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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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L. Baden-Baden, 22. Juni. Der Kron- !
prinz von Schtveden reiste gestern Abend 11 Uhr von
hier über Straßburg nach London zu den Krönungsfeier-
lichkeiten. Die Kronprinzessin von Schweden beab-
sichtigt, Mitte nächster Woche nach Stockholm zurückzukehren.

ZZadischer Landtag.

L.O. Karlsruhe, 22. Juni. Nach dem Bericht der
Budgetcommission der 2. Kammer über den Gesetz-
entwurf betr. die Ergänzung des Gehaltstarifs beantragt
die Commission u. A. bei der Forderung für die zweiten
Beamtcn bei den Bezirksämtern eine Aenderung dahingehend,
daß die mit der Polizeiverwaltung betrauten zweiten Be-
amten in Karlsrnhe und Mannheim Dienstzulagen von je
500 Mark erhalten können. Der Antrag der Kommission
geht schließlich auf Annahme des Gesetzentwurfs mit den
von ihr beschlossenen Abänderungen.

Pxeuße«.

— Zu der Wahl des neuen Erzbischofs von
Köln gibt die „Germnnia" mit Vorbehalt folgende Nach-
richt wieder: „Wie ich aus guter Quelle erfahre, sollen
auf der von dem Metropolitancapitel an die Krone zu
sendenden Liste stehen: Die Bischöfe Schneider von Pader-
born und v. Keppler von Rottenburg, ferner Weihbischof
Fischer-Köln, Dr. Müller-Trier und Prof. Dr. Mausbach-
Diünster."

— Der Eisenbahnminister v. Thielen hat, wie die
„Natl. Korresp." erfuhr, unlängst geäußert, sein Nach-
folger sei längst bestimmt. Es ist möglich, daß der
Rücktritt des Herin v. Thielen offiztell bald, bekannt ge-
geben wird und auch die Ernennung seines Nachfolgers
unmittelbar bevorsteht.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog habe»
der Hauptlehrerin an der Höheren Mädchenschule in Karls-
ruhe, Minna Döring, die kleine goldene Verdienstmedaille
und dem Güterverwalter Rudolf Schwarz in Basel den
Tiiel „Güterinspcktor" verliehen.

— Obertelegraphist Ludwig Bernhard in Neckarelz
wurde zur Versehung der Stationsverwalterstelle nach Krau-
chenwies, Expeditions- und Telegraphenassistent Emil Gratz
in Karlsruhe zur Versehung der Obertelegraphistenstelle nach
Neckarelz und Expeditionsassistent Friedrich Locher in Bren-
net Rh. nach Mühlacker versetzt.

Ausland.

Oesterrcich-Ungarn.

Lemberg, 21. Juni. Jm Landtage brachte der
Führer der Volkspartei Stapinski folgenden Dringlich-
keitsantrag ein: Der Landtag des Königreiches Galizien
erhebt im Namen des ganzen polnischen Volkes und Landes
feierlich Protest gegen dieKampfparole desKaisers
Wilhelm, die dem Gerechtigkeitsgefühle und dem Volks-
rechte widerspricht, und fordert die Regierung auf, sie möge
ihre Stellung gegennber der Marienburger Enunciation des
deutschen Kaisers nnzweideutig präzisieren. Zweifellos wird
der Antrag Ilnterstützung seitens der Mehrheit nicht finden.
Als Stapiuski in der Debatte über einen ganz fernliegenden
Antrag auf die Marienburger Rede des deutschen Kaisers
zu sprechen kam, erhielt er vom Landmarschall einen Ord-
nungsruf. Jnfolge dessen entstand auf der Galerie eine
lärmende Demonstration, die erst aufhörte, als der Land-
marschall mit der Räumung der Galerie drohte.

England.

London, 20. Juni. Unterhaus. Bei Beratung
des Postens von 294 000 Pfd. für die Admiralität
bekämpft Lord Beresford aufs schärfste das bestehende
System der Marineverwaltung. Dieses sei morsch und
der Schlagfertigkeit der Flotte hinderlich. Verbesserungen
kämen nur durch öffentliche Agitation zustande. Camp-
bell Bannerman verteidigt das gegenwärtige Sy-

August Adam Friedrich Eißenhardt ist mein Nanien,
Jch brauche mich seiner nit zn schamen,

Stift diesen Schild an den silbernen Becher
Und laß das Bier leben und seine Mächer.

