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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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Frcil-g 20. Juni 1002. Aweites Blatt. 4-l. J-Hrgang. — Ilr. 141.

Erscheint täglich, Sonntags ausgenornmen. — Preis wit Familienblättern rnonatlich 5V Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zwcigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustcllgebühr.

Lnzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raiiw. Reklamezetle 40 Pfg. Für hiesige Gcschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahmc von Anzeigen an btstimwt
dorgeschriebcncn Tagen wird keinc Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Mnsere Stammesgenossen.

Bei dem Festakt im Gcrmanischen Museum, der der
Haupt-Iubelfeier vorauoging und die Begrüßungsan-
iprachen der vcrschiedcnen wissenschaftlichen Vertreter
brachte, haben dic Dclegierten der Schweiz und O e°
st e r r e ich s ihrer geistigen Heimat mit Worten gedacht,
die tiefen Widerhall in ganz Dentschland findeu werden.
To entbot der Ret'tor der liniversitnt Bern, Prof. Dr.
B ette r, dcn Gruß der Schweiz au die dcutsche Kuust-
Üätte mit folgender ergrcifenden Ansprache:

„Wir wollen hicr aussprcchen, wie wir uus heute uu-
srrer Z u g e h ö r i g k c i t zur d c u t s ch e u Nation
s r e u e n. Jm Schwcizervolk gicbt es viele, dic vergesscn
haben, daß unsere Vergangcnheit dic gleiche ist wie die dcs
altcn großcn Deutschcn Rciches, daß Karl der Große uud dic
Nibelungen auch uus gchören, daß die Vorbilder unscrer ehr-
wichdigsten und großartigsten Baudenkmäler iu Ulm iind Hirsau
stehcn, daß wir geistig Deuts ch e sind und Deuts ch e
bleiben w o l l e n. sBcifall.) llnsere kleinen Eigcn-
heiten und Eigcntümlichkciten gehören der deutschcn Kuust
wid Kulturgcschichte an; das schweizerische Alpcnhaus, das
Tchwcizer Schloß, gehört in dcn großen Kreis deutschcr Kultur
lo gm wic das fränkischc Bauernhaus, wie die Burg von
Niirnücrg. Dieser Zugehörigkeit zu Dcutschland wolleu wir
Uus frcucn. Dic Schweiz ist in geistigcr Bezichung ciue
beutschc P r o v i n z — allcrdings mit bedeutendcn R e-
l e r v a t r c ch t e n. (Große Heiterkeit.) Sind wir auch
bolitisch abgetrennt von den dcutschen Stämmcn, von der dcm-
lchen kulturellen Entwicklung trcnut uns nichts. Wenn
lÄotrfried Kcller fagte, daß man „Schweizer seiu darf »ud
Deutscher scin muß," so sagen wir: A ls Schwcizer sind
» u d blciben wir Deutschcl (Bcifall.) Dic wer-
bciide Kraft der deutschen Kultur, der deutschen Altertums-
üinde, lebt hier in Nürnber g. Heil Nürnberg, du alte
^radt der Reichskleiuodien, dic du das schönste Reichsklcinod
^iitzcst'I Heil Germanisches Museum, nicht nur für nns
'^chwcizer allezeit Mchrer des Rcichesl" (Auhaltcnder freu-
diger Beifall.)

R'icht mindo: bozeichnend wnr, mns der Ret'tor der
^oiener Univerfitnt, Prof. v. s ch w i n d, fngte:

„Wir Deutschcn Oestcrrcichs — so ungefähr lauteten dic
Worrc dcs Rcdners — erkennen gcrade inmitten dcr
? a j j o n a l e n Kä m p f e, drc rnrtz drängen, die Errungen-
Uchaften germanischer Kultur, dercn wir uns erfrcuen, doppclt
Ociiau. Wir crblicken in dicser herrlichcn Anstalt cinc Stätte
Neistjger G e m e i n s ch a f t dcr germanischcn Völkcr auf
ocnr Gcbiete der Wissenschaften. Es ift cin Bcdürfnis des
Ke'rzens für die Mitglicdcr der östcrreichischcn wisscnschaftlichen
Mstitute, dres hier in idealer Begeisterung f ür d c u t-
^ches Wescn auszusprechen. klnd ich, dem nach Abstam-
f'Kiirg uud Bcruf die Liebe zu deutschcr Kuust uud Gcschichtc
oesonders nahe liegt, ich bringe dcm Germanischen Muscum
'tzü all' der Wärmc und Freundschaft dcs östcrrcichischen
üharaktcrs die hcrzlichcn Grüße dcr Lstcrreichischcn Gclehr-

ünwelt."

