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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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schcm früher hätten gebaut iverdeu solleu. Diese Grüude er-
kenut Reduer an. Ohne persönliche Spitze sage er aber,
datz auch die Organisation uuseres Eisenbahnwescns dazu mit-
geholfen habe. Jm andercn Haus habe man auf deu früheren
Eisenbahnmiuister Steiue geworfcu, weil cr zu fiskalisch ge-
wesen sei; sein Nachfolger habe bereits gcautwortet, datz für
wirkliche Bedürfuisse auch damals Geld zu erhaltcn gewesen
sei. Jetzt seien wir vielleicht in den entgegengesetzteu Fehler
verfallen. Mit allzu grotzem Wohlivollen gebe man Zuschüsse
zu Seitenbahnen, wenu einige Jahre laug beharrlich petitioniert
werde, sogar zu reinen Privatbauten, von denen der Staat
nie eine Reute erhält. Solche Subventioneu gehörtcn gar
nicht in das Eisenbahnbaubudget. Das Gesetz vou 1862 über
die Eisenbahuschuldeutilgungskasse beziehe sich nur auf Staats-
bahnen und Ausgaben die ihrem Zwecke fremd siud, dürften
dieser Kasse nicht aufgebürdet werden. Man sei aber soweit
gegangen, dah man deu Bau eines Hafens überuommen
habe, deu der Staat selbst baute, und zuletzt sogar dcu Zu-
schuß zu dem Hafen, dcn die Stadt Karlsruhe sich baute. Das
sei mit dem Gesetz unvereinbar, und wenn es bis jetzt weder
von der Kammer noch von der Oberrechnungskammer bean-
standct wurde, so ändere dies die Rechtslage nicht. Hätte man
jene Ausgaben in das ordentliche Staatsbudget eingestellr,
so hättc man sich doch mehr besonncn, sie zu bewilligen, als
wcnn man sie auf Schulden abschieben kanu. Dauu wäre
es zu ciner Steuererhöhuug gekommcn, und das nehme nie-
mand leicht, weder in diesem, noch im auderen Hause. Wenn
die Reute uicht wieder sich hebt uud es mit solchen Baubudgets
weiter gcht, so müsse man erhebliche Summe» aus dem
Staatsbudget darauflegcn, und es werde zu sehr uner-
quicklichen Zuständen kommcn; endlich werde man die Bahnen
einem anderen abtreten, der damit bessere Erfolge zu erzielen
verstche. Preutzen habe die Tendenz, nicht für das Rcich, son-
deru für sich die Bahnen der übrigen Staaten an sich zu ziehen.
Jn den Verhandlungen im hessischen Landtag habe sich, im
Gegensatz zu den Versicherungen des Staatsmiuistcr v. Brauer
eine erhebliche Minderheit gegen den Main-Ncckar-Bahnvertrag
gcbildet und man habe wenig Lobendes von der preutzisch-
hessischcn Eisenbahngemeinschaft vernommen. Die preuhisch-
hessisch-pfälzisch-badische Eisenbahngcmeinschaft sei das Ziel,
das auch erreicht werde, wenn wir so fortmachen. Bei der
Ausführung des Bauprogramms möge man daran deukeu, datz
es sich nicht um eine Verpflichtung, sondern nur um eine Er-
mächtigung handle. Eine weitere Ausgestaltnng müsse von
der Hebung der Rente abhäugig gemacht werden.

