Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

DOI Artikel:
Zimmermann, Wilhelm: Sprechsaal
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0046

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


INNEN - DEKORATION

PROFESSOR JOSEPH HOFFMANN—WIEN.

basischen Farbstoffe wesentlich lichtechter geworden sind,
bei den nachtannierten sauren Farbstoffen dagegen keine
Erhöhung der Lichtechtheit konstatiert werden kann. Diese
Versuche wurden von mir wiederholt, mit stets gleichem
Resultat, ausgeführt. Dieses zweite Beispiel zeigt uns ferner,
dass die Ansicht des Herrn Professor Dr. Sonne, es handle
sich bei der Nachtannierung nur um eine schützende Schicht,
welche die etwas höhere Lichtechtheit bedingt, nicht richtig
sein kann, da sonst auch die mit sauren Farbstoffen gebeizten
und mit einer Tanninlösung übersetzten Brettchen eine höhere
Lichtechtheit aufweisen müssten; denn sie müssten doch von
der nachträglich aufgetragenenTanninschicht geschützt werden.

Die Erhöhung der Lichtechtheit von Beizungen mit
basischen Farbstoffen durch Vortannieren oder Nachtannieren
ist allerdings sehr verschieden und allein abhängig von dem
in jedem einzelnen Falle angewandten basischen Farbstoff.

Bei den ganz lichtunechten Repräsentanten dieser Gruppe
wie Methylviolett, Diamant-Fuchsin, Malachitgrün, Chrysoi-
din etc. ist der Unterschied in der Lichtechtheit zwischen
dem freien Farbstoff und seinem Tanninlack allerdings nur
sehr gering, gleichgiltig ob der Tanninlack durch Vor-
tannierung oder Nachtannierung entstand. Bei anderen
basischen Farbstoffen und dazu gehören Methylenblau,
Naphtolblau und Echtviolett ist der Unterschied in der Licht-
echtheit zwischen dem freien Farbstoff und dem Tanninlack
schon recht auffallend.

Blumen-Ständer mit verstellbaren Kästen.

Der Vergleich meiner Nachtannierungsmethode mit dem
Übersetzen von Beizungen mit Kasselerbraun und Nussbeize
in Körnern durch Rotter ist recht unglücklich gewählt. Die
erhöhte Lichtechtheit, welche Rotter beim Übersetzen mit
Kasselerbraun und Nussbeize beobachtete, beruht auf ganz
anderen Ursachen und zwar: 1. lagerten sich beim Über-
setzen der von Rotter gebeizten Probebrettchen diese beiden
lichtechten Farbstoffe über die lichtunechtere Grundierungs-
beize, sodass das vor sich gehende Verblassen der darunter
liegenden Farbschicht überhaupt nicht so sehr wahrgenommen
werden konnte und 2. enthalten die Beizlösungen dieser
beiden Farbstoffe, auch wenn dieselben durch ein Baum-
wolltuch filtriert werden, stets eine Menge ungelöster, nur
suspendierter Bestände in feinster Verteilung, welche durch
die Filter hindurch gehen, sich dann als Deckfarbe auf
die Holzoberfläche des Holzes ablagern und so natur-
gemäss einen teilweisen Schutz für die darunter lagernde
Farbschicht bieten müssen, da sie die Lichtstrahlen nicht un-
gehindert hindurch gehen lassen. Sie wirken etwa wie eine
Staubschicht auf einer gebeizten Fläche oder wie eine mit
Staub bedeckte Glasscheibe, hinter welcher Belichtungs-
proben vorgenommen werden.

WILHELM ZIMMERMANN-BARMEN

Chemiker-Kolorist und Lehrer an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule.
 
Annotationen