Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0257

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
8. Kupfernes und ehernes Geschirr

249

Eine Vorstellung von der Zahl der einzelnen Formen und, soweit dies möglich
ist (oben S. 65. 156), ihrer Verteilung auf die Gräber III, IV, V gibt folgende
Übersicht:

Form

III

IV

V





581

849.851.853





585-589



Dreihenkliger Kessel ....

173

577. 578

848



177-181





Zweihenkliger Kessel ....

171.174

576. 580

850.852





582-584



Krater.................

172

593 (?)



Dazu kommen noch einige Sonderformen:

5. 604a, CLXI. Großer, zweihenkligerKessel eigenartig kantiger
Form, die im ganzen ägäischen Kreise ohne Gegenstück bleibt und nordischem
Einfluß zugeschrieben werden muß1). Die konkav geschwungene obere Hälfte
stößt in scharfer Kante mit dem Kugelsegment der unteren zusammen. Die ganze
Profilierung ist dem minoisch-mykenischen Formgefühl geradezu entgegengesetzt:
hier einheitlich weicher Linienfluß, dort hart absetzender Knick. Auch die Herstel-
lung aus einem großen Kupferblech widerspricht den technischen Gepflogenhei-
ten, die wir an den übrigen großen Kupfergefäßen beobachtet haben. Dennoch
möchte ich hier nicht Import, sondern einheimische Nachbildung eines fremden
Vorbildes annehmen, schon weil der Mündungsrand, die Henkel und ihre Befesti-
gung ganz zu den anderen Kesseln passen. Bloß das Fischgrätenmuster oben auf
den Henkeln (unten S. 282 Abb. 124) ist wieder unmykenisch.

6. 579, CLXIII. Kleiner, dreifüßiger Kessel. Der flache Leib
trägt zwei wagrechte und einen senkrechten Stabhenkel. Diesem gegenüber ist
der steile, kaum merklich ausladende Rand zu einem ganz kurzen, breiten Ausguß
ausgebogen (vgl. S. 157 Abb. 76). Die Henkel und die drei einfach bandförmigen
Füße sind, wie die Henkel metallener Trinkgefäße, mit breitköpfigen Nägeln von
innen befestigt. Die Arbeit ist sauber und gut, der an den großen Hydrien und
Kesseln weit überlegen. Dies gilt auch für die beiden folgenden Gefäße.

7. 175/6, CLXIII. Zwei Pfannen, die eine steilwandig, mit der kurzen
(jetzt z. T. abgebrochenen) Tülle für einen Griff aus einem Stück gearbeitet

*) Dies ist auch die von Evans, Shaft Graves 29 vertretene Meinung. Er hält den Kessel für ein über die Adria
eingeführtes Werk, wie den Dolchstab Nr. 928, oben S. 198. Da indessen in so früher Zeit im übrigen Europa große
Metallgefäße bisher nicht bezeugt sind, kann man doch wohl nur Beeinflussung des mykenischen Handwerks durch
ausländische Formen annehmen, die wir in Ton kennen. Vgl. Schuchhardt, Alteuropa2 142 Abb. 71; Hoernes-Menghin,
Urgesch. d. Kunst3 275 Abb. 2.
 
Annotationen