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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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Kohlenbezirke, die dem preußischen Fiskus ermöglicht,
auf die Bildung der Kohleirpreise und dadurch auf die
Geschäftsgebahrung des Kohlensyndikats erforderlichen-
falls einen wohlthuenden Einfluß auszuübeu. Für
Süddeutschland von besonderem Jnteresfe ist der Vertrag
über die Verwaltung der Main-Nleckar-Bahn, der mit
Baden und Hessen abgeschlossen ist und Praktisch eme
Erweiterung der Preußisch-Hessischen Eisenbahngemein-
schaft bedeutet. Weiter ist zu nennen der Gesetzentwurf
über den Schutz landschaftlich hervorragender Gegenden
gegen Verunstaltung durch auffallende Reklame und
dann die Ostmarkenvorlage. Nicht zustande ge-
kommen ist unter anderem die Vorlage über die Vor-
bildung zum höheren Justizdienst, die beim Schluß der
Session sich in der Kommission befand, und der damit
zusammenhängende Gesetzentwurf über die künftige Ge-
staltung des juristischen Universitätsuntevrichts, durch
den das llniversitätsstudium um ein halbes Jahr ver-
längert und ein Zwischenzeugnis eingeführt werden sollte.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

Budapest, 17. Juni. Heute fand in Szegedin
ein Preßprozeß gegen den Redakteur eines alldeut-
schen Blattes in Nagy-Kikinda, Arthur Korn, wegen
Aufreizung gegeu den ungarischen Staat statt, begangen
durch einen Artikel: „Gedenke, daß du ein Deutscher
List!" Der Angeklagte leugnet, sich einer Aufreizung
schuldig gemacht zu haben. Verschiedene Zeugen sagten
gegen Korn ans, er hätte, als jemand ihm ungarisch
antwortete, gesagt: „Wie kann man so schändlich sein!"
Korn erhalte aus dem Auslande und aus Hermannstadt
Gelder, er Pflege auch patriotische Artikel zu schrei-
ben, aber nnr, wenn man dies energisch von ihm ver-
langte. Seitdem Korn in Nagy-Kikinda erschien, wiir-
den die Kinder angestiftet, nicht llngarisch zu lerneu. Die
ganze Bewegung stehe mit der Los von Rom-Bewegung
in Verbindung. Die Geschworenen sprachen daraus den
Angeklagten init acht gegen vier Stimmen der Aufrei-
zung schuldig und das Gericht verurteilte ihn zu sechs-
monatigem Staatsgefängnis.

Frankreich.

P a r i s, 19. Juni. lleber die gestrige Sitzung der
A r m e e k o m m i s s i o n des Senats, in der über
die Einführung der zweijährigen Dienstzeit
beraten wurde, legte der Kriegsminister ausführlich dar,
in welcher Weise der Abgang vou 50 000 Mann, der
durch die Aushebung eines Jahrganges verursacht wer-
den würde, gedeckt werden könnte. Es sollen darnach
die Hilfsmannschaften etwa 6000 Mann liefern, serner
durch die llmgestaltnng des Feuerlöschkorps, durch die
Aufhebung der Musikschulen der Artillerie und des Ge-
nies, des französischen Kontingents der Spahisregimen-
ter und andere derartige Matznahmen noch 8000 Mann
gewonnen werden. Schließlich sollen 7000 Unteroffi-
ziere, 10 000 Korporale und 20 000 Mann neu ver-
pflichtet werdeu. Der Minister gab sodann befriedigende
Erklärungen über die Verwirklichung des Gesetzes betr.
die zweijährige Dienstzeit, auch über die Deckungen der
Truppen und die Mobilmachung und betonte endlich die
Notwendigkeit, das Gesetz über die Cadres und die
Effektivbestände mit deni Rekrutierungsgesetz in Einklang
zu bringen. Man glaubt, daß der Gesetzantrag betr.
den zweijährigen Militärdienst noch in diesem Jahre
dem Senat vorgelegt und sodann der Kammer unterbrei-
tet werden wird. Der „Gaulois" hat bei mehreren
Generälen des Nuhestandes eine Umfrage über das Ge-
fetz betr. die zwsijährige Militärdienstzeit veranstaltet.
General Boisin erklärt, durch das Gesetz werde ein-
fach die Nationalgarde eingeführt. Wer dafür stimme,
der stimme für die Zerstückelung Frankreichs. Aehn-
lich äußerte sich General I a m o n t. General d e
Gallifet sagt: „Man bereitet gegenwärtig das

Begräbnis jeder ernst zu nehmenden Armee vor. Keine
Soldaten! Keine Grenzen mehr! Aber jeder Franzose
mit einem guten Staatsposten ausgestattet, das ist das
Jdeal der Regierung!"