Staatsmiuister v. Brauer giebt zu, dah das Baubudget
zu ernsten Gedanken Anlatz gebe. Es sei aber gründlich
geprüft wordcu; auch der Fiuauzminister habe die Notwendig-
keit der Anforderungen anerkanut. Wir befiuden uns wirklich
in eincr Zwangslage. Fast allen Verwaltungcn ergeht es
ebenso. Mit Recht ist gcsagt worden, dah es nicht möglich sein
werde, in zwei Jahren 89 Millionen zu verbauen; das dring-
lichste wcrde zucrst an die Reihe kommen. Bleibe dic Rente
gering, so würden die für den Güterverkehr bestimmren Auf-
wendungen vertagt werdeu. Dah die Organisation des Eisen-
bahnministeriums mitschuldig an dcn hohcn Anforderungen
sei, legt der Redner so aus, datz dcr Wechsel der Person ge-
mcint. Ellstütter habe die badischen Bahnen sehr in die
Höhe gebracht, und es sci möglich, datz Redncr in Bezug auf
Nebenbahncn entgegenkommender gcwesen sei; Baden hätte
eben trachten müsscn, anf die Rufe von Elsatz-Lothringen
zu kommcu. Es sind 600 Kilometer solcher Bahnen erbaut
worden, nun könne man wieder ctwas zurückhaltender seiu. Die
Ucbernahme der Subvcntwn aus die Eisenbahnschuldeutilgungs-
kasse habe der Finanzminister angeregt und beide Häuser haben
zugestimmt. Der Wortlaut des Gesetzes von 1862 stehe nicht
entgegeu. Die beantragteu Bauten erhöhten allerdings unsere
Eiseubahnrente nicht, aber ihre Unterlassung würde unsere
Rente schmälern, und dann könnte unsere Eisebahnselbst-
ständigkeit gcfährdet wcrden. Die Eisenbahn nach St. Blasien
sei auf 6 Millionen geschätzt worden, aber zu nieder; die cin-
gereichten Projekte seien zur Ausführung nicht geeignet.

Freiherr v. Reubronn bestreitet, datz er den Wechsel
des Ministers gemeint habe; er habe nur sachlich die Organi-
sation gemeint, nämlich die Loslösung der Bahneu vom Fi-
nanzmiuisterium. Redncr verteidigt seine Auffassnng des
Zwecks der Eisenbahnschuldentilgungskassc.

Staatsmlnister v. Braucr erwidert hierauf, die An-
sicht sei sehr verbreitet, datz die Bahnen nicht beim Finanz-
miuister, sondern bei einem Miuisterium sein sollten. Bei Auf-
stelluug dieses Budgets lietz sich die Depression noch nicht
nbcrsehen; daucre dieselbe au, so werde das nächste Budget
kleincr ausfallen.

Frciherr v. Bodmau will die Bahnen nicht als ge-
schäftliche Unternehmungcn anschen. Wie früher mit Stra-
tzen, so müsse jetzt mit Eisenbahnen der Staat allen Landes-
teilen Wohlthaten erweisen. Ohne Bahnen könne keiu indu-
strielles Unternehmen mehr prosperiercn; das Statistische Amt
sollte Untersuchungen darüber anstellen, welche Verschiebnng
der Bau vou Bahnen zur Folge hatte. Redner ist für das
gemischte Shstem, aber mehr aus Not, sonst würde er den
Staatsbau vorziehen. Er würde sogar Waldbahnen subven-
tionieren, weil sie den Staatsbahnen Güter zuführen. Die
geschichtliche Entwickelung bringe dem Staat ein weiteres
nobile officium. Die reutabelstcn Bahnen wurdcn zuerst ge-
baut, sic fielen den betreffenden Gegenden in den Schotz. Die
übrigen Landesteile kamcn nicht nur später in den Besitz
vou Bahnen, sondern mutzten auch Beiträge leisten. Vom
volkswirtschaftlichen Standpunkt aus sei es Pflicht des Staatcs,
die Nebenbahnen zu subventionieren. Da man längere Zeit
sehr zurückhaltend war, kommen jetzt die grotzeil Budgets. Jn
dem Rückgang dcr Rentc crblickt Redner kein Unglück. Weise
Sparsamkeit sei zu empfehlen, darüber stehen aber Konkur-
renzfähigkeit und Betricbssicherheit. Wenn die Eisenbahn-
schuld anwachse und grötzere Zuschüsse erfordere, so werde
trotzdcm dic Volkswohlfahrt höher stehen.