. Daß bie Worte beider Redner einen förmlichen Inbel-
fUirm bei den Versammelten crregten, brancht taum ge-
^gt zn wcrden.

Wacker und Kichöorn

. Dem „Schwäb. Merkur" fchrcibt man: DaS herauS-
M'dernde Benchmen dcS sozialdemokratischen Abgeordne-

Eichhorn in der Zweiten Kammer giebt oft zn ge-
Dchter AnSstellung Anlaß nnd namentlich die Zen-
^.!' u nr spress e t'ann sich nicht genng thnn mis Zu-
üfchveisnng Eichhornscher Anssprüche nnd mit Verur-
^Zung seiner gegen andere Mitglicder verübten Beleidi-

gnngen. Wenn dabei die Unterstellung gemacht wird,
daß Aehnliches im KarlSruher Halbmondsaal noch nie
vorget'ommen sei, so dürfte dies doch nicht ganz zutref-
fen. Es ist nicht Sache der liberalen Presse, den Ab-
geordneten Eichhorn zu entschuldigen, aber daß in jeder
Fraktion neben älteren und reiferen Politikern auch
junge Heißsporne sitzen, die ihre Parteigrimdsätze manch-
mal in fchroffer Weise nnd am nnrechten Orte heraus-
kehren, das liegt doch in der Natnr des Parlamentaris-
mus, ebenso, daß in Minderheitsparteien solche Perfön-
lichkeitcn sich besonders hcrvorthnn. Wer anf einen
längeren Zeitranm zurückblickt, wird sich erinnern, daß
das badische Zentrnm, als es nnr eine kleine Fraktion
in der Zweiten Kanimer bildete, ebenfalls feine ertre-
men Heißsparne hatte. Da war insbesondere ein Ka-
plan, der vor zwanzig nnd mehr Jahren fast ebenso
fchrofs nnd herausfordernd anftrat, wie jetzt Eichhorn,
nnd der sich von dem gesetzteren ALgeordneten Lender,
seinem eigenen Fraktronsführer, nicht in Schranken hal-
ten ließ, sondern gegen denselben anfmuckte nnd ihn
schließlich sogar verdrängte. Zahllos sind die drama-
tischen Auftritte, die diefer Kaplan in der Zweiten Kam-
mer hervorrief. Er fuhr bald gegen die Regierungsbank
bald gegen die Führer der liberalen Mehrheit init den
heftigften Angriffen vor nnd zog sich entfprechende Er-
widernngen zn. Des öftercn brachtc er daS ganze Haus
gegen sich in Anfrnhr. Seine Niederlagen waren bis-
weilen glänzend, so daß selbst Eichhorn ihn darnm benei-
den hätte t'önnen, wenn er damals schon aus der Schnle
gewesen wäre. Jahre nnd Jahrzehnte sind bergangen,
Pie Zeiten und die Menschen haben sich geändert. AnS
dein intraüsigenten Zentrumsmann von damals ist ein
Politiker geworden, der immer noch ein strammer Zen-
ti-iimsmann ist, b.isweilen anch noch im heiiigen Kampf-
zorn anfflammt, der aber doch vieles gelernt hat nnd
nicht mehr so einseitig ist, .wie friiher, sondern sich be-
müht, auch am Gegner einen redlichen Willen anzu-
erkennen, nnd der überhanpt mit sich reden läßt. Nur
eines t'ann er gar nicht leiden, nämlich, wenn ein junger
heißsporniger Gegner so in die Debatten hineinfährt,
wie er selbst einmal z» thnn gewohnt war! Das versetzt
ihn in lielle Entriistnng, und da kennt er kein Erbar-
men. Wer vennöchte in seiner Seele zn lesen! Es ist,
wie we»n gleichartige Pole sich mit der größten Kraft
nbstoßen, doch ist die Aehnlichkcit der „Pote" dnrch die
Verschiedenheit des Lebensalters, de§ Wissens, der Er-
fahrnng nnd der Urteitsreife gemildert. Den Namen
des Kaptans von damals branchen wir nicht zu nenncn:
er ist seitdcm zn höheren kirchlichen Würden emporge-
stiegen, hat aber im Wechsel der Zeiten nnd Umstände
sein Landtagsmandat fest behanptet. Ob Eichhorn wohl
einstmats so hochgebietender Fraktionsführer gverden
wird, der mißbilligend ans die Jngendthorheiten der
späteren Nentinge herabsieht nnd dieselben scharf zen-
siert? Wer weiß es? Tas hängt davon ab, was für Na-
tnrantagen vorhanden sind. Manchcr reift der Weisheit
entgegen, während andere ihr Leben lang sich mit einem
gnt geölten „Sprcchanismns" begnügen niüssen, da sie
a» lirteilskraft t'teine Kinder bteiben. Hoffen wir für
alle Beteiligten daS Beste!