Afrika.

— Nach und nach wird man so schreibt man der
„Frks. Ztg." aus dem Haag, die eine oder andere Maß-
regel erfahren, durch welche die Engländer während
der Friedensverhandlungen in Südafrika einen Druck
auf die Buren ausübten. Vor uns liegt eine
Nummer der „Bloemfontein Post". Sie enthält eine

durchaus nicht gefährlich, wie der Arzt gesagt hat. Ein paar
Wochen werde ich wohl das Bett hüten müssen, dann aber
ist's wieder vorbei."

„Nun, Gott sei gelobt und gepriesen," sagte die alte
Dame, tief aufatmend und die Hände dabei faltend, „weil's
uur keinen schlimmeren Ausgang genommen hat. Aber der
elende Bösewicht, der dich angefalleu hat? Hast du gar keiuen
Verdacht —"

„Davon spätcr, liebe Tante," unterbrach der Forstmeister
die Redselige. „Aber sieh doch 'mal, bitte, nach, ob der Herr
Gruber und die beiden Jagdgehilfen noch nicht zurückgekommen
sind. Sie sind mir unterwegs begegnet, auch der Stations-
kommandant war bei ihnen. Sie wollten Nachsuche halten
un der Mordstelle; ich glaube nur nicht, datz sie Erfolg gehabt
chaben werden."

„Da kommen sie gerade," rief die alte Dame, emporschnel-
lend und ans Fenster eilend. „Wirklich, sie sind's, und der
Stationskommandant ist auch dabei. Soll ich sie hereinrufen,
Bernhard?"

„Ja, aber nur Herrn Gruber und den Kommandanten,
liebe Tante. Jch habe mit ihnen zu reden, und dann möchre
ich doch auch hören, was sie ausgerichtet haben."

Die Dame eilte hinaus und gleich darauf traten die An-
kömmlinge in das Schlafzimmer des Hausherrn.

„Nun, meine Herren," ricf der Forstmeister den Eintre-
tenden entgegen. „Haben Sie irgend eine Entdeckung ge-
macht? Da stehen Stühlel Bitte, nehmen Sie Platz. Die
Nachsuche schcint doch nicht ganz erfolglos gewesen zu sein,
denn Sie, licber Gruber, sehen ja ganz überrascht und be-
ftürzt aus."

Der Forstäfsistent, ein noch junger, hübscher Mann, strich
slch verwirrt den vollen blonden Bart.

„Es sind auch ganz seltsame Dinge passiert, Herr Forst-
meister," sagte er dann. „Die Nachsuche selbst ist freilich ziem-
lich erfolglos verlaufen. Wir fanden an der Mordstelle weiter
nichts als abgebrochene Zweige und auf einer freien steinigen
Stelle einige Tropfen Schweitz (Blut). Der Hornegger scheint

