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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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Milwoch, 25. Jrnii 1902. Vrstes Blatt. 44. Jlihrgang. — „L 145.

Erscheinttäglich Sonntags ansgenommen. Preis mit FaÄilienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und dek Zweigstellsn abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

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vorgeschriebenen Tagen wird keine Perantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate aus den Plakattafeln dcr Heidelbergcr Zeitnng und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Die Meriagung der Londoner
Krönungsfeier.

London, 24. Juni. Die Krönungs-
feierlichkeiten find wegen Unpiißlichkeit
des Königs auf unbestimmte Zeit ver-
schoben worden.

L ondon, 24. Zuni. Ueber die Krank-
heit des Königs Eduard besagt ein
Vulletin: Der König leidet an Vlind-
darmentznnduug. Gestern verschlimmerte
sich der Zustand des Königs derart, dast
heute eine Operation nötig wurde. Ein
weiteres Bulletin von 2 Uhr lautet:

Die Operation beim König ist gut durch-
geführt worden. Der große Absceß hat sich
entleert, der König überstand die Oßera-
tion gut. Sein Zustand ist besriedigend.

Die vorstehenden Telegramme haben wir gestern hier
durch Extrablatt verbreitet. Die Kunde von der ganz un-
erwartet im letzten Augcnblick wegen schwerer Erkrankung
des Königs nötig gewordcnen Ausschiebung der Krönungs-
leier hat auch hier, wie überall, Sensation gemacht. Jn-
gwischen find folgcnde weitere Nachrichtcn cingegangen:

Londou, 24. Juni. Die Operation fand heute
Nachmittag 2 Uhr statt. Der Earl Marshal erhielt
dom Könige Befehl, das tiefe Bedauern des Königs be-
kannt zu geben, daß wegen seiner ernsten Erkrankung die
Krönungszeremonie verschoben werden müsse. Alle in
London geplantcn Festlichkeiten werdcn infolge dessen eben-
salls aufgeschoben; der König hofft aber, daß die Festlich-
keiten in den Provinzen, wie ste festgesetzt warcn statt-
sinden. Der König ließ dem Lordmayor seinen Wunsch aus-
sprechcn, daß das Festessen für die Armen nicht verschoben
werde. Ueber dieAbreise der ausländischenGäste
ist noch nichts cntschicden; cs heißr indessen, die Rückreise
ersolge, so^ald bcstimmle Mittiiluiigen vorliegen.

London, 24. Juni. Die Operation wurde von Sir
Francis Treves in deS Königs eigenem Zimmer aus-
ßeführt. Die anderen Aerzte waren zugegen. Nach Be-
endigung der Operation wurde der König in sein Schlaf-
Simmer gebracht und, sobald er das Bewußtsein erlangte,
sragte er nach dem Prinzen von Wales, der den
ßanzcn Vormittag ängstlich im Palast gewartet hatte. Die
königlichen Enkelkinder wurden nach 1 Uhr nach dem
Buckingham-Palace gefahren. Salisbnry und Balfour fuh-
*en nachher vor und blieben über eine Stunde. Alle Zu-
Länge zum Buckingham-Palace sind von Menschen belagert.
^ir Thonias Barlow und Sir Frederick Treves werden

heute Nacht im Bnckinghain-Palace schlafen. Lord Lister
wird auch heute Abend anwesend seiu.

London, 24. Juui. Nach dcr O p e r a t i o n erlaugte
der König das Bewußtsein wieder; dann schlief er. Lord
Churchill, stellvertretender Lord Chaniberlain fagte cinein
der Beamten des Mansion Houfe, die nächsten 48 Stunden
würden über die Genesung des Königs entscheiden. Vor
dem ÜNansion House wird die dcn Verkehr störende
Tribüne schon weggerissen.

London, 24. Juni. Das B u 11 e t i u ist von den
Aerzten Lister, Thomas Smith, Francis Laking, Tho-
mas Barlow und Frederick Treves unterzeichnet: Es
lautet: Der König leidet an I'er'itiplilitw. Entzün-
dung des Blinddarms nnd seiner Umgebuiig. Red.)
Am Samstag war des Königs Befinden so, daß man
glaubte, der König würde mit einiger Sorgfalt die Krö-
nung dnrchmachep können. Montag Abend machte sich
eine Verschlimmerung bemerkbar, die heute eine chirur-
gische Operation nötig machte." Ter Lord Chamberlain
fuhr persönlich ziim Lordmayor und teilte ihm die Nach-
richt mit. Ta aber das Mansion House ganz mit Tri-
bünen verbarrikadiert ist, konnte eine allgemeine Be-
tanntmachung nicht stattsinden. Fn der Westminster-
Abtei übte gerade der Knabenchor, als der Bischof von
London ankündigte, der König leide an einem Einge-
weidebrnch und die Krönung sei verschoben, weil der Kö-
nig operiert werden müsse. Der Bischos sagte, die Ope-
ration werde zu Mittag im Buckingham-Palast ansge-
sührt. Der Knabenchor wurde dann entlassen.