Der Berichterstatter, Geh. Kommerzienrat Scipio ver-
tveist im Schlutzwort auf die einfachere Ausführung der ameri-
kanischen Eisenbahncn. Die Regierung hätte sich mit einer
Kürznng des Baubudgcts einberstanden erklärt, aber die Zweite
Kammer hätte alle Positioncn darin haben wollen zur Beruhi-
gung dcr betreffendcn Gcgcnden. (Heiterkeit.)

Die Spezialdiskussion wird auf Nachmittag 4 Uhr ver-
schoben. Schlutz der Sitzung halb 2 Uhr.

Preußc».

Trier, 27. Iuni. Eiike unter dem Vorsitz des Bi-
schofs Kornm tagende Versammlung von 122 Diözesen-
geistlichen beschloß, im Gegensatz zn den bestehenden
christlichcn Arbeitervcreinen spezifisch katho-
Iische Arbeitervereine zn gründen.

Ausland.

Rrankreich.

P a r i s, 27. Juni. Jm Ministerrat unterzeichnete
Präsident Loubet auf Autrag Combes ein Dekret, welches
die sofortige Schlietzung aller Ordens-
niederlassungen anordnet, die nach dem Jnkraft-
treten des Vereinsgesetzes eröfsnet wurden, ohne die
Antorisation nachznsuchen. Die Maßregel trisft die

neuen Zweigniederlassungen angemeldeter Orden, welche
lediglich den aufgelöstcn Orden, besonders den Jesuiten,
als Zuflncht dienen sollteu.

Schweden.

— Die Bevölkeruug Schwedens bestand
Ende 1901 aus 6 175 228 Personen, davon 2 528 179
männlichen und 2 649 049 weiblichen Geschlechts. Jn
Städten wohnten 1 121 814 und anf dem Lande
4 063 414 Personen. Die Zunahme der Landbewohner
betrug im Jahre 1901 0,52 Prozent, ebensoviel die der
Städte. Stockholm hatte Ende 1901 303 356 und Go-
thenburg 132 111 Einwohuer.

Aus Stadt und Land.

f Mamiheim, 26. Juni. (Der hiesige Bürger-
a u s s ch u tz) hielt heute eine mehrstündige Sitzuug ab, in der
er namcntlich das autzerordentliche Budget in Beratuug zog.
Herr Oberbürgermeistcr Beck teilte mit, datz für das laufende
Jahr für städtische Arbeiten und Unternehmuugen 10 Milliouen
iu Aussicht genommen sind. Aus der Mitte des Bürgeraus-
schusses wurden zahlreiche Wünsche bezüglich dcr Vornahme
weiterer Arbeitcn laut, jcdoch erklärte Herr Oberbürgermeister
Beck energisch, daß die städtischen Finanzen weitere Ausgaben
streug verbieten. Die Stadt dürfe in diescm Jahre auf
keineu Fall mit einer Auleihe au den Markt trcten, wenn
sie ihren Kredit nicht erschüttcrn wolle. Die Vorlage wurde
angenommcn. Die übrigcn stadträtlichen Vorlagen betrafen
die Herstelluug neuer Stratzcn, die Erweiteruug des Kabel-
uetzes des städtischen Elektrizitätswerkes usw. Diese Wor-
lageu wurden genehmigt, dagegen konnte Lber den Antrag
des Stadtrates auf Bewilliguug von 270 000 Mk. zur Auf-
stellnng neuer Maschinen im Elcktrizitätswerk nicht mehr ab-
gestimmt werden, da sich inzwischen die Beschlutzunfähigkeit
des Hauses herausgestellt hatte.

