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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Schlicht, Hans: Moderne Villen-Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0078

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INNEN - DEKORATION

weil der raffinierte Architekt
alles so »gedeichselt« hat, dass
die »Kisten« absolut nicht unter-
zubringen waren. Man hat da
seine Finessen, wie der gewiegte
Verbrecher beim Einbruch, und
es tut einem nur das viele Geld
leid, das oben im Boden liegt.

Eine Kalamität war von
jeher der Putz. Wurde er nicht
in der vorzüglichen Weise ge-
macht, wie es die Münchner
heute noch verstehen mit ihrem
Kalkmörtel, der wetter- und
frostfest Jahrhunderte über-
dauert, so fielen ganze Flächen
quadratmeter weise schon im
nächsten Frühjahr ab. Feuchtig-
keit der Mauern an der Wetter-
seite langes Gesicht des Bau-
herrn, waren die Folge, und gar

architekt hans SCHLICHT—DRESDEN. Entwurf zu einem Landhause. oft bekam man es zu hören,

als wenn die Tüchtigkeit des

nach Holländer- und altdeutscher Art wieder mit Architekten davon abhinge. Da haben wir denn
den roten Fussbodenplatten belegt wird (wie oft jetzt den vorzüglichen Terranovaputz, der wirklich
auch Gänge und Garderobe), ergibt einen warmen wetter- und frostfest ist und allseitig gerühmt wird.
Kontrast zum parkettierten Speise- und Wohn- Mir persönlich sind eine Reihe grosser Bauten be-
zimmer. Damit kommt auch wieder ein Gutes der kannt, an denen er ausserordentlich gut wirkt, da
Alten zur Geltung, ebenso wie auch unsere aus- er auch in allen Farben getönt werden kann. Auch
gezeichneten deutschen Teppich - Erzeugnisse an die Keimschen Farben sind durch ihre Güte erprobt.
Schönheit der Farbe dem echten
»Perser« starke Konkurrenz
machen und dadurch den hoch
entwickelten Schwindel mit
»echten« Persern wohl nach und
nach ganz verdrängen werden.

Ein wahres Unglück sind
die neuen »alten« Möbel, die
der Bauherr in seine Villa unter-
bringen will. Ein Schrank ist
von früher her da, ein poliertes
Nussbaumbüffet mit aufschablo-
nierten Intarsien, eine Kredenz,
die so viel blaue Flecke ver-
teilte, dass die Ecken schön
rund abgewetzt sind,eineRenais-
sancestanduhr und gar vieles
andere. Dies Möbel soll in die
Diele, das andere in den Salon,
alles nach Möglichkeit recht
günstig verteilt werden. Und
ist die Villa fertig, der glück-
liche Besitzer eingezogen, dann
steht das Zeug auf dem Boden, ., Architekt hans schlicht—Dresden. Entwurf zu einer Villa.
 
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