Rückseite:

Wann ich geboren bin wollt Jhr ergrnnde»?

1827 lag ich in den Windeln,

Und gestorben? Fragt in 1Ü0 Jahren,

Bis dahin gedenk ich wohl abzufahren.

Jetzt gibt's awwer keen Drobbe mehr.

Macht mer nor keen Kroom doher.

Friedrich Anton Hirschel weißer Schwan 1883
Enkel des Zunftmeisters Anton Friedrich Hirfchel
Sohn von Karl Heinrich Hirschel.

Wohl bin ich in die Welt gegangen,
War manches Jahr in fremdem Land,
Doch immer zog mich mein Verlangen
Nach Heidelberg am Neckarstrand.

Hier in der Zunftgenossen Kreise,

Tret ich mit froheni Herzen ein,

Und will, nach alter Väter Weise,

An dem Pokal mein Schildchen weih'n.

Denn wo ich war in meinem Leben,
Jch strebte nie nach Ehr und Gunst
Gleich meinen Ahnen treu ergeben
Blieb ich der edlen Brauerziinft.

Philipp Bartholmae. 1885.

Austallig erscheint es, daß nach den Eingravierungen der Becher
im siayre 1735 angefertigt wurde, während die zwei ältesten
Schildchen die Iahreszahl 1724 bezw. 1734 tragen, also vor dem
Becher angefertigt wurden. Die Ziffern sind jedoch so deutlich
«ingraviert, daß ste gar ketnen Zweifel an ihrer Richtigkeit zu-
lassen. Der Wider>pruch ist lelcht durch die Annahme zu erklärcn,
Laß die Bicrbrauerzunft vor der Anfertigung des in Frage
stehenden Bechers einen anderen besaß.

Der Pokal wurde vor Jahren von dem letzten Zunftnieister
der hiesigen Bierbrauer, Joseph Dittmey, der städt. Kunst- nnd
AltertLmersammlung zum Geschenk gemacht. Der Geschenkgeber
hat damit ein nachahmungswertes Beispiel gemeinnützigen Bürger-
sinns gegeben. Wie mancher in irgend welcher Hinsicht interes-
sante altertümlichc Gegenstand wird unbeachtet in irgend einer
alten Truhe aufbewahrt. während er, in der städt. Sammlung
stehend, das Ang« des Besuchers erfreuen würde.

stem. Parlamentssekrctär Forster erwidert m.t der
Frage, in welcher Hinsicht Lord Beresford behaupte, die
Flotte sei nicht schlagfertig. Verbesserungen kämen nicht
infolge der Agitation zustande, sondern auf regelmäßigem
Wege aus Vorschlag durch die Admiralitätsoffiziere. Die
Admiratität kenne die Mängel, soweit solche bestehen und
bemühe fich eifrig, denselben abznhelfen. Redner erinnerte,
daß die Nachrichtenabteilung neuerdings verstärkt worden sei.

London, 21. Juni. Der König ist von seiner
Unpäßlichkeit wieder hergestellt, aber bts Montag,
wo mit der Rückkehr nach der Hauptstadt der Empfang
der an dem Tag zahlreich eintreffenden europäischen Fürst-
lichkeiten stattfindet und die Anstrengungen der Krönungs-
woche beginnen, noch unter ärztlicher Schonungsoorschrift.
Nach den Krönungsfeierlichkeiten soll zur vollständigen Er-
holung zunächst ein Iachtausflag folgen, wozu bereits An-
ordnungen getroffen sind.

Afrika.

— Lord Kitchener reist hente Montag von Capstadt
nach England ab.

Amerika.

