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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Lux, Joseph August: Moderne Garten-Anlagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0156

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142

INNEN-DEKORATION

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JOHN P. WHITE.

Gartenbank.

JOHN P. WHITE.

Gartenbank.

MODERNE GARTEN-ANLAGEN.

VON JOS. AUG. LUX—DRESDEN.

Der moderne Garten ist auf tektonischer Grundlage
entwickelt, wie die alten stilistischen Gärten. Er
will nicht die freiwachsende Natur nachahmen. Er steht
daher im direkten Gegensatz zu dem sogenannten land-
schaftlichen Garten, seinem Ursprung nach auch der
»Englische Garten« genannt, der die Zufälligkeiten der
landschaftlichen Natur nachzuahmen und auf diesem
Wege den natürlichen Garten herzustellen bestrebt ist.
Dieser »natürliche« Garten sucht indessen das Unnatür-
liche zu verwirklichen. Für den Garten als menschliches
Produkt ist die regelmäßige Anlage das Natürliche; alle
menschlichen Anlagen, selbst das Ackerfeld folgen einem
tektonischen Grundsatz, der physiologisch begründet ist.
Die wildwachsende Natur gehorcht anderen Gesetzen.
Die menschliche Natur sucht Einheit in das Chaos zu
bringen; an Stelle der Zufälligkeit und Willkür setzt sie
die Ordnung und Regelmäßigkeit, die ihr das Natürliche
ist. Die freie Natur ist Rohstoff, der Garten ist Kunst-
produkt. Seit Anbeginn der Kultur war der Garten ein
regelmäßiges Gebilde. Vor 4600 Jahren hatten die
Ägypter Gärten an ihren Häusern, die unseren modernen,
regelmäßigen Anlagen durchaus ähnlich sind. Die gleichen
tektonischen Prinzipien sind an den sagenhaften Gärten
der Assyrer, Babyloner und Perser nachzuweisen. Un-
wandelbar blieben diese Grundlagen in den Gärten an
dem griechischen und römischen Hause und selbst in

den gewaltigen Gartenschöpfungen der hellenischen Städte
ist nicht im entferntesten an eine Nachahmung der freien
landschaftlichen Natur gedacht. Auf den alten Garten-
gesetzen bauen sich die großartigen Schöpfungen der
Renaissance und Barocke auf, die eine künstlerische
Vereinigung von Pflanzenwuchs, Rasenflächen, Blumen-
beeten, Treppen, Balustraden, Plastiken, Teichen, Wasser-
spielen , Terrassen und Wandelgängen darstellen. In
Holland und England fanden die italienischen und fran-
zösischen Gartengestaltungen eine eigenartige Weiter-
bildung, die aber nicht die Grundlagen beeinflußte. Erst
der unter dem romantischen Einfluß und der Natur-
schwärmerei im 18. Jahrhundert entstandene landschaft-
liche oder englische Garten hat die gartenkünstlerische
Entwicklung für ein Jahrhundert vernichtet und fristet
sich noch auf dem Kontinent als klägliche Karikatur
fort, während England seit Jahrzehnten zu den künst-
lerischen Traditionen des regelmäßigen Gartens, wenn
auch mit neuer Auffassung, zurückgekehrt ist. Indessen
ist in den kleinen, ländlichen Hausgärten die regelmäßige
Anlage seit Alters her unzerstört erhalten geblieben. Es
ist ein unwandelbares Gesetz, daß der Garten mit dem
Hause eine organische Einheit bildet. Er ist ein Gebilde,
das in der Natur nirgends vorkommt, als am mensch-
lichen Hause. Seine Physiognomie wird von den Be-
dürfnissen bestimmt, die seit Menschengedenken ziemlich

JOHN P. WHITE. Gartenbank. JOHN p. WHITE.

Ausführung und Vertrieb: Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst.

Gartentisch.
 
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