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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0219

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4. Schutzwaffen

211

I 308 Abb. 227. II 52 Abb. 25); er erscheint als Ornament auch auf einer ziemlich
frühen Kamaresschale von Knossos (ebda. I 241 Abb. 181. II 214 Abb. 120) und
in monumentaler Stilisierung auf Fresken des Palastes (III 301 ff. Abb. 196 ff.
Taf. 23. 343 ff. Abb. 228 Taf. 24). Erhalten ist von beiden Typen im Original
nichts1). Wir kennen sie nur aus Darstellungen, den „böotischen" auch von deko-
rativ verwendeten Miniaturnachbildungen wie der Schwertklinge 404, LXXXV
und den Henkelattaschen des Silbertrichters 481, CXXII und Abb. 35). Danach
hat Wolfgang Reichel scharfsinnig Gestalt und Material der mykenischen Schilde
erforscht (Homerische Waffen2 lff.). Dieses ist wohl im allgemeinen Leder ge-
wesen, auf den „böotischen" Schilden geben die unregelmäßigen Flecken die Mu-
sterung eines Rindsfells wieder (Dolch 394, Fresken von Knossos und Tiryns,
Vasenscherben, elfenbeinerne Nachbildungen); Turmschilde mit solchen Flecken
sind mir nicht bekannt. Natürlich mußte das Fell in einen Rahmen gespannt wer-
den, den wir aus gebogenem Holz oder aus Weidenruten zu denken haben, eher aus
ersterem, da die minoisch-mykenischen Schilde den Eindruck sehr fester, schwerer
Schutzwehren machen. Der Turmschild erscheint ziemlich stark gewölbt, so daß
der Krieger hinter ihm fast ganz verschwindet; Seiten und Unterkanten verlaufen
gerade (394), letztere bisweilen leicht geschweift (241, XXIV); oben erhebt sich
die Mitte in gefälliger Rundung so weit, daß sie den Kopf des Kriegers bis zum
Helm verdeckt, während er rechts und links über den niedrigeren Rand lugen
kann. Die Umrahmung des Schildes ist auf 241 klar zu erkennen2), am oberen Ab-
schluß ein doppeltes Profil, das auf den Photographien Taf. XXIV besser zu sehen
ist als auf den Zeichnungen bei Reichel 4 Abb. 11 und Evans I 691 Abb. 513. Auf
letzterer sind die bei Reichel angegebenen Punktreihen weggelassen, die Taf. XXIV
deutlich erkennen läßt. Es sind drei Reihen kleiner Buckel, die kaum bloß zum
Schmuck dienten, sondern die Köpfe der Nägel darstellen werden, mit denen eine
starke Mittelspreize im Innern des Schildes befestigt war. Auf unseren Abbildun-
gen ist sie nirgends zu sehen, obwohl auf der Dolchklinge 394 die Innenseite der
Schilde erscheint3); indessen war eine solche wagrechte Verstärkung des schwe-
ren, unhandlichen Geräts um so unentbehrlicher, als es sich bei der starken Wöl-
bung sonst leicht verbogen hätte. Zum Schildriemen s. unten S. 212 f.

Der „böotische" Typus sieht auf der ältesten Darstellung, dem Siegelab-
druck von Zakro (Evans I 308 Abb. 227) beinahe wie ein verdoppelter Rund-
schild aus, der durch eine breite Mittelspreize zusammengehalten wäre. Doch
liegt dies offenbar am Ungeschick des Gemmenschneiders. Auf allen besseren

*) 890, CXLVII galt seit Schuchhardt als Rest eines „böotischen" Schildes, bis Fr. Studniczka darin eine höl-
zerne Schüssel erkannte, Arch. Anz. 1921, 314. Vgl. oben S. 153.

') Ebenso auf der Gemme bei Reichel, a. a. O. 4 Abb. 12, wo die obere Umrißlinie kantig verläuft.

3) Auch nicht bei dem „böotischen" Schilde ganz links, während auf 605, CXXIX — CXXXI deutlich die
Spreizen angegeben sind. Auf 394 hat man sie offenbar wegen der Kleinheit der Figuren weggelassen (beste Wieder-
gaben jetzt bei Evans III 119ff. Abb. 70f.).
 
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