Deutsches Reich.

Badc».

Karlsruhe, 18. Iuni. Tie „Landeszcitnng"
schreibt: Durch die Zeitungen gehen verschiedene Met-
dimgen über beporstehende P e r s o n a l v e r ä n d e -
r u n gen im höhere n I u st i z d i e n st. Richtig ist
nnr, daß dic im Bndget angeforderte und bewilligte
Stclle eines Senatspräsidenten beim Oberlandesgericht
zu besetzen ist, was selbstversländlich Verschiebungen zur
Folge hat. Dje Namen aber, die in diesem Zusammen-
hang genannt werden, schcinen alle salsch zu sein.

— Zn der am Mittwoch in der Zweiten Kammer
aufgeworfenen Frage der Erbaunng einer B a h n R a -
statt-Keht schreibt man dem „Schw. Merk.": Die
Kommission beantragteUeberweisnng znrKenntnisnahme.
äber die Bahn fand so warnie nnd beredte Fürsprache
im Haus, daß cs sogar zn einem Antrag ans empfehlende
Ueberweisnng kam. Die Regiernng verhielt sich ab-
lehnend. Wie nenlich der Staatsminister, so bestritt heute
Geh. Ral Zittel die Bedentuug dieser Linie. Die M-
t'ürznng des Weges nach Stratzbnrg falle nicht ins Ge-
wicht, nnd sür die Verbindimg mit dem Oberland ser
eine Abkürzung überhmipt nicht vorhanden. Sein
Hauptsatz war aber, daß dieLinie keincEntlastnng sür den
Güterverkehr der Hanptbahn bringen werde. Von den
2 Millionen Tonnen, die sährlich auf der Bahn von Ra-
stcstt aufwärts befördert iverde», zweigen in Appenweier
nur 2—800 000 Tonnen ab, nnd daS wäre für die
Ernährung der nenen Bahn nicht genügend. Für dcn
Lokalverkehr deS Hananerlandes sei durch den Straßen-
bahn genügend gesorgt, nötigensalls könnte Rastatt noch
eine Art Vorortbahn anstreben. Bei dieser.Gelegenheit
erfnhr man von dem Bestehen eines merkwürdigen Ab-
kommens der badischen nnd reichsländischen Bahnen. Der
Güterverkehr tst von der kürzesten bestehenden Linie
iiber Rastatt-Röschwovg-Straßbnrg ansgeschlossen. Er
bewegt sich ganz auf der längeren Linte über Appen-
weier. Die Fracht wird, wenn wir richtig verstanden
haben, nach der kürzeren Entfermmg berechnet; Baden
bekommk die Selbsst'osten der Beförderung und der Uebcr-
schnß wird zwischcn den beiden Verwaltungen hälftig
geteilt. In diesern Abkominen stecken Grnndsätze, die
einer gesnnden Verkehrspolitik' nicht entsprcchen. Anf-
fallend ist auch die geringe Menge der von Appenweier
nach Straßburg nnd ins Oberelsaß abzweigenden Güter;
man kann darans schließen, daß der größte Teil der
Ptannheimer Umschlagsgüter schon von dort aus den
kürzeren Weg über Ludwigshafen längs der pfälzisch-
elsässischen Rheinlinie wählt, nnd dieser Umstand sollte
eine Auffordernng sein, die badische Rheinlinie auszu--
banen. Die Kainmer ließ sich dcnn anch dnrch die Gründe
des Regiernngsvertrcters nicht beeistflussen, sondevn
nabm den Antrag anf empfelstende Ueberweisimg an,
siir den sogar Btitglieder der Kommission stimmten.

