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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Schramm, W. H.; Jungl, Anton: Über den Schutz von Holzfärbungen durch Politur- oder Wachsschichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0122

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INNEN - DE KOK ATION

AUS DKM HAUSE JOSEF TRIER—DARMSTADT.

Kunst- Verglasung. Entwurf von Otto Prutscher— Wien.

da das Licht in der äussersten Schicht einer gefärbten,
durchsichtigen oder durchscheinenden Substanz seine
Wirkung am stärksten äussert, was wir an mikro-
skopischen Schnitten oberflächlich ausgebleichten, ge-
färbten Holzes gut wahrnehmen konnten. Technisch ist
diese Schutzwirkung gefärbter Politurschichten bedeu-
tungslos, da die Gesamtfarbe infolge der geringen Licht-
echtheit der meisten spritlöslichen Farbstoffe sich doch
rasch ändert, aus welchem Grunde wir auch das Färben
von Polituren zum Nuancieren von Holzfärbungen für ver-
werflich und wenig reell erklären müssen.

Trotzdem ist auch bei klaren Politur- oder Wachs-
schichten eine Schutzwirkung rein theoretisch nicht abzu-
weisen, wenn man bedenkt, dass diese wasserabweisend
wirken und nun hinzufällt, dass von Vielen die hygro-
skopischen Eigenschaften der Faserstoffe, die eine ständig
abwechselnde Wasseraufnahme oder Verdunstung an ihrer
Oberfläche durch den wechselnden Feuchtigkeitsgehalt
der Luft und infolgedessen Bildung von Ozon und Wasser-
stoffsuperoxyd bewirken, als die Hauptursache des
Bleichens der in oder auf ihnen erzeugten Färbungen
angenommen werden. Ja die Beobachtung von Frank,17)
dass mit einer Lösung von Leinöl in Naphta getränkte
und getrocknete Färbungen lichtechter würden, schien
auf eine ähnliche Wirkung der wasserabweisenden Politur-
schichten direkt hinzuweisen.18) Allerdings ist poliertes
Holz nur von einer Seite wasserabweisend, ein Wechsel
des Wassergehaltes findet auch bei ihm fortwährend
statt, aber doch sicher am geringsten unterhalb und in
der geschützten Oberfläche überhaupt nur in geringerem
Grade. - Aus den zuletzt angeführten Gründen und wegen
des von Zimmermann, eines um die Holzfärberei sehr

Vielleicht spielte auch die in Laienkreisen heute noch weit verbreitete An-
sicht, dass das Ausbleichen der Färbungen in einer Verflüchtigung der j
Farbstoffe bestünde, eine Rolle.

Nun gibt es wohl Farbstoffe, die schon bei gewöhnlicher Temperatur sich
verflüchtigen; da sie aber für die Textilfärberei gänzlich unbrauchbar sind
und daher kaum im Handel vorkommen, so bleibt die Veränderung von Fär- BBRH '

bungen durch Flüssigkeit der Farbe auch für die Holzfärberei ausser Betracht,
ausgenommen man hätte nach Monier Quecksilberjod im Holze niedergeschlagen
oder man hätte nach einem kuriosen Vorschlag Stübling's«) Jod zum Holz-

Andere mögen von theoretischen Betrachtungen ausgegangen sein.
Zimmermann spricht von einer teilweisen Verhinderung des Eindringens der •**
Lichtstrahlen, also von einer Absorotion der Lichtstrahlen durch die Politurschicht. HfiBfLjk {Ed

In welcher Weise könnte nun eine Politurschicht lichtabsorbierend wirken? WH

Eine gute Politurschicht soll möglichst hell und möglichst durchsichtig H
sein. Im Mikroskop erscheint sie auch so. Die optische Wirkung ist dann KflM^IE
gleich der einer sehr dünnen Schicht weissen oder schwach gelben oder
bräunlichen Glases.

Die Lichtabsorption durch Glas ist aber an sich schon eine sehr geringe,
— sie beträgt nur 10 Prozent des auffallenden Lichtes und kommt bei der
geringen Dicke der Politurschichten kaum in Betracht. Letztere lässt sich
aus der Menge des für die Flächeneinheit angewendeten Schellacks beiläufig
berechnen oder an mikroskopischen Schnitten messen und wurde von 0,01 bis
0,02 mm gefunden.

Indessen könnte eine Absorption durch photochemische Wirkung eintreten.
So weit sich diese durch eine eintretende Farbenveränderung wahrnehmen lässt,
kommt sie nur bei Wachsschichten einigermaßen in Frage.

Anders ist es allerdings, wenn die Politurschicht Pulver von Körperfarben
beigemengt enthält, oder mit spritlöslichen Farbstoffen gefärbt ist. Im ersteren
Falle ist eine Schutzwirkung von vornherein und schon rein physikalisch

anzunehmen. Aber auch im letzteren Falle findet eine Schutzwirkung statt, Träger-Ausbildung. Entwurf O. Prutscher.
 
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