amkliche Bekanntmachiing vom 30. April 1902, welche
die V e r st e i g e r u n g von 35 Burenfarmen
für den 12. Funi ankündigt, falls sich deren Eigentii-
mer bis zu diesem Tage nicht iibergeben hätten. Das
geschah also, nachdem die Friedensbesprechungen bereits
vierzehn Tage gedauert hatten und die Meinungen der
Burenkommandanten im Felde über den Friedensschluf;
eingeholt wurden. Taß die Engländer mit der Ver-
steigerung keinen Spaß machten, beweist der Umstand,
daß bereits im März acht Burenfarmen verauktioniert
wnrden nnd zu dem Durchschnittspreis von 1 Lstr. pro
Morge» meist englischen Grundstiicksspekulantcn in die
Hände fielen. Mit dem Erlös der Versteigerung sollten,
wie es in der Bekanntmachung heißt, „die Kosten für den
Unterhalt der Burenfamilien bestritten werden, die in
den Konzentrationslagern festgehalten wurden. Die
lant Friedensvertrag zugesagte Wiedereinsetzung der
Buren in ihren Besitz wird alfo auch hier eine recht miß-
liche Sache sein, wie sich überhaupt die Lage der Buren
äußerst traurig gestaltet, die mit der Verwüsümg ihres
Besitzes alles verloren haben, zumal von den 3 Millionen
Lstr. Entschädigung nur wenig auf den einzelneu Bur
fallen kann. Dabei sind die Preise für Vieh auf ca.
30 Lstr. Pro Stück gestiegen, gegen den früheren Preis
von 5 bis 6 Lstr. für gutes Schlachtvieh. Ueberhaupt
ist die Sorge, Vieh zu erhalten, sehr groß, da die Eng-
länder in den Republiken viel Rindvieh,Schafe, Schweine
fiir den eigenen Bedarf verbraucht und den Rest weg-
geschossen haben. Zudem ist es jetzt nach dem Friedens-
schluß in der Jahreszeit zu spät, um noch Getreide oder
Korn säen zu können. Für die Aussaat von Mais wird
man bis znm August oder September warten müssen,
und dann kann die Ernte erst im April nächsten Jahres
eingebracht werden. Sorgt also auch die englische Mili-
tärverwaltnng auf 12 bis 14 Tage für die Milderung der
ersten Not, so bleibt die ernste Frage, was nach dieser
Zeit geschieht. Die Frauen und Kinder benutzen natür-
lich den ersten möglichen Augenblick, um aus den Kon-
zentrationslagern herauszukomrnen. Dann macht ihre
Not und die der zurückkehrenden Gefangenen das allge-
meine Elend nur noch größer. Es sind das alles Gründe,
um die Hilfsaktion fiir die nächste Zeit recht lebhaft
einsetzen zu lassen!

Australien.

— Die Regierung von .Victoria (Australien) hat
neuerdings einen Preis von 2 Millionen Mark für ein
Mittel ausgeschrieben, das in wirksamer Meise ,K0r
K a n i n ch e n P l a g e, von der Australien und Neu-
seeland heimgesucht sind, ein Ende bereitet.

Aus Stadt und Land.

Von der Taubcr, 16. Juni. (S ch a f z u ch t.) Bei
dcn jetzigen Preisen der Wolle kann die Schafzucht kaum mehr
rentabel sein. Der Zentner wurde bei der vor einigen Wochen
crfolgten Schafschur zum Preise von 80—S0 M. abgesetzt.
Die Folge davon ist, datz man in vielen Orten von der Schaf-
baltnng abkommt. Bei der unlängst in Tauberbischofshcim
erfolgtcn Abstimmung der Güterbesiher über den weiteren
Bestand einer Schaferei wurde ebenfalls die Abschaffnn.o
der Schafhaltung beschlossen.

Ldl Brctten, 18. Juni. (Von der Ortskranken-
kasse.) Jn der letzten Generalversammlnng der gemein-
samen Ortskrankenkasse wurde u. a. eine eingehendc Statuten-
revision nnd Erlassung von Krankenvorschriften beschlossen,
dnrch wclche den vielfach vorkommenden Simulationen
entgegengetrcten werden soll. Aehnlich wie in Freiburg wnrde
ferner die Einführung einer Familienversicherung beschlossen.
Ab 1. Juli sollen sämtliche hiesigen Aerzte als Kassenärzte
angestellt werden, einschlietzlich des homöopatstchen Arztes.

80 Karlsruhe, 17. Juni. (Kirchlich-liberale
V e r e i n i g u n g.) Jn letzter Woche tagte in Müllheim die
kirchlich-liberale Vercinigung des Oberlandes, die ans sämt-
lichen Diözescn von Lahr bis Schopfheim besncht war. Pfarrer
Raupp von Mundingen hielt einen Vortrag über die Frage
der Reform der jetzt im Gebrauch befindlichen.Religionsbücher.
Jn der nachfolgcnden Disknssion beschäftigte man sich haupt-
sächlich mit der Katechismnsfrage und war über die Notwen-
digkeit eincr Reform kein Zweifel. Einstimmig wurde nach-
stehende Resolution angenommen: „Die Versammlnng der
kirchlich-liberalen Vereinigung des Oberlandes erkennt die un-
bcdingte Reformbcdürftigkeit des gegenwärtigen Katechismus-
nnterrichts an und verlangt als nächstes Ziel eine Vereinfa-
chnng des Katechismus, sowie eine sprachliche Verbesserung,
nnter Verschiebung des Katechismusunterrichts auf die letzten
Schuljahre."