Prruße».

— Die eben geschlosscne L a n d t a g s s e s s i o n
ist nicht sonderlich srnchtbar gewesen. An innerpreußi-
schen Verwaltnngsinaßnabmen sind zu verzeichnen die
crhöhtc Dotiernng der Provinzen aus Staatsmitteln zur
Erfüllnng der mit der Entivicklnng der Sclbstverwaltimg
ibnen zngewachsenen nenen Ansgaben; ferner die Er-
werlning von Bergwerken im rbeinisch - westfälischen


Der Forstmeister.

Eine Geschichtc vum Walchensee.

Von FriedrichDolch (f).

(Fortsctzung.)

i, ^iuige Miuuieu später lag dcr Verlvuudetc auch schou
^ .Ällrtshausc zu Nrfeld auf eiuem schnell hergerichtetcu Lager,
igs' dcr Arzt machte sich sofort aus Werk, die glücklichcrweise
bedcuteudeu Schutzwunden auszuwaschcu und zu verbiu-
Der Forstmeister hatte das Bewuhtscin bereits wicder
s^Ps'gt, dcnu die Kügel hatte scinc Schläfe nur leicht ge-
ihm die Besiuuuug nur für weuige Augenblicke ge-
stein' Schuhwuude am linkeu Oberschenkel war dagegcn
!ch etwas erustercr Natur, doch gab der Arzt Hoffuuug,
„stl. Üe iu cinigeu Wochen wicder vollständig geheilt seiu köuue.
„gB kurze Zeit abcr," sckstoh der Arzt seine Ausführuug,
der Vcrwundete driugend dcr Ruhc. Morgcn oder
sts,st'wrgeu kaun cr nach Hause trqiisportiert und der Pflege
ss Angehörigen übcrlassen werdcn."
stx.ZBd daranf schloh der Verwund.ete die Augen uud dcr
Hg, kehrjx wieder in sein Zimmer zurück. Auch' die übrigcu
bx,.,.me'>volincr suchteu uoch eiumal ihr Lager aus; die Lichter
st^gm.chteu, und Stille und Ruhe herrschten aufs ueue in dcm
^ufsgcn Gebäude.

ies„Fstj, Hornegger Franzl aber machte sich, als er sah, dah
-strn, ouste uicht mehr gcbraucht wurdeu, eilends auf deu
i>, j'Ueg, Unterwegs giug er mit sich zu Rate, ob er noch
.Nacht im Forsthausc Alarm schlagcn oder mit dcr
>v 'ugung der Trauerbotschaft bis zum Morgen, der ja
!>ih ,, u nufzudämmeru begaun, warteu solle. Er cutschloh
A, 'st, chtzterem und nahm sich zugleich vor, vorher uoch bei der
^ chcfindlichen Gcudarmericstatiou varznsprechcu uud
^Zuzeige über das Vorgcsallene zu erstattcn.

'Acn Entschluh brckkyte cr auch allsoglcich zur Ausfüh-
-">>t raschen Schritten verfolgtc er seiuen Weg, und

eine Viertclstundc später befand er sich scho» dcm Statious-
kommaudautcu, deu er aber erst hattc herausklopfcu müsscu,
gegenüber. Währcud dcr Kommandaut sich aukleidete, cr-
zahlte dcr Jäger ausführlich, was sich in der Nacht zuge-
tragcn und welche Bekauutschaft er am vorhergchendeu Tagc
gemacht.

„Es sollt' mich uct wuuderu," schloh Frauzl seiue Er-
zähluug, „wcun's am End' gar der nüldfremde Meusch, der
Hauser, g'iveseu wär', der deu Mordanfall auf deu Herrn
Forstmeistcr g'macht hatl Was cr für ein' Gruud dazn g'habt
hab'n könut', kauu ich mir freilich uet recht denkcul Vielleicht
is er uutcrwegs mit ihm z'sgmm'troffen, hat ihu ang'red't
wegen eiuer Stell' und is vom Herru Forstmeister kurz nb-
g'wiescn Ivord'u. Wcnu er ihn abcr nct aus Rach' niedcr-
g'schoss'n hat, könut' er's am End' ja auch gethau hab'n, um
ihn ausz'raub'n."