Loudon, 24. Juni. Durchaus unerwartet ficl
in die im Festschmuck dcr Krönung prangende Stadt die
Nachricht von der Vertagung der Feier infolge der
heute Mittag notwendig gewordenen Operation, der sich
der Monarch unterziehen mußte. Die Nachricht legte sich
wie ein düsterer Schatten über die auf den Straßen wogende
Menge, die seit Samstag durch massenhaften Zuzug aus
der Provinz noch beträchtlich angeschwollen war. Sie kommt
um so weniger erwartet, als gestern den ganzen Tag
curopäische fürstliche Gäste eintrafen, die heute empfangen
werden, an einem großen Prunkmahl und später einem Ball
im Buckingham-Palast teilnehmen sollten. Der König war
bei seiner gestrigen Ankunft hier anschei nend vollkommen
wohl. Als der Zug auf dem Bahnhofe Paddington ein-
lief, sah man ihn allerdings etwas schwer auf den Stock
gelehnt im Wagen stehen, im nächsten Augenblick aber
stieg cr leicht und elastisch aus, ging auf dem Bahnsteig
ouf und ab, ließ stch verschiedcne Leute vorstellen, sprach
heitcr und guter Dinge und fuhr dann in offenem Wagen,
stürmisch begrüßt und freundlich wiedergrüßend, mit der
Königin und dem Hof nach dem Schlosse. Die Krankheit,
die den König ergriffen hat, ist thatsächlich Blinddarm-
entzündung. Auch hat sie Balfour im Unterhause so be-
zeichnet. Wenn man im Publikum vom Krebs spricht, so
wird dadurch nur die alte Erfahrung bestätigt, daß das
Publikum sich in solchen Fällen am leichtesten das Schwerste
vorstellk.

London, 24. Juni. Es fehlt an Worten, iun die
Bestürz u n g und den L> ch m e r z anch nnr anzu-
denten, mit denen die Bevölterung die Nachricht von der
Erkrantung des Königs und dem Ausschnb der Krönung
entgegengenoinmen hat. Tas ersle Anzcichen der kom- '

menden Beunruhigung war die Plöbliche Bernfung der
Vertreter der Presse nach dem Buckinghampalast, wo
dcr Privatsekretär des Königs ihnen das von den ersten
Aerzten des Landes unterzeichnete Bnlletin mitteilte,
Mittlerweile war die Nachricht nach dem llnterhanse und
anderen Mittelpunkten gelangt. Telegraph und Telephon
verbreiteten sie auf das schnellste in ganz London. Die
sesttäglich gestimmte Menschenmenge, die sich in den Stra-
ßcn drängte, wnrde wahrhaft in Bestürzung versetzt und
von Entsetzen ergrisfen, ats die Abendblätter erschicnen
nnd große Plakate von den völlig nnerwartet gekom-
menen Ereignissen berichteten. An der Börse erfuhren
Konsols einen scharfen Knrsrückgang. Die volle Be-
deutung und Schwere der Nachricht kam jcjdermann
sosort zum Bewußtsein. Ter König erschien dem Auge
des Laien gestern, als er im Buckinghampalast eintraf,
Ivohl aussehend, aber das klar sehende Ange des Arztes,
das ihn scharf beobachtete, bemertte, daß er sehr krank
war.

Berlin, 24. Iuni. Fn den Kreisen nnserer angesehen-
sten medizinischen Autoritäten ist man auf Grund der
bisherigen Berichte üüer die Erkrantnng König Eduards
der Ueberzeugnng, daß die heute vollzogene Operation
t'eine Lebensgesahr bedente. Hier in Berlin werden solche
Operationen sehr häusig vorgenommen. Der chirnrgische
Direktor des städtischen Krantenhauses, Geh. Mcdizinal-
rat Dr. Sonnenburg, hat solche Operationen bereits in
Zahl von mindestens achtzehnhnndert nüt großem Er-
sotge ausgeführt. Tie Kranken Pftegen meist innerhalb
dreier Wochsn wieder hergestellt zn sein. Es ist anznneh-
men, daß die Blinddarmentzündung beim König Eduard
nach dcr Operation den gleichen guten Verlaus nehmen
ivird.

Deutsches Reich

— Der Kaiser hat sich gestern nach Cnxhavcn bege-
ben und dort an Bord des „Meteor" der Regatta ange-
wohnt. — Die Kaiserin hat in Plön einen Besnch ab-
gestattet.

