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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Lasser, Moritz Otto von: Bausteine zu einem wirklichen Heim
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0265

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INNEN-DEKORATION

— vollendet ist! Weniger
wäre hier so oft mehr!
Aber das, was wir wirklich
brauchen, sollte dafür ein-
wandfrei sein. Also glatte
Plafonds, glatte Wände.
Letztere wenigstens '/s
ihrer Höhe, und zwar
gegen die Decke zu weiß
gehalten, wie es auch die
Decke stets sein sollte.
Die Wände sollen sonst ein-
fach getont erscheinen.
Also in Grau, mattem Gelb,
in totem Rot, in gebroche-
nem Grün und ähnlichen
Tönen auftreten. Ja, selbst
ganz einfach elfenbeinweiß
gehaltene Interieurs emp-
fehlen sich noch weit mehr
als Grundnote einer in
unsrem Sinne vornehmen
Häuslichkeit, als Tapeten,
gemalte Wandmuster, als
all der »Zierrat«, den man
gewöhnlich zu sehen be-
kommt. Um übrigens noch
einmal und zwar zum letzten
male auf die Decke zurück-
zukommen: ein hübscher
Beleuchtungskörper, von
dieser herunterhängend, ist
dem ganzen Räume und
oft der entscheidende!
Schmuck. Jedoch Licht-
körper, bezw. Beleuchtungs-
anlagen , wie sie heute
fabrikmäßig hergestellt und
mit irgend einem Ornament
verkleistert in den Woh-
nungen angeordnet werden,
gereichen diesen allerdings
nicht zur Zierde; sie sind
vielmehr meist eine Sünde
und Schande .... Nun,
und die Fenster und die
Türen? Ja, weiß Gott,
warum diese ebenfalls zu-
meist wahre Musterkarten der ödesten Geschmacklosig-
keit sind. Und zwar erweisen sich in tausend und
mehr Fällen die Türen und Fenster sowohl hinsichtlich
der Form- als auch der Farbgebung »verhaut«. Aber
um dasselbe Geld, sogar um weniger als sie kosteten,
könnte man von einem Architekten entworfene Türen,
Fenster und Fensterrahmen, dekorativ wirkende Messing-
griffe an beiden herstellen — und je »sachlicher«, je
einfacher dies alles wäre, desto besser! Nur der Ofen
— es freut mich, dies sagen zu können — tritt hie
und da auch heute schon in einem ganz annehmbaren
Gewände auf; ich sah sogar welche, die hinsichtlich
ihrer Farbe gelobt werden mußten. Doch bin ich weit
davon entfernt, den modernen Kachelofen — von an-
deren ist hier nicht die Rede — nur mit liebens-
würdigen W7orten bekränzen zu wollen, denn da er mit

ALFRED ALTHERR—ELBERFELD.

Speise-Zimmer. Ausf. der Möbel: Marby & Gesch,
/Cottbus; Metall-Arbeiten: Spinn & Sohn—Berlin.

zum größten architektonischen Detail eines Interieurs
gehört, einmal gesetzt, nicht mehr gemodelt werden
kann und auch ohne Ofenschirm und andere Notlügen
dem Auge Angenehmes sagen soll, so möchte ich ihm
natürlich ebenfalls die sorgfältig erwägende Hand ernster
Künstler wünschen. Haben wir nun mit dem Haus-
besitzer abgerechnet? Gleich, im Augenblick ... es
fehlt nur mehr der Fußboden. Der ist, wenn er von
hartem Holze und solide gearbeitet, ohne weiteres zu
begrüßen; freilich, lieber würden wir noch Linoleum-
Belag allgemein eingeführt sehen. Der läßt sich nämlich
sehr leicht fegen, wischen und außerdem bildet er als
graue oder dunkel- und mattrote Fläche oder durch eine
andere gedämpfte Farbe einen Wert im Räume, der
das jeweilige Interieur schon von vorneherein auf einem
höheren Niveau erscheinen läßt. In dieser Hinsicht
 
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