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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0030
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I. B.-A. Ochsenfurt.


Beschreibung. Einschiffiger Bau mit eingezogenem Ghor und älterer,
dreischifhger Westempore aus der Übergangszeit vom romanischen zum gotischen
Stil, um 1250—1270. Turm südlich, Sakristei nördlich vom Chor. (Grundriß,
Schnitte und Details Fig. 2—15.)
Der Chor umfaßt zwei Joche und Schluß in fünf Achtecksseiten. Rippen-
gewölbe mit einfacher Netzfiguration; im Gewölbescheitel eingemauerter scheiben-
förmiger Stein mit dem Wappen des Fürstbischofs Julius. Die Rippen ruhen auf
Konsolen, denen Schilde vorgelegt sind. Langhaus mit fünf Fensterachsen ohne
die Westempore, die als gesonderter Bauteil zu betrachten ist. Spiegeldecke.
Der interessanteste Bauteil ist die dreischiffige, unter- und überwölbte West-
empöre, zwei Joche tief. (Grundriß und Schnitt Fig. 2, Ansicht Fig. g, Details
Fig. 4—11.) Unterwölbung mit Kreuzrippengewölben. Viereckige Pfeiler mit recht-
eckigen Vorlagen und eingebundenen Ecksäulen trennen die Schiffe. Den Mittel-
pfeilern entsprechen an den Wänden analog gebildete Wandpfeiler. Die Pfeilerbasen
liegen unter dem Pflaster, nur bei den Ecksäulen sind sie sichtbar: Ringwulste
auf Platten mit abgeschweiften Ecken. Die Pfeiler haben profilierte Kämpfergesimse;
die Kapitelle der Ecksäulen sind als gedrungene Laubwerk- und Knospenkapitelle
gebildet, einzelne von großer Schönheit (vgl. Fig. 5). Spitzbogige Gurt und Scheid-
bogen. Die beiden östlichsten Gurtbogen in den Seitenschiffen ruhen an den Wand-
seiten auf schweren Profilkonsolen. Doppeltgekehlte Rippen und ringförmige Schluß-
steine, teilweise mit Scheiben belegt. (Details Fig. 4.)
Auf der Empore werden die drei Schiffe durch sehr schlanke Bündelpfeiler
getrennt. Je acht Runddienste lagern sich um den kreisrunden Kern (Fig. 6).
Den Bündelpfeilern entsprechen die Wandpfeiler. Basen mit Wulst und Kehle.
Schmale, teilweise reich verzierte Kapitelle, und zwar zeigen die Dienste der Qurten
und Scheidbogen vorwiegend Tiermotive: Löwe, Affe, Pelikan (?); einmal die Figur
eines kauernden Mannes. Die Rippendienste haben prächtiges naturalistisches Laub-
werk — mit Vorliebe Blätter heimischer Ranunkelarten. (Ansichten Fig. 7—11.)
Rippenkreuzgewölbe mit Birnstabrippen; Gurt- und Scheidbogen analog als Kom-
bination zweier Birnstäbe gebildet. (Vgl. Fig. 6.) In den Gewölb- und Bogenscheiteln
Schlußsteine mit reichem, plastischem Schmuck, z. B. Rose, Efeu, eine Hand mit
Weinranke, Lamm Gottes, Pelikan, Jonas vom Fisch verschlungen, Adler u. a. (Vgl.
Fig. 6.) Von den Offnungsbogen gegen das Langhaus ist nur der mittlere, schwach
spitzbogige ursprünglich, die seitlichen, die nach den vorhandenen Ansatzspuren
ursprünglich niedriger waren, in der jetzigen Form von 1615. Brüstungen in den
Seitenschiffen mit nachgotischem Maßwerk, die im Mittelschiff wohl im 19. Jahr-
hundert verändert.
In die südwestliche Ecke der Emporenanlage ist eine viereckige Wendeltreppe,
wohl um 161g, eingebaut; die Ansätze der herausgeschlagenen alten Gewölbe er-
halten. Den Zugang zu dieser Treppe vermittelt eine in der Westmauer ein-
gebrochene rundbogige Tür.
Fenster im Langhaus spitzbogig mit gotisierendem Maßwerk. An der Fm-
porenanlage schmale, zweiteilige Spitzbogenfenster auf allen drei Seiten. Im Unter-
geschoß einfach; im Obergeschoß langgestreckt, mit Vierpaßmaßwerk. (Vgl. Fig. 6.)
In der Mitte der Westseite großes Radfenster mit schönem Maßwerk. Auf dem
Mittelknopf Relief eines Pelikans. Die obere Leibungskehle dieses Fensters nach
außen mit. sehr schön stilisiertem Weinlaub dekoriert. (Fig. 12.)
 
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