— Die Z o l l t a r i f t o m m i s s i o n begami ge-
stern die Beratnng der Positionen 438 bis 442 —-
G a r n e. — Position 438 verlangt für eindrähtige
Garne, roh, bis Nr. 17 (englisch) 9 Mk., bis Nr. 25
15 Mk., bis Nr. 45 18 Mk., bis Nr. 60 24 Mk., bis Nr.
79 30 Mk., bis Nr. 100 36 Mk., darüber 42 Mk. Zoll.
Tie Position 439 verlangt sür gebleichtes und gefärbtes
Garn einen Zuschlag von 10 M. zu den oorigen Sätzen,
Position 440 für zweidrähtige Garne, einmal gezwirnte,
roh, einen Zuschlag von 3 Mk. Position 441 für drei-
oder mehrdrähtige Garne, einmal gezwirnt, roh, 40 Mk.,
gebleicht 50 Mk. Zoll. Position 442 sür drei- oder mehr-
drähtige Garne, wiederholt gezwirnt, roh 50 Mk., ge°
bleicht 60 Mk. Hierzn liegen zahlreiche Abäüderungs-
anträge vor, darunter ein Antrag Schlumberger auf
Einführung der metrischen Garnnumerierung. Die
Regierung steht dem Antrag sympathisch gegenüber,
bittet aber, den internationalen Verbandlnngen über
diesen Punkt nicht vorzugreifen. Für den Antrag treten
die Sozialdemokraten und Konservativen ein. Die übri-
gen Redner sprechen sich dagegen aus, weil hierdurch eine
totale Umwälznng in der Jndustrie herbeigeführt würde.
Ter Antrag Schlumberger wird sodann abgelchnt; des-

Stadttyeater.

Heidelberg, den 25. Juni.

Lctztcs Opcrngastspiel dcs Mannheimer Hofthcaters.
"Der polnische Iud e". Volksoper von Karl Weis.
^ Von den drei interessantcn Opernabenden, welche wir den
^iannheimer Künstlcrn verdanken, war dieser letzte jedenfalls
intercssanteste. Jst cs schon an und für sich hocherfreulich,
e>ne Oper, die erst scit kaum einem Jahre aufgetaucht ist,
feute schon hier ausgcführt zu sehen, so ist dieses Ereignis um
erfreulicher, da wir damit einc wirklich wertvollc Bekannt-
ichaft gemacht haben. Weis ncnnt sein Werk „IZolksoper"
Md wie mtr scheint mit gutem Rechte. Vor allcm in Bezug
Pst den Text Das „Volk" im ganzen Grotzen liebt Stoffe,
Lf es unmittelbar packen, es erschüttern und ihm Schuld und
Nhne in drastischer Weise vor Augen führen. Diese Eigen-
Maft hat das Textbuch, welches von Viktor Leon und Richard
§Mka mit'gutem dramatischem Geschick nach eincr Novelle von
jFckrnann-Chatrian bearbeitet wurde, im hohen Gradc. Man
. von der Handlung vom crsten Augenblick gefesselt und
^ckiert das Jnteresse daran auch nicht, wenn man selbstz den
Ächalt dcs Stückcs schon kennt. Dieser ist in Kürzc folgender.

Gastwirt in cinem elsässischen Dorfe, desscn Geschäfte
bm ^ gchen, hat cinen bei ihm übernachtenden durchreisenden
"llschen Juden m einer Winternacht ermordet, seiner Bar-
r^aft beraubt und den Lcichnam in seinem Backofen verbrannt.
j)?^ZNördcr bleibt uncndeckt uud kann während der folgenden
k>ls üsthre mit dem geraubtcn Gelde seine zerrüttete Existenz
^(sttigen und sogar ein reicher Mann wcrden. Seine Ge-
^hensbisse beschwichtigt er durch fromme S-tiftungen und
^sthsthaten aller Art und, um sich ganz sicher zu stellen, giebt
jfuie einzigc Tochter dem jungen Gendarmerie-Wachtmeister
^ evrau. Die Oper bcginnt mit dem Polterabend des jungen
^aares, gerade an dem 15. Jahrestage jener Mordthat. Durch
be^stiungen auf das von den Leuten des Dorfes noch nicht
3kycne geheimnisvolle Verbrechen, durch den anläßlich der