— Dem „Morning Leader" wird aus New-Aork
gemeldet: Als der Bürgermeister von Paterson, Hr. Hinch-
cliffe, gestern erfuhr, daß Emma Goldmann die
tumultuierenden Anarchisten anführe, stellte er 1400
Mann Jnfanterie und Kavallerie vor dem anarchistischen
Hauptquartier auf Ashley Hill auf. Sie blieben jedoch
während des ganzen Tages unthätig. Der Anarchisten-
führer Macqueen und sein Leutnant, der Jtaliener Galliano,
reiten mit roten Schärpen zu Pferde umher und sind von
einer großen Leibwache begleitet. Man schreibt der „Gelben
Presse" die Sckuld für die Anarchistentumulte zu. Da
die „Gelbe Presse" jetzt keinen patriotischen Krieg hat, zu
dem ste aufhetzen kann, bringt sie sensationelle Artikel über
den Kampf zwischen Kapital und Arbeit. Die „Sun"
tadelte gestern die „Gelbe Presse" deswegen heftig.

> - Aus Stadt und Land.

Heidelberq, 23. In>i>.

X Aus denr Stadtrat. Von Sr. Kgl. Höheit dem Grotz-
herzog ist der Stadt Heidelberg ein in Vergrötzerung herge-
stellter Abguß der Jubiläums-Medaille aus Brouce mit dem
Wunsche zugewiescn worden, „daß diese Medaille aufbewahrt
werde zum Gcdächtnis au Höchst Jhr 50jähriges Regierungs-
Jubiläum und als Eriniierungszeichen der Dankbarkeit, die
Se. Kgl. Hoheit für alles empfinden, was Höchstdemselben von
Seiten der Stadt als Ausdruck treuer Gesinnung und liebe-
voller Anhänglichkeit während der Festlichkeitcn entgcgenge-
bracht worden ist". Der Stadtrat hat in seiner heutigen
Sitzung beschlossen, uamens der Stadtgemeinde Sr. Kgl. Hoheit
dem Grotzherzog für dieses huldvolle Geschenk durch Vermit-
telung des Grotzh. Geh. Kabinets ehrerbietigsten Dauk zu
sagen.

Koschat-Konzert. Das Konzert des K o s ch a t -
quintetts am letzten Samstag im städtischen Saalbau
war autzerordentlich zahlreich besucht. Dic hier wie überall
sehr belicbten Sänger fanden lebhaften Beifall, und mutzten
sich zu mancher Zugabe entschlietzen. Namcntlich die hnmo-
ristischen Lieder geficlen sehr und entfesselten wahre Bei-
fallsstürme. Die Vorträge des Quintetts sind aber auch muster-
giltig. Das künstlerische Element macht sich aufs angcnehmste
fühlbar. Es sind weniger die Stimmen, die gefangen nehmen,
obgleich das Stimmcnmaterial ein durchaus tüchtigcs ist, als
vielmehr die Kuust, womit das Quintett den Stimmungsge-
halt dcr Lieder crfatzt und wiedergiebt. Unser städtisches
Orchester vervollständigte das Konzertprogramm durch eine
Anzahl beliebter Nummern. Ganz vorzüglich wurde die
Ouverture zu Tannhäuser gespielt. Es herrschte nur cine
Stimme der Anerkennung über diese mustergiltige Leistung
unseres Orchesters unter Direktion des Herrn Radig.

X Wissenschaftliche Exkursion. Die Lederfabrik Carl
Freudenberg in Weinheim war am letzten Samstag das Ziel
eines wissenschaftlichen Ausflugs, den Hörer der Univcrsität
Heidclücrg unter Führung eines Dozcnten unternahmen. Ein
Vortrag, zu dcm die Direktion Materialien geliefert hattc,
erläntertc den Produktionsprozeß und die Entwicklung dcs
Betricbcs im allgemeinen und kam dann spezieller auf die
Arbeiterverhältnisse. — Die Fabrik hat in den letzten zehn
Jahren eine erfreuliche Aufwärtsbewegung erlebt. Die Ge-
samtarbeiterzahl — in Weinheim und in Schönau — stieg von
1133 in 1893 auf 1690 in 1901; der Durchschnittslöhn per
Kopf in Weiuhcim von 826 auf 935 M. Der Gefamtumsatz
betrug 1893 7 891 000 M., 1901 14 800 000 M. Der Druck
auf dem Wirtschaftleben in den letzten Jahrcn hatte sehr ge-
riuge Einwirkung anf diesen Fabrikationszweig; grotze Neu-
bauten weiseu auf ein energisches Fortschreiten hin. — Die
Unternehmer verdienen Dank, datz sie ihrcn Betrieb dem
Stndinm frenndlich geöffnet und dcn Studierenden wertvolle
Anreguug durch die Einnahme des Augenscheines gewährt ha-
ben. Die Beamten, Werkmeister und Arbeiter gaben auf
alle Fragen in cntgegenkommendcr Weise Antwort. Möge das
Zusammenwirkcn zwischen Wissenschaft und Praxis, welches
bciden zu hohcm Nuhen gereicht, immer enger werden.

