Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

DOI Artikel:
Widmer, Karl: Farbe und Raum-Stimmung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0013

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

5

campbell & pullich—berlin. Esszimmer aus dem Landhaus-Projekt.

setzt und gleichmäßig über die ganze Fläche zerstreut. Möbeln dagegen verlangt die Geschlossenheit der Raum-
Die Art, wie gewisse, in historischen Theoremen be- Stimmung, dass sie mit der Wand zusammen auch farbig
fangene Architekten »im Sinne des Mittelalters« ganze als einheitlicher Organismus auftreten: so dass Möbel
Kirchen von aussen und innen mit den schreiendsten und Wand die Hauptnoten im farbigen Klang der
Farben ausmalen, schlägt unserm modernen Empfinden Raumstimmung ausmachen. Je feiner, kultivierter das
direkt in's Gesicht. Form und Farbe gehen darin Farbengefühl des Einzelnen ist, nach desto gedämpfteren,
einander parallel: in der Form sucht die moderne Raum- ausgeglicheren Akkorden wird es dabei verlangen, desto
kunst ruhige, einfache Flächen mit sparsam verteiltem unerträglicher werden ihm lärmende Farben, starke, un-
Ornament; in der Farbe einen ruhigen einheitlichen, vermittelte Gegensätze sein.

den Raum beherrschenden Grundklang mit sparsamer Selbstverständlich richtet sich die Wahl des Grund-
Verwendung der starken Farbflecke zu konzentrierten tons in Qualität und Stärke nach der Bestimmung des
Accenten. Der Träger des Grundklanges ist die Raums. Je mehr der Raum der Arbeit und dem All-
Wand (gerade wie die Fläche als konstruktives, räum- tagsleben gewidmet ist, desto schlichtere, einfachere
bildendes Element und nicht Farben sind am Platze. Die

das dekorative Detail der __^*^FlE=3E5T_ _ Sammlung des Geistes in einem

Träger des architektonischen JF""^ B^T^ 1 HE, Studierzimmer verträgt sich

Gedankens ist); die Accente ff/ LE mj> | |—■ schlecht mit einer auffallenden,

sind der Schmuck: entweder |( "A"C"Z F13 PI lebhaften Tapete. Das Reiche

der Schmuck im eigentlichen V\ fr |)| ||l|||Lj JicSi! \H| gehört in den Gesellschafts-
Sinn die Bilder, Vasen, Tep- 1 , I \ lilüliLL,— -r \\\\\\\\\\^\ und Festraum, wo die ober-

piche , Blumen und dergl.; vop platz.

j=l U'l Hm II.,u | flächliche Angeregtheit des ge

oder Gebrauchsgegenstände, |__ _i .jip. I sellschaftlichen Verkehrs, die

bei denen die Berechtigung, I ,aafMtl HALLE p _|"""Tt VoCMAJ animierte Stimmung festlicher

aufzufallen in der praktischen 1^ I I 1 Geselligkeit starke Eindrücke

Bestimmung begründet ist, z. 1 X 1 1 Jh HTT TT*^ verträgt, und das Prunken bis

B. Zeiger und Zifferblatt einer |_____ | _ zu einem gewissen Grad dazu

Wanduhr. Denn der Schmuck [53z _ gehört. Es ist derselbe Unter-

soll auffallen: das Ornament t(?D0E-5cno55 _ schied, den jede Dame zwischen

in der Fläche, wie der Ring _ Hauskleid, Strassenkleid und

am Finger, die Schleife-oder Grundrüs des Land- gesellschaftlicher Toilette zu

Agraffe am Hut. Von den haus-Projektes. machen weiss, prof. widmer.
 
Annotationen