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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Schaukal, Richard von: Die Miet-Wohnung, [2]: Ausstattung
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0072

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INNEN - DEKORATION

Krügen,Blumenbehältern (Silberund Glas)
unter Tags Unterstand gewährt. Zwei,
drei diskrete Bilder — hierher passen
Ölgemälde in Goldrahmen — vollenden
den Gesamteindruck: prunklose Würde.

Behaglicher, wärmer ist das »Sitz«-
oder »Herren«zimmer, der Raum, wo man
den schwarzen Kaffee trinkt, Likör kostet,
raucht. Ein Schreibtisch steht ihm an.
Tiefe bequeme Sitzmöbel geben die Domi-
nante. Sie sind in Bewegungsfreiheit
sichernden Zwischenräumen um einen
runden, sehr breiten, sehr niedrigen Tisch
verteilt. Der Feuerplatz ist gleichfalls
durch zwei, drei Lehnsessel ausgezeichnet.
Schränke stehen an den Wänden: es
sind Zigarren-, Bücher-, Mappen-, Gewehr-
kasten, je nach dem Charakter des Raumes.
Stellt er zugleich das Arbeitszimmer des
Hausherrn vor, werden die Bücher über-
wiegen. Er mag ausgesprochenermaßen
ein Jagdzimmer sein, ein Rauchsalon, im
englischen, im türkischen, im Kajüttenstil.
Dunkle schwere Vorhänge, die man ganz
zuziehen kann, vor den Fenstern, reichlich

Architekt hans ofner—wien. Brotkorb, Altsilber. Teppiche — persische vorzüglich — auf

dem Boden ausgebreitet; glattes Messing-
Ferner gehe man immer vom Zweckdienlichen, oder Kupfergerät, Aschenbehälter, mit Geschmack
nicht vom »Schönen« aus. Das Zweckdienliche in zerstreut, sonstige Rauchrequisiten (nur kein >fertiger«
solider Ausführung ist immer auch schön. Das Rauchtisch!!); allerhand Hilfstischchen (mit einge-
Buffet sei breit, schwer, massig, fülle gut eine legten Stichen oder mit Kachelplatten); der unver-
halbe Langwand, habe reichlich Fassungsraum und meidliche Spieltisch mit getriebenen oder polierten
Standflächen. Man »schmückt« es einzig mit Silber- Silber-Leuchtern.

stücken des täglichen Gebrauchs. Nur keine Ritter- Hell, freundlich sei das Damenzimmer. Herrscht
krüge und Paradeschüsseln, keine Blumenvasen im Herrensalon Leder, dunkler Samt vor, mögen
und Häkelarbeiten! Im Speisezimmer befinde sich das Auge hier zarte Muster, frische Farben er-
ferner ein breitausladender, nicht zu hoher Tisch freuen. Blumen, auf dem Fensterbord oder dem
(man erprobe sorgfältigst das richtige Verhältnis Blumentisch in Töpfen und Kübeln gereiht, in
von Tisch und Stühlen: nichts ist grausamer als Vasen auf Tischchen, auf schlanken Schränkchen.
einem zuzumuten, dass man beim Zerlegen des Das Damenzimmer mag getrost einen »historischen«
Bratens mit den Armen »hin auf turne«!) Ein ovaler Stil haben: Empire, Rokoko, »Biedermeier« (Barock
Tisch ist praktisch. Er fördert eine zwanglose Sitz- ist wohl zu vermeiden).

Ordnung, löst leicht schwierige »Rangs«probleme. Im Schlafzimmer sei nichts, was nicht un-

Die überzähligen Sessel sind mit Vorsicht an den bedingt hier, in diesem Ruhe-, Erholungsraume,

Wänden zu verteilen. Ist genügend Platz vor- benötigt wird.

handen, stellt man sie am besten zu zweien, dreien Das Kinderzimmer kann bunte Farben auf-

und vieren nebeneinander: im Speisezimmer sind weisen: Bauermalerei, einen derb konturierten

die »Reserve«-Stühle zugleich Schmuckelemente. Fries, am nettesten präsentiert es sich wohl weiss

(Ein Sopha gehört absolut nicht dahin). Ausser in weiss (Mullgardinen, weiss lackierte Möbel,

dem Büffet benötigt man wohl einen kleinen An- weisser Holzbelag). richard schaukal.

richtetisch mit Stell-Aufsatz, dann etwa noch die -

eigentliche »Silberkredenz«, deren tiefe Laden die -r>rnn™ni>ri i oo w u u r t
6 ' T~)EDAKTIONELLES: Wir machen nochmals auf unsere

abhebbaren Bestecklagen bergen, während die Be- J\ Preis-Ausschreiben aufmerksam. Termine: 10. Februar,
krönung dem Tisch-Schmuckgeräte: Aufsätzen, 10. März, 10. Mai, 10. Juli, 10. Sept. Näheres im Januar-Heft.
 
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