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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Jaumann, Anton: Die Räume des "Vereins für Deutsches Kunstgewerbe, Berlin": auf der "Großen Berliner Kunst-Ausstellung 1907"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0254

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INNEN-DEKORATION

J.UCIAN BERNHARD—HALENSEE BEI BERLIN.

Tee- und Lese-Zimmer.

starken Kontraste nicht möglich. Doch steht dafür
eine größere Reihe zarter Nuancen zur Verfügung.
— Als weiterer Effekt kommt dazu die Innen-
zeichnung der einzelnen Scherben, die durch
plastische Bearbeitung erzielt wird. Man erinnert
sich der vor Jahrzehnten vielbeliebten Porzellan-
diafaniebildchen, die man vor die Fenster hängte.
Die ganze Bildwirkung war bei ihnen hervor-
gebracht durch die plastische Bearbeitung der
Porzellanmasse; die Bilder waren gegen das Licht
modelliert. Die seichten Stellen ergaben die Licht-,
die dickeren Lagen die Schattenpartien. An dem
Ausstellungsfenster ist nur die Aderung der Blätter
und ähnliches eingegraben.

In dem Raum der Königl. Porzellanmanufaktur
kann man die Entwicklung der Vase zum reinen
objet d'art verfolgen. Gerade Porzellanvasen dienen
nur mehr ganz selten praktischen Zwecken. Sie
sind Schau- u nd Ziergegenstände geworden, bestimmt,
dunkle Partien des Raumes aufzuhellen, leere
Stellen zu beleben, Schränke, Konsole nach oben
abzurunden. Sie haben sich bei der Einrichtung
moderner Wohnungen als äußerst brauchbar er-
wiesen. Schließlich sind sie meist an sich schon
Kunstwerke und als solche des Sammeins und

Betrachtens wert. Die Ausstellung enthält Porzellan-
vasen in verschiedenster Gestalt, mit und ohne
Dekor, bis gegen ein Meter Höhe. —

Das Speisezimmer von Alfred Altherr zeigt
die bekannte gediegene, etwas schwere und hand-
feste Art des Künstlers. Nur das Porzellan, ebenfalls
von ihm gezeichnet, ist, dem Material entsprechend,
in seiner schneeigen Weiße, in seinen anmutigen
welligen Formen mehr auf Eleganz hin gearbeitet.
Etwas fremdartig sehen die beiden Tischaufsätze
aus. Sie sind aus Messing, in der Mitte durch-
brochen, an den Seiten tragen sie Kerzenarme.
Innen ist ein Glasbehälter eingebaut für Schnitt-
blumen. Die Farbenstimmung des Raumes wird
hauptsächlich bedingt durch das Braun der leicht
geräucherten Eiche und das Türkisblau, das die
Filzbespannung des Bodens und der Stühle und
die Kaminkacheln aufweisen. Die beiden Schränke,
die sich an den Kamin anlehnen, fallen zunächst
durch ihre unsymmetrische Form auf. Doch spricht
sich gerade darin das Anlehnen an den Kamin
recht glücklich aus, die innere Hälfte erscheint
gegen den Kamin angedrückt, eingeengt und
deshalb schmäler, doch wird der ganze Komplex,
im Zusammenhang betrachtet, wieder symmetrisch.
 
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