Aus Baden. Grotze Aufregung herrschte dieser Tage in
Odenheim, als spät abends durch die Ortsschelle bckannt
gegeben wurde, datz ein Ijähriges Kind abhanden gekommen sei
und sich wahrscheiulich im Walde gegeu Michclfcld zu verirrt
habe. Es machten sich alsbald mehrere Hundert Personen,
teilweise mit Laternen versehen, auf den Weg, und nach mehr-
stündigem Suchen wurde das Kind gegen Mitternacht an der
Siegfriedsbrunnen-Allee schlafend aufgefunden. Das Kind
war mit zum Kirschenpflückcn gegangen und hatte sich unbe-
merkt gegcn den Wald hin entfcrnt.

X Patcntbericht fiir Baden vom 24, Juni 1902, mit-
geteilt vom Jnternationalcn Patentbureau C. Kleyer in
Karlsrnhe <Baden), KriegSstratze 77. (Auskünfte ohne Recherchen
werden den Abonnenten dieser Zeitung kostenfrei erteilt.
Die Ziffern vor den betreffenden Nummern bezeichnen die Klasse.
Patentert e ilun g en: 33o. 133504. Bartkamm zum Nieder-
legen nnd Bügeln des Bartes. Friedrich Krüger, Karlsruhe,
Westendstr. 26 7. September 1901. Gebrauchsmuster-
Eintragungen:4ts. 176921. Taschenfeuerzeug mit Ein-
richtung zur Auswechselung der Reibfläche für Schweden- und
andere Zündhölzer. Lutz u. Weiß, Pforzheim. 21 April 1902.
8 ä. 177 054. Tisch mit unter der Tischplatte liegendem Bügel-
brett. Otto Hügle, Mannheim, 1.12,8.20 Mai 1902. 33 b.
177039. Jn zwel Handtaschen zerlegbarer Reisekoffer. Eugen
Oppenheimer, Heidelberg. 15. Mai 1902 84 o, 177 093. Verstell-
barer Parqnetboden-Reinigungs-Apparat, bestehend in Eisenblock
Stahlspänerahmen. Glaspapierreiber und Bohnerbürste. Bürsten-
und Pinselfabrik Donaueschingen. 13. Mat 1902.

Kleine Zeitung.

-— Erfnrt, 24. Juni. (Auch ein Duel l.) Die
Duellsrage behandelten zwei 14 Jahre alte Landwirts-
söhite in dcm Bergkreisdorf Zimmern bei Erfnrt recht
ernst. Einer nichtssagenden Ursache halber forderte
einer den andern und es wnrde K u g e I w e ch s c l m i t-
teIs Teschins beschlossen. Beim ersten Gange sehl-
ten die 9 Millimeter-5lngeln das Ziel. Beim zweiten
brach einer der Duellanten znsammen, das Projektil war
ihm in die linke Brnstseite gefahren. Der ans Erm-
stedt herbeigerufene Arzt, der die Kugel nicht zn ent-
sernen vermochte, ordnete den Transport des Verwun-
deten nach dem städtischen Krankenhause in Erfurt an.

— Rostock, 24. Juni. (E h r u n g.) Die Phiko-
sophische Faknltät der hiesigen llniversität ernannte den
Dichter Heinrich Seidel-Grotz-Lichterselde anlätzlich seines
60. Gebnrtstages zum Dr honoris causa.

— Mcssina, 26. Juni. Gestern Abend wurde hier ein
kurzer, leichter E r d st o tz wahrgenommen, Schaden
wnrde nicht angerichtet.

— Wcgcn einer Beleidigung im Beichtstuhl hatte sich
der Pfarrer aus Fröningen i. Els. vor dem Schöffen-
gerichte in Alttirch zu verantworten. Er wurde beschnl-
digt. einer b e i ch t e n d e n D a m s gegenuber im Beicht-
stnhl mit lauter Stimme mehrere heftige Aus-
drücke gebrancht zn haben. Der Vorsitzende des Schöf-
fengerichtes versuchte vor Eintritt in die Verhandlung
den Pfarrer zn bewegen, die beleidigenden Worte zurück-
znnehmen nnd eine entsprechende Geldbutze nebst den
Kosten zn zahlen; der Beklagte ging jedoch hierauf nicht
ein. Nach Veimehmung einiger Zeugen kam das Ge-
richt zn einem Schuldigsprnch. Das Nrteil lantete anf
80 Mk. Getdsträfe unter Tragung der Kosten. Autzer»
dem wurde die Veröffentlichnng des Urteils dnrch einen
achttägigen Anschlag am Gemeindehause in Fröningen
versügt.