Hochzeitsfeier getrunkenen Wcin ohnehin nervös gemacht, stei-
gert sich die Aufgeregtheit des Wirtes zum Entsetzen, als mitten
in die ausgelassene Festesfrende plötzlich (ganz wie in jener
Nacht) das Schellengeläute eines Schlittens erklingt nnd gleich
darauf ein durchreisender Jude (wie damals) zur Thüre hercin-
tritt, um Nachtquartier zu vcrlangen. Der zweite Aki führt
uns in ungemein ergreifender Wcise das Tranmbild dcs nun-
mehr von dcn wiedererwachten Gewisscnsqualen gcpeinigten
Mörders vor Augen. Er sieht sich in einer düstcrcn Halle des
Mordcs angeklagt vor seincn Richtern, welche, wie dies im
Traume häufig, alle die Züge scincr nächstcn Bekannten tra-
gen. Er leugnet sein Verbrechen, sogar angesichts der grüß-
lichen Erscheinung seines gemordeten Opfers; seine Familie
zeugt für ihn und vcrsichert scine Unschuld. Als jcdoch seine
Tochtcr ihn bittet, er solle bei ihrem Glücke seine Schuld-
losigkeit beschivören, da versagt seine Kraft und er gesteht dcn
Mord. Er wird dem Henker übcrantlvortet, mit eincm furcht-
baren Schrei sinkt er zusammen — das Tranmbild verschwindct.
Dcr Unglückliche licgt als Lciche auf seinem Bette, ein Herz-
schlag hat ihn im Schlase getötet. Seine Familie und Freunde
dringen in das Zimmer und können nur mehr den Totcn bekla-
gen. Der eben erwachte Jude verläßt mit crnstem Segens-
wunsche öas Haus. Diescs ncrvcnaufrcgcude Sujet ist mit
viel Stimmung ausgeführt. Das düstere Kolorit, welches auf
der ganzen Handlung liegt, wird auch durch die heitercn Sze-
nen des crsten Aktes nicht gänzlich aufgehoben. Mitten ün
lärmenden Hochzeitstruüel fühlt man, datz cin unhcimlicher
Druck auf allem ruht, daß etwas in der Luft licgt. Die ein-
heitlich festgehaltene Grundstimmung scheint mir mit der
Hauptvorzug des Buches zu sein.

Wie stellt sich uun dcr Kompouist zu dem Begriffe „Volks-
oper"? Es ist mit dieser Bczeichnung ein eigenes Ding. Als
Mozart seine „Zauberflöte" und Weber seinen „Frcischütz"
schrieb, da nahmen sic sich wohl kaum gcradezu vor, eine Oper
„für das Volk" zu schaffcn. Sie schrieben eben und -—- die
Volksoper war da und ihre Weisen klingen fort und fort und

sind lebcndig geblieben im Bolk bis anf dcn hcntigen Tag. Oü
das auch bei Karl Weis so sein wird? — Jedenfalls finden wir
vicl, sogar recht viel Gntes in sciner gestern gehörtcn Oper.
Schon die ersten Takte der Einleitung, dercn Motive dann im
zweiten Akte wiederkehrcn, sagen uns, daß dcm Komponisten
etwas cinfällt, daß er eine eigene Sprache hat. Und im Gan-
zcn finden wir diese angenehme Entdcckung anch im Verlaufe
der Opcr bcwährt. Ja, wir hören sogar oft recht originelle
Kiänge: so z. B. die Erzählung des Försters Schmitt von der
Nkordthat, das Schlittenmotiv, den Monolog des Wirtes im
zweiten Akt u. s. w. Andere Stellen, und dercn giebt es cine
große Anzähl, sind, wenn auch uicht durchweg cigenartig, so
doch von groheni melodischem Reize und treffcnder Charakteri-
stik. Hierzu gehören n. a. das hübsche Duett dcs Liebespaares.
die sämtlichen Tanzstücke im ersten Akte, die kleincn Ensemble-
nummern und Chorstellen im zweiten Akte. Außcrordcntlich
anerkenncnswert ist in erster Linie die Trcuc und Konsequenz»
mit wclcher der Komponist die poetische Stimmung seines Text-
buches zu illustrieren bestrebt ist, und daß ihm dies so gut ge-
lingt, daran ist nicht nur die gute Beschaffenheit cben dieses
Textes, sondern znm großen Teile auch das glückliche Talent
des Musikers schuld. Weis geht von der Tonsprache des
Bayreuther Meistcrs aus, ohne ihm sklavisch und unsclbstän-
dig nachzutappen. Seine melodischc Erfindung ist, wie es
scheint, ein wenig von der Französischen Schulc bceinslutzt,
Bizct'sche Züge (so das mehrmals wiederkehrende Ermordungs-
motiv) sind nicht selte». Sie hält sich mit Glück fern von jcner
altbackenen Süßlichkeit, an welcher z. B. Kienzl's „Evange-
limann" leidet. Scinc Jnstrnmentation ist von einer nach-
ahmenswerten Dilikatcsse, pikant und meist sehr durchsichtig.
Dcr gutc Erfolg davon: wo wirklich das starke Tutti auftritt.
Imrkt cs dann mit doppelter Macht. Alles in allcm, cine Musik.
die eine üeachtenswerte Summe von Originalität besitzt, dra-
matisch wirksam ist und — was nicht zu nnterschätzenl — nicht
langweilt.

Tie Aufführung war eine ganz ausgezcichnetc. Ilnter
 
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