsgesetzes vom 25. Juni 1873 „bis auf weiteres"
aufrecht erhalteuen O k t r o i b e st i m m u n g e n in dem
Siune erfolgt oder doch in sichere Aussicht gestellt wird, daß das
Oktroi in den Städten des Reichslandes, namentlich in Straß-
burg, nicht mehr als' ein zu Gunsten der dort ansässigen Unter-
nehmungen gewährter Schutzzoll gegen die Einfuhr von (be-
arbeiteten) Erzeugnissen aus Baden wirken kann."

Aus Stadt und Land.

H ei delb e rg, 20. Jmü.

71 Schöffengerichtssitzung vom 19. Jmii. Vorsitzender Herr
Amtsgerichtsdirektor Dr. Ribstein. 1) Friedrich Jakob Ehesrau,
Klara geb. Steibing von Heidelberg, erhielt wegen Vergehen gegen
die Gewerbeordnnng 20 Mk. Geldstrafe oder 6 Tage Haft; 2)
Josef Wolf, Manrer von Wieblingcn, erhielt wegen Körperver-
letznng nnd Sachbeschädigung 2 Monate und 1 Woche Gefängnis
und Peter Wolf, Manrer von da, wegen Sachbeschädignng drei
Wochen Gefängnis; 3) wegen Körperverletzung erhielt Georg
Fenrer von Nnßloch 20 Mk. Geldstrafe oder 4 Tage Gefängnis,
Christoph Karl Feurer von da 10 Mk. Geldstrafe over 2 Tage
Haft, Johann Albert und Heinrich Feurer von da je 5 Mk. Geld-
strafe oder 1 Tag Haft: 4) wegen Diebstahl erhielt Karl August
Schwarz von Hcidelberg 7 Tage Haft und Gnstav Deppig von
da 8 Tage Haft; 5) Alexander Knödel von Heidelberg erhielt
wegen Beleidigung 3 Wochen und 3 Tage Gefängnis; 6) Josef
Oehl von Kirchheim wegen Körperverletzung 2 Monate und 3
Tage Gefängnls; 7) Jakob Dechend von Ziegelhausen wegen
Körperverletznng 2 Wochen Gefängnis; 8) Jakobine Haas von
Heidelberg wegen Diebstahls 3 Tage Gefängnis.

— Polizeiüericht. Ein Schmied und eine Kellnerin wur-
den wegen unehelichen Zusammenlebens und zwei Arbeiter
wegen Bettelns verhaftet. Wegen Unfugs kamen zwei
Personen zur Anzeige.

Mannheim, 19. Juni. (Der 2. Verbandstag der
Süddentschen Maler-, Tüncher- und Lackierer-

meister), Verbandssitz München, findet vom 22.—24.
Juni jeweils vormittags 10 Uhr im „Ballhaus" statt.
Da die Verhandlungen für jeden Kollegen von großem Jn-
teresse sind, so ist eine zahlreiche Beteiligung sehr zu wünschen.

Kleine Zeitung.

— Bcrlin, 19. Juni. Jnfolge neuer schwerer Au-
tomobilunfälle sollen, wie verlantet, strenge polizeiliche
Vorschriften über das Antomobilfahren bevorstehen.

— Glogau, 19. Juni. Die Strafkammer ver-
urteilte den Grafen Pückler-Klein-Tschirne (wegen seiner
antisemitischen Prügelredcn als „Dreschgraf" bckannt) wegen
Sachbeschädigung durch Unbrauchbarmachung einec Feldbahn
zu sechs Wochen und seinen Jnspektor Kirschner zu vier
Wochen Gefängnis.

— Jnnsbruck, 19. Jimi. Heute Dormittag gegen
halb 11 Uhr fand hier und in der Umgebung ein starkes,
etwa füns Setunden andauerndes Erdbeben statt.

— Bclgrad, 18. Juni. Ein kürzlich entlassenev
Stallknecht feuerte gestern gegen den Hofstallmei-
ster Diamulow, der seine Entlassimg verfügt hatte, einen
Revolverschuß ab, verwundete ihn leicht und tötete sich
dann selbst.

— Weiblicher Statiouschef. Wie die „Köln. Ztg."
mitteilt, wirkt in der Station Vilpian der Bozen-Meraner
Bahn seit dem 15. Jnni einFräulein als erster weib-
licher Stationschef in Oesterreich.

— 25. Deutschcr Flcischerverbandstag. Der deutsche
Fleischerverband gehört anerkanntermaßen zn den größ-
ten und bestgeleitetsten Jnnnngsverbänden Teutschlands.
Derselbe nmfäßt: 1013 Jnnungen mit 34 536 Mitglie-
dern, 50 gemischte Jnnungen mit 459 Mitgliedern, 154
Orte mit alleinstehenden Fleischermeistern mit 223 Mil-
gliedern, zusammen 35 238 Mitglieder. Jn den Tagen
am 16. nnd 17. Juli dieses Jahres wird nun der Ver-
band den 28. Verbandstag während seines 27jährigen
Bestehens in Stuttgart abhalten. Mit diesem Ve»
bandstage ist eine große deutsche Fach-Ausstellung sür
Fleischerei, Kochkunst und verwandte GewerbS, unter
dem Protektorate Sr. Majestät des KönigS von Würt-
temberg stehend, verbunden.