Sommeranfim.q. Gestern, am 22. Juni, vormittags 10
Ilhr, erreickste die Sonne für dieses Jahr ihrcn höchsten Stand
Lber dem Himmelsäquator mit 2314 Grad nördlicher Dekli-
nation: es fand das Sommersolstitium oder die Sommerson-
nenwendc statt. Der Augenblick, in welchem dies der Fall
ist, cntspricht uach astronomischer Zählung dem Anfang des
Sommers. Der 22. Juni ist der längste Tag des Jahres.
Die Sonne verweilt in unseren Breiten an diesem Tage volle
16 Stunden übcr dem Horizont.

si Bismarcksäule. Zu der auf dem Heiligenberg zu er-
rickstenden Bismarcksäule wird im November d. I. der Grund-
stein gclegt werden.

' * Uufall^ Der in der Marstallstratze wohnhafte Lohn-
kntscher Hch. Seppich hielt gestern Wcnd kurz vor 6 Uhr mit
scinem Fuhrwerk vor einem Hause in der Plöck, um daselbst
zwei Herreu in die Droschke steigen zu lassen. Dcr Mann
war gerade im Bcgriffe, den Droschkenschlag zu öffnen, als
durch das Bellen eines Hundes die Pferde scheu wurdcu und
davon rannten. Seppich wollte die Tierc an dcn Zügeln
festhalten, wurde aber durch die im rasenden Galopp davon-
renneudeu Pferde eine Strccke geschleift, erhiclt dadurch Ver-
letzungen am Kopf, Untcrleib und den Armen und blieb be-
wutztlos liegcn. Die Pferde wurden beim Neubau der Uni-
versitätsbibliothek zum Stehen gebracht. Den verlehten Kutscher
brachte mau ins akademische Krankenhaus, woselbst er, nach-
dem dic Wunden verbunden waren, sich wieder soweit erholte,
datz er noch im Laufe des Abends sein Heim aufsuchen konnte.

Q SchSffengkrichtsNtzung vom 21. Juni. 1) Slug. Ziegler
Wwe. in Kirchheim erhielt wegen Beleidigung des Gypsers Petcr
Schilling in Kirchheim b. H. 6 Mk. Geldstrafe; 2) die Ver-
handlung gegen Buchhalter Seb. Müller Ehefrau hier wegen Be-
leidignng des LandwirtS Josef Ritter hier wurde vertagt; 3) Tag-

löhner Jakob Werle Ehefran in Schönan erhielt wegen Beleioi-
gung der Margarctha Steigleder in Schönan 20 Mk. Geldstcafe:
4) die Anklagesache gegeu Schneider Nikolaus Jung in Petersthal
wegen Beleidignng dcr Anton Ganb Wascher Ehesrau iu Peters-
thal wnrde durch Vergleich erledigt. Beklagter und Klügeriu zahlen
je hälftig die Kosten.

— Polizeibericht. Fünf Taglöhner wurden ivegen Bet-
telns, bezw. Landstreicherei und ein lveiterer Taglöhner wegen
fortgesetzrer Ruhestörung verhaftet. Wegen Unfugs kamen
15 Personen zur Anzeige.

