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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0200

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192

III. Ergebnisse

bis 35, 116—118, Taf. XXIV, Abb. 14, 15 und 86—88, S. 59. 177). Auf jede der
drei Toten kam je ein Exemplar. Die rechteckigen goldenen Schieber mit ihrer
eigenartigen Profilierung bilden eine Sonderform, für die Analogien, wenn auch
keine genauen Gegenstücke, auf Kreta vorliegen; diese sind offenbar von den seit
dem FM. so beliebten prismatischen Petschaften abgeleitet1). Auch die Gemmen2)
stehen stark in minoischer Uberlieferung: für die Tier- und Menschendarstellungen
braucht das nicht besonders hervorgehoben zu werden, für das aus dem Gebrauch
des Radbohrers technisch erklärbare Ornament von Nr. 118 hat Evans II 218
Abb. 123 eine lehrreiche Analogie beigebracht. Im übrigen sollen alle diese Fragen
unten im Zusammenhang besprochen werden (Kap. 10 ff.). Nur auf zwei Dinge ist
hier schon aufmerksam zu machen: die fast ausschließliche Vorliebe für Jagd- und

Kriegsbilder auf diesen Kleinoden der
mykenischen Fürstinnen — die so ganz
im Gegensatz zum minoischen Brauche
steht — und die, im Vergleiche zu der
wunderbaren Feinheit der goldenen In-
siegel auffällige Minderwertigkeit der
figürlich verzierten Gemmen. Letztere
wird bestätigt, wenn man wenig jün-
gere, aber weit überlegene mykenische
Gemmen heranzieht, etwa die von Va-
phio oder von Mykenai selbst3). Frei-
lich findet sich auch darunter manches
Flüchtige, und es verdient betont zu
werden, daß die geschnittenen Steine
aus der knossischen Nekropole von
Mavro Spilio (BSA. XXVIII, Taf. 19) und der ostkretischen von Sphungaräs
(Evans I 672; Hall, Sphoungaras 68 ff. Abb. 40 ff.) allesamt weit unter der Höhe
der im Palast gefundenen bleiben. Offenbar gab es in der Glyptik auffal-
lend starke Qualitätsunterschiede zwischen gleichzeitigen Werken. Darum wäre
es wohl verfrüht, unsere Nr. 116, 117 etwa als Erstlingsarbeiten eines in der Ar-
golis noch nicht lange eingeführten Kunstzweiges aufzufassen — obwohl das den
Tatsachen entsprechen dürfte, denn es gibt auf dem Festlande kaum ältere
Gemmen.

Schieber und Gemmen wird man sich am ehesten an den Handgelenken der
Frauen getragen denken (oben S. 178). Armbänder sind spärlich vertreten:
außer den mit Drahtspiralen verzierten (oben S. 188), die übrigens sehr feine

*) Evans, Palace of Minos I 275 Abb. 204, besonders r, s. 377 Abb. 274, 672, 675 Abb. 495. II 766 Abb. 496 (nach
Tomb of the Double Axes 9 Abb. 14).

2) Zur Linsen- und Mandelform dieser Steine grundlegend Evans I 669 ff.

3) 'Ecp. öpx. 1889 Taf. 10; 1888 Taf. 10; Furtwängler, Ant. Gemmen I Taf. 2; Bossert Abb. 315 ff.

Abb. 88. Goldschieber Nr. 34
(nach Zeichnung von E. Gillieron d. J. 3 :1).
 
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