Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0318

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
310

III. Ergebnisse

der auf S. 34 Abb. 13 vereinigten Stücke. So hatte sich in Mykenai schon irn
XVI. Jahrhundert eine selbständige Relieftechnik herausgebildet, die wohl nur
deshalb keine weitere Entwicklung fand, weil seit dem XV. die festländische Kul-
tur und Kunst immer stärker von der minoischen beherrscht wurden. Immerhin
sind diese Grabstelen in ihrer schlichten Klarheit keine ganz unwürdigen Vor-
läufer des Reliefs am Löwentore.

Unter den Goldarbeiten betrachten wir am besten zunächst die nur
fürs Grab, also sicher in Mykenai selbst gefertigten. Die verwendeten Goldbleche
sind von verschiedener Stärke und Legierung: neben recht haltbaren, wie Taf.
XIII f. XXVI—XXIX oder den Goldmasken und Brustblechen Taf. XLVII ff.,
kommt ganz dünnes Flittergold vor (z. B. Taf. XXV. XXXV. XLIV). Ebenso stark
ist der Unterschied zwischen dem reinen Golde der meisten Stücke und den durch
Zusatz von Kupfer oder Silber rötlich oder hellgelb verfärbten, wie 29—31,
XXVII. 37, XVII. In diese Goldbleche sind die Muster meist aus Formen einge-
preßt, die aus Holz oder Stein bestehen mochten, bei geringen Stücken auch wohl
aus freier Hand hergestellt. Die Masken (Taf. XLVIII—LH) sind ebenfalls fast
alle frei getrieben. Einzelheiten, vor allem Punkte, wurden mit Punzen eingedrückt,
Striche graviert. Die Verbindung mehrerer Stücke geschah in der einfachstenWeise
durch Umbiegen der Bleche, häufig auf einer Unterlage von Bronzedraht oder
Holz (Taf. XV. XVII. 23/4, XXI. XXII. XXXIV. XXXV. 264, XL), durch feine
Golddrähte oder Fäden (Taf. XI f. XV. XXV), durch Nägel und Stifte aus Gold
oder Bronze (Taf. XI f. XVI f. XIX. XLI. XL VI). Es ist eine primitive Technik,
wie sie überall und zu jeder Zeit entstehen konnte.

Bei solideren, für den Gebrauch der Lebenden bestimmten Stücken wird die
Form durch Treibarbeit aus freier Hand ersetzt (Taf. XIII f. XIX. XLI. 27/8,
XXVII), feine Gravierung tritt auf (308/9, XVIII. 293, XLV), vor allem an den
vortrefflich gearbeiteten Knöpfen (Taf. LIX—LXVI, zur Konstruktion der
Muster mit dem Zirkel oben S.265ff.). Hier trug eine beinerne Unterlage das Gold-
blech. Fremdartig wirken in der Masse unserer Schmucksachen die aus Draht zu-
sammengeschweißten und geschmiedeten auf Taf. XX f., sowie das Stirnband 236
bis 239, XXXIX mit seinen Kettchen und aus winzigen Punkten bestehenden Or-
namenten. Jene weisen nach Norden oder Nordosten, diese nach den Kykladen
und dem frühminoischen Kreta (oben S. 264). Dort stand schon seit dem Ende des
III. Jahrtausends die Goldschmiedekunst auch technisch in hoher Blüte1); kein
Wunder, daß sie sehr stark auf die mykenische eingewirkt hat. An technischen Ein-
flüssen sind hier die Herstellung durchbrochener Schmuckstücke mit aufgeschweiß-
ten Körnern zu verzeichnen (61, XX vgl. 69, XXXII), massive Figuren wie 245,
XVIII. 275, XXXII), das Schweißen von Golddraht an Goldblech (274, XXXII),

*) Zu älteren Funden ist jüngst ein prachtvoller, granulierter Anhänger aus Chrysolakkos bei Malia gekommen,
Arch. Anz. 1931, 299 f.; P. Demargne, BCH. 54, 1930 Taf. XIX. Vgl. R. Seager, Explor. in Mochlos 26 ff. Abb. 8 ff.;
St. Xanthoudides, Vaulted Tombs of Mesara Taf. 4. 15. 57; Bossert Abb. 184 ff.
 
Annotationen