Handschuhshcim. (S ä n g e r f a h r t.) Eine recht
vergnügte Sängerfahrt nach Helmstadr znr Fahnenweihe des
dortigeu Gesangvereius unternahm am gestrigeu Sonntag die
„Freundschaft". Mit dem Zuge 7.57 Uhr fuhr man voin
Hauprbahnhof ab und lam um hslO Uhr in Helmstadr an-
Hier wurde die wackere Sängerschar von dem Bruderverein
herzlich bcgrützr, worauf die „Frcundschaft" den deutschen
Sängerspruch sang. Unter Voranrritt eines Musikkorps und
der Ehrenjungfraiicn wurdcn die Gäste sodann nach ihrein
Lokal zum „Rötzl" geleitek, wo man sich zu einem Früh-
schoppen niederließ. Hierauf unternahm man cinen Spazier-
gang durch das Dorf, wobei den Sängern von der Eiwvohuer-
schaft, besonders von den Damen zahlreiche Aufmerksamkeiten
crivicseii ivurden; mit Rosen wurden sie geradezu überhäufr.
Bevor man das Mittagessen einnahm, brachte man Herrn
Lehrer Kling, als Landsmann, noch cin Ständchen. Tas Mit-
tagessen im „Rötzl" befriedigte alle Teilnehmcr aufs bestc und
trug viel zu der gemütlichen Stimmuug am Nachmittag bei-
Jm Festzug marschierte man um 2 Uhr zum Festplatz, wo
unter Liedervorträgen und sonstiger Kurzweil die Stundeii
nur allzu rasch verschwanden. Mit dem Zuge 7.13 Uhr fuhren
die Handschuhsheimer in Helmstadt ab. Den Sängern wird
der Ausflug noch recht lange in angenehmer Erinnerung
bleiben.

-i- Von der Bergstraße. (S ch n e ck e n p l a g e.) Eine
wirklich große Plage für die Landwirtschaft sind die in dieseM
Jahre abcr auch fast an allen Pflanzen in Masse auftretenden
kleinen Schnecken. Sie fressen und zerstören uubarmherzig
alles, was ihnen auf ihrem nächtlichen Laufe in den Weg
kommt: Bohnen, Erbsen, Salar, Gurken, Tabakspflanzen-
Wurzelpflanzen u. s. w., kurz, allc nicderen Pflanzen erliegen
ihrer Zerstörungswut. Bohnen, Gurken und Salatpflanzen
werden am härtesten von ihnen heimgesucht. Bohneu und
Gnrken, die schon zum zweiten- und drittenmal gelegi wur-
dcn und aufgegangen sind, werden von ihnen abermals ab-
und aufgefressen. Vielfach suchen die Landlvirte der Schnecken-
plage dadnrch entgegenzuwirken, daß sic Kalkstaub um dw
Pflanzen streuen, um durch dessen Schärfe das llngeziefer vou
dcn Pflanzen fernzuhalten. Man dcnke sich aber die große
Mühe bei den vielen Bohnenpflanzungen, jeden einzelnen
Stock mit Kalkstaub zu umstreuen, und zwar nicht eininai-
sondern öfiers; denn sobald es regnet, verschwindet selbst-
verständlich der Kalkstaub und das Streuen mutz wiederhoU
wcrden. Man bringt aber trotz der größten MUHe und denr
bcsten Willcn viele Pflanzen nicht davon und gerade das nasto-
feuchte Wetter begünstigt noch die Vermehrung des Ungeziefer---

— Ausgangs dieser Woche dürfte mit dem Pflücken der Jv-

hannisbeeren begonnen werden, denn sie beginnen sich schon rvi
zu färben. Wenn sie auch einen annehmbaren Preis erzielen-
dürfte bei vielen Pflanzern auf eiue namhafte Einnahme ZN
rechnen sein, da es reichlich von diescn Beercn gicbt. .

EPPingen, 21. Juni. (Landwirtschaftliche ZZ
Seit einigen Tagen sind unsere Landwirte mit der Heuerim
beschäftigt. Bezüglich der Quantität hört man nach dew
„Volksboten" in unserer Gegend keine Klagen, obschon fth
feuchte Wiesen infolge dcr Kälte im Mai nicht den erhosste"
Ertrag liefern. Die Durchschnittscrnte kann immer noch
ziemlich gut bezeichnet werdeu. Für die nächsten Tage wä^
sonnige Witterung sehr erwünscht. Der Preis für neuc^
Heu bcwegt sich zwischen 2 Mk. und 2,50 Vft. — Was de
Stand der Feldfrüchte betrifft, so kann man bis jeht im qw
gemeinen zufrieden sein. Dies gilt besonders vom Getren>'
das sich in den letzten Tagen des Monats Mai gegen alie
Erwarten noch gut entwickelt hat. Der Strohertrag 3»
voraussichtlich besser werden, als man anfangs vermurel -