3L Karlsruhc, 18. Juni. (Die hiesige Stratzen-
b a h n) hat im Jahre 1601 befördert 6 820 774 Personen
und eingenommen 664 349 Mark (im Vorjahre 459 850 M.).
Die Zunahme rührt zum Teil von der Eröffnung neuer

den Thäter also doch angeschossen und mchr oder minder ver-
letzt zu haben. Weiter aber fanden wir absolut nichts, obwohl
wir die ganze Umgebung längere Zeit aufs genaucste absuchten.
Zicmlich nnverrichteter Dinge mutzten wir uns daher wieder
auf dcn Hcimweg machen. Schon hatten wir Walchensee fast
errcicht, ohne datz uns jemand unterwegs begegnet wäre. Da
trat uns plötzlich, als wir die ersten Häuser des Ortes schon
dicht vor uns sahen, ein junges Müdchen entgcgen nnd warf
sich vor Hornegger, der bei ihrcm Anblicke finster die Stirne
faltete, auf die Knie nieder.

„Franzl," rief sie in wilder Aufregung, „ums Blut Jesu
Christi willen, was hast 'than! Der Herr Forstmcister —
g'rad' hab' ich's erfahr'n! Verflucht und vermalcdeit sei
Deine Eifersucht! Du bist's g'wesen, Du hast ihn nieder-
g'schoss'n!"

Wir sind natürlich alle ganz starr dagestanden vor Er-
staunen und Bestürzung, der Hornegger aber hat die Dirne
in die Höhe gerissen und sie wild von sich gestotzen. „Mir
ans die Aug'n, oder ich vergreif' mich an dir," hgt er ge-
schrien und is an ihr vorbei wie der Sturmwind. Die Dirne
hat sich ebenfalls, die Hände vor's Gesicht geschlagen und laut
anfweincnd, wieder davongemacht, wir aber sind dem Horn-
egger nach, da wir ihn nach dieser verblüffenden Anschuldigung
nicht aus den Augen lassen wollten, nnd — da sind wir."

Uebcrrascht nnd betroffen hatte der Verwundete zugehört.
„Dcr Franz Hornegger ein Meuchelmörder?" stietz er dann,
nachdem er sich von seinem Erstauneii wieder einigermatzen
erholt, ungläubig hervor. „Unmöglich! Jch kann und will
das nicht glauben. Aber wie kommt nms Himmels willen
das Mädchen denn zu einer so schrecklichen Anschuldigung?
Hat er vielleicht ihr gegenüber Drohungen gegen mich aus-
gestotzen? Jch habe mit dem Mädchen gestern in Kochel einige
Male getanzt, das scheint seine Eifersucht erregt zu haben.
Auch sonst habe ich mich zuweilen schon mit ihr unterhalten,
wcnn ich an dem Häuschen ihrer Mutter vorüberkam oder ihr
zufällig auf der Stratze begegnete. Äber gegriindet^ Ursache
zur Eifersucht habe ich ihm nicht gegeben, denn niemals sprach

Linien her. Die Betriebskosten haben ebenfalls zugenommen,
und der Geschäftsbericht klagt wieder über den teuren Akku-
mulatorenbetricb. Der Reingewinn von 113 334 M. ermög-
licht nach den üblichen Abzügen eine Dividende von 61b Pro-
zent, um 1b Prozent weniger als im Vorjahr. Bekannrlich
steht das Untcrnehmcn mit der Stadt Karlsruhe in Unter-
handlung wegen Ankanfs durch die Stadt.