— Dic Rrnnbahn als Rendczvous fiir — Gcrichts-
Vvllzichcr. Ein ganz eigenartiges Schauspiel bot am
Sonntag die Rennbahn zn Ha m b u r g. Es waren dort
nicht weniger als 13 Gerichtsvollzieher, unter ihnen
anch vier aus Berlin, erschienen, nm gelegentlich des dort
abgehaltenen Derbys im Auftrage und znm Tcil in Be-
gleitnng von Gläubigern Pfändungen vorznnebmen.
Einige der Beamte konnten mit sichtlicher Befriedignng
ihren Aufträgen gerecht wcrden.

Zum Mntergang des Horpedoöootes .,8. 42 ^

Euxhaven, 26. Juni. Cin Augenzeuge berichtet dcm „Berl.
Lokalanz.": Das Torpedoboot „8. 42", von Helgoland kom-
mend, hatte drei englische Herren und deren Diener mitgenom-
men. Nach Passieren des letzten Elbfeuerschiffes war ich unter
Deck gegangen. Kaum oben wieder angelangt, wurde ich von
einem Eugländer nach vorn gerissen, und im selben Moment
erfolgte der Znsammenstotz. Das Torpcdoboot wurde am Achter-
Stcnerbord getroffen und verlor fast den ganzen hinteren
Teil bis zum hinteren Turm. Ein in diesem Teil anwesender
Matrose war unrettbar verloren, ebenso zwei dort schlafende
Maschinistenmaate. Der Kommandant Kapitänleutnant von
Rhöneck befahl sofort: „Schotten dichtl", was ausgefnhrt wurde.

Cr hoffte, das Boot zu halten und wollte die Anker fallerk
lassen, um ein Abtreibeu aus dem Fahrwasser zn verhüten.
Das Ankermanöver mitzlang jedoch wegen der Dunkelheit. Der
Maschinenranmschott gab nach, das Waffer drang iu den Ma«
schinenraum, und das Boot senkte sich. Nun wurde das Rer-
tungsboot klar gemacht, die Leute lietzen zuerst die Engländer
einsteigen, dann folgten anf Befehl des Kommandanten noch
andere Leute, Heizer, die nicht schwimmen konntcn. Das
Boot blieb auf Befehl beim Torpedoboot. Da brach öer Kessel-
raumschott. Als das Wasser iu dte Kessel drang, kamen die
drei im Heizranm weilcnden Heizer, zumteil verbrannt, durch
die aus deu verlöschenden Feuern schlagenden Flammcn, an
Deck. Jetzt bcfahl der Kommandant, die Schwimmgürtel an-
zulegen. Das Retlungsboot war überfüllt, es kam längs-
seit des Torpedoboots, und einer der Leute verlies es freiwillig
nnd kam zu uns an Bord zurück. Nach Aufforderung des Kom-
mcmdanteii gab noch einer der im Rettungsboot bcfindlichen
Leute seiuen Schwirmngürtel an die an Bord stehcnden Leute
ab. Das Torpedoboot sank jetzt schneller. Als der vordere
Schornstein verschwand, sprangen etwa vier oder fünf Mann
übcr Bord. Der Rest der Mannschaft, bestehcnd ans dem Kom-
mandanten, dcm Obermaschinisten, cinem Maaten und cinigen
Heizern, vcrsank mit dem Torpedoboot. Der Strom trieb alle
gegen den Dampfer „Firsby", welcher uns angerannt hatte
und znr Rettung herbeikam. Das Torpedoboot hatte sich ctwa
10—12 Minuten gehalten, so^datz „Firsby" Zeit hatre, her-
beizukommcn. Er nahm die Schwimmenden auf, die sämtlich
gerettet wnrden mit Ansnähme des Kommcmdanten, welcher
beim Schwimmen znm Dampfer untersank. Somit smd dank
der musterhaften, übcr alles Lob erhabenen Führung der
Mannschaft alle Leute gerettct worden, die an Bord überhaupt
rettbar waren. Von 28 Personen sind nur vier verloren;
denn das Rettungsboot erreichte einen Leichter, welcher die
Jnsasscn aufnahm, Die Maimschaft des Schultorpedobootes
bestand gröhtenteils aus jungen Heizern, die zum erstenmale
überhaupt auf See fuhren, um so anerkcnnenswerter blieb
ihre Ruhe und die Disziplin, mit der sie die Befchlc aus-
führtcn, das einzig tröstende Moment bei diesem crschüttern-
den Unglück.

