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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Jaumann, Anton: Neuere Arbeiten von A. Bembé, Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0015

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INNENDEKORATION

XVIII. MHRGHIIG. Darmttadf 1907. MIUIHR-H£n\

NEUERE ARBEITEN VON A. BEMBE—MAINZ.

Wir widmen den Hauptteil dieses Heftes den
Schöpfungen der Firma A. Bembe in Mainz.
Und diese Firma ist eine der vornehmsten Ver-
treterinnen jener alten, festgewurzelten Unter-
nehmen, die von recht vielen Modernen mit der
grimmigsten Feindschaft beehrt werden. Denn sie
hat bisher mit einer seltenen Standhaftigkeit, obwohl
sie sich der Moderne nicht verschloß, doch auch den
Alten Treue gewahrt, trotz aller Reden und Appelle
an das »Zeitbewußtsein«, an das »Pflichtgefühl des
modernen Menschen«, an die »Ehrlichkeit und
Wahrhaftigkeit«, die es uns verbiete, mit dem »Kleid
vergangener Kulturen« uns zu schmücken. An
dieser Verstocktheit, über die ein Parteigänger der
Moderne ja schließlich noch hinwegsehen könnte,
wenn sie nicht mit der unglaublichen Rücksichts-
losigkeit vereint wäre, den andern auch noch die
fettesten Aufträge wegzuschnappen, an dieser Ver-
stocktheit also werden wir bis zu einem gewissen
Grade mitschuldig, indem wir Werke, die einer
solchen verdammenswerten Gesinnung entsprungen
sind, in unsrer Zeitschrift abbilden und der Öffent-
lichkeit unterbreiten. In derselben Zeitschrift, die
sich nie gescheut hat, auch die gewagtesten Lei-

stungen der Moderne aufzunehmen, falls sie irgend
einen gesunden Kern in sich bargen. Für dieses
anstößige, unbegreiflich scheinende Vorgehen
könnten wir die Erklärung und Entschuldigung
ruhig den Bildern überlassen, die eindringlich genug
für sich und ihre Schöpfer sprechen. Diese Arbeiten
sind nicht modern, wollen es auch ganz und gar
nicht sein, daß sie aber in ihrer Art schlechthin
meisterhafte Schöpfungen auf dem Gebiet der Aus-
stattungskunst darstellen, wird man nicht bestreiten
können. Man fühlt hier das Walten einer Tradition,
die durch mehrere Generationen hindurch uner-
müdlich war im Sammeln von Erfahrungen und
Kunsteindrücken, in der Schulung des handwerk-
lichen Könnens, in der Verfeinerung des Geschmacks,
in der Organisierung und dem Zusammenschluß
einer Schar von Hülfskräften zur Erzielung ein-
heitlicher, großer Leistungen. Und wer der Meinung
ist, solch runde, einheitliche, große Wirkungen
ließen sich im Rahmen alter Stile verhältnismäßig
leicht erreichen, da hier alle Motive, alle Proportionen
schon seit Jahrhunderten ausprobiert seien, den
braucht man nur an die unzähligen Fälle zu erinnern,
wo dies eben nicht gelungen ist.

1907.1. 1.
 
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