6L Pforzbeim, 18. Juni. (Ein sehr i n t e r e s s a n-
tes Unternehmen) führt die hiesige Stadrgemeinde
demnächst aus. Sie will die Wasserkraft der Nagold
zwischen Weitzcnstein nnd hier fassen und durch einen 1240
Meter langen Tunnel durch den Scheurenberg durch bis zuc
Stadt führen. Am südwestlichen Ende der Stadt, bei der
Bleichstratze, soll dann mit den fo gewonnenen 270 P f e r d e-
1 rästen cine zweite elektrische Kraftstation
betricben werden. Der Scheurenberg soll deshalb für den
Kanal durchstöchen werden, wcil die Nagold um diese Anhöhe
herum einen grotzcn Bogen macht nnd man das 7,15 Meter
betragende Gesäll des Flusses, mittcls der Durchtunnelung auf
einem 60 Prozent kürzeren Weg gewinnen kann. Zudem sparr
llie Führung des Kanals durch den Berg die bedeutenden An-
kausskoften für Gelündc. Die Kosten dcs Projektes sind auf
650 000 M. angeschlagen. Die so gewonnene Kraftstalion
soll als Verstärkung und als Reserve des bereits bestehenden
städtischen Elektrizirätswerkes an der Enz dienen, das einen
ungewöhnlichen Nufschwung genommen hat und ohne das nun-
mehr hinzukommende Werk nicht mehr lange weitere Abneh-
mer versorgen könnte. Die neue Kraftstation wird auch
dazu dienen, die projcklierten elektrischen Bahnen durch die
Stadt, nach Brötzingen, Weitzenstein u. s. w. zu treiben. Ein
ähnliches Werkkanaltunnel existiert bereits weiter oben an der
Nagold bei Wildberg.

-i- Baden-Baden, 17. Juni. (Versammlung von
Lehrern an den höheren M ä d ch e n s ch u l e n.)
Am Samstag bersammclten sich über 100 Mitglieder des badi-
schen, des elsah-lothringischcn und des pfälzischen Zweigvcreins
für das höhere M ü d ch e n s ch u l w e s e n in der schönen
Bäderstadt. Unsere Oberschnlbchörde war durch die Geh.
Hofräte Dr. Weygoldt und Dr. von Sallwürk vertreten. Jn
einer Sondcrberatung dcs badischen Zweigvcreins erklärle Geh.
Hofrat Dr. Löhlein-Karlsruhc, er wolle die Vorstaudschaft nie-
derlegen, worauf Geh. Hofrat Dr. T h o r b e ck e-Heidelberg
gewählt wurde. Jn der Hauptversammlung erörterte Geh-
Hofrar Dr. Thorbecke dcn Anfangsunterricht im Französischen
und befürwortere ein Hinausschieben des französischen Unier-
richts, um die dadurch gewonnene Zeit der Muttersprache, deM
Rechnen und der Naturkunde zuzuwenden. Jn der lebhaften
Debatte bemerkte Geh. Hofrat Dr. von Sallwürk, datz im all-
gemcinen die realistische Seite zu kurz komme und die Erzie-
hung zu litterarisch sei. Dic Oberschulbehörde stehe daher den
Vorschlägen freundlich gegenüber, doch herrsche in Elternkrer-
sen vielfach die Ansicht, datz die höhere Bildung der Töchtec
hauptfächlich durch das Mah der französischen und englischen
Kenntnisse dargethan werdc. Demgegenüber betont er, datz
unsere höhere Mädchenschnle die Vorbildnng für gebildete
dentsche Frauen scin müsse. Energisch werden die Vor-
schlüge Thorbeckes von Direktor Keller-Freiburg unterstutzS
Da Baden früher Grenzland wär, so herrsche bei uns now
viel zu viel die falsche Ansicht, das Französische sei hauptsE
lich Selbstzweck, während es, wie die meisten anderen Unter-
richtsgegenstände, doch in erster Linie der Ausbildung unserer
geistigen Fähigkeiten nnd der Einführung in die Kultur unseres
Nachbarvolkes dienen soll. Es würde auch nichts schaden, wen»
ein Teil der durch die Hinansschiebung des Französischen gei
wonnenen Zeit für die Kinder frei würde. Damit aber am
der Tagung auch die strenge Wissenschaft zum Wort komMf,
behandelte Direktor Dr. M ü l l e r - Pirmasens sehr rnterew
sant sein Thema: „Ueber die Periodisicrung der Weltgeschichte -

8E Furtwnngen, 18. Jnni. (E i s e n b ah n p r o,e k ro
Eine Gesellschaft hat sich zum Bau und Betrieb der ele k r r r-
schen Bahn F ü r t w a n g e n - T r i b e r g berert erkla>>
Da auch die Regierung zweifellos eine Subvcntwn gewahre'
wird, erscheint das Unternehmen gesichert.