Die drei Engländer, welchc mit einem englischen Dienec
an Bord des Torpedobootes sich befanden und gerettet wor-
den sind, haben Cuxhaven verlassen und sich nach Hambucg
begeben, wo sie im Hotel de UEurope abgestiegen sind, nM
von dort direkt nach Englcmd weiter zu.reisen. Die Engländec
heihen Hon. Rupert Gnineh, Mr. Somers Somerset, Sir
Edward Birkbcck. Die Herren waren abends anf der Wettfahrt
Dover-England gegen 10 Uhr mit der englischen Jacht „Lean-
der" vor Helgolcmd angekommen nnd hatten sich dort, urn
schncller nach England zurückkehren zu können, auf das Tor-
pedoboot „8 42" begeben, nm nach Cuxhaven zu fahren nnd
daiiu von dort zurückzureisen.

Weater- uad Kunänachrichten.

Hcidclberg, 28. Juni. DasBrüsselcr Streich-
q u ä rtett. ' Zu den ausgeAeschnetsten Streichquartett-
vereinigungen der Gegenwart gehört unstreitig das Brnsseler
Quartett, ivelches jetzt mit autzerordentlichem Crfolge die
Runde in allen gröheren europäischen Städten macht. Ueber
diese Künstlcrvereinigung, an dcren Spitzc der bekannte Violi-
nist Franz Schörg steht, ein Schüler Abels in München und
Usaies in Brüssel, liegen nns u. a. folgende Berichte vor:
„Die Herren Schörg, Daucher, Miry, Gaillard zeigtcn si(h
als ebenso hervorragende Stilistcn wie Virtuosen. Es ist
unmöglich, in der Wiedergabe dcr Nuancen und in der Wir-
kung der Gegensätze einen höheren Grad der Vollendung zU
erreichen." (Paris, „Guide musical.".) — „Das Brüsseler
Streichquartett kann den berühmtesten KünstlerveremigungeN
dieser Art als ebenbürtig an die Seite gestcllt werden.'
(Berlin, „Neue Preuhische (Kreuz-) Zeitung".) — „Wer un-
längst die Böhmen hörte und gestern die Brüsseler, der wird
uns bestätigcn, dah die letzteren cbenso impulsiv zu interpretie-
ren vermögen." (Münchener „Allgemeine Zeitung".) — Es
besteht die Hoffnung, dah diese hervorragenden Künstler die-
sen Winter auch nach Heidelberg kommen.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Montua, für deu

Jnseratenteil Th. Berkcnbusch, beide in Heidelbcrg.

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Großes Lager Oeganier und sölider

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Konk nrr eii z l o s e Preise.

Anfertigung nach Maß; Reparaturwerkstätte

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Lilbgs, ubsr kssts krsiss. ä.nkmsrbssms Lsälsnnug._

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Lilligsts Lrsiss Orössts Lnsvsbi kssüs Lsäisnnvz^

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Ivl srbält äis llnZsuä.

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