Kandet und WerkeHr.

Franlfurl, 19. Juni. Effektensozietät. Abends 6V« Ubr.
Creditaktien 215 b., Diskonto-Kommandit 186.30 b., Deutsche
Bank 209.90 b.. Berlinsr Handelsgesellschaft 157 69 b., Staats-
bahn 151.20 b., Lombardcn 19.20—30 b. G., Anatol. Etsenbahn
90.80 b. G., Nordd. Lloyd 108.30 b., 4proz. Jtaliener 102.40
b. G. cpt.< 3proz. Mexikaner 25.60 b., 4'/zproz. Portugiesen
46.50 B. 40 G., 3proz. Portugiesen 30 B. 29.90 G., Gelsen-
kirchen 174.20 B. 10 G.. Harpener 177.75 b. G.. Hibernia 175.30
B. 20 G., Wittener Stahlröhren 53 b. G.

6V.-6V- Uhr: Kreditaktten 215.10.

An der Abendbörse waren Lombarden sehr fest und wurden
Anatot. Etsenbahnaktien zu höheren Kuisen umgesetzt. Von Fond?
notierten Portugielen etwas höher.

Wasserstandsnachrichten

Necka r.

Heidelberg, 20., 1,61, gest. 0,15m
Heilbronn, 19., 0,70, gef. 0.04m

Rhein.

Lauterburg, 19,4,90, gef. 0,05w
Maxau, 19., 5,00, gef. 0.04W

Aas Kaiserpaar in den Wyeinlanden.

Bonn, 19. Juni. Der Trinkspruch, wel-
chen bei dem gestrigen Festkvmmers des Korps
„B ornssi a" der Kaise r aus die KaiseriN
ausbrachte, hatte folgenden Wortlaut: „Von unseren
Nrahnen und Vorfahren wissen die Chronisten zu meü
den, daß, wenn sie im Waffengang zusammenkamen, iu
Turnieren die Lanzen miteinander brachen, es sich voN
selbst verstand, daß ein hoher Kreis Damen um sie ve»
sammelt war und auf sie herabblickte. Mit Stolz ench
pfing der Sieger den Kranz aus schöner Hand, ebenso
ward, wenn sie zu der Harfe und Leyer griffen, wenn
sie im Streit um die Wette sangen, auf der Wartburg derN
Sieger der Preis zu teil. Noch nie ist, solange die Go-
schichte der deutschen Universitäten geschrieben wird, einet
Ilniversität eine solche Ehre zu teil geworden, wie arN
heutigen Tage. Jm Kreise des schönen Bonn, umgeveN
von sürstlichen Damen, ist die Kaiserin erschienen, die
erste Landesfürstin, um dem Kommers der StudenteN
beizuwohnen. Diess beispiellose Ehre wird der Sta»
Bonn zu teil und in dieser Stadt Bonn dem KorP^
der Borussen. Jch hoffe und erwarte, daß alle jungeN
Borussen, auf denen heute das Auge Jhrer Majestin
geruht hat, die Weihe für ihr ganzes Leben empsangeN
haben. Wir aber, ob General oder Staatsmann,
Leutnant oder Landjunker, schließen uns heute zusamM^
in Dankbarkeit zur Huldigung vor unserer Kaiserin uM
reiben einen urkräftigen Salamander. Jhre Majestm
die Kaiserin Hurrah! Hurrah! Hurrah!

Bonn, 19. Juni. Der Katser hörte heute Vormittas
den Vortrag des Chefs des Militärkabinets GeneralleU^
nonts Grafen von Hülsen--Haeseler und empfing dann dc^
Botschaftsrat Frhrn. v. Romberg, ersten Sekretär bei
deutschen Botschaft in Wien. Um 12 Uhr reisten der Kais^
und die Kaiserin nach Aachen ab.

Aachen, 19. Juni. Der Kaiser und die KaiseriS
trafen um 2V^ Uhr hier ein. Reichskanzler Graf Bülo^
ist von Berlin aus heute morgen hier e in getroffo'!'
Die Stadt ist prächtig geschmückt. Die Emwohnersch"i
ist begeistert.

Aachen, 19. Juni. Beim Besuch des Münsters wurd°
das Kaiserpaar vom Stistskapitel empfangen. Präm
Bellesheim hielt eine Ansprache an den Kaiser. Der Kam,
erwiderte. Hiernach besichtigte das Kaiserpaar dle ReparatUl
arbeiten am Münster. Jm Rathause empfing das Kaist^
paar Oberbürgermeister Veltmann. Jm alten KrönmE,
saale nahm es vor zwei altertümlichen Thronsesseln slw
stellung. Sodann hielt der Oberbürgermeister VeltmaU
eine Ansprache. Der Kaiser antwortete in längerer blc°
und schloß mit einem Hurrah auf die Stadt AaÄ^'
Das Kaiserpaar trug sich alsdann in daL goldene dU
ein. Der Kaiser und der Kronprinz bestlegen alsdau
die Pferde wieder, die Kaiserin den Wagen, und begad
sich durch die Pontstraße nach dem Pontthor, von wo "
4V, Uhr die Abreise nach Essen erfolgte.
 
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