8O Zell i.W., 18. Juni. (DieOpferdesBra n ^
unglücks) in Blauen wurden nnter grotzer Teilnahme oe
Bevölkerung heute Vormittag zu Grabe getragen. Nach m
üblichen Gebeten hielt Stadtpfarrer Albrecht erne Ansprache a
die Trauerversammlung. Oberamtmann Hebtmg legte f
Anftrage der Grotzherzogin einen Kranz am Grabe mem
in das die vier Särge gemeinsam gebettet wurden. „

Aus Baden. Jn Freiburg starb am 16 d. M.

71. Lebensjahre am Schlagflutz plötzlich der Odersr z. r.. ,

mann Jenncr, Ehrenpräsident des hiesigen Veteranenverer .
Jenner war schon im schlcswig-holsteinischen Feldzug von 1v»
schwer verwundet wordeu. — Gegenwärtrg kursrert rn ^

Jahren

rach das Gerücht, der Mörder der vor emigen
mordeten Dienstmagd Franziska Doll sei in Zürich vusgeg ^
fen worden. Es liegen jedoch nur Vermutungen vor. Utz- -
dings wurde die Lörrachcr Polizei von der Festnahme eM z
Individuums benachrichtigt, das im Verdachte
vielleicht den Mord ausgcführt haben könnte. Der Verdaa
aber wurde bisher durch nichts begründet. ^n R r e W
stürzte der Wagenschuppen eines Fuhrhalters Karlin unter S,§
waltigem Krachen zufammen nnd zertrümmerte unter ,ei> -
Last mehrere Wagen. Zum Glück bcfand sich während
Einsturzes kein lebendes Wesen in dcm Schuppen. Da

ich zu dem Mädchen ein Wort von Licbe, und Geschenke, aws^.

genommen vieuemir yre uno oa eme wrume, yar »e von
ebenfalls nicht erhalten. Zudem bin ich seit langem ver'w
und da würde es sich schlecht für mich schicken, ein Liebesv^ ,
hältnis mit einem, wenn auch hübschen Bauernmädchen
unterhalten. Nein, nein, der Franz Hornegger ist ein wacker'.,
Bursche, und wenn er auch vielleicht eifersüchtig auf mich I
mag, eine so schändliche That känn ich ihm unmöglich
trauen. Eher noch glaube ich, datz es jener fremde Jvhhe
der, wie ihr mir vorhin erzählt habt, auf eine so zudringOA
Weise die Bckanntschaft des Hornegger gesucht hat, v
wesen ist." ,

„Möglich", nahm jetzt der Kommandant mit mitztraurlM^.
Kopfsütteln das Wort. „Möglich, sage ich, aber nicht gesAs
sehr wahrscheinlich. Vielleicht existiert dieser Hauser gar nr^,,
Der Hornegger könnte ja am Ende die ganze Geschichte "
dem fremden vazierenden Jäger auch nur erfunden haben,,1f.,i
den Verdacht von sich ab und auf diesen wildfremden MenlA^l
zu lenken. Jch werde übrigens heute noch nach ,^Li>
Hinüberschau'n und Nachsorschungen anstellen, ob denn jeE,^
diesen fremden Jäger, mit dcm doch der Franzl auch ZF,i
Zeitlang im Postwirtshause gezecht haben will, dort gest^,
hat. Jst dies nicht der Fall oder kann sich niemand erinst^,,,
eine solche Figur dort gesehen zu haben, dann steht die -
gelegenheit für den Franzl nicht gerade zum besten, und ..,,,
werde dem Herrn llntersuchungsrichter von den Verdachtsgf„n
den, die gegen den Franz Hornegger vorliegen, Mitteilung "
chen müssen."

„Wenn es sein mutz," erwiderte jetzt hastig Gruber,
ohne Zweifel niemand etwas dagegen einzuwenden haben- '
gar zu vorschnell wollen wir in dieser Sache doch nicht st^Kei'
blitzt soeben ein Gedanke in mir auf, der vielleicht dew
dacht eine ganz andere Richtung giebt. Jch habe gestern U ^,i,
im Postwirtshause hier in Walchensee einen Burschen gsifzit
der die That leicht entweder selbst verübt, oder mit dem
wcnigstens im Einverständnis sein könnte."

(Fortsetzung folgt.)
 
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