— Der Tabak ist grötztenteils geseht und wird bei gegtn"

wärtiger Witterung gut anwachsen. >

Mannheim, 22. Juni. (G e w e r b e a u s st e l l u n
Das finanzielle Ergebnis der Gewerbeausstellung wird..a
günstiges betrachtct. Ein Dcfizit erscheint als ausgeschlolb ^
eher ist ein Ueberschutz vorhauden. ,,

Sdi. Karlsruhe, 20. Juni. (D i e B e st r e b u u g ^
des Vereins gegen Mitzbrauch geistigi,
Getränke) haben in der letzten Zeit in Baden unter aU..

Bevölkerungsschichten erfreuliche Aufnahme gefunden.
von dem Vereine im ersten Halbjahr veranstalteten aiö
den Vorträge waren durchweg stark besucht. Jn den
grötzten Städten des Laudes

Iie

fiiR

bestehen nunmehr rührige BczW
itgliedern; erstere haben

kurzem zu einem Landesvcrband zusammengcschlossen. -
weitere Förderung 'der Vereiusbestrebungen darf wohl "
den Verhandlungen der Generalvcrsammlung des dcutin -
Gesamtvereins erwartet werden, welche am 14. und 15. t-
ber in Stuttgart stattfindet.

88. Karlsruhe, 20. Juni. (D i e Handwerk^,,
kammer Karlsruhe) hat beschlossen, aus den
des Haushalteplaus Reiseunterstützungeu zum Besuch stu
Düsscldorfer Ausstellung an geeignete Handwerkermeistes Z,i
gewähren. Gesuche von Gewerbevereinsmitgliedern köu> <
längstens bis zum 28. Juni an den Vorstand des Gewer
vereins zur Weitergabe eingereicht werden.

Karlsruhe, 21. Juni. (G e n e r a l z. D. F r h r.
der v. Diersburg) ist mit Rücksicht auf seinen Gesi
heitszustand vom Präsidium des Bad. Militärvcre' ,,
verbandes zurückgetreten. Mit dem Ausdruck g^Ao-
Vedauerns und mit dem wärmsten Dank für seine fast Eje
jährige ausgezeschstete Lertung des Verbandes genehw e
der Großherzog das Rücktrittsgesuch des Generals , st
nannte ihn zum Ehrenpräsidenten. Zu seinem Nachch,,st
wurde Generalmajor z. D. Fritsch in Karlsruhe er»a^c

Karlsruhe, 21. Juni. (Aus dem Stadtrat.)
Vorsitzende der Schulkommiffion teilt mit, dah nach Erh^,^


zelä'

gcn, welche durch eine in hiesigen Zeitungen erschienene
veranlatzt wurden, Hcrr Kaplan Kromer in cinö
Klassen der hiesigen Mädchen-Volksschule sich darüber
gcsprochen hat, datz er als Religionslehrer „zu weit au
schnittene Kleider" der Schülerinnen nicht dulde. Der
rat erachtet derartige Aeutzerungen Schulkindern geg^'qei"
nicht für passend und ersucht die Schulkommission, dic '
derlichen Schritte zu thun, derartige Vorfälle künftig s"

meiden.
8L

Ettlingen, 21. Juni

S'

(Studentische

marckfeier.) Heute Äbend traf die Karlsruher Stru c
schaft mit Sonderzug hier ein und zog in langem Fackelsi »
Bismarcksäule, auf der den Manen des grotzen Reichska''sihi>'
zu Ehren das Johannisfeuer abgebrannt imrrde.
sichtbar loderte bom Turm die mächtige Flamme zum e"
Abendhimmel empor, während der Fackelzug einer
Keuerschlange gleich den Berg hinaufzog, am Futze dcZ. Tells,
mals begrützt von den Festklängen der hiesigen Miliraca^ ,,ö
Vor dem Denkmal wurden die Fackeln zusammengeworfc he>
iu einer Ansprache die Bedeutung der Feier hervorgf^ >i-
und dem deutschen Kaiser aufs neue unerschütterliche Tr«
 
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