„Wohl müglich," uicktc der Kommaudaut. „Icdeufalls
abcr müsscu ivir jetzt auf dcr Stell' hiuüber ins Forsthaus
uud vor allem z'crst eiumal dort dic Melduug mach'u. No,
da wird die Taut' vom Herrn Forstmeifter, daS guädigc
Fräul'u, wciter keiue Lameutatiou aufschlag'u, wemi wir mit
eiucr solcheu Nachricht daherkommcu. Nachher müssen wir aber
gleich mit'm Hcrru ForstAssisteuten Gruber uud mit'm anderu
G'hilfeu, 'm Kottmüller, eiuc Streif' verabred'n. Wir sind
ja zu Füuft, da wär's doch nct gauz uumöglich, dah Ivir dcn
Kcrl nm Eud' uct doch wo aufgeh'u könnten."

„Das meiu' ich auch," erwiderte Franzl hastig. „Vicl-
lcicht kauu er uet recht gut fort. Es is freilich eiu schlechtcs
Schieh'u g'Ivcseu, aber sciu kuuut's z'letzt ja doch, dah tch
ihn aug'schoss'u hätt'."

„Wir mach'u uns' nachhcr gleich auf'n Wcg und such'u
das Platzl eiumal geuau ab. Biellcicht fiudcn wir 'was, ei»
paar"Tröpfcl Schwcih (Blnt) oder soust' was, was uns a bisl
eiu' Anhaltspunkt gicbt."

Fuzwische» hattc der Kommaudaut sciue Toilette bccudig'k
uud dic beidcu Mnuucr verlieszcu »un das Haus nud schritten

rasch die Dorfstrahe hiuab, dem »icht sehr wcit cutferuten
Forsthause zu.

Eiuige Stuudc» spätcr, dic Sonue stand schou zicmlich hoch
am Himmcl, hielt cin Icichtes Schweizerlvägelchen vor der
Thürc des staitlicheu, mit einem mächtigcn Hirschgewcih gc-
schmückten Forsthauses. Eiu blcichcr, iu Dcckcn gchüllter Mau»
wurde vorsichtig vou zwci stämmigeu Burschcn, dic, als die
Pferde hieltcu, rasch auf dcu Boden uiedergespruugeu waren,
vom Wageu herabgehobcn und ins Haus getragen. Schon
wollten die Träger mit ihrcr Last auf dic Wohnstnbenthüre
zu, als dieselbe nufgcrisscu wurde und eiuc ältliche Dame mit
fliegeudeu Haubeubändern ihnen dcn Weg vertrat.

„Nicht da — hicr hcrein," rief sic den Burschcii zu, die
Thürc eines Nebeuzimmers aufstoheu uud ihneu voranschrci-
tcnd. „Das ist das Schlafzimmer des Herrn Forstmeistersl
Es ist schou alles bereit, legt ihn nur hier aufs Bett. So,
und uuu gcht iu die .Mche und laht euch vou der Köchin Bier
uud etwas zu essen gevcu. Jetzt geht uur, Lcutcl Uud da
habt ihr etwas für eure Mühc."

Schmuuzelnd stccktcu dic Burscheu das Geldgescheuk in
die Tasche, machteu ciu paar liukische Kratzfütze uud verliehen
daun das Gemach.

„O du mciu Jesus," rief dic altc Dame, als die Trnger
sich eutfernt hatten, uud Ivarf sich mit geruugeuen Häudeu
nuf eiue» Stuhl nieder. „Was ist denn uur ums Himmels-
willeu vorgcgaugen, Bernhnrd? Jst's denn wahr, lvas mir der
Hvrncgger erzählt hat! Du hast cincu Zusammcustoh mit
eiuem Raubschützen gehabt uud bist schwer vcrwuudct wordeu?
Redc, weun du kannstl Mich tötet fast dic Augst."

„Bcruhigc dich uur, Taute," sagte Herr von Rüdhcim mit
schivachem Lächelu. „Cs ist, gottlob, so schlimm uicht —"

„Aber der Buud um dcincu Kopf?"

„Nur eiu Streifschuh, Tautc, der gar uichts zu bcdeuten
hat. Nur cine kleine Schrammc, die bald wicder gehcilt sein
wird. Die Wnndc am Beine wird freilich ctwas längere Zeit
in Auspruch nehmeu. 's ist cin tüchtigcr Fleischrih, aber
 
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